Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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"Laut vorläufig eingegangenen Nachrichten hat die Armee des Königs bey Auerstädt eine Schlacht verloren; die nähern Umstände sich noch nicht bekannt; doch weiß man, daß Se. Maj. der König und dessen Brüder, Königl. Hoheiten, am Leben und nicht verwundet sind."


Auerstädt.[]

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SectieAuerstaedt

Plan von der Schlacht von Auerstädt.

Auerstädt, ein sächsisches Dorf unweit Naumburg, auf der Straße von da nach Erfurt. Es hat durch die am 14ten October 1806 zwischen der Armee des Königs von Preußen und der französischen vorgefallene Schlacht einen Namen in der Geschichte erhalten, von welcher wir hier eine Skizze geben wollen. Nachdem das große preußische Heer durch ein Zusammentreffen unglücklicher Umstände und falscher Maßregeln so zertheilt worden war, daß ein Theil desselben zwischen Vierzehnheiligen und Jena unter dem Fürsten Hohenlohe, und der andere unter des Herzogs von Braunschweig Oberbefehl bei Auerstädt stand, ohne mit einander in directer Verbindung zu seyn, wurde diese Abtheilung vom Corps des Marschalls Davoust geschlagen, während sie auf dem Wege war, über Naumburg abzumarschiren, um die nun doppelt wichtigen Operationslinien an der Elbe und Oder zu gewinnen, da man die an der Saale bereits verloren hatte. Diese Armee bestand aus drei Divisionen unter Oranien [XX], Wartensleben [XX] und Schmettau [XX] , und zwei Divisionen Reserve unter Kalkreuth [XX] [XX]. Am 13ten Nachmittags traf die Division Schmettau bei Auerstädt und Gernstädt ein. Sie hatte die Bestimmung, die unangreifbaren Defileen von Kösen zu besetzen; doch man nahm, wie zu Allem, auch hierzu sich zu viel Zeit; denn als am 14ten früh die Vorposten bei Hassenhausen ankamen, stießen sie auf die dort bivouacquirende Division Gudin, welche durch einen forcirten Nachtmarsch (vor welchem die preußischen Offiziere sich so fürchteten) den kösener Berg bereits erreicht und besetzt hatte. Der Marsch nach Naumburg sollte nun forcirt werden, oder mit andern Worten, man wollte sich durch die im Wege stehende französische Armee durchschlagen. General Blücher machte daher, indeß die Teten der Infanterie sich entwickelten, mit 25 Escadron Cavallerie und einer reitenden Batterie einen heftigen Angriff, und warf die Franzosen bis hinter Hassenhausen zurück; doch mit einem Male gerieth man in dem undurchdringlichen Nebel, der die ganze weite Landschaft bedeckte, in das französische Artilleriefeuer; die Batterie wurde fast gänzlich demontirt, und man mußte mit dem Verluste der meisten Kanonen wieder retiriren. Jetzt wollte der Herzog von Braunschweig die Armee zur förmlichen Schlacht formiren, um diese, wenn der Nebel gefallen sey, erst zu beginnen. Er wurde aber von Möllendorf und selbst dem Könige überstimmt, die Armee rückte fast im Laufen mitten durch den dicken Nebel gegen das feindliche Kartätschen- und Musketenfeuer vor. Allein in der Dämmerung, die Alles umhüllte, verlor man bald die Concentration; auf sechs verschiedenen Punkten, bei Rehhausen, Hassenhausen, bei Auerstädt, Poppelt, Truchwitz und Gernstädt schlug man sich, bald siegend, bald nicht; man sah weder die Batterien, noch die herangeschlichenen Tirailleurs, welche den unsichtbaren Tod in die Reihen der Preußen jagten. Früh um 9 Uhr ward General Schmettau durch einige Flintenschüsse tödlich verwundet und außer Stand gesetzt, weiter zu commandiren; jetzt stellte sich der Herzog selbst an die Spitze des Grenadierbataillons Hanstein, um Hassenhausen mit Sturm wegzunehmen, da traf ihn eine Musketenkugel, die über dem rechten Auge eindrang; er stürzte vom Pferde; es war der letzte Augenblick, wo er eine preußische Armee sah. Mit seinem Falle war das Heer ohne Anführer; niemand selbst der König nicht, kannte genau seinen entworfenen Operationsplan. Die Unordnung ward so allgemein, daß jeder Regiment- und Bataillonschef nach eigenem Gutdünken vorrückte oder retirirte; selbst ein entschlossener Cavallerieangriff, den Prinz Wilhelm wagen wollte, ward vom Feinde abgeschlagen, und es war eben Mittag, als die Cavallerie durch Auerstädt retirirte. Indeß war dem Marschall Davoust sein Hauptmanöver gelungen, der preußische linke Fügel war durch den Marsch eines französischen Corps um Eckartshausen herum völlig umgangen, und die bis dort vorgedrungene preußische Reserve mußte nun auch um und durch das brennende Auerstädt retiriren. Mitten im Gewühle der Schlacht schlug Blücher dem Könige vor, mit den beiden Reservedivisionen und der ganzen Cavallerie einen entscheidenden Generalangriff zu machen; der König gab seine Genehmigung, nahm sie aber schnell zurück, weil er zuvor durch die Corps von Hohenlohe und Rüchel sich verstärken und dann die Schlacht erneuern wollte. Er wußte nicht, daß beide in jenem Augenblicke ebenfalls verloren waren. Er beschloß daher, nach Weimar zu marschiren, doch schon auf der wickerstädter Höhe sah seine Avantgarde das bei Apolda stehende, über Dornburg hergekommene Corps des Marschalls Bernadotte. Von Weimar also bereits abgeschnitten, mußte der gänzliche Rückzug rechts ab nach dem Harz zu genommen werden. Der König selbst bahnte sich mitten durch die Feinde (er verlor unter sich ein Pferd) einen Weg nach Sömmerda; hier empfing er einen Brief des Kaisers Napoleon, datirt aus Gera vom 12ten October, zugleich aber auch die erschütternde Nachricht von der gänzlichen Niederlage des Fürsten Hohenlohe, welchen an demselben Tage Napoleon selbst bei Jena geschlagen hatte (m. s. Jena). "Es ist also Krieg zwischen uns;" (sagte unter andern Napoleon in jenem Schreiben) "das Bündniß ist gebrochen für immer. Aber warum unsere Unterthanen worden? Ich fürchte die Schlachten nicht. Aber Sire ! Ew. Majestät werden besiegt, die Ruhe Ihrer Tage, die Existenz Ihrer Unterthanen werden Sie Preis geben, ohne den Schatten eines Vorwandes. Noch ist Alles unangetastet; noch können Sie auf eine Ihrem Range angemessene Art mir mir unterhandeln, nach einem Monate werden Sie es in einer andern Lage. Endigen Sie den kaum begonnenen Krieg, oder Sie werden über Ihr Volk ein Unglück bringen, das Ihr ganzes übriges Leben nicht wird heilen können"u. s. w. Warum das Schicksal wollte, daß dieser Brief, dessen Ueberbringer am 13ten Oct. Nachmittags beim Fürsten Hohenlohe eintraf, so spät in der Königs Händen kommen mußte? und ob er die Lage der Dinge geändert haben würde? dies sind Fragen, die sich nicht beantworten lassen. In der Predigerwohnung zu Sömmerda beantwortete Friedrich Wilhelm III. Napoleons Brief und schlug einen Waffenstillstand vor; doch der Sieger war nicht dazu zu bewegen, und nun ging der König eiligst mit Kalkreuth und etwa 12,000 Mann über die Oder, um dort eine neue Armee aufzustellen, und mit den langsam heranwogenden russischen Massen zur Fortsetzung des furchtbaren Kampfes sich zu vereinigen.


Die Schlacht bei Auerstedt.[]

[2]

Der Tag von Jena und Auerstedt, so furchtbar in seinen Folgen, ist uns nach seinen Ursachen noch gänzlich unbekannt. Die französischen Bulletins machen uns mehr mit den Resultaten desselben, als mit der Art und Weise bekannt, wie diese herbeigeführt werden konnte. Einzelne Aufsätze findet man wohl in deutschen Journalen, besonders in der Allgemeinen Zeitung, aber sie handeln blos von den Ereignissen, die vor und nach der Schlacht statt hatten, und rühren nicht von Militärpersonen her. Mehrere Plane sind zwar erschienen, aber auch die denselben angehängten Erklärungen hellen das dunkle dieser schrecklichen Begebenheit nur wenig auf. Es war uns daher nicht wenig angenehm, in einer uns dieser Tage zu Gesicht gekommenen kleinen Brochüre *) einige Details zu finden, die man füglich als die ersten authentischen Berichte von preußischer Seite betrachten kann. Diese Schrift trägt das Gepräge der Wahrheit und Unpartheilichkeit an sich, und der Verfasser derselben muß, vermöge der Stelle, die er in der Armee bekleidet zu haben scheint, Gelegenheit gehabt haben, besser unterrichtet zu werden, als ein Officier, der blos in der Linie ficht. Da solche Brochüren nur selten zur allgemeinen Kenntniß kommen, glauben wir unsern Lesern einen kleinen Auszug aus dieser, die Schlacht selbst betreffend, liefern zu dürfen.

*) Bemerkungen und Beschreibungen der Schlacht bei Auerstedt ohnweit Jena, von einem Augenzeugen.

"Den 12ten stand die Armee ruhig im Lager bei Weimar, indem der Fürst von Hohenlohe zwischen Jena und Dornburg in fast beständigem Feuer stand. Der Herzog erhielt indessen die Nachricht: ein feindliches Corps habe sich auf das andere Ufer der Saale durchgeschlichen, und das große Magazin bei Naumburg, ganz im Rücken der Armee angezündet. Man sagt, der Herzog habe zuerst diese Nachricht nicht glauben wollen, und nur erst bei der bestimmten Gewißheit den Befehle ertheilt, den 13ten Nachmittags nach Auerstedt, wohin das preußische Hauptquartier verlegt wurde, zu marschiren. Die Truppen kamen größtentheils spät in der Nacht bei Auerstedt an, wo sich der müde Soldat ohne Lebensmittel, wenig Brodt und Wasser ausgenommen, ohne Zelte auf den kalten feuchten Boden an die Wachfeuer legte, und in ernster, aber keineswegs muthloser Stimmung, dem werdenden Morgen entgegen sah, der so vielen seiner Brüder der letzte seyn sollte. Noch in der Nacht ließ der Herzog von Braunschweig, die Generale und deren Adjudanten ins Hauptquartier kommen, wo ihnen angezeigt wurde: es wäre authentisch, daß die Brücke bei Keren über die Saale durch einige französische Artillerie und Truppen besetzt sey; die Armee des Königs solle daher, in ihren drei Divisions links abmarschirt, ihre Marschdirection nach Naumburg zu nehmen, die Brücke selbst würde man durch die Schützen mehrerer Regimenter forciren lassen. Dies war ungefähr, etwas mehr oder weniger, die ganze Disposition zu der denkwürdigsten und blutigsten Schlacht, welche man seit 100 Jahren lieferte, und welche, aufs geringste gerechnet, das Schicksal des ganzen Feldzugs bestimmte. Der König, dessen ahndungsvoller Busen den glücklichen Erwartungen des Herzogs wohl nicht so von ganzer Seele beitrat, der es nicht so recht glauben wollte, wie man ihm dich versicherte: daß er den andern Morgen, ein französisches Armeecorps, von der Hauptarmee zu weit getrennt, das Gewehr strecken sehen würde, wünschte einen gefangenen Franzosen selbst zu sprechen. Ein Officier der Cavallerie war so glücklich, noch in der Nacht einen Chasseur einzufangen, welcher eingestand: daß die französische Avantgarde bis Naumburg angekommen, die Stadt gebrandschatzt und das Magazin verbrannt habe; die Stärke des Corps könne 22000 Mann seyn: ausserdem aber wären 16 Cavallerie-Regimenter unter dem Prinzen Mürat in Eilmärschen angekommen, auch sey die Hauptarmee und die Reserve im Anzuge. Diese Aussage welche nicht so ganz unwahrscheinlich schien, veranlaßte denn die Abänderung im Befehl: daß man gleich zu Anfang die Cavallerie und reitende Artillerie vornehmen wolle, und die französische Reiterei, welche man sehr abgemattet glaubte, gleich über den Haufen zu werfen und in die Saale zurück zu schmeißen, wenn sie etwa die Kühnheit gehabt haben sollte vorzurücken. Daß die französische Hauptmacht auch indessen herangerückt seyn könne, und man alsdann ein sehr schweres Spiel, besonders bei der einmal gegebenen Disposition haben müsse, wurde als etwas, das nicht zu glauben sey, vom preußischen Feldherrn verworfen."

Der Morgen grauete indessen heran, aber ein dichter Nebel bedeckte noch immer die Gegend, so daß man nur auf einige Schritte uuterscheiden konnte, ob man Truppen vor sich habe oder nicht. Die Wachtfeuer erloschen nach und nach, und der Soldat, wenig gestärkt durch diese kurze Erholung, wo ihm die nothwendigsten Bedürfnisse des Lebens fehlten, erwachte von unruhigem Schlummer, um vielleicht auf derselben Stelle, in wenigen Stunden zum festeren Schlaf, wo kein Kanonendonner mehr stört, überzugehen. Stille, das Geräusch der Waffen abgerechnet, traten die Truppen zusammen, und formirten ihre Colonnen, so gut es sich thun ließ, in gespannter Erwartung der Dinge die da kommen würden, von dem festen Vorsatz beseelt, durch die größte Anstrengung der noch übrigen Kräfte, das gegenwärtige Elend zu enden. Indem fallen einige Schüsse bei der Avantgarde, und der Herzog von Braunschweig befiehlt sogleich: reitende Artillerie vor; worauf denn auch eine Batterie, von einem Cavallerie-Regimente unterstützt, an die feindliche Linie, welche durch den Nebel versteckt, für Infanterie gehalten wird, heranrückt. Kaum ist die Batterie aufgefahren, so wird auch gleich eine Menge Reiter durch ein nahes Kartätschenfeuer zu Boden gestreckt, es entsteht Unordnung, die Leute weichen zurück, und die Batterie fällt in die Hände der Feinde. Der Herzog läßt immer neue Cavallerie und reitende Artillerie an die Stelle der geschlagenen rücken, welche in kürzerer oder längerer Zeit das Schlachtfeld verläßt. Vergebens wagt der König sein Leben, wie ein gemeiner Reiter; sein Pferd wird unter ihm erschossen, er besteigt ein neues und reitet der herbeieilenden Infanterie entgegen, um durch ihre Waffen das zu erzwingen, was der Cavallerie unmöglich gewesen war, und man nie hätte von ihr verlangen sollen. Die Infanterie rückte jetzt der Disposition gemäß, in 3 Divisionen links abmarschirt, heran. Der Weg führt sie längs der Chaussee, welche von Naumburg über Auerstedt nach Weimar geht, und ist jetzt mit reitender Artillerie und Cavallerie bedeckt, die in unordentlichen Haufen das Schlachtfeld verläßt. Eine Menge Adjudanten kommen herangesprengt und bringen den Befehl zur größten Eile, so daß die schwer bepackten, schon so ermatteten Soldaten die steilen Höhen bei Auerstädt im starken Trabe erklimmen müssen. Fast ganz erschöpft kommen sie auf dem Plateau der Berge an, wo sie gleich ein heftiges Kartätsch- und kleines Gewehrfeuer empfängt, welches letztere dem Wirbel einer Trommel ähnlich klingt. Demohngeachtet formiren sich die Truppen, so gut es sich thun läßt, und rücken muthig dem Feinde entgegen, mehrere ohne ihre Bataillonsstücke, die der steilen Abdachung wegen, den so sehr eilenden Truppen nicht hatten folgen können. Von Preußen und Franzosen wurden viele verwundet und getödtet, unter den erstern befand sich fast gleich zu Anfang der Herzog von Braunschweig, der ganz mit Blut bedeckt, aus dem Schlachtfelde getragen werden mußte, und dessen schrecklicher Anblick den heranrückenden Truppen das traurige Ende des blutigen Tages ahnden ließ. Wenn man auch nicht umhin kann, dem Herzoge einen Theil des schlechten Erfolges an diesem Tage beizumessen, so wird doch gewiß die härteste Brust von Mitleid bewegt, wenn sie sich des Feldherrn ganze traurige Lage recht lebhaft vorstellt, der im 72ste Jahre allen seinen Ruhm und ein Auge verliert. Mehrere Generale wurden erschossen oder verwundet, selbst der König mit unveränderlichem Heldenmuthe überall gegenwärtig, erhielt eine leichte Wunde, verläßt aber auch dann das Schlachtfeld nicht; ist aber doch ohne Gehülfen, allein nicht im Stande die Ordnung zu erhalten. Alle drei Divisions hatten nun nach einander das Schicksal der Reiterei, und verließen zwar in großer Unordnung, aber ohne zu laufen, das Schlachtfeld, dessen Behauptung sie von 7 Uhr Morgens, bis 4 Uhr Nachmittags durch beständige Angriffe zu erzwingen gesucht hatten. Eine Menge Todte und Blessirte bezeichneten das Schlachtfeld in weiter Ausdehnung, auch fiel den Franzosen eine große Anzahl Geschütz in die Hände, welches die Preußen aus Mangel an Pferden mußten stehen lassen. Die Reserve, bestehend aus den Garden, dem Regimente des Königs, und einige Grenadier-Bataillone deckten den Rückzug der geschlagenen Truppen, die sich ohne bestimmten Plan, in großen Schaaren, aus allen Truppenarten und Regimentern gemischt, nach Erfurt und nach Magdeburg zogen; wovon noch ein großer Theil in der erst genannten Stadt gefangen genommen wurde, unter welchen sich der Prinz von Oranien und der alte Feldmarschall Möllendorf befanden. Um das Unglück des Tages vollkommen zu machen, so wurde der Fürst von Hohenlohe und der General von Rüchell auf eine gleich schreckliche Art zersprengt; so daß nun in Sachsen keine Armee mehr den Franzosen die Spitze bieten konnte, und dies arme Land, welches sich seit dem siebenjährigen Kriege unverändert an Preußen anschloß, der Willkühr des Feindes Preis gegeben werden mußte, der nun unaufhaltsam in die Erbstaaten Friedrich Wilhelms eindrang."

