Gemappe.[]
Gemappe (Jemappe), ein Dorf, im Oestreichischen Hennegau, eine Stunde von Mons gelegen, berühmt durch die am 6. Nov. 1792 dort gelieferten Schlacht zwischen der Französisch-Republikanischen Armee unter Dümouriez und den Oestreichern unter den Generalen Clerfait, Latour, Sachsen-Teschen und Condé. Aus der biographischen Notiz über Dümouriez (m. v. d. Art.) wissen wir, daß dieser erste der republikanischen Generale nach seiner zweiten Anstellung bei der Französischen Armee eine Proclamation an die Belgier erließ, worin er sie auffoderte mit Frankreich gemeine Sache zu machen. Doch nur nach einem entscheidenden siege über die ihm gegenüberstehenden Oestreicher konnte er eine Ernte von jener Aussaat hoffen. Einen solchen Sieg zu erringen suchte er nun mit aller Kraft und das Schicksal wollte, daß er ihn errang. Beurnonville, Egalité (ältester Sohn des Herzogs von Orleans), Bourdonnaye, Miranda und Valence waren die Generale, die unter ihm den in Paris entworfenen Plan zum Winterfeldzuge mit ausführen sollten. Achtzigtausend Mann, mehr von wildem Geiste des Mars befeuert, als in die Regeln der Taktik eingeweihet, harrten des Winkes zur Offensive. Der Moment des Kampfes und Sieges erschien am 6. Nov. 1792 nachdem in den Tagen vorher die Vorposten der Oestreicher bis gegen Mons zurückgedrängt worden waren und die Franzosen sich zu Herren der Ebene von Gemappe gemacht hatten. Auf den waldigsten Höhen von Gemappe stand das wohlgerüstete Heer Oestreichs in Verschanzungen, welche dreifach hinter- und übereinander jedem Angriff zu trotzen schienen; unter dem Schutze dichter Batterien erwartete es, 20,000 Mann stark, die anrückenden Neufranken. Aber ungeachtet dieser entgegengesetzten Kräfte griff Dümouriez mit kühner Zuversicht an, und bald waren, trotz des muthigsten Widerstandes, trotz der Vortheile, welche die Oestreichische Cavallerie gegen die Französische auf einige Augenblicke erkämpfte, unter dem Gesang der Marseiller Hymne, die erste und zweite Etage jener Verschanzungen mit dem Bajonnette genommen; die Eroberung der dritten erleichterte der schon dort beginnende Rückzug der Oestreicher. Die Franzosen hatten gesiegt und verfolgten die fliehenden Oestreicher durch Mons. Nur Clerfaits Talent hielt den raschen Rückzug in Ordnung. Der Widerstand der Oestreicher bei Lüttich, Herve und Verviers konnte die siegreichen Gegner nicht aufhalten. Brüssel, Mecheln, Löwen, Lüttich und Aachen fielen nun in der Sieger Gewalt. Die Bemächtigung von Brügge, Gent, Antwerpen, Ostende gehörte unter die Resultate diese ersten großen Sieges der Neufranken -- alle Oestreichischen Niederlande wurden von ihnen überschwemmt. --
Die Schelde ward, nach einer Sperre von fast 150 Jahren, wieder geöffnet und die zweite Eroberung der Niederlande war vollendet. So lange sie dem französischen Reiche einverleibt blieben, nannte man zum Andenken an jene Begebenheit ein ganzes Departement nach jenem Dorfe. Dieses Departement begriff den größten Theil von Hennegau, und einige Stücke von Brabant, Lüttich und Namur. Es enthielt die 3 Bezirke von Mons oder Bergen, Tournay oder Dornik und Charleroy oder Libre-sur-Sambre, 80 Quadratmeilen, 412,000 Einwohner, 423 Gemeinden und 32 Friedensgerichte.
Ueber die Schlacht bey Mons.[]
- (Auf Verlangen mitgetheilt.)
Unwissenheit und Fanatismus machen aus den natürlichsten Dingen Mirackel, dieß hat man aus den Explosionen mancher über die Schlacht von Mons wahrgenommen. Dumourier's Angabe in dem Nationalconvent, daß eine 40,000 Mann starke Armee nach den Niederlanden auf dem Wege sey, wurde von so vielen Orten her bestätiget, daß bey dieser Zahl nicht der geringste Zweifel übrig bleibt. Es standen aber bereits schon Truppen auf den Grenzen, die noch vor Dumourier's Ankunft von allen Seiten her Verstärkung erhielten. Demnach hat man keine Ursache, in den Pariser Bericht vom 1sten November ein Mistrauen zu setzen, daß sich 60,000 Mann in drey Colonnen vor Mons bildeten. Mit diesem Berichte, welcher nur 4 Tage vor dem Angriff in drey Colonnen in der Gegend von Bossü, und 6 Tage vor der Schlacht selbst ausgegeben worden, stimmt auch die Brüßeler Angabe vollkommen überein. Wenn nun Dumourier in seinem Schlachtbericht auf einmal von allen diesen Angaben abspringt, und sagt: wir hatten nur 30,000 Mann in Gefecht, so ist dieses ein Beweis, daß er's fühlte, daß seinem Siege das abgehe, mit welchem die ächten Griechen- und Römersiege bezeichnet sind. Vielleicht wäre er, um der Wahrheit nicht zu nahe zu treten, noch gerne bey 40,000 stehen geblieben, (eine Zahl, die ihm vorangeführter Umstände wegen kein Mensch als zu klein würde abgestritten haben,) wenn nur diese Zahl nicht noch das doppelte der Oesterreichischen Armee ausgemacht hätte; denn