Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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SectieSaalburgSchlaitz

Allgemeine Darstellung der Gefechte bei Saalburg und Schlaitz am 8.ten und 9.ten Octob. 1806.

Die Franzosen, auf deren Colonnen Herr v. Müffling einen Angriff mit einem Häuflein Cavallerie für möglich hielt, stürmten in zahlreichen enggeschlossenen Colonnen auf drei verschiedenen Wegen heran. M. Soult gieng über Hof, wo er am 9. das preußische Magazin wegnahm. Ihm folgte, in der Entfernung von einer halben Tagereise, M. Ney. Die Marschälle Lannes und Augereau näherten sich über Coburg, indeß der Großherzog von Berg mit der leichten Cavallerie und einem leichten Infanterieregimente am 8. in der Nähe von Saalburg erschien. Die schwache Besatzung dieses wichtigen Postens hatte zwei Kanonen bei sich. Es begann eine Kanonade, welche jedoch ohne Erfolg blieb, weil beide Parteien zu weit von einander entfernt standen, um sich schaden zu können. Bei stärkerer Besetzung dieses Postens würde, nach dem Urtheile mehrerer Kenner, selbst der stärksten Armee der Durchgang fast unmöglich gewesen seyn, aber seine wenigen Vertheidiger vermochten den überlegenen Feind nicht abzuhalten. Zwar hatten sie die Vorsicht gebraucht, die Brücke über die Saale ungangbar zu machen, doch die in dieser Gegend überhaupt selten tiefe Saale war jetzt eben so seicht, daß sie ohne Gefahr passirt werden konnte. Die verbündeten Truppen sahen sich bald schon von mehrern Seiten von französischer Cavallerie umschwärmt und hierdurch in die Nothwendigkeit versetzt, sich zurückzuziehen, weil sie zu schwach waren, um sich mit einiger Hoffnung eines glücklichen Erfolges vertheidigen zu können. Nur einen Theil ihres Wegen von den Franzosen verfolgt, erreichten sie ohne Verlust ihr Corps, mit welchem Gen. Tauenzien bei Schleitz stand. Dieses ungefähr 6000 Mann starke Corps war in diesem Augenblicke das einzige, welches den Franzosen noch auf dem geradesten Wege nach Leipzig und Berlin entgegen stand. Ohne Mühe war vorauszusehen, daß es nicht vermögend seyn würde, sie weiter aufzuhalten, wenn nicht Hohenlohe unverzüglich mit seiner ganzen Armee nach Mittelpöllnitz vorrückte. Des Morgens am 9. verbreitete sich durch den Gen. Bila, welcher einen Vorposten von Schleitz gegen Hof befehligte, die Nachricht, daß die Franzosen Saalburg wieder verlassen hätten, der Ungrund derselben, von welchem jede ausgesendete Patroulle sich leicht hätte überzeugen können, ergab sich aber sehr bald. Die Franzosen vermehrten sich im Gegentheile in und um Saalburg, und der einmal glücklich eröffnete Weg wurde die Straße für die Armeecorps der M. Fürst von Ponte-Corvo und Davoust, so wie der kaiserlichen Garden, von welchen ein Theil mit dem kaiserlichen Hauptquartiere selbst desselben Tages zu Ebersdorf anlangte. Der Kaiser nahm sein Quartier im fürstlichen Schlosse; der Fürst war eben kränklich, aber seine Gemahlin, eine so menschenfreundliche, als geistvolle Dame, mit welcher der Kaiser sich lange unterhielt, erwarb sich die Achtung des großen Mannes. Dieser dankte die Herrschaft Ebersdorf Befreiung von weiterer Einquartierung und Vorspann, so wie das ganze reußische Land späterhin einen kaiserlichen Schutzbrief und gänzliche Befreiung von jeder Contribution. *)

*) Kaiser Napoleon ließ ein Commando seiner Garden als Sauvegarde zurück, mit dem gemessenen Befehle, nicht zu gestatten, daß irgend ein Militär im Schlosse oder in Ebersdorf sich einquartiere. Am Abende desselben Tages, wo das kaiserliche Hauptquartier abgegangen war, traf Marschall Lefebre an der Spitze von 3000 Garden ein. Ebersdorf war ihm zum Quartiere angewiesen, dennoch ging er weiter, obgleich die Truppen schon einen starken Marsch gemacht hatten. Zwei Tage später kam der Staatssecretär Maret, welcher auf dem ganzen Wege in den vormaligen Quartieren des Kaisers das seinige genommen hatte. Er hielt vor dem Schlosse, nannte der Wache seinen Namen, erhielt aber auch zur Antwort, daß sie ohne Unterschied niemand einlassen dürfe. Jetzt verlangte er, dem Fürsten seinen Namen zu melden, und erst nach einer Einladung vom Fürsten ließ ihn die Wache durch.


