Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Bericht des Generalstabs der österreichischen Armee.[]


Kobryn, den 13ten August. [1]

Im Bivouaque-Quartier.

SectieBatailleGorodeczna1812

Plan von der Schlacht von Gorodeczna.

Der Feind, der in den Defiléen von Kosibrod forcirt war, marschirte die ganze Nacht zum 11ten nach Horodetzka, und zog auf dieser Retirade seine Truppen aus Kobryn, so wie auch das Detaschement Knorring an sich, und nachdem er das Defilée bey Horodetzka passirt, stellte er sich auf der Anhöhe hinter diesem Ort. Die rechte Flanke und die Fronte dieser Stellung, durch einen unzugänglichen mehr als 1000 Schritt breiten Sumpf gedeckt, haben nur zwey Punkte, auf welchen man zum Feind kommen konnte, den Damm der bey Horodetzka die Poststraße bildet, und den bey Podubnie. Ihre Linke ging über das letzte Dorf hinaus, und die Ausgänge dieser beyden Defiléen waren mit zahlreicher Artillerie besetzt.

Den 11ten marschirte ich nach Horodetzka, und besetzte die Spitze der Defilées; daß 7te Korps, durch 2 Kavallerieregimenter und 2 Batterien verstärkt, ging auf Szabia. Man rekongnoscirte den Feind. Nach den Berichten der Gefangenen und Deserteurs, belief sich seine Macht auf 50,000 Mann. Sie betrug gewiß nicht weniger als 35,000 Mann und 60 Kanonen, und Tormassow kommandirte in Person.

General Regnier, der den Auftrag übernommen, die Linke des Feindes zu rekognosciren, fand, daß derselbe versäumt habe, Podubnie zu besetzen, und daß sein Flügel sich begnügte, ein Gehölz, durch welches der Weg von Szereszen nach Kobryn geht, zu beobachten, statt sich daran zu stützen. Er eilte, diesen doppelten Fehler zu benutzen, indem er Podubnie durch eine Division Jäger besetzte, und wir kamen überein, daß er mit dem 7ten Korps und der von uns ihm angewiesenen Verstärkung durch das Gehölz vordringen sollte, um anzugreifen und des Feindes Linke zu umgehn, während ich seine Bewegungen durch verstellte Angriffe auf Horodetzka und Podubnie unterstützen würde. Zu gleicher Zeit ließ die Division Siegenthal, die zuvor nach Maletz detaschirt war, dort ein Bataillon und etwas Kavallerie, um von dieser Seite zu beobachten, unsern Rücken zu sichern und unsern Marsch dem Feind zu verbergen; sie selbst vereinigte sich mit dem Armeekorps, und wurde zur Reserve bey Szabia aufgestellt.

Am 12ten, beym Tagsanbruch, bemerkte man, daß der Feind, dem keine unserer Bewegungen verborgen bleiben konnte, weil er die dominirenden Anhöhen besetzt hielt, den größten Theil seiner Macht dem Defilée von Podubnie gegenüber gezogen hatte; und als das 7te Korps, dem ich die Brigade Lielienberg zugab, seine Bewegung nach dem Gehölz zur Linken anfing, eilte er, mit der 2te Linie eine Flanke dem Debouchée des Gehölzes parallel zu bilden. Gegen 7 Uhr früh erschien das 7te Korps am Rande des Gehölzes, und drang schnell vorwärts, um zu seiner Aufstellung (sie geschah mit größter Ordnung und unter dem ununterbrochenen und verdoppelten Feuer des Feindes) mehr Raum zu finden, der seine Flanke so verstärkte und verlängerte, daß er unsere Rechte weit überflügelte. Da er uns hierdurch die Möglichkeit ihn zu umgehen raubte, so wurden alle Bemühungen darauf beschränkt, seine wiederholten Angriffe abzuschlagen, und ihn auf sein Centrum zurückzuwerfen.

Bald wurde das Gefecht zu Floradetzxna, Podubnie und auf der ganzen rechten Seite allgemein. Man schlug sich mit Erbitterung; der Feind verdoppelte seine Anstrengungen, und machte mehrere lebhafte Attaken, um uns in das Gehölz zurückzuwerfen, wurde aber beständig mit Verlust zurückgetrieben. Ich benutzte den erwünschten Augenblick, wo sein Angriff auf unsere Rechte besonders lebhaft war, um 1 Bataillon Colloredo den für unzugänglich gehaltenen Morast oberhalb und rechts von Podubnie passiren zu lassen. Dieser unerwartete Angriff in der Flanke erleichterte den unsers rechten Flügels, der, durch das 2te Bataillon Colloredo unterstützt, den Feind ungesäumt bis auf die Höhen von Podubnie zurückwarf. Er machte indeß auf seinem äussersten linken Flügel einen neuen Versuch, und that mit einer sehr überlegenen Kavalleriemasse den letzten Angriff auf unsere Rechte. Diese erwartete ihn festen Fußes, und während die österreichische Kavallerie ihm in die Flanke ging, griff die sächsische Brigade von Polentz ihn in der Fronte an, und warf ihn in einem Augenblick hinter seine Infanterie zurück. Die Nacht machte dem Gefecht ein Ende, und der Feind benutzte dies, um seine Artillerie und das Gros seiner Armee auf Kobryn zu ziehn, und überließ uns das Schlachtfeld. Eine Stunde länger Tag, und er würde seine Kommunikationen verloren und die Moräste im Rücken gehabt haben.

Am 18ten verfolgte ich mit der ganzen Kavallerie und der leichten Artillerie die feindliche Arriergarde, die aus 7 bis 8000 Mann Kavallerie, Fußjägern und einiger Artillerie bestand. Wir fanden auf dem Schlachtfelde eine Menge Todte und Sterbende, und unserer schnellen Verfolgung ungeachtet, konnten wir die Arriergarde erst beym Gute Strychen einholen, wo sie sich halten zu wollen Miene machte. Allein sie wurde augenblicklich geworfen, und dankt ihre Rettung nur den Morästen, die in dieser Gegend von Meile zu Meile parallel die Richtung der Retirade durchschneiden, und eben so viel Defiléen bilden, die man in der Nähe durchaus nicht umgehen kann.

Gegen 1 Uhr trafen wir zu Kobryn ein. Vor dieser Stadt hatte der Feind zahlreiche Kavallerie aufgestellt; einige Artillerieschüsse reichten aber hin, sie in die Flucht zu treiben. Auf der Retirade steckte er die Brücke der Muhavice in Brand, unsre Schützen kamen aber zeitig genug, um sie zu retten. Der Verlust des Feindes steigt zum Wenigsten auf 3000 Todte und Verwundete, und 500 Gefangene. Der des österreichischen Korps besteht aus 1000 Todte und Blessirten.



