Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Musée Carnavalet Paris


Schilderung der Schlacht von Aspern und Eßling.[]

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In einem Zeitpunct, wo die egoistische Berücksichtigung des Privatinteresse's ziemlich häufig nicht bloß den Kosmopolitismus aufgehoben, sondern -- wenn wir und das Daseyn der traurigen Entdeckung gestehen wollen -- selbst dem Patriotismus manchen Schaden zugefügt hat: in einem solchen Zeitpuncte ist es doppelt nöthig, das Gemählde grosser Weltbegebenheiten zu erneuern, und die Erinnerung an die glänzenden Unternehmungen und Thaten jener Helden, welche das Vaterland gebar, im vollen Leben des ersten Eindrucks zu erhalten.

Nicht ferne rückwärts in eine längstentschwundene Vergangenheit dürfen insonderheit die Glieder der österreichischen Staatsfamilie blicken, wenn sie das Gefühl ihrer Nationalwürde, ihrer Vaterlandsliebe, das Anschauen eines strahlenden Bildes des allgemeinen Ruhmes gehoben wissen wollen. So ansehnlich die Reihe der kriegerischen Unternehmungen auch ist, deren glänzende Erfolge den Thron und die Monarchie Oesterreichs seit Jahrhunderten schmücken; so ist doch gerade die bewundernswürdigste von allen in unseren Tagen vorgegangen.

Der unverwandte Blick auf das Grosse, was geschah, verbürgt Grosses, was geschehen wird. Ohne Studium gelieferter Schlachten lassen sich keine neuen gewinnen. Das Gemählde einer Schlacht, die in einem früheren Zeitpuncte, nach einer veralteten taktischen Schule geführt wurde, kann weder so sehr beleben, noch in dem Grade nützen, als die Schilderung einer solchen, in welcher der neueste Geist des Krieges, dem noch manche Söhne folgen werden, sich in seiner Vollkraft geltend gemacht hat.

Zwar sind hierüber von österreichischer Seite manche, zum Theil officielle Schriften erschienen, die in noch unerreichter Schönheit eben jene höchst merkwürdige Schlacht behandeln, von welcher wir zu sprechen haben. Allein da die Ansichten und Schattirungen dieser Gemählde und Erklärungsschriften den Gang der Dinge ziemlich streng militärisch und hauptsächlich nur nach den österreichischen Dispositionen schildern, so haben wir -- nach den beschränkten mitteln, die uns zu Gebot stehen -- versuchen wollen, auch die der Gegner näher ersichtlich zu machen. Was aber hauptsächlich diesen Versuch herbey führte, sind die verschiedenen Bemerkungen über die Schlacht von Aspern und über die nachher zu ergreifenden Maßregeln, welche in mehrere ausländische Zeitschriften -- leider auch von Inländern! -- niedergelegt wurden. Ohne sie buchstäblich anzuführen, und darüber in einer widerliche Polemik zu verfallen, begnügen wir uns, in den Lauf der Erzählung solche Bemerkungen einzustreuen, welche die Erinnerungen der Mitarbeiter an jenen Journalen von selbst beantworten.

Ehe wir aber zur Beschreibung der Riesenschlacht selbst schreiten, wollen wir für jene unserer Leser, denen es nicht ganz entbehrlich ist, eine Uebersicht sowohl der Gegenden voran schicken, in welcher sie vorging, als auch derjenigen, welche auf sie selbst und auf die nachher zu wählenden Maßregeln Bezug haben.

Wenn man von der Höhe des Stephansthurmes oder der Leopoldsberges nordwärts die Blicke richtet, so gewahrt man eine weit ausgebreitete und sehr fruchtbare Fläche, die man den Königsmantel der Ceres nennen möchte. Zwischen den wallenden Saaten dieses wohlangebaueten Bezirkes erheben sich in geräumigen Entfernungen zahlreiche Ortschaften, deren blosser Anblick von der glücklichen Lage ihrer Bewohner zeugt. So gerne man aber beym Anblick dieser spiegelglatten an Korn so überreichen Ebenen dieser niedlich vertheilten Ortschaften ein bleibendes Bild der Ruhe, des Glückes fest zu halten wünschte: so drängt sich dich unwillkührlich der Gedanke auf, daß eben diese herrliche Ebene -- durch einen majestätischen Strom, durch kleinere Gewässer, durch Anhöhen und Gebirge begrenzt, -- sich ganz zum Kampfe zweyer zahlreicher Nationen eigne, und daß hier der Ort sey, wo über die Schicksale grosser Nationen, ja selbst über den Besitz der Weltoberherrschaft das blutige Loos geworfen werden könne. Schon im Jahre 1278 rang hier Rudolph von Habsburg mit Ottokar um das Schicksal eines ganzen Reiches, und auf dieser Fläche trugen die Adler des Sieges dem ersteren die Herrschaft über Oestereich entgegen, womit er seine Söhne feyerlich belehnte. War damahls zur Macht Oesterreichs ein fester Grundstein gelegt worden, so befestigte dagegen im Jahre 1809 die berühmte Schlacht, die wir zu beschreiben versuchen, die Dauer und den Ruhm dieses Kaiserstaates.

Zur klareren Ansicht der Schilderung dieser Schlacht haben wir vorläufig jenes Theils des Marschfeldes zu erwähnen, der zu dem Ganzen der Operationen erfordert wurde, und dann auch über die Insel Lobau und das rechte Donauufer Einiges anzuführen.

Der Raum, welchen die österreichischen Truppen in Marschfelde, theils vor, theils nach Eröffnung der Schlacht betraten, beträgt von Norden nach Süden ungefähr vier, von Osten nach Westen aber drey Stunden. Die Ortschaften, welche in diesem Bezirke von Norden nach Süden herablaufen, lassen sich am füglichsten in sechs mehr oder minder geraden Linien, deren jede von Westen nach Osten gezogen ist, übersehen.

Auf der ersten, nördlichsten Linie erscheint bloß die Ortschaft Säuring;

auf der zweyten, von Westen nach Osten: Stammersdorf, Gerasdorf, Deutsch-Wagram;

auf der dritten: Jedlersdorf, Süssenbrunn, Aderklaa, Baumersdorf;

auf der vierten Leopoldsau, Breitenloe, das neue Wirthshaus, Raschdorf;

auf der fünften: Jedlersdorf an der Spitze, Kagrau, Hirschstädten, Pysdorf, und

auf der sechsten endlich: Stadelau, Großaspern, Eßling und die Stadt Enzersdorf. Der ruhige Fleiß des Oekonomen hat, ohne es zu wissen, durch Gräben zum Wasserablauf, durch Errichtung fester Wirthschaftsgebäude, besonders den beyden vorletzt genannten Ortschaften eine militärische Bedeutung gegeben. Noch ist in Bezug auf das linke Donauufer zu bemerken, daß im tieferen Westen nahe am Flusse die Stadt Korneuburg und der Bisamberg nebst anderen beträchtlichen Anhöhen liegt: der Rußbach aber die Orte Baumersdorf und Deutsch-Wagram berührt. Nahe an Eßling drängt sich die Donau durch zahlreiche Inseln in mehrfache Aerme getheilt; ostwärts von diesen Inseln haben wir von Westen nach Osten die schwarze Lake nach an der Spitze, dann dieser Ortschaft gegenüber die sogenannte Aue zu berücksichtigen, an welche die -- damahls verbrannten -- Taborbrücken stossen, und Wien mit dem linken Donauufer verbinden; ferner die Lobau, eine Insel, die auch: In der Lobau genannt wird, und welche in der Folge, für die Dauer der französischen Operationen, den Nahmen Napoleoninsel erhielt, so wie die benachbarten nach einigen französischen Generalen benannt wurden. Die Insel Lobau hat eine Breite von zwey Stunden und eine Tiefe von fünf Viertelstunden. Die sie umgebenden Inselchen erlauben es, gegen das linke Donauufer hin, nicht sonderlich grosse Brücken zu schlagen. Ihre Biegungen gegen die Nordseite gestatten eine solche Aufstellung von Batterien, daß ein fürchterliches Kreuzfeuer hervor gebracht werden kann; von Seite der Stadt Enzersdorf erschweren Sümpfe und Gräben die Annäherung. Diese Insel ist von buschigen Auen und durch die Biegungen ihrer Cestade so gedeckt, daß eine Beobachtung auf der Entfernung vom linken Donauufer ohne Erfolg ist; ihre bedeutende Grösse eignet sie zum Waffenplatz für zahlreiche Truppen. Ehe noch die Rüstungen Napoleons auf dieser Insel vorgenommen wurden, war sie den Bewohnern Wiens nur wenig, wohl aber dem österreichischen Kaiserhofe bekannt, indem dieser hier alljährlich zwey Mahl das Vergnügen der Jagd zu geniessen pflegte.

Am rechten Donauufer dehnen sich von Westen nach Osten, von Klosterneuburg angefangen, beträchtliche Bergreihen hin, welche in der Gegend von Nußdorf enden, und bis dahin größten Theils nur den Raum für die längs der Donau laufende Strasse übrig lassen. Südöstlich von Wien liegt das kaiserliche Lustschloß Ebersdorf nebst der gleichnahmigen und der Ortschaft Albern.

Nachdem der österreichische Generalissimus, Erzherzog Carl am 16. May 1809 auf dem Marchfelde angelangt war, stellte er vorläufig seine Armee nächst dem Bisamberg auf, verlegte die Kavallerie an den Rußbach, und ließ die Avantgarde zur Beobachtung der französischen Truppen bis zur Donau vorgehen. Weil es in der Willkühr der Letzteren lag, wo immer den Uebergang zu versuchen, so ließ der Erzherzog von Krems bis zur March eine Vorpostenkette ziehen. Ehe noch die österreichischen Truppen einigermassen ausgeruhet und sich durch Ansichziehung neuer beträchtlicher Verstärkungen zum neuen Kampfe vorbereitet hätten, wollte Kaiser Napoleon seinen Uebergang unternehmen. Die schwarze Lake schien hierzu ein bequemer Punct zu seyn. Marschall Massena, Herzog von Rivoli erhielt daher den Befehl, diese Insel hinweg zu nehmen; allein gleich das erste Battallion, welches über die Donau setzte, wurde gefangen, und die in Schiffen nachfolgende Mannschaft zurückgewiesen.

Da also hier keine Ueberraschung möglich war, so entschloß sich Kaiser Napoleon an der Westseite der Lobau seinen Uebergang zu bewirken, und zwar an einer Stelle, wo die Entfernung bis zu einer Zwischeninsel 240, von hier bis zur Lobau 120, und von dieser bis zum linken Donauufer 70 Klafter betrug.

Am 18. ließ der französische Kaiser die Division Molitor nach der Lobau überschiffen, um die Schlagung der Brücken zu decken. Die österreichischen Vorposten bemerkten die Bewegung, erriethen den Zweck, und berichteten am folgenden Tag Beydes. Eben so wenig war auch der Marsch der Franzosen über Simmering gegen Albern dem auf dem Bisamberg errichteten Observatorium unbemerkt geblieben. Am 20. wurden die Brücken über die zwey ersten Donauarme vollendet, und Napoleon verlegte sein Hauptquartier von Schönbrunn nach Kaiser Ebersdorf, besichtigte die Lobau und befahl dem Obersten Aubry eine Brücke über den letzten Arm, gegen Eßling hin, zu schlagen. Der Oberste vollzog diesen Auftrag binnen drey Stunden, und verwendete hierzu 15 Pontons. Mit Eintritt der Nacht ließ Kaiser Napoleon die Divisionen Molitor und Boudet, dann die Kavalleriedivision Lasalle über die letzte Brücke gehen, und eine Stellung beziehen, die an der Linken durch Aspern, an der Rechten durch Eßling gedeckt war.

Es mußte auf französischer Seite befremdend erscheinen, daß der österreichische Oberfeldherr, nach so hartnäckiger Verweigerung der schwarzen Lake hier so bereitwillig den Uebergang und eine wohl unterstützte Festsetzung auf dem linken Donauufer gestattete. Allein die französische Armee war seit einigen Jahren allzulang in der Gewohnheit des Sieges geblieben, um glauben zu wollen, daß man in Bereitschaft sey, eben jetzt sie zu zwingen, aus derselben heraus zu treten. Unbedenklich also verfolgte sie die scheinbaren Vortheile eines ungehinderten Donauübergangs, welche der Stern des Glückes, noch eigentlicher aber eine vom Erzherzog bereit gehaltene Falle anbot. Dieser erlauchte Prinz hatte indeß die Unternehmungen der Franzosen mit einem Theile der Avantgarde unter dem Feldmarschalllieutenant Grafen von Klenau recognoscirt, und als er aus der Anzahl der aus der Lobau kommenden Truppen und aus dem ausgeführten Geschütze erkannte, daß noch mehrere nachfolgen und einen ernstlichen Angriff vornehmen wollten; so begnügte er sich, einigen andringenden Kavallerieabtheilungen seine Gegenwart durch ihre Zurückwerfung kund zu thun, dann aber zog er die Avantgarde zurück, und befahl den Vortruppen dasselbe in eben dem Masse zu thun, als der Feind sich ausbreiten würde.

