Schlacht bei Eckmühl.[]
Eckmühl (Schlacht bei), geliefert zwischen den Oesterreichern unter Erzherzog Carl und den Franzosen, Baiern und Würtembergern unter Napoleon, am 22. April 1809. Die Schlacht von Abensberg war geliefert (am 20. April 1809) und durch sie den Franzosen der Weg nach Landshut und dem Inn gebahnt. Aber die Folgen der abensberger Schlacht trafen blos den linker Flügel der großen österreichische Armee, während der rechte derselben unter des Erzherzogs Carl persönlicher Anführung nach Regensburg vordrang, diese Stadt nahm, das 65ste französische Infanterieregiment gefangen machte, der Höhen von Abach, ungeachtet des heftigsten Widerstandes, sich bemächtigte, und so Meister der Donau auf einem sehr wichtigen Punkte wurde. Dieser Stand der Dinge war das Resultat des Treffens bei Eckmühl am 21. April; durch dieses und das Gefecht bei Landshut (21. April) wurde die Schlacht bei Eckmühl (Tages darauf) vorbereitet. Die Anstrengungen der vorherigen Tage waren vergebens, wenn die Oesterreicher im Besitz der errungenen Position blieben. Diese wollten die Stellung der Franzosen zwischen Preising und Dimpling forciren, bis Abensberg und Kloster Ror vordringen und auf Donauwerth losgehen, da der Besitz dieses Punktes den von ganz Baiern entschied; die französische Armee wäre dadurch überflügelt und von Oesterreichs Gränzen entfernt gehalten worden. Napoleon mußte daher alles anwenden, um dies zu verhüten. Und es gelang ihm. Der Vormittag des 22. Aprils wurde größtentheils mit Marschiren und kleinen Gefechten verbracht; gegen Mittag begann die Schlacht mit Heftigkeit. Ein Angriff der Franzosen auf die linken österreichischen Flügel und das Debouchiren von sechzehn ihrer Cavallerieregimenter über Schirling in den Ebenen nöthigte die Oesterreicher ihren linker Flügel zu entwickeln, und, um nicht umgangen zu werden, eine Bewegung rückwärts zu machen, welches mit der größten Ordnung geschah. So hatten denn bis Mittags die österreichischen Corps von Rosenberg, Hohenzollern, Collowrat und Johann die Umgebungen des Dorfes Eckmühl an der großen Laber, diesen Hauptpaß gegen Regensburg, besetzt. Unterdessen war Napoleon, der Tags vorher bis Landshut vorgedrungen war, von da aufgebrochen (am 22. früh) und erschien, Nachmittags um 2 Uhr, mit den beiden Divisionen von Montebello, dem Corps Massenas, den Kürassirdivisionen Nansouty und St. Sulpice und den Würtembergern unter Vandamme, bei Eckmühl, dem Erzherzog Carl gegenüber. Die französischen Kürassire bildeten den rechten Flügel, die Würtemberger die Avantgarde und das Centrum, die Baiern den linken Flügel. Angriff und Widerstand waren furchtbar. Die Oesterreicher standen wie Felsenmauern, doch der Ungestüm der französische Armee überwältigte jedes Hinderniß. Eine österreichische Batterie von 16 Kanonen, sehr vortheilhaft auf einer Anhöhe aufgestellt und bedient, that eine unbeschreibliche Wirkung. Der Kaiser Napoleon übertrug ihre Eroberung dem baierschen General Seidewitz mit den Regimentern Taxis Dragoner und dem vierten der Chevauxlegers. Die Batterie ward genommen. Der Kaiser sagte zu Seidewitz: "Général, vous m'avez donné un beau spectacle." "Sire, je n'ai fait, que mon devoir!" antwortete der General, der das Kreuz der Ehrenlegion empfing. Es kam alles darauf an, den Ort Eckmühl zu erobern. Dies konnte nur durch die Ueberwältigung des linken österreichischen Flügels geschehen. Sie ward versucht, indem der Herzog von Montebello (Lannes) mit der Division Gudin, im Einverständnisse mit Davoust, Lefevre und Montbrun, welche zugleich angriffen, diesen Flügel umging und forcirte. Die Oesterreicher wurden hierdurch zwar in eine zweite Position zurückgedrängt, aber sie hielten in dieser aufs neue Stand. Da befahl der Kaiser den Sturm auf Eckmühl. Die würtembergische Infanterie hatte bei diesem schrecklichen Geschäfte den größten Antheil. Eckmühls Eroberung entschied; die nächste Folge davon war der eiligste Rückzug der Oesterreicher bis Traubing vor Regensburg, denn sechzehn frische französische Cavallerieregimenter (die Divisionen Nansouty und St. Sulpice) brachen zu gleicher Zeit auf die Oesterreicher ein und warfen alles vor sich nieder; nichts konnte die Franzosen mehr aufhalten; nur mit der einbrechenden Nacht endigte die Schlacht, und das Verfolgen der retirirenden Oesterreicher, die während der Nacht auf Schiffbrücken die Donau bei Regensburg passirten und vor dieser Stadt sich wieder sammelten. Wie am folgenden Tage Regensburg von den Franzosen mit Sturm genomen wurde, werden