"So endigte sich der 14ten October, der unglücklichste Tag in der Geschichte der preußischen Monarchie; und wenn an den blutigen Tagen bei Hochkirch und Kunnersdorf auch gleich die Lage Friedrichs II. sehr mißlich war, so hatte er doch noch immer ansehnlichen Armeen zu gebieten, und Feldherrn gegen sich, die mit dem Kaiser Napoleon, auch wenn er nicht die großen kriegerischen Talente besäße, schon wegen des uneingeschränkten Oberbefehls, keine Vergleichung aushalten. Die Feldzüge von 1800, 1805 und 1806 werden wegen der außerordentlichen Begebenheiten, die in so außerordentlich kurzer Zeit ausdeführt wurden, als ein Wunder von der Nachwelt angestaunt werden; da die jetzige Generation, durch eine Menge erstaunungswürdiger Vorfälle, welche die letzten 18 Jahre herbeiführten, schon als betäubt anzusehen ist."

Der Verfasser fügt nun einige Bemerkungen über die Ursachen hinzu, welche das Unglück dieses Tages bewirkt haben, und diese zeugen von vieler Kenntniß, sowohl in Hinsicht des Terrains, als auch der militairischen Anordnungen überhaupt. Nur irrt er in der Angabe, daß das Corps wovon hier die Rede ist, es mit der Hauptmacht der Franzosen zu thun gehabt habe, da wie bekannt nur das Corps unter dem Marschall Davoust in der Gegend von Naumburg aufgestellt war. Folgende Stellen verdienen noch besonders bemerkt zu werden.

"Was die Gefechte am 14ten betrifft, so kann der Verfasser, welcher bei Auerstedt focht, auch nur über die dortigen Ereignisse seine Bemerkungen machen; und da sieht er sich denn genöthigt, und mit ihm gewiß jeder Officier von nur einigen militärischen Kenntnissen, seine höchste Verwunderung über die ganze Art und Weise, nach der man verfuhr, an den Tag zu legen. Der alte Fürst Leopold von Dessau, der in einer Zeit lebte, wo die Kriegskunst noch sehr einfach war, würde gewiß nicht eine auf Höhen stehende Infanterie, von einer gut bedienten sehr zahlreichen Artillerie unterstützt, mit Cavallerie in der Fronte angegriffen haben. Die Geschichte fast aller Kriege, und auch besonders des so berühmten siebenjährigen, haben hinreichend bewiesen, daß keine Cavallerie, und wenn auch ein Seidlitz an ihrer Spitze wäre, ein gut angebrachtes Kartätschenfeuer aushält, besonders wenn sie in eine gut gestellte unverzagte Infanterie einhauen soll. Die preußische Reiterei wurde in der Schlacht bei Lowositz, nachdem sie die österreichische Cavallerie geworfen, durch das Artilleriefeuer zum Zurückzuge genöthigt, und bei Kunnersdorf versuchte Seidlitz vergebens, durch den in die Hitze gegebenen Befehl seines Königs aufgefordert, die russischen Batterien zu stürmen. Es ist zwar bekannt, daß es der Reiterei öfters gelungen, Batterien wegzunehmen, aber alsdann war man gewiß im Stande sie von der Seite anzugreifen, indem die Bedeckung zu weit entfernt oder so postirt war, daß man diese in der Flanke angreifen und die Batterien umgehen konnte, wie in der Schlacht bei Freiberg."

"Die Truppen," heißt es ferner, "besonders die Cavallerie, hatten den Nachtheil, daß wenn sie in einer Unordnung die steile Abdachung passirt hatten, so sich gewissermaßen im Kartätsch- und kleinen Gewehrfeuer formiren mußten; auch war die Artillerie genöthigt erst im Kartätschenfeuer abzuprotzen, durch welche Unbequemlichkeit gleich eine Menge Pferde getödtet oder verwundet wurden, so daß man die Kanonen nachher bei der Retirade mußte stehen lassen."

"Der Soldat ist ein Mensch," fügt der Verfasser hinzu, "und als solcher ein halbes Thier, welches Essen und Trinken braucht, wenn es bestehen soll; und keinesweges eine bloße Schießmaschiene, der man nur zu gebieten braucht, um alle Befehle sogleich erfüllt zu sehen. Jeder Fuhrmann der eine Reise macht, giebt seinem Pferde wegen der grössern Anstrengung, auch stärkeres Futter; und der Soldat, von welchem man so viel verlangt, der so ermüdende Märsche zu machen, der so viel zu tragen hat, auf dessen muthige Stimmung so viel ankommt, wird so elend gespeist! -- Das von Natur träge Blut der preußischen Völker, welches selten einen regen Enthusiasmus hervorbringt, mußte durch den Mange an Lebensmitteln und besonders der Spirituosa, eine große Kälte des Geistes hervorbringen. Feldherrn die zugleich Menschenkenner waren, und besonders die Teutschen kannten, welche von jeher als starke Esser bekannt gewesen sind, ließen, wenn sie Truppen dieser Nation befehligten, wo möglich nie einen Mangel an Lebensmitteln entstehen. Aber bei dem preußischen Heere hatte man diese Sorgfalt nicht beobachtet. Schon beim Durchmarsch durch Sachsen wurde der Soldat nur sehr mäßig gespeist, im Lager bei Weimar fand er nichts als Commißbrodt und Wasser, und in der traurigen Nacht vor dem 14ten wurde auch das Brodt schon eine Seltenheit. In dem Lande, welches unsere Truppen vertheidigen mußten, wo die Franzosen ihnen gegenüber Schmausereien hielten, konnten jene kaum ihren nothdürftigen Unterhalt bekommen. Der Soldat, welcher alles thut, wenn man für ihn sorgt, aber auch bald murrt, wenn es ihm schlecht geht, überließ sich hie und da einigen Ausschweifnngen, und nahm von den Einwohnern der Dörfer mit Gewalt Lebensmittel, wobei denn der Officier, um nur in etwas die gute Stimmung der Leute zu erhalten, blind war, und sich nur begnügte, die armen Einwohner vor eigentlichen Mißhandlungen zu schützen. Der König, dessen gütige Sorgfalt nie zu verkennen war, hatte befohlen, alle mögliche Bedürfnisse anzuschaffen, welche des hohen Preises des Einkaufs ohngeachtet, dem gemeinen Mann zu sehr billigen Preisen wieder verkauft werden sollten; aber warum ward dieser Befehl nicht erfüllt? -- Es ist wahr, daß man der Armee bei Weimar ein Geschenk mit Branntewein machte, aber dies war blos als ein Tropfen auf einen glühenden Stein anzusehen, auch sollten die Regimenter Ochsen erhalten, doch auch diese kamen zu spät; und der Soldat lebte damals am schlechtesten, als er hätte am besten leben müssen."


Beiträge zur Geschichte des Treffens bei Auerstädt oder Haßenhausen.[]

[3]

Die Schlachten vom 14. Oktober haben für ganz Teutschland, ja man darf ohne Uebertreibung sagen, für ganz Europa ein so großes Interesse, daß eine mühsame Aussuchung und Erörterung der einzelnen Vorfallenheiten dieses Tages, auch abgesehn von dem Vortheil, der für die militairische Bildung daraus zu ziehen sein dürfte, nicht unter die unverdienstlichen und nutzlosen Bestrebungen gehört. Vornämlich haben wir zur Zeit über das Treffen bei Haßenhausen noch sehr unvollkommne und verworrene Nachrichten. Was der Leser in diesen Zeilen lesen wird, enthält nichts als eine Sammlung einzelner Daten, welche der Einsender theils Gelegenheit hatte, auf einer gelegentlichen Reise über den Wahlplatz selbst, von den dortigen Eingebornen zu erfragen, theils aus den Erzählungen einzelner Officiere von beiden Armeen abstahirt hat. So gewiß das Urtheil und die Erzählung gebildeter Militairs, welche dem Gefechte persönlich beigewohnt haben, vor allen andern den Vorzug verdient, so scheint doch auch die Erzählung und Ansicht, selbst ganz ungebildeter Personen, welche die Ereignisse von einem ruhigen Puncte überschauen konnten, ohne selbst mit in die Handlung verwickelt zu seyn, nicht ganz zu verwerfen und zu übergehen zu seyn. Haben solche Menschen gleich nicht den Ueberblick und die Kenntniß, die bedeutenderen Umstände vor den minderwichtigen herauszuheben, und bei der Beobachtung grade den Gegenständen eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken, welche militairisch und historisch interessant sind, -- fällt es ihnen gleich schwer, die an sie gerichteten Fragen durchaus zu verstehn, -- und darauf eine bestimmte und genügende Antwort zu geben, so dienen dennoch ihre, durch vorhereingesogne Vorurtheile des Studiums und der Praxis nicht verderbten, und durch eine eigenthümliche (von denen der beiden Partheien durchaus verschiedene) Art der Partheilichkeit ausgestatteten Erzählungen, dem verständigen und aufmerksamen Nachforscher eine Aufforderung zu manchen sonst unterlassenen Untersuchungen, und geben nicht selten Gele_enheit zu ganz interessanten Aufschlüssen über bisher verworren und dunkel gewesene Darstellungen. Das es übrigens kein leichtes Geschäft sei, aus den an Ort und Stelle gesammelten Nachrichten, nicht etwa ein Ganzes, sondern nur etwas Zusammenhangendes herauszuhören, und daß ein ganz eignes Talent dazu gehöre, sich in die Ansichten und Vorstellungsweisen gemeiner Leute hineinzudenken, sie zu verstehen, und sich ihnen verständlich zu machen, wird Jeder eingestehn, der jemals einen Versuch dieser Art gemacht hat. Am besten fährt man, wenn man so wenig frägt als möglich, und statt dessen die Leute dahin bringt, eine und dieselbe Sache mehr als einmal in verschiedenen Erzählungen zu berühren. Es hält oft sehr schwer, sie nur zum Erzählen und Vonsichgeben dessen zu vermögen, was sie wissen, weil die Furcht mißbraucht oder verspottet zu werden, ihnen den Mund schließt. Vor allen Dingen darf man die Frage nicht so stellen, daß schon die Antwort darinnen liegt, und sie nur ein Ja oder Nein zu erwiedern haben. Eben so wenig nutzt das Konfrontiren und gemeinschaftliche Abhören von mehrern Personen. Sie werden alsdann entweder eigensinnig, oder eine Art von Wohlerzogenheit verbietet ihnen, ihre eigne bereits geäußerte Meinung gegen die anders klingende ihres Nachbars oder Gevatters geltend zu machen. Am wenigsten, glaubt der Einsender bemerkt zu haben, erfährt man von Landpfarrern und Schulleuten. Eine ihnen anklebende Furchsamkeit hat sie verhindert, die Sache mit eignen Augen anzusehn; auch sind sie bei weitem mehr befangen, und bemüht der Erzählung einen gewissen Anstrich und Anstand zu geben. Es ist ihnen so behaglich, mit einer oft unerträglichen Weitschweifigkeit, von den Dingen abzulenken, die man eigentlich wissen will, und den Fluß ihrer Beredsamkeit über die Greuel und Verwüstungsszenen auszugießen, die der Krieg über ihre friedlichen Kirchsprengel herbeigeführt habe, über den Balsam, den sie in verwundete Herzen und Glieder geträufelt, und wie ihre Bitten und Ermahnungen oft ersprießlich, ofß fruchtlos gewesen. Durch die sehr gewöhnliche Antwort: "Ach, theurer Freund, recht viel weiß ich davon; sechs Wochen lang konnte ich mit Ihnen über diesen Gegenstand schwatzen!" schlagen sie die geheimen Wünsche des ungeduldigen Fragers, der es wegen der Eil der Reise und Besichtigung höchstrns auf so viel Minuten abgesehn hatte, gleich beim ersten Willkomm gar kläglich zu Boden. -- Doch ich begegne den Wünschen des Lesers und beginne die Erzählung, nachdem zuvor noch bemerkt worden, daß der Erzähler keine von den bereits gedruckten Nachrichten über das Treffen von Haßenhausen gelesen und benutzt hat, und daß mithin alle hier aufgeführten und mit den bereits bekannten Erzählungen übereinstimmenden Umstände keinesweges aus ihnen entlehnt, sondern als eine aus andern Quellen geschöpfte Bestätigung zu betrachten sind.

Am 12. Oktober kamen die ersten Franzosen, acht Reuter an der Zahl, in Naumburg hineingesprengt. Einige, aus den Gefechten von Saalfeld und Schlaitz hieher geflüchtete Versprengte, von den Regimentern Zweifel und Kurfürst, angeführt (oder angereizt) von einem preußischen Magazinkommissair, gaben Feuer auf sie, und schossen zwei derselben von den Pferden. Kurz darauf erschienen 20 Pferde, und endlich zwei Regimenter Chaßeurs à Cheval. Ein preußischer Pontonierhauptmann, der sich mit 60 Pontons in der Stadt befand, retirirte über die, bei der sogenannten nackten Henne geschlagene Saal-Schiffbrücke, begnügte sich, einige Bretter in derselben aufreißen zu lassen, und begab sich auf die schleunigste Flucht. Bei etwas mehr Kontenanze hätte er völlige Zeit gehabt, durch die bei sich habende, zwar nur geringe Bedeckung, die Schiffbrücke abwerfen zu lassen, uns seine ganze Kolonne zu retten. So aber wurde der unbedeutende Riß in wenigen Minuten hergestellt, und 17 Pontons geriethen in die Hände des Feindes. Noch an demselben Tage (andre sagen, erst am 13.) wurde Freiburg und die dasige Unstruthbrücke von den Franzosen besetzt. Am 13. Morgens wurde die ganze Gegend um Naumburg militairisch besichtigt, doch erst am Nachmittag die Rekogniszirung über die Kösener-Brücke hinausgeschoben, weil man durchaus nicht glauben wollte, daß der Kösener-Berg unbesetzt sei. Schon am 12. Abends, war eine 6 Mann starke Chaßeurpatroulle in Neukösen beschäftigt, die Pferde von einigen Fuhrmannswägen auszuspannen. Ein Mann im grauen Rock kam eilig den Berg herab, und sagte dem kommandirenden Unteroffizier einige Worte ins Ohr. Sogleich ward alles im Stich gelassen, und aufs schleunigste davon gesprengt.

Am 13. Morgens um 7 Uhr wurde mit großer Behutsamkeit die Kösener-Chaußee besetzt, und immer allmählig mit kleinen Pausen ein Posten vor dem andern hinaufgeschoben. Nachmittags kamen 60 Mann ohne Gewehre zum Plündern nach Kosen. Der dort kommandirende Chaßeuroffizier ließ sie mit Musketenschüssen verjagen. Um 5 Uhr Abends stand ein Kavallerie-Piket oben an den Weinbergen, und sobald es finster geworden, rückte ein Infanterie-Piket an die diebischen Hölzer.