Daß der Erzherzog nicht selbst einen Donauübergang unternommen hatte, beruhete theils auf der Ursache, weil bey der gegenwärtigen, nicht im Augenblick zu vermehrenden Stärke der Armee schlechterdings nicht allzu Gewagtes unternommen werden durfte, theils auch auf der Ueberzeugung, daß er, wenn der Feind einen Uebergang versuche, sich in die Lage versetzt habe, beyläufig wenigstens zu entscheiden, zu welcher Zeit, in welcher Zahl und mit wie vielen Hilfsmitteln die feindliche Uebermacht den Boden des Marchfeldes betreten dürfe. Hierzu waren Tage nöthig, und die ermattete Armee gewann die Zeit, ihre Vollkraft zu sammeln.

Der Erzherzog hegte die Absicht, den Feind über die ersten Arme der Donau zurück zu schlagen, seine Brücken über dieselbe zu zerstören, und, wo möglich, die Lobau zu besetzen.

Um diese Absichten erreichen zu können, ließ der Erzherzog am 21. die Armee in einer weiten Entfernung vom Ufer zwischen dem Bisamberg und Gerasdorf ihre vorläufige Stellung nehmen; denn wäre diese bey Raschdorf aufgestellt worden oder hätte sie wohl gar Aspern besetzt: -- so würde Napoleon wahrscheinlich keine Schlacht gewagt, sondern sich auf ein blosses Avantgardegefecht beschränkt haben. Ohne einen bedeutenden Verlust hätte sich derselbe zurückgezogen, den ganzen Werth der österreich schen Armee noch nicht erkannt, die Wirkungen der getroffenen Anstalten nicht gefühlt, vielleicht am ungelegensten Orte einen Uebergang und diesen erst dann versucht, wenn seine Armee sich unendlich verstärkt hätte.

Die erste so weit rückwärts gelegene Aufstellung des Erzherzogs war also in der That die zweckmässigste; sie bewirkte, daß Napoleon, nachdem er am 21. in Begleitung Berthier's, Fürsten von Neufchatel, Massena's, Herzogs von Rivoli, und Lannes, Herzogs von Montebello, die Lage am linken Donauufer in Augenschein genommen, eine Schlacht beschloß, und die Aufstellung seiner Truppen festsetzte. Lannes erhielt den Oberbefehl über den rechten Flügel und lehnte sich an Eßling, und Massena den linken Flügel bey Aspern. Der Kaiser selbst beschloß das Ganze der Operationen von der Höhe eines Ziegelofens zu leiten, auf welcher er sich wirklich am ersten und an einem Theil des zweyten Tages der Schlacht befand. Um nach Umständen zur Deckung der rechten Flanke oder zur Uberflügelung gebraucht zu werden, wurde Bessieres, Herzog von Istrien mit leichter Infanterie und der schweren Kavalleriedivision d'Espagne rechts von Eßling und im Städtchen Enzersdorf aufgestellt.

In diesem Augenblick stand die österreichische Armee in der Linie von Stammersdorf bis Deutsch-Wagram, die Grenadierreserve aber bey Säuring. Von dem Armeecorps des Feldzeugmeisters Fürsten von Reuß, 14,000 Mann stark, konnte jetzt kein Gebrauch gemacht werden, es mußte den Westen bis Krems hinauf besetzt halten; denn bey der Ueberzahl der französischen Truppen konnte nicht bestimmt werden, ob Kaiser Napoleon nicht mit seinem Hauptübergange noch einen anderen in der dortigen Gegend in Verbindung setzen und eine Flankendiversion versuchen werde. Der Erzherzog entbehrte in diesem Zeitpuncte noch mehrere andere Truppen. Bey Freystadt war das Armeecorps des Feldzeugmeisters Grafen von Kollowrath, nicht stärker als 9000 Mann aufgestellt, weil Vandamme mit seinen Würtembergern und der jetzige Kronprinz von Schweden mit Sachsen in Linz und abtheilungsweise schon am linken Donauufer die Aufmerksamkeit festhielt. Von den 54 Bataillons böhmischer Landwehre befand sich nebst einigen Linientruppen der meiste Theil in seinem Vaterlande, weil die Folgen der Conferenz zu Erfurt aus dem Benehmen der Russen allzu deutlich hervor blickten. Zudem waren diese und die mährischen Landwehrbataillons noch nicht geeignet, mit Ordnung und Erfolge an einer Schlacht Antheil zu nehmen. In Ungern standen ungefähr 30,000 Mann reguläre Truppen, meist von der Armee des Erzherzogs Johann, und dieß war um so nöthiger, da so eben nur die vordersten ungerischen Comitate ihre Insurrection auf die Beine gebracht hatten, und Napoleon leicht den Kriegsschauplatz nach Ungern hätte verlegen können. Feldmarschalllieutenant Baron Chasteler war mit 3000 Mann noch in Tyrol zurück geblieben, um in der Folge vereint mit den aus Böhmen vorzunehmenden Demonstrationen Napoleons Verbindung mit seinem Reiche und den Rheinbundesländern zu hemmen, wozu auch die für Oesterreich günstige Stimmung in den letzteren benützt worden wäre.

So geschah es, daß die österreichische Armee im Marchfelde vor dem Beginne der Schlacht nur folgende Stärke hatte:

Die erste Colonne bey Stammersdorf, das sechste Armeecorps, unter Feldmarschalllieutenant Baron von Hiller, bestehend aus 19 Bataillons, 22 Escadrons;
die zweyte bey Gerasdorf, das erste Armeecorps, unter dem damahligen Generalen der Cavallerie, nachherigen Feldmarschall und Hofkriegsrathspräsidenten, Grafen von Bellegarde, faßte 20 Bataillons, 16 Escadrons;
die dritte Colonne, neben der vorigen, das zweyte Armeecorps des damahligen Feldmarschalllieutenants Fürsten von Hohenzollern, belief sich auf 22 Bataillons, 8 Escadrons;
die vierte bey Deutsch-Wagram, ein Theil des Corps d'Armee Nro 4. des Feldmarschalllieutenants Fürsten von Rosenberg, betrug 13 Bataillons, 8 Escadrons;
die fünfte Colonne, bey Baumersdorf, die andere Hälfte des Rosenberg'schen Corps, war 13 Bataillons, 16 Escadrons stark;
die Cavalleriereserve des Fürsten von Lichtenstein, zwischen den Colonnen drey und vier, war aus 73 Escadrons zusammengesetzt; mußte aber eine Brigade an die zweyte und eine an die dritte Colonne abgeben.
Das Grenadiercorps bey Säuring faßte 16 Bataillons in sich und diente als Infanteriereserve.
Wien Museum

Die gesammte Macht des Erzherzogs Carl belief sich hier also auf 103 Bataillons und 148 Escadrons, welche an Gefreyten und Gemeinen ungefähr 75,000 Mann betrugen. An Geschütz -- weil noch sehr vieles aus Böhmen nicht konnte herbey gezogen werden, war die Armee mit 228 Kanonen unterstützt, die in 42 Batterieen eingetheilt waren.

Die französische Armee dagegen, welche zu Anfang des Feldzuges an Franzosen, Würtembergern, Bayern, Sachsen, Baadnern und Darmstädtern 247,000 Mann stark war, konnte, wenn wir an jener Mannschaft, die in Bayern und Oesterreich bereits gefochten hatte, ein Drittheil abrechnen, bey Wien oder vielmehr bey Ebersdorf und Albern folgende Stärke haben:

Das Corps des Marschalls Lannes 30,000, des Marschalls Massena 35,000, die Cavalleriereserve 11,000, die Garden 9000, die Baadner und Darmstädter 4000, und eine Abtheilung Würtemberger; eine Macht, die sich ohne Zweifel auf 95,000 Mann belief. Zur Besetzung von Wien sollen während dieser Schlacht nur 3000 Mann zurück geblieben seyn. Und da der Marschall Davoust, Herzog von Auerstädt mit 34,000 Mann ebenfalls zum Donauübergang beordert war, so betrug die ganze, zum Angriff der Oesterreicher im Marchfelde bestimmte Macht 125,000 Mann, die auf einen ungeheuren Artilleriepark zu rechnen hatten. Unaufhörlich ging der Marsch dieser Truppen über die Lobaubrücken vor sich.

Als das Observatorium auf dem Bisamberge hiervon Nachricht gegeben und die Vorposten gemeldet hatten, daß der Feind gegen Hirschstädten vorrückte; so ließ der Erzherzog Generalissimus am 21. May um 12 Uhr Mittags die Colonne sich in Bewegung setzen. Er hatte ihnen die zu nehmenden Richtungen vorgezeichnet, ihnen empfohlen die wechselseitige Verbindung wohl zu beobachten, inhalber Divisi onsbreite zu marschiren, ihre zweyten Treffen in angemessener Entfernung nachfolgen zu lassen und Avantgarden aus sich selbst zu bilden. Die Grenadierreserve mußte hauptsächlich den rechten, die Kavalleriereserve den linken Flügel decken. Die erste, oder Hiller'sche Colonne hatte insonderheit gegen Aspern, die fünfte, zu Rosenberg gehörige, gegen Eßling durch Umgehung vorzurücken. Weil es voraus zu sehen war, Napoleon würde, wie es ihm bey Eckmühl gelungen war, durch Kavallerie zu entscheiden, so verwarf der Erzherzog den Gebrauch der zwey oder dreygliedrigen Infanterielinien und wählte die Schlachtordnung der Massen, die seit den Zeiten der Griechen und Römer in Vergessenheit lag, und mit dem nähmlichen Rechte hervor gesucht wurde, als überhaupt die Plane desselben für einen ganzen Feldzug, nicht auf einzelne Gegenden beschränkt, sondern auf ganze Länder nach ihrer physischen Beschaffenheit ausgedehnt waren. Zur Vergewisserung des Erfolges befahl der Generalissimus, die Infanterie solle ihr Feuer gegen Kavallerie jeder Zeit erst dann beginnen, wenn sie ganz nahe heran gekommen seyn würde. Indeß sollte diese nach der Anordnung des Erzherzogs, nicht einzig durch die Infanterie und durch die ihr beygegebenen Escadrons beschäftigt werden: vielmehr sollte die Kavalleriereserve, "in jedem erforderlichen Falle bey der Hand seyn, das Gros der feindlichen Kavallerie zurück werfen zu können." Den Feind auf das rechte Donauufer zu treiben, war diejenige Absicht, welche der Erzherzog vor der Eröffnung der Schlacht äusserte; allein sowohl die Abbrennung der Lobaubrücke als auch die Befehle, daß das erste und fünfte Corps auf Aspern und Eßling wirken sollten, erlauben kaum den Zweifel, daß die gänzliche Abschneidung der französischen Armee als möglich höchster Zweck beabsichtigt wurde. Aus diesen Rücksichten hatte auch wahrscheinlich der Erzherzog bey dem zweyten Armeecorps sich aufzuhalten beschlossen.

Um zwölf Uhr rückten alle Colonnen zum Angriff vor. Dieser Augenblick war trefflich gewählt, indem die französische Armee durch solche Zögerung in dem Entschlusse bestärkt wurde, die Schlacht anzunehmen; obgleich sie an Mannschaft und Geschütz noch unendlich Vieles zu erwarten hatte. Ein kleinerer Haufe herüber gelassen, würde der Anstrengungen der ganzen österreichischen Heeresmacht nicht würdig gewesen, sein Untergang ohne die mindeste Folge gewesen seyn und eine furchtbarere Invasion an einem anderen Puncte herbey geführt haben. Die Zweckmässigkeit der getroffenen Anstalten, der gegebenen Vorschriften leuchteten jedem Officier ein, wurde selbst dem Gemeinen klar. "Allgemeinen Begeisterung," sagt daher die bald darauf erschienene Relation, "hatte sich der Truppen bemächtigt; jubelnde Kriegslieder mit türkischer Musik begleitet, ertönten durch die Luft, und wurden von dem tausendfältigen Ausruf: Es lebe unser Kaiser, es lebe der Erzherzog Carl! unterbrochen, als dieser sich selbst an die Spitze der zweyten Colonne setzte. Sehnsucht nach dem entscheidenden Augenblick und hohe Zuversicht schwellten jede Brust, und das schönste Wetter begünstigte den feyerlichen Tag."

