Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Bericht des Kronprinzen von Würtemberg an den Fürsten von Schwarzenberg.[]

La Gibrie den 1. Februar.
In Gemäßheit des erhaltenen Befehls um 12 Uhr von Erlance aufzubrechen, und mich mit dem vierten Armeecorps gegen Chaumenil zu wenden, um mich daselbst mit dem General der Kavallerie Grafen von Wrede, zu vereinigen, habe ich den Wald rechts von Erlance, welchen der Feind mit einigen Bataillons besetzt hielt, durch das Jägerregiment No. 9 König und das leichte Infanterieregiment No. 10 unter Anführung des Generals Stockmaier angreifen lassen. Dieser General führte den Angriff so schnell und entschlossen aus, daß er sich in weniger als einer halben Stunde den Weg durch den Wald bahnte und den Feind, welcher die Waldhöhe links von Erlance stark besetzt hielt, zwang, sich eiligst nach la Gibrie zurück zu ziehen. Der Feind hatte dieses Dorf und die Höhe vor demselben mit mehrern Regimentern Infanterie und Kavallerie besetzt. Der grundlose Weg gestattete nicht, das Geschütz schneller vorzubringen. Ich ließ demungeachtet das Kavallerieregiment No. 2 Herzog Louis mit Unterstützung von zwei leichten Bataillonen auf die gegenüber liegende Höhe vorrücken. Die feindliche Kavallerie verschwand plötzlich, und der Oberst von Gaisberg griff sogleich die aus dem Walde im Rückzug begriffene Infanterie an und nahm 30 Mann gefangen, konnte sie aber nicht weiter verfolgen, da sie dem Dorfe schon so nahe war. Ich ließ nun das Dorf la Gibrie durch den General Stockmaier angreifen, welchem das Regiment No. 2 Herzog Wilhelm zur Unterstützung nachrückte. Die äußerst vortheilhafte Lage dieses Dorfes machte es dem Feinde möglich, einen hartnäckigen Widerstand zu leisten, aber die Begeisterung und Tapferkeit, mit welcher die Truppen fochten, überwanden alle Hindernisse, und dieser wichtige Punkt, der die Verbindung zwischen der Colonne des Generals Grafen von Wrede und dem Corps des Generals Sacken sichern mußte, und ohne welchen das vierte Armeecorps sich jenseits des äußerst nachtheiligen Defilés, durch welches es debouchiren mußte, nicht zu behaupten im Stande gewesen wäre, wurde dem Feinde entrissen. Nun ließ ich mit größter Anstrengung zwei Kavallerieregimenter und meine reitende Batterie das Defilé passiren, während die übrige Infanterie sich ebenfalls mühsam durchwand. Der Feind fühlte die Wichtigkeit des Dorfes la Gibrie und unternahm mit größtem Ungestüm einen Angriff darauf. Er hatte den Vortheil, ihn durch mehrere Batterien unterstützen zu können, deren Feuer ich lange nichts als die Tapferkeit meiner Infanterie entgegen setzen konnte. Der Kampf um den Besitz des Dorfes dauerte über eine Stunde, bis meine reitende Batterie vorgebracht, und der Feind von fernern Angriffen abgehalten werden konnte. Der General von Döring hat mit den Regimentern No. 2. und 7. zur Behauptung dieses Dorfes viel beigetragen. Nun ließ ich Petit Mesnil, dessen Besitz zur Verbindung mit dem General Sacken wichtig war, ebenfalls angreifen. Nach einem sehr hartnäckigen Widerstande warf General Stockmaier den Feind auch aus diesem Dorfe. Im nämlichen Augenblicke rückte der General Graf von Wrede zum Angriffe auf Chaumenil vor, und General Sacken trieb den Feind in unordentlicher Flucht aus la Rothiere. Ich ließ meine Kavallerie zwischen la Rothiere und Petit Mesnil schnell vorrücken. Das Regiment Prinz Adam, unter dem Major von Reinhard, warf sich auf die linke Flanke des fliehenden Feindes, und nahm ihm fünf Kanonen. Das Regiment No. 5 Kronprinz, unter dem Oberst Wagner, der sich zur Verbindung mit dem General Grafen von Wrede rechts dirigirt hatte, macht mit einem Chevauxlegersregimente einen glänzenden Angriff auf die feindliche Batterie an der Waldspitze gegenüber von Chaumenil, und eroberte sechs Kanonen. Nun rückte ich in gleicher Höhe mit dem General Sacken dem Feinde nach, bis die Nacht der Schlacht ein Ende machte. Unter den Gefangenen befindet sich ein Eskadronschef der Garde Lanciers und ein Adjutant des Fürsten von Neufchatel. Ich habe mich mit meiner Infanterie und der zu meiner Unterstützung zugeschickten russischen Grenadierbrigade vor Petit Mesnil und la Gibrie aufgestellt. Meine Vorposten unterhalten die Verbindung zwischen den Corps des Grafen von Wrede und von Sacken. Ich erwarte in dieser Stellung Ew. Durchl. Befehle für den morgenden Tag.
Friedrich Wilhelm, Kronprinz.


Quellen und Literatur.[]

  • Kriegsbibliothek enthaltend die Geschichte der Befreiungskriege in Spanien, Portugal, Rußland, Teutschland, Italien, Holland, den Niederlanden und in Frankreich, von Jahr 1808 bis 1815. Vierter Band. Der Krieg in Frankreich, in Holland und in den Niederlanden in den Jahren 1813 und 1814. Leipzig, 1817 in der Baumgärtnerschen Buchhandlung.
Advertisement