Baldiger Krieg in Schweden.[]
- [1808]
Alle Umstände zusammen genommen, die gegenwärtig in Betreff des Seekrieges zwischen Frankreich und England statt finden, so dürfte es unvermeidlich seyn, daß Schweden sehr bald sich mit Rußland und Dännemark in Kriegszustande befinde. Schon am 12ten Februar schrieb man aus Stockholm, daß zwei Kouriere, ein Dänischer und ein Schwedischer, ersterer nach Kopenhagen und letzterer nach Kiel abgegangen war, und versicherte, daß der Inhalt der Depeschen, auf die Rußischen Bewegungen gegen Finnland Bezug habe. So war es auch, und ob man gleich in Schwedens Residenzstadt noch immer nicht wissen will, daß die Rußischen Truppen sich bereits auf Schwedischen Boden befinden, so ist doch so viel gewiß, eine ansehnliche Russische Armee steht schlagfertig, und wenn diese nicht hinreichend wäre, so können ihr bald mehrere Truppen nachfolgen.
In Schweden giebt es auch jetzt, so wie überall, wenn ein Reich bedroht wird, zwei Partheien, und es wird nur darauf ankommen zu untersuchen, welche von diesen das Uebergewicht habe. Der Hof und seine Anhänger machen eine Parthei aus, und diese sprechen freilich von der Vertheidigung Finnlands, als ob dieses Land unüberwindlich wäre, aber die nämliche Sprache fand auch im vorigen Jahre von der Vertheidigung Pommerns statt, und so muß uns also der Schwedische Hof verzeihen, wenn wir auch jetzt wenig Vertrauen haben. Die vernünftigen Schweden und die Unbefangenen des Volks sind ganz andrer Meinung, und sehen es mit großer Betrübniß, daß die durchaus unpolitischen und unvortheilhaften Verbindungen des Hofes mit England, eine zweite Provinz Schwedens und vielleicht noch mehr, aufs Spiel setzen.
Daß England, welches durchaus keine Alliirte auf dem festen Lande mehr hat, die Aufrechterhaltung seiner Verbindungen mit Schweden, für unentbehrlich halte, das ist sehr natürlich. Aber was thut England, um diese Verbindung zu erhalten, und um Schweden in den Stand zu setzen, sich und seinen Alliirten Nutzen zu verschaffen? Es schickt Geld, eine sehr gute brauchbare Waare, für jeden, der Krieg führet, und insbesondre für Schweden höchst nothwendig, aber Subsidien sind doch keine Armeen und keine Feldherrn. Allein auch dafür sorgt Schwedens getreuer Alliirte und schickt -- die Nachwelt wird darüber erstaunen -- es schickt zu Schwedens Hülfe etwa 3000 Hannoveraner, denn würklich sind zur Zeit keine andern Hülfsvölker angekommen. Nun dieses kleine Korps (was für nichts weiter als allenfalls für ein starkes Regiment anzusehen ist) soll Schwedens Schutzengel seyn, soll den Thron vom Wanken und das Land vom Verderben retten. –
Noch blutet die Wunde, die Frankreichs Heldenarm der Schwedischen Nation in Stralsund geschlagen, und schon ruft der Eigensinn und die Bestechlichkeit eines kleinen Haufens Höflinge, wahrscheinlich zu weit größern Opfern. Daß man die ältere Geschichte eine Zeitlang vergessen, unbenutzt lassen und in die nämlichen Fehler der Vorfahren sinken kann, ist sehr begreiflich, daß man aber in einer so thatenreichen Zeit, wie die unsrige, wo Ein Feldzug die Erfahrungen eines Jahrhundert aufwägt, die Augen von diesem großen Schauspiel wegwenden kann, das ist und bleibt unbegreiflich. Billig sollte man aus den bereits gegebenen Lektionen, kluge Vorsicht und einigen Nutzen ziehen, bei Schweden aber scheint das nicht der Fall zu seyn, im Gegentheil giebt man durch Tollkühnheit Stoff zu neuen Scenen, und das ist für die Nation desto trauriger und bedauernswürdiger. Es giebt freilich Menschen, die noch immer glauben, Schweden werde seinen Gegnern sehr viel zu schaffen machen, und die Tapferkeit der Franzosen, die Heere welche Oesterreichische, Preußische und Rußische Armeen schlugen, sollen grade gegen Schweden gar nichts ausrichten? Welche sonderbare Idee! Man kann kaum begreifen, wie es möglich sei, dergleichen im Ernst anzunehmen.
