Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Tagsberichte über die neuesten Kriegsereignisse.[]

[1]

Die ungarischen Insurrektions-Truppen, deren größere Hälfte aus den Distrikten dieß- und jenseits der Theis noch gar nicht, jene von dem linken Donauufer nur zum Theil eingetroffen waren, hatten eine Beobachtungsstellung hinter der Raab unweit der Stadt dieses Namens bey Szabad-Hegy bezogen, der rechte Flügel war an der Raab gelehnt; die Höhen von Kys-Megyer, welche einen ausspringenden Winkel vor der Fronte bildeten, waren mit Geschütz und der Mayerhof daselbst mit Infanterie besetzt; auf dem linken Flügel stand die sämmtliche aus neu errichteten Husaren-Regimentern bestehende Kavallerie. Da der Feind schon mehrere Tage vorher die Vorposten beunruhiget und die obere Raab mit Detaschements übersetzt hatte, eilte des Erzherzogs Johann Kaiserl. Hoheit mit einem Theile des unter seinen Befehlen stehenden Armee-Korps seinem Herrn Bruder dem Erzherzog Palatinus über Papa zu Hülfe, und hatte sich bereits mit demselben am 12ten dieses bey Raab vereinigt. Am 13ten war die feindliche Avantgarde in das Weingebirge von Csanak vorgedrungen und am 14ten beschloß der Erzherzog Palatinus sie von da zu delogiren, und sich von der Stärke seines Gegners zu überzeugen.

Allein der Feind kam diesem Angriff zuvor, warf mit Tages Anbruch die Vorposten zurück, und der Vicekönig von Italien, welcher durch das Korps des Marschall Davoust verstärkt war, deployirte sogleich mit 30,000 Mann über Csanak, Kis-Barat gegen Puszta Taplan.

Aus dieser Stellung griff der Feind um 1 Uhr Mittags auf der ganzen Linie an, und suchte mit aller Heftigkeit das Centrum zu durchbrechen. Kolonnen von Infanterie stürmten, und wurden zurückgeworfen.

Unsere Infanterie war in 2 Treffen aufgestellt und rückte in Massen vor. Alle Angriffe des Feindes scheiterten, bis es ihm endlich gelang, den Mayershof und die Kapelle von Kys-Megyer zu nehmen. Von diesem Augenblicke wurde die Schlacht allgemein, und die Höhen von Szabad-Hegy waren der Schauplatz, auf welchem unsere Infanterie dem Feinde jeden fernern Schritt verwehrte. Unter dem heftigsten Kanonenfeuer wurden die Angriffe stets erneuert und abgeschlagen. Zu gleicher Zeit manövrirte der Feind gegen beyde Flügel, und während das Zentrum noch in vollen Besitze seiner Stellung war, wurden solche zum Weichen gebracht. Dieses veranlaßte den Rückzug, welcher um 5 Uhr Nachmittags über St. Ivan in der Richtung gegen Acs unternommen wurde. Die F. M. L. Mecsery und Frimont deckten denselben gegen die Verfolgung des Feindes, der ihn nicht weiter als bis Gönyö fortsetzte, wo die Nacht dem Gefechte ein Ende machte. Den folgenden Tag zog sich der Erzherzog Palatinus auf Komorn, da die großen Ebenen von Acs keine vortheilhafte Stellung gewähren. Unserer Seits wird der Verlust zwischen 1500 bis 2000 Mann an Todten und Blessirten betragen, jener des Feindes muß diese Zahl weit übersteigen, weil er stets dem heftigsten Kartätschenfeuer ausgesetzt war.


Wien Museum



Neunzehntes Bülletin der kaiserl. königl. Französischen Armee.[]

[2]

Wien, den 16. Juny 1809.

Der Jahrstag der Schlacht von Marengo wurde gefeyert durch den Sieg von Raab, welchen der rechte Flügel der vom Vicekönig befehligten Armee über die vereinigten Corps der Erzherzoge Johann und Palatinus erfocht. Seit der Schlacht an der Piave verfolgte der Vicekönig den Erzherzog Johann mit dem Degen in den Rippen. Die Oesterreichische Armee hoffte, an den Quellen der Raab zwischen St. Gotthard und Körmend zu kantonniren.

Am 5. Juny brach der Vicekönig von Neustadt auf, und verlegte sein Hauptquartier nach Oedenburg in Ungarn.

Am 7. setzte er seine Bewegung fort, und kam zu Günz an. General Lauriston stieß mit seinem Beobachtungs-Corps auf dem linken Flügel zu ihm.

Am 8. erzwang General Montbrün mit seiner Division leichter Reiterey den Uebergang über die Raabnitz, nahe bey Sovenyhaga, schlug 300 Reiter der Ungarischen Insurrection, und warf sie nach Raab zurück.

Am 9. marschirte der Vicekönig nach Sarvar. Die Kavallerie der Generals Grouchy traf den feindlichen Nachtrab zu Vasvar, und machte einige Gefangene.

Am 10. kam der General Macdonald von Grätz zu Körmend an.