diese war nach dem Brüßeler Berichte auf 17 bis 18000 Mann angesetzt. Man hat zwar bey Dumouriers Bericht in einigen Zeitungen noch ein Einschiebsel, welches die Oesterreichische Armee auf 28,000 Mann erhöhte; daß aber diese Summe von einem unwissenden Kopf herrühre, erhellet schon aus dem Verhältniß der Cavallerie, welche Dumourier selbst nur auf 3500 Pferde setzt. Die Oesterreicher berechnen ihren Verlust auf 5000 Mann, Dumourier auf 4000. Diese Summen sind, nach dem Hergang der Schlacht zu urtheilen, offenbar zu geringe; denn ein tapferes Volk läßt sich nicht ohne Verlust aus einem schon eroberten Dorfe treiben, läßt sich nicht ohne Verlust ein paar Batterien wegnehmen, läßt sich nicht ohne merklichen Verlust in ganzen Brigaden von Infanterie und Cavallerie in die Flucht schlagen; und zerstreuen; kann endlich nicht ohne großen Verlust, Bataillonsweise in Colonnen am hellen Tage auf einem Wege von 12000 Schritten, bis vor Verschanzungen, die mit 60 bis 70 Stücken Geschützes vertheidigt sind, hinmarschiren, da eine einzige Kanone, ehe ein solches Bataillon 100 Schritte zurück legt, wenigstens 10 Schüße thun, und ein einziger Schuß 20 Mann von einer Colonne tödten kann. Wahrscheinlich hat man allso, um dem Siege auch von dieser Seite ein beßeres Geschick zu geben, bey jeder der vorigen Zahlen eine weggelassen. Ergänzen wir diese der Wahrheit gemäß, so kommt die Zahl der getödteten Franken auf 3000, die der Verwundeten auf 6000, und die ganze Summe des Verlusts auf 9000 Mann, allso 1000 weniger, als der Brüßeler Bericht angiebt. Zu diesen Berichtigungen berechtiget uns das, was wir selbst von Amtsberichten der Französischen Generale wissen. Noch nöthigte die Beschaffenheit des Terrains die Oesterreicher, sich über eine Strecke zu verbreiten, die eigentlich nur von 36 bis 40000 Mann vertheidiget werden konnte Nach Französischen Berichten bestanden ihre Verschanzungen aus mehr als 40 Redouten. Soll eine Redoute gut gesetzt seyn, so gehören dazu 400 Mann; dieß macht im Ganzen 16,000 Mann; die Oesterreicher aber hatten überhaupt nicht mehr als 14500 Mann Infanterie, folglich kaum so viel, als zur Besatzung der Redouten nöthig war; demnach blieb ihnen kein Mann zur Formirung einer Linie hinter den Redouten übrig, wozu auch wieder 16000 Mann erforderlich gewesen wären; eine Lücke, die vermuthlich die Clairfaitsche Armee hätte ausfüllen sollen.
Nehmen wir nun an, sie hätten die Redouten nur mit der Hälfte der gehörigen Mannschaft, jede mit 200 Mann besetzt, so behielten sie noch 6500 Mann, die auf einer Strecke von 7 bis 8000 Schritt auf großen Distancen in kleinen Divisionen, die sich einander nicht beystehen konnten, zerstreut waren. In dieser Lage erwarteten sie den Angrif von 60000 Franzosen, die sie in einzelnen Gefechten mehrmals besiegten, und vor denen sie sich am Ende so zurück zogen, daß sie ihre Verwundete auf 3 bis 600 Wägen luden, und von ihrem Geschütz nichts weite als 7 Stücke wegen Mangel an Pferden zurück ließen. Welche Wunder von Tapferkeit haben nun die Franzosen hier verrichten können, ohne daß die Ehre davon in zehnfachem Grade auf die Oesterreicher zurück fiele? Selbst die Umstände des Rückzugs geben zu erkennen, daß die Hitze der Franzosen durch starken Widerstand und Verlust zeitlich abgekühlt worden seyn müsse. Kenner des Kriegs rühmen auf Französischer Seite allenfalls nur die Geschwindigkeit, mit welcher Dumourier zur Schlacht von Mons hingeeilt ist, ehe die Oesterreicher Verstärkung erhielten; denn hätten diese zu ihren 18000 Mann noch 6 bis 7000 weiter gehabt, so würden sie schwerlich durch 60000 Franzosen aus ihrem Posten verdrungen worden seyn.
Authentische und berichtigende Nachrichten von der Schlacht bey Mons.[]
- Von einem Augenzeugen.
Die überhäufte Menge der wichtigen Begebenheiten dieser Zeit, welche, nach dem Plane der Vollständigkeit unsers Journals, angezeigt werden müssen, beschränken uns gegenwärtig den Raum dergestalt, daß wir die concentrirteste Kürze bey allen Gegenständen beobachten müssen. Es ist uns daher auch nicht vorjetzt möglich, einen umständlichen Bericht von der sogenannten Schlacht bey Mons in extenso mitzutheilen, welchen wir von schätzbarer Hand, für unser Journal zugesandt erhalten haben. Da er indessen nothwendige, und wesentliche Berichtigungen enthält, und von der ursprünglichsten Quelle kommt, so müssen wir davon wenigstens einen getreuen kurzen Auszug liefern. Wir bemerken nur noch, daß der Verfaßer dieses Aufsatzes, nicht allein ein Augenzeuge bey jener Schlacht war, sondern daran einen besondern thätigen Antheil hatte.
"Es muß, sagt derselbe, den Lesern Ihres Wahrheitsliebenden Journals angenehm seyn, folgende Berichtigungen, für welche ich Bürgschaft leiste, in demselben zu finden.