Ausbruch des Kriegs gegen Schweden, von Seiten Rußlands, Dännemarks und dessen Alliirten.[]
[2]
Nachdem auf die Russische Kaiserl. Declaration (S. oben) vom 10ten Febr. von dem Könige von Schweden keine, oder keine befriedigende Antwort ertheilt war, rückte eine Russische Armee unter dem General, Grafen von Buxhöfden bei Nyslott, Abborforts xc. am 20sten Febr. über den Kymmene-Fluß in Schwedisch-Finnland ein. Die kleinen Schwedischen Posten und Besatzungen, zogen sich vor der andringenden Uebermacht einer Armee von 50000 Mann theils zurück, oder wurden nach einer tapfern aber fruchtlosen Gegenwehr zu Gefangenen gemacht. Nach Bestürmung der Verschanzungen bei Abborfors besetzten die Russen, in den ersten 6 Tagen, die Städte Lovisa, Borgo und St. Helsingfors, und marschirten in der heftigsten Winterjahrszeit gegen die Hauptstadt Abo, wo die Schweden den dasigen Theil der Scheeren Flotte in Brand steckten, damit sie den Russen nicht in die Hände fiele. Der Chef der Schwedischen Truppen in Finnland, General Klingsporr, hatte einstweilen sein Hauptquartier zu Tawastehuus genommen. Bei dem Vordringen des Generals Buxhöfden war eine Proclamation erschienen, worin den Finnländern angezeigt wurde, daß die Russen nicht als Feinde, sondern als Freunde kamen. Auf die Nachricht von dem Ausbruch der Feindseligkeiten hatte inzwischen der König von Schweden den Russischen Gesandten zu Stockholm, Hrn. von Alopeus arretiren lassen.
In Verbindung mit Rußland wurden zugleich von einer andern Seite alle Anstalten zum Kriege gegen Schweden getroffen. Am 8ten März brach der Prinz von Ponte-Corvo, Oberbefehlshaber der in Verbindung mit Dänischen Truppen gegen Schweden bestimmten Französisch-Spanisch-Holländischen Armee, die einstweilen aus 32000 Mann bestand, nach Seeland auf, wo er am 16ten auf einige Tage zu Friedrichsberg eintraf. Auf Schwedisches Eigenthum ward im Dänischen Beschlag gelegt, und außer andern Verfügungen wurden auch Kaperbriefe gegen Schwedische Schiffe ertheilt. Im Belte und im Sunde hatten sich einige Englische Kriegsschiffe gezeigt. Die weitre Entwickelung steht bevor.
Russisch-Kaiserl. Hofberichte über die Operationen der Armee in Finnland.[]
[3]
Die Eroberung des Schwedischen Finnlands, welches über eine halbe Million Einwohner enthält, ist, was die südlichen Haupttheile dieser weitläuftigen Provinz betrift, bis auf das Finnländische Gibraltar, die wichtige Seefestung Sweaborg, (auch dieses hat nach den neuesten Berichten schon capitulirt) von den Russen diesmal schneller als je vorher, nemlich: binnen einem Monat vollendet worden. Die Schweden waren unvorbereitet und zu schwach zum nachdrücklichen Widerstande.
Eine Beilage zu der St. Petersburger Hofzeitung vom 17ten März a. St. enthält nachstehende erste Relation über den Feldzug in Finnland: ---Vom Kriegsminister sind folgende Nachrichten über die Operationen der Finnländischen Armee unter dem Oberbefehle des Generals von der Infanterie, Grafen Buxhövden eingesandt worden.