Bericht des Generalstabes des 7ten Korps.[]


Kobryn, den 13ten August.

Vom 11ten. Das 7te Korps brach um Mittag von Pruszanna auf, um den Oesterreichern, die auf Horodetzka marschirten, die Defiléen von Kosbrod zu passiren. Dann ging der Marsch auf der Straße von Brzesc nach Zabia, wo Posto gefaßt wurde. Die Avantgarde rückte nach Podubnie, beym Einbruch der Nacht, und besetzte den kleinen Damm, der durch die Moräste nach dem Prachthof von Podubnie führt, und für Artillerie nicht fahrbar ist. Sie verjagte die feindlichen Kavallerieposten, welche die Passage beobachteten, und stellte vorwärts dem Morast, der sich oberhalb Horodezka bis zum Eingang des Gehölzes von Podubnie ausdehnte, Posten aus.

Vom 12ten. Die rekognoscirenden Posten, die am frühen Morgen in das Gehölz von Podubnie auf den Wegen von Brzesc und Twele geschickt waren, besetzten die Ausgänge des Gehölzes an beyden Wegen, und nahmen einige russische Ulahnen bey Kiwatica gefangen. Infanteriepatrouillen passirten den Morast bey Zabia, und nahmen mehrere feindliche Reiter gefangen, die in die Moräste geflohen waren, und ihre Pferde suchten. Um 8 Uhr früh erschien eine starke feindliche Infanterie Kolonne, die, wie man nachher erfuhr, aus der 9ten und 15ten Division bestand, mit einer Kavalleriebrigade auf den Höhen zwischen Zambiosk und dem Pachthofe von Podubnie. Sie formirte sich auf der Höhe, pflanzte eine Batterie von 30 Kanonen auf, und schickte Infanterie in den Morast, um sich des Damms zu bemächtigen, den unsre Avantgarde vertheidigte. Das Korps setzte sich in Marsch, um diese zu unterstützen, stellte sich vor Podubnie und zwang den Feind, den Angriff aufzugeben. Die Avantgarde, bestehend aus einem leichten Infanterie- und einem Artilleriebataillon, den Husaren, Cheveauxlegers von Polentz und sächsischen Lanzenträgern, und unterstützt von den österreichischen Cheveauxlegersregimentern Hohenlohe und Orelly, welche der Fürst von Schwarzenberg abgeschickt hatte, setzte sich in Marsch, um den Morast zu umgehen, drang durch das Gehölz, welches der Feind durch das Dragonerregiment Czernikowsky und tatarische Ulahnen beobachten ließ, und stellte sich beym Debouché des Gehölzes auf den Wege von Twele. Um 10 Uhr folgte die erste Division des ersten Korps der Avantgarde, und die zweyte folgte bis zum Eingang des Gehölzes, sobald die österreichische Division Siegenthal sie in Podubnie ablösete. Als die Avantgarde auf der Flanke und im Rücken des Feindes erschien, ließ er einen Theil der 9ten und 15ten Division die Fronte ändern, um die Spitze zu bieten, und richtete auf die Avantgarde ein zahlreiches Artilleriefeuer, welches mehrere Kanonen der leichten österreichischen und sächsischen Artillerie demontirte. Die Ankunft der ersten Division mit anderer Artillerie unterstützte die Avantgarde. Man dehnte sich hinter dem linken Flügel des Feindes aus. Die österreichische Infanteriebrigade Sillenberg stellte sich links von der 1sten Division am Ende des Gehölzes. Der General wurde bald verwundet, und der Generallieutenant Bianchi nahm das Kommando der Brigade. Die 2te sächsische Division, bloß aus der Brigade des Generals Saar bestehend, passirte auch das Gehölz, und stellte sich links vor der österreichischen auf. Sie wurde bald von dem Feinde, der das Gehölz zu nehmen versuchte, angegriffen, trieb mehrere Anfälle zurück, unterstützt von den Oesterreichern, die Podubnie besetzt hielten, und schickte Schützen in die Moräste. Sie suchte, nachdem sie den Angriff auf das Gehölz angeschlagen, sich der Höhen, welche den Damm von Podubnie beherrschen, zu bemächtigen, unterstützt durch 2 Batterien von 6 Kanonen jede, und das Feuer der ersten Division, und der Oesterreicher bey Podubnie. Aber an dieser Stelle hielten sich die Feinde am stärksten, aus Besorgniß, daß die Oesterreicher von Podubnie aus den Morast passiren und die Macht in ihrer Flanke und in ihrem Rücken verstärken mögten. Sie führten stets neue Truppen gegen die Division Saar. Ein Dragonerregiment griff das 2te leichte sächsische Infanterieregiment an, welches augenblicklich ein Quarré bildete und den Angriff abschlug. Während dieser Zeit dehnte die Kavallerie von Kobryn aus, immer in Verbindung mit der 1sten Division, welche die nämliche Richtung hatte, aber nicht so weit kommen konnte. Die feindliche Kavallerie erstreckte sich von der Bergfläche bey Podubnie bis nach Zawznie an der Straße von Kobryn, unterstützt von einer zahlreichen Artillerie und einem Theil der 18ten Division, die am Morgen vor Horodetzka stehen blieb, und nun in einiger Entfernung links von der 15ten sich aufstellte. Die ganze Linie war mit einer zahlreichen Artillerie bedeckt. Die feindliche Kavallerie versuchte einen Angriff gegen die Rechte unserer Kavallerie, wurde aber von den Regimentern Hohenzollern und Polentz, die einen schönen Angriff und viel Gefangene machten, geworfen. Einen Augenblick nachher kam der General Fröhlich mit zwey österreichischen Husarenregimentern an. Gegen Abend ließ der General Regnier durch die Brigade Saar einen neuen Versuch auf die Bergfläche von Podubnie machen, unterstützt von einem Bataillon Oesterreicher und den Schützen der 1sten Division, während die Schützen der Oesterreicher bey Podubnie durch den Morast gingen. Man bemächtigte sich der Bergfläche, aber die Nacht machte dem Kampf ein Ende, und verhinderte die Verfolgung des retirirenden Feindes. Zugleich erhielt die Kavallerie Ordre, mehrere Partheyen und Patrouillen nach der Straße von Kobryn auf Twele zu schicken; man fing dort einen Kommissiär auf, der die Retirade des Feindes bestätigte.

