Treffen bei Kaiserslautern.[]
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Der 28. November 1793.
Der Herzog von Braunschweig fand sich durch verschiedene Umstände veranlasst, die Truppen am Schlusse des Feldzugs 1793 in Cantonirungsquartiere aus Frankreich zurückzuführen. Die Franzosen folgten dem rückziehenden Heere auf dem Fusse. Der Herzog ging bis hinter die Lauter, zog seine Hauptmacht bei Kaiserslautern zusammen, und erwartete in einer vortrefflichen Stellung den Feind.
Am 28. brach die Mosel-Armee von Hoche geführt aus dem Gebürge 50,000 Franzosen mit 400 Canonen gegen 32,000 Preussen und Sachsen mit 200 Canonen. In einem 3tägigen fürchterlichen Kampfe entbrannte hier ein merkwürdiger Wettstreit von kriegerischer Weisheit und Muth. Die Schlacht bestand aus einer Menge einzelner Angriffe auf die unzugänglichsten Punkte. Berge, Schluchten, Wälder, Moräste waren keine Hindernisse für die Franzosen. Aber ihre Wuth brach sich an dem kalten Muth der Deutschen. Braunschweig und Kalkreuth trafen überall treffliche Anstalten, und begegneten überall schnell den rasenden Angriffen der wüthenden Republikaner.
Nach unglücklichen Anstrengungen, welche sie auf allen Punkten der Stellung mit beispielloser Kühnheit wagten, und drey Tage lang unaufhörlich wiederholten, mussten sie endlich, nachdem 8000 von ihnen als ein vergebliches Opfer theils gefallen, theils verwundet waren, am Ende des 3. weichen. Ihre Niederlage würde weit grösser geworden seyn, wenn sie kräftig verfolgt worden wären. Allein Braunschweigs Truppen waren, und durch Mangel an Lebensmitteln zu erschöpft, und Ruhe ihnen unentbehrlich. Sie hatten 1200 Mann verloren.
Der Herzog liess sie Cantonirungs-Quartiere zwischen Lautern und Otternberg beziehen, und die eingenommene Stellung noch mehr befestigen.
Schluß des Briefs eines deutschen Offiziers über die Schlacht bey Lautern. 1793.[]
Am 23. November marschirte die ganze Armee in die Cantonnirungsquartiere bey Kayserslautern und den 25sten darauf in der Nacht um 1 Uhr wurden wir durch 3 Kanonenschüsse und 3 brennende Fanale aus unsern Cantonnirungsquartieren abgerufen und wir rückten in die feste Position bey Kayserslautern, wo wir sogleich unsere Zelter aufschlugen. Den 28sten früh erhielten wir Befehl, die Zelter abzubrechen und die Equipage 4 Stunden weit zurück zu schicken, das Corps mußte aber ins Gewehr treten. Der Feind rückte wirklich mit einer Armee von 50 bis 60,000 Mann an, warf das Szekulische Corps über den Haufen, vertrieb die bey Vogelwehe stehenden Infanterievorposten und besetzte den vor unserer Fronte liegenden Wald.
Unsere Position war folgende. Die Armee campirte in zwey Treffen und zwar im ersten das Garde-Grenadier-Bataillon von Rodich, die Regimenter Prinz Heinrich, Herzog von Braunschweig, von Kalkstein, von Knobelsdorf, von Kunitzky, von Vittinghof. Cavallerie: Dragoner von Lottum, Leib-Carrabiniers, Dragoner von Voß, Husaren von Golz und Husaren von Eben. Im zweyten Treffen, Infanterie: Regiment von Crousatz, die sächsischen Bataillons Prinz Gotha, Prinz Clemens, Prinz Anton, Churfürst und die Grenadiere Christiani. Cavallerie: die sächsische Carrabiniers, die sächsische Dragoner von Curland, die preußischen Cürassiere von Borstel. Die Position formirte einen halben Mond, der rechte Flügel appuyirte sich an Moorlautern und der linke dehnte sich über Kayserslautern hinaus an einen Wald. Diese Stadt lag vor der Fronte des linken Flügels; mitten vor der Fronte lag eine Anhöhe, auf welcher eine Redoute, die Galgenschanze genannt, erbaut war, die das ganze Terrain und den vor ihr liegende Wald bestrich; der rechte Flügel des ersten Treffens war mit einem Retrenchement versehen, und dieses sowol, als die vorerwähnte Galgenschanze, ingleichen alle bey ihr herumliegenden Avenüen waren mit einer zahlreichen schweren Artillerie und mit den sächsischen Granatstücken garnirt, die alle den Paß best eichen konnten, welcher von Landstuhl durch den Wald nach Kayserslautern führt. Auf dem rechten Flügel des ersten Treffens lag eine Redoute No. 1 ohnweit Mohrlautern, die das ganze vor dieser Fronte liegende Terrain, so wie die Defileen von Sambach und Otterbach beherrschte. Auf dem linken Flügel des ersten Treffens lag ebenfalls eine Redoute, No. 3. die Kayserslautern und das ganze vorliegende Terrain dominirte und im zweyten Treffen lag noch eine Redoute, die sowol die Defilees von Mohrlautern, als Mohrlautern selbst und das ganze Feld umher rasent bestrich.
