Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Einige Aufschlüsse über die Schlacht bei Lützen oder bei Großgörschen.[]

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SectieLützen1813

Plan von der Schlacht von Groß-Görschen den 2ten Mai 1813.

Seit sieben Jahren war es beinahe unmöglich, die Wahrheit der Geschichte der neuesten Zeit zu erforschen. Sobald die Franzosen eine Rolle dabei spielten, war es um Unpartheilichkeit geschehen; entweder sie mußten über Gebühr gerühmt werden, oder wenn man das nicht wollte oder nicht konnte, ohne der Wahrheit keck Hohn zu sprechen, so mußte man ein gänzliches Stillschweigen darüber beobachten. Alle Preßfreiheit war vernichtet, und es durfte nichts zum Vorschein kommen, was der Wahrheit die volle Ehre gab, ohne den Verfasser, Drucker und Verleger den größten Gefahren auszusetzen. Regierungen und Censoren wurden für alles verantwortlich gemacht, was nicht dem französischen Systeme entsprach, und so herrscht über die wichtigsten Ereignisse der Zeit noch ein Dunkelheit, die in der That der stärkste Beweis von der Sklaverei ist, in welcher die Menschen seufzten.

Die Schlacht von Großgörschen ist beinahe unter unsern Augen geliefert worden; wir haben die Vorbereitungen und den Ausgang davon gesehen. Manches ist anders, als es den Franzosen zu erzählen beliebte. Sie waren schon auf der Flucht; durch Weißenfels, ja selbst durch Naumburg zogen sie sich in Schaaren zurück. Die Soldaten hatten die Gewehre weggeworfen, und die Degen zerbrochen, und hätten die Alliirten den 3. Mai nochmals angegriffen, so hätte der französischen Kaiser sich vielleicht schon damals bis an den Rhein zurückziehen müssen, aber leider waren die Verbündeten zu schwach, als daß sie selbst von dem glücklichsten Ausgange der Schlacht alle die Vortheilen ziehen konnten, welche sie ihnen gewährte.

Die ganze russische und preußische disponible Macht bestand am 1. Mai über der Elbe kaum in 100,000 Mann. Den 1. Mai rückte die französische Armee gegen Lützen vor, wo eine lebhafte Kanonade mit dem General von Winzingerode begann, der sich langsam zurückzog. Man nahm an, daß die französische Armee, die 160 bis 170,000 Mann stark war, am folgenden Tage ihren Marsch auf Leipzig fortsetzen würde, und beschloß ihr in die rechte Flanke und vielleicht nach den Umständen in den Rücken zu fallen. Am 1. May wurde daher am Abend abmarschirt, und den General von Kleist, der mit seiner Division in Leipzig war, und den General Miloradowitsch ausgenommen, der mit seinem Corps von Altenburg nach Zeitz marschirte, die ganze Armee bei Pegau und den nächsten Uebergängen über die Elster gezogen, wo sie sich entwickelte. Gegen 11 Uhr Mittags stand die russisch-preußische Armee mit dem rechten Flügel gegen Werden, und dem linken gegen Domsen in Schlachtordnung. Man schien noch keine genaue Kenntniß von der gegenwärtigen Stellung der französischen Armee zu haben; ein Gefangener, den man in einem unbesetzten Dorfe beim Marodiren gemacht hatte, sagte aus, am nächsten Dorfe (Großgörschen) stehe die Division Souham und mehrere Andere dahinter. Einzelne Offiziere, welche jetzt vorritten, entdeckten bald dieses Bivouak, das in der größten Ruhe und ohne vorgeschobene Patrouille war. Gegen Leipzig hin in der Gegend von Altranstädt entdeckte man Staub und Rauch des Kanonenfeuers, woraus man schloß, die französische Armee sey auf dem Marsche nach Leipzig, und man habe es bloß mit einem einzelnen Corps zu thun, das den Marsch von Weißenfels über Lützen decke.

Der General Graf von Wittgenstein gab nunmehro Befehle, das Bivouak bei Görschen in der Fronte fest zu halten, und mit der preußischen Reservecavallerie auf dem linken Flügel gegen Rahna vorzurücken, damit, wenn sich der Feind von Großgörschen gegen Kaya zurückzöge, die reitende Artillerie der Reservecavallerie ihn in Unordnung bringen, und die Cavallerie alsdann einhauen könne. Die preußische Reservecavallerie ritt vor, und eine russische Batterie von 12 zwölfpfündigen Kanonen nebst einer preußisch sechpfündigen fieng das Bivouak zu beschießen an. Der Feind antwortete mit einer Batterie, welche aber sogleich durch zwei preußische sechspfündige Batterien in die Flanke genommen wurde, so daß er sich, nachdem ihm 3 Kanonen demontirt waren, zurückzog, und bloß das Dorf Großgörschen mit Infanterie besetzt ließ.

Die preußische Reservecavallerie wurde, als sie in der Gegend von Rahna ankam, mit Kanonen von der Höhe von Kaja begrüßt, und fuhr ihre Batterien auf. Von Weißenfels her in der Gegend von Poserna zeigte sich viel Staub, und bald darauf eine Colonne in der Gegend von Kölzen, mit welcher die Cavallerie ebenfalls ein Gefecht begann.

Als die Reiterei unter so veränderten Umständen die erste Absicht nicht mehr ausführen konnte, gab der Graf von Wittgenstein Befehl, das Dorf Großgörschen mit Fußvolk anzugreifen. Dies geschah durch einige preußische dem Dorfe gegenüber stehende Bataillone. Die französische Infanterie steckte es an, allein es wurde sogleich genommen. Unterdessen hatte jedoch der Feind auch Infanterie in die Dörfer Kleingörschen und Rahna geworfen. Aus dem letztern wurde er durch mehrere Bataillone Preußen und aus dem Erstern d rch Russen und Preußen vertrieben; da er aber von den Höhen von Kaja Verstärkung erhielt, so wurden die vorrückenden Truppen wieder bis an und in die drei Dörfer zurückgeworfen.