Vom 13ten August. Um 5 Uhr früh setzten sich die Truppen in Marsch, um den Feind, der nach Kobryn zu retirirte, aber noch Arriergarden auf den Höhen von Horodeczna und Jamlyn hatte, zu verfolgen. Die Rechte der Kavallerie, durch das österreichische Dragonerregiment Löwenehr verstärkt, zog auf Twele, und stellte sich links von diesem Dorfe, wo der Feind eine Arriergardeinfanterie hatte, die sich, sobald sie diese Bewegung sah, schnell zurückzog. Der Fürst von Schwarzenberg ließ nun den Feind, der noch zwischen Twele und Sulkew war, durch Kavallerie angreifen, und man verfolgte die in großer Unordnung Fliehenden, die sich in Kobryn nicht zu halten wagten. Ein Infanterieregiment, das in Kobryn hinter der Muchawiecz stand, und die Brücke in Brand zu stecken begann, floh bey Ankunft der Husaren und der leichten sächsischen Artillerie; 2 Batterien, von sächsischen Fußartilleristen bedient, die man am Morgen mit der Kavallerie hatte aufbrechen lassen, kamen so schnell wie die leichte Artillerie in Kobryn an.

Auf der Flucht hat man dem Feinde viel Leute getödtet, und man kann den Verlust desselben, weil das ausgedehnte Schlachtfeld, und die Vereinzelung der Gefangenen noch keine genaue Berechnung verstattet, nach einer ungefähren Schätzung auf 3000 Todte, Verwundete und Gefangene anschlagen. Die Einwohner von Kobryn sagen, er habe viele Verwundete mitgenommen, und noch viele liegen auf dem Schlachtfelde. Den Verlust der Sachsen kann man auf 1000 Mann an Todten und Verwundeten schätzen. Sie haben die größte Bravour bewiesen. Die Brigade des Generals Saar kämpfte mit ausnehmendem Nachdruck, und die Division Le-Coq hielt sehr starke Artilleriefeuer mit großer Ruhe aus. Die Schützen marschirten mit großem Eifer gegen den Feind. Die Artillerie unterhielt ein lebhaftes Feuer auf die überlegene feindliche Artillerie, und demontirte mehrere Kanonen.

Der [[General, Kommandant und Chef des 7ten Armeekorps der großen Armee, Regnier]].
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Der Moniteur liefert die Schlachtordnung der Armee des Generals Tormassow. Die Avantgarde wurde vom Generalmajor Czaplisin kommandirt, das Korps de Bataille von dem Generallieutenant Markow und dem General der Infanterie Kamensky, und die Reserve vom Generalmajor Chowansky.


Bericht des Fürsten von Schwarzenberg.[]


Der Moniteur liefert nachfolgenden, zum 13ten Bülletin gehörigen, Bericht des Fürsten von Schwarzenberg an den Majorgeneral, um wie er sagt, eine sehr wuchtige Auslassung wieder gut zu machen:

Kobryn, den 14ten August.

Monseigneur! Ich bitte Ew. Hoheit, Se. Majestät, den Kaiser, zu benachrichtigen, daß die Armee Tormassow's, die hinter Horodetzna und Podubnie sich aufgestellt hatte, am 12ten von der Armee, die ich zu kommandiren die Ehre habe, angegriffen, geschlagen und den 13ten bis jenseit Kobryn verfolgt wurde.

Der Feind erlitt einen Verlust von etwa 3000 Mann an Todten und Verwundeten, und von 500 Gefangenen, und zog, von der Nacht begünstigt, seine Artillerie über die Muhawiecz zurück, so daß man ihm nur einige Pulverwagen abnehmen konnte. Am 13ten, gegen 1 Uhr Mittags, trafen wir mit der Spitze der Kolonnen zu Kobryn ein; die feindlichen Truppen hielten die Höhen am linken Ufer besetzt. Bey der Ankunft der Infanterie ließ ich die Brücke herstellen, und den jenseits gelegenen Theil des Orts besetzen; allein da der Feind viel Infanterie zeigte, und meine Truppen sehr ermüdet waren, so konnte ich nur 1 ½ Lieue weit bis Divin vorrücken, welches der Feind mit seinem ganzen Heere besetzt hielt.

Heute schickte ich den General Bianchi mit 2 Brigaden, 2 Batterien und 1200 Pferde auf die Straße von Divin. Parteyen rückten bis Antopol vor, und ich lud den General Regnier ein, starke Detachements gegen Brzesc vorzuschicken. Sie gingen gestern ab, und ich erwarte ihren Bericht.

Der Feind hat eine sehr zahlreiche und gut bediente Artillerie. Zu Kobryn erfuhr ich: daß der General Gaplitz mit einem Korps von 7000 Mann, mit dem ich bey Seniawitezc zu thun hatte, mit 24 Kanonen erst am Abend nach der Schlacht eintrag. Dies war für mich um so vortheilhafter, da die Kavallerie des Generals Tormassow weit zahlreicher ist als die meinige.

Dem General Regnier und den sächsischen Truppen, die unter ihm dienten, gebührt das größte Lob; diesem Feldherrn bin ich vorzüglich die Ehre des Tages (des 12ten) schuldig. Da ihm das Geschäft, die Linke des Feindes zu umgehen, zu Theil ward, so verschaffte er sich mit der größten Thätigkeit alle zu Erreichung dieses Zwecks dienliche Nachrichten, und vollzog den Angriff mit aller der Ruhe und dem Nachdruck, die sich nur von einem so ausgezeichneten Befehlshaber erwarten lassen.

Die österreichischen Truppen, die am Gefecht Theil nahmen, zeigten den größten Eifer, und schlugen sich mit bewundernswerther Ausdauer und Bravour. Ungeachtet das brave Regiment Hieronymus Colloredo von der auf der Höhe errichteten Batterie mit Kartätschen beschossen wurde, und 18 Officiere und 200 Mann verlor, so passirte es doch die Fronte eine Morastes, den man für unzugänglich hielt, um die Flanke des Feindes anzugreifen, der durch wiederholte Attaken die Brigade des sächsischen Generals Saar auf einen Augenblick zurückzuweichen gezwungen hatte. Dies Regiment stieß mit dem Bajonnet Alles, was ihm vorkam, nieder, und machte dadurch die linke Flanke der Brigade frey, welches sie zur Wiederherstellung der Linie benutzte.

Nachdem der Feind 1000 Mann, 800 Pferde und etliche Kanonen über Lohiczin auf Iwantzewiczy und Czara vorgeschickt hatte, um die Kommunikation mit Slonim zu beunruhigen, ließ ich den General Mohr marschiren, um dies Detaschement wo möglich einzuholen.

Schwarzenberg.


