Schlacht bey Wagram.[]
Die beyden Anführer der streitenden Armeen hatten ganz entgegengesetzte Plane. Der Kaiser Napoleon wollte, wie in der Schlacht bey Eßlingen, das feindliche Centrum durchbrechen, deswegen zog er einen großen Theil seiner Truppen zusammen, und machte den Angriff auf Wagram; dagegen suchte der Erzherzog Karl seine Flügel zu verstärken, um den Franzosen entweder bey Neusiedel oder Aspern in die Flanke zu kommen. Auch war es ihm schon gelungen, die französischen Linien zu überflügeln und zu umzingeln; allein der Kaiser Napoleon, welcher dieses bemerkte, ließ sogleich den Herzog von Auerstädt auf Neusiedel marschiren, um dem General Rosenberg selbst in die Flanke zu kommen, und dem General Macdonald gab er Befehl, die Oesterreicher bey Aspern zurückzuhalten, er aber rückte mit gehäuften Kräften gegen das feindliche Centrum vor, welches geschwächt war, und also bey seinem Rückzuge auch die Flügel mit sich fortriß. Durch diese retrograde Bewegungen gelang es endlich dem Herzog von Auerstädt, Wagram hinwegzunehmen, wodurch die österreichische Linie ihren Hauptstützpunkt im Centrum verlohr. Nun wurde nicht mehr in großen Massen geschlagen, sondern theilweise gefochten, und das Schlachtfeld mit Todten und Verwundeten angefüllt. Gegen Abend stund die französische Armee mit ihrem linken Flügel bey Jetelsee, mit dem Centrum bey Ebersdorf, und mit dem rechten Flügel bey Schintrichen. Am 7ten nahm sie ihre Stellung zwischen Kronenburg und Wolkersdorf. Ihre Vorposten streiften bis Nikolsburg und Znaim.
So endigte sich die Schlacht bey Wagram, wo drey- bis viermal hundert tausend Mann mit zwölf bis fünfzehn tausend Feuerschlünden drey Tage hinter einander um Ehre, um Land und große Interessen mit allem Aufwande militärischer Kenntnisse und Tapferkeit gegen einander gefochten haben. Daß der Verlust an Todten und Verwundeten beyderseits außerordentlich war, ergiebt sich aus der Geschichte selbst. Am 12ten July wurde daher auch folgender Waffenstillstand zu Znaim angeschlossen.
Sieben und zwanzigstes Bülletin der kaiserl. königl. Französischen Armee.[]
Znaym den 12. July.
Am 10. schlug der Herzog von Rivoli vor Hollabrunn den feindlichen Nachtrab. An demselben Tage Mittags, ward der Herzog von Ragusa, der auf den Höhen von Znaym angekommen war, das Gepäck und die Artillerie des Feindes gewahr, welche nach Böhmen ihren Weg nahmen. Der General Bellegarde schrieb ihm, der Fürst Johann v. Lichtenstein werde sich mit einem Auftrage seines Herrn zum Kaiser begeben, um über den Frieden zu unterhandeln, und bat dem zufolge um einen Waffenstillstand. Der Herzog von Ragusa antwortete: Es stünde nicht in seiner Macht, diesem Begehren zu willfahren; er werde aber den Kaiser davon in Kenntniß setzen. Indessen griff er den Feind an, vertrieb ihn aus einer schönen Stellung, machte Gefangenen, und nahm ihm zwey Fahnen.
An dem nämlichen Tage des Morgens war der Herzog von Auerstädt über die Taya, Nikolsburg gegenüber, gegangen, und der General Grouchy hatte den Nachtrab des Fürsten von Rosenberg geschlagen, und von dem Regimente des Erzherzogs Carl 450 Gefangenen gemacht.
Am 11. Mittags langte der Kaiser Znaym gegenüber an. Das Treffen hatte angefangen; der Herzog von Ragusa war über die Stadt hinausgegangen, und der Herzog von Rivoli hatte sich der Brücke bemächtigt, und die Tabacks-Fabrik besetzt. In den verschiedenen Gefechten dieses Tages hatte man dem Feinde 2 Fahnen und 3 Canonen abgenommen. Der Brigade-General Bruyeres, ein hoffnungsvoller Officier, ward verwundet. Der Brigade-General Guiton machte mit dem 10. Cürassier-Regimente einen schönen Angriff.
Als der Kaiser die Nachricht erhielt, daß der Fürst Johann v. Lichtenstein, der an Ihn gesandt war, unsere Vorposten betreten hatte, ließ Er zu feuern aufhören.
Der Waffenstillstand wurde um Mitternacht bey dem Fürsten von Neuchatel unterzeichnet. Der Fürst v. Lichtenstein wurde dem Kaiser in seinem Zelte des Morgens um 2 Uhr vorgestellt.
(Dem Bülletin war der bereits mitgetheilte Waffenstillstand beygefügt.)
Wackere österreichische Krieger.[]
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Der Tambour Wied.
In der Schlacht bey Znaim am 11. Julius 1809 schickte der Major Karg von ebendemselben Regimente gegen den ihm gegenüberstehenden Feind Plänkler vor, um ihn zu beunruhigen. Der Tambour Wied, ein vierzehnjähriger Knabe, both sich freywillig an, sie zu begleiten, und folgte ihnen unerschrocken nach. Durch sein ununterbrochenes mannigfaltiges Spiel munterte er nicht nur die Plänkler auf, sondern täuschte auch die Feinde, welche ihre Gegner viel zahlreicher vermutheten. Seine Trommel wurde ihm durch eine kleine Kugel zerschossen; er warf sie weg, und erspähet einen feindlichen Tambour, der ihm an Alter und Größe weit überlegen war, geht auf ihn los, entreißt ihm seine Trommel, kommt zu den Seinigen zurück, und fährt dann ruhig wieder fort, durch sein Spiel die Plänkler zum Angriffe aufzumuntern, welche auch ihren Posten behaupteten.
Quellen.[]
- ↑ Europäische Staats-Relationen. Von Nik. Vogt. Frankfurt am Main in der Andreäischen Buchhandlung 1809
- ↑ Wiener-Zeitung. Verlegt von den v. Ghelenschen Erben. Nro. 95. (1809)
- ↑ Vaterländischer Jugendfreund. Ein belehrendes und unterhaltendes Lesebuch zur Veredlung des Herzens, Beförderung der Vaterlandsliebe und gemeinnütziger Kenntnisse für die Jugend des österreichischen Kaiserstaates, von Leopold Chimani. Fünfter Theil. Wien, 1814. Im Verlage bey Anton Doll.