Die vereinigte Armee hatte vor Großgörschen Halt gemacht, und unterstützte die fechtende Infanterie jedesmal, sobald diese bis in die Dörfer zurückgedrängt wurde. So dauerte das Infanteriegefecht in und zwischen den vier Dörfern Kaja, Rahna, Groß- und Kleingörschen bis um 6 Uhr Nachmittags fort, und auf dem linken Flügel der vereinigten Armee unterhielt die reitende Artillerie der Reservecavallerie das Kanonenfeuer gegen die Höhen von Kaja, während die russische Reiterei immer unter dem General Winzingerode sich gegen Kölzen und Pobles ausdehnte, und den dort vorgerückten Feind lebhaft beschoß.

Um diese Zeit hatten die Franzosen Verstärkungen vorrücken lassen und die preußische Infanterie aus dem brennenden Dörfern Großgörschen und Rahna vertrieben. Drei Bataillone preußischer Garden und ein Theil der Division Berg waren noch nicht im Gefechte gewesen, und zugleich traf die Nachricht ein, die groß russische Armee sey auf dem Schlachtfelde angekommen.

Die preußische Garden rückten durch Großgörschen bis Rahna vor, und einige Bataillone russischer Truppen erhielten den Befehl, mit einer Batterie den rechten Flügel der Garden zu decken. Die letzten disponiblen Bataillone der preußischen Reserven rückten nach Rahna, und eine preußische Batterie zwischen Großgörschen und Rahna. Nun entstand ein sehr lebhaftes Gefecht, durch welches die französische Infanterie gänzlich geworfen wurde. Zwischen Rahna und Kaja bildete sie ein Viereck, als ein preußisches Uhlanenregiment mit einem Angriffe drohete: das 10te französische Husarenregiment versuchte sogar einen Angriff auf die aus Rahna vorrückenden Tirailleurs der vereinigten Armee, allein es mußte sich zurückziehen, und das Viereck wurde durch Kanonen- und Kleingewehrfeuer fast gänzlich aufgerieben.

Während der Zeit machte die Reservereiterei mit einigen Regimentern mehrere glückliche Angriffe, drang in die Infanterie in ein Viereck ein, und nahm einige Kanonen. Die Reste der französischen Infanterie warfen sich in das Dorf Kaja und in die daneben liegenden Gebüsche des Floßgrabens, und es schien, als wenn der Feind keine Infanteriemassen mehr aufzustellen habe.

Das Dorf Kaja war von der französischen Infanterie schon in Brand gesteckt, gänzlich verlassen, und die preußische Infanterie war bis an die ersten Häuser vorgedrungen, als auf dem französischen linken Flügel neue Verstärkungen erschienen, die durch das siegreiche Gefecht etwas zerstreuete preußische und russische Infanterie über den Floßgraben zurückgedrückten und unter dem Schutze einer zahlreichen Artillerie sich gegen die Dörfer Groß- und Kleingörschen bewegten. Auf die äußersten rechten Flügel war der russische General Prinz von Würtemberg mit einiger Infanterie durch Eisdorf gegangen, um den Feind zu überflügeln; er stieß auf die ankommenden französischen Verstärkungen, wodurch ein ziemlich lebhaftes Gefecht bei Eisdorf entstand.

Der Tag neigte sich, und wenn in diesem Augenblicke die russischen Garden ankommen, nnd die fechtende russische und preußische Infanterie unterstützen konnten, so ist es sehr wahrscheinlich, daß diese, wenn nicht Kaja erobert, doch das Gefecht jenseits des Floßgrabens erhalten hätte, und es wurde daher beschlossen, sich mit einer Linie, Großgörschen vor der Fronte habend, aufzustellen, während der Nacht den General Miloradowitsch heranzuziehen, die Munition zu vervollständigen, und mit dem anbrechenden Tage das Gefecht zu erneuern.

Die Aufstellung fand Statt, und die russischen Garden trafen in dieser Linie ein. Die Kanonade dauerte bis in die Nacht fort, die preußischen Jäger der Garde hatten Großgörschen besetzt.

Auf dem linken Flügel der vereinigten Armee war ein Theil der Reiterei mit dem Eintritte der Nacht abgesessen und fütterte. Ein Theil des in der ersten Linie stehenden preußischen zweiten Leibhusarenregiments hatte keine Vorposten aufgestellt; französische Reiterei, die wahrscheinlich recognosciren sollte, prallte hervor, feuerte, und brachte große Unordnung in das Regiment, welche die Franzosen jedoch nicht benutzten. Der General von Blücher nahm hierauf die preußische Reservereiterei, gieng in Linie mit ihr vor, um den Feind aufzusuchen, und stieß in der Dunkelheit auf Infanterie, die vorbereitet war und Artillerie bei sich hatte. Bloß ein Theil der Cavallerie kam zum Gebrauch des Säbels; hierauf zog sie sich wieder aus dem Gewehrschusse zurück. Dieses Vorrücken bei der Reiterei im Dunkeln wurde von der französischen Armee für eine Bewegung der ganzen vereinigten Armee gehalten, und hatte einen gänzlichen Rückzug des rechten Flügels des Feindes durch Weißenfels zur Folge.

Die vereinigte Armee hatte an diesem Tage fünf bis sechs Kanonen mit einigen Munitionswagen erobert, viele Gefangene gemacht, und selbst weder Artillerie noch Gefangene verloren, die Schwerverwundeten abgerechnet, welche dem Feinde hinter Großgörschen in die Hände gefallen waren. Ihr sämmtlicher Verlust betrug 8000 Mann todte und verwundete Preussen, und nicht völlig 2000 Mann Russen. Die preußische Reiterei hatte viel durch die Kanonen gelitten, besonders viel Pferde verloren.

Als das Gefecht bei Kaja am heftigsten war, meldete der General von Kleist, den Feind habe Leipzig besetzt, und er sey seinen Verhaltungsbefehlen gemäß auf Wurzen zurückgegangen. Späterhin erhielt man von dem rechten Flügel Nachricht, es sey eine Colonne von Leipzig her zurückgekommen, und es war wahrscheinlich, daß die kurz vor Einbruch der Nacht angekommenen Verstärkungen diese Colonne gewesen waren.

