Der vorletzte Sieg, den Napoleon gegen die Heere der Verbündeten im Jahre 1813 auf deutscher Erde erfechten sollte, ward unter den Mauern der Hauptstadt Sachsen am 27. August errungen.
Die Allirten hatten schon am 25. Dresden eingeschlossen, und griffen es am 26. an mehreren Seiten mit gutem Erfolge an. Nur dem linken Flügel desselben war es unmöglich, den Angriff auf den schwächsten Theil der Stadt -- der Friedrichstadt -- auszuführen. Dieser Umstand vereitelte das Unternehmen. Napoleon gewann Zeit, seine Massen über die Elbe setzen zu lassen, die bereits genommenen Punkte am Abende wieder einzunehmen, und die Angreifer auf ihre vorige Stellung auf den Anhöhen zurückzuwerfen. In der Nacht zogen unaufhörlich Verstärkungen in die französische Schlachtlinie vor der Stadt. Um 6 Uhr morgens am 27. liess sie ihr Kaiser zum Angriff vorrücken. Unbezwungen nahm ihn der rechte Flügel und die Mitte der Verbündeten auf. Auf dem ersten fiel Moreau. Nun richteten die Franzosen den entscheidenden Angriff auf den linken. Hier standen grossen Theils neu geworbene Truppen, von Entbehrungen in dem ausgesaugten Lande, und vom Grimm der Elemente hat hergenommen. Von unaufhörlichem Regenguss durchnässt, war die Munition ganz unbrauchbar -- kein Gewehr ging los -- die Vertheidigung war auf Kolben und Bajonett beschränkt. Die von Murat angeführten Massen der schweren Reiterey gewannen die Oberhand, schnitten 10,000 Mann unter dem F. M. L. Mesko von ihrer durch die grundlosen Wege ohnehin erschwerten Verbindungslinie mit dem übrigen Heere ab, und zwangen sie nach einer tapfern Gegenwehr sich zu ergeben.
Die Niederlage des linken Flügels der Allirten entschied die Schlacht zu ihrem Nachtheil. Sie zogen sich nach einem Verluste von beiläufig 30,000 Man an Todten, verwundeten und Gefangenen nach Böhmen zurück. Die französischen Spitäler hatten über 10,000 Mann ihrer Verwundeten nach diesen 2 heissen Tagen aufzunehmen. Die Anzahl der Todten dürfte nicht viel geringer gewesen seyn.
Vorläufiger österreichischer Amtsbericht über die Schlacht bei Dresden.[]
Nachdem die Vereinigung der kaiserlich-russischen und der königlich-preußischen Armee, mit der K. K. Haupt-Armee auf dem rechten Elb-Ufer bewerkstelligt war, und man die Ueberzeugung erlangt hatte, daß der französische Kaiser sich mit seiner Hauptmacht gegen Schlesien gewendet hätte, debouchirte die ganze vereinigte Armee aus Böhmen in Sachsen, um durch die Bedrohung der feindlichen Kommunikationslinien den Kaiser zu zwingen, dem größten Theile seiner Streitkräfte eine, seinen vorliegenden Planen entgegengesetzte, Richtung gegen das linke Elbe-Ufer zu geben, und somit die russisch-preußische und die aus den Marken vorrückende schlesische Armeee, vor dem Andrange einer unverhältnißmäßigen Uebermacht zu schützen.
Der Eilmarsch in Sachsen geschah in vier Kolonnen, von welchen die äußerste linke auf der Commotauer, und die äußerst rechte auf der Pirnaischen Straße vorrückte. Dieser letztere russische Kolonne, unter den Befehlen des Generals der Kavallerie, Grafen von Wittgenstein, bemeisterte sich am 21. August mit einer seltenen Tapferkeit, und auf eine, des hohen Unternehmungsgeist ihres Anführers würdige, Art des befestigten Lagers bei Pirna. Die übrigen Kolonnen besiegten alle Hindernisse, welche sich in den steilen Gebirgen ihrem Vordringen auf jedem Schritte entgegenstellten. Der ausharrende Muth der Armee setzte den kommandirenden General in die Möglichkeit, durch eine schnelle Bewegung rechts am 25. sich in der Nähe von Dresden zu konzentriren.
Am 26. Morgens bezog die Armee die Stellung vor dieser Stadt. An diesem Tage wurde eine starke Rekognoscirung in der Absicht vorgenommen, sich von der Stärke des Feindes in Dresden und der Ausdehnung seiner Vertheidigungs-Anstalten zu überzeugen. Sämmtliche Truppen bewiesen bei dieser Gelegenheit den hohen Geist, welche sie belebt.
Mehrere Schanzen wurden mit stürmender Hand genommen, das in denselben befindliche Geschütz vernagelt, und der Feind auf allen Punkten geworfen. Durch die Aussagen der Gefangenen wurde an unterrichtet, daß der französische Kaiser vor wenigen Stunden mit einem Theile seiner, gegen Schlesien vorgerückten, Armee in Eilmärschen angekommen war.
Diese Aussage bestätigte sich sehr bald durch das Herausdringen beträchtlicher Kolonnen, unter welchen mehrere von der Garde, welche in der Stadt formirt, auf beide Flügel in der offenbaren Absicht debouchirten, sie zu umgehen. Diese Ausfälle wurden überall mit dem größten Nachdrucke zurückgewiesen, und der Feind mit einem außerordentlich bedeutenden Verluste in seine Verschanzungen zurückgeworfen. Die Armee bezog am Abend wieder die Stellung, von welcher sie am Morgen zu der Operation des Tages ausgerückt war.
Am Morgen des 27 versuchte der Feind theilweise aus Dresden zu debouchiren; er griff das Centrum mit Ungestüm an, und unterstützte dieses Unternehmen durch nachdrückliche Demonstrationen gegen den rechten Flügel. Seine Angriffe blieben ohne allen Erfolg, und der Tag verstrich unter ähnlichen fruchtlosen Versuchen.
Der Hauptzweck des Unternehmens der vereinigten Armee war erreicht. Durch diese offensive Demonstration wurde von den verbündeten, aber getrennten, Corps die Gefahr abgewendet, einzeln der Uebermacht zu unterliegen. Einen wirklichen Angriff auf Dresden, nach dem Einrücken des größten Theils der französischen Armee zu wagen, wurde ein mehr als fruchtloses Unternehmen gewesen sein, länger in den unwirthbaren Gegenden des Erzgebirges zu verweilen, würde die Armee einen unvermeidlichen Mangel an den unentbehrlichsten Lebensbedürfnissen ausgesetzt haben.
Der Oberbefehlshaber entschloß sich daher, die Armee wieder über die Gränze von Böhmen zu führen. Diese Bewegung begann am Abend des 27. im Angesichte des Feindes, und wurde am 28. mit aller Ruhe fortgesetzt. -- --
Der Angriff von den Kaiserlich-Oestreichischen Truppen auf Dresden den 26 Augt. 1813.
Ausführlicher österreichischer Bericht über die Schlacht bei Dresden.[]
Nachdem man bestimmte Nachricht erhalten, daß der Kaiser von Frankreich den größten Theil seiner Kräfte in der Lausitz und Schlesien zusammengezogen hatte, und damit nicht allein das unter den Befehlen des Generals Blücher stehende Korps bedrohte, sondern auch Miene machte, über Gabel nach Böhmen vorzudringen, so ward eine schnelle Bewegung im Rücken der französischen Armee gegen die Elbe unbedingt nothwendig.
Die in Böhmen vereinigten österreichischen, russischen und preußischen Truppen brachen daher aus ihrer Kantonnirungen auf, und gingen daher am 22. August in vier Kolonnen über das sächsische Erzgebirge.
Trotz der ungewöhnlich schlechten Witterung, und der grundlosen Wege wurde diese Bewegung mit Schnelle und Ordnung vollzogen.
Bereits am 25. fing der größte Theil der verbündeten Armee an, sich vor Dresden zu versammeln. Der General Graf von Wittgenstein war bei Gießhübel auf den Feind gestoßen, hatte ihn mit bedeutendem Verluste aus seiner dortigen verschanzten Stellung, und dann aus einer zweiten unter dem Göllenberg, bei Ober-Sedlitz, wo die Divisionen Durutte, Claparede und Gouvion St. Cyr, aufgestellt waren, vertrieben, und genöthigt, sich in Eile und Unordnung nach Dresden zurückzuziehen.
Der 26. wurde dazu verwendet, durch eine starke Rekognoscirung gegen Dresden und der an den Ausgängen der Stadt angelegten Verschanzungen die Haltung und Gegenwart des Feindes zu erforschen, nachdem es dem General Kleist in der Frühe gelungen war, den Feind aus dem außerhalb der Vorstadt liegenden sogenannten großen Garten zu vertreiben. Man rückte daher aus mehrern Punkten gegen die Stadt vor.
An dem Freiberger Schlage befand sich eine Flesche mit vier Kanonen; diese wurden von der österreichischen Artillerie sofort demontirt und zum Schweigen gebracht. Ein ähnliches, zunächst dem Dippoldiswalder Schlage angelegtes, Werk würde von dem F. M. L. Graf Colloredo, mit gewohnter Tapferkeit, und trotz der heftigsten Gegenwehr erstürmt. Die darin gefundenen Kanonen, nebst noch sechs andern von ihm eroberten, wurden größtentheils vernagelt. Dieser General verlor hierbei drei Pferde, und der Oberstlieutenant Schneider, der an der Spitze des zweiten Jägerbataillons, unter dem heftigsten Musquetenfeuer mit ausgezeichneter Bravour vordrang, erhielt zwei Blessuren.
Der Feind hatte zu gleicher Zeit einen Ausfall auf unsern linken Flügel unternommen, wo die Divisionen Weissenwolf und Mesko den tapfersten Widerstand leisteten, Löbtau forcirten und gegen die heftigsten Angriffe des Feindes behaupteten. Dadurch wurde den Kampf hitziger und die Kanonade lebhafter, wobei einige Häuser in den Vorstädten Dresdens in Brand geriethen.
Während des Gefechts erfuhr man, daß der Kaiser Napoleon mit seinen Garden zur Unterstützung in der Stadt gekommen war. Auch sah man auf den jenseitigen Straßen bedeutende Truppenmassen nach Dresden defiliren. Man schloß daraus, daß die französische ArmeeSchlesien geräumt habe, und also eine vorzügliche Absicht der gemachten Unternehmung erreicht war. Unter diesem Umständen aber wäre der Versuch zur Wegnahme einer, mit Wall und Gräben umgebenen, von einer ganzen Armee vertheidigten, Stadt Tollkühnheit, die zwecklose Einäscherung dieser unglücklichen Residenz Grausamkeit gewesen. Die vorgerückten Truppen wurden daher in die Stellung auf den Anhöhen vor der Stadt zurückgenommen.
SLUB Dresden.
Den 27. entfaltete der Feind bedeutende Streitmassen gegen unsern linken Flügel, und schon fing dieser an, trotz des muthvollen Widerstandes der Divisionen Bianchi und Creneville, Terrain zu verlieren, als die Ankunft der Division Aloys Lichtenstein das Gefecht zu unserm Vortheile wieder herstellte. Hierbei haben die beiden Regimenter Erzherzog Rainer und Lusignan viel gelitten. Ihre ungestüme Tapferkeit trieb sie zu weit vor. Sie wurden von drei feindlichen Kavallerie-Regimentern umringt, und da wegen der Nässe kein Gewehr los ging, so konnten sie sich blos mit dem Bajonet vertheidigen. Der Feind versuchte darauf mit ähnlichen Massen, die von einer zahlreichen Artillerie unterstützt waren, gegen die Mitte und den rechten Flügel unsrer Stellung einzudringen; aber alle seine Anstrengungen scheiterten an dem Muthe unsrer Truppen. Der General Graf Wittgenstein machte mehrere glückliche Angriffe auf die feindliche Kavallerie und warf die jedesmal über den Haufen.
Gegen Abend gingen Nachrichten ein, daß der Feind starke Kolonnen gegen Pirna sende. Früher hatte der General Ostermann, welche die Blokade von Königstein aufgetragen war, berichtet, daß viele Truppen über die dortigen Brücken die Elbe passirten. Diese Bewegungen in unsrer rechten Flanke, welche die freie Kommunikation mit Böhmen störten, und die dadurch erzeugte Schwierigkeit, in dem von allen Mitteln entblösten sächsischen Erzgebirge länger zu bestehen, machten es nothwendig, eine Bewegung gegen Böhmen zu machen, um uns unsern Subsistenzmitteln zu nähern. Der Zweck der offensiven Demonstration war erreicht. Die Armeen des Kronprinzen von Schweden und des Generals Blücher hatten Freiheit bekommen, sich vorwärts zu bewegen, und mit Nachdruck auf die Flanke und Rücken des Feindes zu wirken. Der Marsch nach Böhmen wurde daher am 27. in der Nacht angetreten, wobei die Truppen auf den, durch den Regen ganz unbrauchbar gewordenen, Wegen mit Schierigkeiten ohne Zahl zu kämpfen hatten.