Das war die Position, in welcher die vereinigte Armee stand, und in welcher es der Feind wagte sie anzugreifen. Es war den andern Morgen früh 9 Uhr, als der Feind seine Attake äusserst lebhaft auf unser Centrum oder vielmehr auf die obgedachte Galgenredoute unternahm, ob er schon recht gut wußte, daß er schlechterdings unmöglich war, diesen Paß zu forciren. Seine Absicht aber war, und glauben zu machen, daß es wirklich sein Ernst sey, daselbst durchzubrechen, damit wir unsern rechten Flügel schwächen und aus selbigen Truppen nach der Galgenschanze schicken sollten. Allein der Herzog von Braunschweig zu groß, zu durchschauend, kannte seine Position, ihre Stärke und Schwäche genau, und war zu großer Feldherr, als daß er sich durch diese gemeine List hätte verführen lassen sollen; es blieb alles, wie es war, und statt den rechten Flügel zu schwächen, verstärkte er ihn vielmehr durch die Garde und das Regiment Prinz Heinrich, an deren Stelle die beyden Bataillons Prinz Clements und Gotha rückten.
Die Kanonade und das kleine jedoch einzelne Gewehrfeuer dauerte bis Nachmittags 2 Uhr in der Gegend der Galgenschanze. Um diese Zeit war es, als die eigentliche wirkliche Attake auf unsern rechten Flügel bey dem Dorfe Mohrlautern ihren Anfang nahm. Nie kann eine Kanonade in einer Bataille stärker gewesen seyn; es war als wenn die Erde, Feuer spie und ich schwöre Ihnen zu, daß immer 12 Kugeln zu gleicher Zeit geflogen kamen. Und so gieng es eine ganze Stunde ununterbrochen fort. endlich brach nun feindliche Infanterie auf den Defileen zwischen Sambach und Otterbach hervor, hierdurch gerieth die ganze Linke in das kleine Gewehrfeuer, welches zwar kein reguläres Peletonfeuer, jedoch einem immerwährenden dumpfen Donner ähnlich war, unter welchen sich die Kanonenschüsse als Schläge markirten. Zwey volle Stunden dauerte dieses mörderische Feuer. Während desselben ließ der Herzog von Braunschweig die Dragoner von Kurland die feindliche Cavallerie attakiren, diese war aber den Dragonern, die durch Commandos und Detaschements äusserst schwach an Zahl waren, zu sehr überlegen, und schloß sie fast ganz ein, allein die sächsischen Carabiniers kamen diesen in allen Kriegen so seht ausgezeichneten Regimente zu Hülfe, auch rückte das Bataillon Churfürst zum Soutien an. Kaum sah die feindliche Cavallerie letzteres anrücken, so ergriff sie die Flucht. Jetzt fiel es einem Theil der feindlichen Infanterie ein, die Redoute Nro. 1 zu stürmen, die ihnen gewaltigen Schaden that, allein der brave preussische Officier, welcher in der Schanze commandirte, zog sich mit seiner Mannschaft aus der Schanze heraus, gab eine einzige Generalsalve und gieng selbst mit gefällten Bajonet auf den Feind los und nöthigte ihn solchergestalt zur Flucht. Nachdem die Kanonade über 3 volle Stunden und das kleine Gewehrfeuer länger als zwey Stunden gedauert, der Sturm auf die Schanze abgeschlagen war und sich der Tag zu Ende neigte, fieng der Feind zu retiriren an. Dieses that sein linker Flügel zuerst. sobald der rechte Flügel der preussischen Linie dieß sahe machte er eine Achtel-Schwenkung lings und verfolgte ihn. Der Feind stürzte sich in die obgedachten Defileen und Precipien und überließ uns das Schlachtfeld mit allen den schauderhaften Todtenopfern, die an vielen Orten dreyfach über einander lagen. Die Armee blieb die Nacht hindurch unter dem Gewehr und wir hatten bereits die zweyte Nacht Bivouac; Kayserslautern mußte Branntewein und Brod liefern. Der Feind hatte sich nicht weiter, als bis auf die Höhen diesseits der Lauter zurückgezogen, und zeigte also deutlich, daß er den folgenden Morgen seinen Angriff wiederholen würde.
Er avancirte in dieser Nacht seine Batterien auf sehr vortheilhafte Anhöhen und kaum war der Tag angebrochen, so griff er von neuem an. Die entsetzlichste Kanonade machte den Anfang, die wo möglich noch stärker als die gestrige war. Da es schien, als wolle er eine Diversion machen, und mit einem Theil der Cavallerie bey Mohrlautern durch ein Defilee gehen, so erhielt der Obriste von Wiedemann Befehl, mit dem rechten Flügel des Bataillons Prinz Clemens das Defilee von Mohrlautern, und mit dem ganzen Bataillon Gotha das Dorf Mohrlautern selbst, zu besetzen. Dieses Dorf lag just in der Schußlinie der großen feindlichen Batterie, und halten sie es für keine Windbeuteley, wenn ich Ihnen versichere, daß in Zeit von anderthalb Stunden über 8 bis 900 Kanonenkugeln neben, mitten und hinter dem Bataillon fielen und doch hatte es, welche fast unglaublich scheinen wird, nur zwey Verwundete, wovon einem der linke Arm und dem zweyten das rechte Bein weggeschossen war. Das Gefecht bey Bissingen und die Kanonade bey Mohrlautern werden ewig unwidersprechliche Beweise der Standhaftigkeit und Bravour dieser Sachsen seyn. Jedoch wieder zur Sache.