In der am 10ten Februar dieses Jahrs erlassenen Declaration, waren die Grundlagen unserer lezten Relation mit dem Stockholmer Hofe, und die Unumgänglichkeit der in Folge dessen zu nehmenden Maaßregeln dargestellt. Kraft der Definitiv-Tractate, die zwischen Rußland und Schweden bestanden, wurde Se. Majestät, der König von Schweden, eingeladen, sich mit Rußland und Dännemark zu vereinigen, um England, bis zur Erreichung des Seefriedens, das Baltische Meer zu verschließen Die Antwort des Stockholmer Hofes entsprach weder den festgesetzten Verpflichtungen desselben, noch den Bewegungsgründen, welche diese Einladung veranlaßt hatten. Die lezte Verneinung desselben wurde endlich in der am 9ten Januar erhaltenen Note bestätigt. Nachdem alle Ueberzeugungsmittel erschöpft waren, blieb von dieser Zeit an nichts weiter übrig, als zu kriegerischen Maaßregeln die Zuflucht zu nehmen; es wurde beschlossen, ein besonderes Truppencorps anzustellen, und der Oberbefehl über dasselbe wurde dem General von der Infanterie, Grafen Buxhövden übertragen.
Schon war dieses Corps bereit, auf den ersten Befehl zu operiren, als Se. Kaiserliche Majestät noch immer erwarteten, daß Se. Majestät, der König von Schweden, nach genauer Prüfung aller Umstände dieser gemessenen, Grundsätzen zurückkehren und dem System beitreten werde, zu dem Er eingeladen wurde. Allein diese Erwartung war umsonst. Das Schweigen und die Zögerung des Stockholmer Hofes entschieden endlich für den Bruch Rußlands mit Schweden, und das Truppencorps unter dem Oberbefehle des Generals, Grafen Buxhövden, erhielt Ordre, gegen den Feind zu operiren. Bei Ergreifung der Waffen aus gerechten, und auf das wahre Interesse des Reichs gegründeten Rücksichten, wünschten jedoch Se. Kaiserliche Majestät nicht, die Ruhe der friedlichen Bewohner Finnlands zu stören, deren Wohlfahrt Ihnen eben so theuer, als die Ihrer eignen Unterthanen ist. In dieser Hinsicht wurde dem General, Grafen Buxhövden, der Befehl ertheilt, dieselben vor jeder Bedrückung zu schützen, und im Falle etwaniger Beleidigungen beim Durchmarsche unsrer Truppen, die Schuldigen ausfündig zu machen und sie hart zu bestrafen, den Beleidigten aber Genugthuung zu geben.
In Folge dieser Befehle rückte der General, Graf Buxhövden, nachdem er den Marsch der Truppen geordnet und die Verfolgung derselben so eingerichtet hatte, daß die Regimenter auf 10 Tage Proviant mit sich führten, auch dieselben, da gleich darauf noch eine gleiche Quantität Proviant ankam, bei ihrer ersten Bewegung versorgt waren, am 9ten Februar a St. auf folgende Art über die Gränze in Schwedisch-Finnland ein:
Den 9ten Februar. Unter dem Commando des Generallieutenants Fürsten Gortschakow rückte die 2te Abtheilung der 17ten Division gegen Aberfors vor. Es wurde ein Trompeter mit dem Antrage abgeschickt, unsere Truppen frei, und nicht als im Kriege begriffen, hinüber marschiren zu lassen. Da man keine befriedigende Antwort hierauf erhielt, so machte diese Abtheilung gegen über Aberfors Halt, und im Rücken der dort befindlichen Batterie wurde auf einem verdeckten Wege von dem Finnländischen Dragoner-Regiment der Staabscapitän Rjäsanow mit einer Escadron detaschirt. Dieser rückte muthig gegen die Batterie an und zwang den Feind, nachdem er mehrere Salven standhaft ausgehalten hatte, zu retiriren und 4 Kanonen zu hinterlassen. Bei dieser Gelegenheit ist der Staabs-Capitän Rjäsamow verwundet, zwei Dragoner sind getödtet und zwei blessirt worden. Auch auf der feindlichen Seite war der Verlust nicht grösser.
Hiernach marschirte sogleich unsere ganze Colonne, nach der erhaltenen Marschordre, über die Gränze.