Die Preußen hatten unterdeßen den Abmarsch von Weimar begonnen, und die Dörfer Poppel und Gernstedt wurden von ihren Husaren besetzt. Man erzählt, der Marschall Davoust, der nur von einigen Pferden begleitet, durch Haßenhausen rekognosziren geritten, sei in Gefahr gewesen, von ihnen gefangen zu werden. Um 3 Uhr Nachts, kam ein französische Patroulle von etwa 100 Pferden nach Haßenhausen. Sie gaben sich daselbst für Preußen aus, und kehrten nach mancherlei Nachforschungen über Poppel, Bendorf und Spielberg nach Kösen zurück. Die Preußischen Husaren (so erzählen die Hauswirthe von Poppel) steckten während dem in den Häusern und tranken Kaffee. Einige Bauerknechte wurden statt ihrer einstweilen als Schildwachen vor das Dorf gestellt. -- Die Haßenhäuser Bauern schickten eine Deputation nach Auerstädt ins preußische Lager, und baten um Besetzung ihres Dorfs, weil mehrere französische Trupps darinnen gewesen und geplündert hätten. Der General Graf Wartensleben gab ihnen zur Antwort: "Sie sollten nur Feuer vor dem Dorfe anzünden, dann würden die Franzosen schon wegbleiben; und kämen sie dennoch, und stellten sie etwa zur Rede, so sollten sie zu ihrer Entschuldigung anführen, es sei so im Gebrauch, um das Wild aus den Saatfeldern fortzuscheuchen. Heut könne man ihnen nicht helfen, morgen aber komme die ganze Armee."

Gleich nach Ankunft der Division Schmettau auf dem Abhange zwischen Gernstedt und Auerstädt, kam plötzlich der Lerm: auf dem Schloßberge von Eckardsberge sammle sich ein beträchtlicher Franzosentrupp. Das Regiment Alvensleben mußte darauf sogleich ausrücken und erhielt den Befehl, den Feind herunterzuwerfen. Es wurden die nöthigen Instruktions ertheilt, und im geschwinden Schritt formlich avanzirt. Als man aber näher kam, wies es sich aus, daß man einen Haufen neugieriger Bürger und Bauern für Franzosen angesehn. -- Das Regiment rückte wieder in die Linie ein. Es wurden die gewöhnlichen Kommando's ausgeschickt um aus dem Auerstädter Holze Brennmaterialien zu holen, aber aller Lerm, selbst lautes Sprechen dabei streng untersagt, weil man dem wahrscheinlich nahen Feinde seine Anwesenheit geheim halten wolle. Nichts desto weniger loderten wenige Augenblicke darauf von der ganzen Lagerlinie auf beiden Seiten des Emsenbachs die Lagerfeuer listig gen Himmel, so daß man meilenweit die einzelnen Bataillone bequem überzählen konnte.

Um 5 Uhr Abends hatten sich die ersten preußischen Patroullen in der Gegend von Eckarosberge gezeigt. In der Nacht vom 13ten zum 14ten giengen Patroullen von Küraßiren und Dragonern über Gosnitz nach Heßler vor, und traten am folgenden Morgen 6½ Uhr am Auerstädter Holz wieder ein, bis wohin sie von einem starken Trupp feindlicher Kavallerie verfolgt worden waren.

Die Desertion war im preußischen Lager während der Nacht ziemlich stark. Bei manchen Compagnien fehlten zufolge der Frührapporte drei Mann. –

Das Korps des Marschall Davoust brach in der Nacht aus dem Lager bei Flemmingen und Priesnitz auf. Die Kavallerie gieng theils über Kukulau und Kösen, theils -- so wie auch eine bedeutende Menge Geschütz, über die Saal-Schiffbrücke und über die Unstruth bei Freiburg. Zwischen fünf und sechs Uhr wurden Boten aus Kösen geholt, welche die Kavallerie führen mußte; die Infanterie folgte, und gleich darauf nahm das Feuer seinen Anfang. -- Bei Tagesanbruch lagen schon Todte in dem Holze bei der Emsenmühle und die französischen Tivailleure scharmutzirten längst dem ganzen Bache, der von Spielberg nach dieser Mühle fließt, mit den preußischen Scharfschützen. Die preußischen Divisionen setzten sich links abmarschirt in Bewegung. Die Infanterie von der vordersten Division Schmettau paßirte den Bach auf den Brücken bei Poppel und Tauchwitz, und entfaltete sich jenseits, links von der Chaußee. Die Kavallerie ward vorgeschickt, um den Aufmarsch zu decken. Von den Regimentern des linken Flügels blieben mehrere Pferde beim Uebergange über den Bach im Sumpfe stecken, und wurden nur mit Mühe durch die Hülfe der Bauern herausgeschafft.

Bei Haßenhausen erschien um 5 Uhr eine Eskadron französischer Kavallerie, dann zwei Eskadrons, und darauf folgte ein ganzes Regiment. Sie giengen auf der Chaußee vorwärts, kamen aber nach einer kurzen Pause sehr eilig wiederum zurück. Das preußische Dragonerregiment der Königin, eine reitende Batterie in ihrer Mitte, folgte ihnen auf dem Fuße. Die Batterie war kaum, etwa 200 Schritte über das Dorf hinaus, links von der Chaußee, aufgefahren, als sie bereits von den Dragonern verlassen, und vom Feinde genommen ward. Einige sagen, sie sei in dem Nebel, der um diese Zeit gar keine Umsicht erlaubte, beim Auffahren mitten in ein feindliches Kavallerieregiment gerathen; dagegen aber streitet die Erzählung der Landleute: daß mehrere Kanonen von derselben demontirt gewesen, und eine Menge todter Artilleriepferde daneben gelegen hätten. Ein junger Kornet des Dragonerregiments erzählte den Vorgang sehr naiv auf folgende Weise: Unser Regiment *) war nur acht Eskadrons stark, und wie wir über das Dorf hinauskamen, trafen wir auf feindliche Artillerie und Infanterie. Dagegen konnten wir nun doch nichts ausrichten, und mußten daher wohl umkehren. Ganz anders betrug sich das Dragonerregiment Irrwing, welches zu seiner Rechten vorgegangen war. In der Gegend der Postsäule, (auf der alten Poststraße) stand ein französisches Bataillon. Das preußische Dragonerregiment rückte ihm entgegen ohne sich durch das Tirailleurfeuer schrecken zu lassen, daß ihm sehr bedeutenden Schaden zufügte; die Franzosen formirten ein Viereck, aber die braven Dragoner hieben in sie ein, ruinirten fast das ganze Bataillon und tödteten den französischen General, der sich in ihrer Mitte befand, und der noch auf dersejben Stelle eingescharrt liegt. Eben so hat man eine französische Batterie, welche auf dem linken Flügel aufgefahren war, vor einigen Trupps preußischer Küraßiere, welche von den Landleuten (wahrscheinlich irrigerweise) unter dem Namen gelber Reuter von Schleinitz, erwähnt werden, längs dem Stifts- oder Aebtißinnen-Holze in die Steinbrüche hinab, die Flucht ergreifen gesehn. Einzelne von diesen Küraßieren sollen bis an das Richtersche Holz und das diebische Thal vorgesprengt seyn. -- Späterhin wurde das Leib-Karabiner- und Leib-Küraßierregiment, vorgeblich durch den General Blücher und ihren Brigadier, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, gegen ein französisches Quarree angeführt. Allein die kehrten jedesmal um, ehe sie herangekommen; daher sie die Salven in den Rücken bekamen, und dadurch einen ungleich größern Verlust erlittern, als wenn sie sich entschlossen in die Bajonetter gestürzt hätten. Beim dritten vergeblichen Versuche ward dem Prinzen Wilhelm das Pferd erschossen, und das Karabinerregiment war kaum so lange zum Standhalten zu bringen, als einige Offiziere desselben Zeit gebrauchten, dem Wilhelm von PreußenPrinzen Wilhelm aufzuhelfen, und der Gefangenschaft zu entreißen. -- Trotz aller angewandten Mühe hat der Einsender nicht genau ausmitteln können, wo und wann diese verunglückten Kavallerie-Angriffe vorgefallen seyn mögen, denn die Einwohner sind darüber in völliger Unwissenheit, doch scheint es auf dem rechten preußischen Flügel zwischen 10 und 11 Uhr statt gehabt zu haben. Wenigstens hat sich bald nach dieser Zeit eine große Menge preußischer Küraßiere mit blauen Aufschlägen über die Anhänge des Saal-Thals bei Großheringen, und bei Sonnendorf geflüchtet, die eine so steile Abdachung haben, daß sie Fußgängern aus flachen Gegenden, wie Holstein oder die Lüneburger Heide ist, schon sehr beschwerlich fallen, und man kaum begreift wie nicht ein großer Theil mit seinen des Kletterns ungewohnten Pferden, die Hälse gebrochen hat.

*) Der preußischen Stammliste zufolge besteht dieses Regiment aus 10 Eskadrons, und ist das nämliche, welches unter dem Namen Anspach-Baireuth im zweiten schlesischen Kriege bei dem Ueberfall von Hohenfriedberg sich muthig in den Feind stürzte, und 70 Fahnen eroberte. Es behielt diesen Namen bei, bis es kurz vor dem Ausbruch des jetzigen Krieges, auf Veranlassung seines Chefs, des Generals der Kavallerie Grafen Kalkreuth, umgetauft worden seyn soll.

Wie kehren jetzt wieder zu dem Anfange des Gefechtes zurück.

Gleich darauf, nachdem das Regiment Königin Dragoner nach Poppel zurückgekommen war, und sich hinter dem rechten Flügel der Division Schmettau gesetzt hatte, begann von beiden Seiten die Kanonade.

Die Division Schmettau, nachdem sie so weit avanzirt war, daß ihr rechter Flügel etwa noch einen starken Büchsenschuß von der am Dorfe Haßenhausen gelegenen Weidenplantage entfernt seyn mogte, machte Halt. Die sämmtlichen Schützen wurden gegen diese Weiden vorgeschickt, welche so wie die Gärten von Haßenhausen stark mit französischer leichter Infanterie besetzt waren. Hinter der Linie wurde ein Reservebataillon formirt, wozu jedes Bataillon einen Zug abgeben mußte. Auf dem rechten und linken Flügel der In-Infanterie wurden die beiden zur Division gehörigen schweren Batterieen aufgefahren. Es scheint, daß diese Division eine geraume Zeit blos Tiralleure und leichte Infanterie *) gegen sich gehabt hat; dennoch war der General Schmettau nicht zum weitern Vorrücken und zur Wegnahme des Dorfs zu bewegen. Gegen neun Uhr wurden die beiden Küraßierregimenter Heisingk und Bünting, welche bis dahin auf dem linken Flügel der Division müßig zugesehn hatten, von französischer Kavallerie durch das Dorf Spielberg gejagt. Das Regiment Heisingk machte noch einmal einen vergeblichen Versuch, sich im Dorfe wieder zu setzen, retirirte sodann aber mit der übrigen preußischen Kavallerie des linken Flügels gegen Bisdorf zu und ward in dieser Gegend nicht wieder gesehen. Jetzt rückte eine stark französische Infanterie-Kolonne von Pomlitz und Niedermöllern gegen den linken Flügel der Division Schmettau an. Eine Batterie fuhr neben dem Kirchhofe von Spielberg auf und machte ein lebhaftes Feuer. Das Reservebataillon erhielt den Befehl, auf den linken Flügel zu rücken, und eine Flanke zu formiren. Die Schützen wurden in die Intervallen gezogen. Es währte indeß nicht lange, als die preußische Infanterie durch das feindliche Tirailleur- und Kartätschenfeuer in Unordnung gebracht wurde. Um diese Zeit scheint der General Schmettau verwundet worden zu seyn. Das Regimente Malschützki, andre sagen Schimanki, wich zuerst und in Maße aus der Linie, wodurch nach und nach die übrigen Bataillone mit fortgerissen wurden. Das Regiment Alvensleben war noch zuletzt allein auf dem Platze, und der General war, wie man erzählt, eben im Begriff mit dem Bajonett auf das Dorf loszugehn, als er Befehl zum Rückzuge erhielt, der sich bei dem unmittelbaren Aufdringen der Franzosen gar bald in einer Flucht verwandelte. Der größte Theil dieses und des Prinz Heinrichschen Regiments sollen in Poppel gefangen genommen worden seyn.

*) Nach der Aussage der Bauern in Haßenhausen, welche zu der Beerdigung der Todten befehligt gewesen sind, lagen in den etwas holen Wege, der von Spielberg nach Haßenhausen führt, nur eine geringe Anzahl französischer Infanteristen. Weiter rückwärts in der Flur von Punscherau sollen eine große Menge todtgeschossener Pferde, und insonderheit sehr viele Chaßeurmützen gelegen haben.

Während dem das Erzählte sich auf dem linken Flügel ereignete, war die Division Wartensleben, welche in der Ordre de Bataille auf die Schmettauische folgte, zwischen Tauchwitz und Rehhausen über den Bach gegangen, und hatte sich rechts der Chaußee formirt. Einige Augenzeugen reden davon, wie der Feldmarschall Möllendorf der Linie nach allen Regeln der Paradetaktik während dem Herunterreiten gerichtet habe. Ist dies gegründet, so scheint daraus zu folgen, daß diese Division sich noch vor dem Uebergange über den Bach entwickelt habe; man begreift außerdem nicht, wie bei dem weitern Avanziren gegen die Anhöhe von Haßenhausen, die Bataillone haben getrennt werden können. Andre sagen dagegen, die Linie sei nie zur Formirung gediehen, sondern jedes Regiment einzeln für sich, so wie es angekommen, aufmarschirt und gegen den Feind gerückt. Der Herzog von Braunschweig war unweit der großen Linde bei Tauchwitz, gleich nach dem Verlust der ersten reitenden Batterie verwundet worden.

Die Infanterie der Division Gudin stand der Division Wartensleben gegenüber; ihre Tiralleure hatten im Thale des Bachs ein lebhaftes Scharmützel mit den preußischen Schützen. Das Gros der Infanterie rückte in drei offnen Quarree's gegen den Bach vor. Ueber alles, was auf diesem Flgel vorgefallen, hert man die widersprechendsten Erzählungen. Die Einwohner von Haßenhausen erzählen: "Drei französische Infanterieregimenter giengen in großen viereckigen Haufen formirt, gegen den Bach von Rehhausen vor. Es dauerte indeß nicht lange, so kamen sie wiederum zurück, und zogen sich bis auf die obere Fläche des Kösener Berges. Der Nebel, und die in die Dächer des Dorfs einschlagenden Kanonenkugeln verhinderte eine genaue Beobachtung. Ein großer Haufe französischer Infanterie, warf sich in unser Dorf, hinter Erderhohungen und in die Chaußeegräben, und unterhielte daraus ein heftiges Feuer. Sie waren aber in steter Bewegung, und liefen ab und zu, jenachdem das Kartätschenfeuer der Preußen, welche von Rehhausen und Tauchwitz aus zwei Batterieen vorgeschoben hatten, schwächer oder lebhafter war. Die preußische Infanterie (sagen sie) sei ebenfalls in einzelnen Regimentern bald vorwärts bald rückwärts gegangen." Die Beschreibung die von dem ersten Anrücken gemacht wird, steht fast aus wie eine attaque en echellon vom linken Flügel. Da der größte Theil der preußischen Truppen sowohl in diesem Jahre als auch 1805 durch diese Gegend gekommen, kennen die dortigen Einwohner eine Menge Namen von Regimentern. Man kann sich indessen auf ihre Angaben nicht verlassen, weil in der preußischen Armee sehr viel kaum zu unterscheidende Uniformen existiren. Sie rühmen vorzüglich die Bravour des Regiments Wartensleben, dessen Kommandeur es mit der Fahne in der Hand angeführt habe; nächstdem auch Möllendorf, Puttkammer und Herzog von Braunschweig. Die vordersten preußischen Todten sollen an einem Hohlwege gelegen haben, der einige 100 Schritt über Haßenhausen hinaus gegen Kösen zu in die Chaußee einfällt. In eben dieser Höhe unweit der alten Poststraße, die über Rehhausen nach Auerstädt führt, soll eine preußische Batterie, eine andre weiter rückwärts bei einem einzelnen Baume gestanden haben. Eine Menge von Radspuren auf diesen Orten, machen diese Angabe wahrscheinlich.

