(Expedition der Engländer und Russen in Holland.)
Inzwischen verschlimmerte sich das Wetter und die Wege; der Feind bekam täglich Verstärkungen, und die 3000 Mann Russen mit 100 Jägern des 60. Regiments, welche am 21. landeten, ersetzten kaum den Verlust dieses unglücklichen 19. Septembers.
Man kann eben nicht sagen, dass man in der englischen Armee eilte, den Angriff wieder zu erneuern; denn erst am 2ten October marschirten die Verbundenen laut folgender Disposition wieder ab.
Der rechte Flügel unter dem Lieut. General Abercrombie stellte sich in offener Colonne vor Petten längs dem Seeufer, um den französischen linken Flügel wo möglich zu debordiren; und solchen dann plötzlich auf das Centrum zu werfen. Diese Disposition an sich selbst war gut; hätte auch einen glücklichen Erfolg gehabt, wenn die andern Colonnen ebenfalls in einer Linie durchavancirt hätten, welches zwar der linke Flügel wegen natürlicher und künstlicher Hindernisse nicht thun konnte, das Centrum aber besser hätte fortsetzen sollen.
Die Colonne des Generalmajors Sir Eyre Coote, sollte immer zur Linken, so dicht wie möglich, an dem Flügel des Lieut. Generals Abercrombie bleiben, und die Dünen vom Feinde säubern. Das eigentliche Centrum bestand aus russischen Truppen, welche auch längs den Dünen, wiewohl durch die Felder debouchiren mussten, um sich hernach der Dörfer Groet und Schoorl zu bemächtigen. Die Colonne des Generals Dundas war zu ihrer Unterstürzung bestimmt und ein englisches, nebst einem russischen Regimente, näherten sich dem Dorfe Schoreldam, längs der Deiche oder des hohen Weges, der links des Canals von Schoreldam nach Alkmar führt.
Auf dem Canale selbst hatte man 6 flache Boote (jedes mit 2 24 Pfündern versehen) unter dem Schiffscapitän Popham gestellt; der englische linke Flügel unter Sir Murray Pulteney, welcher den batavischen rechten Flügel unter Lieut. General Daendels gegen sich hatte, konnte wegen undurchdringlicher Hindernisse nicht heran kommen, und hatte am Gefechte gar keinen Antheil.
Das französische Centrum, wo der General en Chef Brune sich persönlich befand, war von starken Batterien, besonders eine Stunde von Alkmar, auf dem Langendyk und Koedyk, gedeckt; auf dem linken Flügel commandirte General van Damme, mit lauter Franzosen, einer Menge Tirailleurs, leichter Infanterie und Artillerie zu Pferde.
Um 6 Uhr des Morgens fieng im Centrum das Feuer zwischen den Franzosen und den Russen an, die sich mit vieler Mühe einen Weg über die Wiesen, durch die häufigen Wassergräben und Canäle bahnten; inzwischen avancirte der rechte Flügel unter Lieut. General Abercrombie, wiewohl nicht ohne Schwierigkeiten, längs den sehr unwegsamen Dünen, welche die Franzosen Schritt für Schritt so hartnäckig chicanirten, dass das 52. Regiment (Bergschotten) mit den Bajonetten und Säbeln mehrmals mit ihnen ins Handgemenge kam, und sie bis in das Dorf Schoorl vertrieb, wo sie noch beinahe 2 Stunden Stand hielten, ehe man es einnehmen konnte. Die Russen zogen sich ihrer Seits immer links; um zwischen Schoorl und Schoreldam durchzudringen; während die Reserve unter Lieut. General Dundas auf ihrem rechten Flügel (nachdem er das Dorf Groet vorbei passirt hatte) deployirte, um den Zwischenraum von der Brigade des General-Majors Coote bis an die Russen aufzufüllen; von diesem Augenblicke an wurde der Angriff allgemein und die Franzosen, welche der Uebermacht weichen mussten, steckten während ihres Rückzugs erst das Dorf Schoorl und nachher Schoreldam, das sie von allen Seiten in diesem letztern angegriffen wurden, in Brand.