wir unter dem Artikel über diese Stadt im Detail sehen. Man kann annehmen, dass über 200,000 Mann in der Schlacht von Eckmühl gefochten haben; die Oesterreicher werden zu 110,000 Mann, die Franzosen auf 136,000 Mann angegeben, jene auf einem Raume von 3 1/2 Meile Länge, die letztern auf eine Linie von 8 Meilen concentrirt, und in dieser geographischen Stellung der Armeen scheint die hauptsächliche Ursache zum Unglücke der Oesterreicher gelegen zu haben, da sie auf ihrer kurzen Linie von der französischen Armee gleichsam umwickelt werden konnten und schwerlich im Stande waren, ihren Feind nach seiner wahren Stärke zu beurtheilen. Ein baierscher Offizier, der in der Schlacht mit gefochten hat, betheuert, daß die Oesterreicher, besonders die Cavallerie und Artillerie, die größte Ordnung und höchste Tapferkeit bewiesen haben. "Wir eroberten (erzählt er) Kanonen denen alle Mannschaft todt oder schwer blessirt zu Boden lag. Man bemerkte in der Ferne bei einigen Kanonen nur noch einen Kanonier, der noch immer fort chargirte. Ein Offizier brachte ihm frische Mannschaft und hing ihm etwas an die Brust, wahrscheinlich eine Medaille; Gefangene, die wir später in dieser Gegend machten, behaupteten, der Offizier sey der Erzherzog Carl selbst gewesen." In dieser Schlacht war es, wo Napoleon selbst von einer österreichischen Schützenkugel getroffen wurde. An der Waldspitze von Eckmühl saß er auf der Erde, mit Karten um sich her, eben beschäftigt, auf denselben mit buntfarbigen Nadeln die weitern Positionen der Truppen zu ordnen. Da traf ihn eine matte Kugel auf den rechten Schenkel; schnell sah er sich um, ob es jemand bemerkt habe, und wischte mit der Hand einige Mal den getroffenen Fleck, ließ sich jedoch in der Fortsetzung seiner Arbeit nicht stören. Die Schlacht von Eckmühl war eine der wichtigsten im ganzen Kriege.
Augenzeugenbericht.[]
[2]
Ueber das Gefecht bei Schierling, an der großen Laber. Bon einem baierischen Augenzeugen.
Die Position bei Schierling am 21sten und Vormittags den 22sten April war für uns nicht die beste, besonders da die Oesterreicher noch ein Mal so stark als wir waren. Da wir aber dennoch sie behaupten mußten, bis das Corps des Herzogs von Montebello (Marschall Lannes) die Oesterreicher im Rücken und der Flanke bedrohen konnte, so dürften wir es einzig dem Glück und der Unentschlossenheit der feindlichen Generale zuschreiben, daß wir in dieser Zeit hier nicht angegriffen wurden, sondern den 22sten des Nachmittags sie selbst angreifen und schlagen konnten.
Wer den Kaiser Napoleon mit seinen Offizieren während der Schlachten so beobachten konnte, wie ich ihn hier kaum sechs Schritte von mir, mit der Charte vor sich auf den Knieen, auf der Erde liegen sah, und wie er da mit Stecknadeln von verschiedenen Farben die Truppen und die Gegenden bezeichnete, in welchen sie in der Schlacht vorrücken und welchen Ort sie dort besetzen sollten, wer die kurzen und bestimmten Rapporte seiner Adjudanten und die eben so klaren Antworten und Ordres darauf mit anhörte; wer die Thätigkeit seiner Marschälle und Generale vom ersten bis zum letzten, und dann die Langsamkeit und das entkräftete Alter der meisten österreichischen General dagegen beobachtete -- der wird die Ursachen bald einsehen, warum und wodurch er allenthalben den Sieg erringt. Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit. Mitten in der Schlacht während des gräßlichsten Feuers, erblickte er seitwärts in weiter Ferne ein Truppencorps in weißen Mänteln, sogleich schickte er Adjudanten an uns Baiern und ließ uns sagen: wir möchten ja nicht auf die Colonne feuern, denn es wären Brüder des Bundes. Napoleon saß auf der Erde an einer Waldspitze von Eckmühl und indem er beschäftigt war, die ferneren Positionen der Truppen auf der Charte zu ordnen, traf ihn plötzlich eine feindliche (ohne Zweifel matte) Schützenkugel auf seinen rechten Schenkel; schnell sah er sich um, ob es auch Jemand bemerkt habe, dann wischte er mit der Hand über den Fleck, auf welchen die Kugel traf und arbeitete ruhig fort. Wer etwa glaubt, er setze sich dem feindlichen Feuer nicht aus, der irrt sich, und ich hätte gewünscht, daß er solches oft weniger gethan hätte, weil sein Verlust unersetzlich wäre. Eben so wünschte ich, daß unser guter Kronprinz von Baiern sich weniger dem feindlichen Feuer aussetzte. Kugeln schlugen in seiner Nähe die Menge nieder und eine feindliche Granade ricochettirte bis dicht vor sein Pferd, aber dennoch blieb er kalt und ruhig auf derselben Stelle halten.