Um 10 Uhr Abends meldete der Befehlshaber der russischen Artillerie, seine Munition sey verschossen, und es sey ihm unmöglich, dieselbe bis zum folgenden Tage wieder vollständig zu machen, da seine Park Colonnen sich noch weit rückwärts befänden.

Diese Nachricht nebst jener von der Besetzung von Leipzig vermochten den Oberbefehlshaber, Grafen von Wittgenstein, Befehl zum Rückzuge zu geben. Es war unmöglich, ihn während der Nacht an alle verschiedenen Truppen zu überbringen, welche ohne Bivouakfeuer den Morgen zur Erneuerung der Schlacht abwarteten; als es Tag wurde, standen daher noch Truppenabtheilungen von allen Waffen auf dem Schlachtfelde. Die französische Armee hatte sich während der Nacht von demselben zurückgezogen.

Die verbündete Armee zog sich langsam und in Ordnung über Pegau zurück, wohin der Feind erst Nachmittags nachfolgte. Den 3. May 1813 Vormittags zwischen 9 und 10 Uhr standen noch Preußen und Russen in der Nähe des Schlachtfeldes. Vermöge der Menge Cavallerie und Schützen, welche die verbündete Armee hat, ist es ihr möglich, jede Schlacht, sobald ihr das Terrain nicht günstig oder der Vortheil des Gewinns desselben nicht auf ihrer Seite ist, nach Belieben abzubrechen. Auch ist es vermöge eben dieser Vortheile unmöglich, die Armee aus einander zu reißen oder zu durchbrechen, und diese Vortheile hat sich die verbündete Armee erst in diesem Kriege zu eigen gemacht.

Der General Lauriston [xxx] besetzte den 2ten Mai Nachmittags um 2 Uhr die Stadt Leipzig, und ließ nur ein paar tausend Mann in derselben. Die übrigen Truppen seines Armeecorps bivouakirten zwischen Schönau und Lindenau, und den 3. Mai Vormittags verließ er Leipzig gänzlich wieder; alle seine Truppen nahmen den Weg über Markranstädt nach Lützen. Wahrscheinlich erwartete der französische Kaiser den 3. Mai wieder angegriffen zu werden, und als er an dem nämlichen Tage mit dem frühesten Morgen erfuhr, die verbündeten Armeen zögen sich zurück, wollte er dies gar nicht glauben; er ritt daher selbst aus Lützen hinaus, um sich davon zu überzeugen.


Berichte über die Schlacht von Großgörschen.[]

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Folgendes sind die Berichte über die Schlacht unsrer Tage:


Berlin.[]


Berlin, den 5ten May.

So eben ist durch einen Courier die officielle Nachricht hier eingegangen, daß die große Schlacht am 2ten d. M. zwischen Lützen und Pegau von des Morgens 10 Uhr bis in die Nacht um 12 Uhr gedauert hat. Fast nur Preussen haben sich geschlagen. Se. Majestät der König haben selbst commandirt. Im heftigsten Kugelregen hat ihn die Vorsehung geschützt. Wir haben den Prinzen von Hessen verloren. General Hünerbein ist der Arm zerschmettert. General Blücher hat trotz seiner Wunde in dem linken Arm von neuem das Pferd bestiegen und General Scharnhorst ist durch die Lende geschossen. Unsere Cavallerie hat nicht einmal eingehauen, weil die feindlichen Linien zu sehr mit Kanonen besetzt waren, sondern unsere Infanterie und Artillerie hat den Feind über den Haufen geworfen. Der Kaiser Napoleon commandirte und hat zwey Marschälle verloren. Wir sind Meister des Schlachtfeldes und die Truppen haben Victoria geschossen. Drey Städte, Naumburg, Lützen und Weißenfels, sind in Brand gerathen. Der Feind wollte früher ein Streif Corps von 600 Mann nach Leipzig werfen, welches nun abgeschnitten ist und sich ergeben muß. Am 2ten hat der Generallieutenant von Bülow den Vicekönig von Italien bey Halle geschlagen; dieser hat drey Kanonen nebst vielen Pulverwagen, 1500 Mann an Todten und 600 Gefangene verloren. Der König hat Dispositionen getroffen, um den Feind am andern Morgen aufs neue anzugreifen.


Vorläufiger (officieler) Bericht von der Schlacht bey Görschen, am 2ten May 1813.[]


