Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Der Krieg mit Schweden kann interessant werden.[]

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[1808]

Der Krieg mit Schweden kann sehr interessant werden, wenn das Französische Armeekorps durch die Englische Flotte gehindert würde nach Schweden zu kommen, und Rußland genöthigt wäre, den Kampf allein und zwar zu Wasser fortzusetzen, denn wie bekannt, hängt von der Scheerenflotte größtentheils der glückliche Erfolg eines Feldzugs auf den Küsten des Baltischen Meeres ab. Der Schwedischen Flottille die zu 264 Fahrzeugen angegeben wird, kann Rußland eine andere von 3 bis 400 Seegeln entgegen setzen. Um sich von dem Gebrauch einer Scheerenflotte den gehörigen Begriff zu machen, muß man bemerken, daß es an diesen Küsten eine außerordentliche Menge kleiner Inseln giebt, und man versichert, daß in einem Umfange von einer Quadratmeile mehrere hundert Felsenspitzen aus dem Wasser hervorstehen. Zwischen diese Klippen darf sich keine Flotte von Linienschiffen wagen, weil sie immer auf Untiefen stößt, und jede Inselspitze bewafnete Schaluppen verbergen kann, und daher kömmt die Abwechselung, die diese Art Krieg darbietet. Bald hält eine Menge Schaluppen zwischen unzugänglichen Felsen eine unbezwingbare Stellung, bald fällt ihr leichter Schwarm unvermuthet aus einer Enge hervor, und bald werden die Geschwader durch die Ströme so aneinander geschleudert, daß sie genöthigt sind, Schaluppe für Schaluppe zu streiten. So machen tausend Hindernisse oft die schönsten Manövres zu nichte und geben dem persönlichen Muthe und Talente das Waffenglück in die Hand. Hier entsteht ein unvermutheter Schiffbruch, und dort wird der Lauf des Siegers durch eine versteckte Batterie oder auch durch eine Meerstille aufgehalten. Es ist daher eine ganz eigne Art Krieg zu führen, wenn man sich der Scheerenflotte bedienen muß, und in dieser Hinsicht könnte dieser Krieg interessant werden, wenn anders Schweden so lange sich zu halten im Stande ist, bis es seine Scheerenflotte gebrauchen kann. Dies hängt wie sehr natürlich, von manchen Umständen, besonders auch von der Witterung ab, und es ist nicht möglich, die Operationen so wie auf dem festen Lande oder wie auf ofner See zu bestimmen, wo bedeutende Flotten von Linienschiffen sich gegen einander im Kampf wagen. Alles wird davon abhängen, ob wirklich eine bedeutende Englische Flotte den Sund passiren und die Häfen der Ostsee bedrohen wird, so daß Rußland genöthigt ist, ebenfalls seine Flotte auslaufen zu lassen. Ist dieses nicht der Fall, so ist wohl nichts gewisser, als daß das Französische Armeekorps suchen wird nach Schweden zu kommen, ehe die Scheerenflotte operiren und die Franzosen von ihrem Vorhaben abhalten kann. Sollte aber auch dieses statt finden, so ist dadurch die Operation gegen Schweden keinesweges aufgehoben, sie wird blos verzögert, und kann noch auf andre Art ins Werk gerichtet werden.


Zeitungsnachrichten.[]

1808.[]

Politischen Notizen. [2]

Man weiß nun bestimmt, daß die bey Abo liegende Scheerenflotte, von den Schweden selbst verbrannt worden, so wie sich Russen näherten.

Dänemark. [3]

In Dänischen Blättern liest man gegenwärtig folgende vom 17. und 20. März datirte Artikel: Die bereits begonnene Fehde gegen Schweden erregt allenthalben die allgemeine Aufmerksamkeit. Von der Scheerenflotte hängt größtentheils der glückliche Erfolg eines Feldzuges auf den Küsten des Baltischen Meeres ab. Der Schwedischen Flottille von ungefähr 264 Fahrzeugen von jeder Grösse, kann Rußland eine Flottille von 3 bis 400 Segeln entgegensetzen. Um sich den Gebrauch einer solchen Scheerenflotte zu versinnlichen, muß man sich ein Labyrinth von Inselchen und Felsen vorstellen. In einem Umfang von einer Quadratmeile stößt man hie und da auf 2 bis 300 Felsenspitzen, die aus dem Wasser hervorstehen. Man begreift, daß die See, durch diese Inseln in 1000 kleine Becken eingeengt, nichts als schäumende Wellen schlägt, die an den Felsen brechen. Zwischen diese Klippen darf sich keine Flotte von Linienschiffen wagen, denn mit jedem Schritt stößt sie auf Untiefen und jede Inselspitze kann eine bewaffnete Schaluppe verbergen, die 24 und 36 Pfünder wassergleich abfeuert. Die erstaunliche Abwechslung, die diese Art Krieg darbietet, läßt sich leicht denken. Bald hält eine Linie Schaluppen und Schebecken zwischen unzugänglichen Felsen eine unbezwingbare Stellung; bald fällt ihr leichter Schwarm unvermuthet aus einer Enge hervor, deren Daseyn man nicht vermuthete; bald werde zwey Geschwader durch die Ströme aufeinander geschleudert, vermengen sich, und streiten Schaluppe für Schaluppe. Tausend Hindernisse machen die schönsten Manöuvre zu nichte, und geben dem persönlichen Muthe und Talente das Waffenglück in die Hand. Hier ein unvermutheter Schiffbruch; -- dort eine versteckte Batterie; -- hier brüllende Winde und Wogen, dort eine Meerstille, die den Lauf der Sieger aufhält. --


Quellen.[]

  1. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  2. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  3. Wiener-Zeitung. Nro 27. Sonnabend, den 2. April 1808.
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