Von der Division Oranien scheint die Brigade Lützow rechts, die Brigade Prinz Heinrich links der Chaußee aufmarschirt zu seyn, und eine Zeitlang hinter den beiden Divisionen Schmettau und Wartensleben eine Art von zweiten Treffen formirt zu haben. Wenigstens erzählen die Haßenhäuser, daß die Regimenter Puttkammer und Alt-Ferdinand hinter der Infanterielinie links der Chaußee eine Batterie gedeckt hätten, und rechts der Chaußee habe unten unweit des Bachs eine ziemlich lange Linie das vierte Treffen gebildet. Um diese Zeit tritt wegen des heftigen Feuers abermals eine große Pause in den Beobachtungen der Landleute ein. Wo diese wieder anfangen -- (einigermaßen leidliche Zeitbestimmungen aus ihren Erzählungen herauszudringen, ist unmöglich, da sie alle nach Vaterunsern berechnen, die sie manchmal wohl mit bedeutender Zu- oder Abnahme der Beschleunigung mögen gebetet haben) -- wollen sie das Regiment Puttkammer in den Weiden vor dem Dorfe gesehn haben, worin es eine große Menge Menschen durch die dasselbe fast umringende Maße französischer Tiralleure erlitten hat. Ein Grenadierbataillon (einige nennen Rheinbaden, andre Hanstein) sei einmal bis mitten in das Dorf gedrungen und habe es ganz von Franzosen gereinigt, sei aber bald darauf durch das Feuer aus den auf der Anhöhe von Punscherau her aufgepflanzten französischen Batterie wieder zum Rückzuge veranlaßt. Ein Regiment mit rothen Aufschlägen, (ob Braunschweig oder Möllendorf oder Louis Ferdinand? wissen sie wiederum nicht gewiß) sei am weitesten vorgedrungen, und habe an dem schon oben erwähnten Hohlwege, mehrere Salven gegeben. So viel ist gewiß, daß der rechte Flügel der Preußen weiter vorgedrungen ist, als der linke und sich auch länger auf dem Platze behauptet hat. Der Einsender hat nicht Gelegenheit gehabt, preußische Offiziere von der Division Oranien zu sprechen; Offiziere von der Division Wartensleben aber versichern, daß sie nicht über das Dorf Haßenhausen hinausgekommen seien. -- Französische Offiziere erzählen blos, daß ihre Quarree's durch das feindliche Geschützfeuer außerordentlich gelitten hätten, so daß oft ganze Ecken und Rotten dadurch weggerissen worden wären. Sie hätten anfangs in der größten Furcht geschwebt, daß sich die feindliche Kavallerie oder auch die Infanterie mit dem Bajonet in die lichte und locker gewordene Maße stürzen werde, aber es sei nie dahin gediehen. Auch sie sprechen von preußischen Kavallerieattaken, die wenige Schritte vor dem Ziele von selbst rückgängig geworden wären, ohne daß ein Versuch zum wirklichen Einhauen gewagt worden sei.

Zuschauer aus der Gegend von Kösen, die auf einer Anhöhe zwischen dem diebischen und Langenfelder Holze gestanden, wissen viel von einer angeblichen Retraite der Franzosen zu erzählen. Das erste Treffen sei, nachdem es am frühen Morgen bei dem Vorwerke Frenkel sich entwickelt gehabt habe, über den Kosener-Berg vorgerückt, und ihnen sodann aus den Augen verschwunden. Darauf habe sich ein zweites Treffen queer über die Chaußee aufgestellt, mit dem rechten Flügel an einen im Felde stehenden einzelnen Baum, mit dem linken unweit den diebischen Hölzern. Um 8 sei das erste Treffen in Unordnung über den Kösener-Berg zurückgekommen; das zweite Treffen habe sich bis an die Mauern der Weinberge gepflüchtet; eine französische Batterie sei von preußischer Kavallerie bis nach Steindorf verfolgt worden. (Dies könnte um die Zeit seyn, wo das Regiment Irrwing in das französische Quarree unweit der Postsäule eingehauen hat. Ein Mensch, welcher vorgiebt, daß er dem Marschall Davoust mit einem Korbe voll Weinflaschen habe begleiten müssen, redet gleichfalls davon, wie die Franzosen mit großem Geschrei zurückgelaufen, und der Marschall in Gefahr gewesen sei, gefangen zu werden. Diese Gelegenheit habe er, der Bote, benutzt, sich aus dem Staube zu machen.) Es seien, fahren die Kösener Zuschauer fort, indessen keine Preußen zur weitern Verfolgung erschienen. Dagegen habe in Richtung gegen Hohndorf zu, jetzt ein starkes Feuer begonnen, die französische Infanterie sei nunmehr wieder rasch vorgedrungen, und weiter nicht von ihnen gesehen worden. -- Wer mag entscheiden war und wieviel davon wahr ist. So viel scheint jedoch ausgemacht zu seyn, daß die Ankunft einer der Divisionen Morand oder Friant dem Gefecht eine andre Wendung gegeben und die erste Ursache zum Rückzuge geworden. Welchen Weg diese Divisionen eingeschlagen haben, wäre noch genauer zu untersuchen. Der Weg, welcher von Neukösen nach Frenkel hinaufführt, unerachtet er ganz praktikabel für alle Truppengattungen ist, hat man ganz ungenützt gelassen. Dicht hinter dem zunächst der Saalbrücke gelegenen Hause von Neukösen haben zwei Kanonen gestanden, um ihn zu bestreichen. Wie kamen denn aber diese Kolonnen nach Wilsdorf und Möllern? Sollten sie etwa den Umweg über Freiburg genommen haben? –

Genug die Preußen wurden in die linke Flanke genommen und gänzlich über den Bach gedrängt, der über Bisdorf und Poppel nach Rehhausen fließt. Die drei im Gefecht gewesenen Divisionen, Schmettau, Wartensleben und Oranien setzten ihren Rückzug durch Auerstädt fort. Der General Kalkreuth hatte mittlerer Weile die beiden Divisionen der Reserve auf dem langen Bergrücken uufgestellt, der vom Eckardsberger Schloßberge in einer sanften Abdachung bis gegen Sonnendorf abläuft, wo er sich in den tief eingeschnittenen Thalrand des Rehhäuser Bachs endigt, und ermahnte die streitlustigen Bataillone zur Ruhe, weil ihre Zeit noch nicht gekommen sei. Der König, dem in der Gegend von Gernstedt ein Pferd getödtet worden, rekognoszirte die Höhe gegen Gösnitz zu. Wo die Reserve eigentlich gestanden haben mag, ist noch auszumitteln. Es scheint, daß sie anfangs insgesammt zwischen dem Auerstädter Holze und Rehhausen aufmarschirt gewesen sei. Auf dem Gerichtsberge, so wie dicht über Rehhausen, waren Batterien aufgepflanzt. Bei dem Rückzuge der drei andern Divisionen aber, und der darauf erfolgten Bemühung der französischen Kolonnen, auch die Reserve in der linken Flanke zu umgehen, scheint sie ganz auseinander gezogen worden zu sein, und zwar scheinen die Garden (unter dem Namen Silbermänner in der dortigen Gegend bekannt) an das Lindenholz bei der Stadt Sulza, vor der Front den Emsbach zur Deckung der rechten preußischen Flanke detaschirt worden, die goldene Garde aber, nebst noch ein paar Bataillonen, bei der Rehhäuser Batterie auf der Thamsel und dem Schützenberge, der Sonne gegenüber stehn geblieben zu seyn. In den Gebüschen vor der Emsemühle haben Weimarsche Jäger und preußische Schützenkompagnieen gestanden; im Saalthale bis nach Großheringen einzelne Kommando's von Schimmelpfennigschen Husaren, welche aus der Gegend von Dornburg dahin geschickt gewesen waren. -- So wie die Franzosen ihre Umgehung nach und nach in immer größeren Bogen versuchten, zuerst über Bisdorf, dann über den Geckenberg, und darauf über den Backofen und Mohrau-Berg, scheint es, ward auch der Rest der Reserve immer weiter links geschoben. Gegen 10 Uhr ward eine reitende Batterie gegen Bendorf vorgeschickt, konnte aber eine dort placirte französische Batterie nicht zum Schweigen bringen. Zuletzt, nachdem ein Theil der Batterie am Gerichsberge, durch eine bei Bisdorf aufgefahrene französische Batterie demontirt worden, stand ein großer Theil des Geschützes in mehrern Batterieen vertheilt vom Sachsenberge an bis über das Auerstädter Holz hinaus, längs der Straße von Eckardsberge nach Gernstedt. Das Regiment Pirch und ein Bataillon Zenge standen mit dem Rücken am Auerstädter Holz, vor ihnen Füsiliere. Die Grenadierbataillone Schiefen und Hülsen, bei der Batterie auf dem Sachsenberge; mehrere Bataillone, mit ausgezeichnet langen Bajonetten, auf dem Schloßberge das Feuer aus der Batterie auf dem Sachsenberge, so wie die Füsiliere und Schützen im davor liegenden Holze, vermogten die Franzosen, nachdem sie versucht hatten, zwischen Bisdorf und dem Geckenberge vorzudringen, sich immer weiter links zu wenden. Sie kamen auf dem Mohrau zum Vorschein, und tödteten den Bataillonen auf dem Schloßberge mit den Bogenschüssen eine Menge Leute. Um 3 Uhr war der Mohrau, der Schacht und der Sachsenberg ganz von den Franzosen besetzt. Die Batterie, welche auf dem Sachsenberge gestanden, war bei der Annäherung dieser Truppen, mit ihrer Bedeckung durch Eckardsberge retirirt, wo sie wegen einiger in der Eil umgeworfenen Stücke, größtentheils in den Straßen stehen blieb. Desgleichen fand man am Schloßberge hinter den Garten 7, in den Feldern nach Gehna zu 10 Kanonen. (Von der Division Schmettau, welche wenig gefeuert haben soll, wurden zwischen Haßenhausen und Spielberg 36 Kanonen stehn gelassen. Von der Division Wartensleben blieben mehrere stecken im Rehhäuser Bache.) Die Füsiliere und die Regimenter Pirch, Zenge und die goldene Garde sollen viel Todte auf dem Wahlplatze gelassen haben. Die Grenadiere, die auf dem Sachsen- und Schloßberge gestanden hatten, zogen sich über Sehna und Neustädt ab, und entgiengen so eben der Verfolgung einer französischen Kolonne, welche den Weg über Marienthal und Niederholzhausen eingeschlagen hatte.

Auch gegen den rechten Flügel der Preußen ward die Verfolgung von den Franzosen fortgesetzt, doch weniger eifrig, weil es ihnen an Patronen gebrach. Sie fuhren zuerst eine Batterie auf der Sonne, und sodann eine auf dem Schützenberge auf, von wo aus Auerstädt durch Granaten in Brand gesteckt und auf die reterirenden preußischen Truppen gefeuert wurde, welche letztere indessen dadurch geringen Verlust erlitten haben sollen, weil sie nicht im Hauptthale (der Saale oder des Emsenbachs? wußte man nicht genau anzugeben) fortgegangen, sondern ein Nebenthal eingeschlagen hatten.

Die Franzosen bivouacquirten in der Nacht zum 15ten, theils im Emsenthale, theils am Auerstädter Holze und in und bei Eckardsbergen bis nach Mallendorf und Sehna hin.

Der Verlust welchen beide Theile erlitten haben, wird ewig ein Geheimniß bleiben, da unmittelbar nach der Schlacht darüber keine Zählungen veranstaltet sind und werden konnten, auch die Franzosen selbst mehrere Todte auf dem Schlachtfelde eilig verscharrt haben. Die Leute, welche bei der Beerdigung der Todten zugegen gewesen, versichern, daß sich die preußischen Leichen zu den Französischen verhalten hätten, wie 1 zu 3. In wie ferne dies gegründet seyn mag, will man nicht entscheiden. Nach der Anzahl und Größe der Gräber zu urtheilen, kann sich indeß die Anzahl der sämmtlichen Gebliebenen nicht über 3000 Mann belaufen. In der Nacht nach dem Treffen sollen über 9000 Bleßirte nach Naumburg eingebracht worden seyn.

Schließlich muß der Einsender dieser Notizen noch hinzusetzen, daß ihm der Anblick dieses Schlachtfeldes bei weitem nicht den schauderhaften Eindruck erregt hat, den er zufolge der ihm gemachten Schilderungen glaubte davon erwarten zu müssen. Ein, etwa zur Hälfte abgebranntes Dorf, einzelne durch Kanonen- und Kartätschenkugeln verursachte Verletzung der Dächer, Häuser, Bäume und Gartenmauern, auf welche man von den Einwohnern aufmerksam gemacht wird, häufige Radspuren in den jungen Saatfeldern, hie und da Pferdegeripp, weilt zerstreute ganz flache Gräber, sind die einzigen Spuren, die von dem als uns so fürchterlich beschriebenen Tage geblieben sind. Von Leichengeruch, und dem Auge sich aufdringenden Verwüstungen, welche sich erst nach Jahrzehenden zu verwischen drohen, keine Ahndung. Die Einwohner singen und schwatzen, beten und fluchen, lieben und befinden sich ganz wie zuvor, und die unter dem Dufte des Frühlings sich üppig entfaltende Natur spottet mit ihren grünenden Saaten und knopfenden Bäumen der Ohnmacht des menschlichen Thuns. Daß nicht im Innern der Häuser, im Schooße der einzelnen Familieen noch manche Wunde bluten, manche Thränen rinnen, manche Seufzer sich lösen mögen, sie damit ungesagt, doch wenn man die Schmerzensrechnung eines Jahrhunderts schlösse, wer weiß, ob nicht der hochgefeierte Friede darinnen mehr Thränen rinnen, mehr Wunden bluten gemacht, als der verschrieene Krieg. --


Persönliche Tapferkeit des Königs von Preußen.[]

[4]
Der König von Preußen flog am Morgen der Schlacht wie ein Pfeil seinen Truppen vorbei, und setzte sich an die Spitze der Armee. Er betrat zuerst das Schlachtfeld und ritt kühn den französischen Reihen entgegen. Als die Schlacht einen übeln Ausgang für ihn nahm, setzte er sich mehrere Male vor einige Kavallerie-Regimenter, und führte sie gegen den Feind. Ein Pferd ward unter ihm durch mehrere Kartätschenkugeln niedergerissen. -- Mit einer beispiellosen Gelassenheit würdigte er diesen Zufall nicht einmal eines Wortes, und bestieg unerschrocken ein anderes Pferd. –

Eine Kugel ging ihm durch den rechten Aermel seines Rockes, und streifte den Arm. -- Nichts war aber im Stande seine Geistesgegenwart zu erschüttern. In der unglücklichen Schlacht des 14. Octobers wollte er nicht vom Schlachtfelde weichen. -- Er ritt im Angesicht der feindlichen Wachfeuer auf und ab; -- er wollte seine Truppen sammeln und sogleich wieder angreifen. Theils widerriethen ihm dieß ältere Generale, theils war es auch unausführbar. –

Nur die dringendsten Bitten und Vorstellungen eines Generals, der ihn beschwor und flehend zu Füssen fiel, vermochten ihn sich zu retten.

Sein erstes Wort, als er den General Blücher am andern Morgen sah, war: -- "Lassen Sie uns mit aller Kavallerie, die wir noch haben, angreifen!"

Blücher war sehr geneigt hierzu, glaubte auch eine bedeutende Anzahl Eskadrons zusammen bringen zu können; -- da brach ein General-Adjutant in die Worte aus: -- "Ist denn noch nicht Blut genug geflossen!" -- Da wurden so viele Gegenvorstellungen gemacht, kurz die Sache unterblieb. -- Der König war zu bescheiden, um aus sich selbst nach eigenen Ideen zu handeln. -- Blücher bereute später oft, daß er dieses schöne Unternehmen, das vielleicht viel gerettet, und ihm den Namen eines zweiten Ziethen gegeben hätte, nicht habe ausführen können.


Charakteristische Scenen aus der Schlacht bei Auerstädt.[]

[5]
Am 13ten Okt. wurde im Hauptquartier zu Weimar folgende Disposition entworfen und den Generalen bekannt gemacht: "der Rest der im Lager bei Weimar stehende Armee, folgt der Division Schmettau auf dem Wege nach Auerstädt, und setzt am 14ten den Marsch über Freiburg fort, um sich dann hinter der Saale entweder mit der Reservearmee, die unter dem Befehle des Prinzen Eugen von Würtemberg bei Halle steht, zu vereinigen, oder selbige nach Umständen an sich zu ziehen. -- Der Fürst von Hohenlohe bleibt stehen, um den Marsch der Hauptarmee zu decken und zu maskiren, schickt aber ein Detaschement gegen Dornburg und Camburg, damit dort nichts übergehen und den Marsch der Hauptarmee beunruhigen kann. -- Der General Rüchel rückt in die von der Hauptarmee verlassene Stellung, und der Herzog von Weimar schließt sich an die Armee bei Weimar an." --

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Da der Herzog von Braunschweig wußte, wie begierig der Fürst von Hohenlohe eine Gelegenheit suchte, um den üblen Eindruck der Gefechte bei Schlaiz und Saalfeld, durch eine große entscheidende That zu vertilgen, und daß er diesen Zweck durch einen kühnen Angriff zu erreichen hofft; da der Herzog ferner befürchtete, der Fürst würde zu diesem Behuf über die Saale gehen, und dies durchaus nicht in seinen Plan paßte: so trug er dem General-Quartiermeister des Fürsten, dem Obrist von Massenbach auf, demselben zu sagen, daß er durchaus nicht angreifen solle, und auf das strengste zur Verantwortung gezogen werden würde, wenn er diesen Befehl überschritte.

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Den 13ten früh um 10 Uhr marschirte die Division Schmettau ab; um 11 Uhr folgte die Division Wartensleben, um 12 Uhr die von Oranien-Fulda. Die letzte Reservedivision unter dem General Grafen von Kuhnheim setzte sich um 3 Uhr in Bewegung. Alles marschirte in einer Kolonne auf der Chaussee von Weimar nach Auerstädt.