Die Kanonade hatte ohngefehr anderthalb Stunden gedauert, als die feindliche Infanterie abermals aus den Defileen von Sambach und Otterbach hervorkamen, und mit dem kleinen Gewehre zu chargiren anfiengen. Allein der gestrige Tag war ihnen noch in zu frischen Andenken, sie sahen ihre Mitbrüder noch Haufenweis vor sich liegen, und besonders hatte sich ihrer Officiere, von welchen den Tag vorher eine ziemliche Anzahl geblieben war, eine panische Furcht bemächtigt, so daß die ganze Infanterie gar keinen Trieb empfand, das Schicksal ihrer Kameraden zu theilen. Deßhalb gab sie zwar einige Salven, giengen aber schlechterdings nicht weiter vorwärts. Während dieses Feuers erhielt ich einen Auftrag an den Grafen von Kalkreuth, den ich beym dritten Bataillon vom rechten Flügel, welches in vollem Feuer stand und zwar noch gesund antraf; aber kaum bin ich von ihm weg, so wurde er von einer gesprungenen Granade an der Schulter blessirt. Was dies für ein Schrecken für uns alle war, können Sie sich denken, da wir diesen vortreflichen Mann unbegrenzt lieben und ehren. Dies war aber auch das letzte, denn der Oberste von Szekuly spielte dem Feinde den bösesten Streich, der sich denken ließ. Er kam nemlich der großen feindlichen Batterie in Rücken, die über Hals und Kopf retiriren und dem Obristen eine schwere Kanone überlassen mußte. Sobald dies geschehen, machte die französische Armee ihre Retraite. Sie retirirte von beyden Flügeln nach der Mitte und so wie ihre Bataillons abbrachen, deckte sie jedesmal ihre Cavallerie. Dies geschah Mittags, ohngefehr 12 Uhr. Um diese Retraite noch mehr zu decken, attakirte der Feind von neuen die Galgen Redoute und alle an und in diesen Wald stehenden Bataillons. Dies war die Ursache, daß Clemens und das Bataillon Prinz Gothe augenblicklich in ihre verlassene Positionen an der Garde ihre Stelle rücken mußten. Allein es war weiter von keinen Folgen, als daß der Feind nur noch mehr Leute verlor. Und hier war es, wo ich den Herzog von Braunschweig als den bravsten Herrn zum zweyten Mal erblickte. Er setzte sich nehmlich an die Spitze der Husaren, und verfolgte den Feind, während daß unzählige Kugeln um sein Haupt flogen. Das erste mal sah ich ihn, während des entsetzlichsten Kanonenfeuers an der Linie vom linken Flügel heraufgesprengt kommen, und den Leuten zurufen: Kinder! legt euch doch nieder, und springt erst auf, wenn ihr den Feind kommen sehet! Und hier hatte der Herzog vollkommen Recht, es giengen durch die feindlichen Granaden und Kartätschen eine Menge Leute verloren, die sich nicht wieder wehren konnten und keine Beschäftigung hatten, mithin war es besser, die Leute lagen und wurden erhalten, als daß sie unnütze aufrecht standen und todgeschossen wurden.
Die Bataille war nun complett gewonnen, der Feind total geschlagen, und er hatte an Todten, Blessirten und Gefangenen über fünfhalbtausend Mann verloren. Der feindliche General Launois ( den man ganz falsch für den General Kellermann ausgiebt) schoß sich eine Kugel durch den Kopf, und sagte: da ich so unglücklich bin und voraussehe, daß der Convent mir den Kopf abschlagen wird; so ist es besser ich tödte mich selbst, ehe ich auf dem Schaffot sterbe.
Den andern Morgen schossen wir Victorie! stimmten: Herr Gott dich loben wir! mit Musik an und die Armee rief: Es lebe der König von Preußen und den Herzog von Braunschweig!
Wir blieben hierauf noch 2 Nächte im Lager stehen, und da wir keine Zelter hatten, indem unsere Equipage noch 5 Stunden weiter, mithin 9 Stunden weit zurückgegangen war, so brachten wir auch diese 2 Nächte am Wachtfeuer zu und hatten also en Suire, 5 Nächte Bironac, der rauhen und nassen Witterung ohngeachtet, wie sie am Ende des Monats November ist und seyn kann. Wir haben des Feindes Kriegscasse, lauter Assignate, und über 300 Wagens erbeutet. Kurz unser Sieg ist brillant. Heute gehet ein fliegendes Gerücht, daß Wurmser vorgestern die Franzosen ebenfalls geschlagen.
Drey Tage lang mußten die Bauern die Todten begraben, die zu 12 und 15 in ein Loch geworfen wurden. Gott, was ist ein Schlachtfeld für ein Schauspiel!
Der Prinz Friedrich, zweyter Sohn des Herzogs von Braunschweig, welcher als Major beym Regiment von Kalkstein stehet, sagte nach der Schlacht vor der Front zu seinem Bataillon: Pursche! Heute habe ichs gesehen, wahrlich mein Vater ist ein braver Mann, und so einer will ich auch werden! -- Ich auch kann die außerordentliche Bravour dieses Herrn nicht vergessen!
Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Mannheim, vom 28. Wintermonat. [3]
Heute sind Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz u. der Prinz Louis von Preussen hier angekommen, und haben nach einem kurzen Aufenthalt die Reise nach Darmstadt und von da nach Berlin weiter fortgesezt. -- Dem Vernehnehmen nach, hat ein Kaiserl. Corps von Trier aus, die in dortiger Gegend vorgedrungenen Franzosen bis über die Saar zurückgeschlagen; und sich verschiedener wichtiger Posten jenseits dieses Flusses bemeistert. Inzwischen hört man, daß die Franzosen im Anzuge gegen Lautern und Pirmasens seyen, und man jeden Augenblick in diesen Gegenden blutige und entscheidende Gefechte erwarte. Was Landau betrift, so bestätigt es sich zwar, daß die Landauer eine Unterredung mit Sr. Königl. Hoheit dem Kronprinzen begehrt, auch statt gehabt habe, allein so viel man sicher weiß, von keiner Capitulation dabey gedacht wurde. Inzwischen ist es doch allemal ein gutes Zeichen gewesen, und man vermuthet auch noch immer, daß diese Vestung in Kurzem fallen müsse. -- Inzwischen sind alle Nachrichten sowohl von dieser Seite, als auch weiter aus dem Elsaß in Ansehung der dortigen Armeen so widersprechend und sich durchkreuzend, daß sich noch immer ohnmöglich etwas Zuverlässiges und Bestimmtes sagen läßt, und uns nichts übrig bleibt, als den Erfolg und officielle Berichte abzuwarten.
Worms, vom 29. Wintermonat.
Die Franzosen, so zwischen Lautern und Landstuhl stehen, sollen vor Lautern vorgerückt seyn. Die Preussen hatten 2. Schanzen gegen Landstuhl, welche sie aber, nachdem sie alle Kanonen herausgezogen, verlassen haben, um dadurch Gelegenheit zu finden, den Franzosen in den Rücken zu fallen, das ihnen auch geglückt ist. Sie haben eine grosse Menge niedergesäbelt und gefangen genommen, wovon schon diesen Nachmittag der erste Transport in Hochspeier eingetroffen ist. Der tapfere Obrist Szekuli soll vieles zu dieser Niederlage beygetragen haben.
Ein anders, vom 30. Wintermonat.
Gestern Abend um 8. Uhr erhielte man hier die frohe Nachricht durch mehrere Estafetten, daß die Franzosen zwar einen wüthenden Angriff auf die Preußis. Verschanzungen bey Lautern gethan hätten, aber auf das tapferste mit einem sehr beträchtlichen Verluste, den einige auf ein paar tausend angeben wollen, zurückgeschlagen worden seyen, sodann die Flucht ergreifen gezwungen wurden, und ihrer bey 1000. von den Preussen zu Gefangenen gemacht worden sind. Der Hauptanführer der Franzosen soll ein junger Mensch von 18 Jahren seyn. Im Zweybrückischen haben sie alle Kaufmannsläden erbrochen, und den Einwohnern eine beträchtliche Brandschazung aufgelegt.
Frankfurt, vom 1. Christmonat. Nach so eben hier eingetroffenen Nachrichten sind die Franzosen, die bishero wegen ihrer ausse_ordentlichen Uebermacht so weit vorgedrungen, und nicht weit von Lautern postirt waren eben das__bst gänzlich geschlagen worden. Der Verlust derselben wird auf etlich 1000. Mann an Todten und Gefangenen angegeben, die Bataille war hartnäckig und soll über 24. Stunden gewährt haben. Die Franzosen sind bis hinter Bliescastel verjagt worden.
Ein anders, vom 2. Christmonat.
Die Nachricht von der erlittenen Niederlage der Franzosen bestättiget sich ganz, ohngeachtrt die officielle Berichte nach fehlen. Sie sind 5. Stunden hinter Lautern zurückgeschlagen, gegen 7000. Mann theils getödtet, theils verwundet, und 3000. gefangen genommen worden. Sie waren sämmtlich berauscht, und liefen wüthend dem Kartätschenfeuer entgegen. Deutscher Seits war der Verlust auch sehr beträchtlich. Das Regiment Hohenlohe soll 6. bis 700. Mann, und das Regiment des Herzogs von Braunschweig gegen 400. Mann verlohren haben. Auch der Verlust der Sachsen soll beträchtlich seyn. Der Genrral Graf von Kalkreuth ist am Arm starck verwundet, und dem Generaladjutanten des Herzogs von Braunschweig, Major von Hirschfeld, sind beyde Beine abgeschossen worden, und ist gestorben.
Außerordentliche Beilage, zum 147. Stück der Königl. privilegirten Berlinischen Zeitung von 1793.
Berlin, den 7. December. [4]
Gestern Abend zwischen 7 und 8 Uhr überbrachte dem Königl. Hofe der von Sr. Hochfürstl. Durchl., dem regierenden Herrn Herzog von Braunschweig als Kourier abgefertigte Königl. Lieut. und Inspekt. Adjutant Sr. Excell. des Herrn Generallieutenants von Kalckreuth, Herr von Zieten, unter Vorteilung von 20 blasenden Postillons, die frohe Nachricht von einem unter Anführung Sr. Hochfürstl. Durchlaucht des regierenden Herrn Herzogs von Braunschweig bei Hohenlautern erfochtenen glorreichen Siege. Die nähern Umstände werden künftig gemeldet werden.
