Salamanca. Eine Skizze.[]
Bey Gelegenheit des Rückzugs einer Abtheilung der Französischen Armee von Ciudad-Rodrigo nach Salamanca, und des Aufenthalts daselbst, hat man einige kurze Nachrichten über diese, von Altersher, berühmte Stadt, und Universität erhalten, welche wir hier, als einen Beytrag zur neuesten Geographie, mittheilen.
"Die Stadt, auf Hügeln gebaut, hat, im ersten Anblicke, weiter eben nichts merkwürdiges, als eine schöne Brücke, welche von den Römern über den Fluß Tormés erbaut ist, und 25 Bogen hat; und einem herrlichen Marktplatz, der jedoch durch die leere Größe und Einförmigkeit das Auge ermüdet. Im Monate Junius sieht man darauf drey Tage lang das blutige Schauspiel der Stiergefechte. Die prächtige Cathedral-Kirche ist auch wegen ihrer großen schönen Orgel berühmt, die eines der höchsten Meisterstücke ist. Auf den Arcaden, mit denen die Kirche umgeben ist, sieht man die Bildniße der Könige von Spanien und derjenigen Männer, welche dieses Reich berühmt gemacht haben. Diese Gallerie würde intereßanter seyn, wenn man neben den Abbildungen, welche an die Thaten und erhabenen Vorzüge des Cid, und Gonsalves von Cordova erinnern, nicht Bildniße bemerkte, die das Andenken an die in der Neuen Welt begangenen Verbrechen erneuern z. E. Pizarro.
Die Universität zu Salamanca, welche anfangs zu Polencia im Jahre 1209 errichtet wurde, ist 30 Jahre nachher hieher verlegt worden, und der Ruhm, den sie sich in Spanien unter dem Namen Salamanca erworben, hat veranlaßt, daß man ihren Ursprung vergaß. Von dem alten Ruhme sind nur noch einige Erinnerungen übrig, welche die herrlichen Denkmäler, die zur Universität gehören, ins Gedächtniß zurückruffen, und die noch beträchtliche Anzahl ihrer Schüler, unter denen sich einige befinden, welche jetzt ansehnliche Aemter bey der Kirche und im Civil-Etat bekleiden. Die Akademie hat 61 Lehrstühle von Profeßoren, 4000 Studierende, ein Collegium für die drey Sprachen, die Hebräische, Griechische und Lateinische; ein altes Jesuiter-Collegium, geräumig genug um 6000 Franzosen beherbergt zu haben, welche im Jahre 1761 gegen Portugall rückten. Man sieht hier die Jugend der vornehmsten Häuser in Spanien, viele Französische Werke in der Universitäts-Bibliothek, und auch ein Schauspielhaus, welches sehr geräumig, im alten Geschmacke gebaut ist, worauf man aber blos Spanische Stücke aufführt.
Salamanca.[]
Salamanca, große Stadt, in der von ihr benannten Provinz, in Spanien. Sie ist auf 3 kleinen Hügeln gebauet, hat 10 Thore, 26 Kirchen, 25 Mönchs- und 14 Nonnenklöster. Die Strassen sind enge und köthig. Der schönste Theil der Stadt ist der große Markt, (Placa Mayor,) der vor ohngefähr 40 Jahren angelegt worden ist. Er macht ein Viereck; die daran stehenden Häuser sind von 3 Stockwerken, alle gleichförmig, mit eisernen Balkons, und unter mit Bogengängen versehen, welche um den Marktplatz herum einen bequemen Spaziergang, von 293 Schuh an jeder Seite, geben. Auf diesem Platze werden 3 Tage, im Monat Junius, die Stiergefechte gehalten. Die bischöfliche Domkirche ist ein prächtiges gothisches Gebäude und hat eine schöne Orgel, mit Horizontalpfeifen. Zu dem Domkapitel, dem der Bischof vorstehet, gehören 26 Canonici. Die Universität, eine der ältesten und berühmtesten, ward 1209 zu Palencia angelegt und 1239 hierher verlegt, im J. 1807 bestätigt, und mit neuen Einrichtungen versehen. Es gehören zu derselben 61 Lehrstühle, ein anatomisches Theater und das Collegium der 3 Sprachen, (der hebräischen, griechischen und lateinischen); sie hatte im J. 1772 ohngefähr 4000 Studenten, (worunter auch die gerechnet werden, welche die Anfangsgründe des Lateins xc. lernen). Das Collegium der ehemaligen Jesuiten ist so groß, daß im J. 1761. 6000 Franzosen, auf ihrem Marsch nach Portugal, darinnen untergebracht wurden. Gegenwärtig haben die irländischen Studenten, die aus den Collegien zu Sevilla und St. Jago hieher versetzt worden, einen Theil davon innen. Ausser der hohen Schule finden sich in Salamanca 4 Erziehungs-Seminarien, worinnen ein Theil der angesehensten jungen Leute in Spanien gebildet werden. In dem Kloster zum H. Geiste wohnen adeliche Damen, die zum Ritterorden von Santiago gehören und dessen Zeichen an der Brust tragen. Das Komödienhaus, in welchem spanische Schauspiele aufgeführt werden, ist ein mittelmäßiges Gebäude. Ueber den Fluß Tormes, der bey der Stadt vorbeyfließt, gehet eine Brücke von 25 Bogen, die von den Römern gebauet und noch unbeschädigt ist. Die Stadt hat 13000 Einwohner, eine fruchtbare Gegend, und große Schaafzucht.
Quellen und Literatur.[]
- Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1801.
- Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.