Am 11. traf der Divisions-General Grenier zu Karako eine Colonne feindlicher Plänkler, welche die Brücke vertheidigten. Er griff sie an, und ging über den Fluß mit Gewalt. Der General Debroc machte mit dem 9. Hussaren-Regimente einen schönen Angriff auf ein Bataillon von 400 Mann, wovon 300 in Gefangenschaft geriethen.

Am 12. brach der Feind über die Brücke von Merse nach Papa vor. Der Vicekönig erblickte von einer Anhöhe die ganze feindliche Armee in Schlachtordnung. Der Divisions-General Montbrün, General der Reiterey und ein Officier, der grosse Erwartungen erregt, rückte in die Ebene, griff die feindliche Reiterey an, und warf sie, nachdem er mehrere genaue und kräftige Bewegungen gemacht hatte. Der Feind hatte schon seinen Rückzug angefangen. Der Vicekönig blieb die Nacht über in Papa.

Am 13. um 5 Uhr Morgens, setzte sich die Armee in Marsch, um sich nach Raab zu begeben. Unsere Reiterey und die Oesterreichische zeigten sich bey dem Dorfe Szanak. Der Feind ward geworfen, und verlohr 400 Gefangene. Nachdem der Erzherzog Johann nahe bey Raab seine Vereinigung mit dem Erzherzoge Palatin bewerkstelligt hatte, faßte er auf schönen Anhöhen Platz; der rechte Flügel stützte sich an die befestigte Stadt Raab, und der linke deckte den Weg nach Comorn, einen ebenfalls festen Platz in Ungarn.

Am 14. um 11 Uhr Morgens stellte der Vicekönig seine Armee in Schlachtordnung, und griff mit 35,000 Mann 50,000 an. Die Kampflust unserer Truppen ist noch durch den denkwürdigen Sieg erhöht, welcher diesen Tag verewigte. Alle Soldaten stossen beym Anblick der feindlichen Armee, welche in drey Linien aufmarschirt war, ein Freudengeschrey aus. Sie bestand aus 20 bis 25,000 Mann, den Ueberbleibseln jener, prächtigen Italiänischen Armee, die sich vor kurzem Herr von ganz Italien glaubte; aus 10,000 Mann, welche General Haddick anführte, und die aus den Reserven der Ungarischen Festungen zusammengezogen waren; aus 5 bis 6000 Mann, bestehend aus den vereinigten Trümmern des Jellachischen Corps, und andern Colonnen von Tyrol, die durch die Bergschluchten von Kärnthen den Bewegungen der Armee entwicht waren, und endlich aus 12 bis 15000 Mann Reiterey und Fußvolk der ungarischen Insurrection. Der Vicekönig stellte seine Armee auf: die Reiterey des Generals Montbrün, die Brigade des Generals Colbert, und die Reiterey des Generals Grouchy auf seinem rechten Flügel; den General Grenier, mit einem Corps, in zwey Echelons getheilt, vorne in der Mitte, so daß die Division des Generals Seras das Echelon zur Rechten bildete; eine Italienische Division unter General Baraquay d'Hillier, machte das dritte Echelon, und die Division des Generals Puthod stand in Reserve. Der General Lauriston bildete mit seinem durch den General Sahuc unterstützten Beobachtungs-Corps den äussersten linken Flügel, und beobachtete die Festung Raab. Um 2 Uhr Nachmittags ward das kleine Gewehrfeuer lebhaft; die erste Linie hielt aber einen Augenblick den Ungestüm unsers ersten Echelons aus, bis dieses sogleich verstärkt ward, und auch diese Linie warf. Nun zeigte sich die feindliche Reserve. Der Vicekönig, welcher allen Bewegungen des Feindes folgte, marschirte seiner Seite mit seiner Reserve. Die schöne Stellung der Oesterreicher ward genommen, und um 4 Uhr Nachmittags war der Sieg entschieden. Der völlig in die Flucht geschlagene Feind würde sich schwerlich wieder gesammelt haben, hätte sich nicht ein Bergpaß den Bewegungen unserer Reiterey widersetzt. Dreytausend Gefangene, 6 Canonen und 4 Fahnen sind die Trophäen dieses Tages. Der Feind ließ 3000 Todte, worunter man 1 General-Major fand, auf dem Schlachtfelde. Unser Verlust beträgt an Todten und Verwundeten 900 Mann. Unter den erstern befinden sich der Oberste Thierry, vom 23. leichten Infanterie-Regiment, und unter den letztern der Brigade-General Valentin, und der Oberste Espert. Der Vicekönig erwähnt besonders der General Grenier, Montbrün, Seras und Danthouars. Die Italienische Division Sevaroly hat viele Pünktlichkeit und Kaltblütigkeit gezeigt. Mehreren Generalen wurden ihre Pferde getödtet, 4 Adjutanten des Vicekönigs wurden leicht verwundet. Der Vicekönig befand sich beständig im hitzigsten Handgemenge. Die vom General Sorbier geleitete Artillerie hat ihren Ruhm behauptet. Das Schlachtfeld von Raab war seit langer Zeit vom Feinde recognoscirt, denn er hatte lange vorher angekündigt, daß er sich in dieser schönen Stellung behaupten würde.