Aus der Gegend von Lautern, vom 30. Wintermonat. [5]
Vorgestern von 4. Uhr Nachmittags bis Abends 7. Uhr ist ausser unbedeutenden Plänkeleyen nichts mehr vorgefallen. Doch wurden 60. Mañ von dem Corps des Szekoli, die sich zu weit gewagt hatten, gefangen. Gestern gieng es hitzig her. Von 2. französischen Kolonnen, die in der Nacht zu Siegenbach und Rodenbach im Lager gestanden waren, zog eine am Morgen über Erlenbach bis nach Sulzbach, die andere nach Kazweiler über den Homberg auf das Ottenberger Bürgerfeld. Von da aus wollten sie bey Mohrlautern und auf der Seite linker Hand herausbrechen, wurden aber von der preußischen und sächsischen Reuterey tüchtig zusammengehauen; zweymahl versuchten sie, die preußischen Batterien zu bestürmen, wurden aber jedesmahl so zurückgeschlagen, daß sie grossen V~~lust litten. Der Herzog von Braunschweig ließ einigemahl zum Schein seine Truppen zurückziehen, bis er die Franzosen bey Otterbach in das Freye gelockt hatte, wo ein starckes Korps derselben umzingelt und fast ganz aufgerieben wurde. Oberst Szekoli stellte sich bey Trippstadt. -- Heute früh um 6. Uhr griffen die Franzosen bey Erlenbach heftig an. Man schickte ihnen 3. sächsische Bataillons entgegen, welche wie Löwen fochten, und den Franzosen das Vordringen unmöglich machten, aber zulezt fast ganz zu Grunde gerichtet wurden. Der Herzog von Braunschweig ließ hierauf mit dem Bajonet auf die Franzosen eindringen, und in wenigen Stunden war ihr linker Flügel gänzlich geschlagen, so, daß sie allein an Todten 3000. Mann verlohren. Die Menge Gefangener und Verwundeter läßt sich noch nicht bestimmen. -- Ein Sturm, den die Franzosen diesen Morgen auf die Galgenschanze gewagt hatten, ist durch ein heftiges Kartätschenfeuer vereitelt worden. General Kalkreuth wurde durch einen Streifschuß an der rechten Schulter verwundet. Er wird nach Frankfurt gebracht. Die Bäkerey zu Winnweiler, die man heute wegen eines gefürchteten Ueberfalls der Franzosen weggeführt hatte, war diesen Nachmittag wieder auf dem Rückweg. -- So eben, es ist Nachts 11. Uhr, erfährt man, daß die Franzosen auch auf ihrem rechten Flügel zurückgeschlagen sind. Sie wollten mit 15. Bataillonen auf der Seite von Hohenek durchdringen, mußten aber auch hier der Tapferkeit der Preussen weichen. Bey der Schmelze wurden ihnen 1. Kanone und 1. Pulverkarren abgenohmen. Sambach und Rokenbach sind von ihnen auf ihrem Rückzug in Brand gesteckt worden.
Relation der am 28ten 29ten und 30ten Nov. bey Kayserslautern gewesene Aktion.
Den 28ten verwichenen Monats griff der Feind nachdem es seine Verstärckung von der Rheinarmee an sich gezogen, und dessen Macht dadurch mit Inbegriff der Truppen, wel~~e er bey Pirmasens zurückließ, an 50000. Mann herangewachsen, unsern Vorposten zu Vogelweh mit einer solchen überlegenen Macht an, daß dieser, besonders weil er links und rechts umgangen zu werden bedrohet war, sich in die Hauptposition zurückzog, bey welcher Gelegenh. wir 2. Todte und einige Bleßirte hatten vom Feinde blieben verschiedene Todte auf dem Plaz, auch wurde von unserer Cavallerie, geführt vom Obrist Szekuly, ein Obristlieutenant, 6 Officiers und etliche 40. Gemeine zu Gefangenen gemacht. Der Feind verfolgte diesen Rückzug bis auf die Hohenecker-Höhe, und da er durch Besezung der wichtigsten Posten in dieser waldigten und gebürgigten Gegend die Galgenredoute anzugreifen Miene machte, auch seine Tirailleurs bereits gegen den davorliegenden Verhau anrückten, so kam es zu einer lebhaften Kanonade, die bis an den Abend dauerte, und den Feind nöthigte, in den Wald zurück zu eilen, wo er auch die Nacht blieb; unsere Truppen blieben gleichfalls unter dem Gewehr.