In den vorgefallenen Gefechten bedauern wir den Verlust des braven Generals Andrassy und des russischen Generals Milesino. F. Z. M. Graf Giulay, die Generale Mariassy und Frierenberger, von der Artillerie, sind verwundet; die Generale Mesko und Seczeny wurden vermißt.
Russischer Amtsbericht über die Schlacht bei Dresden.[]
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(Beilage zur Petersburger Zeitung vom 14. Sept.)
Hauptquartier Töplitz, den 31. August 1813.
Der Hauptgegenstand der Bewegung der vereinigten Armeen aus Böhmen nach Sachsen war, die Hauptkräfte des Feindes, nachdem man sich auf den Kommunikationslinien desselben, auf der Chemnitzer und Leipziger Straße aufgestellt hätte, aus Schlesien nach Sachsen zu ziehen, und dadurch der Armee des Kronprinzen von Schweden, welche bei Brandenburg stand, und der Armee des Generals Blücher, welche in Schlesien zurückgelassen war, behülflich zu sein, die gegen sie befindlichen feindlichen Korps zu schlagen.
Nach Ankunft der Hauptarmee vor Dresden ward, um sich von der Stärke des Feindes zu versichern, und zu zeigen, daß unser Vorhaben darin bestehe, ihn im Rücken anzugreifen, befohlen, eine starke Rekognoscirung auf Dresden zu machen, welche auch am 26. mit Erfolg ausgeführt wurde, und bei welcher Gelegenheit das Korps des Grafen Wittgenstein 4 Stück Geschütz nahm. Am Abend kam der Feind, 80,000 Mann stark, aus der Stadt, und stellte sich, gedeckt von den Stadtbatterien, auf. Die Gefangenen, sagten aus, das Napoleon selbst an diesem Tage mit der ganzen Garde, und mit der Latour-Maubourg'schen Kurassier-Reserve zur Verstärkung von St. Cyr angekommen sei.
Den folgenden Tag machte der Feind auf verschiedenen Punkten einige Angriffe auf unsre Position, ward aber überall geworfen. Am Abend machte er mit seiner Garde einen Angriff auf unsre rechte Flanke, ward aber auch hier von dem Grodnoschen Husaren-Regiment und einem Preußischen Husaren-Regiment zurückgetrieben; hierbei wurden an 500 Gefangene gemacht. Gegen die Nacht zog er sich wieder nach den Mauern der Stadt zurück. Der Generalfeldmarschall, Fürst Schwarzenberg, welcher erfuhr, daß das Vandamme'sche und das Victor'sche *) Korps bei Königstein über die Elbe gegangen waren, und die Straße nach Töplitz mit ihrer Operation bedrohten, hielt es für nöthig, mit der ganzen Armee eine Flankenbewegung rechts zu machen, und eine Stellung hinter den Defileen, welche Sachsen von Böhmen trennen, zu nehmen, und daselbst den Feind auf seinem Marsche durch diese engen Pässe zu erwarten. -- --
*) Irrig; dieses Korps war in der Schlacht.
Französischer Amtsbericht über die Gefechte bei Dresden am 26. und 27. August.[]
Der Kaiser kam am 26. um 8 Uhr Morgens in Dresden an. Die große russische, preußische und österreichische Armee war unter dem Kommando ihrer Souveraine vorgerückt; sie hatte alle Anhöhen besetzt, welche Dresden auf dem linken Ufer in der Entfernung einer kleinen Stunde beherrschen.
Der Marschall St. Cyr hielt mit dem 14ten Korps und der Garnison von Dresden das verschanzte Lager besetzt, und umstellte die Verpfählungen der Vorstädte mit Tirailleurs.
Um Mittag war alles ruhig, allein für das geübte Auge war diese Ruhe der Vorläufer des Sturms, ein Angriff schien nahe bevorzustehen.
Um 4 Uhr Nachmittags bildeten sich auf das Signal von drei Kanonenschüssen sechs feindliche Kolonnen, deren jeder 50 Kanonen vorausgingen; in wenigen Augenblicken kamen sie in die Ebene herab, und nahmen ihre Richtung nach den Redouten. In weniger als einer Viertelstunde war die Kanonade fürchterlich. Sobald das Feuer einer Redoute zum Schweigen gebracht war, umgingen die Belagerer dieselbe, und machten Anstrengungen an dem Fuße der Verpfählungen der Vorstädte, wo eine beträchtliche Anzahl den Tod fand.
Es war beinahe 5 Uhr, ein Theil der Reserve des 4ten Korps war im Gefecht. Es fielen einige Haubitzen in die Stadt; der Augenblick schien dringend. Der Kaiser befahl dem Könige von Neapel, sich mit dem Kavalleriekorps des Generals Latour-Maubourg auf die rechte Flanke des Feindes, und dem Herzog von Treviso, sich auf dessen linke Flanke zu begeben. Die vier Divisionen der jungen Garde, von den Generälen Dümoutier, Barrois, Decouz und Roguet kommandirt, brachen nun, zwei durch das Thor von Pirna und zwei durch das Thor von Plauen, hervor. Der Fürst von der Moskwa debouschirte an der Spitze der Division Barrois. Diese Divisionen warfen alles vor sich her; das Feuer entfernte sich auf der Stelle von dem Centrum auf die Flügel, und wurde bald auf die Hügel zurückgeführt. Das Schlachtfeld blieb mit Kanonen und Trümmern bedeckt. Der General Dümoutier wurde blessirt, so wie auch die Generale Boyeldieu, Tyndal und Combelles.
Der Ordonanzoffizier Berenger ward tödlich verwundet; es war ein hoffnungsvoller junger Mann. Der General Gros von der Garde warf sich zuerst in den Graben einer Redoute, wo feindliche Sappeurs schon an dem Abhauen der Pallisaden arbeiteten; er ward durch einen Baionetstich verwundet.
Die Nacht brach nun herein und das Feuer hörte auf; der Feind scheiterte in seinem Angriff und ließ mehr als 2000 Gefangene auf dem mit Verwundeten und Todten bedeckten Schlachtfelde.
Am 27. war das Wetter abscheulich, der Regen floß in Strömen. Der Soldat hatte die Nacht im Koth und Wasser zugebracht. Um 9 Uhr Morgens sah man deutlich den Feind seinen linken Flügel verlängern, und die Hügel, welche von seinem Centrum durch das Thal von Plauen getrennt waren, bedecken.
Der König von Neapel brach mit dem Korps des Herzogs von Belluno und den Kürassierdivisionen auf, und debouschirte auf der Straße von Freiberg, um diesen linken Flügel anzugreifen. Er that es mit dem besten Erfolg. Die sechs Divisionen, welche diesen Flügel ausmachten, wurden geworfen und zerstreut. Die Hälfte, mit den Fahnen und Kanonen, wurde zu Gefangenen gemacht, und unter denselben mehrere Generale.
Im Centrum spannte eine lebhafte Kanonade die Aufmerksamkeit des Feindes, und es zeigten sich Kolonnen bereit, ihn auf dem linken Flügel anzugreifen.
Gegen 2 Uhr Nachmittags entschloß sich der Feind zum Rückzug; er hatte seine Hauptkommunikation mit Böhmen auf seinem linken und rechten Flügel verloren.
Die Resultate dieses Tages sind 25 bis 30,000 Gefangene, 40 Fahnen und 60 Kanonen.
Man kann annehmen, daß der Feind 60,000 Mann weniger hat. Unser Verlust beläuft sich an Todten, Verwundeten und Gefangenen auf 4000 Mann.
Die Kavallerie hat sich hohen Ruhm erworben. Ihr Generalstab wird die nähern Details und die Individuen bekannt machen, welche sich besonders ausgezeichnet haben.
Die junge Garde hat sich das Lob der ganzen Armee erworben. Von der alten Garde waren zwei Bataillons im Feuer, die übrigen standen in der Stadt als Reserve. Die zwei fechtenden Bataillons warfen alles mit dem Bajonett nieder.
Die Stadt Dresden war sehr in Schrecken und großer Gefahr ausgesetzt.
Das Betragen der Einwohner war ganz so, wie man es von einem alliirten Volke zu erwarten hat. Der König von Sachsen und seine Familie blieben zu Dresden, und gingen mit dem Beispiele des Vertrauens voran.
Relation der Kriegsereignisse vom 22. bis 30. August 1813 bei Dresden.[]
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Die Hindernisse, mit welchen der Feind zu kämpfen hat, der es wagt, über das Erzgebirge in Böhmen einzudringen, wenn ein von dem Geiste für die allgemeine heilige Sache beseeltes Heer ihn schlagfertig in den Ebenen Böhmens erwartet, haben es wünschenswerth gemacht, daß Kaiser Napoleon den Feldzug mit einem Einfall in Böhmen eröffne. Es war beinahe wahrscheinlich, daß er ihn unternehmen würde, weil er nur durch einen in Böhmen erfochtenen Sieg ein entscheidendes Resultat erreichen, zu einer näheren Verbindung mit seinen Streitkräften unter dem Vicekönig von Italien, und zu einer ganz freien Communicationslinie gelangen konnte. Da er aber im Gegentheile nach der Aufkündigung des Waffenstillstandes, und nach der Kriegserklärung Oesterreichs bey Bautzen mit seiner Hauptmacht eine Stellung nahm, welche sowohl die combinirte Armee unter dem Commando Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen von Schweden, als die alliirte Armee in Schlesien unter dem Generalen v. Blücher mit einem überlegenen Angriff bedrohte, so wurde beschlossen, mit der am 19. August hinter der Eger versammelten großen combinirten Armee in Sachsen einzufallen, und durch diese offensive Bewegung den größeren Theil der feindlichen Kräfte auf sich zu ziehen.
Den 22. August überschritt die alliirte Armee in 4 Colonnen die sächsische Gränze. Am nähmlichen Tage wurde der Feind vom General Graf Wittgenstein, der mit seinem Armeecorps auf der Straße von Peterswalde debouchirte, aus der Stellung bey Gieshübel vertrieben, welche der feindliche General Dupas mit einer Division vertheidigte, und nicht eher verließ, bis General Graf Wittgenstein den Prinzen von Würtemberg mit der dritten und vierten Division die Höhen von Gersdorf erstürmen, und hierdurch diese Stellung in ihrer rechten Flanke umgehen ließ. Der Feind zog sich auf der Straße nach Pirna zurück, und stellte sich auf den vortheilhaften Höhen unter dem Höllenberge auf.
Zugleich zogen sich die feindlichen Truppen aus dem Lager bey Geppersdorf nach Pirna zurück, deren Arrieregarde Oberst Seslawin noch erreichte, und ihr vielen Schaden zufügte. -- Bei Pirna hatte der Marschall St. Cyr die Divisionen Dupas, Claparede, und einen Theil der Division Bonnet versammelt. Der General Graf Wittgenstein ließ ihm keinen Augenblick Erhohlung; während er ihn en fronte lebhaft kanonirte, trug er dem Prinzen Würtemberg auf, abermals seine rechte Flanke zu bedrohen. Der Feind erwartete den Erfolg dieser Bewegung nicht, sondern zog sich eiligst nach Sedlitz zurück; nur den Höllenberg ließ er besetzt, der gleich darauf erstürmt, und sonach die Stadt Pirna durch den Generalen d'Auvray besetzt wurde.
Der General Graf Wittgenstein detaschirte noch an diesem Tage den General Milissino, um die Festung Königstein zu beobachten. -- Der General Fürst Gudaschef, der zwischen der erste und zweiten Colonne vorrückte, war bei Falkenhayn auf ein Detaschement von 2 Bataillons und 150 Pferden gestoßen, das er sogleich angegriffen, und mit einem Verlust von 100 Gefangenen und 250 Todten und Blessirten zurückgeworfen hatte. Der Feind verlor in diesen Gefechten über 600 Todte und Verwundete, und 300 Gefangene, worunter 16 Officiers.
Der General Graf Wittgenstein rühmt die ausgezeichneten Dienste, welche der bei dem österreichischen Generalstab zugetheilte, und ihm beigegebene Oberstlieutenant Czorich an diesem Tage geleistet hatte.