"Das Kaiserlich Königliche Truppen-Corps, welches am 6ten November des vorigen Jahrs gegen 60,000 Franzosen fochte, war nicht 17 bis 18000, oder wie der General Dumourier angiebt 28,000, sondern aufs höchste gerechnet, nur 12300 Mann stark. Um die Wahrheit davon desto näher zu zeigen, braucht man nur die Special-Liste von den Truppen beyzufügen, die an jenem 6ten November die Schlachtordnung bey Mons formirten.
Es waren, an Linien-Infanterie: 3 Bataillons Ungarischer Grenadiere zu 6 Compagnien, zusammen 18 Compagn.; 1 Bat. dito Grenadiere zu 4 Compagnien; 2 Bat. Fürst Hohenlohe zu 6 Comp, 12 Comp.; 2 Bat. Stuart zu 6 Comp, 12 Comp.; 2 Bat. Bender, zu 6 Compagn., 12 Comp. 1 Bat. Würzburg, zu 6 Comp.; zusammen allso 11 Bataillons, 64 Compagnien. An Freycorps zu Fuß: Odonel, 3 Compagnien; Grün-Laudon, 4 Comp.; Michalowitz, 5 Comp.; Tyroler Jäger, 4 Comp.; zusammen 16 Compagnien. An Cavallerie: 4 Divisionen Koburgscher Dragoner zu 2 Escadrons, 8 Escadrons; 1 Divis. la Tour Dragoner, 2 Escadr.; 2 Divis. Blankensteinscher Husaren, 4 Escadr.; 1 Divis. Esterhazy Husaren, 2 Escadr.; zusammen 8 Divisionen zu 16 Escadrons. Und die Artillerie bestand, aus 6 Haubitzen, 14 Zwölfpfündern, und aus 36 sechspfündigen und dreypfündigen Kanonen.
Nun berechne man selbst, ob die Anzahl der Truppen sich über die angegebne Starke im ganzen habe belaufen können, zumal wenn man bedenkt, daß sie in den Monaten vorher schon vielen Operationen beygewohnt und viele Strapatzen ausgestanden hatten. 3 Ungarische Grenadier-Bataillons, die 2 Bataillons Stuart, die 2 Bataillons Fürst Hohenlohe, 1 Division von Koburg Dragoner, und 1 Division von Esterhazy Husaren waren mit dem Herrn Feldzeugmeister, Grafen Clairfait, nur wenige Tage vor der Schlacht mit forcirten Märschen bey Mons angekommen. Die 2 Bataillons von Hohenlohe kamen sogar erst in der Nacht vom 5ten auf den 6ten November daselbst an. Die ganzen Niederlande sind Zeuge, in welchem blühenden Zustande diese 8 schönen Bataillons im Monat August nach Champagne detaschirt wurden, und in welch einem veränderten Zustande sie in den ersten Tagen des Novembers wieder bey Mons eintrafen. Nicht wenige Soldaten sahe man ohne Schuhe einmarschiren. Alle diese Bataillons kamen sogar ohne Zelter, die einzige Reßource für den Soldaten im Felde, zurück; der anhaltende Regen hatte sie verfaulet. Mit einem Worte, diese braven Leute waren fast unkennbar geworden, und von Strapatzen erschöpft. Demohngeachtet giengen sie gleich darauf, ohne auszuruhen, auf die ihnen auf dem Schlachtfelde bey Mons angewiesenen Plätze. Auch die übrigen daselbst versammelten Truppen hatten durch die in den 8ten Monat fortdauernde Campagne verhältnißmäßig gelitten.
Und doch bot dieses kleine Heer von 12300 Mann mit unerschütterter Standhaftigkeit 60000 Franzosen über sieben mörderische Stunden hindurch die Spitze, und nur erst in der achten Stunde konnte es dahin gebracht werden, der so äußerst überlegnen Menge des Feindes und der unendlichen Anzahl seines groben Geschützes nachzugeben.
Kein Feldherr unternahm mit einer größern Ueberlegenheit und mehrerer Sicherung des Erfolgs eine Schlacht, als Dumourier an jenem Tage. Um ein Uhr Mittags ließ er mit 9 oder 10 Bataillons Infanterie und mit den Belgischen Jägern an der Spitze, das Dorf Jemappe angreifen, welches nicht ganz 1000 Mann vom Kaiserl. Frey-Corps vertheidigten. Er selbst führte, nie er es in seinem Rapport eingesteht, 18 Bataillons Infanterie gegen den Kaiserl. rechten Flügel auf die Anhöhen von Jemappe; zugleich ließ er den General Bournonville mit einem beträchtlichen Corps Infanterie und Cavallerie aus dem Dorfe Framieres hervorbrechen und mit dieser so langen Angriffs-Linie die von den Kaiserlichen angebrachten Schanzen überschwenken. Und dabey hatte der Feind sein vieles schweres Geschütz stets vor seiner Front-Linie, und seine Cavallerie hinter der Infanterie; und aller dieser Uebermacht ungeachtet, trieb der Kaiserl. rechte Flügel, und die Cavallerie, die zu dessen Unterstützung da war, die Franzosen dreymal zurück, mußte aber endlich der Uebermacht weichen. Dumourier sagt selbst in seinem Rapport, daß der General Egalité seine getrennten Colonnen wieder zusammen, er selbst aber seine geworfene Cavallerie wieder in Ordnung gebracht hätte. Der ganze Kaiserl. rechte Flügel bestand aus 7 Bataillons und 9 Escadrons.