Die Nacht vom 28. zum 29ten erhielt man die sichere Nachricht, daß der Feind zu Otterbach und Sembach Truppen vorrücken liesse, woraus man vermuthen konnte, daß er entweder die Absicht habe unsern rechten Flügel zu umgehen, oder das Corps, welches unter dem Befehl des Gen. Lieut. von Kospott bey Lautereck stand, von der hier stehenden Armee zu trennen. Es mußte daher dieses Corps sofort nach Gelottenbach rücken, und sich mit den unter dem Obrist von Szekuly zu Otterberg posirte Corps in Verbindung sezen, wodurch der Vortheil erreicht wurde, den Feind bey einem wirckl. Uebergang über die Lauter im Rüken zu beunruhigen. Der Gen. Lieut. Graf von Kalkreuth stand bereits mit einem Korps bey Moor-Lautern, um der Position von Kayserslautern den Rücken zu decken, und die Redoute zu besezen. Den 29ten mit Tages Anbruch zeigte sich der Feind etwa 30. bis 40000. Mann starck auf den Höhen diesseits Otterbach und Sembach und rückte gegen das Defilee von Otterberg an, wogegen der Gen. Leu. Graf von Kalkreuth gegen die Gründe, welche von daherauf kommen, vorgerückt war, es dauerte bis gegen 11. Uhr Mittags, bis die wahren Absichten des Feindes entdeckt werden konnten, wie man aber bemerckte daß er sich in Colonnen sezte, und selbige die grade Richtung auf Moor-Lautern nahm, zog sich der Gen. Leu. Graf von Kalkreuth in seine erste Stellung, welche noch durch Infanterie, Cavallerie und Artillerie verstärckt wurde, zurück; zwischen 12. und 1. Uhr Mittags formirte sich der Feind, fieng eine lebhafte Kanonade mit seinem zahlreichen Geschüz, welches gröstentheils aus 16. und 24pfündnern bestand, an. Die Besazung des Grundes von Erlebach mit Infanterie, und die darneben aufmarschirte Cavallerie, behinderte nicht allein den Feind sich über unsern rechten Flügel weiter auszudehnen, sondern gab uns auch Gelegenheit, eine Batterie auf eine rasanten Höhe zu plaçiren, die dann auch von dem Lieutenant von Scholten, der sie commandirte, so gut dirigirt ward, daß sie die feindliche Artillerie, welche die Redoute beschoß, in die linke Flanque nahm. Nachdem das beyderseitige Artilleriefeuer einige Stunden auf das lebhafteste gedauert, zog der Feind eine Attaque, nach Aussage der Gefangenen, von 10000. Mann starck, geführt von dem National-Deputierten und 3. Generals neben den vor unserm linken Flügel befindlichen Grund vor, um die Redoute und die rechts und links derselben postirten Truppen anzugreifen. So wie der Feind mit kleinem Gewehrfeuer zu feuern anfieng, ward er mit Kartätschen aus der Redoute beantwortet. Die braven Regimenter von Knobelsdorff und von Kalkstein gaben ihm einige Salven, giengen aber hiernächst mit dem Bajonet auf ihn loß, und da das Terrain sich erweiterte, und zwischen dem Regiment von Kalkstein, wovon das erste Bataillon, geführt von dem Prinzen Wilhelm von Braunschweig, jüngsten Sohn Sr. Durchl. des Herzogs, an diesem Tage sich besonders ausgezeichnet, eine Lücke entstand, so mußte der Obrist von Larisch, Commandeur des Regiments Sr. Durchl. des Herzogs von Braunschweig mit dem ersten und 2ten Bataillon dieses sowohl an Schönheit als Bravour berühmten Regiments, in selbige einrücken, und so drangen diese Bataillons, unter der Anführung des Generalmajors von Romberg und von Pirch in den Feind, warfen alles mit vieler Entschlossenheit zurück, und würde gewiß das ganze feindliche Corps gefangen gemacht oder niedergehauen worden seyn, wenn das Terrain der Cavallerie einzuhauen erlaubt hätte. -- Generallieutenant Graf von Kalckreuth sezte sich nebst dem chursächsis. Herrn General v. Jersdorf vor die chursächsis. Cavallerie, um der attaquirende' feindlichen Infanterie in die linke Flanque zu gehen, die feindliche dagegen vorrückende Cavallerie wurde zwar sogleich mit vieler Tapferkeit zurückgetrieben, doch gewann die feindliche Infanterie dadurch Zeit, sich vom gänzlichen Untergange zu retten, und sich mit Hinterlassung vieler Todten und Bleßirten in den vor der Fronte unsers linken Flügels belegenen Grund zu stürzen. Kurz vor diesem Angriff hatte der Feind durch Erlebach einige Bataillons Infanterie vorrücken lassen, die der Generallieutenant von Kalkreuth aber mit den beyden Regimentern von Voß und Leibcarabiniers angriff, niederhauen ließ und eine Fahne dabey erbeutete; nach diesem Angriff wurde das feindliche Kanonenfeuer geringer; zwischen 6 und 7 Uhr Abends führte derselbe sein Geschüz zurück und alles blieb unterm Gewehr. Der Generallieutenant von Kospoth war inzwischen zu Schel~ttenbach angekommen, und stand dem Feind im Rücken, man bemerkte die Macht auf dem bey Otterbach am linken Ufer der Lauter befindlichen Höhen die feindlichen Feuer, und zog daher die Nacht noch Infanterie, Geschüz und etwas Cavallerie in die Position von Moorlautern. Der Obrist Graf von Wartensleben ward den 28ten von Trippstadt, wohin er mit einem kleinen Corps detaschirt worden, um die von Hoheneck auf Kaiserslautern führende Strassen zu besezen, zurückberufen, wo er ebenfalls einen feindlichen Angriff glücklich zurückgeschlagen.