Am 30. April lief im Hauptquartier des Generals Grafen v. Wittgenstein die Nachricht ein, daß der größte Theil der Italienischen Armee und die Französischen Garden die Saale in der Gegend von Naumburg passirt wären. Zugleich hieß es, Napoleon sey bey der Armee angekommen. Man bemerkte, daß die Armee des Vicekönigs sich rechts zog. Es ward also klar, daß der Feind sich mit allen seinen Kräften zu vereinigen suchte, und seine Absicht wahrscheinlich dahin ging, uns eine Hauptschlacht zu liefern. Se. Majestät der Kayser Alexander und Se. Maj. der König v. Preussen gingen daher zu ihrer Armee, um durch ihre unmittelbare Gegenwart den Muth der Truppen im Kampf zu beleben. Um über die Stärke des Feindes richtiger urtheilen zu können, ward eine Recognoscirung mit dem Corps des Generals v. Winzingerode von Leipzig aus auf der Straße nach Weißenfels unternommen. Selbige bestätigte die erhaltene Nachricht, daß der Feind in bedeutender Anzahl sich dort befinde. Den 1sten May engagirte sich hierauf ein sehr heftiges Gefecht mit dem genannten Corps, durch welches man sich für überzeugt hielt, daß des Feindes Hauptmacht in der Gegend von Weißenfels und Lützen stehe. Die Stellung des Vicekönigs glaubte man zwischen Leipzig und Halle. Des Feindes Plan zur Schlacht war also klar. Der General Graf von Wittgenstein beschloß, ihm zuvor zu kommen, ihn in seinen Dispositionen durch einen kühnen Angriff unserer Seits zu stören, und ihn von seiner Offensive abzuziehen. Unser Hauptzweck mußte dabey besonders darauf hingehen, sogleich auf diejenigen Theile seiner Macht zu fallen, die er als die besten Truppen seiner Seits erachtete, um nach einen solchen Schlage unsern fliegenden Corps wiederum mehr Spielraum zu geben, denen der Feind in der letzten Zeit zu überlegen geworden war. Es mußte daher der Angriff, wo möglich, gleich auf seine rückwärts stehenden Truppen gerichtet werden. In der Nacht vom 1sten zum 2ten May brach daher die Hauptarmee in zwey Colonnen von Rotha und Borna auf, und schob sich bis an das Defilee der Elster in der Gegend von Pegau. Der General v. Winzingerode erhielt den Befehl, um diese Bewegung zu maskiren, seine Cavallerieposten stehen zu lassen, und sich über Zwenka an die Hauptarmee anzuschließen. Mit Tages Anbruch defilirte alles über das Defilee der Elster bey Pegau und stellte sich am linken Ufer der Elster in Schlachtordnung auf, den rechten Flügel an dem Dorfe Werben, den linken nach dem Dorfe Gruna zu. Eine Recognoscirung zeigte, daß des Feindes Hauptmacht schon über Weißenfels hinaus, in den Dörfern Groß-Görschen, Klein-Görschen, Rahno, Starsiedel und in Lützen sich befand. Der Feind wagte nicht, unsern Aufmarsch zu stören, noch in die Ebene hervorzukommen, sondern nahm seine Stellung in den Dörfern am Floßgraben, zwischen Groß-Görschen und Starsiedel. Gegen 12 Uhr Mittags erhielt der General v. Blücher den Befehl, als erstes Treffen der Armee, unterstützt von einem Theile der Russischen Artillerie, den Feind anzugreifen. Der Angriff geschah auf das Dorf Groß-Görschen. Der Feind vertheidigte es hartnäckig. Es ward mit Sturm genommen. Der General v. York marschirte mit seinem Corps rechter Hand des Dorfes auf. Die ganze Armee machte eine Rechtsdrehung, und bald ward darauf der Kampf auf der ganzen Linie des Blücherschen Corps allgemein. Der Feind entwickelte dabey eine zahlreiche Artillerie, besonders von schwerem Caliber, und das kleine Gewehrfeuer in den Dörfern dauerte mit einer großen Lebhaftigkeit mehrere Stunden fort. In diesem mörderischen Kampfe wurden mit einer Tapferkeit ohne Gleichen die Dörfer Klein Görschen und Rahno, so wie das Dorf Groß-Görschen schon früher mit stürmender Hand genommen, und mehrere Stunden behauptet. Endlich kam der Feind mit einer bedeutenden Macht, umging und nahm jene Dörfer zum Theil wieder, vermochte jedoch nicht, bey einen erneuerten Angriffe sich darin zu halten. Die Preussischen Garden rückten zum Soutien herbey, und nun wurden nach dem hartnäckigsten Widerstande von ein und einer halben Stunde dem Feinde die gedachten Dörfer abermals genommen und von uns behauptet. Während dem hatten auf dem linken Flügel das Corps des Generals von York und ein Theil der Russischen Truppen unter dem General v. Berg Antheil an der Schlacht genommen. Man stand dem Feinde auf 100 Schritt gegenüber, und eine der blutigsten Schlachten ward allgemein. Unsere Reserven wurden mehr in die Nähe des Kampfes gezogen, um bey der Hand zu seyn, wo es nöthig werden möchte, und so dauerte die Schlacht bis 7 Uhr Abends. Mehrere Mahle wurden während selbiger noch die Dörfer auf dem linken Flügel von beyden Theilen genommen und wieder genommen. Um 7 Uhr erschien der Feind mit einem neuen Armeecorps auf unserm rechten Flügel von Groß- und Klein-Görschen, wahrscheinlich mit der Armee des Vicekönigs, griff seinerseits lebhaft an, und suchte uns die errungenen Vortheile noch ein Mahl zu entreißen. Jetzt wurde nun die Infanterie von einem Theil der Russischen Reserven zum Soutien des lebhaft angegriffenen Yorkschen Corps auf dem rechten Flügel mit in das Feuer gebracht, und der wüthendste Kampf, den die Russische Armee mit großer Auszeichnung die ganze übrige Zeit schon, so wie die Corps v. York, v. Blücher und v. Winzingerode den ganzen Tag überstanden hatten, dauerte nun auch hier bis in die sinkende Nacht. Auch das Centrum und die Dörfer hatte der Feind noch ein Mahl lebhaft angegriffen, unsere Stellung ward aber behauptet. In dieser Lage machte die Nacht der Schlacht ein Ende. Der Feind sollte am folgenden Morgen des 5ten May's noch ein Mahl angegriffen werden. Er hatte indessen während der Schlacht Leipzig genommen. Dieß nöthigte uns, mit ihm zu manövriren. Später erst erfuhr man, daß er durch die Schlacht gezwungen worden war, es wieder zu verlassen; eben so hatte er Halle durch selbige verloren; an 15,000 Mann seiner besten Truppen eingebüßt; viele seiner Kanonen sind demontirt, eine Menge Pulverkarren in die Luft gesprengt; unsere leichten Detaschements heben wieder Freyheit, ihm Abbruch zu thun, und die errungenen Vortheile weiter fortzusetzen. Das Schlachtfeld ist als behauptet, der Sieg ist unser und der vorgesetzte Zweck erreicht. An 50,000 Mann unserer besten Truppen sind noch nicht zum Gefechte gekommen. Wir haben keine einzige Kanone unserer Seits verloren, und der Feind muß gewahr geworden seyn, was vereinter Nationalsinn zwischen zwey fest verbündeten Völkern für Widerstand und Muth hervorzubringen vermag, und daß die höhere Hand der Vorsehung die gerechte Sache der Mächte beschützt, die nichts beabsichtigen, als die Unabhängigkeit und einen dauerhaften Frieden auf Selbstständigkeit eines jeden Volks zu gründen. So war der Kampf am 2ten May in der Nähe der Ebne von Lützen, wo schon ein Mahl die Freyheit Deutschlands erkämpft worden ist. Mit Löwenmuth haben Russen und Preussen für selbige gefochten, und ihre Anstrengung wird nicht vergebens seyn. Der Verlust, den wir erlitten, kann an 10,000 Mann betragen; die mehrsten davon leicht blessirt. Unter den Gebliebenen bedauern wir Preussischer Seits, unter mehreren würdigen Stabsofficieren, auch den Prinzen von Hessen-Homburg. Blessirt sind Russischer Seits der General v. Kanownieczyn; Preussischer Seits die General v. Blücher und v. Scharnhorst leicht, v. Hünerbein schwer. Französischer Seits sollen, nach Aussage der Gefangenen, der Marschall Bessieres getödtet, Ney und Souham blessirt seyn. Ueber 1000 Gefangene sind bereits eingebracht, 10 Kanonen genommen und einige 1000 Gewehre in Halle erobert. Unsere leichten Truppen sind im Verfolgen des Feindes begriffen. Obgleich die in dieser Gegend häufigen und dicht neben einander liegenden Dörfer, so wie der Floßgraben und die Vorsicht, die der Feind gebrauchte, nie auf der Ebene zu erscheinen, der Cavallerie nicht die Gelegenheit gab, in der Linie anzugreifen, so haben doch die Preussischen Garde du Corps und das Brandenburgische Kürassier-Regiment selbst zwischen den Dörfern mehrere Infanterie-Massen des Feindes unter seinem kreuzenden Feuer niedergehauen und dadurch Antheil an dem unsterblichen Ruhm genommen, den die Preussischen Krieger in dieser mörderischen Schlacht aufs neue sich erworben, so wie die Russischen bewiesen haben, daß sie auch auf Deutschlands Boden mit demselben Sinne kämpfen, der ihnen in ihrer Heimath den Sieg errang. Dies sind bis jetzt die Früchte des Tages. Gott segnete unsere Waffen, er schütze sichtbar im Kampfe beyde verehrte Monarchen, die mehrmals und selbst in den Dörfern, wo das Gefecht am heftigsten war, sich der Gefahr aussetzten. Er segne Sie ferner und erhalte uns Sie.