Am 15. wurde er auf der Straffe von Komorn und Pest lebhaft verfolgt. Die Einwohner des Landes sind ruhig, und nehmen gar keinen Antheil an dem Kriege. Die Proclamation des Kaisers hat Bewegung in die Gemüther gebracht; man weiß, daß die Ungarische Nation beständig ihre Unabhängigkeit wünschte. Der Theil der Insurrection, welcher sich bey der Armee befindet, war schon beym letzten Landtage ausgehoben. Er ist unter den Waffen, und gehorcht.


Tapferer Angriff des Insurrections-Rittmeisters v. Olgyay mit 50 Mann Insurgenten auf 400 Franzosen bey Takásci.

Tapferer Angriff des Insurrections-Rittmeisters v. Olgyay mit 50 Mann Insurgenten auf 400 Franzosen bey Takásci.

Züge von Heldenmuth.[]

[3]

(Aus dem letzten Kriege.)

Der Trompeter Joseph Schesolka von Ott Hussaren bemerkte am 14. Juny in der Schlacht bey Raab, daß der Oberlieutenant Miklosy von zwey französischen Grenadiers à Cheval im Rücken angegriffen wurde, und wahrscheinlich verloren war. Mit Blitzes schnelle schwenkte er die Trompete um, zog den Säbel, warf sich auf die feindlichen Grenadiers, hieb beyde zusammen, und rettete so seinen Offizier. Er erhielt zur Belohnung die goldene Ehren-Medaille.


Tapfere österreichische Krieger.[]

[4]

Der Corporal Stephan Barath.

Am 14. Junius 1809 wurde der Escadrons-Commandant vom Veßprimer-Insurrections-Cavallerie-Regiment, Graf Carl v. Zichy, bey Raab von seiner Escadron im Gefechte getrennt, und vom Feinde umrungen. Der Corporal Stephan Barath konnte seinen geliebten Commandanten nicht dem Tode oder der Gefangenschaft preis gegeben sehen. Er hieb unter die Feinde ein, machte eine Oeffnung, und schaffte dadurch dem Escadrons-Commandanten Gelegenheit, mittelst eines Sprunges über einen großen Graben, sich aus der Gefahr zu retten. Die silberne Tapferkeits-Medaille ward dem wackern Corporal zum Lohne.

Der Gemeine Stephan Fodor.

An eben diesem Tage sah der Gemeine Stephan Fodor, als erstgenanntes Regiment in ein sehr hitziges Gefecht verwickelt war einen seiner Kameraden von den Feinden in die Gefangenschaft fortschleppen. Mit seltener Tapferkeit, ohne die Zahl der Feinde zu achten, fiel er über sie her, und entriß ihnen den Gefangenen. Aber in demselben Augenblicke sammelten sich die feindlichen Jäger zu Pferd, drückten ihre Gewehre auf ihn los, daß dreyzehn Kugeln ihn trafen, und sein Pferd todt niederstürzte. Dann fielen die Feinde über ihn her, versetzten ihm noch eilf Säbelhiebe und nahmen ihn mit diesen vier und zwanzig Wunden gefangen. Nach dem Frieden kam er dann als Krüppel, in seine Heimath zurück, und weiset seine Narben zum Beweise, daß er mit Aufopferung seines Lebens und Blutes für das Vaterland gefochten und einen Kameraden gerettet hat.

Der Gemeine Joseph Rado.

In dem Gefechte bey Takatschi in Ungarn am 18. Junius 1809 stürzte der Rittmeister Olgyai vom Pressburger-Insurrections-Cavallerie-Regiment, durch einen feindlichen Offizier verwundet, mit dem Pferde. Eben führte der Feind einen tödtlichen Hieb auf ihn, als der Gemeine Joseph Rado, der die Gefahr des Rittmeisters sah, herbey sprengte, sich mit der Pistole in der Hand auf den feindlichen Officier stürzte, dieselbe losdrückte, und da sie ihm versagte, mit seltener Geistesgegenwart sie ihm so gewaltig auf den Kopf warf, daß er vom Pferde fiel, wodurch der Rittmeister Olgyai Zeit gewann, sich zu retten.


Quellen.[]

  1. Interessante Beyträge zu einer Geschichte der Ereignisse in Tyrol vom 10. April 1809 bis zum 20. Februar 1810. Gesammelt und herausgegeben zur unterhaltenden Vergleichung mit andern Nachrichten, Zeitungen und französischen Armee-Tags-Berichten -- nebst kurzen Anmerkungen. 1810.
  2. Wiener-Zeitung. Verlegt von den v. Ghelenschen Erben. Nro. 71. (1809)
  3. Neue militärische Zeitschrift. Wien 1811. Gedruckt bey Anton Strauß.
  4. Der Freund des Vaterlandes. Ein Lese- und Unterhaltungsbuch f:ur die Jugend des österreichischen Kaiserstaates. Von Leopold Chimani. Wien, 1814. Im Verlage bey Anton Doll.


Karten.[]

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