Abensberg.[]
Abensberg. Der neue Kampf Oesterreichs gegen Frankreich im J. 1809 hatte seit zehn Tagen begonnen. Die österreichische Hauptarmee war am 9. April über den Inn gegangen, gegen die Wils und Isar vorgedrungen, hatte Bayerns Hauptstadt besetzt, Landshut genommen und war den bis an die Abens zurückgegangenen Bayern mit Nachdruck gefolgt, während andere Corps zugleich Tyrol, Italien und ins Herzogthum Warschau eingerückt waren. In allen Ländern, wohin österreichische Waffen kamen, wurden die Bewohner aufgefordert, mit Oesterreich "zum Sprengen der längst geschmiedeten Ketten" - "zur Wiedereroberung der Unabhängigkeit und Nationalehre Deutschlands" sich zu vereinigen. Aber nur in dem getreuen Tyrol fanden Oesterreichs Proclamationen Eingang - in Italien, Warschau und Bayern blieben sie ohne Antwort, König Maximilian Joseph verließ gegen des Erzherzog Carl einladendes Schreiben das schöne München, und erwartete in Dillingen den Protector des rheinischen Fürstenbundes, der ihm mündlich versprach: "ihn binnen 14 Tagen in seine Residenz zurückzuführen, und ihn zur Rache für die erlittene Beleidigung größer zu machen, als je einer seiner Vorfahren gewesen sey." Zur Erfüllung dieser Worte bedurfte es eines entscheidenden Sieges über die feindliche Hauptmacht, und um, bei den gegenseitigen Positionen, diesem Siege mit Sicherheit entgegensehen zu können, erst einer vorbereitenden Schlacht. Diese ward geschlagen am 20. April 1809 bei Abensberg, einem Städtchen am Flusse Abens, in dem niederbayerschen Rentamte Straubing. Schon Tags vorher, am 19., hatten die offensiven Operationen der französisch- bayerisch- würtembergischen Armee angefangen. An diesem Tage war auf drei Punkten gefochten worden, bei Pfaffenhofen, Tann und Ror, und bei Abach. Die beiden erstern hatten die Vereinigung des Marschall Oudinot (jetzt Herzog von Reggio) und des Herzogs von Danzig mit dem Herzog von Auerstädt zum Resultat; in dem Gefechte bei Abach behaupteten die Franzosen die Defileen von Postsaal und Abach, dagegen die Oesterreicher bis Dillingen vordrangen; das wichtigere Treffen unter diesen dreien war allerdings das bei Tann und Ror, wo beide Theile das Schlachtfeld behaupteten. An diesem Tage kam Napoleons Hauptquartier nach Vohburg, und das des Erzherzogs Carl nach Egloffsheim. Am folgenden Tage, den 20. April, konnte der französische Kaiser sein Hauptquartier nach Abensberg verlegen, während Carl auf Regensburg marschirte. Zwischen Abensberg und Eckmühl standen der Erzherzog Ludwig und der General Hiller mit 60,000 Mann, welche den linken Flügel der großen österreichischen Armee bildeten. Dieser mußte nach Napoleons Einsicht erste geschlagen werden, ehe er den feindlichen Generalissimus selbst mit Erfolg angreifen zu können hoffen durfte. Er selbst übernahm daher das Commando zu der beschlossenen Schlacht. Am Morgen des 20. recognoscirte er die Stellung der Oesterreicher jenseit Abensberg, und stellte nun die Divisionen Morand und Gudin unter Montebello, die Bayern unter dem Herzoge von Danzig, dem Kronprinzen von Bayern und den Generalen Wrede und Deroi, und die Würtemberger unter Vandamme und Neubronn gegen die Fronte der Oesterreicher, während er ihnen im Rücken den Herzog von Rivoli mit Oudinot, zur Bedrohung ihrer Communication mit Landshut, detachirt hatte, durch den Herzog von Auerstädt aber die zwischen Abensberg und Regensburg stehenden Corps der Generale Hohenzollern, Rosenberg und Lichtenstein beobachten und abhalten ließ. In der ganzen französischen Operationslinie standen: 40,000 Mann französische Infanterie in vier Divisionen, 16,000 Mann Cavallerie, 30,000 Mann Bayern, und 10,000 Mann Würtemberger; das Corps Rivoli's im Rücken betrug wieder 40,000 Mann; diese Schlachtlinie (von Regensburg bis Pfaffenheim) war acht Meilen lang, dagegen die ihr gegenüber stehenden österreichischen fünf Corps auf sechs Meilen (von Abach bis Au und Wolfersdorf) zusammengedrängt war, folglich leicht umwickelt werden konnte. Die Stärke beider Theile konnte man fast gleich stark, nämlich jeden zwischen 130 bis 140,000 Mann annehmen. Doch nur mit einem Theile seiner Armee wollte Napoleon am 20. April, auf dem einen Punkte der angegebenen Operationslinie, die Schlacht liefern, durch die er den großen Schlag, der ihm den Weg nach Wien bahnen sollte, vorbereiten wollte, und seine Wahl fiel auf die deutschen Bundestruppen, die Bayern und Würtemberger. Er stellte sich an ihre Spitze, versammelte alle Offiziere beider deutschen