Schlacht von Bergen.[]
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(Expedition der Engländer und Russen in Holland.)
Der Herzog von York landete, wie schon gesagt, mit dem Ueberreste der englischen Truppen am 12., und die ersten Russen am 14ten September, die 2te Division derselben aber erst am 17ten und 18ten September 1799; denn der Aviscutter, welcher sie in der Nord-See einholen sollte, um ihnen den Befehl mitzutheilen, gerade nach dem Helder zuzusegeln, hatte sie verfehlt, und sie kamen nach Yarmouth, wo wieder ein Paar Tage verloren giengen, ehe man nach London um weitere Instructionen geschickt, und die Antwort zurück erwartet hatte. Diese Zögerungen beförderten eben nicht den besten Ausgang der Sache.
Am 19ten September gieng es endlich ein Mal auf den Feind los, aber seit etwa zwei Tagen hatten die Franzosen und Bataver Zeit gehabt, den grössten Theil von Nordholland und vor allem die Schermer und Beemster Polder unter Wasser zu bringen, welches es ihnen erleichterte, sich in einem engen Terrain (mit beiden Flügeln wohl bedeckt,) zwischen den Engländern und den zahlreichen Oranischgesinnten des Landes zu stellen, auch nur diejenigen batavischen Truppen zu gebrauchen, denen sie sich am sichersten anvertrauen zu können glaubten; endlich alle französische Truppen, die im Lande waren, an sich zu ziehen.
Die Angriffs-Disposition der Engländer war folgende: Admiral Mitchel musste sich mit seiner Flotille der westlichen Küste der Zuyder-See nähern, um den Bewegungen des engl. linken Flügels zu folgen und ihn zu unterstützen. Dieser, beinahe 12,000 Mann stark, unter dem General Abercrombie, sollte wirklich längs dieser Küste bis Hoorn avanciren, um den französisch-batavischen rechten Flügel zu bedrohen, und solchen zu zwingen, Nordholland gänzlich zu verlassen, deswegen war der oben gemeldete General am 18. September des Abends schon aus dem Lager abmarschirt. Er fand aber keine Feinde vor sich, nur alle Brücken abgebrochen, auch das Land überall unter Wasser; endlich zwang ihn der unglückliche Ausgang des Angriffes am rechten Flügel sich schnell zurück zu ziehen, nachdem er bis Hoorn vorgerückt war.
Das Centrum der verbundenen Armee, unter persönlicher Anführung des Herzogs von York, 10,000 Mann stark, hatte am 19. September, bei Tages-Anbruch, drei französische Batterien vor Ouden Karspel erobert, 1400 Batavier und 100 Mann Franzosen zu Gefangenen gemacht, auch 14 Kanonen und Haubitzen erbeutet, welche man aus Mangel an Pferde zurücklassen musste, da man gegen 7 Uhr des Abends, wegen der unglücklichen Retraite der Russen, auch die Dörfer von Oudenkarspel und Schorel-Dam verlassen musste, woraus die Franzosen und Batavier am Morgen vertrieben worden waren.
Der rechte Flügel, unter General Hermann, war reichlich 10,000 Mann stark, fast lauter Russen, ausgenommen zwei englische Bataillons, mit 4 Escadrons Reitern zum Soutien, welche sich aber beim ersten Angriff zu weit links zogen, mit den französischen Tirailleurs sich einliessen, gänzlich aus der Direction kamen, und den Truppen, die sie unterstützen sollten, von keinem Nutzen wurden.
Die Russen marschirten schon aus Petten um drei Uhr des Morgens ab; folglich zwei Stunden vor dem übrigen Reste der Armee; die Dunkelheit, und die zu grosse Hitze verursachte, dass ihre beiden Colonnen in einander kamen, und bis Bergen nur eine bildeten. General Hermann, der bei ihnen vorbei ritt, um mit einer kleinen Escorte die Dünen zu recognosciren, gab sich nicht die Mühe, sie aus einander zu bringen, oder konnte es vielleicht nicht zuwege bringen.