Den 30ten mit Anbruch des Tages zwischen 6 und 7 Uhr rückte der Feind wieder vor und fieng abermals gegen der Position von Moorlautern eine noch lebhaftere Kanonade, wie Tages zuvor an, die ihm aber eben so lebhaft erwiedert war. Während diesem suchte er sich der waldigten Höhen über Erlebach zu bemeistern, wodurch er unsern rechten Flügel würde überhöhet haben. Der Generall. Graf von Kalkreuth trieb aber die feindliche Tete mit dem Bataillon von Churfürst, geführt vom Oberisten von Tschammes, glüklich zurük, bey welcher Gelegenheit sich der Hauptmann v. Seydliz Generaladjutant des Generall. v. Kalkstein, sehr ausgezeichnet. Zu gleicher Zeit mußte 1 Bataillon zur Unterstüzung des Angriffs des Sächsischen Bataillons mit einigen Kanonen durch den Grund von Erlebach rüken, wodurch der Feind zurükgeworfen wurde, und wir gänzlich Meister von der Anhöhe blieben. Zu bedauern ist nur, daß bey dieser Gelegenheit der sowohl durch seine militairische als übrige Kenntnisse vortrefliche Generall. v. Kalkreuth zur Betrübniß der ganzen Armee durch eine Granade, welche ihm den rechten Schulterknochen eingedrückt, bleßirt war. Die lebhafteste Kanonade dauerte inzwischen ohne Aufhören bis gegen 11 Uhr Mittags fort, wo des Feindes Feuer schwächer zu werden anfieng, und man wahrnahm, daß er nicht allein seine Artillerie abzog, sondern auch seine Retirade anfieng. Der Generall. v. Koßpott drängte die feindliche Reserve bis gegen Sembach, welches Dorf der Feind, nm seine Retirade zu sichern, anzündete. Die Generals v. Reppert und von Borstell, wie auch der Generall. von Eben und Obrist Szekuly hieben mit ihrer Cavallerie in eine sich abziehende feindliche Colonne ein; die, welche nicht niedergehauen, wurden in die Lauter gesprengt, und nach Angabe der Gefangenen soll ein feindl. General dabey geblieben seyn. Kaum war auf dieser Seite der Feind über die Lauter zurükgejagt, so ließ der zur Beobachtung der Zugänge von Vogelweh mit einigen Regimentern postirte Generalm. Herzog von Weimar Durchl. melden, daß der Feind gegen die Galgenschanze vorrückte. Es wurde daher sofort Infanterie als Cavallerie, nebst einer Batterie dahin geschickt, um diesen Posten zu souteniren. Des Herzogs v. Weimar Durchl. hatten inzwischen in Verbindung mit dem Hrn. Generall. welcher alle diese Tage mit äusserster Anstrengung und Thätigkeit in der Hauptstellung commandirte die zweckmäßigsten und besten Vorkehrungen getroffen, und die entscheidensten Anhöhen bereits besezt, wie dann auch das Feuer aus der Galgenschanze und der daneben noch etablirten Batterie den Feind aus dem Holze zu delogiren verhinderte. Auch reinigten einige 100 Freiwillige vom Regiment Sr. K. Hoheit Prinz Heinrich, den Wald vom Feinde, und 1 Detaschement vom Reg. von Eben nahm ihm 1 Kanone ab. In dieser Position blieb nun auch die Armee die Nacht vom 30ten zum 1ten Dec. unterm Gewehr, bis an diesen Morgen die Nachricht eingieng, daß der Feind seine Retirade gegen Homburg und Zweybrücken mache. Der unaussprechliche Eifer der Truppen in diesen 5 mühvollen Tägen und 3 Nächten, die Geduld und die Beharrlichkeit welche vom Officier an bis auf den geringsten Mann in der Armee sich erstreckt, ist über alles Lob erhaben. Unsere Artillerie hat die grösten Dienste geleistet, die man nur von braven Männern erwarten kann; der Obrist v. Bloch hat mit vieler Einsicht die Batterien in der Hauptposition und Galgenredoute dirigirt; so wie der Obristl. v. Hartmann, mit unermüdetem Eifer die Batterie, welche bey Moorlautern gebraucht worden, dirigirt hat. Unsere bereits genannte Hrn. Generall. v. Kalkstein und Graf v. Kalkreuth haben unter der Generalität die Hrn. Generals v. Kospot; v. Reppert und v. Lind, ingleichen die Hrn. Generalmajor, Herzog v. Weimar Durchl. v. Romberg v. Vittinghof v. Pirch v. Kunizky und v. Köthen, wie auch der Sächsische Hr. Generalm. v. Ferschdorf zu dem glüklichen Ausfall, und zur Ehre der beyden leztern Tägen, durch ihre militairische Einsicht, Fassung und Herzhaftigkeit beygetragen. Der Obrist v. Grabert hat bey Placirung der Truppen seine bereits bekannte Kriegskenntnisse, so wie überhaupt einen unermüdeten Diensteifer mit dem sämtlichen zum Generalstaabe gehörenden Personale rühmlichst zu Tage gelegt, so wie auch der Generaladjut. Mojor v. Kleist, nicht nur während der Campagne die ihm gegebene Aufträge mit vieler Einsicht ausgerichtet, sondern auch in denen vergangen Tagen sich als einen sehr kündigen und brauchbaren Officier gezeigt hat: so haben sich sämliche Chefs der Escadrons, der Bataillons v. Golz Husaren, das Leibregiment Carabiniers und sämtlich übrige Cavallerie mit vieler Einsicht betragen, imgleichen verdienen die Regimenter Sr. K. Hoheit Prinz Heinrich, Herzogs v. Braunschweig und Knobelsdorff und v. Kalckstein ein vorzügliches Lob. Der feindliche Verlust in diesen 3 blutigen Tagen ist nicht genau zu bestimmen, und wenn man nach der Aussage ihrer eigenen Deserteurs und Gefangenen, die ihn zwischen 5 und 6000 Mann angeben, keinen völligen Glauben beylegen will, so kann man ihn doch sicher zwischen 3 und 4000 Mann annehmen. Unser Verlust beläuft sich, vom Officier an gerechnet, an Toden und Bleßirten gegen 500 Mann.