Die erste Colonne, am linken Flügel, rückte gegen Aspern vor. Da der Erzherzog jedem Colonnenchef die Wahl und Marschordnung seiner Avantgarde überlassen hatte, so hatte Baron von Hiller die Avantgarde aus zwey Bataillons von Giulay und aus den Husaren von Lichtenstein der Führung des Generals Nordmann anvertraut. Dieser rückte mit einer Abtheilung seiner Truppen mit sehr grosser Schnelligkeit gegen Aspern vor, griff ohne das Nachrücken der Colonne abzuwarten, an, warf den Feind aus Ackergräben, die ihm zu Brustwehren dienten, heraus, und nahm bald darauf das Dorf selbst hinweg. Allein sogleich wieder aus demselben gedrängt, wurde er von einem Theil der Avantgarde der zweyten Colonne unterstützt, ehe noch seines frühzeitigen Angriffs wegen diejenige anlangen konnte, zu der er selbst gehörte. Neuerdings bemeisterte er sich des Ortes, verlor ihn aber auch neuerdings wieder. Da indeß die zweyte und erste Colonne herbey kamen, so wurde der Angriff in grösserer Stärke wiederholt, und nun entspann sich das wüthendste Gefecht, welches in jeder Gasse, in jedem Hause, selbst in Scheunen, Böden und Kellern mit ungemeiner Hartnäckigkeit fortgesetzt wurde. Ja sogar hohe Bäume und der Kirchturm mußten erobert werden. Die Oesterreicher, sowohl als die Franzosen -- letztere von den Divisionen Molitor und Legrand -- schickten immer neue Truppen ins Feuer, und die ersteren griffen von verschiedenen Seiten an. Nach einem langen Kampfe wurden endlich 12,000 Mann der besten französischen Truppen durch General Vacquant aus Aspern geworfen und der Ort von ihm mit acht Bataillons der zweyten Colonnen besetzt, und behauptet; obgleich die Franzosen in der Nacht versuchten, ihn wieder zu vertreiben. Indeß war auch der rechte Flügel der Nordmann'schen Avantgarde über den in der Aue vortheilhaft postirten Feind Meister geworden.

Die zweyte Colonne hatte ihren Marsch von Gerasdorf über Leopoldau gegen Hirschstädten genommen, und ihre voraus geschickte Avantgarde unter Feldmarschalllieutenant Fresnel hatte, wie wir gesehen haben, die zu eilig vorgegangene des ersten Corps trefflich unterstützt.

Diese Colonne war indeß wegen ihrer sorgfältigen Begünstigung der Angriffe auf Aspern durch zwey Infanteriecolonnen, zwischen welchen schwere Reiterey aufgestellt war, angegriffen worden. Die beyden vortrefflichen Kavallerieregimenter Vincent und Klenau mußten anfangs dem mächtigen Andrange der französischen Kürassiere weichen; allein als die Infanterie dieselbe durch eine auf 10 Schritte angebrachte Decharge zu Umwenden genöthigt hatte, hieb eine Division von Klenau unter dem ergraueten Generalen Vecsey so nachdrücklich auf die feindliche Kavallerie ein, daß sie keine Zeit fand, wieder umzukehren und sich zu ordnen, weßhalb denn auch die verlassene französische Infanterie ihrem Beyspiele folgte.

Von diesem Augenblick an begnügte sich Massena mit einer blossen Kanonade. Die Colonnen Hiller, Bellegarde und Hohenzollern waren verbunden.

Dieses letztere Corps d'Armee hatte indeß einen harten Stand. Ueber Süssenbrunn und Breitenloe vorgerückt, begrüßte Fürst Hohenzollern den Feind aus seinen Batterieen; dann befahl er dem ersten Treffen in Bataillonsmassen an den Feind anzurücken. Dieser ließ aber seine Kavallerie so schnell hervor brechen, daß die vorgeführte Artillerie kaum Zeit zu ihrer Rettung gewann. Nun wurden die sich selbst überlassenen Bataillons auf beyden Flügeln umzingelt. Die Kavallerie drang ein, warf die Escadrons von O'Reilly zurück, und forderte das Fußvolk zur Niederlegung der Gewehre auf. Allein diese Masse von Helden antwortete auf diese Zumuthung durch ein mörderisches Feuer und hob die allzutief eingedrungenen Reiter mit dem Bajonet aus dem Sattel; worauf, was sich noch retten konnte, eiligst das Feld räumte.

Die zwey Rosenberg'schen Colonnen waren von Deutsch-Wagram die eine über Raschdorf gegen Eßling, die andere links seitwärts gegen Enzersdorf harmonisch vorgerückt. Da das Städtchen bey Ankunft der fünften Colonne sogleich geräumt wurde, so nahmen beyde Colonnen vereinigt, unter Vorausgehung des Grafen Klenau mit der Avantgarde den Weg nach Eßling.

Sogleich beorderte Napoleon, der seine Kavallerie allenthalben benützen wollte, 2000 Mann derselben gegen die vierte Colonne; allein, wie überall an diesem Tage, so schlug auch hier das österreichische Fußvolk die Kavallerie wiederholt zurück. Als aber beyde Colonnen den Angriff auf Eßling unternahmen, gerieth zwar der Ort in Brand; allein da der Besitz desselben für den Rückzug der französischen Armee höchst wesentlich war, so warf sie so viele Verstärkungen dahin, daß die Colonnen nach zweymahligem Angriff ablassen mußten. Es war das Corps des Generals Oudinot und die Kürassierdivision d'Espagne, welche hier mit den Oesterreichern kämpften, der General d'Espagne wurde getödtet.

Hatte der Erzherzog die Grenadierreserve unter dem Feldmarschalllieutenant d'Aspre an diesem Tage nicht zum Angriff verwendet, weil es sich nicht voraus sehen ließ, wie viele Truppen von französischer Seite den Donauübergang bewerkstelligen könnten, und weil von dem Genie seines kaiserlichen Gegners eine ausserordentliche Maßregel zu besorgen und dieser mit ganz frischen Truppen zu begegnen war: so wurde auch von der Kavalleriereserve, die zwischen Raschdorf und Breitenloe gegen das neue Wirthshaus vorrückte, nur ein Theil zur Unterstützung des Rosenberg'schen Corps verwendet. Die Kavalleriebatterieen beschossen den Feind mit grosser Wirkung, und als dieser dennoch mit 3000 Pferden einen Angriff wagte, so warfen insonderheit die Kürassiers von Moriz Lichtenstein und von Erzherzog Franz die Angreifenden ganz zurück. Bey dieser Gelegenheit wurde General Durosnel, Stallmeister des Kaisers, auf wenige Schritte von diesem, und auch General Fouler, Stallmeister der Kaiserin, gefangen genommen. Nach diesem günstigen Erfolge ließ Fürst Johann von Lichtenstein die ganze Kavalleriereserve vorrücken, und die Franzosen auf die Linie von Aspern nach Eßling beschränken. Nach einer lebhaften wechselseitigen Kanonade beorderte Napoleon neuerdings eine gleiche Anzahl von Reiterey zur Vorrückung, um entweder die österreichische Reservekavallerie vom Hohenzoller'schen Corps zu trennen, oder doch wenigstens die Verwendung eines Theils derselben auf der östlichen Seite von Eßling zu hindern. Die erstere Absicht mißlang ihm, da die Regimenter Blankenstein und Riesch seinen Reitern in die Flanke fielen, sie zum Theil abschnitten, und dem dritten Treffen entgegen warfen, das die dahin gerathenen auf gefangen nahm.

Nun trat die Nacht ein. Sie wurde von Sie wurde von keinem Theile zu neuen Angriffen, wohl aber zu den eilfertigsten Anstalten zur Erneuerung des Treffens benützt. Mittlerweile hatte der Erzherzog Carl eine Unternehmung in Vollzug bringen lassen, welche die Verstärkung der französischen Armee oder ihren Rückzug gleich erschweren könnte. Er hatte nämlich die ungemein glückliche Idee gefaßt, nach Beyspiel der Seemächte Brandfahrzeuge anzuwenden, um dieselben auf der Donau hinab schwimmen und die französische Brücke in die Lobau verbrennen zu lassen. Hauptmann Magdeburg vom Generalstab brachte die nöthigen Brandflösse zu Stande und die französische Brücke über den Hauptstrom, durch keine Verpfählungen verwahrt, war zerrissen. Hätte man auf österreichischer Seite Mittel gehabt, diese Unternehmung mehrmahls zu wiederhohlen, so würde sie von noch grösseren Folgen gewesen seyn. Die leblose Natur selbst eilte die Sache Oesterreichs zu unterstützen; denn als die Brücke durch Einziehung anderer Schiffe wieder hergestellt war, so schwoll der Donaustrom mit ungemeiner Schnelligkeit an, und zertrümmerte die in flüchtiger Eile veranstalteten Verbesserungen. Zwar auch dieser Schade wurde binnen einigen Stunden wieder gut gemacht, zwar unterliessen die Franzosen nicht auf Plätten überzusetzen, da die Brücke es versagte; allein Kaiser Napoleon konnte dennoch bis zum nächsten Morgen nur die Kürassierbrigade St. Germain unter dem Generalen Nansouty, die Division St. Hilaire, zwey leichte Kavalleriebrigaden und den Artillerieträn an sich ziehen. Der Marschall Davoust, Herzog von Auerstädt hingegen mußte es sich mit seinem ganzen Corps gefallen lassen, am rechten Donauufer zu bleiben.

Wenn gleich Erzherzog Carl in dieser Nacht wohl von Niemanden über die Grösse und Beschaffenheit der Verstärkungen des französischen Monarchen unterrichtet werden konnte, so fiel dennoch der auf den Verlust desselben am ersten Tage und auf die Zertrümmerung der Brücke berechnete Calcul vollkommen beruhigend aus. Die Hoffnung des Sieges und mit ihr die begeisterte Wuth zum Angriff mußte in den französischen Truppen merklich erkaltet seyn, auch in dem wahrscheinlichen Falle, als der erlittene Unfall im Rücken nicht zu ihrer Kenntniß gekommen wäre. Zu welchen Erwartungen berechtigte dagegen nicht die Stimmung von Truppen, die ihr hohes Ehrgefühl, ihre Bereitwilligkeit zum muthigsten Angriffe, zur entschlossensten Vertheidigung sich mit eintretendem Dunkel der Nacht mit den herrlichsten Lorbeern bekränzt sahen? Doch nicht der hoch entflammte Muth und das zur grenzenlosen Hingebung empor gesteigerte Vertrauen bloß jener Truppen, die im Gefechte gestanden waren, berechtigten den Erzherzog zu den schönsten Erwartungen für den folgenden Tag. Denn während Kaiser Napoleon die Hoffnung hegte, mit Hilfe der neu angekommenen Truppen, nach seiner in drey Welttheilen gesammelten Erfahrung einen unerwarteten Gewaltstreich ausführen zu können, so standen dem Erzherzog frische Truppen, die Grenadiere zu Gebot, welche bisher bloß Zuschauer geblieben waren, und nun vor Begierde brennen mußten, die Lorbeer, welche ihre Waffengefährten allein gesammelt hatten, am nächsten Tage um so reichlicher zu ernten. Unter solchen Auspicien begann der zweyte Schlachttag.

Nur das Grauen des Morgens vom 22. May wurde erwartet, um die grosse Angelegenheit mit einer noch nie gesehenen Aufbiethung aller Mittel und Kräfte der Entscheidung zuzuführen. Die französische Armee war jetzt der angreifende Theil. Ihre Absicht ging dahin, den linken Flügel durch Wiedereroberung Aspern's zu sichern, und das Centrum der Oesterreicher zu sprengen, in so ferne aber das letztere mißlänge, alle Macht aufzubiethen, um Eßling zu behaupten, indeß aber allmählig den Rückzug nach der Lobau zu gewinnen.

Diesem zu Folge ließ Marschall Massena, Herzog von Rivoli, Aspern angreifen, und den Generalmajor von Vacquant hinaus drängen, ehe ihn noch dessen mittlerweile selbst angegriffener Oberbefehlshaber Graf von Bellegarde unterstützen konnte. Doch kaum hatte Vacquant das Dorf verlassen, so ließ der Commandant der ersten Colonne, Baron von Hiller das Regiment Klebek und, als dieses ebenfalls weichen mußte, das Regiment Benjowsky zwischen den hell auflodernden Flammen dem Feinde entgegen stürzen. Baron Hiller überzeugte sich, daß Kirche, Pfarrhof und die Mauern des Kirchhofes ohne Schonung vernichtet werden müßten, wenn man nicht dem Feinde Gelegenheit geben wolle, nach einem neuen, vielleicht glücklichen Angriffe, das Dorf dauernd zu behaupten. Nachdem dieß Alles geschehen war, hatte der Feind auch in der Aue seine vortheilhafte Stellung Verzicht leisten müssen, und daß er auf dieser Seite keinen weiteren Versuch wagte, war die Folge der Ereignisse, die im Centrum eintraten.