Nach dem Rapport Dumouriers soll die Position der Kaiserl. Truppen bey Mons in drey hinter einander gereiheten Schanzen bestanden haben. Sie waren nichts weniger als hintereinander angelegt, sondern sie waren auf dem rechten und linken Flügel, auf den gegen den Feind stoßenden Anhöhen. Es waren mit Inbegriff des verschanzten Eingangs des Dorfs Jemappe, in allem 14 Schanzen, wovon 7 auf dem rechten Flügel und 6 auf der Höhe von Bertemont zu dem linken Flügel gehörten. Nur 8 Stück Zwölfpfünder und 4 Haubitzen standen in den Schanzen des rechten und 6 Stück Zwölfpfünder in denen des linken Flügels. Das übrige angängige Geschütz mußte die Bataillons zum Theil mit ihren 6 und 3pfündigen Kanonen ersetzen. Und dieses war allso die geringe Artillerie, welche die Kaiserlichen einer Maße französischer schwerer Artillerie entgegen zu stellen hatten, die mit Bespannung von 16 bis 18 Pferden vor ein einziges Stück aus den Festungen herbeygeführt war. Dumourier giebt zwar nur 18pfündiges Geschütz in seinem Rapport an, die Kaiserlichen konnten aber an den liegen gebliebnen Kugeln die verschiednen Caliber von 24 und 36 Pfund recht gut erkennen, und wer weiß nicht, daß man bey einer so ungewöhnlich gutten Witterung, nicht 18 Pferde vor einen 18pfündiger vorzuspannen braucht.
Der Verlust der Kaiserlichen in der Schlacht belief sich zwischen 1000 bis 1200 Mann an Todten, Verwundeten und Vermißten. Bey dem Rückzuge derselben neben und durch Mons ließ Dumourier dieselben gar nicht verfolgen, sondern sahe alles von den Anhöhen ruhig an. Sogar der Kaiserliche Feldmarschall-Lieutenant, Baron von Beaulieu, der mit dem linken Flügel die Arriere-Garde erst dann machte, als der rechte Flügel und die übrige Kaiserl. Cavallerie, die im Centro stand, Mons paßirt hatte, zog sich ganz unangefochten zurück.
Ob übrigens die Schlacht bey Mons zwischen 60000 Franzosen, und 12300 Oesterreichern, oder aber ob der unglückliche Ausgang der Feldzugs der combinirten Armeen nach Champagne die eigentliche, ursprüngliche Veranlaßung des einstweiligen Verlusts der Niederlande für das Haus Oesterreich gewesen sey, bleibt Kennern zu entscheiden." --
Diesen authentischen Nachrichten wollen wir hier noch beyfügen, daß die Französischen Commißarien, die nach Belgien gesandt wurden, und auch das Schlachtfeld bey Mons besahen, den Verlust der Französischen Armee am 6ten November in ihrem Rapport selbst auf 11000 Mann angaben, und daß Dumourier, wie bekannt, die Todten, die andre Französische Berichte selbst über 15000 Mann ansetzen, in benachbarten Steinkohlen-Gruben werfen ließ, deren Eigenthümer ihn mit einem Proceß bedrohte, und dessen Foderungen er zu befriedigen für gut fand, um Untersuchungen zu vermeiden, und die Menge der Todten nicht gegen sich zeugen zu lassen.
Schlacht bei Gemappe.[]
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Den 6. schickte der General mit Tagesanbruch dem General Harville Befehl, sorgfältig zu beobachten, was links bei der Avantgarde Beurnonvilles vorgehen würde, und immer so vorzurücken, daß er gleichen Schritt mit ihm hielt, den linken Flügel der Kaiserlichen, der auf Berthaumont stand, zu überflügeln, seine Artillerie dagegen spielen zu lassen, und den Zeitpunkt des feindlichen Rückzuges zu benutzen, um sich schleunig auf den Berg Pallizel zu ziehen, von wo er die Höhe von Nimy erreichen konnte; auf diese Art tournirte er Mons, und schnitt dem Feinde den Rückzug auf der Brüsseler Straße ab. Dieser General konnte nichts zum Erfolg der Schlacht beitragen, weil die Stadt Mons zwischen ihm und der Stellung, die man angriff, lag; allein er konnte, im Fall eines glücklichen Erfolges, den Sieg vollständig machen helfen, indem er den Feind auf seinem Rückzuge mit frischen Truppen angriff.
Der General Beurnonville hatte den linken Flügel des Feindes vor sich, auf einer Anhöhe, welche Cuesmes deckte, und die von fünf großen Redouten vertheidigt war. Diese Anhöhe hing mit den einzelnen Häusern von Gemappe zusammen. Verschiedne andre Redouten zogen sich längs der Fronte, bis zur rechten des Dorfes, oberhalb Quareignon hin. In diesen Redouten waren zwanzig Stücke schweres Geschütz und viel Haubitzen, die Bataillonsstücke ungerechnet, so vertheilt, daß sie eine dreifache Schutzwehr von Feuerschlünden ausmachten. Bäume, Hohlwege und Häuser machten die Verschanzung vollends furchtbar.
Im Centrum dieser Fronte, die dem Centrum der französischen Armee, unter der Anführung des Generallieutnants von Chatres gegenüber lag, war eine Oeffnung und ein Weg der nach Gemappe führte. Die Kaiserlichen hatten daselbst einige Eskadrons, die im Fall unser Angriff mit einiger Unordnung begleitet würde, auf das Centrum, unsrer Infanterie losbrechen konnten.
Der linke Flügel der französischen Armee wurde von drei Marechaux-de-Camp angeführt; sie hießen Ferrand, Blottefieres und Rozieres, in Abwesenheit des Generallieutnants Miranda, der noch in Paris war. Der General Ferrand, als der älteste, kommandirte den linken Flügel, welcher wie ein Winkelmaaß formirt war, und das Dorf an der äußersten Spitze seiner Fronte und in der rechten Flanke angreifen sollte.