Dürkheim, vom 2. Christmonat.
Nach der glüklichen Errettung dieser Gegend durch die siegreichen Preußis. Truppen hat unser Fürst diesen braven Kriegern 6. Fuder Wein zur Erholung geschickt, und auch jeder Einwohner wetteifert, ihnen Lebensmittel aller Art als ein Dankopfer zuzuführen. Man berechnet schon die Naturalienbeyträge einiger Leiningischen Oerter an die 5000. fl. und Se. Durchl. der Herzog von Braunschweig sagten den dankbaren Landbewohnern: Ehe werde ich sterben, als den Ort verlassen! Gestern war bey der ganzen Armee Viktoriafeuer. Die Generale des in die Flucht geschlagenen Feindes heissen, Auge, Lesabadie und Dabonnier. Nun stehen die Franzosen hinter dem Karlsberg, und alle Dörfer haben sie auf dem Rückzug ausgeplündert. Heute hat ihnen Obrist Szekuly hinter Landstuhl bey 200. Pferden, eine Kasse mit 18000. Pf., viele Equipagewagen, 3. Commissairs und 100. Mann abgejagt, überhaupt grosse Beute gemacht.
Frankfurt, vom 5. Christmonat.
Vorgestern sind Ihro Königl. Hoheiten der Kronprinz von Preussen und der Prinz Louis von hier über Fuld nach Berlin gegangen. -- Die Nachricht, daß der brave Obrist-Lieutenant von Hirschfeld, Generaladjutant des Herzogs von Braunschweig verwundet worden und gestorben sey, war übertrieben. Er wurde bey Bitsch durch einen Steinwurf am Kopfe verwundet, lebt noch und befindet sich zur Herstellung seiner Gesundheit zu Worms. -- Die Wunde des Generallieutenants Grafen von Kalkreuth erhielte er bey Lautern durch ein Stück Grenade an der Schulter, und ist nicht viel bedeutend.
Worms, vom 7 Christmonat. [6]
Nun haben die Franzosen Homburg und Zweybrücken wieder ganz geräumt. Im erstern Orte haben sie den Einwohnern den grösten Theil ihres Viehes mit fortgenommen, und lezterer Stadt sezten sie eine Brandschazung von 2. Millionen an, dafür sie 12. Geiseln nahmen. Für gewiß heißt es, daß bey den ruhmvollen Siegen der Preussen am 28ten, 29ten und 30. November bey 4000. todte Franzosen auf dem Schlachtfelde lagen, und es ihre auserlesene Mannschaft war, die vermuthlich zu diesen Angriffen vorher ausgesucht worden. Eine Menge ihrer Todten warfen sie in die Lauter, und wo sie Dörfer paßirten, in die Brunnen.
Rheinstrohm, vom 10. Christmonat. [7]
Saarbrücken hat 1. Million Livres Brandschazung an die Franzosen geben müssen, wobey sie die Betten und das Silberwerk statt der Bezahlung genommen haben. Es heißt, es sollen 8000. Bauern zus_mmen gezogen werden, um von Worms her die Gränzen zu besezen. Der Mann soll täglich 30. kr. erhalten, und die Kosten dazu, würden vom Reich getragen werden. Wegen den von den Preussen am 28, 29 und 30ten Novemb. so glorreich erfochtenen Siegen ist am 8 dieses zu Mainz von der dasigen Besazung Viktoria geschossen worden. Die Franzosen hatten in diesen 3 Tagen erstauend viel Volk verlohren, und mußten die Bauern sogar von Türkheim herkommen, um die Todten zu begraben. Unter den Todten fand man viele Weibsleute, die als Soldaten mitgefochten hatten, und unter den Verwundeten waren noch viele Verrauschte. Ein gefangener französischer General sagte aus, daß ihre Armee 115,000 Mann stark gewesen sey, und daß der Herzog von Braunschweig ein Meisterstück militairischer Kunst gezeigt habe. Die Preussen betrugen sich so exakt, wie auf dem Paradeplaz, und ihre Manoeuvres und Artillerie haben vorzüglich der Sache die Entscheidung gegeben. 20 Bataillons Preußischer Infanterie und 16. Escadrons Kavallerie werden zu Koblenz erwartet.
Quellen.[]
- ↑ Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
- ↑ Fliegende Blätter. Dem französischen Krieg und dem Revolutionswesen unsrer Zeiten gewidmet. Januar 1794.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 7. Christmonat, 1793. Num. 98.
- ↑ Königl. privilegirte Berlinische Zeitung. Von Staats- und gelehrten Sachen. Im Verlage der Vossischen Buchhandlung. 147sten Stück. Sonnabends, den 7ten December 1793.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 11. Christmonat, 1793. Num. 99.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 14. Christmonat, 1793. Num. 100.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 18. Christmonat, 1793. Num. 101.