Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Wird die Emancipation des Spanischen America's für England vortheilhaft seyn?[]

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(Aus dem Statesman.)

Wenn der Besitz der Niederlande, des Rheinstroms und der freien Schiffahrt auf der Schelde von Mr. Pitt schon vor sieben Jahren als dem Interesse Englands sehr nachtheilig angesehen ward, was sollen wir denn jetzt sagen, da Bonaparte, allein Herr des ganzen Continents, wenn er will, die gegen uns ausgesprochene Drohung, uns von allen Häfen, Ankerplätzen und Küsten, von Constantinopel an bis zu den entferntesten Gränzen Rußlands auszuschließen, vollbringen kann. Es ist nicht zu bezweifeln, daß er es könne, und sollte es wohl zu bezweifeln seyn, daß er alle Mittel werde ergreifen wollen, um den Untergang des einzigen Nebenbuhlers, den er noch zu bekämpfen hat, zu beschleunigen? Die Situation Englands ist wahrlich kritisch; in kurzem kann sie verzweifelt werden, wenn nicht ein schnellwirkendes Heilmittel angewandte wird: und das ist bei dem gegenwärtigen Zustand unserer Regierung nicht zu hoffen.

Oberflächliche Calculatoren behaupten, wie man weiß, daß selbst der gänzliche Verlust unsers Handels mit dem Continent, keinen großen Einfluß auf unsern Wohlstand und auf unsern Handel haben werde, weil dieser Handel nur als ein kleiner Bruch in die unermeßliche Summe unserer Reichthümer bemerkbar wird. Allein diese Herrn beachten nicht, daß eine kleine Verminderung unseres Vermögens von den größten Folgen ist, und werden kann, wenn unsere Ausgaben nothwendiger Weise immer wachsend steigen. Sie bedenken nicht, daß unsere Manufacturen, so wie die Westindischen Inseln diese Verringerung unserer Exportation schon bedeutend fühlen. Die schleunige Unterbrechung jedes Handels mit Spanien, Portugal, Schweden und dem nördlichen Deutschland würde in unsern großen Manufacturen bemerkt werden; es giebt keinen Zweig unserer Industrie, der nicht dadurch zu leiden hätte Die Taxen würden nicht soviel aufbringen, die Fonds würden sinken, der Preis des Getraides würde steigen; mit einem Worte, wir könnten so weit gebracht werden, einen Frieden anzunehmen, etwa nach solchen Bedingungen, wie es Bonaparten belieben könnte, uns ihn anzubieten. Es ist zu glauben, daß er nicht zögern werde, eine ähnliche Maßregel zu nehmen, weil der Friede ihm so vortheilhaft seyn wird, als es für England Unheilbringend ist. Allein noch sind die Mittel, unsern Untergang zu verhindern, in unserer Gewalt. Wir haben keine Zeit zu verlieren; ein längerer Aufschub könnte uns in die Nothwendigkeit bringen, uns geduldig dem Gesetze unsers ehrfürchtigen Feindes zu unterwerfen.

Der Continent von America allein kann uns gegen die gigantische Gewalt Bonaparte's Schutz geben. Dahin können unsere Waaren reichen Absatz finden, da werden wir vortheilhafte Rückladungen erhalten, und eine vollwichtige Entschädigung für die Einbüßungen, welche Bonaparte's Politik uns zufügen könnte. Der Markt in America würde uns nicht allein unter den gegenwärtigen Umständen vortheilhaft seyn, seine Wichtigkeit müßte sogar noch unermeßlich zunehmen, durch die Zerstörung des tyrannischen Monopols der Regierung, die es unterdrückt, und seit drei Jahrhunderten die Fortschritte der Bevölkerung und des Wohlstandes dieses Landes hemmt.

Die Existenz einer neuen Gewalt in America würde in Politischer Hinsicht nicht weniger vortheilhaft seyn, als in Merkantilischer Hinsicht. Es würde ein mächtiges Gegengewicht werden, das wir dem Einfluß der neuen Dynastie in Europa entgegensetzen könnten. Ist einmal die freie Communication mit dem Spanischen America zu Stande gebracht, so würde England nicht allein dadurch fähig gemacht, den Krieg bis auf eine unbestimmte Zeit fortzusetzen, sondern durch die Freiheit der neuen Welt würden die Arrangements eines allgemeinen Friedens ganz besonders erleichtert werden. Bonaparte würde gezwungen werden, die Unabhängigkeit eines Landes anzuerkennen, an welches Hand zu legen, ihm unmöglich fallen würde; und wenn er seinen Unterthanen den Vortheil des Handels mit den Bewohnern jener Weltgegend zu verschaffen wünscht, so wird er gezwungen seyn, den Engländern dasselbe Privilegium in Europa zuzugestehen Die Begründung einer solchen neuen Gewalt würde zugleich als eine Compensation für die unermeßlichen Requisitionen Bonaparte's und als ein Pfand für die Dauer des Frieden zu betrachten seyn, welche ich mit ohne diese Begründung als heillos und unmöglich denke. Diese Wahrheiten sind so evident, daß sie nur von egoistischen und bornirten Ministern nicht geglaubt werden können, denen das Heil ihres Landes ohnehin nur ein untergeordnetes Interesse darbietet.

