Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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S. Goar.[]

Rheinische Landesbibliothek Koblenz.



S. Goar, S. Gewer,[1] Hauptstadt in der niedern Grafschaft Catzenelnbogen, am westlichen Ufer des Rheins. sie hat nur 200 Häuser und 980 Einwohn , ist aber lebhaft wegen der Schiffarth und des Handels, besonders mit Wein, auch Leinwand- und Viehhandel. Katholiken und beyderley Protestanden haben daselbst öffentlichen Gottesdienst. Die Stadt ist befestigt, und gehörte ehemals Hessen-Rheinfels, jezt zum französ. Departem. des Rheins und der Mosel, in welchen hier gemeinschaftl. einen einträglichen Rheinzoll. In dem Rhein bey St. Goar ist ein sehr einträglicher Salmenfang. Von den Thoren dieses Orts gehet der gebirgige District an, der Hundsrück genennt wird.


Von Reisende.[]

August Josef Ludwig von Wackerbarth. [2]

[1791]

Die Gegend von St. Goar ist von ganz anderer Natur. Zwischen himmelhohen Felsenklippen schlängelt und windet sich hier der Rhein von einer Seite zur andern. Alles war stille um uns her: wir kamen an eine solche Felsenwendung: und auf einmal erhub sich ein ausserordentliches Geschrei unserer Schiffer, das mehr als an hundert Orten zurükprallte, und wodurch ein beispielloses Echo entstand. Einer von uns schoss eine Flinte los, und wirklich länger als eine Viertelstunde lief das Echo hin und her und zurük.

Rechts ist das Ufer des Rheins ganz wild. Auf einem der hohen und fast senkrecht abgehauenen Berge, die es bilden, liegt sehr romantisch ein vestes altes Schloss, welches man immer noch zu erhalten sucht.

Das linke Ufer, worauf die Stadt liegt, ist noch viel steiler; aber zum Theil mit unbeschreiblicher Mühe angebaut. Man hat auf kleinen Terrassen, wie zu Rüdesheim, auf den schroffen Felsen Weinberge angelegt, die eine hohe Treppe bilden. Der Raum zwischen dem Strome und den Felsen ist so enge, dass sich die Einwohner zum Theil selbst in den Felsen hineinbauen. Ueber der Stadt, in welcher ein Regiment hessischer Truppen lagen, ragt die Festung Rheinfels, von welcher ein Ast des hessischen Hauses den Namen führt, die aber nach Absterben desselben samt dem dazu gehörigen, beträchtlichen Lande dem Landgrafen von Hessenkassel zugefallen ist, majestätisch empor. Die Stadt selbst ist ziemlich lebhaft, und die beste zwischen Bingen und Koblenz. Die Einwohner scheinen ein sehr fleissiges, dabei aber auch zugleich ein sehr sklavisches Volk zu seyn. Der französischen Emigranten gabs hier wieder eine so ungeheure Menge, dass man kaum in einem Gasthause unterkommen konnte.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Rheinreise herausgegeben vom Freiherrn v. Wakkerbart. Halberstadt in der Buchhandlung der Grossschen Erben, 1794.
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