Bericht des Generals von der Kavallerie Tormassow.[]


Bericht des Generals von der Kavallerie Tormassow, aus dem Lager bey der Dorfschaft Nowoßelka vom 7ten August. [2]

Nach meiner allerunterthänigsten Bericht an Ew. Kaiserl. Majestät über die Niederlage des Feindes bey Kobrin, wurde das Korps der sächsischen Truppen von meiner Avantgarde, unter dem Kommando des Generaladjutanten, Grafen Lambert, und von einem Detaschement, unter dem Kommando des Generalmajors Tschapliz, nach Slonim hin verfolgt, wohin es sich eiligst zurück zog. Sodann wurde es, nachdem es sich mit dem österreichischen Korps vereinigt hatte, den 27sten July in dem Flecken Prushany entdeckt. Am 28sten griff der Feind mit einem Theil der vereinigten Truppen das Detaschement des Generalmajors Tschapliz bey der Dorfschaft Rewälitschy an, ward aber, ohne beträchtlichen Verlust von unserer Seite, geworfen. Am 29sten attakirte der Feind mit sehr überlegener Macht die Avantgarde des Generaladjutanten, Grafen Lambert, der, sich in Prushany befindend, zufolge meiner Vorschrift sich auf die Dorfschaft Gorodetschna zurückzog, wohin ich zu seiner Verstärkung den Generallieutenant Markow mit einem Korps Truppen beorderte, und wohin ich den folgenden Tag mit den übrigen Truppen ebenfalls marschirte. Der Feind, der mir an Zahl zweymal überlegen war, griff mich am 31sten July bey der Dorfschaft Gorodetschna an, ward aber durch die Tapferkeit der Truppen Ewr. Kaiserl. Majestät auf allen Punkten geworfen. Das Treffen begann um 9 Uhr Morgens, dauerte mit ausserordentlicher Hartnäckigkeit den ganzen Tag über, und endigte in der Nacht. Der Feind hat, nach Aussage der Gefangenen, über 5000 Mann an Getödteten und Verwundeten verloren. Unserer Seits kann sich der Verlust auf ungefähr 1500 Mann belaufen.

Die feindlichen Trupen wurden angeführt, die österreichischen von dem General, Fürsten Schwarzenberg, und die sächsischen von dem französischen General, Grafen Regnier. Die Oesterreicher in diesem Treffen waren, nach Aussage der gefangenen Officiere, 25,000 Mann, und die Sachsen 15,000 Mann stark.

Alle Anstrengungen des Feindes blieben ohne Erfolg. Die Krieger Ewr. Kaiserl. Majestät überließen ihm nicht einen Schritt Terrain, ließen ihm nichts benutzen, und nahmen 230 Mann mit 4 Officieren gefangen. Ich eile. über diese glückliche Begebenheit allerunterthänigst zu berichten, und halte es für meine heilige Pflicht, vor Ewr. Kaiserl. Majestät das Zeugniß abzulegen, daß alle Generale. Stabs- und Oberofficiere und die Gemeinen in diesem hartnäckigen Treffen sämmtlich unter sich an Tapferkeit und Unerschrockenheit gewetteifert, und den Feind, nachdem er alle seine Kräfte erschöpft hatte, gezwungen haben, das Schlachtfeld zu verlassen, auf welchem die Armee Ewr. Kaiserl. Majestät bivouaquirte.


Zeitungsnachrichten.[]


Mitau, den 15/27sten August. [3]

Ein officielles Schreiben aus Wilna meldet Folgendes:

Der Fürst von Schwarzenberg hat, in Verbindung mit den sächsischen Truppen, den General Tormassoff am 12ten August geschlagen, die Russen aus Kobryn verjagt und ihnen, an Todten, Verwundeten und Gefangenen, einen Verlust von 4500 Mann geursacht. Ausserdem hat er auf dem Wege nach Dissin 800 Bagagewagen genommen.


Königsberg, den 19ten August. [4]

Ein in voriger Nacht angekommener Aide de Camp des Herrn Generalgouverneurs von Preussen überbringt die Nachricht, daß das russische Korps, welches sich bey Bialystock unter den Befehlen Knorrings zeigte, von dem kaiserl. königl. franz. General Regnier gefangen genommen worden.


Danzig, den 23sten August. [5]

Der Fürst von Schwarzenberg, General en Chef der österreichischen Armee, und der General Regnier, Kommandeur des sächsischen Korps, haben den 12ten und 13ten dieses die russische Armee unter dem General Tormassow, 5 Stunden von Pruzag, völlig geschlagen. Der Feind ist mit dem Degen in der Faust mehrere Meilen hinter Kobryn verfolgt worden. Die Siegesnachricht des Fürsten von Schwarzenberg und des Generals Regnier ist von letzterer Stadt datirt.


Wien, den 26sten August. [6]

Unsre Hofzeitung enthält in einer ausserordentlichen Beylage den Bericht des Generals, Fürsten von Schwarzenberg, über das glänzende Gefecht, welches am 12ten dieses bey Horodezka gegen die Russen, unter den Generals Tormassow und Kamensky, vorfiel. Dem Fürsten von Schwarzenberg war von Sr. Majestät, dem Kaiser Napoleon, auch das Kommando des 7ten Korps übertragen worden. Ungeachtet der festen Position des Feindes ward derselbe nach einem hartnäckigen Kampf zum Rückzuge genöthigt, indem er über 3000 Todte und Verwundete auf dem Schlachtfelde ließ. Der Verlust der Oesterreicher war nicht beträchtlich. Der Fürst ertheilt den trefflichen Dispositionen des Generals, Grafen Regnier, und der Tapferkeit der sächsischen Truppen, die mit den Oesterreichern wetteiferten, das größte Lob.


Mitau, den 5ten September n. St.

Der Fürst von Schwarzenberg verfolgt die Vortheile, die er, in Gemeinschaft mit dem General Regnier, über den General Tormassow erhalten hat. Der Verlust des letzteren beläuft sich schon auf 10,000 Mann. Unter diesen ist der General Markow getödtet und die Generale Sambow und Knorring blessirt.