Hier hatte nämlich Kaiser Napoleon den Marschall Lannes, Herzog von Montebello beauftragt, das österreichische Centrum, weil es einen grossen Raum einnähme, zu durchbrechen. Der Marschall hatte an seiner Linken den Generalen Oudinot, im Mittelpunct die Division St. Hilaire, an der Rechten jene von Boudet. Er ließ die Infanterie in grossen Abtheilungen aufmarschiren, und zwischen denselben die schwere Kavallerie in Massen eintreten; vor seiner Fronte aber eine grosse Anzahl von Feldstücken aufstellen. Ehe noch der Angriff begann, durchschritt der französische Kaiser die Reihen der Seinigen, und bedeutete ihnen, er selbst habe die grosse Brücke abbrechen lassen, denn es bleibe hier keine Wahl übrig; als zwischen Sieg oder Tod. Der Herzog von Montebello, begabt mit allen Eigenschaften, um Truppen zu den Aeusserungen der höchsten Tapferkeit empor zu steigern, begann nun seine Befehle zu ertheilen. Die Donnerstimmen und wieder das schneidende Gezische einer ungeheuren Menge von Kanonen und Haubitzen verkündete den Entschluß der Franzosen das Aeusserste zu unternehmen. Doch die Standhaftigkeit der Hohenzollern'schen Colonne und der an sie anstossenden Lichtenstein'schen Kavallerie blieb unerschüttert, und die so trefflich unterrichtete österreichische Artillerie schleuderte auf jedem ihrer zahlreichen Feuerschlünde auf ihren feind die gewisse Vernichtung. Noch wollten die Franzosen sich nicht überreden, daß ihre Anstrengungen vergeblich seyen; denn bald setzte sich die ganze französische Linie in Bewegung, und die Kavallerie suchte zwischen das Hohenzollern'sche und Lichtenstein'sche Corps sich zu werfen. Allgemein wurde das Handgemenge. Die österreichischen Truppen warfen, von ihren Generalen ermuntert, allenthalben den Feind zurück. Der Erzherzog Generalissimus selbst ergriff die Fahne des wankenden Bataillons von Zach, neubelebt durch dieß heroische Beyspiel folgte es mit Begeisterung seinem Rufe. Dieser Beweis der Verachtung des Todes, weil es für Ehre und Vaterland galt, von Seite des Erzherzogs mit solcher Entschlossenheit gegeben, war von höchster Wichtigkeit. Solche Aufopferung erheischt auch die in neuester Zeit so sehr empor gesteigerte Art den Krieg zu führen. Denn zur möglich vollkommensten taktischen Einrichtung müssen alle Impulse selbst der moralischen Natur kommen; es treten der Fälle so häufig ein, wo alle Höhe Strategie nicht zureicht und nur die Aeusserung ungemeiner persönlicher Tapferkeit einem Feldherrn die oft treulose Göttinn des Sieges festzuhalten vermag.

Kaum war diese drohende Gefahr abgewendet; so zeigte sich auf einer anderen Seite eine neue. Es war nämlich im Gewühle der Schlacht am linken Flügel des Hohenzollern'schen Corps eine Lücke entstanden, die gefährlich hätte werden können. Doch das Regiment Fröhlich wurde in drey Massen dahin geschickt, welche vier Kavallerieregimenter sammt Geschütz und Infanterie zurück schlugen.

Nun ließ der Erzherzog die mittlerweile allmählig von Gerasdorf und Breitenloe herangezogene Grenadierreserve unter dem Feldmarschalllieutenant d'Aspre an die Stelle des ermüdeten Hohenzollern'schen Corps vorrücken, und in der von demselben eroberten Stellung den Angriff fortsetzen. Ein Flankenfeuer aus Eßling machte solche Wirkung, daß nur der herbey eilende Erzherzog die Grenadiere zum Stehen bringen konnte. Sie hatten es hauptsächlich mit den Füselieren der Garde unter dem Generalen Mouton, nachherigem Grafen von der Lobau, zu thun.

So war aller Anstrengungen von französischer Seite ungeachtet der Versuch, das österreichische Centrum zu durchbrechen gescheitert, und vielmehr das eigene bedrohet. Doch die Hauptabsicht des Erzherzogs konnte zuvörderst nur auf Eßling gerichtet seyn, von dessen Westseite auch das Flankenfeuer sein weiteres Vordringen verhinderte. Zu diesem Ende befahl er dem Fürsten Rosenberg, diesen Ort anzugreifen und zugleich zwischen demselben und der Donau vorzudringen. Wäre insonderheit das Letztere nach seinem ganzen Umfang erfüllt worden, so würde wahrscheinlich der größte Theil der französischen Truppen nicht einmahl den Boden der Lobau wieder betreten haben!

Zwar wurde ein fünfmahliger Kavallerieangriff auf die Regimenter Hiller und Sztarray durch die ausserordentliche Tapferkeit derselben zurück gewiesen; allein durch die Ueberlegenheit ihres Geschützes machten die Franzosen die Anstrengungen dieser und mehrerer anderer Regimenter unwirksam; so, daß sie die Verbindung mit der Brücke behaupteten.

Weil das zur Wegnahme Eßlings bestimmte Regiment Erzherzog Carl Infanterie seinen Zweck nicht erreichen konnte; so ließ er dem Fürsten, der die linke, und dem Feldmarschalllieutenant Dedovich, welcher die rechte Flanke der vierten Armeecorps befehligte, um 11 Uhr Vormittags bedeuten, den Ort neuerdings mit aller Macht anzugreifen. Da die Kavalleriereserve fortwährend in der Verfassung war, dieses Corps gegen einen Flankenangriff zu schützen, so konnte dieß auch mit Sicherheit unternommen werden. Wirklich brachen die Feldmarschalllieutenants Hohenlohe und Rohan mit Heftigkeit in das Dorf, und schon rückte Baron Dedovich gegen die Citadelle des Ortes, den mit Mauern und Gräben umgebenen Speicher vor. Hierzu kam, daß der Erzherzog um 12 Uhr durch vier Grenadierbataillone an zwey Puncten einen beynah gleichzeitigen Sturm auf Eßling anordnen ließ, so daß der Ort zugleich auf vier Seiten angegriffen war. Doch vergebens rannten die Grenadiere an die crenaillirten Mauern der in Verheidigungsstand gesetzten Häuser an, vergebens waren die Anstrengungen der beyden anderen noch weit stärkeren Colonnen; der Herzog von Montebello sah, leitete, drohete, entflammte und kämpfte überall, bis eine Kanonenkugel ihm einen Schenkel wegriß.

Bey solchem Widerstande sah der Erzherzog sich genöthigt, die erschöpften Truppen vom Sturme ausruhen zu lassen. Aber eine furchtbare Kanonade belästigte von allen Seiten den Feind, der durch immer schwächere Beantwortung derselben ankündigte, daß er den vergeblichen Sturm auf Eßling zu seinem vollen Rückzuge benützt habe.

Die Grenadiere erboten sich zu einem neuen Sturm auf Eßling; weil aber der Rückzug des Feindes während des Sturmes auf Eßling sehr beträchtlich seinem Ende zugeführt war, so benützte er die gute Stimmung der Grenadiere nicht. Nur vergeblich wäre Menschenblut geflossen und Eßling mußte ohnehin von selbst geräumt werden. -- Wirklich erfolgte dieß auch um 3 Uhr des Morgens vom 23. May.

So hatte die österreichische Armee das Schlachtfeld behauptet, oder noch eigentlicher dasjenige wieder genommen, was sie dem Feinde geliehen hatte, um ihm den Weg zu seinem empfindlichsten Unglück zu zeigen.

An diesen beyden Tagen -- den furchtbarsten, die man bis dahin in der Geschichte des Kriegs seit Einführung des Schießpulvers kannte, verlor die französische Armee nach der österreichischen Relation an Todten mehr als 7000 Mann. Die Anzahl derjenigen, welche, todt oder sehr schwer verwundet, auf dem Rückzuge in die Donau geworfen wurden, wollen wir auf 300 ansetzen. Die Zahl ihrer Verwundeten betrug nach gedachter Relation, 35,000 Mann, wozu diejenigen 5000 gerechnet sich, welche nebst 2300 Gesunden gefangen wurden.

Sonach wurde der streitbare Stand der französischen Armee durch diese Schlacht für den Augenblick um 44,000 Mann vermindert. Diese Angabe kann von Niemanden und zwar um so weniger bezweifelt werden; da bey der häufigen Anwendung des Kartätschenfeuers und des Bajonets in einem zweytägigen nachtheiligen Treffen, ferner bey der bekannten Geschicklichkeit der österreichischen Artillerie leicht "mehr als 7000 Mann" auf dem Schachtfelde bleiben und eben so leicht mehr als die vierfache Anzahl derselben verwundet werden konnte. Insonderheit ist es den Bewohnern der österreichischen Hauptstadt bekannt, wie viele Gebäude und in welcher Anzahl sie mit französischen Verwundeten belegt waren.

Den eigenen Verlust setzt die österreichische Relation auf 4286 an Todten und auf 16,314 an Verwundeten, eine Angabe, die ebenfalls der österreichischen Wahrheitsliebe Ehre macht. Dieser Verlust, der 20,590 Mann beträgt, wurde in der Folge in einer glaubwürdigen Schrift auf 12,000 angegeben, vermuthlich weil späterhin der wahre Bestand noch genauer erhoben wurde. Grösser konnte der Verlust wohl nicht seyn, da die französische Kavallerie so häufig zurück gewiesen wurde, und die französische Artillerie sehr oft überschoß, so daß die hinter der österreichischen Fronte Befindlichen mehr gefährdet waren, als diejenigen, auf welche unmittelbar das Feuer gerichtet war.

Sollten dagegen die Franzosen nicht mehr als 1100 Todte und 3000 Verwundete verloren haben; dann könnte uns eine Stelle im französischen Bericht nicht befremden. Sie lautet also: "Das Erstaunen der französischen Braven war ausserordentlich, als sie am 23. May die Ordre erhielten, sich nach der Lobau zurückzuziehen."

Unter den Todten befanden sich auf französischer Seite, ausser dem Herzog von Montebello und dem General d'Espagne, noch die Generäle St. Hilaire und Albuquerque; die Oesterreicher hingegen hatten 87 Oberofficiere an Todten verloren. Die Anzahl der verwundeten Feldmarschalllieutenants und Generale auf österreichischer und die der in gleichen Fall gerathenen Divisions- und Brigadegenerale auf französischer Seite beweisen, mit welcher ungemeinen Entschlossenheit auch die höchsten Anführer in dieser Schlacht kämpften. Die österreichische Artillerie hatte an beyden Tagen 51,000 Kanonenschüsse gemacht.

In dieser Lage würde der Erzherzog allerdings mit dem größten Nachdrucke gehandelt haben, um entweder zum Angriffe der Insel Lobau oder selbst zu einem Uebergang über die Donau zu schreiten. Beydes hätte sogleich geschehen müssen; denn binnen zwey Tagen konnte Napoleon bey den vielen Schiffen, die ihm zu Gebot standen, durch Einziehung einiger neuer, die Brücke und seine Verbindung mit Davoust herstellen, unter welchem die Divisionen Gudin, Friant und Morand, dann sechs Kürassierregimenter und das Garderegiment zu Pferde standen. Zudem war es sogar am linken Donauufer keineswegs bekannt, ob nicht, besonders wenn auch am rechten gearbeitet wurde, die Brücke neuerdings binnen einigen Stunden hergestellt werden konnte.

Der Uebergang auf die Lobau hätte also nach solchen Voraussetzungen sogleich müssen vorgenommen werden. Allein nach einem so furchtbaren Treffen fehlte es, so wie der französischen Armee, die es doch eröffnet hatte, für den Augenblick an Munition, und bey der durch Auen gehemmten Aussicht auf die Lobau konnte man selbst am nächsten Tage noch immer nicht erfahren, ob die Brücke noch immer in einem solchen Zustande sey, daß die französische Armee nicht neuerdings mit Munition und Mannschaft versehen wäre. Dem fünften Armeecorps, das bey Korneuburg stand, seine Munition abnehmen, wäre das einzige und dennoch unzulängliche Hilfsmittel gewesen. Zudem ist es jetzt noch unerwiesen, und zugleich unwahrscheinlich, daß Napoleon auf der Lobau so ganz von Pulver und Bley entblößt gewesen seyn sollte. Er hatte das Schicksal der Hauptbrücke zeitlich genug erfahren, ihm und nicht der österreichischen Armee war es bekannt, welchen Schaden nach der Abbrennung auch das Anschwellen des Flusses an selber verursacht habe.

Er konnte also auf einen Angriff auf die Lobau weit mehr gefaßt, als die Oesterreicher hierzu entschlossen seyn. Da es von dem Augenblicke seines Uebergangs an das linke Donauufer jeder Zeit in seinem Belieben stand, auf die Insel zurückzukehren, so muß man annehmen, er habe sich zum Rückzuge auf dieselbe erst dann entschlossen, als er nur mehr die zur Vertheidigung der Insel nöthige Munition besaß; welche vielleicht auch jeder Zeit, nicht als Reserve, sondern als abgesondertes selbständiges Vertheidigungsmittel betrachtet wurde. Was auf Schiffen und Flössen während des Ruins der Brücke an Munition auf die Insel Lobau übergeführt wurde, mag überdieß keineswegs unbedeutend gewesen seyn. Konnten auch die Oesterreicher in einigen Tagen so viele Munition beziehen, als zum Angriff der Lobau nöthig war; so hatten sie dennoch, für den Augenblick nicht die hinreichende, um vernunftmässig denselben zu unternehmen, besonders, da man nicht wußte, wie viele und welche Batterieen hinter den Gebüschen der Lobau verborgen lagen, und es war von Napoleons so oft bewiesener Vorsicht auf den schlimmsten Fall zu erwarten, daß er hierin gewiß Alles geleistet haben werde, was die Kunst nur immer erlaubte.