Wegen des engen Weges und des tiefen Schnees konnte der General, Graf Buxhövden, die Stadt Lovisa nur erst gegen 6 Ihr Abends erreichen. Hier hatte der Feind an vortheilhaften Orten Piquets aufgestellt. Der Generalmajor Berg wurde mit einem Trompeter in die Stadt gesandt, um dem Stadtmagistrat und den Einwohnern zu erklären, daß unsere Truppen bei ihnen einrückten, ohne die geringsten feindlichen Absichten gegen die friedlichen Einwohner derselben zu haben, und daß, wenn die feindlichen Truppen die Stadt nicht räumten, sie sich die unglücklichen Folgen, welche entstehen könnten, wenn man von der Stadt mit gewaffneter Hand Besitz nehme, einzig selbst zuschreiben müßten. Wäre dieser Antrag nicht angenommen, so war der Plan, auf die zwei vor der Stadt befindlichen, von Stein erbauten Batterien eine falsche Attake zu machen, zugleich aber von der Seeseite diese Befestigungen zu umgehen und von der Stadt Besitz zu nehmen. Allein die Einwohner und der Magistrat drangen in den Befehlshaber des Schwedischen Detaschements, Obristlieutenant Munck, und baten ihn, daß er die Stadt räumen mögte, welcher er auch that Der General, Graf Buxhövden, rückte nun mit der Avantgarde in die Stadt ein, und wurde von dem Magistrat und den Einwohnern mit aller möglichen Freudensbezeugungen empfangen.
Das feindliche Detaschement machte, nach seinem Ausmarsch aus der Stadt, auf dem Felsen, auf dem Wege nach Borgö hin, Halt, worauf sogleich ein Detaschement Kosaken, Dragoner und Jäger beordert wurde, den Feind bis in die dunkle Nacht nach der Dorfschaft Pernau zu verfolgen. Hierbei wurden zwei unserer Kosaken verwundet; auf Schwedischer Seite wurde 1 Offizier getödtet und mehrere Gemeine verwundet, auch wurden 3 Mann zu Gefangnen gemacht. Der Generalmajor Tuschkow ging mit der unter seinem Befehl stehenden ersten Abtheilung der 17ten Division bei Strömfors, ohne die geringste Gegenwehr, über die Gränze. Denselben Abend gegen 8 Uhr kam die ganze Division auf den für sie bestimmten Plätzen an. In der Stadt Lovisa ist eine geringe Quantität von Fourage und Lebensmitteln, und im Hafen sind 8 Kauffahrteischiffe, und auf dem Werft ein noch im Bau begriffenes Schiff vorgefunden worden.
Den 10ten Februar. Die 1ste Abrheilung der 21sten Division, welche bei Rotzolo die Gränze zu passiren hatte, war beordert, den Feind aus Nuby zu verdrängen, und bloß ein Detaschement zur Beobachtung der Straße nach Tawasthus nachzulassen; die 17te Division hingegen hatte, weil an dem vorigen Tage der größte Theil der Regimenter über 50 Werst marschirt war, Rasttag. An diesem Tage wurde auch die Festung Schwartholm, die 8 Werst von der Küste liegt, recognoscirt.
Am 12ten Febr. kam es, (wie es in der umständlichen Relation im wesentlichen weiter heißt,) bei dem Dorfe Forsby mit dem Feinde zu einem Gefecht, der sich sehr tapfer und hartnäckig wehrte. Er ward indeß aus seiner Position vertrieben, und der Generalmajor Graf Orlow-Denissow besezte Forsby. Der Verlust von beiden Seiten war nicht bedeutend. Der ausgezeichnete Schwedische Oberst Stjernwall geriet in Russische Gefangenschaft.
Am 13ten Febr. ward das Hauptquartier nach Borgo verlegt.
Durch die Besitznahme dieser Stadt ist fast das ganze Kümenogradsche Gouvernement in unserm Besitz. Der Feind hatte, nach den zu dem General, Grafen Buxhövden, gelangten Nachrichten, seine ganze Macht in den befestigten Plätzen bei Helsingen zusammengezogen, und erwartete unsere Ankunft. Der General, Graf Buxhövden, berichtet, daß die heftigsten Fröste und der tiefe Schnee, durch den unsere Truppen haben marschiren und und sich einen Weg bahnen müssen, ihnen auf jedem Schritte neue Schwierigkeiten entgegen gestellt haben, daß sie aber, durch Eifer geleitet, alle Hindernisse überwunden, und den Feind überall geworfen und vertrieben haben, wo er sich nur ihrem raschen Vordringen entgegen setzen wollte, und dies an solchen Orten, die bei der jetzigen Jahrszeit für ganz unwegsam gehalten worden sind.