Leipziger Zeitung.[]


Gestern früh ist der Hauptmann von Watzdorf vom Generalstabe aus dem Hauptquartiere Kobryn, welches er am 14ten d. verlassen hat, hier angekommen, und hat folgende Nachrichten überbracht: [7]

Nachdem sich am 3ten d. M. das kaiserl. östreichische Armeecorps, unter den Befehlen des Fürsten von Schwarzenberg, mit dem königl. sächsischen Corps bey Slonim vereinigt hatte, marschirten beyde gemeinschaftlich gegen Pruszanna vor, wodurch der vom General Tormassow mit 800 Pferden bis Bialystock vorpoussirte russische Oberst Knorring zum Rückzuge genöthigt wurde. Um die durch die russischen leichten Truppen erschwerte Communication mit dem östreichischen Corps wieder herzustellen, griff der General, Graf Regnier, am 10ten d. den General Lambert, der ohngefähr 8000 Mann und 12 Kanonen mit sich führte, vor Pruszanna mit den königl. sächsischen Truppen an, und warf ihn, nach einer ziemlich lebhaften Kanonade, nach Pruszanna zurück, woselbst er, auch vom Fürsten von Schwarzenberg angegriffen, schleunigst mit bedeutendem Verluste sich nach Kobryn zurückziehen mußte. Die königl. sächsischen Truppen hatten bey diesem Gefechte gegen 40 Verwundete, worunter der Lieutenant Busch, vom Trainbataillon, der Hauptmann von Watzdorf, vom Generalstabe, und der Rittmeister von Taubenheim, von den Husaren. Das vereinigte östreichisch-sächsische Corps marschirte am 11ten Aug. bis Horodeczna, wo es vom Feinde in einer durch Moräste und durch eine zahlreiche bey Horodeczna und Podobna aufgestellte Artillerie fast unangreifbaren Position erwartet wurde. Diese Position war von 2 Divisionen (Lambert und Czerbatow) besetzt; eine dritte (Kaminski) war im Anmarsch, und der General Tormassow war in Person gegenwärtig. Nachdem die Avantgarde am 11ten Abends ein von den Russen nicht occupirtes Holz besetzt hatte, erfolgte am 12ten Aug. gegen 11 Uhr der Angriff unter dem General Grafen Regnier mit den königl. sächsischen Truppen auf die linke Flanke des Feindes. Unter einem heftigen Artilleriefeuer von 40 feindlichen Kanonen, denen Artilleriefeuer von 40 feindlichen Kanonen, denen die sächsischen Truppen eine heldenmüthige Ruhe entgegensetzten, mußten sie das Holz bis zur Ankunft der zu ihrer Unterstützung detaschirten Oestreicher besetzt halten; die während mehrern Stunden wiederholten Angriffe des Feindes wurden durch die Tapferkeit der königl. Truppen und besonders durch die leichten Regimenter und das Grenadierbataillon Spiegel, unter den Befehlen des Generalmajors von Sahr, jederzeit zurückgeworfen, während die sächsische Artillerie mit der feindlichen gleichen Schritt hielt, ohne einander gegenseitig zu Schweigen zu bringen. Gegen 7 Uhr Abends ward das Treffen auf dem sächsischen linken Flügel durch die Wegnahme einer Anhöhe, welche die leichte Infanterie in der Fronte und das östreichsche Regiment Colloredo in der Flanke angriff, und woselbst man sofort Artillerie aufstellte, zum Vortheil der Allirten entschieden, indeß die Cavallerie des rechten Flügels gegen die Straße nach Kobryn vordrang. Die eingetretene Finsterniß machte dem Gefechte ein Ende. Die feindliche Position von Horodeczna und Podobna war umgangen; der Feind sah sich daher genöthigt, die Nacht vom 12ten zu seinem Rückzuge zu benutzen. Die am 13ten früh sich noch zeigende Arrieregarde wurde mit bedeutendem Verluste auf Kobryn zurückgeworfen. Das schnelle Vordringen des vereinigten Corps erlaubte dem Feinde nicht, sich in seine Moräste bis Dywin zurückzuziehen. Die Moräste um Kobryn hinderten die Cavallerie, mehr als einige 100 Gefangene zu machen. Aber der Verlust des Feindes an Todten und Verwundeten ist sehr bedeutend. Der des königl. sächsischen Corps wird auf 800 Todte und Blessirte geschätzt. Unter erstern befindet sich der Lieutenant Kaufberg, vom Regiment Prinz Friedrich August. Die königl. sächsichen Truppen haben insgesammt, nach dem ruhmvollen Zeugniß des Generals, Grafen Regnier, mit einer Tapferkeit und einem Nachdrucke gefochten, welches das höchste Lob verdienen.

Funck.[]


[8]

Reynier erwartete Nachricht von den Oestreichern, er pflegte täglich auf Beobachtung auszureiten, doch ohne mit den sächsischen Generalen, wenn sie ihn begleiteten, ein Wort zu sprechen. Am 10. vormittags nahm er eine stärkere Rekognoszirung vor; die Reiterei wurde vorausgeschickt, die zweite Division folgte zu ihrer Unterstützung und die erste blieb im Rückhalt. In gleicher Absicht schienen auch die Feinde ausgerückt zu seyn; die vordersten Plänkler trafen bald auf einander und da das Feuer lebhaft zu werden begann, marschirte die zweite Division auf. Indem sie sich links zog, um ein vorwärts liegendes Gebüsch zu nehmen, wurde sie mit Kanonen beschossen und die erste Kugel riß einen Offizier (Lieutenant Busch vom Train) den Arm weg, die folgenden thaten wenig Schaden. Reynier führte in Person die Kavalerie rechts, um die Russen zu umgehen, und das Geschütz der zweyten Division nebst der reitenden Batterie brachte die feindlichen Kanonen zum Schweigen. Bald nachher zeigte sich eine Masse Kavalerie in der linken Flanke der Sachsen und schoß auf den sie zu beobachten ausgeschickten Offizier. Zum Glück erkannte das scharfe Auge eines Artilleristen sie für Oestreicher; unser Generalstab hatte unterlassen, den Anführern die ihnen zu wissen nöthigen Nachrichten mitzutheilen. Der Fürst Schwarzenberg eilte mit einer geringen Bedeckung gleich selbst auf den Kampfplatz; er hatte durch seinen Marsch den russischen Vortrab von Pruschana abgeschnitten und Reynier's Absicht, warum er gerade heute in ein Gefecht einließ, lag nun am Tage. Die Feinde mußten ihren beschleunigten Rückzug über Schereschow (Szereszow) nehmen und verloren bei dem Engpasse vor Kozybrod, wo das östreichische Geschütz sie erreichte, viel Menschen; der Verlust der Sachsen beschränkte sich außer dem gleich anfangs tödtlich getroffenen Offizier, auf wenige Verwundete.