Der General Kleist debouchirte von Brix über Jonsdorf gegen Sayda; ihm folgte das kaiserl. russische Reservecorps. -- Der österreichische rechte Flügel marschirte auf der Chaussee von Komotau nach Marienberg, der linke Flügel und das Corps des Generalen der Kavallerie Graf Klenau von Caaden über Bresnitz gegen Wolkenstein.
Die Nachrichten, welche während dem Marsche vom Feinde einliefen, bestimmten den Herrn Feldmarschall Fürst Schwarzenberg, die Armee bei Dippoldswalde zu versammeln, und gegen Dresden zu marschiren. Die Operation mußte den schnellen Rückmarsch der feindlichen Hauptmacht zur unmittelbaren Folge haben, oder verschaffte der alliirten Armee Gelegenheit, Dresden mit geringer Aufopferung zu nehmen, und dem Feinde diese Communicationslinie abzuschneiden.
Der General Graf Wittgenstein, welche bereits im Vorrücken begriffen war, als er die Disposition erhielt, stieß bei Röcknitz und Czernitz auf den Feind; er nahm ihm 4 Kanonen, 1 Adler und mehrere Gefangene ab, und warf ihn bis Dresden zurück.
Die Avantgarden des Feldmarschall-Lieutenants Fürsten Moritz Liechtenstein und Feldmarschall-Lieutenant Graf Crenneville vertrieben den Feind aus Plauen, Töltschen, Rosthal und Wölfnitz; nur kommt die vollkommene Einschließung der Stadt, durch die Besetzung von Löbda, Cotta und der Schusterhäuser an diesem Tage noch nicht Statt finden, weil die leichte Division des Feldmarschall-Lieutenants Mesko, welche auf der Straße von Freyberg vorrückte, nicht eingetroffen war.
Die erste Colonne des Grafen Wittgenstein stellte sich hinter dem großen Garten auf, und hielt Striesen und Blasewitz besetzt;
Die zweite unter General Kleist blieb hinter Strehla;
Die vierte unter Commando des Feldmarschall-Lieutenants Marquis Chasteler mit dem linken Flügel an Plauen. -- Die Division Bianchi blieb als Reserve auf den Höhen von Wendisch Carschdorf.
Den 26. früh wurde beschlossen, nach dem Eintreffen der Division Civalart und der zwei Divisionen des linken Flügels, in fünf Colonnen gegen Dresden, welches noch nicht sehr stark besetzt zu seyn schien, vorzurücken, das Dorf Löbda und die zunächst der Vorstadt liegenden zerstreuten Höfe zu nehmen, und die Stadt aus allen schweren Batterien zu beschießen.
Dieser Angriff war mit Schlag 4 Uhr Nachmittags festgesetzt.
Indessen war der Feldmarschall-Lieutenant Mesko um 5 Uhr früh bei Corbiz angekommen, und hatte bald darauf die Schusterhäuser, Cotta und Löbda emportirt; Feldmarschall-Lieutenant Graf Crenneville unterstützte dieses Unternehmen, indem er gleichzeitig den General Greth mit den 5 Gränz-Bataillons seiner Division vorrücken ließ. Die Pulvermühle, das Zollhaus, der Holzhof, die dabei befindliche steinerne Brücke, und das Feldschlößchen wurden durch das erste Gradiskaner-Bataillon unter Anführung des tapfern Majors Simbschen angegriffen, und der Feind ungeachtet des hartnäckigsten Widerstandes mit ansehnlichem Verluste daraus vertrieben.
Die Schäferei, deren Mauern crenelirt, und die Eingänge gut tambourirt waren, ließ General Greth durch das Warasdiner Kreuzer-Bataillon unter Commando des Obersten Benczek wegnehmen. Der Feind leistete eine verzweifelte Gegenwehr; besonders hartnäckig vertheidigte er ein in der Nähe des Schießhofes gelegenes, verschanztes Haus, in welches sich 100 Mann geworfen hatten; aber der ausgezeichneten Bravour des Obersten Benczek, unterstützt durch das Deutsch-Banater-Bataillon, unter Anführung des Majors Nestor, gelang es, ihm auch diesen wichtigen Posten zu entreißen, dessen Besatzung theils gefangen, theils niedergemacht wurde. Nach der Besitznahme dieser verschiedenen Posten verhielt sich der Feind einige Stunden ruhig.
Der Feldmarschall-Lieutenant Mesko erhielt den Befehl, eine Brigade nach Meißen zu detaschiren, um die dortige Brücke zu zerstören, und die linke Flanke der Armee durch die Beobachtung der Gegend von Torgau zu sichern. Er ertheilte diesen Auftrag dem Herrn General Baumgarten, der um 11 Uhr mit 8 Kompagnien und 2 Escadrons nach Meißen abrückte.
Um 2 Uhr Nachmittags unternahm der Feind einen Ausfall, um sich wieder des Dorfes Löbda und der Schusterhäuser zu bemeistern, welche bloß von einigen Abtheilungen der Division Mesko besetzt waren. Es gelang ihm zwar, diese Dörfer wieder zu besetzen; als er aber gegen Cotta vorrücken wollte, um auch hier diese leichte Division zu delogiren, wurde er von dem Regimente Beaulieu, welches in den zwei in der Ebene befindlichen Gehölzen aufgestellt war, so standhaft empfangen, daß er mit einem nahmhaften Verlust die Flucht ergriff. 1 Escadron von Palatinal-Hussaren, welche der Feldmarschall-Lieutenant Mesko dem auf seinem rechten Flügel vorgerückten vierzehnten warschauischen Uhlanen-Regiment in den Rücken warf, zwang dieses zur Flucht, und nahm ihm über 100 Gefangene ab.
Obgleich um 4 Uhr Nachmittags der Herr Feldzeugmeister Graf Gyulay nur erst mit der Division Weißenwolf des linken Flügels auf der Höhe von Roßthal, auf dem linken Ufer der Weißeritz eingetroffen war, der Divisionen Civalart des rechten, und Fürst Aloys Liechtenstein des linken Flügels hingegen, wegen den durch die steten Regengüsse zu Grunde gerichteten Wegen und den mit Fuhrwerken angefüllten Defileen ihre Bestimmung erst in der Nacht erreichen konnten, so wurde doch die anbefohlene Vorrückung und die Beschießung von Dresden in Vollzug gebracht.
Die erste Colonne unter dem General Graf Wittgenstein, und die zweite unter dem General Kleist, deren Avantgarden schon früh gemeinschaftlich den Feind aus dem großen Garten vertrieben hatten, sollten bloß demonstrativ von dieser Seite bis an die Vorstädte vordringen.
Die vierte Colonne des Feldmarschall-Lieutenants Marquis Chasteler hielt Plauen und die bereits eroberten nächstliegenden Höfe besetzt, und deckte hierdurch den Marsch der
fünften Colonne. Diese bestand aus der Division Bianchi; die Division Schneller ward ihr beigesetzt. -- Der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi hatte anfänglich den Auftrag, Löbda zu nehmen, und die Gegend bis zu den Schusterhäusern vom Feinde zu reinigen. Da aber der Feind zu eben dieser Zeit mit beträchtlichen Kavallerie- und Infanterie-Colonnen über die Osterbrücke und durch die Friedrichsstadt defilirte, und man voraussehen konnte, daß er alles aufbieten würde, um den Angriffen unsers linken Flügels, der die große Strecke von Plauen bis an die Schusterhäuser zu behaupten hatte, kräftig zu begegnen, so befahl der commandirende General dem Feldmarschall-Lieutenant Bianchi, seinen Angriff bloß in der Richtung des Freyberger Schlages, nämlich längs beiden Ufern der Weisseritz, zu unternehmen, und wo möglich die pallisadirte Schanze vor diesem Schlage zu erstürmen, während Fürst Moritz Liechtenstein, unterstützt durch die Division Colloredo, die vor dem Moschinskischen Garten zur Bestreichung der Straße nach Dippoldswalde erbaute Flesche gleichzeitig angreifen würde, und der Herr Feldzeugmeister Graf Gyulay mit der Division Weissenwolf, und der nun ihm angewiesenen Division Schneller den Angriff auf den Freyberger Schlag zu unterstützen, Löbda wieder zu erobern, und die Verbindung mit der Division des Feldmarschall-Lieutenants Mesko auf das engste zu erhalten, den Auftrag hatte. -- So wie die verschiedenen Colonnen sich der Stadt hinlänglich genähert hatten, nahm das Feuer sämmtlicher Batterien um 5 Uhr seinen Anfang.
Die Colonne des Grafen Wittgenstein, welche bloß einen Scheinangriff zu machen hatte, begegnete jenseits des großen Gartens eine feindliche Colonne, welche im Begriffe war, zu debouchiren, und welche ihren Angriff durch das Feuern der Batterien vom rechten Ufer der Elbe unterstützte. Das wohl dirigirte Feuer der russischen Artillerie brachte diese zum Schweigen, und Graf Wittgenstein setzte dem Vorrücken der feindlichen Colonne ein Ziel.
Die Colonne des General Kleist drang bis an die Vorstadt vor, und beschäftigte den Feind.
Der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Moritz Liechtenstein ließ das erste und zweite Jäger-Bataillon seiner Division gegen die Schanze am Moschinskischen Garten vorrücken. Angefeuert durch das Beispiel ihrer tapfern Anführer, des Oberstlieutenant Schneider und Obersten Lutz, geschah dieser Sturm mit unbeschreiblichem Muthe unter dem heftigsten Kartätschen- und Gewehrfeuer. Die Jäger sprangen in den Graben, rissen die Pallisaden nieder, erstiegen die Brustwehre, und eroberten diese an sich selbst sehr starke, und durch andere Batterien bestrichene Schanze nebst den 6 darin befindlichen Kanonen. Eine Division von Froon und 1 Division von Devaux erstiegen zu gleicher Zeit diese Schanze. Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Colloredo folgte mit der Brigade Chiesa den Stürmenden, und besetzte die eroberten Verschanzungen, während die Jäger an den Damm vorrückten.
Nun richtete der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Liechtenstein seine Anstrengungen gegen den Moschinskischen Garten, dessen 7 Schuh hohe Mauern stark besetzt, ihre Lücken mit Gräben und Pallisaden aufgefüllt waren. Von diesen, und von dem steinernen Gartenhause verbreitete der Feind auf Pistolenschußweite das mörderische Feuer auf die eroberte Schanze und die ganze Fronte. Zehnmal versuchte man diese Mauer unter Begünstigung unsers nahen Artilleriefeuers zu erstürmen; allein sie war zu hoch, und das Feuer zu verheerend. Der Marschall-Lieutenant Graf Colloredo ließ eine 6pfündige Positions-Batterie bis auf zweihundert Schritte vor den Pallisaden auffahren, welche dem Feinde vielen Schaden zufügte.
Während diesem mörderischen Kampfe vor dem Moschinskischen Garten war auch der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi mit seiner braven Division bis an die Schanze vor dem Freyberger Schlage vorgedrungen. Das Regiment Simbschen hatte den Feind zweimal aus Altona und Klein-Hamburg vertrieben. Das Regiment Hiller vertheidigte den Holzhof heldenmüthig gegen die wiederholten Angriffe des Feindes, der hier mit Macht debouchirte, und die Division Bianchi von der Division Colloredo zu trennen suchte. Das Regiment Hieronymus Colloredo wieß eben so alle Angriffe auf das Feldschlößchen ab. -- Das Regiment Hessen-Homburg Infanterie ließ der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi gegen die Flanke des Feindes rücken, der mit stets wachsender Macht seine rechte Flanke zu gewinnen suchte, dessen Unternehmen aber dadurch gänzlich scheiterte, daß der Feldmarschall-Lieutenant die noch en reserve gebliebene Brigade Quallenberg in Bataillonsmassen gegen ihn anrücken machte. -- So behaupteten sich diese zwei Colonnen bis zur einbrechenden Nacht in ihren errungenen Stellungen.
Durch die feindlichen Gefangenen bestätigte sich die stets fortwährende Ankunft der feindlichen Hauptmacht; es konnte daher nicht mehr die Absicht seyn, die übrigen Verschanzungen zu erstürmen, und in die Vorstädte einzudringen.