Am 14ten griff der Generalmajor Müller 2, 4 feindliche Bataillons und eine Escadron in dem Dorfe Orimatilo an. Ungeachtet des heftigen Angriffs, (heißt es in einem 2ten Hofbericht) hielt sich der Feind hartnäckig und unterhielt aus den Fenstern der von ihm besetzten Häuser und andrer Gebäude ein starkes Gewehrfeuer bis zum Anbruch des Tages. Dieser Widerstand nebst der damals anhaltenden strengen Kälte erbitterten unsere Soldaten so sehr, daß sie mit Wuth in das Dorf und selbst in die Bauerhäuser eindrangen, und sich mit dem Bajonnet auf den Feind warfen, der sich noch vertheidigte und sich hernach zurückzog. Am 17ten kam es bei dem Dorfe Okerais zu einem scharfen Gefecht, welches von 4 Uhr Nachmittags bis 12 Uhr des Nachts dauerte. Die Schweden hatten 58 Getödtete und 40 Verwundete, die sie alle mit fortnahmen. Gefangen genommen wurden, der schwer verwundete Major Essen, 4 Oberofficiers und 10 Gemeine. Unsrer Seits sind 4 Mann geblieben, und verwundet sind der Oberst Erickson, 5 andere Officiers und 52 Gemeine; vermißt sind 3 Jäger. In Helsingfors haben wir vorgefunden 18 Kanonen, 20000 Kanonenkugeln, 4000 Bomben und Granaten, 4550 Flinten xc. Jeder Gemeine, welcher den Feind mit aus Forsby vertrieben, hat ein Rubel Silber bekommen. Es sind 3 Linien von Russischen Hospitälern in Finnland für 1300, 2000 und 2500 Mann angelegt. -- In der Festung Schwartholm ergaben sich 800 Schweden mit einer zahlreichen Artillerie. General Klingspor sah sich genöthigt, Tawastehuus zu verlassen und sich nach Wasa zu ziehen, nachdem die Schwedischen Truppen nach einem Verlust von einigen hundert Mann, vergebens gesucht hatten, die Stadt Biörneborg zu vertheidigen.
Am 11ten März a. St. hielt der General, Graf von Buxhövden seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt des bisherigen Schwedischen Finnlands, in Abo, wo am folgenden Tage das Thronbesteigungs-Fest, des Russischen Monarchen gefeiert wurde. Diese Stadt, die zugleich der nördlichste Musensitz in Europa ist, enthält gegen 9000, Helsingfors gegen 3000, Louisa, Biorneborg xc. jedes gegen 2000 Einwohner.
Russische-Schwedischer Krieg.[]
[4]
Die am 3ten Mai erfolgte Uebergabe der Insel-Festung Sweaborg an die Russen würde ein Pendant zu der letzten Uebergabe von Magdeburg seyn, wenn nicht Mangel an Lebensmitteln den Vice-Admiral Cronstedt dazu genöthigt hat. Er und die übrigen Offiziers sind auch nach den bisherigen Nachrichten, sogar mit ihren Familien! von dem König von Schweden für infam erklärt So wenig wie Sweaborg hat auch die Insel Gothland von der Schwed. Marine Succurs oder Beistand erhalten. Diese ward von einer unter dem Contre-Admiral Budisko von Liebau abgesegelten Russ. Expedition gegen Ende Aprils in Besitz genommen. Schon am Ende März unterwarfen sich die Alands-Inseln im Botnischen Meerbusen den Russischen Scepter. Die im Kriege mit Rußland so wichtige Schwedische Scheeren-Flotte ist jezt um die Hälfte verringert. Zu Abo verbrannten die Schweden 65 Kanonenböte und eine Fregatte, und zu Sweaborg fielen dem Russen, außer verschiedenen Fregatten, über 100 Scheeren-Fahrzeuge in die Hände. Die Einnahme von Sweaborg, welches noch nie eingenommen gewesen, und dessen Anlagen und Befestigungen der Krone Schweden Millionen gekostet haben, krönt die Russische Eroberung von Finnland, und Schweden hat mit jenem Nordischen Gibraltar auch den Stütz-Punct zu Operationen im Finnländischen Meerbusen verloren.