Wir haben sie unsere Schätze in Verfolgung von Gegenständen verschwenden sehen, die für uns durchaus von keinem Werth waren; und sie haben sie nicht einmal erlangen können. Der Spanische Krieg hat das Haus Oestreich nicht gerettet; wohl aber hat er uns verhindert, aus dem unermeßlichen Vortheil Nutzen zu ziehen, den eine freie Communication mit den Spanischen Colonien uns gewährt hätte Ich kann meinen Unwillen nicht zurückhalten, wenn ich von einer Seite das Blut unserer Landesleute in Spanien fließen sehe, um eine verächtliche Junta aufrecht zu erhalten, wenn die Agenten dieser Junta am Flusse la Plata nur damit beschäftigt sind, veraltete Verbote wieder geltend zu machen, und unsere Schiffe mit mehr Frechheit und Unduldsamkeit, als die alte Regierung, aus ihren Häfen verweisen und wegzuschicken, zum großen Nachtheil der Bewohner dieser Colonien und unsers Handels. Aber nicht an diese Spanischen Proconsuls müssen wir uns halten, sondern an unsere Minister, die mit Hintansetzung unsers theuersten Interesses dieses System von Colonialmonopol unterstützen. Indem wir mit den Spaniern, den Unterdrückern der Creolen, gemeinschaftliche Sache machten, haben wir die letztern, die unsere Freunde waren, gegen uns aufgebracht und sie gezwungen, sich an die Eingebornen des Landes anzuschließen. Wir haben daselbst zwei Partheien hervorgebracht, die uns beide nicht lieben. Die Spanier, welche die Emancipation ihrer Sclaven fürchten, die zu begünstigen unser Interesse doch eigentlich fordert, können uns nicht geneigt seyn, und da sie sich mit den Creolen, von denen sie verabscheut werden, nicht vereinigen können, so müssen sie sich nothwendig unter den Schutz eines jeden geben, der in Spanien regiert, das heißt so viel daß sie in einigen Monaten die ganz gehorsamen Diener von Joseph Bonaparte werden dürften. Von einer andern Seite, da die Creolen, die uns als Beschützer ihres Vermögens betrachten müßten, und auf der Seite ihrer Unterdrücker sehen, so werden sie sich geneigter zeigen den Freunden Frankreichs Gehör zu geben, um so mehr, da der Kaiser der Franzosen und sein Bruder Joseph die einzigen sind von denen sie Versprechungen, und keine Beleidigungen erhalten haben

Unsere unpolitischen Verbindungen mit Spanien haben die Ausführung eines Emancipationsplanes in Spanischen America schwieriger und problematischer gemacht. Der Plan war schon längst entworfen und wir hätten im Anfange des letzten Jahres durch eine einzige Proclamation unsers Cabinets ohne Gewalt und Kosten ihn zur Ausführung bringen können. Welche Entschädigung ist uns für unsere freiwillige Verzichtleistung auf so viele Vortheile geworden, die wir unmittelbar und für die Zukunft aus der Unabhängigkeit der Colonien hätten ziehen können? Ein kleiner, sehr unsicherer und beschränkter Handel mit dem Mutterlande, und von dort sehr indirect mit den Colonien; und dann noch ein schwankendes Versprechen die Flotten zu Ferrol, Cadix und Carthagena in unsere Hände zu liefern; ein Versprechen, welches diejenigen, die jetzt über Spanien herrschen, weder den Willen noch die Macht haben, zu erfüllen. Ihr ehemaliges Verfahren, sowohl zu Ferrol als zu Cadix, beweist hinlänglich genau, daß wenn sie die Franzosen verabsche_en, sie uns doch auch nicht sehr lieben. Wenn, wie man vorgiebt, der Erzbischof von Toledo an die Spitze der Regentschaft kommen sollte, so rathe ich den Brief dieses Prälaten vom 22. Mai 1808 noch einmal zu lesen, worin er, nachdem er die Zulässigkeit der Abdankung Carls und Ferdinands anerkannt hat, die Obergewalt Josephs demüthig anerkennt.

Ich wiederhole es, und man wird bald darüber urtheilen können, ob meine Vorhersagungen wahr sind: sobald als der Friede mit Oestreich in Spanien bekannt seyn, und Frankreich Verstärkung nach Spanien gesandt haben wird, werden die meisten, und vielleicht alle gegenwärtigen Anführer der Patriotischen Parthei unsern größten Feinde, sowohl in Europa als in America werden.

Jene schöne Concessionen abseiten der Junta in Spanien contrastiren besonders mit dem System der Unterdrückung, welches ihre Agenten über eine Bevölkerung von 20 Millionen Einwohner in America dauernd zu machen sich bemühten Man sollte glauben, daß sie America schon wie ihr Eigenthum ansähen, daß sie sich einbildeten, Bonaparte sei zerschmettert, und sie Erben des Spanischen Krone.

Wenn das neue Ministerium dem allgemeinen Wunsch des Volkes Gehör giebt, wenn es den Rath benutzt, den wir ihm gegen, bevor es zu spät ist, dann ist doch nicht alle Hoffnung verloren. So verlegen es auch immer durch die falsche Politik, die Irrthümer und die Nachlässigkeit des vorigen Ministeriums seyn mag, kann es doch noch immer viel für das Interesse Englands und des Spanischen America's thun, wenn es ein ganz entgegengesetztes System annimmt, und unveränderlich ein Benehmen befolgt, welches ihm eine gesunde Politik vorschreibt, die wahrlich sehr verschieden ist, von derjenigen, welche die Schüler Macchiavels zur Richtschnur wählen, die das Wohl eines Landes nicht anders als auf Unkosten eines andern zu befördern wissen.


Quellen.[]

  1. Nordische Miszellen. Zwölfter Band. Hamburg, bei A. Bran, und in Commission bei B. G. Hoffmann, 1809.
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