Die Straße über Pruschana war nun eröffnet und die Verbündeten kamen am Abende des 11ten in der Gegend von Chorodezna (Horodecna) an, wo nur noch ein breiter Morast, der wahrscheinlich zu den Quellen des Mochawiez gehört, sie von den Feinden trennte. Jenseit desselben hatte Tormassow auf einem sich sanft erhebenden Erdreiche eine vortheilhafte Stellung erwählt. Der Sumpf machte einen stumpfen Winkel, indem er sich gekrümmt auf zwei Seiten um die Anhöhen hinzog; nur zwei Uebergänge führten hinüber: auf der links vor uns liegenden Seite auf einer Strecke sandigen Bodens, und weiter von der Spitze entfernt auf der andern Seite, über einen nicht gar zu breiten Damm; beide Pässe waren stark besetzt. In dem innern Kehlwinkel des Morastes streckte sich ein mit Buschwerk besetzter Arme desselben gegen die russische Stellung vor und erschwerte die Verbindung der Angreifenden, selbst wenn es ihnen gelungen seyn würde, sich der beiden Uebergänge zu bemeistern. Der Morast war mit Wald besetzt, zwischen diesen aber und dem Anfange der Anhöhen ein breiter offener Raum. An der auswärtigen Seite der Moräste senkte sich der Boden am tiefsten gegen Chorodezna, wo der Fürst Schwarzenberg bei dem Dorfe Podobna (Poddubnia) seine Stellung genommen hatte; rechts von dieser, hinter Reynier's Hauptquartier, dem Dorfe Zablina *), erhob sich das Erdreich, jedoch nicht genug, um den Wald zu überhöhen, und hier lagerten sich die Sachsen.

*) Zablina, die erste Sylbe ausgesprochen wie ja in dem französischen Worte jamais.

Die Stellung der Russen richtete sich nach dem Boden; ihr rechter Flügel wendete die Fronte gegen die Oestreicher, der Mittelpunkt gegen den andern Schenkel des durch den Morastgrund gebildeten Winkels, der linke Flügel stand theils dem Damme gegenüber, theils noch als Rückhalt in Kolonnen. Es gehörte zu den Vorzügen dieser Stellung, daß sie für die Zahl ihrer Vertheidiger geräumig genug und doch nicht zu ausgedehnt war. Der Plan zum Angriffe, den die Feldherren verabredet hatten, konnte nur sehr einfach seyn: die Oestreicher sollten bei dem Uebergange vor dem Dorfe Podobna das Gefecht beginnen, die Sachsen aber etwas später bei dem Damme angreifen und sobald der Uebergang gelungen wäre, sich links den Oestreichern zu nähern und zugleich rechts den linken Flügel der Russen zu umgehen suchen. Der Fürst Schwarzenberg verstärkte zu diesem Zwecke unsern Vortrab durch ein östreichisches Kavalerie-Regiment und die Division Le Coq durch die Infanterie-Brigade des Generals Lilienberg.

Am 12ten früh mit Anbruche des Tages saß Reynier auf dem Strohdache der Schenkhauses von Zablina, mit dem Fernglase in der Hand, um, da die Stellung der Feinde durch den Wald versteckt wurde, sich ein Bild der Gegend, des Zuges der Hügel und der Gewässer einzuprägen. Von dem Vortrabe ging die Meldung ein, daß die russischen Posten in der Nacht den Damm vor ihrem linken Flügel verlassen hätten. Er befahl, diesen Paß nicht zu besetzen, sondern blos zu beobachten, ließ aber sogleich dem Fürsten Schwarzenberg davon Nachricht geben und der Angriff wurde noch um eine Stunde aufgeschoben. "Man muß erwarten, was sie im Sinne haben,"sagte er, "ob sie vielleicht uns zuvorkommen wollen." -- Da alles ruhig blieb, ertheilte er seine Vorschriften, aber diesesmal den Divisiongeneralen selbst, mündlich, kurz und bestimmt und um sechs Uhr stieg alles zu Pferde, um zu den Truppen zu eilen.

Die Divisionen setzten sich nun in Bewegung, machten aber Halt, nachdem sie dem Walde vor dem Mitteltreffen der Feinde gegenüber gekommen waren, um das Eintreffen der Brigade Lilienberg abzuwarten; Reynier ritt voraus zu der Kavalerie und übernahm in Person die Führung des Vortrabes. Nach sieben Uhr begann das Gefecht bei den Oestreichern und wurde bald sehr lebhaft, weil die Russen das Terrain hartnäckig vertheidigten. Ihre vorgeschobenen Posten mußten zwar am Ende weichen, aber auf der Sandstrecke, wo der Raum die Entwickelung einer überlegenen Macht nicht gestattete, setzten sie sich den Anstrengungen der östreichischen Bataillone mit verdoppelter Kraft entgegen.

Reynier war unterdessen über den Damm gegangen, wo er zwei Kompagnieen leichter Infanterie zurückließ und gegen acht Uhr griff er den feindlichen linken Flügel mit Nachdruck an. Er hielt sich nicht mit dem gewöhnlichen Geplänkel auf, sondern ließ gleich die reitende Baterie vorrücken, unter deren Schutze er sich mit der Kavalerie rechts zog, um die russische Flanke zu umgehen. Tormassow schien auf einen so nachdrücklichen Angriff von dieser Seite nicht gerechnet zu haben, die Sachsen machten daher gleich anfangs einige Fortschritte; aber so wie der feindliche Flügel sich zurückbog, verlängerte sich Reynier's Angrifflinie. Die russischen Reserven eilten zur Unterstützung und es entstand nun unter dem heftigen Feuer des Geschützes ein Kavaleriegefecht, wobei abwechselnd Boden gewonnen und verloren wurde; zwei Offiziere des Regiments Polenz geriethen dabei in Gefangenschaft.

Auf die ersten Schüsse des Vortrabes war der Generallieutenant Le Coq mit seiner Division und der Brigade Lilienberg abmarschirt. Er ging über den Damm und breitete sich links aus, indem er sich mit dem Rücken gegen den Wald, an einem abschüssigen, etwa mannshohen Abhange am Fuße der Anhöhen aufstellte. Weil er die Verbindung mit dem Durchgange nicht aufgeben durfte, blieben die Oestreicher auf seinem linken Flügel vor dem buschichten Moraste im Innern des Winkels noch weit entfernt. Er schickte ein Bataillon leichter Infanterie dahin ab, das auch sogleich mit den Russen, welche die an den Sumpf stoßende Waldecke stark besetzt hatten, in ein rasches Tirailleurfeuer verwickelt wurde. Im Durchgehen durch den von achthundert bis funfzehnhundert Schritte breiten Raum zwischen dem Walde und dem Abhange, mußte der General Le Coq das Feuer der feindlichen Batterien aushalten. Bei den Sachsen wurde dadurch getödtet (Lieutenant von Kauffberg vom Regimente Prinz Friedrich August), bei den Oestreichern der General Lilienberg verwundet. Nach dem Aufmarsche machten die Russen keinen Versuch, die Linie in der linken Flanke anzugreifen, und die Division litt an diesem Tage nur wenig.