Gleichzeitig mit den Angriffen der Verschanzungen vor dem Freyberger Schlage und vor dem Moschinskischen Garten hatte der Herr Feldzeugmeister Graf Gyulay die Division Weissenwolf, welche der Plauensche Grund von der Armee trennte, von der Höhe von Rosthal dermassen en echelon vorrücken lassen, daß das Regiment Kaiser Infanterie, welches ihren äußersten rechten Flügel bildete, die Attak des Regiments Simbschen, welches der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi auf dem linken Ufer der Weisseritz vorrücken ließ, unterstützte. Der Oberst Fürst Hohenlohe gewann mit dem ersten Bataillon und einer Batterie die Höhe des Zollhauses; der Major Graf Breda stürmte mit dem zweiten Bataillon von Kaiser zugleich mit dem ersten Bataillon von Simbschen das Dorf Löbda, und trieb den Feind mit bedeutendem Verluste heraus; der General Czolich folgte unmittelbar mit dem Regimente Kotulinsky, besetzte damit das wichtige Dorf Löbda, und ließ sein Geschütz auf die vortheilhafte Höhe links desselben aufführen. Die Brigade Grimmer rückte als zweites echelon zum Soutien der Brigade Czolich, rechts von Nauselitz vor. Die Brigade Herzogenberg folgte als drittes echelon zwischen Nauselitz und Corbitz.
Die Kavalleriedivision Schneller wurde auf dem linken Flügel der Division Weissenwolf, aber auf gleicher Höhe mit den ersteren Echelons aufgestellt, um sowohl die Verbindung mit der Division Mesko zu unterhalten, als den linken Flügel zu sichern.
Kaum war diese Stellung eingenommen, so rückte der Feind auch hier in mehreren Colonnen, welche auf 12,000 Mann Infanterie und Kavallerie geschätzt werden konnte, unterstützt von 30 bis 40 Piecen, aus der Friedrichsstadt vor. Er griff Löbda mehrmals sehr muthig an, während seine Kavallerie zwischen Löbda und Cotta vorzudringen suchte. General Czolich wieß ihn jedesmal mit der kaltblütigsten Standhaftigkeit zurück. Major Graf Breda warf die feindlichen Cuirassiers, welche, ungeachtet des wirksamsten Kleingewehrfeuers aus dem Schloßgarten, bis in die Hauptgasse, gedrungen waren, mit dem Bajonnet zurück. Eben so scheiterte der Versuch der feindlichen Kavallerie, das Dorf links zu umgehen, durch die Standhaftigkeit der äußersten Abtheilung von Kaiser Infanterie unter Anführung des Hauptmanns Schindler. -- Während dem Angriff auf Löbda war eine feindliche Colonne von mehreren Kavallerieregimentern, welche nach Aussage der Gefangenen der König von Neapel selbst anführte, zwischen Dreschersdorf und Cotta debouchirt, welche die Absicht hatte, die Communication mit der Division Mesko zu unterbrechen, und auf der Freyberger Straße vorzudringen. Der Herr Feldzeugmeister Graf Gyulay ließ sie durch Kienmayer Hussaren angreifen, und ebenfalls zurückwerfen.
Nachdem so der Feind allenthalben wieder in seine Verschanzungen zurück gewiesen war, wurde die Höhe von Löbda mit 16 Kanonen besetzt. Diese zwei Batterien hielten durch ihr wohl unterhaltenes Feuer, welches jedoch mit Ueberlegenheit beantwortet wurde, den Feind von jedem fernern Angriffe ab.
Dem Herrn Feldzeugmeister Graf Gyulay, dem Obersten Fürst Hohenlohe, und dem Feldmarschall-Lieutenant Schneller wurden die Pferde unter dem Leibe erschossen, und erstere zwei erhielten bedeutende Contusionen.
Es geschahen nunmehr nur noch partielle Angriffe; die Kanonade blieb bis zur Nacht sehr heftig; aber der linke Flügel behauptete vollkommen seine Stellung, und war in Verbindung mit der zwischen Priesnitz und Cotta stehenden Division Mesko. –
Man hatte nun auf allen Punkten die Ueberzeugung erlangt, daß der Kaiser Napoleon bereits mit einem Theil seiner Macht und seiner Garden wieder in Dresden eingetroffen sey. Der fernere Angriff auf die Außenwerke von Dresden würde mit zwecklosen Aufopferungen verbunden gewesen seyn. -- Der commandirende Herr Feldmarschall Fürst Schwarzenberg beschloß daher, die unmittelbar unter dem Feuer des Feindes befindliche dritte und fünfte Colonne etwas zurück zu ziehen, welches mit einbrechender Nacht in größter Ordnung geschah, ohne daß es der Feind wagte, einen Ausfall zu machen. Die Infanterie der Division des Fürsten Moritz Liechtenstein und die Brigade Chiesa zogen sich, nachdem die 6 eroberten Kanonen vernagelt worden waren, in die unmittelbar vor dem Sturme gehabte Aufstellung. Die Division Bianchi behielt alle eroberten Posten besetzt, und zog sich nur aus dem Feuer der nächsten Schanzen. Die Division Weissenwolf, und die Division Schneller blieben ganz in ihrer Stellung.
Wenn das Eintreffen des französischen Kaisers mit drei Armeecorps um 2 Uhr Nachmittags auch die Resultate dieses Tages auf die Erreichung der Absicht beschränkt hat, ihn zu diesem Eilmärsche zu nöthigen, und dadurch den beiden combinirten Armeen unter dem Kronprinzen von Schweden und dem General v. Blücher ein freies Spiel zu verschaffen, welches auch beide auf eine so glorreiche Weise zu benützen gewußt haben, so haben doch sämmtliche Truppen Gelegenheit gefunden, den ausharrendsten Muth und die rühmlichste Standhaftigkeit an den Tag zu legen. Ungeachtet der Beschwerlichkeiten, welche die ungünstige Witterung und die äußerst schlechten Wege durch Verzögerung der Bewegungen und Verhinderung des Nachschubs der Lebensmittel herbeiführten, haben sie auf allen Angriffspunkten das Möglichste geleistet, und dieser Tag ist durch viele heldenmüthige Thaten merkwürdig geworden.
Die Gefechte Vormittags bestand der Feldmarschall-Lieutenant Graf Crenneville mit seiner Division allein, mit der ihm eigenen kaltblütigen Entschlossenheit. Er rühmt vorzüglich die Klugheit, Tapferkeit und Thätigkeit des Generalen Greth, das ausgezeichnete Betragen des Herrn Obersten Benczek, und seines Adjutanten des Lieutenants Bello, so wie des Herrn Major Nestor, der nach Verlust seines Pferdes fortfuhr, sein Bataillon zu Fuß anzuführen, und die Hauptleute Schmid, Terstiniak, Hoffmann, die Oberlieutenants Hofstädter, Radossovich und Stankovich. -- Der Major Baron Simbschen hat seine anerkannte Tapferkeit, Einsicht und Unternehmungsgeist in jeder Gelegenheit bewährt. Auch haben sich der Hauptmann Rankovich von den Gradiskanern, der Major Kotzy, die Hauptleute Billek, Rakies, Mamula, die Oberlieutenants Obrachevich, Rancsavlievich, der Lieutenant Pischovich und Fähnrich Basse besonders hervorgethan. -- Der Major Baron Cerini vom Wall. Illyrischen Regiment ist an der Spitze seines Bataillons schwer verwundet worden, und an seiner Wunde gestorben. -- Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Crenneville rühmt eben so das einsichtsvolle und thätige Benehmen und die guten Dienste, welche ihm der Oberstlieutenant Neumann des Generalstabs geleistet hat, und die ausharrende Bravour des Lieutenants Müller von der Artillerie.
Der Herr Feldmarschall-Lieutenant Fürst Moritz Liechtenstein, der die glänzende Tapferkeit des zweiten Jägerbataillons nicht genug rühmen kann, schreibt die Eroberung der Schanze vorzüglich dem heldenmüthigen Beispiel dessen Commandanten, des Herrn Oberstlieutenants Schneider zu, der mit 4 seiner Jäger zuerst in das Werk sprang, aber leider durch einen Kartätschenschuß schwer am Schenkel verwundet wurde. -- Oberlieutenant Forina, der ihm folgte, fiel den schönen Tod für's Vaterland. -- Die Obersten Lutz und Veyder haben vorzügliche Dienste geleistet, und der dem Generalstab zugetheilte Oberstlieutenant de Lort hat in jeder Gelegenheit den rühmlichsten Eifer, Klugheit und Muth bewiesen. -- Der Lieutenant Finkenberg vom zweiten Jägerbataillon, der zwei Schußwunden erhielt, -- die Hauptleute Baltin, Weigelsberg, die Lieutenants Eberstein und Braun vom ersten Jägerbataillon, -- der Hauptmann Benja vom siebenten Jägerbataillon, der auch verwundet wurde, dann der Oberlieutenant Jakesch von der Artillerie, haben sich vorzüglich ausgezeichnet.
Ueberdieß spricht der Commandant dieser Colonne, Feldmarschall-Lieutenant Graf Colloredo, der selbst 3 Pferde unter dem Leibe verlor, mit Bewunderung von dem Heldenmuth des Herrn Generalen Chiesa, und lobt noch vorzüglich den Major Ludwig Geppert des Generalstabs, -- den Hauptmann Math, Oberlieutenant Feldegg und Fähnrich Horn von Devaux: diese drei Officiere waren nach dem Oberstlieutenant Schneider die ersten in der Schanze. -- Dann rühmt der Feldmarschall-Lieutenant Graf Colloredo noch den Oberstlieutenant Rottmund und Major Haller von Froon, -- Oberstlieutenant Resch und Hauptmann Rey von Devaux, -- Oberst Giesen von Giesenberg, Oberstlieutenant Call, Major Hauer, Hauptmann Bouvier von Argenteau, -- Hauptmann Colari von Erbach, -- Oberlieutenant Lueger von Czartorisky, und Lieutenant Ulmann von der Artillerie. Nur bedauert er den Tod des tapfern Obersten Giesen und Oberstlieutenants Rottmund, welche beide an den erhaltenen Wunden starben.
Der Feldmarschall-Lieutenant Bianchi rühmt das einsichtsvolle und entschlossene Benehmen des Prinzen Philipp Hessen-Homburg, der eine Contusion erhielt, und des Generals Mariassy, der verwundet worden ist. -- Er lobt auch die Thätigkeit und Tapferkeit des Hauptmanns Ehrenstein vom Generalstab, des Lieutenants Simunich von Simbschen, und die ausgezeichnete Entschlossenheit des schon gedachten Lieutenants Müller von der Artillerie. Auch haben sich die Lieutenants Beichel und Beranek vom vierten Artillerieregiment bey dieser Vorrückung besonders hervor gethan.
Der Feldzeugmeister Graf Gyulay, der sich übrigens auf die Relation des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Weissenwolf bezieht, rühmt das ausgezeichnete Verdienst dieses Herrn Feldmarschall-Lieutenants, -- des Feldmarschall-Lieutenants Schneller, der Generäle Czolich und Herzogenberg, und die wichtigen Dienste, welche ihm der dem Generalstab zugetheilte Oberst Graf Latour geleistet hat.
Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf kann das ausgezeichnete militärische Verdienst des Herrn Generalen Czolich nicht genug rühmen, -- dann das Benehmen des Obersten Fürst Hohenlohe, Major von Breda, Hauptmann Schindler und Kuhn von Kaiser, und des tapfern Oberfeuerwerkers Kempf, der an diesem Tage das Möglichste geleistet hat. -- Ferners lobt der Herr Feldmarschall-Lieutenant die mit Einsicht verbundene Thätigkeit des Majors Waldstätten vom Generalstab, das tapfere Benehmen des dem Generalstab zugetheilten Lieutenants Ulrichsthal des fünften Jägerbataillons, der sich bey der Wegnahme von Löbda besonders hervorthat, so wie den Eifer der zugetheilten Oberlieutenants Mündel von Kotulinsky, und Degenschild von Frehlich.