Russischer Bericht vom Schlachtfelde, den 21sten April (3ten May) 1813.[]


Kayser Napoleon hatte Maynz am 12ten (24sten) April verlassen. Als er bey seiner Armee angekommen war, konnte man aus allem schließen, daß er unverzüglich die Offensive ergreifen würde. dem zufolge hatten sich die vereinigten Russischen und Preussischen Heere zwischen Leipzig und Altenburg in einer, für alle mögliche Fälle vortheilhaften Position gesammelt. Inzwischen hatte sich der Oberbefehlshaber, Graf von Wittgenstein, durch gute und lebhafte Recognoscirungen bald überzeugt, daß der Feind, nachdem er sich concentrirt hatte, mit aller seiner Macht über Merseburg und Weißenfels heranrückte, während er ein beträchtliches Corps auf Leipzig zuschickte, welches das Hauptziel seiner Operationen zu seyn schien. Der Graf von Wittgenstein entschloß sich auf der Stelle, den Augenblick zu benutzen, wo dieses detaschirte Corps außer der Lage seyn würde, mit der Französischen Haupt-Armee zusammen zu wirken, um letztere unmittelbar mit aller seiner Macht anzugreifen. Er mußte zu diesem Zwecke seine Bewegungen dem Feinde verbergen, und zog in der Nacht vom 19ten April (1sten May) auf den 20sten April (2ten May) das Corps unter dem Commando des Generals von der Cavallerie, Tormassow, an sich. Durch diese Vereinigung befand er sich im Stande, gegen den Feind da in Masse vorzurücken, wo dieser höchstens glauben konnte, daß er mit einem Detaschement zu thun habe, welches ihn in seinem Rücken zu beunruhigen suchte. Die Schlacht begann. Die Generäle Blücher und York stürzten mit einer Hitze und Energie hinein, die von den Truppen lebhaft getheilt wurde. Die Operationen geschahen zwischen der Elster und Luppe. Das Dorf Groß-Görschen bildete den Schlüssel und das Centrum der Position der Franzosen; das Gefecht entspann sich durch den Angriff dieses Dorfes. Der Feind sah die Wichtigkeit dieses Punktes vollkommen ein, und wollte sich daselbst behaupten. Er war von dem rechten Flügel des Corps unter dem Commando des Generals Blücher erstürmt. Zu gleicher Zeit rückte sein linker Flügel vor, und stieß bald an das Dorf Klein-Görschen. Nun kamen nach einander alle Corps zum Gefechte, welches bald allgemein wurde. Um den Besitz des Dorfes Groß Görschen ward mit beyspielloser Hartnäckigkeit gestritten. Es wurde sechsmal mit dem Bajonette genommen und wieder genommen. Allein die Tapferkeit der Russen nnd Preussen behielt die Oberhand, und diese beyden Dörfer sowohl als das Dorf Rhano blieben in der Gewalt der vereinigten Heere. Das Centrum des Feindes ward durchbrochen. Er wurde vom Schlachtfelde geworfen. Inzwischen zeigten sich jedoch neue Colonnen, welche von Leipzig aus die linke Flanke des Feindes unterstützen sollten. Corps von der Reserve unter Commando des General-Lieutenant Konownieczin wurden ihnen entgegengestellt. Hier entspann sich gegen Abend gleichfalls eins der hartnäckigsten Gefechte, allen auch auf diesem Punkte wurde der Feind vollständig zurück getrieben. Alles war in Bereitschaft, um den Angriff mit Sonnenaufgang zu erneuern, und dem General Miloradowitsch, der mit seinem ganzen Corps in Zeitz stand, Befehl zugeschickt worden, sich mit der Hauptarmee zu vereinigen und mit Tagesanbruch bey ihr einzutreffen. Die Erscheinung eines ganz frischen Corps mit 100 Stück Geschütz ließ keinen Zweifel über den Ausgang der Schlacht übrig. Allein von Morgens früh an schien der Feind sich gegen Leipzig zu ziehen, und sogar seine Arriergarde zog sich zurück. Aus dieser Art, dem Gefechte auszuweichen, mußte man schließen, daß er zu manoeuvriren suche, entweder um an die Elbe, oder auf die Communicationen der vereinigten Heere zu rücken. In dieser Voraussetzung kam es darauf an, den Manoeuvres entgegen zu seßen, und, indem man eine dominirende Fronte zwischen Colditz und Rochlitz besetzte, ward unmittelbar jeder Versuch dieser Art vereitelt, ohne deshalb die Punkte, von denen eine directe Offensive ausgehen könnte, zu weit zurück zu verlegen. An diesem merkwürdigen Tage hat die Preussische Armee auf eine Art gekämpft, welche die Verwunderung ihrer Alliirten fesselte. Die Garde des Königs hat sich mit Ruhm bedeckt. Russen und Preussen wetteiferten an Muth und Eifer unter den Augen ihrer beyden Souveraine, welche das Schlachtfeld keinen Augenblick verließen. Der Feind hat 16 Kanonen, und 1400 Gefangene verloren. Der Alliirten Armee ward kein einziges Siegeszeichen abgenommen; ihr Verlust an Todten und Verwundeten kann sich auf 8000 Mann belaufen; der Verlust der Französischen Armee wird auf 12- bis 15,000 Mann geschätzt. Unter den Verwundeten befindet sich der General von der Cavallerie, Blücher, und die General Lieutenants v. Kanownieczyn und v. Scharnhorst. Ihre Wunden sind nicht gefährlich. Da der Feind wenig Cavallerie hatte, suchte er sich in den Dörfern zu halten, die auf einem durchschnittenen Terrain lagen. Die Schlacht vom 20sten April (2ten May) war demnach ein immerwährendes Infanteriegefecht. Ein Hagel von Flinten- und Kanonenkugeln, von Kartätschen und Granaten dauerte von Seiten der Franzosen während einem zehnstündigen Gefechte unaufhörlich fort.