Wären überdieß auch nicht die Pontons sehr entfernt gewesen, weil man bey einer nachtheiligen Wendung die nöthige Freyheit der Strasse zum Rückzug nach Brünn haben wollte, so trat überdieß noch die Rücksicht ein, zu welcher ein einziger Blick auf die Lage der nach der Schlacht noch übrig gebliebenen österreichischen Armee nothwendig bestimmen mußte. Sie war in einem zweytägigen Kampfe gestanden, der die ausserordentlichsten Anstrengungen erheischte.

Von Victualien war während dieser zwey Tage nur wenig genossen worden, weil das Ueberschiessen der französischen Artillerie, günstiger der Armee als ihren Marketendern, das Herzufahren derselben verhinderte. Bey dem Wassermangel, der bey einer solchen Anzahl von Truppen im Marchfelde selbst in der nachherigen Pause der Ruhe sehr fühlbar war, fehlte ein Labetrank, der doch nach solchen Gluthen des Kampfes und der Sonne mit lechzender Sehnsucht erwartet wurde. Mit einem Worte: die Truppen waren zu erschöpft, um augenblicklich wieder in den Kampf zu treten, wenn man auch in anderen Hinsichten Gelegenheit gefunden hätte, denselben auf der Lobau zu erneuern.

Spione wagen ihren Gang wohl vor und nach einer Schlacht; während derselben sammeln sie nicht einmahl Nachrichten; der breite Fluß erschwerte die Thätigkeit derjenigen, welche, sey es aus blosser Geldsucht, sich solchen Versuchen unterziehen wollten. Die österreichische Armee konnte dennoch zur rechten Zeit zu keinen bestimmten Nachrichten über jene Verlegenheit gelangen, in der die Franzosen sich bis zum 25. auf der Lobau wirklich befanden. An diesem und dem folgenden Tage erhielten sie aber alle Vertheidigungsmittel, und obwohl der Strom, gleichsam erzürnt, sie wieder aufleben zu sehen, am 27. die Brücke neuerdings zertrümmerte; so war doch der günstige Moment verschwunden, sie zu einer Capitulation zu zwingen.

Würde der Erzherzog Generalissimus in der Lage gewesen seyn, zu öfteren Mahlen Brandschiffe gegen die französischen Brücken zu senden, ehe noch die Truppen aus der Lobau zurück gezogen waren, dann, und dann nur allein, hätte er bey demjenigen, was er von der Lage der Franzosen wissen konnte, bey den Mitteln, die ihm nach der Hand zu Gebote standen, eine Unternehmung vollenden können, welche eine zweyte Schlacht gewiß bis zu dem Augenblicke verschoben hätte, in dem nicht nur die böhmische Landwehre, sondern auch die ungarische Insurrection vollständig und ganz schlagfertig gewesen wäre.

Die zweyte Benützung des Sieges, deren Erwägung sich aufdrängte, war ein Uebergang auf das rechte Donauufer. Daß dieser denn vollends unanwendbar sey, ergab sich nach kurzer Berechnung der Mittel und der möglichen Folgen. Ohne versichert zu seyn, ob Kaiser Napoleon auf der Insel bleiben müsse, oder ob er mit ganzer Macht auf das rechte Donauufer sich zurück ziehen werde, hätte man denn nothwendig Alles umfassende Dispositionen treffen müssen. Zur möglichen Beschleunigung und zur grösseren Wirkung wäre der Uebergang auf zwey Seiten unternommen worden. Die durch den oben angesetzten augenblicklichen Verlust von 23,000 Mann auf 52,000 herab geschmolzene Arme hätte man nach der Meinung eines auswärtigen Journals in vier Corps theilen, das eine bey Nußdorf, das zweyte bey der schwarzen Lake, das dritte bey Haslau oder näher an Fischament, (etwa da, wo das linke Ufer sich in eine Spitze verlängert), übersetzen, das vierte aber zur Beobachtung der Lobau von Aspern bis Mühlleutten zurück lassen müssen. Diese Unternehmung hätte, wegen Erwartung der Pontons, die bey ihrer seit Regensburg geschmolzenen Anzahl nur einen langsamen Uebergang gestattet haben würden, und wegen der Märsche, nur langsam vor sich gehen können. Davoust, von der stärksten Colonne angegriffen, würde das Terrän von Ebersdorf und Albern zur hartnäckigsten Vertheidigung benützt, und zu gleicher Zeit, sey es über die Brücke oder durch die vielen Fahrzeuge, die dem französischen Kaiser zu Gebot standen, fortwährend Verstärkung auf der Lobau an sich gezogen haben. Unterrichtet durch die zahlreichen Böte von dem dreyfachen Uebergang der Oesterreicher würde Kaiser Napoleon auf die verminderte Macht der Oesterreicher am linken Ufer einen sicheren Rückschluß gemacht und den Generalen Bellegarde -- welchem man zur Beschleunigung des Uebergangsmomentes ebenfalls hätte Munition abnehmen müssen, zurückgedrückt haben. Dieß wären die nächsten Folgen einer solchen Unternehmung gewesen. Am 23. würden weder die österreichischen Truppen zu neuen Beschwerden geeignet, noch bey dem Mangel an Ueberfahrtsmitteln über die Donau gekommen seyn. Am 27. May näherte sich die Armee des Vizekönigs von Italien und auf die erste Nachricht eines österreichischen Uebergangsversuches würde sie durch Eilmärsche schon am 24. in der Nacht angelangt seyn. Daß sie diese Nachricht erhalten hätte, ist bey dem besitze alles Landes diesseits der Donau schlechterdings nicht zu bezweifeln. Wahrlich! Diejenigen, die seither in mehreren Schriften solche Projecte nachträglich laut werden lassen, beweisen, daß sie dem Kaiser Napoleon, aller ihrer Bewunderung ungeachtet, gar kein Hilfsmittel zutrauen, das in ihm selbst und in den ihm zu Gebot stehenden fremden Staatskräften lag, und daß sie ganz unfähig sind zu beurtheilen, was in Tagen, was in Stunden zu bewirken sey.

Hatte aber auch dieser glänzende Sieg nicht die Zertrümmerung der französischen Heeresmacht oder einen erweiterten Besitz von Terrän bewirkt; so hatte er dennoch andere höchst wesentliche, günstige Folgen.

Die österreichische Infanterie, welche bey Eckmühl den französischen Escadrons wich, hat die Erfahrung gemacht, daß sie bey ihrer entschiedenen physischen Ueberlegenheit über andere Truppen durch Beharrlichkeit und Benützung ihrer Waffe im rechten Augenblick weder einer Infanterie, noch einer Kavallerie zu weichen habe;

die ganze Armee überhaupt hatte an Vertrauen auf sich und auf alle ihre Anführer gewonnen; während die französische in eine Stimmung versetzt war, deren Herabspannung in der nächsten Schlacht sehr merklich war;

in den deutschen Ländern erwachten Entschlüsse, die, wenn es nicht an den nöthigen Vereinigungsmitteln gefehlt hätte, im Rücken der französischen Armee höchst verderblich geworden wären;

die keinem Wägestück ausgesetzte Armee konnte sich nicht bloß ergänzen, sondern bis zum Ausbruch der zweyten Schlacht bis auf 100,000 Mann und 410 Kanonen verstärken, und dadurch den Grund legen, daß es nicht möglich war, sie zu zertrümmern, während ein mißlungener Uebergang die österreichische Armee dieß- und jenseits der Donau hätte verschwinden gemacht.

Dieß waren die wirklichen und in der damahligen Lage der Monarchie so höchst wichtigen Folgen des Sieges bey Aspern. Zum ersten Mahle war es einer Macht gelungen, dem grossen Feldherrn Napoleon die Ungunst des Glückes zu zeigen. Wenn andere Staaten, von seinem mächtigen Schwerte berührt, zusammen sanken, so erschien Oesterreich, nach den Ereignissen bey Landshut und Eckmühl überraschend, als herrlicher Sieger, und jene Unfälle waren zu gänzlich verharrschten Narben leichter Wunden geworden. Nicht vergebens haben die Helden Oesterreichs bey Aspern geblutet. Ihre ehernen Arme hielten die Zeit in ihrem Eillaufe zurück, und gönnten dem Staate, den sie mit Ruhm bedeckten, die nöthigen Pause, der gesammten Macht zweyer Kaiserthümer und mehrerer Königreiche mit imponirender Festigkeit und Würde entgegen zu treten. -- Die Gräber dieser unvergeßlichen Helden seyen als die Grundsteine eines neuen Tempels des Nationalruhms, der Nationalwohlfahrt, jedem österreichischen Staatsbürger heilig, und so lange er dem Sohne, dem Enkel solche erhabene Vorbilder gegenwärtig hält, werden die Blitze der gesammten Mächte des übrigen Europa ihre Wetterableiter finden.


Musée Carnavalet Paris


Asparn.[]

[2]

SectieAspern

Plan von der Bataille bei Aspern.