Beytrag zur Geschichte des Krieges.[]

Friedrich von Cölln.

Drey und zwanzigster Brief.

Saalburg.


Wenn es irgendwo für einen preußischen oder sächsischen Officier Gelegenheit gab, sich seiner und der Nation würdig zu bezeigen, so war hier der Ort dazu.

Denke Dir über einer Wendung der Saale einen 1000 Fuß hoch hängenden Felsen, der sich in lauter bastionenartigen Abstufungen bis an das Flußbett erstreckt, über welches eine hölzerne Brücke führt, so hast Du den Punkt, worauf Saalburg, eine alte Veste der Ritterzeit, in einer Straße bestehend, gebaut ist; es ist mit einer doppelten Mauer umgeben, und die Felsen, auf denen es ruht, erstrecken sich am rechten Saalufer Meilenweit.

Die Franzosen hatten nun bis auf 2 Colonnen gerade den Weg über Saalburg von Hof aus nach Sachsen gewählt, sie mußten von Hof aus nach Sachsen passiren, und wenn auch die Saale an mehreren Stellen sichere Fuhrten hat, wie bey der Klostermühle, so sind diese doch nicht zum schnellen Marsch geschickt, wie ihn Napoleon wünschte, um nach Koßen und Dornburg zu kommen.

Hielt der hier kommandirende Officier den Paß nur zwey Tage, so war der Plan Napoleons vereitelt; Tauenzien, Cerrini, Prinz Louis und Hohenlohe waren bey Mittelpöllnitz vereinigt.

Das General Tauenzien auf Saalburg einen großen Werth legte, beweist die Relation in dem schon angeführten Bericht eines Augenzeugen in den Beylagen, worin es heißt:

Um halb vier Uhr hörte man den Angriff der Franzosen auf Saalburg, die Truppen rückten aus, um diesen Posten zu souteniren. Hinter Oschitz erhielt aber der General die Nachricht, daß der Paß bey Saalburg nach einigen unbedeutenden Plänkereyen dem Feinde übergeben sey.

In diesem Orte standen das erste Bataillon Maximilian, 1 Eskadron Husaren von Bila, 1 Eskadron Johann, und die Schützen von Zweifel.

Was war daran gelegen, wenn diese Handvoll Truppen aufgeopfert wurden? Sie mußten zuerst die Brücke in Brand schießen, und die Thore verrammeln. Wenn nun auch einige Voltigeure durch die Saale schwammen, und die Felsen hinaufkletterten, so konnten sie doch nicht eindringen. Napoleon mußte dann ganz andere Marschdispositionen treffen, und über Gefäll oder Saalfeld vordringen. Das letzte Mittel, um die Straße zu sperren, war, beym Rückzuge die Stadt in Brand zu stecken.

Napoleon hatte in Ebersdorf beym Fürst Reuß, eine halbe Meile von Saalburg, sein Hauptquartier, und seine Freude war groß, als die Nachricht von der Uebergabe von Saalburg erschien.

Dieß war sehr natürlich, denn bey einer solchen Operation, als er im Sinne hatte, bey einem so kühnen Manöver, als das der Umgebung von 10000 Preußen bey Jena war, in einem Terrain, wo jede der unzähligen Bergklüfte Hindernisse in den Weg legte, da war jeder Augenblick, der einen Aufschub bewirken konnte, von großer Wichtigkeit.

Bey Saalburg lernte Napoleon schon seine Gegner kennen; sollte er nicht vergnügt seyn?


Quellen und Literatur.[]

  • Geschichte der Feldzüge Napoleon gegen Preußen und Rußland in den Jahren 1806 und 1807; oder Gemälde des vierten Koalitionskriegs. Zwickau und Leipzig, in Commission der Gebrüder Schumann 1809.
  • Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am Preussischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II. Dritter Band. Amsterdam und Cölln 1808. bey Peter Hammer.
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