Leipziger Zeitung.[]


Jetzt lassen wir einen Bericht aus der Leipziger Zeitung, dessen Bekanntmachung unter Französischer Authorität verstattet worden, folgen.

Seit 3 Tagen haben wir uns hier in der größten Unruhe befunden. Zahlreiche von allen Seiten herbey strömende Armeen ließen uns große Ereignisse ahnden, und alles verrieth, daß hier der Schauplatz derselben seyn würde. Nachdem die Russische Armee und das Corps v. Blücher bey Meissen und Dresden über die Elbe gegangen waren, marschirten sie auf Pegau und Zeitz und vereinigten sich mit dem Corps von Wittgenstein, welches aus der Gegend von Dessau kam, durch unsere Stadt zog, und sich der großen Armee anschloß, bey welcher sich der Kayser Alexander und der König von Preussen in Person befanden. Von der andern Seite war der Kayser Napoleon mit den Corps des Fürsten von der Moskwa und des Herzogs v. Ragusa, nebst einer einzigen Division der Garde von Erfurt hergekommen. Diese Macht schien mit der der Verbündeten nicht in Verhältniß zu stehen. Allein durch eine der weisen Berechnungen, wovon der Kayser so viele Beweise gegeben hat, sollten sich bey dem Gustav Adolph in den Ebenen von Lützen errichteten Denkmale, die Armee des Vicekönigs, die Armee Sr. Majestät, und die Corps, welche der General Bertrand aus Italien herbey führt, an dem genannten Tage vereinigen Die Verbündeten mußten wissen, daß der Kayser Napoleon einen entscheidenden Schlag auszuführen suchte, allein zahlreiche Infanterie- und Cavalleriecorps, die Eliten der Armee, waren noch nicht angekommen. Die Haupt-Armee bestand aus jungen Soldaten, und die Verbündeten konnten hoffen, den Planen der Kaysers zuvor zu kommen. Dieses schient wenigstens der Plan derselben gewesen zu seyn, und der 1ste May wurde zu einem allgemeinen Angriffe bestimmt. Dieser Umstand rettete sie ohne Zweifel von einem noch größern Unglücke. Für den nämlichen Tag sollten sich die Französis. Armeen, welche über Merseburg, Weißenfels und Naumburg herbeyzogen, in den Ebenen von Lützen vereinigen. In dem Augenblicke, wo Napoleon durch Markranstädt zog, sich mit dem Vicekönige zu vereinigen, wurde der Marschall Fürst von der Moskwa, der das Centrum deckte, von der ganzen feindlichen Macht angegriffen. Eine seiner Divisionen, unter den Befehlen des General Souham, ganz aus neu ausgehobenen Truppen bestehend, hielt 2 Stunden lang alle Angriffe des Feindes aus. Der Marschall kam ihr zu Hülfe. Dreymal wurden die verbündeten Truppen zurück geschlagen, dreymal erneuerten sie den Angriff und trieben die Franzosen bis Kayma. Der Herzog von Ragusa, der dem Fürsten von der Moskwa unterstützte, begann das Gefecht und deckte seinen rechten Flügel. Ein neuer Angriff wurde gleichfalls mit Glück versucht; allein da der Fürst v. Wittgenstein alle seine Eliten-Reserven, worunter sich die Garden des Königs von Preussen und ein Theil der Russischen Garde befanden, ins Gefecht gebracht hatte, so erhielten die Verbündeten eine solche Ueberlegenheit, daß man abermals zurückgehen mußte. Nun aber stellte sich der Kayser Napoleon an die Spitze seiner Garde, um den Marschall Fürsten von der Moskwa zu unterstützen, indeß der Herzog v. Tarent, welcher mit der Spitze der Colonne des Vicekönigs über Markranstädt debouchirte, den rechten Flügel der Alliirten umging. Der Enthusiasmus, den der Kayser Napoleon, unterstützt von dem tapfern Fürsten von der Moskwa, seine Soldaten mittheilte, verbunden mit seiner Bewegung auf Manen, siegte über die Ueberzahl. Vergebens wollte die ungeheure Cavallerie der Alliirten die ihren Angriffen so günstigen Ebenen benutzen, sie fand den Tod durch die Bajonette von Soldaten, welche den Feind zum erstenmale sahen, und welche diese ungeheuren Massen, ohne zu erschrecken, bis auf funfzehn Schritte heran kommen ließen. Das Gefecht dauerte bis um 10 Uhr Abends mit Erbitterung. Die verbündete Armee benutzte die Nacht, um sich über Pegau zu ziehen. Sie würde gänzlich vernichtet worden seyn, wenn Napoleon Cavallerie gehabt hätte. Allein der größte Theil derjenigen, die aus Frankreich kam, war noch nicht über Erfurt hinaus. Diese Schlacht ist eine der merkwürdigsten in der Geschichte. Die verbündete Armee hat einen ungeheuern Verlust erlitten; man schätzt ihn an 25 bis 30,000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen. Der Prinz von Mecklenburg-Strelitz wurde unter den Todten erkannt. Der |Kaiser Napoleon ließ ihn zu Pegau mit allen Kriegsehren beerdigen. Se. Maj. sind den 4ten von Pegau aufgebrochen, um den Feind zu verfolgen, der nach Dresden und Meißen sich zurückzieht. Den Abend an diesem so außerordentlichen Tage hatte das Corps des Generals Grafen Lauriston unsere Stadt durch eine Division besetzt. Er verließ sie den 3ten, um eine andere Richtung zu nehmen: allein den 4ten wurde er durch das des Fürsten von der Moskwa ersetzt, welche den ganzen Abend und die Nacht hindurch in bewundernswürdiger Ordnung durch Leipzig zog. Unsere Stadt zeigt den Anblick eines großen Lagers. Neue Divisionen werden noch erwartet. Außer dem Fürsten v. Moskwa (Ney) haben wir hier eine große Zahl von Generalen, unter andern den General Reynier, den die Sachsen so viel Recht lieben, die Generale Grafen Marchand, Souham, Riccard, Delmas, Albert, Durutte, Tareyre, Charbonnet, Jomini und Bertrand. Man kann nicht zweifeln, daß in dem gegenwärtigen Augenblicke das linke Elbufer gereinigt, und die Verbindung mit Dresden und Wittenberg wieder hergestellt seyn wird.


