Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Von Reisende.[]

August von Kotzebue.[]

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[1804]

Die Kirche St. Sulpice ein sehr imposantes Gebäude, dessen Aeußeres, nach meiner Empfindung, einen erhabenern Eindruck hervorbringt, als das der Kirche Notre Dame. Inwendig macht die Kuppel im Hintergrunde des Tempels eine fast magische Wirkung. Durch eine große Oeffnung nämlich hinter dem Hochaltar scheinen die lichten Wolken hereinzuquillen und auf ihnen die heilige Jungfrau mit dem Jesuskinde, Alles in Marmor gehauen, aber so schön daß in einer geringen Entfernung die Phantasie sehr glücklich getäuscht wird.


Karl Christian von Berckheim.[]

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Paris am 30sten April 1806.

Vor einigen Tagen habe ich die Parochial-Kirche von Saint-Sulpice in der Vorstadt Saint-Germain besucht, vor welcher man jetzt, durch Wegräumung mehrerer Gebäude, die den Zugang verengten, einen schönen freien Platz angelegt hat. Diese Kirche ward im Jahr 1646 nach den Rissen des Louis le Vau zu bauen angefangen, und unter der Regierung Ludewigs des Funfzehnten vollendet. Das Portal dieser Kirche ist eins der herrlichsten Meisterwerke der Baukunst. Es besteht aus zwei Säulenordnungen, die über einander angebracht sind, von welchen die des Erdgeschosses einen Säulengang bildet, der aus einer doppelten Reihe dorischer Säulen bestehet. Im Innern dieser Kirche, deren Schiff eben so groß als schön ist, sind mehrere Kapellen befindlich, die sonst Familiengrabmähler enthielten, aber zur Zeit der Revolution zerstört wurden. An der Decke des Saals sieht man schöne Gemälde, die einen bewundernswürdigen Effekt machen. Die Kapelle der heiligen Jungfrau ist ein köstliches Kunstwerk, sowohl wegen der hier befindlichen vortrefflichen Bildsäulen der Jungfrau Maria und der sie umgebenden Gruppen von weißem Marmor, als auch wegen der künstlichen Art ihrer Beleuchtung.

Dieser Tempel war unter der Directorial-Regierung und dem Vorsitze des Lareveillere-Lepaux der Hauptvereinigungspunkt der Sekte der Theophilantropen, welche hier ihre religiösen Zusammenkünfte hielten. Auf der Spitze eines Thurms dieser Kirche, von wo man eine weite Aussicht über Paris und die umliegenden Gegenden hat, ist ein Telegraph und die Mittagslinie angebracht, welche der berühmte Astronom Cassini von den Küsten des südlichen Frankreichs bis zu den mitternächtlichen Provinzen dieses Reichs zog.


Églice de St. Sulpice.
Églice de St. Sulpice.

Quellen.[]

  1. Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. von August von Kotzebue. Berlin 1804 bei Heinrich Fröhlich.
  2. Paris, wie es jetzt ist, oder Neuestes Gemälde dieser Hauptstadt und ihrer Umgebungen. In Briefen von einem reisenden Deutschen. Chemnitz bei Carl Maucke. 1810.