Der General der Kavallerie Graf Klenau, welcher den 26. von Freyberg über Tharandt herangezogen wurde, um mit der Armee in engerer Verbindung zu bleiben, fand so verdorbene Wege, daß er noch der ganzen folgenden Nacht bedurfte, um diesen Punkt mit seinem Gros zu erreichen. Indessen hatte er das Regiment Vacquant mit einer Escadron von Lothringen und einer halben Batterie voraus nach Tharandt, und das Regiment St. Julien ebenfalls mit einer Escadron von Lothringen und einer halben Batterie nach Kesselsdorf zum Soutien der Division Mesko vorgeschickt. –
Die Elemente schienen die Standhaftigkeit der Armee auf die Probe setzen zu wollen. Das seit mehreren Tagen regnerische Wetter verwandelte sich den 26. Abends in einem mit Sturm begleiteten Platzregen, der durch 30 Stunden anhielt, den seit mehreren Tagen mit Entbehrungen aller Art kämpfenden Soldaten sehr empfindlich seyn mußte, und das Eintreffen der Colonnenmagazine ganz unmöglich machte. –
Der Feldmarschall Fürst Schwarzenberg, dem die Verzögerung des Marsches des Generalen der Kavallerie Grafen Klenau nicht bekannt seyn konnte, rechnete darauf, daß dieses Corps am 27. sehr früh die Stellung des Herrn Feldzeugmeisters Grafen Gyulay am linken Ufer des Weisseritzbaches zu besetzen im Stande seyn würde. -- In dieser Voraussetzung erhielt der Feldzeugmeister Graf Gyulay den Befehl, nach Zurücklassung einer Brigade Infanterie, und einer Brigade Kavallerie, über Potschappel auf das rechte Ufer des Weisseritzbaches zu marschiren, und sich bey Gittersee en reserve hinter das Centrum aufzustellen. -- Sonst sollte die österreichische Armee die Stellung des vorigen Tages beibehalten. –
Auf dem rechten Flügel stand das Corps des Generalen Grafen Wittgenstein zwischen Reick und Leibnitz, dessen Avantgarde in und bei Grüna; -- das Corps des General-Lieutenants Kleist zwischen Leibnitz und Meknitz; dessen Avantgarde hielt Strehlen besetzt. -- Das russische Grenadiercorps war auf der Höhe bei Tschernitz. -- Das Reservecorps unter Commando Seiner kaiserl. Hoheit des Großfürsten Constantin stand zwischen den Dörfern Prolis und Torna. -- Der rechte Flügel war in der Absicht en echelon refusirt worden, um die Stellung mehr zu concentriren, und zugleich, wenn der Feind es wagen sollte, diesen Flügel umgehen zu wollen, auf den vortheilhaften Höhen von Leibnitz schon in seiner Flanke zu stehen, und ihn in die Elbe werfen zu können. -- Der General-Lieutenant Graf Ostermann Tolstoy beobachtete Pirna und den Königstein.
Als der commandirende General am 27. früh von der Verzögerung des Marsches des Klenau'schen Corps unterrichtet war, befahl er dem Feldzeugmeister Gyulay, mit dem linken Flügel seine Stellung nicht vor dem Eintreffen dieses Corps zu verlassen. Es waren aber bereits zwei Brigaden der Division Weissenwolf, und die Brigade Zechmeister abmarschirt. Da Löbda bereits verlassen war, und die noch übrigen Truppen nicht mehr hinreichend waren, diese ausgedehnte Position gegen einen zu vermuthenden mächtigen feindlichen Angriff zu behaupten, so stellte sich Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf, welcher statt des verwundeten Feldzeugmeisters Grafen Gyulay das Commando übernahm, auf folgende Art auf: Die Brigade Czolich und ein noch nicht abgerücktes Bataillon von Würzburg besetzten Töltschen, wodurch sie ihren rechten Flügel an den Plauen'schen Grund lehnten, und standen in zwei Treffen zwischen Töltschen und Rosthal, wo sie sich mit der Division Liechtenstein verbanden. Diese hielt Rosthal und Nauselitz mit dem Regiment Kaunitz besetzt, Wölfnitz und Corbitz mit Wenzel Colloredo. Die Brigade Mumb wurde auf der Freyberger Straße zum Soutien des Feldmarschall-Lieutenants Mesko aufgestellt. Die Brigade Mescery blieb en reserve zwischen Pesterwitz und Altfranken.
Der Feldmarschall-Lieutenant Mesko hatte schon mit Tagesanbruch so beträchtliche Kavalleriecolonnen in Bewegung gesehen, daß er sich entschloß, seine Division auf der Chaussee von Freyberg, und zwar vor Corbitz zu concentriren. Sie war durch die Regimenter Vacquant und St. Julien, und zwei Escadrons von Lothringen Cuirassiers verstärkt worden. –
Der französische Kaiser, welcher mit den Armeecorps der Marschälle Victor und Marmont, der ganzen Kavallerie unter dem König von Neapel, und den Garden am vorigen Tage in Dresden angekommen war, ordnete um 8 Ihr früh einen allgemeinen Angriff auf die Stellung der verbündeten Armee. Es war ihm nicht entgangen, daß die vortheilhaften Höhen zwischen Coschitz und Leibnitz, welche die Position am rechten Weisseritzufer bilden, und welche die russisch-preußische, und der größte Theil der österreichischen Armee mit einer zahlreichen Artillerie occupirten, nicht zu emportiren seyen, daß hingegen der Rückzug des russischen rechten Flügels durch das verschanzte Lager von Königstein und Lilienstein bedroht werden könne, und daß der linke österreichische Flügel schwach an Kavallerie, und leicht zu umgehen sey. Um jedoch das Centrum und den rechten Flügel in ihrer Aufstellung fest zu halten, bildete er vor dem Freyberger Schlage und bei dem Moschinskischen Garten, so wie auch zu beiden Seiten des großen Gartens, beträchtliche Angriffscolonnen, welche in der Ebene mit einer zahlreichen Artillerie an ihren Teten vorrückten. -- Es entstand hierdurch auf der ganzen Linie eine sehr heftige Kanonade. Die Batterien der alliirten Armeen beantworteten das feindliche Feuer mit dem besten Erfolge, demontirten eine große Anzahl Kanonen, und schmetterten die feindlichen Colonnen nieder, wenn sie es wagten, sich bis in ihren wirksamen Ertrag zu nähern. Daher hat auch der Feind ungleich mehr als die alliirten Armeen gelitten; jedoch ist für diese der Verlust des Generalen Moreau sehr empfindlich, der seine Freistätte verlassen hatte, um sich dem heiligen Kriege für die Unabhängigkeit von Europa, dem auch Frankreich seine innere Ruhe und sein Glück zu danken haben wird, zu widmen, und welchem an der Seite Sr. Majestät des Kaisers aller Reußen, auf den Höhen von Röcknitz beide Beine abgeschossen wurden. -- Er starb wenige Tage darauf zu Laun. –
Der Feind attakirte zwar die Dörfer Strehlen und Leibnitz vor der Fronte der Alliirten, wurde aber mit dem Bajonnet zurückgeworfen, und von der preußischen Kavallerie bis Strehlen verfolgt. -- Eben so manöverirte er gegen ihre rechte Flanke; er bemächtigte sich des Dorfes Seidnitz, und wagte es, bis gegen Prolis vorzudringen, wurde aber hier mit einem Verlust von 300 Gefangenen, worunter 14 Officiers, zurückgeworfen. –
Sein ernstlichster Angriff war auf den linken Flügel gerichtet. Mehrere feindliche Colonnen waren schon um 8 Uhr früh über Löbda und Cotta debouchirt, und man sah eine große Masse Kavallerie über Priesnitz defiliren. Es hatte sich auch hier eine lebhafte Kanonade engagirt; doch bis Mittag hatte der Feind auf keinem Punkte Fortschritte gemacht; das wohl dirigirte Feuer unsers Geschützes hielt ihn mehrere Stunden auf. Aber um Mittag rückten seine nun sehr verstärkten Colonnen vor, und griffen zugleich die Dörfer Nauselitz, Wölfnitz und Corbitz an. Die Stärke dieser Position bestand einzig und allein in der Behauptung der Dörfer, welche meistens mit Schluchten durchschnitten, und mit Mauern umgeben, durch ein wohl unterhaltenes Kleingewehrfeuer der besten Vertheidigung fähig gewesen seyn würden. Aber die anhaltenden Regengüsse hatten zur Folge, daß beinahe kein Gewehr losgieng. Hierdurch war die Infanterie bei Vertheidigung der Dörfer, und so auch ihre Massen auf das Bajonnet beschränkt, welches für den angreifenden Theil ein eben so entscheidener Vortheil, als ein verderblicher Nachtheil für die auf die Vertheidigung beschränkten Truppen war. Ueberdieß hatten diese Dörfer eine so große Ausdehnung, daß ungeachtet der angestrengten Thätigkeit aller Herren Generals und Stabsofficiere dieser so ungleiche Kampf zum Vortheil des Feindes ausgehen mußte. Nauselitz wurde wegen seiner großen Ausdehnung verlassen, Wölfnitz und Corbitz aber vom Feinde genommen. Er wurde zwar wieder daraus vertrieben; seine Uebermacht und das concentrirte Feuer seines Geschützes machten es jedoch unmöglich, diese Dörfer länger zu behaupten. Durch den Besitz von Corbitz wurde es dem Feinde möglich, die directe Verbindung der Division Mesko und Brigade Mumb auf der Freyberger Straße mit der Division Aloys Liechtenstein zu unterbrechen, und mit Macht zwischen Corbitz und Rosthal zu debouchiren.
Der Feind grif nun auch Rosthal mit großer Uebermacht an, und bemächtigte sich dieses Dorfes; der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Liechtenstein setzte sich selbst an die Spitze eines Bataillons von Wenzel Colloredo, und trieb ihn mit dem Bajonnet wieder heraus. Aber der Feind erneuerte seine Angriffe immerwährend, und blieb endlich im Besitze dieses Dorfes. Da er zugleich mit starken Colonnen links davon, nämlich zwischen den Divisionen Liechtenstein und Mesko vorrückte, so war der linke Flügel der Armee in zwei Abtheilungen getrennt.
Der General Czolich behauptete noch Töltschen, welches kleine Dorf, schon in vollen Flammen, von dem Major Arbter, von Kotulinsky, mit der rühmlichsten Standhaftigkeit vertheidigt wurde. Der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Liechtenstein aber hatte nun seinen linken Flügel bis Altfranken und Pesterwitz repliiren müssen; die drei Brigaden dieser Abtheilung standen in Massen in dieser Linie, und hatten unmittelbar hinter sich das steile Thal des Plauenschen Grundes, in welches nur zwei schmale Wege über Pesterwitz, Klein-Nimsch, und der Fürstensteig über Töltschen hinabführten. Vom Feinde gedrängt, von seinem, nun auf der Höhe von Rosthal zahlreich aufgeführten Geschütz in der Nähe beschossen, ohne Möglichkeit, die von allen Seiten andringenden Colonnen zurückzuweisen, entschloß sich der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf zum Rückzug, welcher ungeachtet des ungünstigen Terrains in voller Ordnung und mit sehr wenigem Verluste bewerkstelliget wurde.
Der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Aloys Liechtenstein ließ Zankeroda mit 1 Bataillon besetzen, um seinen Rückzug zu sichern; sein Geschütz und die Regimenter Kaunitz und Colloredo gingen unter dem Schutze der besetzten Dörfer Altfranken und Pesterwitz voraus; dann folgte auch die Brigade Mescery durch die Schlucht bey Pesterwitz. Diese Colonne erreichte in bester Ordnung den Plauen'schen Grund über Zankeroda und Döhlen, wo sie auf die Tete des Klenauischen Corps stieß, und nach Gittersee marschirte. Nur das Regiment Wenzel Colloredo, welches kurz vor dem Rückzug zur Degagirung einiger noch bey Wölfnitz zurückgebliebenen Kompagnien einen Angriff mit dem Bajonnet gemacht hatte, war von der feindlichen Kavallerie, welcher die beinahe gänzliche Unbrauchbarkeit des Feuergewehres an diesem Tage eine ihr sonst nicht eigene, und unerwartete Verwegenheit einflöste, umrungen, und verlor viel an Gefangenen.
Auch der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf bewerkstelligte seinen Rückzug mit der Brigade Czolich auf Potschappel in vollkommener Ordnung; nur die Arrieregarde, von 1 Bataillon Würzburg und 2 Kompagnien Kaiser, hatte noch einen sehr heftigen Anfall von Kavallerie auszuhalten. Der Major Arbter behauptete sich in Töltschen bis zum gänzlichen Abzug der übrigen Truppen, und zog sich dann mit kaltblütiger Fassung über den Fußsteig in den steilen Grund hinab. Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf marschirte ebenfalls nach Gittersee. Der Plauen'sche Grund war bereits durch die Tete des Klenauischen Corps besetzt, welches durch den unbeschreiblich beschwerlichen Marsch durch den Tharandter Wald so erschöpft worden war, daß es den Marsch gegen Dresden erst um 10 Uhr früh hatte antreten können.