Diese furchtbare Stellung wurde nach dem Geständniß der Kaiserlichen, durch neunzehntausend Mann vertheidigt; allein nach den Listen die man in Mons unter den Papieren des Obersten Fischer vom Generalstabe, fand, war die Armee des Herzogs von Teschen acht und zwanzigtausend Mann stark. Der Widerspruch ist nur scheinbar. Es konnten vielleicht nur neunzehntausend Mann in den Verschanzungen von Gemappe seyn: die übrigen konnten aber in Mons und auf Berthaumont seyn, um den General Harville abzuwehren.
Dümouriez ließ Beurnonville den Angriff anfangen, indem er seine Richtung auf Cuesmes nehmen mußte. Er hatte auf seiner Fronte zehn Sechzehnpfünder und sechzehn Zwölfpfünder gestellt. Labayette, ein sehr geschickter Artillerie-Oberster, richtete dieses Geschütz so, daß auf jede Redoute zwei Batterien, jede von zwei Stück spielten, und daß Feuer begann um acht Uhr des Morgens, längs der ganzen Fronte.
Nachdem der General bei Tagesanbruch seine Fronte übersehen hatte, begab er sich auf den linken Flügel zu dem General Ferrand. Er bemerkte, daß man das Dorf Quareignon nur sehr nachlässig angriff. Deswegen ließ er Rozieres mit zwei Zwölfpfündern und vier Bataillons vorrücken, die leichte belgische und französische Infanterie zu unterstützen, und vorwärts zu treiben: nun wurde das Dorf in seiner Gegenwart eingenommen. Der General Rozieres mußte auf sein Geheiß fortfahren, auf der Landstraße vorzurücken, seine Kavallerie daselbst in Schlachtordnung stellen, welche aus acht Eskadronen bestand, und nun mußte er mit der Infanterie in die rechte Flanke des Dorfes fallen. Der General Ferrand sollte die Fronte des Dorfes angreifen, sobald er den General Rozieres sich der rechten Flanke nähern sähe, sich nicht mehr mit kanoniren aufhalten, sondern schnell und mit aufgepflanztem Bajonette vorwärts gehen.
Er empfahl ihm diesen Angriff mit Bataillons-Kolonnen zu machen, diese Schlachtordnung auch im Dorfe beizubehalten, und sich nur erst zu deployiren, wenn sich sein rechter Flügel an den linken der Division des Centrums wieder anschlösse. Er ließ ihm Offiziere vom Generalstabe, die er ihm mit der Nachricht vom Erfolge dieses Angriffs zurückschicken sollte, und sagte ihm, er erwarte seine Berichte bei der Division des Centrums, die er in Bewegung setzen werde, sobald er erführe, daß er den Angriff begonnen hätte.
Dümouriez begab sich sogleich nach dem Centrum, wo er bis eilf Uhr vergeblich auf Nachrichten von Beurnonville und Ferrand wartete. Beurnonvilles Angriff ging langsam vor sich, er wurde aber durch das sehr lebhafte Feuer der fünf Redouten aufgehalten, welches er mit seinem Geschütz nicht zum Schweigen bringen konnte, obgleich der General es noch mit vier Sechzehnpfündern verstärkt hatte. Was Ferrand betrifft, so war seine Verzögerung nicht zu entschuldigen.
Um 11 Uhr hat Dümouriez den Oberst Thouvenot, sich nach diesem linken Flügel zu begeben, den Angriff anzufangen, ihn anzuordnen und zu dirigiren, und nur erst dann wieder zu ihm zurückzukommen, wenn er den Theil des Dorfs würde eingenommen haben, gegen welchen der linke Flügel Fronte machte. Thouvenot bemerkte bei seiner Ankunft sogleich, daß der alte General Ferrand den Kopf verloren hatte, unnützerweise kanoniren ließ, und sich zu nichts entschloß; daß der General Rozieres sich hinter den Häusern von Quareignon verborgen hielt, und nichts unternahm, daß die Truppen, die voller Eifer und guten Willen waren, murrten und ungeduldig wurden. Da übernahm er in Namen des Generals-en-Chef das Kommando, setzte die Kolonnen in Bewegung, fiel schnell in die rechte Flanke und in die Fronte des Dorfes ein, und eroberte die Redouten, mit dem französischen Ungestüm, dem so schwer zu widerstehen ist, und dieser hastige Angriff entschied auf dieser Seite den Sieg.
Der General, welcher nur auf diese Bewegung wartete, stellte die Infanterie seines Centrums in Bataillonskolonnen, und ließ sie mit dem nemlichen Ungestüm gegen das Centrum des Dorfes anrücken. Er ließ die Oeffnung durch sieben Eskadrons Dragoner und Husaren maskiren. Seine Infanterie rückte schnell genug über die Ebne an, um wenig Mannschaft zu verlieren. Nur eine Brigade, welche gerade gegen die Oeffnung anrückte, warf sich, als sie feindliche Kavallerie auf sich loskommen sahe, rechts hinter einige Häuser, und machte eine Lücke, durch welche diese Kavallerie in das französische Centrum hätte dringen können.
In diesem Augenblick fühlte sich der junge Baptiste Renard, des Generals Kammerdiener, von Heldenmuth und Liebe zu seinem Herrn angefeuert, flog in vollen Galop dahin, drängte sich an den General Drouet an, der diese Brigade kommandirte, beschämte ihn wegen seinen Rückzug, brachte die Brigade zurück, besetzte die Lücke, begab sich zu den sieben Eskadronen, welche durch das schüchterne Betragen der Brigade abgeschreckt, zurückgewichen waren, führte sie in die Oeffnung, und begab sich dann wieder zu seinem Herrn, nachdem er die Schlachtordnung und das Gefecht wieder hergestellt hatte.
