Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Arcis-sur-Aube.[]

[1]

SectieArcisAubeMartinet

Napoleon zu Arcis-sur-Aube von Martinet.

Arcis sur Aube, Städtchen und Hauptort eines Arrondissements, in dem Departement der Aube, in Nieder-Champagne. Hier lieferte am 20. Merz 1814 der Fürst Schwarzenberg, mit dem Baierisch-Oesterreichischen Armeecorps, welches der Marschall von Wrede commandirte, dem von Napoleon angeführten französischen Heere, das eine Stellung an der Aube genommen hatte, ein heftiges Treffen. Der Kampf begann Mittags um 12 Uhr, und wurde mit äußerster Bitterkeit bis zum Mitternacht fortgesetzt. Auf beiden Seiten war viel Blut geflossen, ohne daß der Tag ein entscheidendes Resultat gegeben hätte. Da sich aber der Kronprinz von Würtemberg, der das 3. 4. und 6te Armeecorps befehligte, mit dem Marschall Wrede vereinigt hatte, so wurde am 21ten der Angriff erneuert, der Feind aus Arcis vertrieben, und das jenseitige Ufer des Flusses behauptet.


Briefe aus Paris.[]

[2]
(Von einem Augenzeugen.)

Hauptquartier St. Cloud, den 23. April 1814.

. . . . .

Die entscheidende Schlacht bei Brienne bahnte uns den Weg nach Paris. Unsere Heere beseelte der beste Geist. Bonaparte wurde in einzelnen Gefechte zurückgeworfen. Jezt sammelte er gegen den 30. März alle seine Truppen, wandte sich in der Absicht, uns von den Preußen getrennt zu halten, gegen Arcis-sur-Aube, und passirte dort die Aube in der Hoffnung, irgend eine Abtheilung unserer Armee einzeln zu treffen und sie angreifen zu können. -- Allein man hatte bereits den Entschluß gefaßt, das ganze Heer zu vereinigen, und Bonaparte fand uns am 20. vor Arcis schlagfertig. Der von den Monarchen und der Armee geliebte und verehrte Kronprinz von Würtemberg. und sein gleich tapferer Waffengenosse, Feldmarschall v. Wrede, schlugen sich am Abend vor der Stadt und gaben das Vorspiel zum folgenden Tage. Bis in die tiefe Nacht dauerte das Gefecht, und die Stadt Arcis, in welcher mehrere Häuser brannten, gewährte ein furchtbar schönes Schauspiel. -- Die Monarchen verweilten auf dem Schlachtfelde, und der grauende Morgen fand die beiderseitigen Heere in Schlachtordnung. Von den Höhen des Dorfes Mesnil la Comtesse erblickte man die feindliche Armee nach ihrer ganzen Ausdehnung; wir sahen zahlreiche Kolonnen herbeiziehen, und mehrere Treffen bilden. Man hatte die gegründete Hoffnung, daß ungeachtet aller Vortheile, die uns die weit ausgedehnten Ebenen der Champagne, und unser, troz allen Beschwerlichkeiten des Winters, standhaft erhaltenes Heer gewährten, der Feind sich doch endlich entschließen würde, das einzige ihm übrig bleibende Mittel einer Hauptschlacht zu ergreifen, und diese zu liefern, ehe es dem preußischen Heere möglich seyn könnte, die Hauptarmee unmittelbar zu unterstüzen.

Dies war der Augenblick, wo Bonaparte den großen entscheidenden Kampf für sein Dasein hätte wagen, und -- gelang ihm derselbe nicht -- sterben sollen! Allein sein Leben sollte selbst das Glück eines rühmliches Endes nicht erfahren, und der sonst kühne und entschlossene Geist war verschwunden. In tiefer, nur durch wenige Kanonenschüsse unterbrochener Stille erwarteten wir, daß Bonaparte anrücken, und die Schlacht, die wir ihm in der schönen Stellung, die wir genommen hatten, anboten, eröffnen würde. Allein die Mittagsstunde ging vorüber, und man erkannte bald, daß es nöthig seyn möchte, dem Unentschlossenen Entschlossenheit entgegen zu sezen. Dem Kronprinzen von Würtemberg wurde mit drei Armeekorps der Auftrag des Angriffs ertheilt, und drei Kanonenschüsse gaben das Zeichen des Aufbruchs. -- In wenigen Minuten ist die Ebene gegen den Feind mit Hundert Feuerschlünden und den anrückenden Kolonnen bedeckt, das Gefecht beginnt: bald ist das Schlachtfeld in dichten Rauchwolken gehüllt, die Hurrah's und das kriegerische Spiel erfüllen die Luft; die Vortheile des Terrains sind gegen den Feind, der sich mit der entschlossensten Kaltblütigkeit zurückzieht, und da er zwei Defileen zu passiren hat, eine große Menge der Seinigen verliert.

So hatte also der feindliche Feldherr die lezte Gelegenheit einer Schlacht versäumt, und seine tapfere Armee, die troz ihres schlechten Zustandes stets mit Ehre gefochten hatte, einem gewissen Verluste ausgesezt. Wir folgten schon in der Nacht dem Feinde auf das jenseitige Ufer der Aube, und waren nicht wenig verwundet zu hören, daß er sich, statt gegen den Mittelpunkt seiner Macht, in gerade entgegengesezter Richtung über Vitry nach Nancy oder Bar-sur-Aube hingewendet habe, und also im Begriff stehe, sich mit seiner ganzen Macht auf die Kommunikation unserer Armee, und gänzlich in unsern Rücken zu werfen. Hier bedurfte es eines schnellen Entschlusses, und wir ergriffen den kühnsten. Wir gaben unsere Kommunikation Preis, und sezten uns auf die des Feindes. -- Eine rückgängige Bewegung hätte auf unser Heer leicht einen nachtheiligen Einfluß gehabt, und der Feind wenigstens den Zweck, uns von dem Hauptpunkte zu entfernen, erreicht. -- Wir wandten uns aber auch nicht auf die Linie von Troyes und Dijon, weil wir den Zustand des Landes kannten, und dann alle Hoffnung einer Vereinigung mit den Preußen verloren gewesen wäre. -- Wir warfen uns gerade auf die Kommunikation des Feindes, weil wir wußten, daß Teutschlands Gränzen durch viele Tapfere vertheidigt, und die rückwärts liegenden Länder erschöpft waren, wohingegen die Seine und Marne uns viele Bedürfnisse darboten, und der Vereinigung mit den Preußen dann kein Hinderniß mehr im Wege stand.

So traten wir den Marsch nach Paris an, weil die unzweideutigsten Beweise für die dort bevorstehende Revolution am Tage lagen. Dem Feinde stellten wir ein ansehnliches Kavalleriekorps unter Winzingerode entgegen, das ihn zwei Tage in Ungewißheit erhielt, und uns den entscheidendsten Vorsprung gewinnen ließ.

. . . .


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Briefe aus Paris über die neuesten Zeitereignisse, bis zum Friedensschlusse mit Frankreich. Als Anhang zu der merkwürdigen Schrift: Ueber Buonaparte und die Bourbonen, von dem Herrn von Chateaubriand. Germanien, 1814.
Advertisement