Die Division Mesko war von dem Kavalleriecorps des Generalen Latour-Maubourg, unter Anführung des Königs von Neapel, und 30 bis 40 Piecen reitender Artillerie angegriffen worden. Die Kavallerie dieser Division wurde nach einem rühmlichen Widerstande und mehreren auf den vielmal überlegenen Feind unternommenen Angriffen geworfen, und bei dieser Gelegenheit der Feldmarschall-Lieutenant Mesko mit der halben Kavalleriebatterie gefangen. Nun zog sich die Infanterie in Massen in guter Ordnung gegen Bennerich zurück. Der Feind griff sie unaufhörlich mit 5 bis 6000 Mann Kavallerie an. Sein überlegenes Geschütz fügte den Massen großen Schaden zu, welche den Feind nicht von sich entfernt halten konnten, da die Gewehre nicht losgingen. Nochmals machten die schwachen Detaschements der österreichischen Kavallerie einen allgemeinen Angriff, und hielten auf einige Zeit den Feind in Respect. Nur 1 Bataillon Lusignan war bei Bennerich überwältigt und gefangen worden; die übrigen setzten den Rückzug durch zwei Stunden bis Grumbach fort, und wiesen den Feind mehrmals mit dem Bajonnet ab. Hier unternahm der Feind einen erneuerten allgemeinen Angriff, welchen er mit einem verheerenden Kartätschenfeuer unterstützte. Ungeachtet der größten Standhaftigkeit der Truppen konnte der weitere Rückzug von nun an nicht mehr mit der gehörigen Ordnung geschehen. Der Feind benützte ihre höchste Ermattung, den Vortheil, daß die Infanterie sich durch die unaufhörlichen Regenströme ihrer eigentlichen Waffe beraubt sah, und die isolirte Lage dieser Division, welche auf ihrem fernern Rückmarsche einen bedeutenden Verlust an Todten, Blessirten und Gefangenen erlitt.
Dem commandirenden Feldmarschall war der Rückzug des linken Flügels noch nicht bekannt, als ihn die Nachricht des Ueberganges eines beträchtlichen feindlichen Corps bei Königstein, welches das vor sich befindliche russische Corps zurückzudrängen, und frei auf die Communication der Armee zu wirken im Stande seyn konnte, -- dann die Meldung, daß der Feind bereits mit großer Ueberlegenheit in der äußersten rechten Flanke stehe, daß es aber wegen des ganz durchweichten Bodens und der grundlosen Wege nicht thunlich sey, die Höhe von Leibnitz zu verlassen, um denselben, wie es befohlen war, anzugreifen, weil besonders das Geschütz nicht zu bewegen gewesen seyn würde, -- um so mehr zu dem Entschluß bewogen, sich nach Böhmen zurückzuziehen, als seine Hauptabsicht: den Feind zu zwingen, den größten Theil seiner Macht nach Dresden zu ziehen, erreicht war, und der äußerste Mangel, verbunden mit den unaufhörlichen Regengüssen, die Armee in einen Zustand von Erschöpfung versetzt hatte, dem schnell abgeholfen werden mußte. -- Um in einem so nachtheiligen Terrain, mit den beschwerlichsten Defileen im Rücken, am folgenden Tage nicht zu einem allgemeinen Engagement gezwungen zu werden, wurde der Rückmarsch noch am 27. Abends angetreten.
Die Armee hat an diesen Tagen einen Grad von Standhaftigkeit, Unverdrossenheit, und auch in der ungünstigsten Lage einen Muth bewiesen, der ihres alten Ruhmes würdig ist.
Der Feldmarschall-Lieutenant Moritz Liechtenstein, der mit der ersten leichten Division zwischen Plauen und Röcknitz aufgestellt war, hatte auf Befehl des commandirenden Herrn Feldmarschalls den Generalen Graf Hardegg mit 1 Jägerbataillon und 3 Flügeln von Kaiser Chevauxlegers zur Deckung der Communication mit dem königl. preußischen Corps des Generalen Kleist rechts detachirt. Er rühmt besonders das Benehmen des Rittmeisters Baron Erben, der, als eine feindliche Colonne von 2 Bataillons von Strehlen debouchirte, um Leibnitz anzugreifen, sich mit drei Zügen mit solcher Tapferkeit auf das erste Bataillon warf, daß er beide zum Weichen brachte, und in die Flucht jagte.
Der Feldmarschall-Lieutenant Marquis Chasteler lobt vorzüglich das Benehmen des General Murray, des Oberstlieutenants Graf Kinsky vom Generalstab, des Hauptmanns Grimmer vom ersten Artillerieregiment, seines Adjutanten des Lieutenants Döhne, dann der dem Generalstab zugetheilten Lieutenants Kempen und Lamotte, des Lieutenants Otto von Albert Gyulay und Oberlieutenants Graf Alberti von Hohenzollern Chevauxlegers.
Der Feldmarschall-Lieutenant Graf Weissenwolf rühmt auch an diesem Tage das entschlossene und einsichtsvolle Benehmen des Herrn Generalen Czolich, die kaltblütige Tapferkeit und Standhaftigkeit des Obersten Mesmacre, der Majors Arbter und Pauer, und des Hauptmanns Moser von Kotulinsky. Er rühmt den Oberstlieutenant Straka, die Hauptleute Kuhn, Schindler, Storch, Menzel und Nustadt, die Oberlieutenants Pickert und Speicher, den Regimentsadjutanten Schmidt von Kaiser Infanterie, den Major Stiller und Hauptmann Cliatschek von Würzburg, und vorzüglich die Thätigkeit und kaltblütige Fassung des Majors Baron Waldstätten, und des Oberfeuerwerkers Kumpf.
Der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Aloys Liechtenstein lobt das ausgezeichnete Benehmen des Herrn Generalen Mescery, der Obersten Leiml, Luxem, Bentheim und Georgy, dann des Hauptmanns Hartlieb vom Generalstab, und seines Adjutanten des Hauptmann Bin.
Die Armee bedauert den Verlust des würdigen und tapfern General Andrassy.
Der Rückzug wurde folgendermaßen angetreten: das Klenauische Corps, und der linke Flügel der Armee marschirten den 28. über Rabenau nach Pretschendorf, von wo das Klenauische Corps über Gross-Waltersdorf nach Marienburg, der linke Flügel über Hermsdorf nach Dux zu marschiren hatte; der rechte österreichische Flügel kam den 28. früh nach Dippoldswalde, und ging über Altenberg nach Dux.
Da der Feind bereits im Besitz der Chaussee von Peterswalde war, so ging die alliirte Armee theils über Altenburg, theils über Maxen nach Töplitz. -- Am 28. trug der Feldmarschall-Lieutenant Fürst Moritz Liechtenstein, der noch bei Plauen zurückgeblieben war, dem Generalen Grafen Ignaz Hardegg auf, die Arrieregarde zu übernehmen, und es wurden ihm, als er die Höhe von Posendorf erreicht hatte, zu diesem Ende noch 6 Bataillons preußischer Infanterie, 8 Escadrons Uhlanen, und einige Batterien beigegeben. Dieser ausgezeichnete General traf so zweckmäßige Anstalten, und wußte so ganz die Vortheile jeder Stellung zu benützen, daß der ihm weit überlegene Feind ihm nichts anhaben konnte, und er ihn vielmehr 4 Stunden bey Posendorf aufhielt. Nur nachdem seine linke Flanke bereits umgangen war, zog er sich in meisterhafter Ordnung von Stellung zu Stellung bis auf die Höhe von Wendisch-Carschdorf.
Bei Gelegenheit, als der Feind stark gegen Posendorf vorrückte, machte der tapfere Rittmeister Devaux, von Vincent Chevauxlegers, in einem trefflich gewählten Augenblick unaufgefordert eine äußerst glänzende Attake, warf den Feind, unterstützt von 1 Escadron Kaiser Chevauxlegers und einem Theil der preußischen Uhlanen, gänzlich zurück, und machte viele Gefangene.
An diesem Tage hat der General Graf Ignaz Hardegg seine militärische Talente, seine mit Klugheit gepaarte Tapferkeit, und seine imponirende Contenance bewährt, und die wichtigsten Dienste geleistet. -- Es rühmt vorzüglich die kluge Leitung der Obersten Veyder und Lutz, des Majors Nowak von den Broodern, die ausgezeichnete That des Rittmeisters Devaux, und das lobenswürdige Benehmen der Rittmeisters Thieler, Schneen und Pfeiffer desselben Regiments, welcher letztere schwer verwundert worden ist. –
Nachdem der Herr General Graf Hardegg dem Feinde jeden Schritt bis auf die Höhe von Wendisch-Carschdorf streitig gemacht hatte, übernahm hier das Corps des Herrn Generalen Grafen Wittgenstein die Arrieregarde, und dieser ausgezeichnete Feldherr zeigte auch in dieser Gelegenheit seine unerschütterliche Standhaftigkeit, welche alle Anstrengungen des Feindes, seinen Marsch zu stören oder zu beschleunigen, scheitern machte. –
Der General der Kavallerie Graf Klenau befand sich am 29. auf dem Marsch von Pretschendorf nach Groß-Waltersdorf in der Lage, daß während seine Avantgarde unter Commando des Generalen De Best den Feind aus Groß-Waltersdorf vertreiben mußte, und die ihm rechts cotoyrende Seitencolonne ebenfalls mit dem Feinde engagirt war, seine Arrieregarde noch vor ihrem Abrücken von Pretschendorf angegriffen wurde, und ein sehr hitziges Gefecht zu bestehen hatte.
Der General der Kavallerie Graf Klenau schickte nach der Besetzung von Groß-Waltersdorf den General De Best mit der Avantgarde nach Rauenstein voraus, welches gefährliche Defilee sein Corps am 30. passiren mußte, und welches der Feind bereits besetzt hatte. Der General De Best griff diesen entschlossen an, nahm ihm die Kanone, derer er sich bediente, ab, und vertrieb in von Rauenstein. -- Am 30. setzte dieses Corps seinen Marsch nach Marienberg ungestört fort. –
Schicksale eines Fouriers von der jungen französischen Garde.[]
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Schicksale eines Fouriers von der jungen französischen Garde während und nach der Schlacht bei Dresden, im August 1813, von ihm selbst erzählt.
Im fünften Heft der Ameise befindet sich Seite 48. 49. 50 ein Aufsatz mit der Aufschrift: Mittel, wie die Franzosen Dienstvernachlässigungen wieder gut zu machen wissen. Dem Erzähler, einem Fourier von der jungen Garde, der die handelnde Person selbst war, fiel jenes Stück in Frankfurt am Main in die Hände, und veranlaßte ihn, die ganze Sache im Zusammenhange aufzusetzen, und sie dem Herausgeber mit der Bitte zuzusenden, sie in der Ameise einzurücken, und zu mehrerer Glaubwürdigkeit seinen Namen beizufügen. Da seine Erzählung über sein trauriges Schicksal vom 26. bis 28. August sehr interessante Züge enthält, und eine ziemlich lebhafte Vorstellung giebt, wie es schon damals in der französischen Armee herging, so mag sie hier fast wörtlich wohl einen Platz verdienen.