Als der General Drouet wich, hatte zu gleicher Zeit die Brigade zu seiner linken Halt gemacht; sie flohe eben nicht, allein die drei Bataillonskolonnen, woraus sie bestand, waren doch auf ihrem Marsch einigermaßen in Unordnung gerathen; sie verloren viel Leute, blieben einem beständigen Kartätschenfeuer und kleinem Gewehrfeuer ausgesetzt. Der Herzog von Chartres begab sich eiligst dahin, brachte sie wieder zusammen, formirte eine starke vermischte Kolonne daraus, welche er scherzweise die Kolonne von Gemappe nannte, stellte das Gefecht wieder her, drang in das Dorf, überwältigte die dreifachen Redouten und Verschanzungen. Einige Eskadronen Husaren und Chasseurs rückten mit eben solchem Ungestüm, wie die Infanterie darauf an, daß Gefecht ward blutig, Thouvenot, der rechts vom Dorfe her anrückte, brachte die Kaiserlichen zwischen zwei Feuer, über vierhundert ertranken in der Haisne, und auf der rechten Seite des Dorfes und im Centro war die Schlacht gewonnen.
Während daß der Herzog von Chartres die Centraldivision so herzhaft wieder zusammenbrachte, befand sich Dümouriez in einer andern Verlegenheit. Weil Beurnonvilles Angriff gar keinen Erfolg hatte, so begab er sich äußerst schnell dahin, in zwei sehr widersprechenden Absichten; erstlich, um die Redouten des feindlichen linken Flügels zu überwältigen, um den Angriff des Herzogs von Chartres dadurch zu unterstützen; oder zweitens, diesen Angriff aufzugeben, und mit den Truppen der Avantgarde in die Ebne von Paturage zurückzukommen, die Truppen seines Centrums daselbst zusammenzuziehen, und den Rückzug der Armee zu decken, wenn der Angriff des Herzogs von Chartres mißlänge, welches nach der durch den General Drouet vorher veranlaßten Unordnung allenfalls zu vermuthen war.
Nie ist wohl ein General so sehr zur rechten Zeit angekommen. Er fand auf der Anhöhe von Cuesmes zwei Brigaden Infanterie, von welchen eine aus drei Pariser Bataillonen, von seinen alten Truppen im Lager bei Maulde, bestand. Sie fielen auf den linken Flügel ein, der mit fünf Redouten und den tapfern ungarischen Grenadieren besetzt war. Vor sich hatten sie eine zahlreiche kaiserliche Kavallerie, die bereit schien, sie anzugreifen, und fünfhundert Schritte weiter hin, links eine Kolonne Infanterie, welche nur auf die Bewegung der Kavallerie wartete, um ihnen den Rest zu geben. Hundert Schritte hinter diesen beiden Brigaden, waren zehn Eskadrons Husaren, Dragoner und Chasseurs dem Feuer der Redouten ausgesetzt, welches sie in der Flanke faßte, und dabei zugleich dem Feuer des Generals Harville, der sie durch einen unbegreiflichen Irrthum für Feinde hielt, und von hinten zusammenschoß.
Diese Truppen hatten gar keinen General an ihrer Spitze, denn der berühmte Dampiere, der sie kommandiren sollte, befand sich nicht dabei, obschon er den Tag vorher seinem General-en-Chef unanständige Vorwürfe darüber gemacht hatte, daß er den Angriff bis zum folgenden Tag aufgeschoben, und Beurnonville kam ganz hinten an der Spitze der zwei andern Brigaden mit dem Reste seiner Kavallerie.
Der General hatte nur eben Zeit, vor der Fronte der beiden Brigaden vorbeizureiten, und ihnen zuzurufen, daß, da sie ihren Vater an ihrer Spitze hätten, für sie nichts zu besorgen wäre. Ihre Antwort, es lebe Dümouriez! überzeugte ihn von der Bereitwilligkeit dieser Truppen, de eine heldenmäßige Fassung behielten. Er stellte sich an die Spitze der Kavallerie; es war die höchste Zeit, sie war in Unordnung und im Begriff zu fliehen. Zugleich schickte er einen Adjudanten an Beurnonville, ihn anzutreiben. In eben dem Augenblick rückten die kaiserlichen Dragoner im Galop an, über die beiden Brigaden herzufallen, welche durch eine Ladung aus dem kleinen Gewehr, einen Wall von mehr als hundert Pferden und Reitern vor sich machten. Eine feindliche Eskadron kommt quer über die Landstraße her, und will diese Infanterie umzingeln. Der General, welcher seine Kavallerie gesammelt hatte, detaschirt die Husaren von Berchiny, welche über diese Dragoner herfallen; so daß die ganze kaiserliche Reuterei bis Mons floh, und die Kolonne Infanterie sich auch auf den Rückzug begeben mußte.
Dümouriez ließ das Schlachtfeld von Beurnonville, der eben ankam, besetzen, ließ beide tapfre Brigaden, welche die Schlacht entschieden hatten, linksum machen, gab den Chasseurs zu Pferde, welche der ältere Frecheville und Fournier anführten, den Husaren von Chamborant, welche der jüngre Frecheville kommandirte, und denen von Berchiny von Nordmann kommandirt, denselben Befehl, links abzumarschiren; jetzt stimmte er den Marseiller Schlachtgesang an, stellte sich an die Spitze, und sie gingen fröhlich und mit einem Muth, der sich nicht beschreiben läßt, um die Redouten von vorne anzugreifen. Es entstand ein schreckliches Gemetzel unter den ungarischen Grenadiren.