Corps um sich her und befeuerte sie durch eine kräftige Anrede. - Die Trompeten ertönten - die Schlacht begann. Vor der siegburger Brücke aus griff General Wrede eine feindliche Division an, und warf sie aus allen Positionen hinter Siegburg zurück, während Vandamme sie in die rechte Flanke nahm - der Herzog von Danzig marschirte mit den Divisionen Kronprinz und Deroi gegen Neuhausen (nicht Rheinhausen) um die Hauptstraße von Abensberg nach Landshut zu gewinnen, und der Herzog von Montebello durchbrach mit den zwei französischen Divisionen Morand und Gudin den linken Flügel der Oesterreicher, und drückte sie bis Ror und Rottenburg zurück, nachdem er das fünfte und sechste österreichische Corps von einander getrennt hatte. Die Schlacht war gewonnen. Das französische Bulletin nennt acht Fahnen, zwölf Kanonen und 18,000 gefangene als die Trophäen dieses Tages; der österreichische Bericht gab den Verlust unbedeutend an, und behandelte den Vorfall etwas leichter: "Der Herzog Ludwig und Hiller haben sich zur Deckung von Landshut gegen die Isar gezogen"- Der Rückzug der Oesterreicher ging über Pfaffenhausen, Rottenburg und Hohentann nach Landshut zu, wobei sie vom Herzoge von Montebello von Ror und Rottenburg aus, und von den Herzogen von Danzig und Rivoli von Neuhausen und Pfaffenhofen aus bedroht wurden. - Ueber die Folgen dieser Schlacht verweisen wir auf den Artikel Eckmühl.
Wackere österreichische Krieger.[]
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Der Korporal Zahn.
Als am 19. Aprill 1809 Nachmittags um zwey Uhr eine starke Abtheilung baierischer Truppen über die Brücke bey Biburg vordrang, und das dritte Bataillon vom Infanterie-Regimente Kaiser, welches schon mehrere Stunden hindurch tapfer kämpfte, zu werfen drohete, rückte der Korporal Zahn vom dritten Artillerie-Regimente mit seinen zwey Kanonen (es waren Sechspfündner) unter dem heftigsten feindlichen Feuer auf eine kleine Anhöhe vor das Bataillon. Hier feuerte er so geschickt und so schnell, daß der Feind es nicht wagte, weiter vorzudringen. Doch dieser führte mehrere Kanonen auf, und suchte das österreichische Geschütz zu zerstören, oder vom Feuern abzuhalten.
Die Kanonade war schrecklich; eine feindliche Granate traf einen Pulverkarren in der Nähe der österreichischen Kanonen, und sprengte ihn in die Luft. Der Fuhrknecht mit seinen zwey Pferden wurde getödtet und ein Handlanger verwundet. Zu gleicher Zeit stürzt der Vormeister, von einer Flintenkugel getroffen, todt nieder, und Zahn selbst wird durch ein Stück von dem zerschmetterten Pulverkarren zu Boden geschläudert. Die ganze Mannschaft ist bestürzt, unentschlossen, ob sie ihre Kanonen zurückziehen, oder ihre Stellung behaupten soll.
Zahn erhohlt sich von seiner Betäubung, springt schnell auf: "Kameraden!" r_ft er seinen Waffengefährten zu, "es hat nichts zu bedeuten, muthig frisch an die Kanonen; wir müssen die Granate zehnfach zurück schicken." Er tritt an die Stelle des erschossenen Vormeisters; seine Worte, sein Beyspiel beleben die Mannschaft mit neuem Muthe; die Kanonen werden gerichtet, fast jeder Schuß trifft ein feindliches Geschütz, und im Kurzen sehen die jubelnden Österreicher sechs Kanonen, die durch Zahns wohl eingerichtetes Feuer unbrauchbar gemacht worden waren, aus dem feindlichen Treffen zurück ziehen.
Doch der Feind führt neues Geschütz an die Stelle des unbrauchbaren vor; einem der zwey Sechspfündner wird die Achse abgeschossen, und zwey Mann werden dabey getödtet. Zahn wird nicht aus der Fassung gebracht, um desto eifriger fährt er fort, mit dem andern zu feuern. Aber das feindliche Feuer wird immer stärker, die Zahl der Angreifenden wächst mit jedem Augenblicke, und um nicht überflügelt zu werden, zieht sich das Bataillon zurück. "Meine demontirte Kanone," ruft Zahn aus, "soll den Feinden gewiß nicht als ein Siegeszeichen dienen;" er befestiget sie auf der Protze, und bringt sie glücklich zurück.
Die Heldenthat des unerschrockenen Jonas, der, um einige seiner Waffenbrüder und einen Theil des Gepäckes zu retten, sich schnell zum Selbstopfer darboth, ist im III. B. S. 100 erzählt worden. Hier folgt ein Seitenstück.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Vaterländischer Jugendfreund. Ein belehrendes und unterhaltendes Lesebuch zur Veredlung des Herzens, Beförderung der Vaterlandsliebe und gemeinnütziger Kenntnisse für die Jugend des österreichischen Kaiserstaates, von Leopold Chimani. Fünfter Theil. Wien, 1814. Im Verlage bey Anton Doll.