In der Mitte des vorigen Monats erfolgte der Ausbruch des Kriegs der Schweden gegen Norwegen, der mit Tapferkeit auf beiden Seiten geführt wurde und dessen Merkwürdigkeiten wir einer künftigen Darstellung vorbehalten.
Kriegsbegebenheiten im Norden.[]
- [1808]
Man muß annehmen, daß es den Schweden in Finnland kein Ernst gewesen, den Russischen Truppen Widerstand zu leisten, sonst sind viele Ereignisse unerklärbar. Das General Buxhövden mit einer so zahlreichen Armee in Finnland vordringen konnte, ist begreiflich, daß aber die Festungen selbst so leicht erobert wurden, ist allen Kriegsverständigen ein Räthsel. Sweaborg besonders giebt zum Nachdenken Veranlassung. Diese Festung wurde von jeher ein zweites Gibraltar genannt, sowohl ihrer Lage wegen, als auch weil sie aus 5 Festungen besteht, die ein furchtbares Ganze bilden. Schon verwunderte man sich daß drei derselben davon so schnell genommen wurden, aber die Convention, die nachher bekannt geworden, und die man zwischen den Russischen General und den Schwedischen Commandanten geschlossen, ist noch auffallender. Letzterer versprach, die Festung mit allen Zubehör, Magazinen und selbst der dabei befindlichen Flotte zu übergeben, wenn nicht wenigstens 5 Engl. Linienschiffe bis zum 1sten May hier einlaufen und zu Hülfe kommen würden. Diese sind nicht gekommen, und hiernach zu urtheilen, befände sich also auch dieser so wichtige Platz in Russischen Händen. In dem Französischen Kriege gegen Preußen haben wir dergleichen Beispiele von schneller Uebergabe Preußischer Festungen in Menge gehabt, im Norden aber war man dergleichen von braven Schweden nicht vermuthend und daher ist auch nicht unwahrscheinlich, daß man unzufrieden mit der Regierung sich vornahm, durchaus keinen Widerstand zu leisten. Genug, das schöne Finnland ist für Schweden verloren, und es dürfte schwer halten, diese Provinz im nächsten Friedensschlusse als Rückgabe zu bestimmen.
Ob Schweden gegen Norwegen bessere Progressen machen werde, muß die Zeit lehren, bis jetzt hatte es auch hierzu noch gar keinen Anschein, wenigstens sind noch gar keine Begebenheiten von Bedeutung vorgefallen.
Ist baldiger Friede zwischen Rußland und Schweden wahrscheinlich?[]
- [Juni - 1808]
Zu dieser Frage berechtigt das Gerücht, das unlängst allgemein war, indem man in einigen Blättern erzählte, es sei bald nach Uebergabe der Festung Sweaborg auch ein Waffenstillstand zwischen Rußland und Schweden geschlossen worden, und diesem werde der Friede bald nachfolgen. Obgleich diese Neuigkeit viele gläubige Anhänger fand, so wurde sie doch in diesem Journal nur ein Gerücht genannt, und ich denke mit Recht, weil wenig Wahrscheinlichkeit dabei zum Grunde lag, wie ich sogleich den Lesern zu beweisen gedenke. Schon die Quelle war äusserst verdächtig, denn diese Nachricht war aus Leipzig gekommen und dort wollte man sie aus Riga und Petersburg erhalten haben. Das war sehr bedenklich, da wir dergleichen weit früher und sicherer in Hamburg als die Leipziger bekommen. Mit dem politischen Glauben ist es zwar ein eignes Ding, und man kann ihm keinem Menschen aufdringen, aber wahrlich die guten Niedersachsen sind auch oft gar zu willfährig, die unglaublichsten Dinge auf- und anzunehmen, und sich damit zu beschäftigen. Dahin rechne ich auch dieses Gerücht, wie ich sogleich beweisen will. Wahr ist es, die Uebergabe der Festung Sweaborg ist wichtig, doch nur in der Hinsicht, daß sie die vollendete Eroberung Finnlands beweist, unterdessen ist nicht einzusehen, warum solche einen Waffenstillstand und Frieden herbei führen sollte. Nicht die eigentlichen Schweden, nur die Finnländer kämpften bisher mit Rußland, die Schwedische Armee also ist durch den Verlust Finnlands nicht geschwächt worden, und hat nicht nöthig um Frieden zu bitten, da die Eroberung des Königreichs Schweden mit der Einnahme einer Finnländischen Festung in gar keiner Verbindung steht, wie es etwa der Fall wäre, wenn nicht der Bothnische Meerbusen darzwischen läge, oder die Märsche über Lapland zu beschwerlich wären.