Da er Indeß noch immer unruhig über sein Centrum war, so zog er den älteren Frecheville, mit sechs Eskadrons Chasseurs von diesem Angriff zurück, als er ihn zu seinem Vortheil entschieden sahe, ritt an ihrer Spitze im starken Trab wieder ab, und zog sich längs dem Dorfe, dem Centro zur Hülfe. Er hatte aber noch nicht fünfhundert Schritte gemacht, als er Montpensier, den jüngern Bruder des Herzogs von Chartres in vollem Galop ankommen sahe, der ihm meldete, daß das Centrum siege, und sein Bruder sich nach einem blutigen Gefechts, des Dorfes bemächtiget hätte. In eben dieser Minute kam auch Thouvenot von dem linken Flügel an, der durch das Dorf gekommen, und sich hinter die Redouten weggezogen hatte, und sagte, daß alles auf der Flucht begriffen sey. Das Gefecht hatte um zwölf Uhr angefangen, und jetzt war es erst zwei Uhr.
Der General schickte Boten über Boten an den General Harville ab, daß er eilen sollte, den Berg Pallizel zu besetzen, und nichts konnte ihn dahin vermögen, weil er noch immer Truppen bei Berthaumont sahe. Er glaubte, der Berg Pallizel und die Anhöhen von Nimy wären stark verschanzt; die Kaiserlichen hatten auch wirklich einige Redouten daselbst aufgeführt. Ob es gleich widerholte Berichte erhielt, die Schlacht sey gewonnen, und der Feind auf der Flucht begriffen, so rückte er dessen ungeachtet nicht vor, und nur mit vieler Mühe brachte man ihn dahin, die Kanonade gegen die Anhöhe von Cuesmes, welche Beurnonville inne hatte, einzustellen.
Die Armee war nun erschrecklich abgemattet. Sie stand seit vier Nächten unter dem Gewehre, und schlug sich seit vier Tagen. Man mußte ihr durchaus einige Stunden Ruhe gönnen, und Brot und Brandwein unter sie vertheilen. Sie hatte noch nichts genossen, und dazumal berauschte man den Soldaten noch nicht, wenn man ihn zur Schlacht führte. Während dieser Ruhe sahe der General mit Ungeduld die Oestreicher, ohne verfolgt zu werden, sich zurückziehen, weil durch ihren Rückzug die Stadt Mons zwischen ihm und ihnen lag, und Harville der einzige war, der zufolge seiner Stellung, diese Stadt hätte tourniren können, wenn er seine Instruktion befolgt hätte. Der General hätte sich selbst dahin begeben, aber er hatte nicht ein einziges Pferd im Stande, diesen Ritt auszuhalten, und er hatte viel Einrichtungen zu machen, insonderheit in Absicht der Lebensmittel und der Verwundeten.
Dümouriez stand dazumal bei seiner Avantgarde an der Spitze des Dorfes Cuesmes. Um vier Uhr befahl er, daß sich alles wieder in Reih und Glieder stellen sollte, und machte bekannt, daß er vorwärts gehen würde. Seine braven Krieger bezeigten, uneingedenk ihrer Ermattung, ihre Freude darüber, durch lauten Zuruf. Er ließ die Vorstädte von Mons, durch leichte Truppen besetzen, und die Stadt auffordern. Zwei Brigaden stellte er bei Berthaumont, welches der Feind verlassen hatte. Ein sonderbarerer Vorfall stand ihm hier abermals im Wege. Jene beiden Brigaden, welche sich durch besondern Heldenmuth ausgezeichnet hatten, eine furchtbare Stellung angegriffen, einem drei Wälle übereinander gethürmten Musketenfeuer Trotz geboten, fünf mit zahlreicher Infanterie besetzte Redouten überwältigt, sich in ein entsetzliches Kartätschenfeuer gewagt hatten; eben diese ergreift ein panisches Schrecken. Sie bilden sich ein, die Kaiserlichen haben den Berg unterminirt. Auf diese unmögliche Voraussetzung, verlassen fünf Bataillons ihre Stellung, trotz aller Gegenvorstellung des Generals Stetenhofen, der sie kommandirte; ein einziges Bataillon bleibt bei ihm, die andern werfen sich in das Dorf Cuesmes in der größten Unordnung zurück.
Als der General dieses höchst unerwartete Ereigniß erfuhr, schickte er andre Truppen, Berthaumont zu besetzen. Endlich kam der General Harville an. Er postirte sich auf den Berg Pallizel. Nachdem er diese Höhe erreicht hatte, besetzte er die von Nimy nur mit leichten Posten, statt mit seiner ganzen Armee dahin zu marschiren. Während aller dieser Verzögrungen hatte der Feind seinen Rückzug gesichert, und die Nacht war eingebrochen.
Der General hatte auf der Stelle das Korps der Flankeurs vom linken Flügel, nach Gelin und la Chapelle Notre-dame, jenseits Mons und des Flusses detaschirt, die Landstraße nach Brüssel, von der linken Seite zu beunruhigen, Indeß der zu Nimy postirte Harville sie rechts beunruhigen sollte. Die Flankeurs, die zu schwach waren, sahen sich genöthigt, die kaiserliche Armee vorbeiziehen zu lassen, weil Harville sie nicht gehörig unterstützte. Auf diese Weise mußte der General Dümouriez zu seinem größten Verdruß die Einnahme von Mons und das Nachsetzen der Feinde bis auf den folgenden Tag verschieben. Er hatte nichts in Bereitschaft, um Mons zu forciren, dessen Kommandant viel List und Stolz in seinen Antworten legte. Er sahe sich also gezwungen, sich mit dem Glücke dieses Tages zu begnügen, und brachte die Nacht damit zu, Batterien aufwerfen zu lassen, um diesen elenden Ort zu beschießen, der noch in derselben Nacht geräumt wurde.