Asparn, ein Pfarrdorf in Oesterreich unter der Ens, im Viertel unter dem Manhardsberg, am linken Ufer der Donau, gegenüber dem Prater bei Wien. Dieser Ort ist durch eine der größten Schlachten in der Kriegsgeschichte merkwürdig. Im Mai 1809 standen die zwei mächtigsten Heere der neuern Zeiten an diesem Flecke der Donau, nämlich die vereinigte französische Armee am rechten Ufer bei Wien, und die vereinigte österreichische am linken Ufer im Marchfeld. Am 20sten ließ Kaiser Napoleon nach der Insel Lobau eine Brücke über den großen Arm der Donau schlagen und die Armee übersetzen. Von der Lobau wurde hierauf eine zweite Brücke über den schmalen Arm gegen das linke Ufer geschlagen. Die Franzosen besetzten alsdann die Dörfer Asparn und Eßling und die dazwischen liegende Fläche, breiteten sich links gegen Hirschstätten aus und besetzten rechts das Städtchen Enzersdorf. Die Lobau diente ihnen zum Sammelplatze, von dem sie beständig Unterstützung ziehen konnten, und die große Brücke sicherte ihre Communication mit dem rechten Donauufer. -- Der Erzherzog Carl ließ sogleich die österreichische Armee ins Gewehr treten, und entschloß sich, die französische anzugreifen. Dieses geschah am 21sten Mai, am Pfingstsonntag. Um 12 Uhr setzte sich die österreichische Armee in Bewegung, und um 3 Uhr begann das Riesentreffen. Die Oesterreicher rückten in fünf Colonnen an. Die erste drängte die Franzosen von Hirschstätten zurück, und nun begann ein Kampf um das Dorf Asparn, der seines Gleichen nicht hat. Man focht in jeder Gasse, in jedem Hause und in jeder Scheuer, Wägen, Pflüge, Eggen mußten unter einem unausgesetzten Feuer hinweggeräumt werden, um mit dem Feinde handgemein zu werden; jede einzelne Mauer war ein Hinderniß für den Angreifenden und ein Schutz für den Vertheidiger; der Kirchthurm, hohe Bäume, die Böden und Keller mußten erobert werden, ehe man sich des Ortes Meister nennen konnte, und doch war der Besitz immer nur von wenig Dauer. Erst gegen Abend gelang es der ersten und zweiten österreichischen Colonne, Aspern zu behaupten, welches unterdessen ein Raub der Flammen geworden war. Während die Oesterreicher auf ihrem rechten Flügel bey Asparn siegreich waren, besetzten die vierte und fünfte Colonne am linken Flügel Enzersdorf, welches die Franzosen verlassen hatten, und machte einen fruchtlosen Angriff auf Eßling. Die dritte Colonne aber war mit der französischen Linie zwischen Asparn und Eßling in ein Treffen verwickelt, das von beiden Seiten mit der größten Erbitterung geliefert wurde, aber ohne Entscheidung blieb. Während dessen rückt der Fürst Lichtenstein mit dem Reservecorps der Cavallerie vor, und die französische Cavallerie ging ihm entgegen. Man focht mit unglaublicher Standhaftigkeit und Tapferkeit; zuletzt zog sich die französische Cavallerie in ihre Linie zurück, und die österreichische schloß sich an die dritte Colonne an. Die Nacht machte dem Blutbade ein Ende. Den 22sten in der Frühe um 4 Uhr fing die Schlacht wieder an. Der Kampf um Asparn begann aufs neue mit wechselseitigem Glücke, bis endlich die Oesterreicher für immer Meister von den Ruinen blieben. Dieses unglückliche Dorf hatte an beiden Tagen dreizehn Angriffe aushalten müssen. Die beiden Hauptarmeen waren auf der Fläche zwischen Asparn und Eßling seit dem Anbruche des Tages im Kampf begriffen. Die französische Infanterie stand in großen Abtheilungen aufmarschirt, und zwischen ihr die schwere Cavallerie in Massen formirt; eine ungeheure Menge Kanonen und Haubitzen deckte die Fronte. Von österreichischer Seite standen die Corps des Grafen Bellegarde und des Fürsten Hohenzollern entgegen. An diese schloß sich die Reservecavallerie des Fürsten Lichtenstein und eine zahlreiche Artillerie. Man glaubt, daß über 400 Kanonen von beiden Seiten im Spiele waren, und die ältesten Soldaten erinnerten sich nicht eines ähnlichen Feuers, als an diesem Tage unterhalten wurde. Kaiser Napoleon durchschritt seine Reihen, und munterte die Krieger auf. Der Erzherzog Carl entflammte den Muth der Oesterreicher, ergriff selbst die Fahne des bereits wankenden Bataillon Zach, und flößte ihm neue Begeisterung ein. Die meisten von seiner Umgebung wurden verwundet. Der Erzherzog hatte den Plan entworfen, die französische Schiffbrücke, welche von dem rechten Ufer der Donau in die Lobau führte, zu zerstören. Er ließ durch den Hauptmann Magdeburg Schiffmühlen und schwer beladene Fahrzeuge die Donau hinabschwemmen, welche die Brücke zertrümmerten. Diese glückliche Unternehmung zerriß die Communication zwischen der französischen Hauptarmee und der Reserve am rechten Ufer, und verhinderte die Zufuhr der Munition. Sobald die Oesterreicher das Gelingen dieser Unternehmung erfuhren, machten sie ihre Angriffe um 9 Uhr des Morgens mit der größten Macht auf die französische Stellung. Das Feuer wurde ununterbrochen fortgesetzt, und die öftern schnell auf einander gefolgten Angriffe, sowohl mit dem Säbel, als mit dem Bayonette, waren so heftig, daß die Kriegsgeschichte nur wenig ähnliche Beyspiele aufzuweisen hat. Die französische Armee war in die engste Stellung concentrirt, und vertheidigte sich standhaft, aber sie kämpfte nicht mehr um den Sieg, sondern um ihre Erhaltung und um einen sichern Rückzug auf die Insel Lobau. Um diesen Rückzug zu decken, war die Behauptung des Dorfes Eßling nothwendig. Die Franzosen hatten schon bey ihrem Uebergang über die Donau, und besonders in der Nacht nach der ersten Schlacht, darauf Rücksicht genommen. Das ganze Dorf war mit Gräben und Erdaufwürfen verschanzt worden. Die Mauern der abgebrannten Häuser waren mit Schießscharten versehen. Der drei Stockwerk hohe Speicher des Orts konnte, wegen seiner soliden Bauart, von innen mit Geschütz und Mannschaft wohl versehen werden; selbst das Dach wurde mit Schießscharten durchbrochen und zur Vertheidigung eingerichtet. Von außen war dieser Speicher mit Erdschanzen umgeben, und stellte gleichsam die Citadelle von Eßling vor. Die vierte und fünfte österreichische Colonne war schon vom frühen Morgen an mit dem französischen rechten Flügel bei Eßling im Treffen begriffen, welches bis gegen Mittag dauerte. Um 12 Uhr wurde ein Sturm auf Eßling und auf den Speicher unternommen, wozu die Grenadierreserve verwendet wurde, welche die von der langen blutigen Arbeit erschöpften Bataillone abgelös't hatte. Die Oesterreicher machten fünf Angriffe mit der größten Heftigkeit, aber alle Anstrengung war vergebens, denn die Franzosen setzten alles daran, einen Posten zu behaupten, der, wenn er verloren wurde, die Vernichtung der ganzen französischen Armee hätte zur Folge haben können. Unter dem Schutze von Eßling, und gedeckt von einer kleinen Brückenschanze am linken Ufer, zog die französische Armee über die unversehrt gebliebene Brücke des schmalen Donauarmes in die Lobau. Der Kampf hatte an diesem zweiten Tage funfzehn Stunden gedauert. In dieser zweitägigen Schlacht wurde beinahe alles erschöpft, was der Angriff und die Vertheidigung furchtbares haben. Infanterie und Cavallerie hatten sich wechselseitig gegen einander mit Flinten, Bayonetten und Säbeln gemessen. Ganz vorzüglich ausgezeichnet war das Artilleriefeuer. Nach französischen Berichte sollen allein von österreichischer Seite über 40,000 und nach einer österreichischen Nachricht 51,000 Kanonen und Kartätschenschüsse geschehen seyn, und wenn man an Todten den gewöhnlichen Angaben trauen darf, soll er sich von beiden Seiten zusammen über 60,000 Mann belaufen haben. Ob nun gleich diese Schlacht für Oesterreich kein Resultat von Bedeutung gewährte, und es sehr zweifelhaft geblieben ist, ob bey energischer Benutzung der erlangten Vortheile nicht sehr wichtige und entscheidende Erfolge zu erringen gewesen wären, so bleibt sie doch in den Annalen der Kriege ein unvergängliches Denkmal der österreichischen Ehre, und als Beyspiel von erwiesener seltener Tapferkeit, Treue und Ausdauer wird sie immer neben den glänzendsten Siegen genannt werden.


Bulletin der großen Armee.[]

[3]
Zehntes Bülletin der kaiserl. Französischen Armee.

Wien den 29. May 1809.

Ebersdorf gegenüber theilt sich die Donau in 3 Arme, welche 2 Inseln bilden. Vom rechten Ufer zur ersten Insel beträgt die Entfernung 240 Klafter. Diese Insel hat beyläufig 1000 Klafter im Umkreis. Von ihr bis zur grossen Insel, wo die Hauptströmung ist, hat der Arm 120 Klafter in der Breite. Die grosse Insel in der Lobau genannt, zählt 7000 Klafter im Umkreis, und der Kanal, der sie vom festen Lande scheidet 70 Klafter. Die ersten Dörfer, die man sodann antrift, sind Großaspern, Esling und Enzersdorf. Der Uebergang über einen Strom, wie die Donau, und in Gegenwart eines Feindes, der die Gegend genau kennt, und die Einwohner für sich hat, ist eine der größten Kriegsunternehmungen, die man entwerfen kann.

Die Brücke vom rechten Ufer zur ersten Insel, und jene von der ersten Insel in die Lobau, wurden den 19. geschlagen; schon vom 18. an, hatte sich die Division Molitor auf Ruderschiffen in die grosse Insel geworfen.

Den 20. setzte der Kaiser auf diese Insel über, und ließ eine Brücke über den letzten Arm zwischen Großaspern und Esling schlagen. Da dieser Arm nur 70 Klafter breit ist, so erheischte die Brücke nur 15 Pontons, und kam in 3 Stunden unter Leitung des Artillerie-Obersten Aubry zu Stande.

Der Oberste Saint Croix, erster Adjutant des Marschalls Herzog von Rivoli, setzte der erste in einem Schiffe auf das linke Ufer über.

Die Division leichter Reiterey des Generals Lasalle, und die Divisionen Molitor und Boudet folgten in der Nacht.

Den 21. rekognoszirte der Kaiser, in Begleitung des Fürsten von Neuchatel, und der Marschälle Herzog von Rivoli und Montebello, die Lage des linken Ufers, und zeichnete sein Schlachtfeld aus. Der rechte Flügel lehnte sich an Esling, der linke an Großaspern, und beyde Orte wurden sogleich besetzt.

Den 21. um 4 Uhr Nachmittags zeigte sich der Feind, und schien die Absicht zu haben, unsern Vortrab zu werfen, und ihn in den Fluß zu sprengen. Vergeblicher Entwurf! Der Marschall Herzog von Rivoli wurde zuerst in Großaspern von dem Corps des Gen. Bellegarde angegriffen. Er manövrirte mit den Divisionen Molitor und le Grand den ganzen Abend hindurch, und schlug alle Angriffe auf ihn zur Verwirrung des Feindes ab. Der Marschall Herzog von Montebello vertheidigte das Dorf Esling, und der Marschall Herzog von Istrien deckte mit der leichten Reiterey und der Kuirassier-Division Espagne die Flächen, und schützte Enzersdorf. Das Treffen war lebhaft. Der Feind führte 200 Kanonen und beyläufig 90000 Mann auf, welche aus den Trümmern aller Corps der Oesterreichischen Armee zusammengesetzt waren.

Die Kuirassier-Division Espagne machte mehrere herrliche Angriffe, durchbrach zwey Quarre, und eroberte 14 Kanonen. Eine Kugel tödtete den General Espagne, der rühmlich an der Spitze der Truppen focht, einen tapfern, ausgezeichneten, und unter allen Gesichtspunkten empfehlungswürdigen Offizier. Der Brigade-General Fouler ward in einem Angriff getödtet.

General Nansouty langte mit der einzigen Brigade des Generals Saint Germain gegen Ende des Tages auf dem Schlachtfelde an. Diese Brigade zeichnete sich durch mehrere schöne Angriffe aus. Um 8 Uhr Abends hörte das Treffen auf, und wir blieben vollständig Meister vom Schlachtfelde. Während der Nacht giengen das Corps des Gen. Oudinot, die Division Saint Hilaire, und 2 Brigaden leichter Reiterey über die 3 Brücken.

Den 22. um 4 Uhr Morgens wurde der Marschall Herzog von Rivoli zuerst angegriffen, und der Feind macht mehrere wiederhohlte Versuche, den Ort wieder zu nehmen. Ueberdrüßig endlich sich blos auf Vertheidigung zu beschränken, griff der Herzog von Rivoli seinerseits an, und warf den Feind. Der Divisionsgeneral le Grand macht sich durch die Kaltblütigkeit und Unerschrockenheit bemerkbar, die ihn auszeichnen.

Der Divisionsgeneral Boudet, der in Esling stand, hatte den Auftrag diesen wichtigen Posten zu vertheidigen. Da er sah, daß der Feind vom rechten Flügel zum linken einen weiten Raum einnahm, so faßte er den Entwurf, sein Centrum zu durchbrechen. Der Marschall Herzog von Montebello stellte sich an die Spitze des Angriffs; General Oudinot bildete seinen linken Flügel, die Division Saint Hilaire, das Centrum, und die Division Boudet den rechten. Das Centrum der feindlichen Armee hielt die Blicke unserer Truppen nicht aus. In einem Augenblick war alles geworfen. Der Marschall Herzog von Istrien, befahl mehrere Angriffe, die alle des schönsten Zweck hatten. Drey Kolonnen feindlicher Infanterie wurden von den Kürassieren angegriffen und zusammengehauen. Es war um die Oesterreichische Armee geschehen, als um 7 Uhr Morgens ein Adjutant dem Kaiser die Nachricht hinterbrachte, daß das plötzliche Anschwellen der Donau eine grosse Zahl starker Bäume und Flösse, die während der Einnahme von Wien zerhauen, und an die Ufer geworfen wurden, flott gemacht habe, und daß dadurch die Brücke, die vom rechten Ufer zur linken Insel, und von da zur Lobau führte, durchbrochen worden seyen. Alle Reserve-Parke, die nachzogen, der größte Theil unseree schweren Reiterey, das ganze Korps des Herzogs von Auerstädt, die Reserven der Herzoge von Rivoli und Montebello, und die Hälfte dee Garde fanden sich dadurch auf dem rechten Ufer zurückgehalten. Von 60 Kanonen der Garde waren nur 4 angelangt.

Dieser verdrüßliche Zufall bestimmte den Kaiser die Bewegung vorwärts einzustellen. Er befahl dem Herzog von Montebello, das Schlachtfeld, das man recognoscirt hatte, zu behaupten, und eine Stellung zu nehmen, wo er den linken Flügel an eine kleine Anhöhe, die den Herzog von Rivoli deckte, und den rechten an Esling lehnte.

Der Feind war in der fürchterlichsten Unordnung, als er erfuhr, daß unsere Brücken durchbrochen wären. Der grosse Artillerie-Train konnte nicht hinüber, und er merkte das bald an dem Ermatten unseres Feuers. Alle seine Pulverkarren und Artillerie-Equipagen, die schon im Rückzuge waren, zeigten sich wieder auf der Linie, und von 9 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends machte er, unterstützt von dem Feuer von 200 Kanonen, unerhörte Anstrengungen, um die Französische Armee zu werfen. Diese Anstrengungen schlugen zu seiner Schmach aus. Dreymal griff er die Dörfer Esling und Großaspern an, und dreymal füllte er sie mit seinen Todten. Die Füssiliers der Garde vom General Muton befehligt, bedeckten sich mit Ruhm, und warfen die Reserve, die aus allen Grenadieren der Oesterreichischen Armee, den einzigen frischen Truppen, die der Feind noch übrig hatte, bestand. General Gros ließ einige hundert Ungarn, die sich schon im Kirchhofe von Esling festgesetzt hatten, über die Klinge springen. Die Plenkler unter Befehlen des Generals Curial machten in dieser Schlacht ihren ersten Waffendienst, und bezeigten Tapferkeit. Der General Torsonne, kommandirender Oberster der alten Garde, stellte diese in die dritte Linie, und bildete eine Mauer von Erz. die allein hinreichte, alle Anstrengungen der Oesterreichischen Armee aufzuhalten. Der Feind machte mehr als 40000 Kanonenschüsse, während wir, unserer Reserve-Parke beraubt, in der Nothwendigkeit uns befanden, unsere Munition für irgend einen unerwarteten Umstand zu schonen.