Wir mußten, -- schreibt er, -- als sich die große böhmische Armee Dresden schnell näherte, in Eilmärschen von Löwenberg nach der sächsischen Hauptstadt zurück, die sehr schwach besetzt war, und von der Armee des Fürsten Schwarzenberg bedroht wurde. Verhungert und kraftlos kamen wir dort an. Im Plaueschen Grunde donnerten die Kanonen, ungeachtet des stromweis herabstürzenden Regens, bereits fürchterlich. An den äußersten Festungswerken wurde schon wüthend gekämpft. Da bekamen wir Ordre, uns schleunig auf das blutige Schlachtfeld zu stürzen. Wir marschirten über die untere Schiffbrücke, die gerade an den großen Garten stieß, in welchem sich die Preußen mit wenigstens 40 Kanonen postirt hatten. Von uns allen war noch nie einer im Feuer gewesen, einige Offiziere und Unteroffiziere ausgenommen. Was auch die französischen Berichte über die junge Garde damals gefabelt haben, so kann ich es auf Pflicht und Gewissen versichern, daß wir sämmtlich wie Espenlaub zitterten, ein großer Theil von uns laut schrie und weinte. Mich selbst, der ich den Uebrigen mit einem guten Beispiel als Fourier vorangehen sollte, ergriff ein eiskalter Fieberfrost, da die Kanonenkugeln über meinen Kopf beständig flogen, und meine Kameraden links und rechts todt niederstürzten. Dies bemerkte mein Sergeant-Major, ein alter beherzter Soldat, ein sehr braver Mann und mein Freund. "Vorwärts, vorwärts" -- rief er --"Fourier, in der Bataille dürfen wir die Kugeln nicht fürchten!" diese Rede flößte mir Muth ein, und ich schämte mich meiner Furcht. Mit ungeheuerm Verlust kamen wir über die Brücke. Mehrere Regimenter von der Garde Flankeurs waren uns vorangegangen, die sich einzig mit dem Bajonett gegen die Feuerschlünde Platz gemacht hatten. Wir mußten dasselbe thun, und auf eine wunderbare Weise gelang es uns, das Geschütz mit dieser Waffe aus den Verschanzungen zu treiben. Bis jetzt hatte diese allein gewirkt, und eine ungeheuere Menge Menschen hatte dabei ihren Tod gefunden. Jetzt kam uns unsere Artillerie zu Hülfe, und verschaffte uns einige Augenblicke Ruhe. Wir waren in großer Unordnung, und konnten uns jetzt wieder sammeln, und in Schlachtlinie aufstellen. Wir machten eine Wand aus, die bloß dem feindlichen Geschütz zum Zielpunkt diesen zu sollen schien, wenigstens wüthete dieses fürchterlich und riß ganze Glieder unserer schönen Tirailleurs weg. Ich und mein Sergeantmajor hatten viel dabei die traurige Verrichtung die Namen der Gefallenen aufzuzeichnen, damit, wenn wir nicht ins Treffen kämen, doch wüßten, wer ungefähr geblieben wäre. Eben hatten die Kugeln drei Rotten von uns niedergerissen, und eine davon drei Mann die linken Beide zerschmettert, als wir sogleich zuliefen, um zu sehen, wer sie wären? Ich fand in gebückter Stellung und fühlte plötzlich einen fürchterlichen Schlag im Rücken. Der Sergeant erschrak entsetzlich, als er eine Granate in meinen Tornister schlagen sah. Mit unglaublicher Geistesgegenwart und Schnelligkeit riß er mir denselben vom Rücken und schleuderte ihn weit weg. Ich hatte noch drei Pakete Patronen darinne gehabt und wäre ohne die Besonnenheit meines Freundes in Stücken zerrissen worden. In wenig Augenblicken flogen die Fetzen unter fürchterlichem Krachen in die Luft, ohne daß wir beschädigt wurden. Wir eilten nun, uns wieder in Ordnung zu stellen, und waren kaum auf unserm Posten, als eine Kanonenkugel dem Sergeanten den Kopf wegriß, und hoch über mich hinschleuderte. Welch ein schmerzliches Gefühl für mich, meinen besten Freund, einen der edelsten unter den wenigen guten Franzosen, der die Teutschen so innig liebte, in die Arme des Todes sinken zu sehen! –
Alles dieses war indessen nur ein Vorspiel zu den Schrecknissen jenes denkwürdigen 26. Augusts. Während der eiserne Hagel mörderisch in unsern Reihen wüthete, wurde mein Regiment zur Formirung eines Quarrées kommandirt. Dieses geschahe mit unglaublicher Geschwindigkeit. Bald sahen wir die Ursache. Der Boden dröhnte, und die zitternde Erde kündigte unter unsern Füssen an, daß große Kavalleriemassen auf uns anstürmten. Wegen des dichten Regens konnte man nur wenig Schritte vor sich hinsehen. Jetzt zeigte sich eine ungeheuere Reitermasse, wie eine schwarze Wolke unsern Augen. Ich hielt sie für ungarische Husaren. Kein Gewehr ging mehr los, also mußte hier bloß unser Bajonet, beim Feinde der Säbel entscheiden, überdieses standen wir bis an die Knie im Morast, und waren bis auf die Haut durchnäßt. So sahen wir unsern fürchterlichen Feinden in die Augen, sie prallten an, wendeten sich schnell und jagten im vollsten Karriere um das Quarrée, um sich die zum Niederhauen auszusuchen, welche nicht Stand hielten. Es fehlte nicht an solchen, welche bei dem Anblick der fürchterlichen Reuter die Gewehre wegwarfen und wie Kinder weinten. Unser Quarrée war daher im Nu gesprengt. Alles ergriff die Flucht, und viele, unter denen auch ich war, blieben im Kothe stecken. Indessen behielt ich meine Besonnenheit, ohne welche ich verloren gewesen wäre. Ein Husar hatte mich nämlich ins Auge gefaßt, und arbeitete sich durch den ungeheuern Schlamm mir nach. Entkommen konnte ich nicht, ich blieb daher geradezu stehen, und hielt ihm mein Bajonet entgegen. Er warf sein Pferd bald links, bald rechts herum und hieb beständig auf mich los. Da sein Pferd aber beständig in die Höhe bäumte, erreicht mich sein Säbel nicht. Endlich zog er das Pferd mit Gewalt nieder, und der rüstige Reuter versetzte mir, jedoch nur mit der Säbelspitze, einen leichten Hieb über das linke Auge. In dem Augenblick stieß ich mit dem Bajonet zu, und traf ihn in den Unterleib. Ich hatte beständig teutsch auf ihn geschimpft, und als er vom Pferde sank, rief er mir die Worte zu: "half mer a weng of de Seit!" -- Welcher Provinz der Mann gehören mochte, konnte ich daraus nicht errathen. Froh, den gefährlichen Gegner los zu seyn, stützte ich mich auf mein Gewehr, und half mir aus dem grundlosen Boden, ohne ans Beutemachen zu denken. Den barbarischen Schnautzbart schleppte ich an der Hand mit fort, und brachte ihn an den wenig Schritte entfernten Wald, wo ich ihn seinem Schicksale überließ. Ich hörte den Trommelwirbel, der unser Regiment wieder sammeln sollte, und kam mit blutendem Gesicht bei meinen Kameraden an. Ein Chirurg legte mir ein Heftpflaster auf. Ich würde meine Wunde, wäre sie auch schwerer gewesen, gern ertragen haben. Sie war indessen unter den Uebeln, die mich damals trafen, das schlimmste bei weitem nicht. Das schreckliche Wetter und der Hunger plagten mich weit mehr. Aber wir waren Soldaten. -- "Quarrée!" schallte das Kommando, und es wurde stracks formirt. Feindliche Kavallerie wollte es vergebens durchbrechen, und versuchte auf uns einzuhauen. Wir wichen keinen Schritt. Bis an den Abend dauerde dieser mörderische Kampf fort. Das schwere Geschütz donnerte ununterbrochen durch die Regenströme und die weit umher brennenden Dörfer erhellten die Wasserstralen. Die Nacht machte endlich dem Blutvergießen ein Ende, hier und da hörte man noch einen dumpfen Kanonenschuß.
Mit Tagesanbruch wurden neue Kolonnen gebildet, die sogleich gegen die feindlichen Massen geführt wurden. Unsre Gardeflankeurs, welche ihre Gewehre wieder getrocknet hatten, wurden sogleich ins Feuer gejagt. Zwölf Regimenter, der ganze Bestand derselben, rückte an. Fürchterlich wüthete der Tod in ihre Reihen, und ich kann es auf Treue und Gewissen versichern, daß der Rest, welcher nicht tod auf dem Schlachtfelde lag, kein volles Regiment ausmachte. Die Gardeflankeurs waren nach der Schlacht so gut als nicht vorhanden. Dafür hatte aber auch Bonaparte den Angriff selbst geleitet. Der Tod hatte nicht länger als etwa 3 Stunden gebraucht, viele schöne Truppen zu vernichten. Der grausame Mensch hatte dessen ungeachtet viel zu wenig Blut gesehen; jetzt kam die Reihe an uns Tirailleurs. Bald standen wir auf der heißen Stelle, zu der wir über hohe Leichenhügel gelangt waren. Nur hier und da ging ein Gewehr los, wir standen auf lauter Leichnamen. Der Anblick war über alle Beschreibung gräßlich, wo das Auge sich hinwendete, traf es auf Verstümmelte, welche sich brüllend und ächzend herumwälzten, oder mit halb abgerissenen Gliedern sich fortschleppten, während die Kanonenkugeln häufig den Schwerverwundeten nochmals tödtlich trafen. So kam der Mittag heran, wir konnten nichts ausrichten und schienen bloß hierher gestellt zu seyn, um abgeschlachtet zu werden. Wir erhielten Befehl, uns endlich zurückzuziehen und nun kam die alte Garde dran.
Zum ersten Male nach drei und einem halben Tage wurden die Fouriers gesammelt. Ich nahm sogleich einige meiner Soldaten und lief mit Säcken und einem Gefäß zum Schnaps nach der Stelle, wo der Tambour schlug, und war, so wie alle hoch erfreut, als es hieß, es werde Brod und Schnaps ausgetheilt. Ich erhielt sehr reichlichen Vorrath an Brod, da meine Kompagnie größtentheils tod auf dem Schlachtfelde lag, und so kamen die Lebenden über alle Erwartung gut weg. Branntwein erhielt ich jedoch sehr wenig, und ich konnte dem Mann kaum einen Finhut voll reichen. Die Farbe desselben kam mir sehr ungewöhnlich vor, sie war nämlich dunkelbraun. Da ich den Branntwein nie geliebt, und nur im Nothfall getrunken habe, so achtete ich auf die geringe Quantität eben nicht und wollte meinen Antheil allenfalls drein gehen lassen. Da ich zur Kompagnie zurückkam, rief mich der Kapitain sogleich zu sich. -- "Apportés moi la goutte!" (bring mir den Branntwein) sagte er. Ich beschwerte mich, daß man mir zu wenig gegeben hätte. Er erwiederte darauf nichts weiter, als: "cest assez!" (es ist genug) und seine Miene schien mit sehr geheimnißvoll. Er vertheilte das Getränks selbst in einem blechernen Becherchen, welches einen reichlichen Fingerhut fassen mochte. Mir reichte er zuerst meine Portion, deren Tropfen leicht zu zählen waren. Es war der Trank der Hölle. Gott mag es wissen, welches teuflische Gift der korsische Branntweinbrenner mochte gefunden und hinein gemischt haben. Ich hatte den Hexentrank kaum in meinen Eingeweiden, als mich sogleich eine Art von rasender Begeisterung packte. Meinen Kameraden ging es eben so. Wir tobten wie eine Schaar Barchanten, da wir kurz vorher vor Mattigkeit und Muthlosigkeit dem Umsinken nahe gewesen waren. Ein nie gefühltes Feuer stürmte durch unsere Adern. Alles brüllte wie toll: "Vorwärts, vorwärts, der Feind muß geschlagen werden!" So wollte man uns haben. Man benutzte den Wahnsinn auf der Stelle. Keiner achtete des Kugelregens mehr, der Feind wurde geworfen. Schwerlich haben je auf einem Schlachtfelde Soldaten so wüthend gefochten, als wir hier. Keiner dachte mehr an Tod und Wunden, wer verwundet war fühlte keinen Schmerz. Ich selbst sahe einen teutschen Soldaten, von meiner Kompagnie, dem der linke Arm dermaßen zerschmettert war, daß er nur noch ein einer einzigen Flechse hing. -- "Fort mit dir," -- brüllte er, riß mit unglaublicher Anstrengung, ohne eine Miene zu verziehen, die Flechse entzwei, und stürmte wieder vorwärts.
Dieser fürchterliche Taumel, in welchen uns der korsische Tarantelstich versetzt hatte, dauerte ziemlich eine Stunde lang. Viele waren mit ihm aus der Welt gegangen. Ihm folgte sogleich eine völlige Abspannung. Keiner konnte sich vor Müdigkeit und Schlaf auf den Beinen erhalten. Viele starben vor Mattigkeit, mancher fiel gerade mit dem Gesichte in den ellentiefen Koth und erstickte jämmerlich. Auch mein höllischer Rausch war vorüber. So müde und schläfrig ich war, so hielt ich mich doch bis gegen Abend aufrecht, wo es ruhiger wurde, und der Regen nachließ. Dessenungeachtet mußten wir Quarrée formiren, und die Nacht unterm Gewehre bleiben.