Dieses sind die genauen Umstände der Schlacht bei Gemappe: sie war für das Schicksal der Niederlande entscheidend; allein ihr Erfolg wäre viel vollständiger gewesen, wenn erstlich Ferrand und Beurnonville schon um acht Uhr des Morgens angegriffen hätten, weil man alsdann drei Stunden mehr gewonnen hätte; wenn zweitens Harville, Beurnonvilles Bewegungen besser beobachtet hätte, denn das hätte ihn abgehalten, auf ihn feuern zu lassen; und wenn er sich ferner schnell auf die Anhöhen von Pallizel und Nimy begeben hätte, denn alsdann wäre die Rückzug der Kaiserlichen völlig abgeschnitten worden. Von zwei Uhr Nachmittags bis sechs Uhr Abends, hätte man Zeit gehabt, sie mit diesen frischen Truppen, die noch nicht im Feuer gewesen waren, zu verfolgen, und ihre Niederlage vollständig zu machen.
Der Erfolg dieser Schlacht ist hauptsächlich, erstlich dem Obersten Thouvenot zuzuschreiben, welcher den Angriff zur linken beschlossen und angeführt hat. Zweitens dem Kammerdiener Baptiste Renard, welcher die Infanterie und die Kavallerie des Centrums wieder sammelte. Drittens dem Herzog von Chartres, welcher den linken Flügel des Centrums wieder in Ordnung brachte, und die Mitte des Dorfes überwältigte. Viertens dem ungestümen Angriff der Redouten des rechten Flügels, durch den General-en-Chef.
Der General Ferrand hatte so sehr die Besonnenheit verloren, daß er nachher versicherte, den Obersten Thouvenot nicht gesehen zu haben, obschon dieser es war, der ihn zu allem anleitete. Die Offiziere von Oberstabe und die Adjudanten des Generals haben die größten Tapferkeit und die ungemeinste Sachkenntniß bewiesen. Verschiedne sind verwundet worden. Der General Moreton hat ausgezeichneten Muth bewiesen, und der Oberstlieutenant Bourdois hat sehr gute Dienste geleistet. Der General Drouet hat sein Versehen auf eine glänzende Art wieder gut gemacht; er ist in Quesnoi an seinen Wunden gestorben.
Es gab kein Korps bei dieser französischen Armee, welches nicht im Feuer gewesen wäre, und den Feind mit kleinem Gewehr angefallen hätte. Den größten Verlust haben die Bataillons des Centrums erlitten, welche stille standen, und dem feindlichen Feuer standhaft ausgesetzt waren. Diejenigen, die mit dem Angriffe eilten, und blind ins Feuer liefen, haben am wenigsten gelitten. Diese Schlacht hat den Franzosen eigentlich nur zweitausend Mann gekostet, worunter sechs bis siebenhundert Todte: allein es sind viel Kanonier und Artilleriepferde geblieben, weil dieses Korps, um besser zu wirken, mit seiner gewöhnlichen Unerschrockenheit vorwärts gegangen war, und sich den Verschanzungen so sehr genähert hatte, daß es mit kleinem Gewehre erreicht werden konnte. Die Kaiserlichen haben ungefähr viertausend Mann und dreizehn Kanonen verloren, dabei sieben von schwerem Kaliber befindliche, die man in den Redouten hatte zurücklassen müssen. Allein von diesem Zeitpunkt an, ist allgemeine Unordnung und Desertion bei ihrer Armee eingerissen.
Von Reisende.[]
Georg Friedrich Rebmann.[]
- [1796]
Paris, den 30. Thermidor des 4ten Jahrs der Republik..
Bald hinter Brüssel erinnert man sich denn doch lebhafter daran, daß in diesen Gegenden Revolution und Krieg gewesen ist. Man findet noch immer Gerippe von Pferden, zerschossene Häuser, und fährt, so zu sagen, zwischen nichts als Leichenhügeln. Diese Grenzgegenden werden noch lange zu kämpfen haben, ehe sie sich von alle dem Uebel wieder erholen, das sie ausgestanden haben. Wir kamen heute noch nicht nach Valenciennes, sondern blieben in einem Flekken liegen, der, so ärmlich er auch aussah, dennoch sein Schauspiel hatte. Ein fränkischer Soldat, der bei unserm Gasthofe vorbeigieng, machte laut die Anmerkung, daß meine Begleiter ein ächtes Aristokratengesicht hätten, und ich fand, daß er nicht Unrecht hatte, so sehr sich diese Herren über die Frechheit eines asassin de la Convention ärgerten. Ihre Gesellschaft war mir schon hier unausstehlich, und ich nahm noch Abends ein Pferd, um das Schlachtfeld bei Gemappe zu besehen. -- Man mus dieses Schlachtfeld betrachten, um vor dem zu erstaunen, was die Freiheit vermag, und was Enthusiasm ausrichten kann. Die Nachwelt wird erst diesem Tage die Stelle anweisen, welche ihm in der Geschichte gehört; man wird sagen, daß ein Haufe undisziplinirter, im Kriege ganz neuer Soldaten, von Feldherrn angeführt, die ihren Enthusiasm nicht theilten, im Gefechte selbst verwirrt, und aufeinander schiessend, aus Defileen und Sümpfen hervorbrachen, und eine Höhe erstürmten, die auf jedem Punkte eine Batterie darbot, eine Höhe, von dem Kern der besten europäischen Truppen vertheidigt, von Truppen, deren Tapferkeit der Franke die gehörige Achtung wiederfahren läst.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1792. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg, auf den Post-Aemtern und in der Hoffmannschen Buchhandlung 1792.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1793. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg, auf den Post-Aemtern und in der Hoffmannschen Buchhandlung 1793.
- ↑ Das Leben des Generals Dümouriez. Von ihm selbst. Hamburg, 1795. bei Benjamin Gottlob Hofmann.
- ↑ Holland und Frankreich, in Briefen geschrieben auf einer Reise von der Niederelbe nach Paris im Jahr 1796 und dem fünften der französischen Republik von Georg Friedrich Rebmann. Paris und Kölln.