Des Abends nahm der Feind seine alte Stellung, die er um uns anzugreifen verlassen hatte, wieder ein, und wir blieben Meister vom Schlachtfeld. Sein Verlust ist unermeßlich. Soldaten, die ein sehr geübtes Augenmaß haben, schätzen die Zahl der Todten, die er auf dem Schlachtfelde ließ, auf mehr als 12000. Den Aussagen der Gefangenen zufolge, waren ihm 23 Generale und 60 Oberoffiziere getödtet oder verwundet worden. Der Gen. F. M. L. Weber, 1 General-Major, 1800 Mann und 4 Fahnen sind in unserer Macht verblieben. Der Verlust von unserer Seite war beträchtlich. Wir hatten 1100 Todte und 3000 Verwundete. Dem Marschall Herzog von Montebello wurde der Schenkel durch eine Kugel zerschmettert. Den 22. um 6 Uhr Abends wurde er ihm abgenommen, und sein Leben ist ausser Gefahr. Im ersten Augenblicke glaubte man ihn todt. Er wurde auf einer Tragbahre zum Kaiser gebracht, und eine rührende Abschiedsszene erfolgte. Mitten unter den Sorgen dieses Tages überließ sich der Kaiser der zärtlichen Freundschaft, die er seit so vielen Jahren für diesen tapfern Waffengefährten hegt. Thränen floßen aus seinen Augen, und sich gegen die Umstehenden wendend, rief er aus: "Nur ein so empfindlicher Schlag mußte diesen Tag mein Herz treffen, um mich zu vermögen, andern Sorgen, als denen für meine Armee Raum zu geben." Der Herzog von Montebello hatte die Besinnung verloren. Die Gegenwart des Kaisers rief ihn wieder ins Leben. Er warf sich an seinen Hals, und sagte ihm: "In einer Stunde werden Sie den verloren haben, der mit dem Ruhm, und dem Bewußtseyn stirbt, Ihr bester Freund gewesen zu seyn!"

Der Divisionsgeneral Saint Hilaire wurde verwundet. (Er ist einer der ausgezeichnetesten Generäle Frankreichs.) General Dürosnel, Adjutant des Kaisers, wurde von einer Kugel hinweggenommen, als er eine Ordre überbrachte. Der Soldat bezeigte eine Kaltblütigkeit und Unerschrockenheit, die nur den Franzosen eigen ist.

Da das Wasser der Donau immer wuchs, so konnten die Brücken während der Nacht nicht hergestellt werden. Der Kaiser ließ den 23. seine Armee über den kleinen Arm am linken Ufer setzen, und sie in der Insel der Lobau eine Stellung einnehmen, wobey er seine Brückenkopfe besetzt behielt.

Man arbeitet daran die Brücken wieder herzustellen, und man wird nichts unternehmen, was nicht gegen alle Zufälle, die vom Wasser herrühren könnten, und selbst gegen alle Unternehmungen, die man gegen die Brücken versuchen dürfte, vollkommen gesichert ist. Die Höhe des Wassers und die reissende Schnelligkeit des Stroms machen beträchtliche Arbeiten und grosse Vorsichtsmaßregeln erforderlich.

Als man den 23. des Morgens der Armee bekannt machte, daß der Kaiser befohlen habe, auf die grosse Insel zurückzugehen, so war das Erstaunen dieser Tapfern ausserordentlich. Sieger an beyden Tagen, glaubten sie, daß der Rest der Armee kommen würde, sich mit ihnen zu vereinigen. Man mußte ihnen Sagen, daß das grosse Wasser die Brücken gebrochen habe, und durch beständiges Wachsen es unmöglich mache, die verbrauchten Munizionen und Lebensmittel zu ersetzen, daß folglich jede Bewegung vorwärts unvernünftig wäre. Es ist ein sehr grosses und ganz unvorhergesehenes Unglück, daß Brücken, die aus den größten Donauschiffen zusammengesetzt, und durch doppelte Anker und grosse Seile befestigt waren, hinweggerissen worden sind. Aber es ist ein grosses Glück, das es der Kaiser nicht 2 Stunden später erfuhr; die Armee hätte den Feind verfolgt, ihre Munizionen erschöpft, und sich ohne Mittel gesehen, sie zu erneuern.

Den 23. schiffte man eine grosse Menge Lebensmittel nach dem Lager in der Lobau über.

Die Schlacht von Esling, worüber ein ausführlicherer Bericht erschienen, und die Tapfern, die sich auszeichneten bekannt machen soll, wird in den Augen der Nachwelt ein neues Denkmal des Ruhmes und der unerschütterlichen Standhaftigkeit der Französischen Armee seyn.

Die Marschälle Herzoge von Montebello und Rivoli haben in dieser Schlacht die ganze Stärke ihres militairischen Charakters entwickelt.

Der Kaiser hat den Oberbefehl über das zweyte Armeekorps dem Grafen Oudinot verliehen, einen Generale, erprobt in hundert Gefechten, wo er eben so viele Unerschrockenheit als Einsicht zeigte.


Oesterreichischer Amtsbericht.[]

[4]

Denkwürdige Schlacht bey Aspern.

Den 21. mit Tages-Anbruch ließ der Erzherz. Carl die Armee ins Gewehr treten und formirte sie in zwei Treffen auf der sanften Anhöhe hinter Gerasdorf zwischen dem Bisamberg und dem Rußbach; der rechte Flügel (FML. Hiller) stand bei Stammersdorf, ihm zur Linken G. d. C. Bellegarde, weiter links FML. Hohenzollern, im Intervall zwischen diesem und Rosenberg G. d. C. Lichtenstein mit der Cavallerie, auf dem linken Flügel am Rußbach FML. Rosenberg, die Grenadiere en Reserve bei Säuring, das Corps des FZM. Fürsten Reuß am Bisamberg und an den Auen aufwärts der Donau. Die Armee bestand aus 103 Bataillons, 148 Escadrons, zusammen 75,000 Mann ausrückenden Standes. Das Geschütz, worunter 11 Cavallerie-Batterien, aus 288 Stück. Die Absicht des Erzherzogs war, den Feind über die ersten Armee der Donau zurückzuwerfen, seine Brücken über dieselben zu zerstören, und das Ufer der Lobau mit einer zahlreichen Artillerie zu besetzen. Die Dörfer Aspern und Eßling, aus massiven Häusern erbaut, und ringsum mit Erdaufwürfen umgeben, gleichen zwei Bastionen, zwischen welchen eine doppelte Linie von Abzugsgräben die Courtine bildeten. Sie gewähren dem Debouchiren der Colonnen aus der Lobau die möglichsten Sicherheit. Essling hatte einen crenelirten (mit Schießlöchern für die Infanterie versehenen) Speicher, der in drei Stockwerken für einige hundert Mann Raum gewährte, und Aspern einen festen Kirchhof. Lezteres war in seiner linken Flanke an einen Arm der Donau gelehnt. Die Lobau diente zum Waffenplatz und zum Brückenkopf für die rückwärtige Brücke über den Hauptstrom. Aus dieser Stellung hatte der Feind bereits mit den Divisionen Molitor und Legrand (diese größtentheils aus Würtembergern, Hessen und Baden bestehend) unter dem Herz. von Rivoli, Boudet und dem Herz. von Montebello, und den Cavallerie-Divisionen Espagne und Lasalle unter dem Herz. von Istrien debouchirt, und richtete seine Marsch nach Hirschstetten, als die ersten östreichischen Vortruppen auf ihn stiessen.

Mit dem Schlag 12 Uhr setzten sich die östreichischen Colonnen zum Angriff in Bewegung.

Ite Colonne, (Hiller. Avantgarde unter Nordmann. 19 Batail. 22 Esc.) Sie kämpfte einen hartnäckigen Kampf um den Besitz von Aspern. Endlich gelang es dem General Vacquant von der zweiten Colonne, den obern Theil des Dorfs zu gewinnen, und sich daselbst die ganze Nacht hindurch zu behaupten, indem er dasselbe mit 8 Bataillons besetzt hielt, indessen Hiller die aus dem Dorfe zurückgezogenen Truppen seines Corps in Schlachtordnung aufstellte, und die Nacht unter dem Gewehr zubrachte.

IIte Colonne, (Bellegarde. Avantgarde unter Fresnel. 20 Bat. 16 Esc.) Bellegarde ließ durch den General Vacquant das von 12,000 Mann der besten feindlichen Truppen vertheidigte Dorf Aspern mit Sturm erobern. Der Feind drang mit 2 Infanterie-Colonnen und 12 Curassier-Regimentern vor, und warf die Chevaulegers von Klenau und Vincent auf die Massen der östreichischen Infanterie. Diese gab auf 10 Schritt eine wohl angebrachte Decharge, der Feind wich in Unordnung, und das Corps blieb die Nacht hindurch im Besitz von Aspern unterm Gewehr.

IIIte Colonne, (Hohenzollern. 22 Bat. 8 Esc.) Sie rückte mit großer Entschlossenheit an den Feind, als plötzlich seine Cavallerie in einer ganz unverhältnißmäßigen Stärke so schnell hervorbrach, daß die vorgeführte Artillerie kaum Zeit zu ihrer Rettung gewann, und die Bataillonsmassen ihrer eigenen Verteidigung überlassen blieben. Dieses war der merkwürdige Augenblick, wo die Regimenter Zach, Joseph Colloredo, Zettwitz und Froon, 1 Bataillon Stein und das 2te der Legion Erzh. Karl unter dem FML. Brady und den GM. Buresch Maier und Koller mit einer beispiellosen Standhaftigkeit in vollem Maaße bewiesen, was fester Entschluß zu siegen oder zu sterben gegen die wüthendsten Angriffe vermag. Die feindliche Cavallerie umzingelte diese Massen, und forderte sie zur Niederlegung ihrer Waffen auf. Ein wohl angebrachtes mörderisches Feuer war die Antwort auf diese Zumuthung und die feindliche Cavallerie räumte mit Hinterlassung einer beträchtlichen Anzahl von Todten das Feld. Das Corps brachte, wie die übrigen, die Nacht auf dem Schlachtfelde zu.

IVte Colonne, (Rosenberg. 13 Bat. 8 Esc. und

Vte Colonne, (13 Bat. 16 Esc. vom Rosenbergischen Corps; die Avantgarden beider Colonnen unter FML. Klenau.) Sie drangen gegen Essling und Enzersdorf vor. Enzersdorf wurde emportirt, Essling konnte nicht genommen, wenigstens nicht behauptet werden. Die östreichischen Truppen mußten es bei einbrechender Nacht wieder verlassen und schlachtfertig den folgenden Morgen erwarten.

Die Reserve-Cavallerie (Fürst Lichtenstein, 78 Esc. Avantgarde unter Graf Wartensleben,) rückte gegen Essling vor, schlug die wiederholten Angriffe des Feindes ab, wobei die Generale Dürosnel (wenige Schritte vom Kaiser) und Foulers gefangen wurden, konnte aber wegen des Flankenfeuers aus Eßling den Feind nicht weiter verfolgen. Abends um 7 Uhr warfen sich abermals 3000 Pferde auf die Cürassier-Brigaden Kroyher, Clary und Siegenthal, wurden aber in den Flanken angegriffen, ein Theil derselben abgeschnitten, auf die rückwärts im dritten Treffen stehenden Insurrektions-Regimenter geworfen und dort gefangen. Fürst Lichtenstein brachte die Nacht auf dem Terrain zu, das er dem Feind entrissen hatte.

Der Erzherzog hatte durch brennende Fahrzeuge, welche die Donau hinab schwammen, die feindliche Brücke in die Lobau durchbrechen lassen. Indessen hatte Napoleon noch am Abend das Corps von Oudinot an sich gezogen, und alle disponibeln Truppen von Wien und von der obern Donau folgten durch ununterbrochene Ueberschiffung nach. Der Erzherzog ließ nun auch das Grenadier-Corps, das an der ersten Schlacht keinen Antheil genommen, von Gerasdorf nach Breitenloe vorrücken.

Zweiter Schlacht-Tag.

Hiller'sches Corps. Der Kampf um Aspern wurde fortgesetzt, das Regiment Benjowsky eroberte den Kirchhof und behauptete sich in demselben, auch in der Au konnte der Feind nichts erringen, Hiller behielt seine Stellung in der feindlichen linken Flanke und der Sieg war von dieser Seite entschieden.

Corps von Bellegarde. Noch vor Anbruch des Tages folgte der feindliche Angriff auf Aspern, und das Vorrücken des Feindes auf das Centrum des Corps in der Ebene. Aspern gieng verloren und wurde wieder genommen. Die Behauptung desselben wurde dem Hiller'schen Corps überlassen. Bellegarde lehnte seinen rechten Flügel an das Dorf, und nahm den linken und das Centrum in der Direction vor Eßling dergestalt vor, daß er nach und nach die rechte Flanke des Feindes gewann, und ihn dadurch zum Rückzug nöthigte.