Mit Tagesanbruch am 28. begann das Morden und der Regen von neuem. Wir kamen an diesem Tage in kein Feuer, sondern hatten bloß einige Kavallerieangriffe abzuweisen, die auf uns gemacht wurden. Der Abend machte auch diesmal dem Mordfest ein Ende. Unser Bataillonschef -- der Oberste war verwundet -- machte uns bekannt, daß wir uns nun in ein Dorf einquartieren könnten, welches vielleicht in der Nähe sey. Die Nacht war rabenschwarz, die Felder grundlos, wir alle bis auf die Haut durchnäßt, verhungert und abgemattet. Indessen suchte sich jeder durch die dicke Finsterniß zu arbeiten. Die wenigsten konnten ihr Regiment finden. Tausend Stimmen schallten von allen Seiten durch die schauerliche Nacht. "Quatrième Regiment, 6me Regiment!" hörte man überall die Verirrten rufen. Ich fand nach langem Herumtappen endlich mit meinen Leuten ein Dorf, daß, wenn ich nicht irre, Blasewitz hieß. Hier wimmelte alles von französischer Gardekavallerie, Gensd'armes d'Elite, Mamelukken u. dgl. An ein Unterkommen war nicht zu denken. Unser Kommandant bedeutete uns, daß uns nun nichts übrig sey, als im nassen Grase vor dem Dorfe zu bivouakiren. So hart uns dieses ankam, so mußten wir uns doch dazu bequemen. Nie habe ich ein traurigeres Lager gehabt, als hier. Lange hielt ich es nicht aus, ich machte mich auf, um ein besseres, sollte es selbst mit dem Säbel in der Faust seyn, zu erkämpfen. In jedem Hause wurde ich aber von alten bärtigen Reutern abgewiesen, die sich an mein Schimpfen, Schreien und Lärmen nirgends kehrten. Leider trug es mir nichts als eine Menge tüchtiger Rippenstöße ein, an deren kleinern Hälfte ich genug gehabt hätte. Am Ende des Dorfes sahe ich endlich an einem kleinen Häuschen ein großes Wachtfeuer. Ich ging sogleich darauf los. Alles wimmelte dort von kaiserlichen Mamelucken. Non bist du doch endlich unter den Türken, dachte ich, die vielleicht gastfreundlicher als deine getauften Kameraden seyn werden. Ein Mameluck begegnete mir in der Hausthür. Ich redete ihn herzhaft an: -- "Est de que je pourrais trouver und place pour un pauvre tirailleur?" (kann hier ein armer Tirailleur ein Plätzchen haben) fragte ich. Der Türke sahe mich starr an. -- "Versteh nit!" -- war seine Antwort. -- "Was verstehst Du denn?" -- rief ich ihm teutsch zu. -- "Ah," -- erwiederte er -- "nun begreife ich Dich wohl. Der Mensch war ein muhamedisirter Teutscher vom rechten Rheinufer, der so wenig türkisch als französische verstand. -- "Geh, geh, Kamerad" flüsterte er leise die Treppe hinauf, dort sind viele von deinen Leuten!" Ich gelangte bald an eine Thür die ich öffnen wollte. -- "Doucement, doucement!" -- riefen mehrere Stimmen im Innern. Die ganze Stube war mit Tirailleurs angefüllt, die auf den Boden und in Betten lagen. Aller Widerstand half nichts mur den Eingang zu verwehren. Ich war so glücklich, ein noch offenes Plätzchen und was mir vorzüglich zu Statten kam, ein warme Decke zu finden. Nicht ohne große Mühe zog ich meine durchnässten eng anliegenden Kleider vom Leibe, bis ich völlig nackend war. So wickelte ich mich in die Decke mit dem festen Vorsatz, hier wenigstens einen Tag auszuruhen. Die Wohlthat des Schlafes habe ich nie in so hohem Grade genossen als hier. Ich erwachte spät. Die Feuerschlünde donnerten abermals in der Nähe und Brandkugeln fielen bereits in das Dorf. Meine Kameraden waren längst aufgebrochen und standen in zänkischen Gesprächen unten. Alles machte sich ängstlich fort, ihn allein blieb ruhig. Man rief, man ermahnte, daß ich doch ebenfalls aufbrechen möchte, aber ich ließ mich in meiner Ruhe nicht stören. Das enge Stübchen war leer geworden, und wo hätte ich mich unter den jetzigen Umständen besser befinden können? Da kam ein Adjutant von meinem Corps herauf, um alles, was noch im Hause war, fortzujagen. Er fuhr mich mit großem Ungestüm an, und ich entschloß mich, aufzustehen, nicht um zu gehorchen, sondern mich herzhaft zu widersetzen. Ich stand völlig nackend vor ihm. Eine tragisch komischere Scene gab es schwerlich jemals als hier. Er zog den Degen und ich fuhr wüthend nach meinem Säbel um mich zu vertheidigen. Dies machte ihn etwas gelassener. "N'entendez vous pas les coups de canons?" (Hörst du nicht das Kanonenfeuer?) fragte er. "Ei," -- erwiederte ich, "ich habe es lange gehört, aber zum Teufel, wie kann ich mich anziehen. meine Kleider triefen noch von Wasser, ich kann nicht einmal hinein." Er selbst war wie aus dem Wasser gezogen, ließ sich aber bedeuten. Er verließ mich mit der Aeußerung, daß er mir einige Minuten Bedenkzeit lassen wollte, daß es mir aber schlimm ergehen sollte, wenn er mich dann noch hier träfe.
Er hatte sich kaum entfernt, als ich die Thür hinter ihm verschloß und nun im Zimmer eine Haussuchung anzustellen anfing. Einige Wandschränke wurden erbrochen, um Wäsche und Kleider zu finden. Leider war nichts darinne, als eine ungeheure lange rothe Sammetweste, die ich sogleich auf den bloßen Lein zog, in einem Tornister fand ich noch ein Paar halbdurchnässte Pantalons, die ich mit vieler Mühe an die Beine brachte. So weit war mein Anzug vollendet, als heftig an die Thür geschlagen wurde. "Kamerad, Kamerad!" rief eine Stimme beständig dabei. Da das Rufen kläglich klang, so öffnete ich die Thür, und erblickte einen Trainsoldaten, der eine große Speckseite trug. Nie konnte sie mir gelegener kommen. -- "Allons," -- redete ich ihn an, -- "partagons!" -- (Halt, due mußt mit mir theilen.) -- "Ach Herr," -- antwortete der erschrockene Soldat, -- "das versteh ich nicht!" -- "Nun denn, -- fuhr ich fort, "gieb her, wir wollen halbiren." Das war er sehr gern zufrieden, und die Theilung wurde mit dem Säbel bald gemacht. -- "Hast du etwa noch etwas?" fragte ich, da ich so viel guten Willen fand. -- Er deutete mit wichtiger Miene nach dem obersten Stockwerke und ging. Bald kam er mit einer ungeheuern gläsernen Flasche zurück, die mit einer dunkeln Flüssigkeit angefüllt war. Sie war sorgfältig zugebunden und ich risse die Decke hastig ab. Ich tauchte den Finger hinein und kostete. Es war vortrefflicher Kirschbranntwein. Diesen herrlichen Vorrath suchte ich ganz an mich zu ziehen. -- "Pfuy," -- schrie ich, "was willst du mit dem Zeuge, es ist je Schusterschwärze, womit das Leder gefärbt wird, und wo man den Tod davon hat!" -- "Je nun," -- sagte der einfältige Mensch, -- "so lassen wir es stehen, ich mag nichts davon." Zufrieden mit seinem Speck eilte er davon. Ich durchsuchte nun das ganze Haus, um kleinere Flaschen zu finden, die ich denn auch endlich entdeckte. Ich füllte sie sämmtlich mit der angeblichen Schusterschwärze voll und packte die noch auf dem Grunde befindlichen Kirschen in meinen Tornister. Ueber meine sonderbare Kleidung zog ich meinen Kapot und verließ mit meiner Beute das schon brennende Dorf. Aus jeder Tasche ragte eine Flasche hervor und das große Speckstück stand weit aus dem Tornister. Die geräumigen Schubsäcke in der Sammetweste leisteten mit vorzügliche Dienste. Meine groteske Figur hätte verdient gemalt zu werden.
An einem der brennenden Häuser begegnete mir ein Colonel von einem Garde-Tirailleurs Regiment, der mich gewaltig anschnaubte und mir eine lange Lektion zu halten im Begriff war. Da erblickte er die Flaschenhälse, die ihm aus meinen Taschen entgegenstarrten. "Was ist das in den Taschen?" fragte er in einem sanftmüthigen Tone. -- "Es sind einige Flaschen des herrlichsten Branntwein," war die Antwort, und sogleich zog ich eine hervor. Der Colonel ergriff sie begierig und leerte sie in tüchtigen Zügen fast ganz. -- "Une excellente goutte, fourrier!" -- sagte er schmunzelnd, und zeigte mir, da ich ihn fragte), wo ich mein Regiment finden würde? ein großes Quarrée. "Das Regiment tiraillirt so eben!" sagte er und verließ mich sehr freundlich. Jetzt eilte ich mit großen Schritten über Leichenhaufen auf das Quarrée los. Dort fand ich bald das Regiment, welches nicht im Feuer stand. Während ich im Gallopp um das Viereck lief, rannten mir Offiziere nach, die mich meiner Bürde entledigen wollte, gegen die ich mich aber tapfer vertheidigte. Im Laufen schug der Mantel zurück und die rothe Sammetweste schlotterte um die Beine. So übel gelaunt hier alles war, so fingen die Soldaten, wo sie mich erblickten, doch hell auf an, über den possirlichen Aufzug zu lachen. Endlich gelangte ich zu meinem Regimente, wo alles aus vollem Halse schrieb: -- "Voila notre Fourrier!" (da ist unser Fourier.) Die Offiziere eilten auf mich zu und schienen nicht übel Willens, mich wegen meines langen Außenbleibens durchzusuchteln. Jetzt brachte ich meinen köstlichen Vorrath zum Vorscheine und entwaffnete sie augenblicklich damit. Mit offenem Munde sahen sie mich verwundert an. -- "O," -- riefen mehrere, -- "c'est une chose bien acceptable!" (die Sache ist gar nicht zu verachten) und wollten sogleich zugreifen. -- "Nein," -- rief ich gebieterisch, -- "keinen Tropfen, wenn nicht alle Unterofficiere meiner Kompagnie mittrinken sollen!" Diese wurden dann herbeigerufen und ich hatte die Ehre außer ihnen zwei Bataillonschefs, vier Kapitains und zehn Ober- und Unterlieutenants mit Schnaps zu traktiren. Dabei mußte ich die ganze Geschichte zum Besten geben, wie ich zu dem Fund gekommen war. Von meinem Außenbleiben war nicht mehr die Rede, alle Offiziere lachten über das Abentheuer. Einer derselben wurde am Ende meinen Speck gewahr und rief freudig. "Regardez, regardez le sacré fourrier, a-t-aussi du lard!" (Sehen sie, sehen sie einmal, da hat der Tausendelementer vom Fourier auch Speck.) Er war nun ohne Rettung verloren, alles fiele darüber her; ich gab ihn aber nicht eher zum Besten, bis mir jeder Offizier ein Stück Brod gegeben hatte.
Noch tobten die Kanonen in der Ferne nach Pirna hin. Uns gegenüber standen Kosaken, die sich über einen Berg nach Böhmen hineinzogen und verschwanden. Nach und nach verstummte das Geschütz und der Himmel wurde heiterer. Das Quarrée wurde aufgelöst und formirte sich wieder in Bataillons, um nach Böhmen zu folgen. Meine Kompagnie hatte von 203 Mann nach der Schlacht noch 96 Mann übrig. Die Leser mögen übrigens über die Wahrheit des französischen Schlachtberichtes urtheilen, der den französischen Verlust gering angiebt, wenn sie hier aus dem Munde eines glaubwürdigen Augenzeugen erfahren, daß 12 Regimenter Garde Flankeurs fast ganz aufgerieben wurden, von 12 Regimentern Garde Tiraillieurs die Hälfte, von eben so viel Garde Voltigeurs, nicht weniger von der alten Garde, so wie von den Linientruppen ein großer Theil in jenen Tagen geblieben ist.
Meine fernern Schicksale werde ich, da ich bis jetzt der einzige französische Soldat bin, welcher über die schrecklichen Schicksale der französischen Armee in dem verheerenden Feldzuge im Jahr 1813 einige unpartheiische und zuverlässige Auskunft in die Ameise einrücken ließ, in den folgenden Heften treu und gewissenhaft erzählen. Sie sind insofern nicht unwichtig, als sie die Umrisse von dem Zustande erhalten, in welchem sich das ganze französische Heer befand. Geschrieben zu Frankfurt am Main, im März 1815.
Christian Hahn, ehemals Fourier, zuletzt Sergeantmajor bei dem fünften Regiment der Tirailleurs Grenadiers der jungen Garden.
Quellen.[]
↑Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
↑Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahr 1813. Von einem Augenzeugen. Dresden, 1816. in der Arnoldischen Buchhandlung.
↑Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahr 1813. Von einem Augenzeugen. Dresden, 1816. in der Arnoldischen Buchhandlung.
↑Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahr 1813. Von einem Augenzeugen. Dresden, 1816. in der Arnoldischen Buchhandlung.
↑Darstellung der Ereignisse in Dresden, im Jahr 1813. Von einem Augenzeugen. Dresden, 1816. in der Arnoldischen Buchhandlung.
↑Relation der Kriegsereignisse vom 22. bis 30. August 1813 bei Dresden und Kulm. Wien. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staats-Druckerei.