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Da der Marsch der Division in Intervallen von einer Stunde geschah: so wurde diese Zeit bei den Reserven benutzt, um die Proklamation an die Armee vorzulesen. *) Dies geschah theils durch die Kommandeure der Regimenter, theils durch die Feldprediger, welche diese Proklamation noch durch eine kleine Rede begleiten mußten. Ueberall wurde sie von dem gemeinen Mann mit großem Enthusiasmus aufgenommen. **)

*) Da diese Proklamation in so vielfacher Rücksicht merkwürdig, und doch so wenig bekannt geworden ist; da sie so ganz das Gepräge des edlen, biedern und rechtlichen Charakters des Königs trägt; so werden wir sie unsern Lesern im nächsten Hefte mittheilen.
**) Die übrigen Regimenter, die sowohl bei der Hauptarmee, als bei der linken Flügelarmee, haben kein Wort, weder von dieser Proklamation, noch von dem Kriegsmanifest gehört. Es sollte ihnen am 14ten oder 15ten vorgelesen werden.

Ueberhaupt war die Stimmung der Armee vortreflich und hatte durch die unglücklichen Gefechte bei Schlaiz und Saalfeld nicht im geringsten gelitten. Einen Beweis dafür gab die verächtliche Art, mit der die Infanterie behandelt wurde -- so wohl preußische als sächsische, -- welche in einiger Unordnung, oder wohl gar unbewaffnet zurückkam. Referent sahe davon einen Auftritt auf dem Marsche nach Auerstädt. Ein sächsischer Grenadier begegnete einem Regimente aus der Division Wartensleben, ohne Gewehr, mit einem Wanderstabe in der Hand. "Dies ist auch einer von den verdammten Ausreißern, die ihren braven Prinzen treulos verlassen haben" -- rief einer aus dem Regimente. "Ja! -- erwiederte jener -- kommt nur hin, sie werdens euch schon lehren." Erbittert sprang der Preuße aus Reih und Glied und gab dem Sachsen einen derben Stoß mit der Kolbe seines Gewehrs. "So Recht!" -- riefen alle mit lautem Gelächter -- "todtschlagen müßte man solche Hunde!" --

Mit Sang und Klang marschirten die Regimenter aus dem Lager bei Weimar. Besonders hörte man das Reuterlied von Schiller häufig singen. Es war unter diesen Umständen herzergreifend, mutherweckend und bedeutungsvoll.

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Der gemeine Mann hatte in den beiden Tagen, da man im Lager bei Weimar stand, nichts zu essen bekommen. Er erhielt weder Stroh, um es in seinem Zelte auf der feuchten Erde auszustreuen, noch holz, um seine verklomten Glieder zu erwärmen, noch Fleisch oder Brot, um seinen hungrigen Magen zu sättigen. Auf dem Holzplatze vor Weimar stand eine Menge Holz, von dem sich die Soldaten en passant einige Kloben mitnahmen. Sogleich wurden aber Schildwachen dabei gestellt, und das Wegnehmen des Holzes schwer bestraft. Erst am Abend vom 12ten Oktober wurde Holz, und an jedes Bataillon ein polnischer Ochse vertheilt. Am 13ten Vormittag erhielten die Soldaten auch Stroh und jedes Zelt ein Maaß Brantewein. *) Wie froh wurden da die braven Leute! Sie hatten sich vom Felde und aus den Dörfern Kohlköpfe, Kartoffeln, Rübenwerk u. dergl. zusammengeholt. Nun sollte auch das Fleisch vertheilt werden; Holz zum Feuer- Anmachen hatten sie auch: nun so wollten sie sich einmal ein recht nahrhaftes Mittagsbrot kochen und sich -- was sie seit mehreren Tagen nicht gekonnt hatten -- recht satt essen. Aber ehe sie noch dazu Anstalt gemacht hatten, kam der Befehl; "brecht das Lager ab und macht euch marschfertig!" -- Da mußten sie alle das mühsam Zusammengetragene in Stich lassen und hingehen in die blutige Feldschlacht. Und doch waren sie froh und wohlgemuthet, doch hörte man keine Klage, keinen Ausbruch des Mißmuths. O wie viel hätte sich mit einer solchen Armee anfangen lassen! --

*)In jedem Zelte liegen 6 Mann.
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Die Königinn wollte ihrem Gemahl von Weimar nach Auerstädt folgen, allein sie kehrte nach Weimar zurück, sobald sie erfuhr, daß der Feind schon so nahe und die Gefahr so groß sey. Während sie an den Truppen vorbeifuhr, jauchzten sie ihr ein lautes Vivat zu. Auch den König begrüßte man, wohin er auch kam mit einem jauchzenden Freudengeschrei.

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Die Division Schmettau kam Nachmittags bei guter Zeit nach Auerstädt und hatte von ihrem Lagerplatz bis an das Defilee von Kösen nur eine Meile. Sie konnte diesen fast unangreifbaren Posten sehr leicht erreichen, allein die Ungewohnheit des Krieges machte, daß man den zurückgelegten Marsch für sehr stark hielt und die Truppen zu ermüdet glaubte. Deshalb wurden selbst die Vorposten nicht weiter, als bis Gernstädt vorgeschoben. Nach den Ansichten des Herzogs von Braunschweig war es auch gar nicht nöthig, den Paß von Kösen durch einen forcirten Marsch zu erreichen.

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SLUB Dresden.

Eine am Morgen des 13ten abgeschickte Patrouille, welche bis Naumburg zu kommen versuchen sollte, hatte an dem Mattstedter Kohlenhaus *) eine feindliche Patrouille von 6 Mann gefunden und hatte einen davon gefangen genommen. Eine zweite feindliche Patrouille von 30 Mann war bei Hassenhausen von einer Preußischen gejagt worden und mußte ebenfalls einen Gefangenen hergeben. Von beiden erfuhr man bestimmt, daß die Brücke von Kösen weder abgebrannt noch besetzt sey. Der eine von den gefangenen Husaren, der zu einer Abtheilung vom dritten Kavallerie-Regiments gehörte, sagte aus, daß Marschall Davoust 30,000 Mann stark bei Naumburg stehe. -- Die zweite französische Patrouille warf sich schnell auf das ganze Kommando von 100 Pferden, und alle eilten nun im vollen Gallop nach Kösen zu, als eben der Marschall Davoust, um eine Rekognoscirung zu machen, den Kösener Berg herauf kam und das Kommando Front machen ließ. Von dieser Höhe aus übersah nun der Marschall den Marsch der Avantgarde von der Division Schmettau nach Gernstädt, und auch zum Theil den Marsch der Division selbst auf den Höhen von Eckartsberge. Nachdem er sich von allem genau unterrichtet hatte, befahl er das Dorf Kösen mit zwei Bataillons aus dem Bivouac von Neu-Flämingen zu besetzen.

*) Es liegt da, wo die Chaussee von Weimar nach Auerstädt über die Ilm führt.
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Als der Marschall Davoust nach Naumburg zurückkam, fand er den Befehl seines Kaisers: "den 14ten Oktober die Preußische Armee anzugreifen, wobei er vom Marschall Prinz von Ponto Corvo unterstützt werden würde." Der Großherzog von Berg und der Marschall Prinz von Ponto Corvo waren gegenwärtig, als der Marschall Davoust das Schreiben des Kaisers erbrach. Ihre Korps versammelten sich zwar ebenfalls bei Flämingen, allein sie beschlossen, sich der großen Armee des Kaisers bei Jena zu nähern, und der Großherzog von Berg nahm 6 Dragoner-Regimenter, die er dem Korps des Marschall Davoust beigegeben hatte, gegen die Wünsche und Vorstellungen des Marschalls zurück.

Hieraus scheint zu erhellen, daß man bei der französischen Armee nichts von dem Marsche der Hauptarmee nach Auerstädt wußte. Wahrscheinlich aber erfuhr der Marschall Davoust noch an demselben Abende, die Stärke der Preußischen Armee, die sich ganz in seiner Nähe befand. Ein junger Mensch nähmlich, der sich zu Pferde von Weimar nach Naumburg begeben wollte, ward am 13ten Abends um 6 Uhr bei der Division Schmettau angehalten, ins Hauptquartier geschickt, vom Herzog von Braunschweig selbst examinirt und erhielt dann die Erlaubniß ungestört weiter zu reiten. Wie der Herzog so etwas zugeben konnte, ist in der That unbegreiflich. Und gesetzt, der Mensch war ganz unschuldig und verdachtlos: so durfte man ihn doch nicht dem Feinde gerade in die Hände laufen lassen.

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Der Marschall Davoust machte nun Befehle seines Souverains gemäß seine Dispositionen zur morgenden Schlacht. Vor allen Dingen bemächtigte er sich der Defilees von Kösen, das die Preußen unbegreiflicher Weise unbesetzt gelassen hatten. Er gab die Ordre, daß beim Anbruch des folgenden Tages der größte Theil seines Korps das Defilee passirt haben sollte. Allerdings war die Rolle, die er am 14ten Oktober spielen sollte, sehr bedenklich und gefährlich; allein wenn es dem Prinz von Ponto Corvo nur gelang dem feindlichen Korps in der Rükken zu kommen, und sich der Marschall Davoust so lange auf den Höhen zwischen Hassenhausen und dem Defilee von Kösen halten konnte: so hatte er doch die Wahrscheinlichkeit eines glücklichen Ausgangs des Ganzen. Er soll mit manchen Besorgnissen den entscheidenden Tag erwartet und einen so glänzenden und glorreichen Ausgang der Schlacht auch nicht im mindesten geahndet haben.

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Von der Preußischen Armee kam die Division Wartensleben mit einbrechendem Abend in das Bivouac vor Auerstädt an, um 10 Uhr folgte die Division Oranien-Fulda und um Mitternacht kamen die Reserven an. Dieser Bivouac war von der Armee nicht erwartet worden, Offiziere und Gemeine hatten sich nicht mit Lebensmitteln versehen können und das Kommissariat war noch damit beschäftigt, in den umliegenden Dörfern etwas zusammenzubringen. Der Soldat wurde also auf Kommisbrodt und Wasser eingeschränkt. Einige hatten sich in ihrem Tornister etwas Fleisch und Kartoffeln oder Kohlköpfe mitgenommen und bereiteten sich daraus, so gut wie es gieng, ein Gemüse. Doch nur wenige genossen die Frucht einer solchen Vorsicht. Der größte Theil der Reserven, der nicht im Lager gestanden, sondern in der Nähe von Weimar kantonirt und sich erst am Nachmittage in Marsch gesetzt hatte, konnte am 13ten noch ein warmes Mittagsbrodt einnehmen.

In der Nähe des Bivouacs befand sich gar kein Gehölz; es fehlte also gänzlich an Brennholz. Den Soldat, welcher in der kalten Herbstnacht nicht gern, ohne Zelt und warme Bekleidung, frieren wollte, schlich sich in die nahe liegenden Dörfer Ranstädt, Eberstädt, Sulza und Auerstädt und brachte allerhand brennbare Sachen, als Bänke, Schemmel, Leitern, Gänsekofen, Ackergeräth. Selbst aus den Häusern, wo der König und der Herzog von Braunschweig ihr Quartier hatten, waren dergleichen Sachen fortgeschleppt worden.

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Den 14ten Oktober gegen Morgen erhielten die Divisionen aus dem Hauptquartier Auerstädt durch die Adjutanten folgenden Befehl: "die Armee marschirt links ab. Die Division Schmettau marschirt auf der Straße von Kösen fort und okkuppirt die dortigen Höhen. Die zweite und erste Division (Wartensleben und Oranien-Fulda geht hinter der dritten (Schmettau) weg auf Freiburg zu, passirt daselbst die Unstrut und marschiren dort in der Art auf, wie der Obrist von Scharnhorst sie anweisen wird, der rechte Flügel gegen Freiburg, der linke gegen Marckrölitz, Front gegen die Saale. Die Reserve geht über Ekkartsberge und Laucha, wo sie die Unstrut passirt, dreht sich dann rechts in den Weg gegen Freiburg und erhält eine Stelle in der Gegend des auf der Petrischen Charte angegebenen Orts Nussenberg."

"Alle Packpferde folgen der letzten Division. Sämmtliches Fuhrwerk folgte der Reserve und marschirt auf Laucha, so wie auch die zur Hohenlohischen rmee gehörigen, in Buttstädt befindlichen Pontons. General Kalkreuth schickt, wenn er die Unstrut passirt hat, ein Detaschement von 50 Pferden der Königlichen Equipage entgegen, welche in Carsdorf ankommen wird."

Alle diese Maaßregeln zeigen zur Genüge, daß man durchaus nicht erwartete, diesseits Kösen auf etwas Bedeutendes vom Feinde zu stoßen. Ob man gleich wußte, daß der Marschall Davoust, mindestens 30,000 Mann stark, am 13ten bei Naumburg gestanden hatte, so glaubte man doch nicht, daß er würde über die Saale gegangen seyn, und sich des herrlichen Passes bei Kösen und der dortigen Höhen bemächtigt haben. Zwar kamen in der Nacht mancherlei sich kreuzende Nachrichten; allein da nichts zuverlässig und ganz sicher war, so blieb alles bei den gegebenen Befehlen, und die Armee trat mit Tages Anbruch den Marsch auf die vorbeschriebene Art an.

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Gegen Anbruch des Tages war ein so starker Herbstnebel eingetreten, daß man kaum 50 Schritt vor sich sehen konnte -- ein Umstand, der sehr viel zu dem Unglück des Tages beigetragen hat. -- Gegen 6 Uhr, als man bei der Division Schmettau beschäftigt war, die Seitenpatrouillen zu vertheilen und zu instruiren, kam der Befehl aus der Hauptarmee abzumarschiren. In demselben Augenblick sah man linker Hand gegen Eckartsberga zu sich etwas bewegen, was einer Abtheilung von Truppen ähnlich sah; 2 Eskadrons von Bünting wurden dorthin geschickt, um diesen Gegenstand zu untersuchen. Es fand sich aber nachmals, daß es eine durch den Nebel entstandene Täuschung gewesen seyn müsse. Zu gleicher Zeit hörte man die ersten Kanonenschüsse von der Schlacht bei Jena, anfangs einzeln, bald aber rascher hinter einander. Der Soldat meinte, die Hauptarmee wollte dem Feind in die Flanke oder in den Rücken fallen, unterdeß ihn der Fürst von Hohenlohe von vorne angriff. Diese Meinung machte sie noch wohlgemutheter. Alle waren frisch und munter und giengen dem Tage vertrauungsvoll entgegen. Man sahe es ihnen nicht an, daß sie seit mehreren Tagen nichts ordentliches zu essen gehabt hatten, den Tag vorher marschirt waren und die Nacht über nicht geschlafen hatten.

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Die Avantgarde der Division Schmettau sollte nach der Disposition einen Vorsprung von einer Viertelstunde erhalten; allein der Feldmarschall Möllendorf, der eben bei dieser Division angekommen war, hielt dies für unnöthig und befahl, der Avantgarde sogleich zu folgen. Man war kaum eine Viertelstunde marschirt, als man auf den Feind stieß, den man hier gar nicht vermuthete. Die Division Wartensleben hatte sich eben in Marsch gesetzt, als die ersten Schüsse fielen. Während diese Division Auerstädt passirte, ließ sich schon Kanonenfeuer hören.

Der König begab sich sogleich zur Division Schmettau, ließ den General Blücher rufen und trug ihm auf, mit einer Avantgarde von Kavallerie den Feind anzugreifen. Er würde drei Kavallerie-Regimenter finden, und da sein zur Avantgarde bestimmtes Regiment noch nicht heran sey, so solle er 25 Eskadron Kavallerie nebst einer reitenden Batterie von der Division Schmettau und von der Reserve dazu erhalten. Der General Blücher, der erst von der Rüchelschen Armee angekommen war, um das Kommando der neu zu formirenden Avantgarde zu übernehmen, setzte sich mit diesen Truppen sogleich in Bewegung und verfolgte die Chaussee nach Kösen.

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Die neue Avantgarde unter dem General Blücher, deren Formation am 11ten Okt. befohlen wurde, und welche aus den Regimentern Blücher und Würtemberg Husaren, Irwing Dragoner, der zweiten Warschauer Füsilierbrigade und aus dem Weimarschen Jägerkorps, nebst der reitenden Batterie Schorlemer bestehen sollte, war noch nicht versammelt. Als daher das Schießen heftiger wurde, wollten die zur Avantgarde gehörigen Truppen auf ihren wahren Platz, und suchten sich zwischen der Division Wartensleben durch Auerstädt zu drängen; allein die Passage durch dieses Dorf war sehr schwierig. Der Emsbach fließt durch den Ort; die Brücke, die darüber führt, wird nicht befahren, Reiter und Fuhrwerk und Artillerie mußten deshalb darneben durch ein tiefes Sumpfloch. Im Dorfe ist ein ungründlicher Schmuz, und nur für einzelne Fußgänger ein betretener Weg.

