Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Neopolem


[ Sächsische Cavallerie und Garde. ]

Zeitungsnachrichten.[]


Aus Sachsen, 14 April. [1]

Klugheit und Verpflichtung gebieten unserm Lande in diesem Augenblik einen nachdrüklichen Vertheidigungsstand, wozu der Monarch selbst alle Mittel anwendet, die in seiner Macht stehen. Sein erster Rathgeber dabei ist jezt der Fürst von Pontecorvo, dem schon am Tage nach seiner Ankunft in Dresden auf Befehl des Königs die ganze Armee übergeben wurde, und von dessen rathend eingreifender Gegenwart sich überall die erfreulichsten Folgen zeigen. Die Linien der Vorstadt um Alt-Dresden sind nun mit tüchtigen Verschanzungen, zum Theil durch Erneuerung und Ausbesserung der Befestigungswerke, die im baierischen Erbfolgekrieg zuerst angelegt wurden, gegen jeden plözlichen Angrif gesichert. Dabei umgürtet sich die Residenz mit mehr als 20,000 treflich geübten, schlagfertigen Männern, bei welchen Vaterlandsliebe kein bloser Name ist. Sie liegen in einem Umkreis von 3 Meilen in Kantonnements, und können in wenigen Stunden alle auf einem Punkt konzentrirt seyn. Dem Vernehmen nach kommen sämtliche, bisher in Polen gestandene, sächsische Truppen auch zurük, so daß in Kurzem die sächsische Armee ihre volle 30,000 Mann zählen wird. Seit wenig Tagen sind grose Veränderungen bei dem Generalstabe und den kommandirenden Chefs vorgenommen worden, die von den wohlthätigsten Folgen fürs Ganze seyn müssen. Mehrere durch Alter und Schwäche zum Dienst weniger fähige Obristen und Stabsoffiziere haben mit angemessenen Pensionen ihre Entlassung erhalten, und an ihre Stelle sind jüngere Männer von anerkannten Talenten und geprüftem Muth getreten. Es wurden aufs neue 5 Generalmajors ernannt, worunter mancher noch vor 6 Monaten Major war. So ist die lähmende Anciennetät, wie es scheint, zum Theil beseitigt, und dem jüngern Verdienste eine glänzende Laufbahn eröfnet. Mit allgemeiner Hochachtung wird unter den neuen Generalen der General Zeschau genannt, der in der That in kurzer Zeit eine bei der sächsischen Armee sonst unerhörte Beförderung erhalten hat. Der Gen. Zastrow ist mit Beibehaltung seines Regiments als Kommandant nach Leipzig gesezt worden. Der bisherige Generaladjutant des Königs, v. Funk, ist nicht nur General, sondern auch Inspekteur der ganzen sächsischen Kavallerie geworden, ein sehr ehrenvoller Würkungskreis, würdig eines Mannes, der sich auch ausser seinen militärischen Kenntnissen schon in mehreren diplomatischen Sendungen das Zutrauen seines Souverains zu erwerben wußte, auch als historischer Schriftsteller schon vor 20 Jahren auftrat, und allgemeinen Beifall erhielt, obgleich sein Name nicht im Meusel verzeichnet steht. Die ganze Armee ist nach französischem Vorbild in zwei Divisionen getheilt. Man spricht davon, daß auch dem Oberkriegskollegium Veränderungen bevorstünden. Uebrigens ist alles, was in einigen Zeitungsblättern von französischen Armeekorps, die in Sachsen eingerükt wären, um da stehen zu bleiben, gesagt worden, ungegründet. Bedeutende Durchmärsche über Halle, Naumburg, Jena, Gotha und Fränkische haben Statt gehabt, aber diese Truppen sind alle zu dem Korps des Herzogs von Auerstädt gegangen, wo sich auch die Kontingente der herzogl. sächsischen Häuser, die Anfangs eine andere Bestimmung zu haben schienen, gegenwärtig befinden, und durch Rekrutirung noch verstärkt werden.


Quellen.[]

  1. Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nro. 113. 23 April 1809.
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