Ausführlicher Bericht über die Schlacht bey Lützen.[]

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Ausführlicher Bericht über die Schlacht bey Lützen zwischen der großen französischen Armee, und den vereinigten Armeen von Preußen und Rußland am 1sten und 2ten Mai 1813.

Der 1ste und 2te May waren die Tage, wo Menschenblut wie Wasser floß, wo der gänzliche Untergang beider so oft mit Lorbeern prangender Heere auf dem Spiele stand, wo beide Theile die höchste Tapferkeit zu leisten vermochte, wo der alles entscheidende Sieg immer schwankend war, bis nächtliche Finsterniß das Schlachtfeld deckte und dem Blutvergießen Einhalt that.

Die russische Armee, nebst dem preußischen Korps unterm Commando des Generals v. Blücher hatte sich von Dresden über Meißen auf den Ort seiner Bestimmung begeben, um sich mit dem Korps des Grafen von Wittgenstein zu verbinden, welches die Gegend von Pegau, Zeitz und Starsitel inne hatte. Ihre Majestäten der Kaiser v. Rußland und der König v. Preußen waren schon in Pegau angekommen.

Auf der andern Seite waren Se. Majestät der Kaiser von Frankreich, mit den Korps des Fürsten von der Moskwa und des Herzogs von Ragusa, nebst einer Division Garde auf den Ebenen von Lützen angekommen, um sich mit der Armee des Vicekönigs und dem Korps des Generals Bertrand aus Italien zu vereinigen.

Der 1ste May war zu einem allgemeinen Angriff bestimmt. Die Schlacht fing an diesem Tage mit starken Vorposten-Gefechten an, welche unter immerwährendem Kanonendonner, den man in der Entfernung von einigen Meilen rund um den Schauplatz herum deutlich wahrnehmen konnte, von Mittag bis spät in die Nacht dauerten. Am 2ten May mit Anbruch des Tages standen beide Armeen in Schlachtordnung. Das gräßliche Geschrey: "zum Gewehr! zum Gewehr!" wurde von vielen tausend Stimmen wiederholt, und erscholl durch alle Linien Der Angriff geschahe vor dem Dorfe Meyen an dem Holze, die Skeltzig genannt, links von Lützen. Mehrere hundert Kanonen waren von beiden Seiten in Bewegung, und ihre Feuerschlünde sprüheten unaufhörlich Tod und Verderben. Die ältesten Krieger beider Heere hatten nie eine solche Feuer-Scene gesehen.

Dreimal wurden die verbündeten Truppen zurückgeschlagen; dreimal erneuerten sie den Angriff und trieben die Franzosen bis Kaja Der Herzog von Ragusa, welcher den Marschall Ney unterstützte, begann das Gefecht und deckte dessen rechten Flügel. Ein neuer Angriff wurde gleichfalls mit Glück versucht; allein da der Fürst von Wittgenstein alle seine Elitenreserven, worunter sich die preußischen Garden und ein Theil der russischen befanden, ins Gefecht gebracht hatte, so erhielten die Verbündeten eine solche Ueberlegenheit, daß man abermals zurückgehen mußte.