Dazu befanden sich von der Bagage des Hauptquartiers Wagen und Handpferde im Orte, welche unaufhörlich versuchten, sich durch und in die Kolonne zu drängen. Als endlich die Division Wartensleben Auerstädt passirt hatte, drängten sich die zur Avantgarde bestimmten Truppen zwischen die Division Wartensleben und Oranien. Jenseits des Dorfs waren die Bataillons immer (wie ganz natürlich) sehr weit aus einander. Jeder Kommandeur der Bataillons mußte suchen sie heran zu bringen; denn vorne wurde nicht gehalten, bis man sich gesammelt und zusammengezogen hatte, weil fortwährend Befehle kamen, den Marsch der Infanterie zu beschleunigen. Die Infanterie-Bataillons mußten also den steilen Berg hinter Auerstädt hinauf fast fortwährend Trapp laufen, um nicht abzukommen.

Als die Mitte der Division Wartensleben sich gerade bei Gernstädt befand, erhielt sie Ordre, rechts von der Chaussee auszubiegen, aufzumarschiren und auf den Feind zu avanciren. Die Brigade Wedel, (die aus dem Regiment Renouard und Kleist, und dem Grenadierbataillon Hanstein bestand), führte dies aus; die Brigade von Renouard aber (aus dem Regimentern Prinz Louis und Herzog von Braunschweig, und dem Grenadierbataillon Braun bestehend) ließ Gernstädt links liegen. Zu gleicher Zeit kamen mehrere Feldjäger angesprengt um dringende Beschleunigung des Marsches zu empfehlen. Man avancirte also so rasch als möglich und stieß auch nach einer kleinen Stunde auf den Feind.

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Unterdeß war die Division Schmettau im härtesten Gefecht und hatte sich schon beinahe eine Stunde geschlagen, ehe die Division Wartensleben herankam. Jetzt erst hatte die Division Oranien Auerstädt passirt. Die 30 bis 40 Eskadrons mit ihren reitenden Batterien nebst 4 Bataillons leichter Infanterie, waren auch aus der Kolonne gefallen und so war zwischen den Divisionen Wartensleben und Oranien eine Lücke von mindestens einer Stunde. Um die Infanterie geschlossen zu erhalten, ließ sie der Prinz von Oranien mitten durch den Schmuz von Auerstädt waden. Dies gelang nun zwar auch so viel als möglich, aber diese Anstrengung hatte auch die Leute sehr ermüdet. Jenseits Auerstädt wurde der Division Oranien der Befehl gebracht: sich Brigadenweis in 2 Treffen zu formiren, aber ja nicht zu spät, damit es nicht, wie bei der Division Schmettau im Kartätschenfeuer geschehe.

Die Brigade von Lützow (welche aus den Regimentern Möllendorf und Wartensleben und aus dem Grenadierbataillon Knebel bestand) mußte sich rechts schwenken und auf Rehhausen losmarschiren. Der König kam dieser Brigade entgegengeritten und wurde mit dem einstimmigen Jubelgeschrei: "Es lebe der König!" begrüßt. Die Brigade Prinz Heinrich (welche aus den Regimentern Puttkammer und Alt-Ferdinand und dem Grenadierbataillon Reinhaben zusammengesetzt war) war bestimmt, den linken Flügel der Kämpfenden zu verstärken und zu verlängern. Sie marschirte also auf das Dorf Poppel los und fand gleich bei ihrer Ankunft den Feind.

Die Artillerie, welche nur mit großer Mühe und Anstrengung durch den schmutzigen und ungünstigen Boden fortgebracht werden konnte, war nur auf 2 Passagen zwischen Rehhausen und Tauchwitz vorzuführen. Sie blieb aber bei den Versuchen, durch den Bach zu gehen, stecken und der Theil, der mit großer Anstrengung herausgebracht wurde, kam erst gegen die Mitte der Schlacht an.

Alle diese verschiedenen Märsche und Bewegungen der Divisionen vor und während der Schlacht mußten wir nothwendig erst anführen, wenn wir unsern Lesern ein möglichst treues Gemälde von der Schlacht geben und ihnen die Ursachen zu dem unglücklichen Ausgang derselben einleuchtend machen wollten. Wir bitten nun unsere Leser, sich nach dem Anfang der Schlacht zurückzusetzen und uns in der Erzählung des Verfolgs aufmerksam, und wo möglich nach einem guten Plan von der Schlacht, oder nach einer treuen Specialcharte zu folgen.

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Zwischen Poppel und Tauchwitz war die Division Schmettau zuerst auf feindliche Kavallerie gestoßen. Sie ward aber sogleich bis unter Hassenhausen gejagt und von einigen Eskadrons Dragonern vom Regiment der Königin nebst der reitenden Batterie Graumann im Trapp verfolgt. Jenseits Hassenhausen bekam diese Batterie, nebst ihrer Bedeckung im dicksten Nebel gehüllt, eine völlige Ladung von einer feindlichen Batterie. Der Kapitän Graumann blieb auf einen der ersten Schüsse. Die Batterie suchte aus der Direktion des feindliche Geschützes zu kommen, aber die Chausseegräben hatten gegen das Feld eine so starke Büschung und waren so hoch, daß man nicht einmal zu Pferde hinauf kommen konnte. In der Batterie entstand daher eine Verwirrung; nur die 3 letzten Kanonen konnten umwenden, die übrigen wurden im Stich gelassen und die Bedeckung nebst den Resten der Batterie kam in Unordnung zurück.

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Der König befand sich an der Spitze des Regiments v. Alvensleben bei der Division Schmettau, als die Spitze der Avantgarde auf den Feind stieß. Die Kolonne hielt eine kurze Zeit, trat aber wieder an, da der Feind von den leichten Truppen vertrieben und Gefangene eingebracht wurden, welche übereinstimmend aussagten, daß bei Hassenhausen 8000 Mann vom Feinde stünden. Die Kavallerie der Division Schmettau und Wartensleben erhielten ordre, neben der Infanterie vorbeizutraben. Der General Blücher setzte sich an ihre Spitze und machte einen Angriff auf die feindliche Kavallerie. Diese hielt den Angriff nicht aus, sondern zog sich um den rechten Flügel seiner Infanterie herum, hinter dieselbe. Der Nebel hielt noch immer an und was man vor sich hatte, konnte man nicht deutlich erkennen. Doch stieß der General Blücher beim Verfolgen der Infanterie und Artillerie; er zog sich also zurück und setzte sich linker Hand zwischen Hassenhausen und Tauchwitz, um erst die Ankunft der Infanterie abzuwarten. Der Feind benutzte diese Zeit und rückte bis in und neben Hassenhausen vor. Es war die Division Güdin.

Der Herzog von Braunschweig wollte jetzt die ganze Armee vorrücken lassen, dieselbe formiren und das Treffen nicht eher fortsetzen lassen, als bis sich der Nebel gänzlich gelegt hätte. Allein der Feldmarschall von Möllendorf war der Meinung, man müsse ohne Zeitverlust fortmarschiren und den Feind angreifen. Der König, der auch nicht glaubte, auf eine bedeutende Macht zu stoßen, trat dieser Meinung bei, und befahl die Fortsetzung des Marsches. Dies Faktum ist durch glaubhafte Zeugen bestätigt und kann nicht geläugnet werden. Es wälzt einen großen Theil der Schuld des unglücklichen Ausgangs der Schlacht von dem Herzoge ab; denn hätte man seinen Rath befolgt, so konnte die preußische Armee mit gleichen, wo nicht mit überlegenen Kräften aus die feindlichen würken, anstatt das der Feind vom Anfang bis zum Ende der Schlacht stets mehr Menschen ins Gefecht brachte als die Preußen und eine Division nach der andern, ja zuletzt eine Brigade und ein Bataillon nach dem andern schlug. Wenn die preußische Armee vor dem Dorfe Tauchwitz eine gute Position nahm, der Division Oranien und den Reserven Ordre zum schleunigen Vorrücken gab und dann den heitern nebelfreien Himmel abwartete: das Resultat der Schlacht würde ganz anders ausgefallen seyn. Genug der Herzog von Braunschweig kann in diesem Stücke nicht angeklagt werden.

Der König befahl den Aufmarsch der Infanterie, indeß das Regiment von Alvensleben während desselben Kanonen und später auch Kartätschenfeuer bekam, so formirte sich die übrige Infanterie etwas rückwärts. Der Herzog schickte Offiziere und Feldjäger zurück und ließ der Infanterie Beschleunigung des Marsches befehlen. Er selbst ritt gegen Hassenhausen vor, das Dorf rechts lassend; allein man konnte wegen des Nebels nichts Bestimmtes erkennen. Einzelne Leute brachten die Nachricht zurück, daß auf dem Punkte, wo die Kanonen von Graumann stehen geblieben, viel feindliches Infanterie sey. Bald erschienen auch feindliche Tirailleurs zwischen Hassenhausen und Tauchwitz.

Der König trug einem Schützenoffizier auf, die feindlichen Tirailleurs in den Weiden anzugreifen. Dies geschah zwar, aber ohne Erfolg. Ein Grenadierbataillon, das zunächst bei der Hand war, konnte seinen Angriff eben so wenig durchsetzen. Die Tirailleurs schossen von allen Seiten und verfehlten nie ihren Mann. Unterdeß hatte sich endlich von der Division Schmettau eine Infanterielinie gebildet und sogleich avancirte sie gegen den Grund vor Hassenhausen. Sie gab ein regelmäßiges und lebhaftes Feuer, so schnell und bestimmt, als würde auf dem Exercierplatze gefeuert. Der Feind antwortete zwar einigemal mit einem Pelotonfeuer, hörte jedoch bald auf. Da sich in diesem Augenblick der Nebel etwas verzog, so sahe man einen großen Haufen feindlicher Infanterie, die man, so viel es sich übersehen ließ, auf 2000 Mann schätzte, sich in der größten Unordnung in das Dorf Hassenhausen werfen. Dies geschah gegen 8 Uhr.

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Die Kavallerie der Division Wartensleben gieng auf den rechten Flügel über den von Hassenhausen nach Rehausen sich ziehenden Grund, den die feindliche Infanterie durch das wirksame Gewehrfeuer der Division Schmettau zu verlassen genöthigt wurde. Das Regiment Irwing, unter stützt von 3 Eskadrons von Quitzow, hieb hier in die feindliche Infanterie ein. Zwar zeigte diese eine außerordentliche Besonnenheit und Furchtlosigkeit und gab auf das Regiment Irwing erst alsdann Feuer, als es ganz in der Nähe war, eine so furchtbare Salve, daß 9 Offiziere, und die Gemeinen im Verhältnisse, blessirt und getödtet wurden. Demungeachtet stürzte dieses brave Regiment unter die Infanterie und vernichtete ein ganzes Bataillon. Der Adler dieses Bataillon wurde (wie man nachmals erfahren hat0 von einem feindlichen Offizier gerettet, indem er ihn von der Stange brach und unter seinen Mantel versteckte. -- Das Regiment Irwing brachte auch viele Gefangene zurück. Die feindliche Infanterie war von der Division Friant.

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General Blücher wollte die Zeit nicht unnütz verlieren und hoffte die feindliche Kavallerie zu finden. Er rückte also noch einmal mit seiner wohlgemutheten Kavallerie vor. Als er beim Verziehen des Nebels die Infanterie entdeckte, griff er sie schnell an. Allein obgleich diese Attake auf dem Flügel der Linie Statt hatte, so war die Infanterie doch sehr gut vorbereitet und durch Quarrees mit gut placirter Artillerie für einen bloßen Kavallerie-Angriff sicher gestellt. Der General Blücher formirte neue Attaken, um die feindliche Infanterie zu ermüden, oder in Bewegung zu bringen -- wo es denn leicht gewesen seyn würde sie zu trennen, in sie einzudringen, und sie zu vernichten: -- aber alles mißlang. Am Ende wurde ihm ein Pferd todtgeschossen und seine Kavallerie zog sich gegen Eckartsberge zurück.

Man kann bei dieser Gelegenheit den Wunsch nicht unterdrücken, daß doch der General Blücher die feindliche Infanterie nicht angegriffen, sondern seinen Weg rasch fortgesetzt haben möchte! Er war dem Feinde wirklich schon im Rücken, und da er weit mehr Kavallerie hatte, als die Franzosen, so konnte er sie angreifen und schlagen, wenn sie ihm auf seinem Marsch begegnete. Unsere Meinung ist nämlich: General Blücher hätte sollen auf Kösen losmarschiren; dann würde er wahrscheinlich noch unterwegs eine Kolonne feindlicher Infanterie auf dem Marsche gefunden haben. *) Diese konnte sich gegen herzhafte Kavallerie nicht wehren, weil sie im Marsch begriffen, ohne Artillerie, in einer langen Reihe und in Bewegung, also auf einen Kavallerie-Angriff durchaus nicht vorbereitet war. Sie mußte sich also gefangen geben oder zusammenhauen lassen. Nun schickte er ein Kommando von 3 bis 300 Mann nach Kösen, oder wenn noch feindliche Truppen unterwegs zu erwarten waren, gieng er selbst mit seine ganzen Kavallerie nach Kösen, brannte dort die Brücke ab, kehrte um und fiel dem Feind in den Rücken. Das hätte der Schlacht eine ganz andere Wendung und vielleicht einen glorreichen und glänzenden Ausgang geben können. Auf jedem Fall war der Erfolg weniger unglücklich; denn so wie die französische Infanterielinie bemerkte, daß die preußische Kavallerie an ihrer Seite vorbeizog um ihnen in den Rücken zu kommen; mußten sie Hassenhausen verlassen, den Rückzug antreten, oder mindestens eine ganz andere Stellung nehmen.

*) Es war aber auch möglich, daß Blücher gar keine Truppen unterwegens fand, und dann war sein Plan noch leichter und schneller auszuführen.
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Die Infanterie der Division Wartensleben war unterdeß angekommen und avancirte nun mit der von Schmettau gemeinschaftlich. Es wurde Marsch geschlagen; von beiden Theilen kam man sich sehr nahe und beschoß sich mit Kartätschen. Nach einem lebhaften kleinen Gewehrfeuer aber wurde der Feind von beiden Divisionen nach Hassenhausen in die nahe davon gelegenen Holzwege geworfen. Nun sollte Hassenhausen genommen werden. Allein theils hielt man sich zu lange mit den auf dem Exerzierplatze gewöhnlichen Formen *) auf, theils traten die verunglückten Kavallerieattaken auf den linken Flügel gerade in diesem Augenblicke ein, welche dadurch um so wichtiger wurden, daß die feindliche Division Morand auf dem rechten Flügel der Division Güdin ankam, und der französische rechte dem preußischen linken überlegenen Flügel mit Vortheil zum Angriff übergehen konnte.

*) Besonders verlor man durch das Richten viel Zeit, worauf besonders hier so viel nicht ankam, da man keine Kavallerie gegen sich hatte.
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Auf einer Höhe zwischen Tauchwitz und Zeckwar, von welcher die Infanterielinie enfilirt werden konnte, hatte man 2 Bataillone gestellt. Diese wurden jetzt von der französischen Kavallerie angegriffen und zogen sich im Viereck zurück. Nun attakirte sich auch die Division Schmettau, die gänzlich geworfen wurde und sich erst auf der Chaussee hinter Tauchwitz wieder sammelte und setzte. Zu gleicher Zeit waren auch die Tirailleurs um die linke Flanke herum gekommen, hatten sich des Dorfs Poppel bemächtigt und schossen auch nach Tauchwitz. Auch die Tirailleurs, die in den Hohlwegen von Hassenhausen versteckt lagen, thaten unglaublichen Schaden. Die preußischen Schützen reichten bei weitem nicht hin, um die feindlichen Tirailleurs zum Schweigen zu bringen. Doch hieb der Obrist von Heiligenstädt vom Regiment Quitzow einmal mit 2 Eskadrons auf einen großen Haufen Tirailleurs ein, machte viele nieder und brachte einige 30 Gefangene zurück.

Nun wurde gegen Hassenhausen en ligne marschirt; verschiedene Bataillons wurden aber durch das gewaltige Feuer des Feindes zum Weichen gebracht. Die Offiziere sammelten die Leute jedoch wieder und brachten sie in die Linie zurück. Von den schweren Batterien der Division Wartensleben hatte nur eine den Grund von Rehausen passiren können. Mit ihr wurde das Dorf Hassenhausen beschossen und beworfen, jedoch ohne Erfolg. -- Allerdings hieng vom Besitz dieses Dorfes der Gewinn der Schlacht ab, denn es zeigte sich immer mehr, daß der Feind wenig Kavallerie hatte. Auf seinem linken Flügel sah man gar keine, und ohne diese konnte er sich schwerlich zwischen Hassenhausen und dem Kösener Berge halten.