Die zweite Division stand noch immer auf ihrer Stelle; außer ihrer Batterie waren ihr noch drei Kanonen von der Reserve, unter dem Hauptmann Sontag, zugegeben, die sie aber auf Verlangen den Oestreichern hatte zu Hilfe schicken müssen. Da diese noch immer den heftigsten Widerstand fanden, kam der Fürst Schwarzenberg geritten und fragte, ob hier etwa eine Reserve wäre, von welcher er Gebrauch machen könne? Auf dieses Wort versuchte der Generalmajor von Sahr auf der Stelle einen Uebergang über den Morast, sanken gleich so tief ein, daß die nur mit Mühe herausgezogen werden konnten. Unterdessen hatte der Fürst von dem Generallieutenant von Funck die wahre Bestimmung der Division erfahren und gleich darauf kam auch der Offizier an, den Reynier als Führer zu schicken versprochen hatte. er war bis dahin beschäftigt gewesen, einen von den Einwohnern erkundeten, seit Jahren nicht mehr befahrenen Holzweg, der nahe an dem Kehlwinkel des Waldes über den Morast führte, zu untersuchen und öffnen zu lassen.

Auf diesem Wege ging die Division über und stellte sich in einiger Entfernung links, mit der Brigade Lilienberg in gleicher Linie auf. Die leichte Infanterie unter dem Obersten von Tettenborn drang gegen die Waldecke vor, wo ihre Kameraden im Gefechte begriffen waren, und trieb die Russen gegen den sich in dem Winkel vorstreckenden Sumpf zurück. Die unerwartete Erscheinung dieser Truppen auf einer Stelle, wo man den Uebergang nicht für möglich gehalten hatte, mußte die Aufmerksamkeit der Feinde erregen. Sie richteten sogleich zwei Batterieen dahin und schickten Verstärkungen nach der Waldecke, an deren Besitze, weil die die Abtheilungen, welche den Uebergang der Oestreicher verhindern sollten, beinahe in den Rücken nahm, ihnen viel gelegen war. Das Feuer aus dem groben Geschütze und dem kleinen Gewehr wurde auf dieser Seite sehr heftig, das Grenadierbataillon Spiegel, welches die Batterie deckte, verlor viel Menschen, und die leichte Infanterie konnte sich nur mit der größten Anstrengungen gegen eine überlegene Anzahl behaupten. Die Truppen fochten mit der ausgezeichnetsten Tapferkeit, alle Leichtverwundeten kehrten in das Gefecht zurück, sobald sie nur flüchtig verbunden waren; die Schützen nahmen die Gewehre der Todten, wenn die ihrigen ihnen den Dienst versagten; eine Kanone wurde beschädigt, aber gleich wieder in Stand gesetzt, und die Feuerwerker erstickte mit einer Schaufel voll Sand kaltblütig eine brennende Granate, die unter einen Pulverwagen geflogen war. Die Feinde ließen Kavalerie vorrücken, die auf die leichte Infanterie einhieb, einen Kapitain und dreißig Mann zu Gefangenen machte, aber durch die treffliche Fassung dieser Truppen aus ihrer Mitte wieder zurückgetrieben wurde. Sie versuchte nun einen Angriff gegen die Grenadierbataillone, die sich unter dem heftigsten Feuer im Vierecke bildeten; die Kugeln rissen ganze Rotten weg und dem Major Spiegel wurde das Pferd in der Mitte des Viereckes erschossen, aber die Grenadiere füllten unerschrocken die Lücken wieder aus und machten es der Kavalerie unmöglich, auf sie einzuhauen.

So schwebte die Schlacht von zwei Uhr Nachmittags bis gegen fünf Uhr; auf den drei Punkten des sächsischen Vortrabes, der zweiten Division und des Angriffes der Oestreicher wurde, ohne einen Augenblick nachzulassen, mit der größten Erbitterung gefochten. Reynier allein hatte Fortschritte gemacht, aber so wie er vordrang, mußte die Division Le Coq, um nachzurücken, sich rechts ziehen, und es entstand nun ein weiter Zwischenraum zwischen dem linken Flügel der Brigade Lilienberg und den Grenadieren der zweiten Division. Eine Masse feindlicher Kavalerie schien die Absicht zu haben, sich in diese Lücke zu werfen. Der General Funck hatte dringend um Unterstützung gebeten; Reynier schickte ihm eine Escadron östreichischer Husaren und befahl, daß die beiden auf dem Damme zurückgelassenen Kompagnieen leichter Infanterie zu ihm stoßen sollten, indem er ihm zugleich sagen ließ, er möchte, wenn er sich nicht in der Linie erhalten könne, wenigstens den Wald zu behaupten suchen.

Die östreichische Escadron setzte zwar ihren Marsch bald nachher weiter fort, aber sie ließ den Zug des linken Flügels zurück und die Erscheinung einzelner Husaren als Plänkler reichte hin, den Angriff der feindlichen Kavalerie, die jetzt in fünf schmalen Kolonnen über die Anhöhen herabkam, zu verzögern. Sie schienen erst die Stärke der eingetroffenen Unterstützung beobachten zu wollen; desto nachdrücklicher erneuerten dagegen die Feinde ihre Anstrengungen gegen die leichte Infanterie. Es begann dieser an Patronen zu mangeln und die Hälfte des Bataillons Spiegel mußte sie beim Tirailliren unterstützen. Selbst die Batterie durfte nur noch einzelne Schüsse thun, um ihre Kugeln zu sparen.

