Der Fürst Kutusow schlägt die Franzosen bey Malojaroslawitz.[]
Der vier und zwanzigste November 1812. [1]
Napoleon schlug nach seinem Abzug von Moskau die alte Strasse von Kaluga ein, um schneller über den Dnieper retiriren und einen Seitenweg gewinnen zu können, auf dem noch nicht alles aufgezehrt war. Aber auf einmal stund Kutusow mit seiner ganzen Armee vor ihm. Nur das sechste von russischer und das vierte Armeekorps von französischer Seite kamen zum Schlagen und durch diesen Angriff giengen Napoleons strategische Plane zu Grunde. Er glaubte die Russen aus dem Weg manövrirt und den nächsten Weg eingeschlagen zu haben, um in die Winterquartiere zu kommen, aber statt dessen mußte er sich flüchtig zurück ziehen und konnte nur auf der großen Heerstrasse, gleichsam in einer durch Sengen, Brennen, Rauben und Plündern der Seinigen selbst bereiteten Wüste, bleiben. Das nächste französische Magazin war zu Smolensk, fünfzig deutsche Meilen von Malojaroslawitz, und so sollte die Armee ohne Lebensmittel und Fourage, von rastlos verfolgenden Feinden umgeben, sich zurückziehen. Auf dies hatte man nicht gerechnet und gieng dem Untergang entgegen. Die Soldaten plünderten und verheerten rechts und links der großen Landstrasse. Die Pferde fielen zu Tausenden, so daß man Bagage- und Munitionswagen täglich verbrennen mußte, weil sie nicht fortzubringen waren. Tausende von Marodeurs wurden erschlagen, von Kosacken verfolgt. Hunderttausende nährten sich bloß von Pferdefleisch und andere Tausende starben den Hungertod. So steig das Elend mit jedem Tage höher.
Officielle Nachrichten von den Armeen.[]
Am 11ten Oktober hat der General von der Infanterie, Miloradowitsch, berichtet, daß der Generaladjutant Baron Korf, noch ehe er bis Woronowo kam, von dem Generalmajor Karpow den Rapport erhalten hat, daß zugleich mit Anbruch des Tages bemerkt worden, daß die feindlichen Posten Woronowo verlassen und sich retirirt haben. Dieses Kirchdorf wurde sogleich von den Kosacken besetzt. Einige unsrer Offiziere vom Quartiermeisterwesen und Detaschements Kosacken sind abgefertigt, um den Feind zu entdecken.
Der Feind, welcher Moskwa verlassen hat, in der Absicht, sich durch unsere fruchtbaren Provinzen zurückzuziehen, hat sich mit seiner ganzen Macht auf der neuen kalugaschen Straße auf Borowsk gezogen. Bei allen seinen verschmizten und ihm eigenthümlichen Bewegungen ist man dennoch seiner Absicht zuvorgekommen, und in der Nacht vom 11ten auf den 12ten hat der General von der Infanterie, Doktorow, indem er sich mit seinem Korps Klein-Jaroslawez näherte, einen Theil der feindlichen Macht in demselben gefunden. Um 5 Uhr Morgens begann das Gefecht, welches in der Folge bei dem Anrücken aller unsrer Truppen zu einer ziemlich ansehnlichen Schlacht wurde, die bis um 11 Uhr in der Nacht dauerte. Der Gegenstand der Schlacht war die Stadt, welche achtmal von unsern Truppen besetzt und eben so vielmal dem heftigen Andringen des Feindes überlassen wurde; bei dem letzten Angriff von unsern Scharfschützen verblieb sie in unserm Besitz. Die Lage von Klein-Jaroslawez ward so befunden, daß die feindlichen, von den unsrigen aus demselben vertriebenen Truppen stets Unterstützung durch die Anhöhen des rechten Ufers des Lushaflusses erhalten, und deswegen entschloß sich der Oberbefehlshaber, gegen 1 Uhr nach Mitternacht die Stadt, die von allen Seiten von der Kanonade im Feuer stand, zu verlassen, und die Anhöhen 2½ Werst von der Stadt zu besetzen, wo die russische Armee, bereit zur Schlacht, den Feind erwartete. Dieser verblieb mit seiner Hauptmacht auf dem linken Ufer des Lusha-Flusses; aber an demselben Tage des Abends erhielt man die Nachricht, daß sich Truppen von demselben, aus Infanterie und Kavallerie bestehend, auf der Straße nach Medyn gezeigt hätten; und obgleich die Vordertruppen von dem Kosacken-Obersten Ilowaiskji 9 geschlagen wurden, so mußte man sich doch, da die Absicht des Feindes, auf Kaluga zu gehen, bemerkt wurde, mehr der Straße nähern, die über Medyn nach dieser Stadt führt, und dadurch dieselbe decken. Dieserwegen gieng am 14ten um 5 Uhr des Morgens die Armee auf die sehr vortheilhaften Anhöhen bei dem Dorfe Gontscharowa, wo noch vor ihrer Ankunft der Anfang mit den nöthigen Befestigungen zur Verstärkung der schwachen Stellen gemacht worden war.
Quellen.[]
- ↑ Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
- ↑ Rigasche Zeitung. Nr. 89. Freitag, den 1sten November, 1812. St. Petersburg, den 25. Oktober.