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Der Feind brachte auf 2 verschiedene Punkte seines linken Flügels mehrere Feldstücke, und beschoß damit den preußischen rechten Flügel. Der Prinz Wilhelm von Preußen kam jetzt mit einer bedeutenden Kavallerie (zwischen 10 und 11 Uhr) auf dem rechten Flügel der Infanterie, über Sulza und Stendorf an. Er fand keine Kavallerie vor sich, wohl aber 3 Bataillone feindlicher Infanterie, welche hinter 4 bis 6 Kanonen stand, womit der rechte Flügel enfilirt werden sollte. Er formirte die Kavallerie und machte nach 11 Uhr einen Angriff, der aber gänzlich mißlang. *) Der Prinz für seine Person hat seine Schuldigkeit vollkommen gethan und erhielt auch selbst bei der Gelegenheit eine Schußwunde: aber die Pferde (so sagt man) waren kugelscheu und machten nach einer erhaltenen Salve von selbst rechts umkehrt. Die Kavallerie zog sich zum Theil über Neu-Sulza längs der Ilm und Emsenmühle, zum Theil über den Sonnenberg durch Auerstädt zurück. -- Es ist recht sehr zu beklagen, daß beide Kavallerieangriffe, der vom General Blücher und vom Prinz Wilhelm, einen so ungünstigen Erfolg hatten und das große Vertrauen, das man allgemein in die Vortrefflichkeit der preußischen Kavallerie setzte, so wenig rechtfertigten! --

*) Die feindlichen Bataillone schlossen Quarrees und feuerten mit Besonnenheit und Ruhe. In einem dieser, von dem Prinzen angegriffenen Quarrees befand sich der Marschall Davoust.
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Eine über Buchscherau vorgedrungene feindliche Linie überflügelte den rechten Flügel der preußischen Infanterielinie, bemächtigte sich des Dorfes Spillberg und pflanzte eine Batterie von 12 Kanonen auf dem Spillberger Kirchhofe auf, die den Preußen sehr großen Schaden zufügte.

(Der Beschluß im nächsten Hefte.)
Charakteristische Scenen aus der Schlacht bei Auerstädt.
(Beschluß des im vorigen Hefte abgebrochenen Aufsatzes.)

Der Generallieutenant Graf v. Schmettau war eben damit beschäftigt, ein Regiment aufs Neue gegen den Feind zu führen, als er verwundet wurde. Er verbarg seinen Untergebenen seinen Zustand, um sie nicht muthlos zu machen, erhielt aber bald darauf eine zweite tödtliche Wunde. Der Herzog von Braunschweig hatte eben alle Offiziere seiner Suite verschickt, als er hinter dem Grenadierbataillon Hanstein eine tödtliche Wunde erhielt. *) Er ermahnte eben die Grenadiere tapfer auszuharren und das Dorf Hassenhausen mit gefälltem Bajonet zu nehmen. Nach dem Verlust dieser beiden Anführer, der im Gedränge nicht sogleich bemerkt wurde, *) hörte die Ordnung im Allgemeinen auf. Die Bataillons rückten in und aus der Linie, jeder Chef that, was ihm das Beste dünkte. Viele gaben Beweise von großer Tapferkeit. Die feindliche, ganz nahe am Dorfe Hassenhausen aufgestellte Infanterie wurde einmal in das Dorf geworfen; sie flüchtete einzeln in die Häuser und eine Abtheilung von Scharfschützen verfolgte diesen Vortheil und kam auf der Chaussee bis jenseits des Dorfs. Aber die wußten nicht, daß sich noch eine beträchtliche Anzahl vom Feinde in die Häuser geworfen hatte. Diese sammelten sich wieder, als sie bemerkten, daß keine anderen Truppen folgten, fielen die Schützen an und nöthigten sie, sich zurückzuziehen.

*) Der Herzog von Weimar hat die Stelle, auf welcher der Herzog von Braunschweig fiel, durch einen Obelisk bezeichnen lassen. Er steht rechter Hand von der Chaussee, eine kleine Viertelstunde von Hassenhausen.
*) Der Herzog von Braunschweig, der einen Schuß in den Kopf durch das rechte Auge erhalten hatte, ward nothdürftig verbunden, und von zwei neben ihm Reutenden zu Pferde zurückgebracht. Nachher ward er in einer Kutsche nach Reisdorf gebracht, dort ordentlich verbunden und weiter fortgeführt. Sein General-Adjutant, der Obrist v. Kleist, der nicht im Geringsten verwundet war, befand sich bei ihm, unter dem Vorwande: seinen Herzog nicht zu verlassen. Wie aber konnte ein Offizier von Ehre, ohne Blessur das Schlachtfeld verlassen und sein Heil mit einem andern, tödtlich Blessirten in der Flucht suchen? Es war das Geschäft der Kammerdiener, Reitknecht, Chirurgen und dergl. bei dem verwundeten Herzoge zu bleiben; aber nicht eines Obristen, der eine Brigade sammeln und gegen den Feind führen kann. Im siebenjährigen Kriege stand schimpfliche Kassation auf eine solche Entweichung vom Schlachtfelde. Selbst wenn die Gemeinen eines Regiments oder Bataillons ausrissen, durften ihnen die Offiziere nicht folgen: sondern mußsten sich an das, was noch stand, anschließen und bei dem Kommandeur des Regiments, an das sie sich anschlossen, melden, um sich nachher legitimiren zu können.
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Außer den beiden vorher angeführten Feldherrn waren auf der General Wedell und der General von Greifenberg schwer blessirt. Dem Generallieutenant von Wartensleben war das Pferd erschossen, er hatte nicht sogleich ein anderes, und war dadurch eine geraume Zeit lang unsichtbar und außer Thätigkeit. *)

*) Als er beim Sturz des Pferdes auf die Erde fiel, trat ein doppelter Bruch mit einem so gewaltigen Schmerze hervor, daß er bewußtlos liegen blieb. Die momentane Hülfe des General-Chirurgus Mursinna und des Regiments-Chirurgus Schilling beugten zwar dem Hinsinken des Körpers vor; dennoch aber befand sich der General in einer so hinfälligen Disposition, daß bei den äußersten Bestrebungen, seine letzten Kräfte zur gewissenhaften Erfüllung seiner großen Pflichten zusammenzuraffen, die letzte Lebenskraft fast ganz verschwand. Dennoch vollführte er den Rückzug mit Ordnung und Ruhe, sammelte die zerstreuten Reste der Armee und brachte 16000 Mann und 80 Kanonen nach Magdeburg. Von der über alle Begriffe schändlichen Uebergabe dieser Festung soll er kein Wort gewußt haben, weil er Krankheitshalber das Bett hüten mußte. Er ist in der Minerva sehr hart angegriffen und sein ganzes Betragen in ein übles Licht gesetzt. Doch hat er auch daselbst (September 1807. S. 454 u. f.) seinen Vertheidiger gefunden. Er selbst wird sich vom Könige die Gnade eines Kriegsgerichts ausbitten.

Von der Division Schmettau waren die meisten Staabsoffiziere todt oder blessirt. Außer den auf der Stelle todt gebliebenen, befanden sich 65 Offiziere bei dieser Division. Die Gemeinen waren bis unter die Hälfte zusammengeschmolzen, denn das Zurückbringen der Blessirten entzog den Gliedern so viel Menschen. Auch waren einige Regimenter mit dem Feinde handgemein geworden und hatten einige hundert Gefangene gemacht, welche ebenfalls durch Mißbrauch einzeln zurückgebracht wurden. -- Von der Division Schmettau war unter diesen Umständen nicht viel mehr zu erwarten. Die Division Wartensleben hatte um diese Zeit auch schon bedeutend verloren; allein sie wurde nicht angegriffen und erhielt sich daher in ihrer Stellung. Der Feind hatte nun alle 3 Divisionen seines Armeekorps ins Gefecht gebracht.

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In diesem Augenblick (gegen 12 Uhr) kam die Division Oranien an und zwar die Brigade von Lützow über Rehausen und die Brigade Prinz Heinrich über Poppel. Prinz Heinrich warf die Tirailleurs zurück, gieng auf die Höhe neben Tauchwitz vor, konnte aber nicht eher dazu kommen, seine Brigade zu entwickeln, bis die Ueberlegenheit seines Feuers den Feind nöthigte zurückzugehen, und er sich an die Division Wartensleben anschloß, formirte, und mit klingendem Spiel gegen Hassenhausen avancirte. Auch der rechte Flügel drang nach der Verstärkung durch die Brigade von Lützow vor. Der Feind konnte dem heftigen Feuer nicht widerstehn und warf sich mit seiner ganzen Kavallerie nach Hassenhausen. Die Reste der Division Schmettau wurde zum Theil bei Tauchwitz, zum Theil hinter der Division Wartensleben wieder formirt, um der Brigade Prinz Heinrich als Reserve zu dienen.

Unterdeß war die Division Morand, die gar nichts vor sich hatte -- wie schon vorhin erzählt worden ist -- um den linken preußischen Flügel herum marschirt, hatte an dem Kirchhof von Spillberg eine Batterie von 12 Kanonen etablirt und bis Poppel und Tauchwitz einen Schwarm von Tirailleurs vorgeschickt. Diese kamen nun der Brigade Prinz Heinrich in den Rücken, und sie wurden um so gefährlicher, da die von der Division Schmettau bei Tauchwitz wieder formirten Regimenter Prinz Heinrich und Schimonsky schon zur Unterstützung der Brigade Prinz Heinrich nach Hassenhausen geholt worden waren. Der Rest der Division befand sich näher gegen Rehausen.

Die französischen Tirailleurs wurden durch ihnen nachfolgende geschlossene Truppen unterstützt, die nun ebenfalls von Tauchwitz gegen Hassenhausen in den Rücken der Brigade Prinz Heinrich folgten. Die von Spillberg her sie bestreichende Batterie, nebst den Tirailleurs und Linientruppen in ihren Rücken, vermochten sie zum Rückzuge gegen Rehausen.

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Die Bataillons der fechtenden 3 Divisionen wurden immer kleiner. Auf dem linken Flügel mußte eine Flanke gemacht werden, die der Feind stets wieder zu überflügeln suchte, und es entstand daselbst ein nicht befohlner Rückzug, dem der rechte Flügel durch Artilleriefeuer enfilirt, auch allmählig folgte. -- Der General Blücher suchte den König auf, der sich immer im Gewühl der Schlacht im Centrum und auf dem linken Flügel aufgehalten hatte, und fragte an: "ob Sr. Majestät den Kampf mit den beiden Reserve-Divisionen, die bis jetzt nur ganz müßige Zuschauer gewesen, erneuern wollte? er verspräche sich in diesem Falle einen vollkommen guten Ausgang, und wollte die ganze Kavallerie zu einer General-Attaque sammeln." -- Der König genehmigte die- en Vorschlag und der General Blücher sprengte zur Kavallerie. Allein da man bis jetzt noch nichts von einer übel ausgehenden Schlacht bei dem Fürsten von Hohenlohe wußte, so schien es dem Könige nach einiger Ueberlegung zweckmäßiger, sich durch die Armee des Fürsten von Hohenlohe und General Rüchel zu verstärken und am andern Tage die Schlacht wieder anzufangen. Es wurde dem General Blücher deshalb der Befehl zugeschickt, daß sich Alles zurückziehen sollte. Die Reserven würden den Rückzug decken.

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Das von der Division Oranien hinter den Packpferden zurückgebliebene Grenadier-Bataillon Knebel konnte während des Gefechts nicht wieder an seine Division sich anschließen. Es stieß zu den Bataillons Prinz August und Reinhaben, woraus eine Grenadier-Brigade unter dem Prinzen August sich formirte. Diese rückte auf die Höhe von Tauchwitz vor und nahm die Truppen des linken Flügels auf, welche hinter seinem rechten Flügel und zum Theil durch Rehausen über den Bach giengen. Die Division von Wartensleben und die Brigade von Lützow giengen zum Theil durch Rehausen, zum Theil über Sonnendorf zurück, und zogen sich durch die Reserven, die hinter Lisdorf und Gernstädt standen.

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Der Feind verfolgte seinen Vortheil auf dem preußischen linken Flügel. Er marschirte hinter Spillberg weg, dem Gehölz entlang bis gegen Eckartsberga, und warf aus dieser Kolonne immer Infanterie in die preußische linke Flanke. Doch als er zwischen Zeckwar und der vorstoßenden Holzspitze ankam, fieng eine schwere Batterie der Reserve an zu spielen. Der Feind fuhr Artillerie dagegen auf und es engagirte sich eine ziemlich lebhafte Kanonade, während welcher die Tirailleurs gegen Lisdorf vorrückten.

Die zweite Reserve-Division schob sich nun links vor Eckartsberga, und gab in dieser Stellung den im Gefecht gewesenen Divisionen Zeit, sich hinter sie zurückzuziehen. Der rechte Flügel wurde beim Abziehn vom Schlachtfelde ganz unbedeutend verfolgt. Der Feind hatte wenig Kavallerie, auf seinem linken Flügel gar keine. Er warf sich deshalb mit aller Macht auf den preußischen linken Flügel, wo die waldigen Höhen der beträchtlichen preußischen Kavallerie die Gelegenheit benahmen, ihm vielleicht durch einen glücklichen Angriff die Vortheile des Tages wieder zu entreißen. Indeß war doch die feindliche Infanterie des linken Flügels mit ihrer Artillerie, auf welche der Prinz Wilhelm von Preußen einen Angriff gemacht hatte, vorgerückt und etablirte auf dem Sonnenberge, den Garden grade gegenüber ihre Artillerie. Nach einer Kanonade von einer Viertelstunde kam er vom Berge herunter und griff das Füsilierbataillon von Oswald und die Weimarschen Jäger an. Die Garden wurden endlich auch ins Gewehrfeuer verwickelt und zogen sich, als Auerstädt verlassen wurde, im von zwei Seiten offenen Quarree auf den Höhen am linken Ufer der Ilm fort gegen Wickerstädt. Der Feind verfolgte sie nicht weit.

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Als die Divisionen Schmettau, Wartensleben und Oranien sich durch die Reserven gezogen hatten, und der Feind immer mehr gegen Eckardtsberga vordrang, marschirte die |Division Arnim links ab und setzte sich vor Eckardtberga. Als alles in Sicherheit war, setzte sie ihren Rückzug über jenen Berg fort, ohne weiter verfolgt zu werden.

Die Brigaden Prinz August und Pletz zogen sich durch Auerstädt und schlossen sich an die Brigade von Hirschfeld, welche beim Abzuge durch eine feindliche Batterie von 8 Kanonen beschossen wurde. In dieser Zeit hielt die Kavallerie unter dem General Blücher linker Hand neben Auerstädt, zogen sich dann durch dieses Dorf und setzte sich dann wieder rechter Hand zwischen Reisdorf und Auerstädt. -- Nachdem in dieser Stellung einige Zeit gehalten war, hörte das Feuern beinahe auf und der Rückzug wurde mit klingendem Spiel angetreten. (Nachmittag gegen 2 Uhr.)

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Der Feind kam über den Grund und Bach an der Emsenmühle und beschoß die zurückmarschirenden Garden. Von einer reitenden Kanone jagten die Knechte mit der Protze davon und die nachfolgenden Tirailleurs nahmen die Kanone. Sobald dies von der Linie bemerkt wurde, machte das erste Bataillon Garde Front, gieng auf den Feind los, nahm die Kanone wieder und setzte seinen Rückzug fort, nachdem die Knechte zurückgeholt waren und dieselben folgen konnten.

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Von dem Generalmajor von Zastrow wurde folgende Befehl zum Rückzuge in Auerstädt diktirt, und so viel es thunlich war, den Kommandeuren der Regimenter mitgetheilt: "Die Direktion des Marsches geht nach Weimar. Die Reserve-Divisionen machen die Arriergarde unter dem General der Kavallerie, Grafen von Kalkreuth. Die übrigen Regimenter und was nicht dazu gehört, werden sich auf der Chaussee nach Weimar so viel als möglich zusammenhängen, ohne daß sie gerade ihre Ordre de Bataille genau befolgen. Jenseits Weimar setzen sich die Truppen längs der Chaussee gegen den Ettersberg. Alles links abmarschirt."

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Als Auerstädt noch von den Preußen besetzt war, führte der Feind auf der Höhe zwischen Gernstädt und Auerstädt Wurfgeschütz auf und steckte damit das Dorf in Brand. Alles war gesund war und sich retten konnte verließ das Dorf. Viele schwer blessirte aber, die hierher gebracht worden waren und nicht sogleich fortgeführt werden konnten, wurden dem schrecklichsten Tode zur Beute. -- Die Weimarschen Jäger, die sich überall sehr brav gezeigt haben, machten hier die Arriergarde. Bis hierher gieng alles in ziemlich guter Ordnung und wäre der Rückzug auf diese Art fortgesetzt worden, so konnte der unglückliche Ausgang dieser Schlacht für Preußen nicht so verderblich werden, als er in der Folge bei der fast gänzlichen und allgemeinen Auflösung und Zerstreuung des Heeres ward. Doch von dieser Retirade nach dem blutigen 14ten Oktb. wollen wir in einem der nächsten Heften sprechen.