Dieser rechte Flügel, nachdem er durch das französische Kartätschenfeuer am ersten etwas gelitten hatte, vertrieb herzhaft die Franzosen aus ihren vordersten Redouten, eroberte mit dem Bajonet die Dörfer Camp, Groet und Schorel, endlich auch Bergen, wo viele Franzosen blieben, und mehrere zu Gefangenen gemachte hernach wieder daraus entwischten.
Hier war General Hermann, wie man aus der Landcharte sehen kann, über eine Stunde, wo nicht zwei, über die Operations-Linie der ganzen Armee vorgerückt; denn das non plus ultra der Engländer war, laut der Disposition, das Dorf Schoreldam; und nun befand sich General Hermann, gegen 9 Uhr des Morgens, nachdem er fast seine ganze Munition verschossen hatte, und seine Leute in ziemlicher Unordnung schon in den Häusern von Bergen herumstreiften, wirklich zwischen drei Feuern; denn die französische leichte Infanterie, welche Bergen vertheidigte, hatte sich einerseits in dem Holze, und andererseits in den Dünen zerstreut; und als eine aus Alkmar, frisch angekommene französische Halbbrigade, mit der Verstärkung von dem rechten Flügel, ankam, warf sich alles von drei Seiten her auf die Russen.
Man hatte dem General Hermann angerathen, mit seinen Leuten eine Stellung in den Dünen rückwärts zu nehmen, welches vermuthlich seine Rettung gewesen wäre, aber er blieb in Bergen, weil, wie er sagte, er den Franzosen entgegen gehen, und sie bis nach Paris *) verfolgen wollte; doch ehe er 2 Bataillons hatte in Ordnung bringen können, wurde er mit solchem Ungestüm angegriffen, dass seine Truppen gänzlich in Verwirrung geriethen, und da er mit einer Fahne in der Hand, die Flüchtlinge vergeblich aufhalten wollte, wurde er mit seinem General-Adjudanten gefangen genommen; dem folgenden im Commando, General Tschertschekoff, wurde ein Arm abgeschossen, und nun gieng es in einer Retirade über Hals und Kopf bis nach Petten zurück, mit einem Verlust für diesen Flügel allein, von 1200 Todten und Blessirten, 1000 Gefangenen, und 10 Feldstücken; denn jedes Regiment hatte deren nur eins bei sich.
Das englische Reserve-Corps, welches nun zuletzt herbei eilte, deckte noch den Rückzug. Die Cavallerie konnte zwar wegen des coupirten Terrains, nicht viel ausrichten; die zwei Regimenter Infanterie aber, vertrieben noch gegen Mittag die Franzosen aus Camp und Groet, welches dieselben schon genommen hatten, wobei sie aber einen Verlust von 3 bis 400 Mann erlitten; der Prinz von Gloucester zeichnete sich bei dieser Gelegenheit ganz vorzüglich aus.
Nicht über 400 Mann hatte das englische Centrum an eben dem Tage verloren; die Franzosen und Bataver litten einen Verlust von 12 bis 1500 Todten oder Blessirten, und eben so vielen Gefangenen. Beide Armeen nahmen Abends nach der Schlacht ihre vorigen Positionen wieder ein. Die Franzosen bewiesen, was sie schon mehrmals gethan hatten, dass ehe ein Tag recht zu Ende ist, sie sich immer von dem ersten Unfall zu erholen, und ihrem Feinde den Sieg aus den Händen zu reissen wissen.
Die Engländer beraubten sich des Vortheils der Truppen ihres linken Flügels, den sie umsonst weit hin detaschirten. Ihr Centrum fand viele künstliche Hindernisse durch Ueberschwemmungen, welchen man hätte zuvor kommen können, wenn man früher zum Angriffe geschritten wäre; und ihr rechter Flügel (nämlich die Russen) wurde gänzlich geschlagen, weil der General, der sie commandirte, nicht nur zwei Stunden zu frühe angegriffen, sondern sich auch beinahe eben so weit über die allgemeine Operations-Linie hinaus (der gegebenen Disposition zuwider) gewagt hatte.
Quellen.[]
- ↑ Historisch-militärisches Handbuch für die Kriegsgeschichte der Jahre 1792 bis 1808. Von A. G. Freiherrn von Gross. Amsterdam, im Verlage des Kunst- und Industrie-Comptoire. 1808.