Der Kaiser von Frankreich stellte sich selbst an die Spitze seiner Garde, um den Marschall Ney zu unterstützen, während der Herzog von Tarent über Markranstädt den rechten Flügel der Verbündeten umging. Vergebens suchte die ungeheure Kavallerie der Verbündeten die, ihren Angriffen günstigen, Ebenen zu benutzen. Das Gefecht dauerte bis 10 Uhr Abends mit Erbitterung. Die verbündete Armee benutzte die Nacht, um sich über Pegau zu ziehen. Der 2te May war ein schöner Tag. Die Sonne beschien den blutigen Wahlplatz, die Leichen und die Sterbenden. Der Verlust an Todten von beiden Theilen beträgt an 40000 Mann, der an Pferden etwas über 10000. In dem Umkreis von 6 Meilen wurden Arbeiter aufgefordert, um die Blessirten zur Pflege, und die Todten zur Ruhe zu bringen. Die benachbarten Dorfbewohner waren nicht im Stande, diese schwere Arbeit zu beendigen, ob ihrer gleich gegen 1400 bis 1500 in Thätigkeit waren. Die Verwundeten, deren Zustand es nur einigermaßen erlaubte, suchten die nächsten Dörfer zu erreichen, die andern aber wurden durch ihr trauriges Loos an den Boden des Schlachtfeldes gefesselt. Hier halb todt liegend, mit zerschmetterten Gliedern, abgerissenen Knochen, in ihrem Blute schwimmend und aller Hülfe beraubt, wünschten sich diese Unglücklichen einen schleunigen Tod. Eine Menge verworfener Menschen, Weiber und allerhand Gesindel schwärmten in dieser Blutnacht auf dem Wahlplatze herum, und beraubten die Lebendigen und die Todten.

Unter den Todten befand sich auch der Prinz von Mecklenburg-Strelitz, Bruder der hochseligen Königin Luise von Preußen. Se. Majestät der Kaiser von Frankreich gaben Befehl, daß diese hohe Leiche nach Pegau gebracht, und mit allen Kriegsehrenzeichen beerdigt wurde.

Schon den 28sten, 29sten und 30sten April fanden mehrere einzelne Gefechte statt, so z. B. bey Halle, Naumburg und Merseburg. Alles Vorbereitungen zu der großen Schlacht bey Lützen. Die persönliche Rettung der unglücklichen Einwohner aller Stände, die Furcht, unter den Trümmern ihrer Wohnungen elendiglich umzukommen, setzte alles in Bewegung. Die Landstraßen wimmelten von Menschen. Greise und bejahrte Mütter, durch Alter und Schwachheit zu Boden gedrückt, krochen an ihren Stäben fort, oder lehnten sich auf den Arm ihrer Söhne und Töchter, die große Bündel trugen, und selbst kaum fortkonnten. Mütter mit ihren Säuglingen an der Brust, wanderten zu Fuße, und seufzten zum Himmel. Erwachsene Kinder weinten, und kleine schrieen. Viele dieser Flüchtlinge fanden eine Linderung ihres Unglücks im Gebet, und beteten laut.

Der Landmann sahe traurig und betrübt seine durch Gottes Hand gesegneten Felder an, und ein tiefer Seufzer drängte sich aus seiner Brust. Denn mit Furcht und Bangigkeit sah man dem Ereigniß eines großen Krieges entgegen, wo durch den Sieg der Waffen das Schicksal von Millionen Menschen entschieden werden sollte. Der Schauplatz zu einem solchen Kampf traf die Bewohner von Lützen, Pegau, Zeitz und Zwenkau, nebst den umliegenden Dorfschaften, besonders die Dörfer Großgörschen, Rahne, Kaja und Kleingörschen. Sämmtliche Dörfer gehören zu einem Kirchspiel. Die Wohnungen dieser guten Menschen sind größtentheils zu Aschenhaufen, und ihre schönen Felder zu Wüsteneyen geworden. Der Bestand ihres Viehes, ja alle ihr Hab und Gut ist dahin. Großväter und Großmütter, Männer, Weiber und Kinder besehen tiefgebeugt die Trümmern ihrer sonstigen Glückseligkeit und weinen Thränen des Jammers und des Kummers. Viele gehen in der Irre umher, suchen Schutz und Nahrung bei den in der Ferne wohnenden glücklichern Verwandten und Freunden. So sind auch die Felder der Einwohner von Röcken, Michels, Bodfeld, und andere mehr, ganz verheert. Doch dankt jeder Gott, daß er sein und das Leben der Seinen gerettet hat, und ruft aus der Tiefe seines Herzens:

Du! Du! bist meine Zuversicht,
Mein Gott, auf den ich traue.
Du weißt, was jetzt mein Herze drückt,
Du weißt, warum ich weine.
Doch deiner Augen scharfer Blick
Reicht in die Zukunft unverrückt;
Mit Hoffnung linderst du den Schmerz,
Durch Hoffnung stillest du das Herz.


Anekdoten.[]

[4]

In der Schlacht bei Groß-Görschen hielt Napoleon eine Zeit lang neben dem 131sten Linienregimente. Er hatte die Entfernung der Feinde nicht richtig geschätzt: eine Kanonenkugel traf sein Pferd, und es stürzte mit ihm zu Boden. "Er ist tod! Er ist tod!" geht es von einem Munde zum andern die ganze Fronte des Regiments hinunter. Aber er war nicht todt, nicht einmal verwundet. Er stand auf, bestieg ein anderes Pferd, und befahl sogleich dem Regimente, vorzurücken. Als es im Kartätschenschusse der Feinde ist, sendet Napoleon ihm einen Adjudanten nach, mit dem Befehl, zu halten. Nach einer Viertelstunde sprengt ein Offizier des Regiments zu Napoleon heran, rapportirt, daß das halbe Regiment niedergeschossen sey, und bittet um Befehl, ob es zurückkehren oder stürmen soll? Napoleon antwortet nicht. Wieder nach einer kurzer Zeit bringt ein zweiter Offizier die Nachricht, das ganze Regiment liegt am Boden; ob ein anderes einrücken solle? Gräßlich lacht Napoleon in sich hinein, murmelt heiser spottend: Er ist todt! Er ist todt!" und läßt kein anderes vorrücken. -- Dieser Vorgang wurde während des Waffenstillstandes von einem französischen Generale an der Tafel eines deutschen Fürsten erzählt, wie der Freymüthige in Nr. 100 erzählt.


Quellen.[]

  1. Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts. Für das Jahr 1813. Leipzig, in der Expedition der Minerva.
  2. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1813. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. 1813
  3. Ausführlicher Bericht . . . .
  4. Neue allgemeine Weltbühne für das Jahr 1816. Erfurt, in dem Königl. Preuß. Postamte und in der Keyserschen Buchhandlung.
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