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Der König, der in der Schlacht immer Unerschrockenheit und ruhige Besonnenheit des Geistes bewiesen und die Seinigen mit Wort und Beispiel zur Tapferkeit ermuntert hatte, befand sich beim Rückzuge an der Spitze der Kavallerie. Er wollte sich schnell nach Weimar begeben, um dort alle Anstalten für den folgenden Tag zu treffen. Als er in die Gegend des Mattstädter Kohlenhauses kam, sah man Truppen auf den Höhen von Apolda. Man fand nach näherer Untersuchung, daß es feindliche waren. Der König wendete sich nun rechts über Zettelstädt und kam nach mehreren Umwegen nach Sömmerda. Auf diesem Wege hatte er erst den Verlust der Schlacht des Fürsten von Hohenlohe erfahren. Man denke sich den Schmerz, der die Brust des Königs bei dieser Nachricht durchdringen mußte. Wer mag ihm denselben nachfühlen? Aber diese traurigen Unfälle machten ihn nicht muthlos. Er sandte seinen Flügeladjutanten Grafen Dänhof zum französischen Kaiser, und eröffnete ihm den Wunsch nach Frieden. Indeß machte er sich doch auf jeden Fall gefaßt, und reisete am 15ten nach Mittag von Sömmerda über Nordhausen ab, um die nöthigen Anstalten im Innern zu treffen, und sich an die Spitze der Ostpreußischen Truppen zu setzen.

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Man sieht, daß ohne den unordentlichen Rückzug in der nächsten Nacht, und ohne den Verlust der Bataille bei Jena, die Schlacht bei Auerstädt von wenig erheblichen Folgen gewesen seyn würde. Die Franzosen hatten nur einige hundert Gefangene gemacht; die Preußen besaßen deren noch mehr. Die feindliche Kavallerie hatte nie eingehauen und also gar keinen Schaden gethan. Das kleine Gewehrfeuer hat von preußischer Seite unweit mehr Schaden angerichtet als das von französischen Seite. Nur am Tirailleur- und Artillerie-Feuer waren die Franzosen überlegen. Rechnet man die schwer Blessirten, die dem Feinde in die Hände fielen mit zu den Gefangenen, so mag er an sieben bis achthundert gehabt haben; die Preußen hatten deren aber während der Bataille an sechshundert, von denen nur etwa 200 nach Magdeburg gebracht wurden. An Todten und Blessirten hatte der Feind mehr verloren.

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Wäre nicht der Fürst von Hohenlohe an demselben Tage total geschlagen worden, hätte der General Rüchel noch mit seinem Korps bei Weimar gestanden und wäre der Herzog von Weimar mit der Avantgarde der Hauptarmee zu ihm gestoßen: so hätte sich der König mit seiner Armee sicher und ungefährdet an sie anschließen, die abgeirrten Truppen sammeln und in Verbindung mit dem Fürsten Hohenlohe dem Feinde eine große entscheidende Schlacht liefern oder einen sichern Rückzug antreten können. Die beiden Reserve-Divisionen hatten so viel als gar nichts gelitten und die Kavallerie befand sich nach der Schlacht noch im guten Stande. Nur die Division Schmettau hatte bedeutend gelitten und die Divisionen Wartensleben und Oranien hatten theilweise viel eingebüßt.

Ob es nicht besser gewesen seyn würde, wenn der König auf den Rath des Herzogs von Braunschweig, die Fortsetzung der Schlacht so lange ausgesetzt hätte, bis sich der Nebel gänzlich gelegt hatte, und er mit seiner ganzen Armee den Angriff unternehmen konnte; ob sich nicht ein schöneres Resultat ergeben haben würde, wenn der General Blücher und der Prinz Wilhelm nicht die wohlverwahrten und herzhaft vertheidigten Flanken der französischen Linie angegriffen, sondern dieselben umgangen und den Feind im Rücken beunruhigt hätten; *) ob der General Kalkreuth nicht besser gethan hätte, statt daß er 3 Stunden lang mit seiner großen und vortreflichen Reserve, *) einen müßigen Zuschauer abgab, den Feind entweder auf seinem rechten Flügel hinter Bendorf, Zeckwar und Spillberg, **) oder auf seinem linken über Sonnendorf und Sulza zu umgehen; ob eine mit der Reserve und mit der sämmtlichen Kavallerie von Neuem begonnene Schlacht den vom General Blücher verheissenen Ausgang gehabt haben würde: wer mag darüber entscheidenden Ausspruch wagen wollen? Im Rath der Vorsehung war Preußens Untergang beschlossen. Ein schwarzes, finsteres Verhängniß waltete über alles, was seit dem Beginn des Krieges unternommen wurde. Ein feindseliger Geist zog am Norden entlang.

*) Bei einem günstigen Terrain ist auch die beste Infanterie gegen eine zahlreiche und herzhafte, von einem ernsthaften Willen belebte Kavallerie jedesmal verloren -- dies zu beweisen ist hier der Ort nicht -- : aber es gehört eine tapfere, kriegserfahrne und kugelgewohnte Kavallerie dazu, in Infanterie-Quarrees, die mit Artillerie gehörig gedeckt sind, und wo erst in der Nähe von 10 bis 15 Schritt ruhig und furchtlos geschossen wird, mit glücklichem Erfolg einzuhauen. Die Probe, worauf also der General Blücher und der Prinz Wilhelm ihre, des Kriegs ganz ungewohnte Kavallerie bei der ersten Gelegenheit setzte, war zu bedenklich und zu gefährlich.
*) Die Reserve bestand in der That aus den schönsten, geübtesten und kraftvollsten Truppen der Armee. Zu der Division Kuhnheim gehörten: das erste Bataillon Garde, die Grenadiergarde und das Regiment Garde, das Regiment des Königs, und die beiden Grenadierbataillone v. Rabiel und Prinz August v. Preußen. Dazu kamen die Gensd'Armes und die Garde du Korps; ferner eine reitende Batterie, 2 Batterien Zwölfpfünder und eine Haubitzen-Batterie. Die Division des Generallieutenant von Arnim bestand aus den Infanterieregimentern von Arnim, Pirch und Zenge und aus den treflichen Grenadierbataillonen von Gaudi, Schliefen, Hülsen und Osten. Ferner gehörten dazu die Kürassiere von Beeren, 10 Eskadrons vom Regiment der Königin, eine reitende Batterie und 2 Batterien Zwölfpfünder. Man kann sich keinen herrlicheren Anblick denken, als diese beiden Divisionen am Morgen des vierzehnten Oktobers gewährten. -- -- --
**) Das was die Preußen zu thun unterlassen hatten, führten nachher die Franzosen aus. Die Division Dürand kam von Bunscherau nach Spillberg, hinter Zeckwar der preußischen Infanterielinie im Rücken und entschied dadurch den unglücklichen Ausgang der Schlacht.
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Es ist ganz unmöglich den Verlust anzugeben, den Preußen in dieser Schlacht erlitten hat, da die Armee nicht wieder gehörig formirt werden konnte. Am Tage nach der Schlacht war die Zahl der Deserteurs, Marodeurs und zerstreuten Flüchtlinge, die einzeln umherirrten und in den Dörfern gefangen wurden, sehr beträchtlich. Man hat also keine andern Mittel, die Anzahl der Gebliebenen und schwer Verwundeten zu erfahren, als durch eine ungefähre Schätzung nach der Dauer des Kanonen- und kleinen Gewehr-Feuers, *) wobei andere Bataillen den Maßstab abgeben. So nur läßt sich der wahrscheinliche Verlust bestimmen.

*) Denn die feindliche Kavallerie hat den Preußen gar keinen Abbruch gethan. Sie mag kaum 20 Mann getödtet haben.

Hiernach würde er nicht über 5000 Mann an Todten und Blessirten betragen können, wenn es auch bald nach der Bataille schien, als ob er gegen 10000 Mann ausmachen müßte. Allerdings fehlten so viel, wo nicht noch mehr Leute, der größte Theil davon irrte aber umher und konnte seine Fahne nicht finden. An Offizieren war der Verlust beträchtlicher, theils weil ihre ausgezeichnete Kleidung den Feind veranlaßte, stets auf sie zu zielen, aber mehr noch, weil sie die Hoffnung, die man in ihre Ehre und Tapferkeit setzte, rechtfertigen wollten. Sie bemühten sich, die eingerissene Unordnung wieder herzustellen, giengen ihren Leuten mit gutem Beispiel voran und schlossen sich an den noch stehenden Haufen. Viele Offiziere waren zwei- oder dreimal blessirt und verließen ihre Bataillons nicht. Der 81jährige Feldmarschall Möllendorf gieng ihnen darin mit seinem Beispiel voran. Dem König war ein Pferd erschossen, die königlichen Prinzen die Offiziere vom höchsten Range waren blessirt.

Die Division Oranien zählte 107 todte und blessirte Offiziere, die Division Wartensleben 98, die Division Schmettau 93 und die Reserve etwa 25. Am meisten hatten die Regimenter Puttkammer, Wartensleben, Prinz Ferdinand und Prinz Louis gelitten. Von dem Verluste an Offizieren hat man auf den an Gemeinen geschlossen und daher kommt es, daß er gewöhnlich auf 10000 Mann angenommen wird, welches offenbar zu hoch ist.

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Es ist schon sehr viel über diese Schlacht geschrieben worden, und es wird noch mehr darüber geschrieben werden. Das Befriedigendste und Zuverlässigste findet man in der vortrefflichen Schrift: Operationsplan der preußisch-sächsischen Armee im Jahre 1806, Schlacht von Auerstädt und Rückzug bis Lübeck. Nebst Beilagen, einer Operationscharte und Plan der Schlacht bei Auerstädt v. C. v. W. (Weimar, in Kommission des Industrie-Comptoirs 1807.) Mit dem Motto: La critique est aisée, mais l'art est difficile. Wir sind diesem Werke als fachkundigen Führer am liebsten gefolgt, weil es von einem Manne herrührt, der bei der preußischen Armee schon längst als ein einsichtsvoller und denkender Militair bekannt ist, der um alle Plane und strategische Entwürfe wußte, der selbst von den meisten Ereignissen, die er erzählt, Augenzeuge war, und namentlich in der Schlacht bei Auerstädt in der Nähe der kommandirenden Generäle war. Seinen Namen sind wir nicht zu nennen berechtigt, zumal da er ihn selbst unter der falschen Chiffre E. v. W. zu verbergen sucht und in dem Werke selbst öfters von sich sprechen muß. Was er aber erzählt, hat volle Glaubwürdigkeit.

Vor einer andern Schrift aber: Bemerkungen und Beschreibung der Schlacht bei Auerstädt, von einem unpartheiischen Augenzeugen, (Altona bei Bechtold. 8 gr.) müssen wir unsere Leser warnen. Der Verfasser, der uns übrigens ganz unbekannt ist, ist von Vielem ganz falsch unterrichtet und nichts weniger als unpartheiisch. Manche einzelne Anekdoten und Ereignisse, wenn sie anders wahr sind, sind interessant, das Ganze aber giebt einen sehr falschen Begriff von der Schlacht -- Weit lehrreicher und interessanter aber sind die Fragmente aus dem Tagebuche eines preußischen Regimentsschreibers über die Begebenheiten des 14ten Oktobers 1806 und der folgenden Tage. (Ohne Druckort 1807.) Was er gesehen und bemerkt hat, erzählt er in einem treuherzigen und aufrichtigen Tode, der an der Wahrheit seiner Erzählung gar nicht zweifeln läßt.

Was in einigen Flugschriften *) und Journalen *) über die Schlacht von Auerstädt gesagt ist, verdient einer großen Berichtigung. Wie viel Falsches, Halbwahres, durch gehässige Leidenschaften Entstelltes, mit absichtlicher oder wirklicher Unkunde des Gegenstandes Geschriebenes enthalten jene Schriften! Es ist überall noch viel zu früh ein treues Gemälde von den Schlachten der vergangenen Jahre aufzustellen: darum haben wir auch nur einige charakteristische Züge, als Umrisse zu einem solchen Gemälde herausgehoben. -- Was uns in vielen jener Schriften am meisten empört hat, das ist die schnöde Schadenfreude, die höhnische Herabwürdigung mit der man über die preußische Armee und ihre Offizier herfällt. O hätten jene schadenfrohe Menschen doch gesehen, mit welcher Entschlossenheit und Beharrlichkeit am 14ten Oktober, bei Jena und Auerstädt gefochten wurde! mit welcher Bereitwilligkeit und Herzhaftigkeit die Bataillone, die schon zwei- dreimal im Feuer gewesen waren und die fast alle ihre Munition verschossen hatten, immer wieder gegen den Feind losgiengen! Hätten sie doch die einzeln rührenden Beweise von Tapferkeit, Aufopferung, Hingebung und Heldensinn gesehen, mit der an jedem Ort des Kampfplatzes gefochten wurde. Und ließ der Feind nicht Hunderte und Tausende von Todten und Verwundeten auf dem Schlachtfelde? Rühmt er nicht selbst die große Tapferkeit, mit der man ihm Widerstand leistete? Würde er die geschlagenen Preußen nicht länger und wirksamer verfolgt haben, wenn er nicht selbst zu sehr geschwächt war?

*) Z. B. die Feldzüge von 1806 und 1807 in einer historisch-politisch-militärischen Darstellung (1ter Theil 1 Thlr. gr. 8.); die mit unverdientem Beifall aufgenommenen vertrauten Briefe u. s. w.; Geschichte des Krieges zwischen Frankreich und dessen Bundesgenossen gegen Preußen und dessen Verbündete. (Amsterdam); Kurze Uebersicht des durch seine Folgen höchst merkwürdigen Feldzugs v. J. 1806. Mit Bemerkungen von einem Br...schen (Braunschweigischen) Offizier. Und andere dergleichen.
*) Z. B. in Archenholz Minerva; in dem politischen Journal; in den europäischen Annalen; in Vogts Staatsanzeigen; in Voß Zeiten und Anderen. Manches davon ist der strengsten Wahrheit gemäß; vieles aber aus unlauteren Quellen geflossen.

Warum will man also das ganze durch Unglück und Schmach gebeugte Heer noch tiefer niederbeugen? warum ihm allein alle Schuld beimessen? warum die vielen tapfern Männer, die für Ehre, Pflicht, Vaterland und König bluteten, und deren Seele über ihre eigenes Schicksal weniger als über das des Staats trauert, warum auch diese in den Staub treten und mit Schande bedecken wollen? Gerechte Indignation treffe den, der aus Feigheit und verabscheuungswürdigem Egoismus zum Verräther wurde -- Verachtung treffe die, welchen Zufall, Geburt oder Verbindung zu bedeutenden Posten verhalf, denen sie vorzustehen unwürdig waren. Aber kein vorschnelles, auf einseitige Data, auf leidenschaftliche Angaben gegründetes Urtheil, verdamme Männer, deren Betragen zwar Tadel, Rüge, Bestrafung zu verdienen scheint, deren Vergehen jedoch noch nicht völlig erwiesen ist: und die zum Theil selbst auf Untersuchung ihrer Handlungen vor kompetenten Richtern angetragen haben. *)

*) Diese Stelle ist aus einer periodischen Schrift, die sich mit Recht an unsre besten Journale anschließen darf, Sie führt den Umschlagstitel: Feuerschirme, um ihre Tendenz gegen die Feuerbrände anzuzeigen; der eigentliche Titel aber ist: das Vaterland. Beiträge zu einer Geschichte der Zeit, Versuche zur Veredlung des Nationalgeistes und zur Erhebung der Kunst und Industrie. (Berlin 1807.) Der Herausgeber ist ein Mann von anerkannten Verdiensten, von reinem edlem Patriotismus, von treuer und fester Anhänglichkeit an seinen König, der lange in einem bedeutenden Posten gearbeitet hat und von Allem mit Sachkenntniß Auskunft zu geben vermag. Möchte diese Schrift im Preußischen doch recht viele Leser und treue Beherzigung finden!
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Zeitungsnachrichten.[]

[1806]

[6]

Kriegsnachrichten.

Die Berliner Zeitungen vom 18. October enthalten folgenden Artikel: "Laut vorläufig eingegangenen Nachrichten hat die Armee des Königs bey Auerstädt eine Schlacht verloren; die nähern Umstände sich noch nicht bekannt; doch weiß man, daß Se. Maj. der König und dessen Brüder, Königl. Hoheiten, am Leben und nicht verwundet sind."

Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Nordische Miszellen. Siebenter Band. Hamburg, bei A. Bran, und in Commission bei B. G. Hoffmann, 1807.
  3. Nordische Miszellen. Achter Band. Hamburg, bei A. Bran, und in Commission bei B. G. Hoffmann, 1807.
  4. Löscheimer. Herausgegeben von H. v. L--n. Ein Journal in zwanglosen Heften. 1807.
  5. Sammlung von Anekdoten und Charakterzügen aus den beiden merkwürdigen Kriegen in Süd- und Nord-Deutschland in den Jahren 1805, 6 und 7. Leipzig, in der Baumgärtnerschen Buchhandlung.
  6. Wiener Zeitung. Nro 86. Sonnabend, den 25. October 1806.
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