Corps von Hohenzollern. Fürst Lichtenstein ließ die Cavallerie seines rechten Flügels en echiquier hinter den Infanterie-Massen des Centrums aufstellen. Vierhundert Kanonen waren von beiden Seiten im Spiel. Die feindliche Cavallerie warf sich vornehmlich auf den Punct, wo die Lichtensteinische mit dem linken Flügel von Hohenzollern zusammen stieß. Der Erzherzog selbst ergriff die Fahne des Bataillons Zach, welches zu wanken anfieng, und nun mit neuer Begeisterung seinem heroischen Beispiel folgte. Die meisten von seiner Umgebung wurden verwundet; unter ihnen sein General-Adjutant Graf Colloredo. Der Feind wurde zur Räumung des Schlachtfeldes gezwungen. Das Corps blieb in der eroberten Stellung, bis die Grenadier-Reserve zur Ablösung der erschöpften Bataillons herbei kam, und den Angriff auf das feindliche Centrum fortsezte.

FML. d'Aspre drang mit den Grenadier-Bataillons Przczinsky, Puteany, Scopaux und Scharlach bis an die Kanonen des Feindes vor, und wurde durch ein mörderisches Feuer aus Essling flankirt. Nur die Gegenwart des herbeieilenden Erzherzogs konnte die Grenadiere zum Stehen bringen. Um 12 Uhr nahm d'Aspre einen neuem Sturm mit den Grenadier-Bataillons Kirchenbetter, Scovaux, Scharlach und Georgy auf die crenelirten Mauern der Häuser von Essling vor, aber alle Anstrengung war vergeblich.

Rosenbergisches Corps. Essling wurde auch von diesem angegriffen, ein unter Begünstigung des Nebels gemachter Cavallerie-Angriff fünfmal abgeschlagen; nur waren auch hier die von den Generalen Fürst Hohenlohe, Rohan und Dedovich gemachten Versuche, sich des Dorfs zu bemächtigen, fruchtlos. Der Feind behauptete diesen Posten, der ihm zur Deckung seines schon beschlossenen Rückzugs von der äußersten Wichtigkeit war. Diesen vollendete er in der Nacht vom 22. zum 23. nach der Insel Lobau, und um 3 Uhr Morgens räumte seine Arriergarde Essling, und alle auf dem linken Ufer besetzten Puncte. Es war die hartnäckigste und blutigste Schlacht, die seit dem Ausbruch der französischen Revolution geliefert wurde. Drei Kanonen, 7 Munitionskarren, 17000 französische Gewehre, 3000 Kürasse wurden eine Beute des Siegers. Die General Lannes, d'Espagne, St. Hilaire, Albuquerque wurden getödtet; Massena, Bessieres, Molitor, Boudet, Legrand, Lasalle und zwei Lagrange verwundet, über 7000 Mann und eine ungeheure Anzahl von Pferden auf dem Schlachtfeld begraben, 5000 Blessirte in die österreichischen Lazarthe, über 29,000 in die von Wien und den Vorstädten gebracht, viele nach St. Pölten, Enns und Linz abgeführt; 2,300 Mann gefangen. Der östreichische Verlust beträgt 87 Offiziere, 4,199 Unteroffiziere und Gemeine an Todten; 12 General (Rohan, Dedovich, Weber, Frenel, Winzingeroda, Grill, Neustädter, Siegenthal, Colloredo, Mayer, Hohenfeld, Buresch), 663 Offiziere, 15,651 Unteroffiziere und Gemeine an Verwundeten; FML. Weber, 8 Offiziere und 829 Mann wurden gefangen.

Zusätze.

Das würtembergische Chevauxlegers-Regiment Herzog Heinrich machte die Avantgarde des rechten französischen Flügels. Durch Detaschirungen war es auf 160 Pferde verringert, und dennoch warf es den Feind mehreremale, verlohr aber seinen Major von Wiederhold, den würdigen Enkel eines tapfern, in der vaterländischen Geschichte berühmten Ahnherrn.

Das badische leichte Dragoner- und das 3te Linien-Infanterie-Regiment fochten unter dem Herzog von Rivoli mit Auszeichnung. Von jenem wurde der Obrist-Lieutenant Graf August von Sponek getödtet.


Züge von Heldenmuth.[]

[5] [6] [7]

Bey einem Angriff des zweyten Infanterie-Regiments Hiller, in der Schlacht von Aspern, auf den Schüttkasten von Eßlingen wurden mehrere Offiziere schwer blessirt, und waren in Gefahr in die Hände des Feindes zu fallen; der Lieutenant Peöcz war schon ganz von Feinden umringt. Da springt auf einmal der Korporal, Thomas Wrbay hinzu, fordert seinen Kameraden Mathias Czadro, den Gefreyten Andreas Massan, und den Gemeinen Bernhard Blank auf, sich an ihn anzuschließen, wirft sich mit gefälltem Bajonet auf den Feind, und befreyt nicht allein seinen bereits gefangenen Lieutenant, sondern hält sich auch mit seinen drey braven Gefährten so lange auf diesem Platze, bis sämmtliche blessirte Offiziere auf seinen Befehl weggetragen, und in Sicherheit gebracht sind.

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In der Schlacht von Aspern ergriff der Oberjäger Finkenberg vom zweyten Jägerbataillon einen Stabsoffizier von der französischen Tirailleurgarde, die eben zum Angriff vorrückte, und riß ihn mitten aus den Reihen der Seinigen heraus. Mehrere Feinde verfolgen ihn, um ihm seine Beute wieder zu entreißen; aber der Unterjäger Bernard Chasseur kommt ihm zu Hilfe. Dieser wirft sich auf den Haufen der Verfolgenden, schlägt sich mit ihnen ganz allein herum, verschafft dadurch seinem Kameraden Zeit den gemachten Gefangenen in Sicherheit zu bringen, und nimmt bey dieser Gelegenheit selbst noch einen Offizier und einen Mann gefangen.

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Als am 21. May Abends die feindlichen Cürassiers in Massen vordrangen, um die Mitte des österreichischen Heeres zu durchbrechen, warf sich ihnen Graf Lippe, Oberstlieutenant der leichten Reiter von Klenau, mit seiner Division entgegen. Sein Muth riß ihn zu schnell vorwärts, und er war von Feinden umringt, ehe die Seinigen ihm folgen konnten. Der Wachtmeister Carl Schubert fühlte das Schimpfliche für die ganze Truppe, wenn vor ihren Augen ihr Anführer gefangen oder niedergehauen würde; er sprengte auf die Feinde los, hieb jeden vom Pferde, der den Kampf mit ihm wagte, und drang bis zu seinem Oberstlieutenant durch. Beyde aufs neue umringt, bahnen sich einen neuen Weg über die Leichen der Feinde zurück.

Als die Division nach diesem Angriff wieder gesammelt war, dankte der Oberstlieutenant, durch diesen Heldensinn gerührt, dem biedern Wachtmeister vor der ganze Truppe, und nannte ihn seinen Retter, seinen Freund, der, so wie dieser merkwürdigen Tag, ihm unvergeßlich bleiben werde. -- Eine so schöne Heldenthat und ihr lautes Lob aus dem Munde des Befehlhabers konnte ihre vielfältige Wirkung bey Truppen nicht verfehlen, die in vielen Kriegen durch ihre Heldenthaten sich der Ehre würdig gezeigt haben: die Nachfolger der Heldenschar von Lützen, der alten Piccolominier zu seyn.

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In der Schlacht von Aspern, am 21sten Mai, wurde ein Korporal, ein Gefreiter, und ein Mann, vom Regiment Hieronymus Colloredo, abgeschickt, um die Stellung des Feindes bei Eslingen auszuspähen. Der Korporal und der Gemeine gingen etwas voraus, und wurden auf einmal von 10 bis 12 Feinden umringt. Sobald dies der Gefreite, Johann Lukovits, sahe, sprang er hinzu, tödtet viere der Feinde, entwaffnet zwei, treibt die Uebrigen in die Flucht, und befreit dadurch seine schon gefangenen Gefährten, die eben desarmirt werden sollten.

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In derselben Schlacht sammelte der Dragoner Joseph Theymer, vom Regiment Knesevich, einige seiner zerstreute Kameraden, fiel mit ihnen einer feindlichen Kürassierabtheilung in Flanke und Rücken, hieb mehrere davon nieder, und nahm die meisten gefangen; doch erhielt er dabei zwei starke Kopfwunden, und einen Hieb auf die linke Hand. Demungeachtet verließ er die Truppe nicht eher, als am andern Tage, den 22sten, in der Frühe, auf wiederholten Befehl seines Rittmeisters. Kaum hatte er sich aber verbinden lassen, so trieb ihn sein Ehrgefühl zurück in die Reihe seiner Brüder, und da er den Helm nicht aufsetzen konnte, so nahm er ohne denselben Theil an den Gefahren dieses ruhmvollen Tages.

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Der Gemeine Civil Ternin, vom nämlichen Regimente, bemerkte während einer Attaque am 21sten Mai einen feindlichen, durch den bordirten Hut und die gestickte Uniform ausgezeichneten General -- es war der Divisionsgeneral und Oberstallmeister der Kaiserin, Fuller. -- Sogleich sucht er in seine Nähe zu kommen, und indem er sich durch die denselben umringende feindliche Kavallerie durchhaut, und ihn selbst verwundet, faßt er dessen Pferd beim Zügel, und entführt ihn mit Blitzes Schnelligkeit aus der Mitte der Seinigen. Von dieser Kühnheit überrascht, wagen es nur einige Kürassier, ihn zu verfolgen; doch auch diese treibt er zurück, und führt so seinen Gefangenen davon. Aber eben so edelmüthig als tapfer, übergab er denselben, ohne ihm das Geringste abzunehmen, und eilte in das Handgemenge zurück.

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Der Korporal Franz Rzeznitschock, vom Kürassierregiment Fürst Moriz Lichtenstein, hatte das Glück, durch seine Geistesgegenwart und Muth, seinen Divisionskommandanten, der sein Pferd verloren hatte, mitten aus den Feinden herauszuhauen. Um sein Werk nicht halb gethan zu haben, jagt er einem der fliehenden feindlichen Kavalleristen nach, haut ihn zusammen, bringt dessen Pferd zurück, und setzt dadurch seinen Chef in Stand, die Division zu railliren, und sie zu fernern Angriffen anzuführen.

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Nicht unsere Wunden sind es warum wir klagen, aber unsere Kameraden kämpfen noch und wir können ihnen nicht bestehen.


[Nicht unsere Wunden sind es warum wir klagen, aber unsere Kameraden kämpfen noch und wir können ihnen nicht bestehen.]


Wackere österreichische Krieger.[]

[8]

Der Feldwebel Uhlich.

Am 22sten May 1809 im wüthendsten Kampfe um das Dorf Aspern erhielt der Ober-Lieutenant Schuffenhauer vom Regimente Reuß-Plauen den Auftrag, den Feind aus der Gasse links von der Kirche zu vertreiben. Tapfer drang er vor, die Feinde wichen; aber zu gleicher Zeit wurde er von einer Feindesschaar umgangen, angegriffen, und stürzte, von drey Musketenkugeln getroffen, zu Boden. Die tapferen Österreicher, ihres Anführers beraubt, fingen schon an, der Übermacht zu weichen. Da rief der Feldwebel Uhlich, vom Mitleiden und Ehrgefühl gleich stark ergriffen, seiner Mannschaft zu: "Wollen wir unsern Lieutenant in den Händen der Feinde lassen? Brüder, mir nach!" Mit gefälltem Bayonnet stürzt er, von drey Braven so gleich begleitet, auf die nächsten Franzosen, macht sich eine Öffnung durch die Feinde bis zu dem schwer Verwundeten; durch den Heldenmuth des Feldwebels angefeuert, eilen mehrere Waffenbrüder herbey, und tragen ihren Ober-Lieutenant zurück. Er genas an seinen Wunden, und dienet jetzt dem Vaterlande wieder.


Quellen.[]

  1. Neue historische und geographische Gemählde oder Charakteristiken merkwürdiger Personen und Darstellungen wichtiger Begebenheiten unserer Zeit; nebst Schilderungen der durch die neuesten Schicksale ausgezeichneten, neu entdeckten oder näher untersuchten Länder und Völker. Bearbeitet von J. B. Schütz. Wien, 1811. Im Verlage bey Anton Doll.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  3. Wiener-Zeitung. Verlegt von den v. Ghelenschen Erben. Nro. 42. (1809)
  4. Europäische Annalen Jahrgang 1810. Tübingen in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1810.
  5. Neue militärische Zeitschrift. Wien 1811. Gedruckt bey Anton Strauß.
  6. Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. Zweyter Jahrgang 1811. Wien, gedruckt und im Verlag bey Anton Strauß.
  7. Beiträge zur neuesten Kriegsgeschichte in Spanien und dem Norden von Europa in den Jahren 1811, 1812 und folgenden, mit Rückblicken auf die Kriege in den Jahren 1805 bis 1810. Leipzig, in der Baumgärtnerschen Buchhandlung. 1813.
  8. Vaterländischer Jugendfreund. Ein belehrendes und unterhaltendes Lesebuch zur Veredlung des Herzens, Beförderung der Vaterlandsliebe und gemeinnütziger Kenntnisse für die Jugend des österreichischen Kaiserstaates, von Leopold Chimani. Fünfter Theil. Wien, 1814. Im Verlage bey Anton Doll.


Literatur.[]

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