Schlacht bey Fleurus.[]
Der sechs und zwanzigste Junius 1794.
Die Stadt Charleroi in Belgien war zum drittenmal bombardirt. Wurde sie genommen, so stand dem Vordringen der französischen Ardennen-Armee kein einziger haltbarer Ort mehr entgegen. Der Erfolg hieng von einer Schlacht ab, um die Vereinigung Jourdans und Pichegrüs zu bewirken, damit sie nicht zum Rückzug möchten gezwungen werden. Die Oesterreicher wendeten alles an, den Platz zu entsetzen und der Prinz von Koburg kam mit einer großen Anzahl von Truppen zu Nivelles an, aber eh es zu einem Hauptschlacht kam, wurde Charleroi übergeben, da der unaufhörlich auf sie stürzende Bombenregen gewaltige Verheerungen angerichtet hatte. Dritthalbtausend Mann Besatzung mit fünfzig Kanonen überließen sich auf Gnade und Ungnade den Belagern. Die Oesterreicher, zum großen Kampf bereit, wußten nichts von diesem Vorfall und rückten samt ihren Alliirten mit der ersten Morgendämmerung in fünf Kolonnen dem Feind entgegen, der ebenfalls, gedeckt von einer ganzen Kette von Anhöhen, mit Kanonen bepflanzt, bereit war, sie zu empfangen. Große Hofnung schien den Verbündeten zu lächeln, aber ein Luftballon stieg über den Ebenen von Fleurus auf und beobachtete die Stärke und Schwäche derselben. Sie wurden auf ihrer linken Flanke überflügelt, der Zusammenhang ihrer Angriffe ward zerrissen und sie nahmen den Fall von Charleroi gewahr. Nun war alle weitere Anstrengung vergebens; die Alliirten mußten den Franzosen das Schlachtfeld überlassen. -- Hier that die Artillerie beynahe alles, und das Schicksal Belgiens wurde durch diese Schlacht entschieden, wie durch die von Jemappe am 6ten November 1792.
Fleurus.[]
Fleurus, Fleurs, Fleury. Ein Flecken von 2000 Einwohnern im Departement Gemappe, nahe bei Sambre, dessen Name durch kriegerische Ereignisse schon mehrere Male in der Geschichte genannt und besonders in der neuern Zeit durch die im dritten Feldzuge der Republik Frankreich (am 26. Juni 1794), von den Oesterreichern und Franzosen (damaligen Neufranken) gelieferte Schlacht denkwürdig geworden ist.
Diese Schlacht machte eine wichtige Epoche in jenem Feldzuge, da der abermalige Besitz von ganz Belgien von den Franzosen durch sie erobert und Frankreichs Hauptstadt, die seit einem Monate, nach dem Falle der Festung Landrecy, selbst bedroht war, aller Besorgnisse frei wurde.
Die verbündete Armee berührte schon mit ihren Vorposten Peronne (etwa 18 Meilen von Paris) und nichts hätte sie wahrscheinlich bis dahin aufgehalten, wenn nicht die wohlberechneten Manoeuvres der französischen Generale sie zum Rückzuge genöthigt hätten. Pichegru hatte ihren rechten Flügel umgangen und eine drohende Stellung gegen Flandern genommen, Charbonnier mit der Ardennen-Armee den linken Flügel der Verbündeten zurückgedrückt und Jourdan mit der Moselarmee sich von Luxemburg aus in Marsch gesetzt.
Bei Dornick gewannen die Alliirten endlich wieder eine feste Stellung; Pichegru wollte sie herauswerfen, ward aber vom Kaiser Franz selbst zurückgeschlagen; auch gelang es nur nach mehreren vergeblichen Versuchen den Franzosen, über die Sambre zu gehen.
Fünf Mal geschah dieser Uebergang von den nun vereinigten Armeen der Ardennen und der Mosel, die unter dem neuen Namen Sambre- und Maas-Armee von Jourdan en Chef commandirt wurde. Die Folge des fünften Uebergangs war die Capitulation von Charleroi an die Franzosen am 25. Juni; aber dieser Verlust war den Oesterreichern unbekannt geblieben; Prinz Coburg eilte von Rivelles aus herbei, um die schon gefallene Festung zu entsetzen und zugleich einen großen Versuch zur Wiederbefreiung der Niederlande zu wagen. Dies führte zur Schlacht von Fleurus am 26. Juni 1794.
Während Coburg den General Devay mit einem nicht unbedeutenden Corps vor Tournay eine Stellung nehmen ließ, griff er Jourdan an, und der Anfang des Treffens berechtigt zu den schönsten Erwartungen. Schon war der Erbprinz von Oranien mit dem rechten Flügel siegend bis Marchienne au Port vorgedrungen; schon hatte der linke Flügel unter Beaulieu beim Angriffe auf die Brücke von Auveloy und die Redouten von Fleurus zwanzig Kanonen erobert, als beide gegen Abend dieses Tages den Befehl zum Rückzug erhielten: den während der Schlacht hatte Prinz Coburg die Capitulation von Charleroi erfahren und war von dieser Nachricht so ergriffen worden, daß er in der That den schon fast errungenen Sieg aus den Händen ließ, und jede Hoffnung aufgab, die Niederlande zu retten.
Noch ist es etwas dunkel, was eigentlich den österreichischen Feldherrn zu dieser Resignation bestimmte, denn während seine beiden Flügel mehr und weniger siegreich waren, hat das Centrum fast noch gar nichts gethan und man sollte fast glauben, daß allerdings den Franzosen die gänzliche Eroberung von Belgien, die nun entschieden war, noch schwerer hätte gemacht werden können. Vielleicht hatte auch der Luftballon, von welchem aus ein französischer General die österreichische Armee recognoscirte, den Prinzen imponirt.
Quellen und Literatur.[]
- Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
- Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.