Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Brüssel, vom 9. Augstmonat. [1]

Heute zogen 8. mit Pulver beladene Wagen von hier zum Anderlechter Thore hinaus. Kaum waren sie eine halbe Stunde von hier entfernt, als das Unglück wolte, daß sie in Brand geriethen und in die Luft flogen. Einige und 20. Personen haben dabey ihr Leben eingebüßt, deren Gliedmassen hin und her zerstreut lagen. Durch die gewaltsame Erschütterung sind sogar einige Mauren an den hiesigen Häusern eingestürzt. --


1807.[]

Harlem, vom 17. Jan. [2]

Das Unglück welches die Stadt Leiden am 12ten dieses durch den Aufflug eines mit Pulver beladenen Schiffs betroffen hat, ist ohne Beyspiel und über alle Beschreibung. Die Erschütterung war so stark, daß alle Häuser in der Nachbarschaft plötzlich einstürzten. In der ganzen übrigen Stadt sind die Dächer, Fenster, Thüren und selbst manche innere Mauern sehr beschädigt. Das akademische Gebäude, das Stadthaus und die Peterskirche haben dabey sehr gelitten. Von dem Stadthause ist ein Theil des Vordergebäudes eingestürzt. Da der Ort des Aufflugs gerade im Mittelpunkte des schönsten Theils der Stadt war, so ist der Verlust aller Art um so empfindlicher, und besonders der Verlust der Menschen unersetzlich. Viele durch Kenntnisse und ihren Stand ausgezeichnete und schätzbare Personen haben das Leben dabey verloren.

Ruines d'une partie du Rapenbourg à Leyde, a la suite de l'explosion du bateau à poudre au 12 Jan 1807.
Ruines d'une partie du Rapenbourg à Leyde, a la suite de l'explosion du bateau à poudre au 12 Jan 1807.

Alle Straßen zu Leiden sind mit Trümmern und Glas bedeckt. Außer der Peterskirche sind auch die Pancraz und lutherische Kirche sehr beschädigt. An verschiedenen Orten brach Feuer aus, jedoch nicht heftig, weil es bloß durch das Feuer entstand, das in den eingestürzten Häusern eben gebrannt hatte.

Die Peterskirche muß niedergerissen werden, um Unglück zu verhüten. Leichen werden zu Leiden noch täglich ausgegraben.

In der schule der Wittwe Schneither zu Leiden waren 50 Kinder und 3 Lehrer. Der Schulsaal stürzte ein, jedoch nicht völlig. Einer der Knaben kroch aus dem Fenster, dann über eine Hecke, und es gelang ihm darauf die große Thüre des Saals zu öffnen, so daß die meisten Kinder auf zwey gerettet wurden. Zwey der Lehrer verloren jedoch das Leben.


1810.[]

Fürchterliche Pulver-Explosion in der Stadt Eisenach.

Der erste September 1810. [3]

Ein französischer Transport grossentheils verarbeiteter Munition kam Abends um dreyviertel auf 9 Uhr durch die Stadt Eisenach. Ruhig saßen die Einwohner in ihren Häusern und ahneten das schreckliche Unglück und die Zerstörung nicht, die ihnen durch einen einzigen Augenblick bevorstund, aber die Fuhrleute fuhren zu schnelle über das Steinpflaster, das Pulver drang aus den nicht gut verwahrten Fässern, ein ungefährer Funke entzündete es, es flog in die Luft und mit demselben zwey mit Patronen, Bomben und Granaten beladene Wagen. Die dem Schauplatz der Verwüstung zunächst gelegenen neuen Häuser stürzten zusammen, giengen im Feuer auf und begruben alles, was darinnen war, unter ihren Trümmern. Die Körper der ehemaligen Bewohner wurden in der Folge verbrannt, oder ganz in Asche verwandelt gefunden. In wenigen Minuten waren durch die wie auf einem Schlachtfeld herumfliegenden Bomben und Granaten noch vier und zwanzig Häuser in Flammen gesetzt, die wie die vorigen bis auf den Grund abbrannten. Obwohl die Luft sehr stille war, so dachte man doch im Anfang in der fürchterlichen Betäubung an kein Löschen, daher es kam, daß das Feuer mit ausserordentlicher Schnelle um sich grief und wenige im Stande waren, etwas von ihren Habseligkeiten zu retten. Nach einigen Nachrichten verloren sieben und vierzig, nach andern fünf und fünfzig Menschen durch diese Explosion das Leben, die Zahl der Verwundeten ist weit größer und nicht genau bekannt. Noch größer wäre das Unglück und vielleicht die ganze Stadt zerstört geworden, wenn nicht selbst in den ersten Augenblicken des Jammers einigen Bürgern die Besinnung zurückgekehrt wäre. Ein Fuhrmann war durch einen Zufall genöthigt worden, stille zu halten, und dadurch entstund glücklicherweise in dem Wagenzug eine Lücke, so daß man neun nachkommende Wagen, ehe sie der Feuerstrom ergreifen konnte, aus der Stadt zurück zu schaffen im Stande war. Die Pferde waren zwar, gelähmt vom Schrecken, nicht von der Stelle zu bringen, und mehrere Fuhrleute hatten in der Angst die Stränge abgeschnitten, um nur bald genug sich selbst zu retten; allein es fanden sich viele Bürger, die die erwähnten neues Verderben drohenden Wagen zur Stadt hinausschoben. Der Knall der Explosion war fürchterlich. Auf der über der Stadt liegenden Wartburg gliech er dem stärksten Donner, der über die Thüringer Waldgebirge in tausendfachem Wiederhall hinrollte. Zwey Stunden von Eisenach, auf dem sehr hoch liegenden Schloß Kreutzburg, sprangen die Thüren von selbst auf, und vier Stunden von dem Ort des Schreckens wankte der Boden, wie in einem Erdbeben, anderer Wirkungen zu geschweige.


Quellen.[]

  1. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 21. Augstmonat, 1793. Num. 67.
  2. Der Bote aus Thüringen. Schnepfenthal, Im Verlage der Buchhandlung der Erziehungsanstalt. 1807.
  3. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.