In diesem Momente des Schwankens trafen die drei Kanonen der Reserve, welche der Fürst Schwarzenberg entlassen hatte, und fast mit ihnen zu gleicher Zeit die beiden Kompagnieen von dem Damme ein. Eine so willkommene Verstärkung beseelte die Truppen mit neuem Muthe; der Hauptmann Sontag brachte nebst den drei Kanonen auch frische Munition mit und that, da eben die feindliche Kavalerie sich in Bewegung setzte, den Vorschlag, ihr unter dem Schutze der Batterie ungefähr vierhundert Schritte weit seitwärts entgegen zu fahren. Diese Bewegung entschied; von seinen drei vollen Schüssen trafen zwei so glücklich mitten in die im Aufmarsche begriffenen Escadrons, daß sie sofort in wilder Unordnung umkehrten und aus dem Gesichtskreise verschwanden. Die beiden Kompagnieen leichter Infanterie waren unterdessen zu ihren Kameraden gekommen; die ganze Masse stürzte sich nun mit Geschrei und einem solchen Ungestüm auf die Russen, daß diese, schon durch das Umkehren ihrer Kavalerie erschreckt, dem Angriffe nicht widerstehen konnten und in eiliger Flucht die Waldecke verließen. Jetzt brachen auch die Oestreicher mit Gewalt durch, Reynier hatte die Linke Flanke beinahe ganz umgangen und Tormassow konnte das Schlachtfeld nicht länger behaupten. Er fing an, es nach und nach zu räumen; die der zweiten Division gegenüber stehenden Batterieen fuhren zuerst ab, sie waren ohne Bedeckung, aber es fehlte an Kavalerie, sie einzuholen und bald breiteten sich Schwärme von Kosacken aus, um den Rückzug zu decken. Die Feinde verließen nun ihre Stellung auf allen Punkten, aber langsam und mit Ordnung und unter dem Feuer ihres Geschützes, das von Zeit zu Zeit Halt machte. Reynier ritt vom rechten Flügel die Fronte entlang bis zu der zweiten Division und lächelte gefällig, als die Truppen ihn mit einem freudigen Lebehoch empfingen. Es lag nicht in seiner Art, zu den Soldaten zu sprechen, aber er war deshalb nicht weniger als gleichgiltig gegen die Aeußerungen ihrer Zufriedenheit.

Mit der eintretenden Dunkelheit hörten auch die einzelnen Schüsse auf und das Corps brachte die Nacht auf dem Schlachtfelde zu. Die Soldaten hatten seit dem frühen Morgen unter dem Gewehre gestanden und keine Zeit gehabt, Nahrung zu sich zu nehmen, besonders peinlich war ihnen der Durst, denn den übelriechenden Moder des Morastes konnte Niemand verschlucken. Vergebens jammerten die Verwundeten nach einem Tropfen Wasser, wir hatten nichts, sie zu erquicken, als noch ein wenig Branntwein. Erst am folgenden Morgen konnten Lebensmittel ausgetheilt werden, in der Nacht aber fiel ein so tiefer Schlaf auf die Ermüdeten, daß die Kosacken, wenn sie zurückgekommen wären, das ganze Corps hätten auseinander sprengen können.

Die Abtheilungen, welche ins Feuer gekommen waren, hatten im Verhältniß ihrer Stärke viel gelitten. Bei den fünfzehnhundert Pferden des Vortrabes belief sich der Verlust auf drittehalbhundert, bei der zweiten Division, die am Morgen mit zweitausenddreihundert Mann ausgerückt war, auf vierhundert und sechszig Todte und Schwerverwundete und in gleichem Maße war auch das erste leichte Regiment mitgenommen worden. An Gefangenen vermißten der Vortrab und die Infanterie gegen hundertzwanzig Mann. Die Oestreicher hatten nur mit großer Aufopferung den Durchgang erzwingen können und die Russen ließen nicht wenige Todte, so wie auch einige Verwundete auf dem Platze.

Tormassow hatte die Schlacht verloren, weil er seine Stellung nicht länger behaupten konnte, aber sein Rückzug war keine Flucht. Der Mangel an Kavalerie hinderte uns, die errungenen Vortheile zu verfolgen; durch die Ueberlegenheit der seinigen war sein Geschütz gerettet worden und die Russen befanden sich nach ihrem Abzuge vielleicht noch in einem eben so schlagfertigen Zustande, als die Verbündeten. Man erwartete daher, daß sie den in der Nacht gewonnenen Vorsprung benutzen würden, sich zu setzen und uns einen neuen Kampf anzubieten. Die Stadt Brzeßtz mit ihren Brücken über den Bug und den Mochawiez, die Pässe von Dywin, Mokrany und Ratno, so wie andere durch die Sümpfe gebildete feste Stellungen gaben ihnen die beßte Gelegenheit. Sie schienen auch, auf verschiedenen Punkten es versuchen zu wollen, sobald aber nur ein Paar Kanonenschüsse gefallen waren, zogen sie sich eilig zurück. Der sächsische Vortrab schickte in den nächsten Tagen gegen vierhundert Gefangene ein, meistens Versprengte und zum Theil ohne Gewehr.


Heldenthaten Oesterreichischer Krieger.[]

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Der Oberjäger Abraham Thurner.[]

Der Oberjäger Abraham Thurner erhielt am 12. August 1812 in dem Gefechte bey Pudobny den Auftrag, mit 6 Jägern die Flanke der fechtenden Truppe zu sichern, welche die Russen zu umgehen suchten. Er suchte seinen Auftrag mit entschlossenstem Muthe auszuführen; aber nur zu bald waren alle seine Waffenbrüder verwundet und außer Stand zu streiten; er selbst war beynahe schon umringt, und sein Leben und Freyheit in größter Gefahr. Da erblickte der tapfere Thurner den Lieutenant Chevalier Fitzpatrik, der durch zwey Kugeln am rechten Fuße schwer blessirt, in einer morastigen, beynahe grundlosen, mit Buschwerk gesetzten Stelle gefallen, und schon in der Gewalt der Russen war. Sein Entschluß war schnell gefaßt: mit gefälltem Bajonette warf er sich ganz allein muthvoll auf die Feinde, welche den Verwundeten umgaben, drang bis zu ihm, lud ihn auf seine Schultern, hielt ihn mit der linken Hand fest, und öffnete sich mit dem Bajonette in der rechten den Rückweg, und rettete mit seltener Bravour einen wackern Officier. Dieses Verdienst wurde durch die Ertheilung der silbernen Medaille ausgezeichnet.


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 219. Mittewoch, den 11/23. September 1812.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 302. Dienstag, den 17. December 1812.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 197. Freytag, den 16/28. August 1812.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 208. Donnerstag, den 29. August /10. September 1812.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 214. Donnerstag, den 5/17. September 1812.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 217. Montag, den 9/21. September 1812.
  7. Leipziger Zeitung Nr. 165. Montags den 24. August 1812.
  8. Erinnerungen aus dem Feldzuge des sächsischen Corps, unter dem General Grafen Reynier, im Jahr 1812; aus den Papieren des verstorbenen Generallieutenants von Funck. Dresden und Leipzig, in der Arnoldischen Buchhandlung. 1829.
  9. Vaterländische Unterhaltungen. Ein belehrendes und unterhaltendes Lesebuch für die Jugend Oesterreichs, von Leopold Cimani. Dritter Theil. Wien, 1815. Im Verlage bey Anton Doll.