Man darf die Unfälle der Oesterreicher keinesweges ihrem Mangel an Tapferkeit zuschreiben, denn als Augenzeuge von vier Schlachten und Treffen kann ich vor der ganzen Welt betheuern, daß sie sich wie entschlossene und tapfere Soldaten wehrten und ihre Position so lange behaupteten, bis sie von allen Seiten umgangen waren und ein fernerer Kampf unnütz wurde. Würde man sie bloß en front angegriffen haben, so würde uns der Sieg sehr erschwert worden seyn. Auf mehreren Angriffspunkten und besonders bei Schierling, waren sie weit stärker als wir und uns an Artillerie überlegen; aber dennoch ließen sie uns hier einen ganzen Tag in Ruhe.
Die Oesterreicher besitzen eine sehr gute, starke und brave Artillerie und Cavallerie, eine uns an Zahl überlegene Infanterie, welche, wenn sie weichen wollte, von ihren Officiers mit dem Tode bedrohet wurde und sich bis zur Verzweiflung wehrte. An wem lag also die Schuld, daß diese Truppen dennoch geschlagen wurden? Doch wohl nur an der unzweckmäßige Anführung. Ihre Fehler scheinen mit vorzüglich darin zu bestehen: daß sie sich fast jedes Mal angreifen lassen, statt daß sie selbst angreifen sollten; daß, da sie das Uebergewicht ihres großen Gegners in der Kriegskunst kennen, sie doch nie auf unvorhergesehene Zufälle gefaßt sind, und nie Vorkehrungen gegen das öftere Umgehen treffen; daß sie fast immer schon im Voraus geschlagen sind. Endlich scheinen hinlänglich vorbereitet zu seyn, und ihre, meist alten Generale verlieren während der Redressirung der begangenen Fehler leicht die Besonnenheit, weil ihre Körper zu schwach sind, die, mit der heutigen Art Krieg zu führen, verbundenen schweren Fatiguen zu ertragen. Ich sah und sprach viele österreichischen Generale und Staabsofficiere, aber die meisten waren alte Männer. Auch beweisen die vielen Wegweiser, welche mehrere von ihnen immer requirirten und mit Fragen über die Wege überließen: daß ihre geographisch-topographische Kunde von Baiern von keinen großen Umfange sey. Dahingegen muß man der Wahrheit huldigen und gestehen, daß die französischen Generale und Adjudanten einen ganz besondern Ortssinn besitzen, und wenn man sie so nach allen Seiten, ohne weiter zu fragen, eilen sieht, so sollte man glauben, sie wären in unserem Lande geboren und erzogen und hätten von jeher die Geo- und Topographie von Baiern zu ihrem Hauptstudium gemacht.
Züge von Heldenmuth.[]
[3]
Am 22sten April wurde der Korporal Franz Mikloß, vom Husarenregiment Erzherzog Ferdinand, der als ein geschickter Patrouillenführer bekannt war, mit drei Mann abgeschickt, um die Stellung und Bewegungen des Feindes in den Waldungen vor Eckmühl auszukundschaften. Als er sich zwischen den feindlichen Vorposten durch die Waldungen schlich, bemerkte er auf einmal einen Zug von 40 Mann Gefangenen des Wallachisch Illyrischen Grenzregiments nebst einer eroberten österreichischen Fahne, die von ungefähr 15 französischen Chasseurs escortirt wurden. Ohne sich zu besinnen, warf er sich mit seinen drei Mann auf die feindliche Bedeckung, jagte sie nach einem kurzen Gefechte in die Flucht, und befreite dadurch nicht allein die Gefangenen, sondern rettet auch die bereits verloren gegangene Fahne aus den Händen des Feindes.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Beobachtungen und historische Sammlung wichtiger Ereignisse aus dem Kriege zwischen Frankreich, dessen Verbündeten und Oesterreich im Jahr 1809. Weimar im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs. 1809.
- ↑ Beiträge zur neuesten Kriegsgeschichte in Spanien und dem Norden von Europa in den Jahren 1811, 1812 und folgenden, mit Rückblicken auf die Kriege in den Jahren 1805 bis 1810. Leipzig, in der Baumgärtnerschen Buchhandlung. 1813.