Endlich um halb 12 Uhr Mittags, waren die Franzosen in ihre Positionen vom Koedyk, Langendyk und von dem Gehölze vor Bergen zurück getrieben; am Eingange diese letzten Holzes hatten sie eine Batterie mit einigen Verhauen en Epaulements, welche die verbundene Armee von weitem bis um 2 Uhr Nachmittags kanonirte; wo denn die englisch-russische Armee in einer ziemlich gebrochenen schrägen Linie, von den Dünen ab, den Franzosen gegenüber stand; doch so, dass der rechte Flügel unter Lieut. General Abercrombie eine ausgedehnte Spitze rechts en oblique machte, und sich fast bis Egmont op Zee gegenüber erstreckte; dieses Dorf hätten seine Leute noch gern am nämlichen Tage erobert, und warfen deshalb zur Zeichen des Sieges ihre Hüte schon in die Höhe, hatten auch eine glückliche Cavallerie-Charge gegen die Franzosen vollbracht, welche sich ihrer reitenden Artillerie zu bemächtigen dachten.
Die grosse Entfernung des rechten Flügels von der Operationslinie, der Mangel an Connexion oder Communication mit dem Ueberreste der Armee, die Unentschlossenheit der Russen, die das Holz von Bergen in der Nacht erst anzugreifen wünschten, und der Verlust der Zeit, den das Hin- und Herschicken der Adjudanten an den weit entfernten commandirenden General verursachte, brachte, sage ich, den Nachtheil, dass man seine Vortheile weder benutzte, noch daran dachte, den Feind zu verfolgen, welchen man gewiss sehr bald aus ganz Holland vertrieben hätte; diese vereinigten Umstände liessen ihm im Gegentheile die nöthige Zeit, in der Nacht seine Bagage und Artillerie durch Alkmar, nach der festen Position vom Beverwyk zurück zu ziehen, wo er sich sogleich verschanzte, nachdem er den General Daendels mit 3 bis 4000 Mann von seinem rechten Flügel abdetaschirt hatte, der zu Purmerende durch vielfache Ueberschwemmungen gedeckt, Posto fasste, und von da aus immer den linken Flügel der Verbundenen bedrohete, sobald dieselben sich der Stellung zu Beverwyk, in der Absicht sie anzugreifen, näherten.
Der englische Verlust in dieser Affaire bestand aus 240 Todten und 1100 Blessirten, worunter viele Officiers, nebst 200 Vermissten oder Gefangenen; die Russen verloren an Todten 170; an Blessirten aber 400 Mann; die Franzosen und Bataver rechneten etwa 1700 Todte und Blessirte, nebst 100 Gefangenen, meistens Bataver, worunter 1 französischer Bataillonschef und einige Dragoner, welche von der Vendée herkamen, sich befanden; wohl zu bemerken, am Tage vor der Schlacht (fast eben so wie am 19ten Septbr.) hatten die Franzosen gerade 6000 Mann Verstärkung erhalten; ein sonderbarer Beweis der unglücklichen Combinationen ihrer Feinde.
Hätte man aber nur von Seiten der verbundenen Armee die erhaltenen Vortheile sogleich weiter benutzt, so hätten die Franzosen noch zu der Zeit Holland bis an die Waal geräumt; ein Beweis davon ist, dass kurz nach der Schacht die Wache des batavischen Directoriums sich im marschfertigen Stand zu setzen, den Befehl bekam, und dass man Gorcums Festungen und Gebäude, um das Hochedele Tribunal zu empfangen, schon ausbesserte; doch die Unsicherheit und Trägheit der Bewegungen der verbündeten Armee machte, dass die erurngenen Vortheile nicht vom geringsten Nutzen wurden.
Am 3. Octbr., erst gegen Nachmittag, als der General Abercrombie rapportirt hatte, dass die französischen Vedetten sich bloss von weitem sehen liessen, entschloss man sich (wieder en ligne oblique) eine Art von Communication herzustellen, und die Armee lag in einer grossen Strecke Landes, zwischen Alkmar und der See in einer ziemlich sichern, doch unbefestigten, weitläufigen Position zerstreut.
Quellen und Literatur.[]
- Historisch-militärisches Handbuch für die Kriegsgeschichte der Jahre 1792 bis 1808. Von A. G. Freiherrn von Gross. Amsterdam, im Verlage des Kunst- und Industrie-Comptoire. 1808.