Sollte Rußland den Waffenstillstand in Vorschlag gebracht haben? Auch nicht wahrscheinlich, weil dergleichen wohl selten von Seiten des Siegers geschieht und der Besiegte ist Schwedens König, da wir wissen, wie fest er seinem Systeme getreu bleibt, so möchte ich wohl fragen, warum sollte er grade in diesem wichtigen Zeitpunkte wanken?
Es hieß zugleich in dieser Nachricht, daß dieser Vorfall England angenehm seyn würde, und so schien es also, als ob dieser Waffenstillstand zu einem freundschaftlichen Vernehmen zwischen Rußland und England führen sollte, und auch da zeigt sich abermals die politische Unwahrheit, denn Rußland kann und wird keine friedliche Verbindung mit England eingehen, ohne nicht zugleich auf Frankreich und Dännemark Rücksicht zu nehmen, daher das gedachte Gerücht, und wenn es auch noch so sehr gehegt und gepflegt wird, gar keinen Glauben verdient. Ein möglicher Fall wäre der, daß gedachter Waffenstillstand auf Verabredung zwischen Rußland und Frankreich sich gründe, und letzteres etwa so gesagt hätte: schließe wo möglich mit Schweden Frieden, in Hofnung, daß dadurch auch England friedlicher gestimmt werde, wenn sein letzter Alliirter verloren ist, aber auch dagegen ist so manche Einwendung zu machen, daß man noch immer glauben muß, die Leipziger Nachricht sei nichts weiter als ein gewöhnlicher Meßartikel, ein leeres Zeitungsgerücht, ohne Wahrheit und Sinn, deren so viele schnell gemeldet und bald nachher widerrufen werden.
Es ist noch ein Fall denkbar, der nämlich, daß der Schwedische Kommandeur den Waffenstillstand in der Hofnung geschlossen habe, die Königliche Genehmigung zu erhalten, aber auch diese ist nicht wahrscheinlich, besonders wenn man sich des in Pommern geschlossenen Waffenstillstandes erinnert, den der König schnell genug aufkündigte, es bleibt daher nach allen diesen Vorsetzungen nichts gewisser, als daß die Friedens Verbreiter abermals mit dem gutmüthigen Publikum eine Neckerei vorhatten, deren sie sich schon oft schuldig machten.
Ueber die Nordischen Begebenheiten.[]
- [Juli - 1808]
Kaum erhielten wir durch öffentliche Blätter die Schwedischen Berichte über einige zum Vortheil der Schweden ausgefallenen Aktionen, so hört man auch von denen, die so gern diese Parthei halten, Erzählungen, die alle auf erfochtene Siege deuten und uns so gern überreden möchten, als hätten die Russen einen bedeutenden Verlust erlitten.
Die Partheilichkeit solcher Politicker ist gar zu auffallend, denn angenommen, daß der Vortheil bei mehrern Gefechten auf Schwedischer Seite gewesen, was könnte wohl dadurch für das Ganze erzweckt werden? Durchaus nichts als die Erbitterung grösser zu machen und den Kaiser Alexander zu nöthigen, mehr Truppen nach Finnland zu schicken, wie wohl auch dieses bei den kleinen Gefechten die bisher vorgefallen sind, durchaus unnöthig seyn würde. Aus allen Berichten ist wahrzunehmen, daß die Schweden in einigen Gefechten sich überaus brav gehalten haben, aber das ist es auch alles, einen Zweck kann diese Bravour nicht haben, dazu ist Rußland zu mächtig, und die Eroberung Finnlands ist zu weit gediehen. Die Partheisucht verführt die Freunde Schwedens so weit, daß sie nun fest glauben, es werde, seitdem Schweden einige hundert Mann Russen zu Gefangenen gemacht, die Sache ganz anders gehen, und besonders hoffen sie auf eine Landung von Englischer Seite. Wir wissen, daß beide Regierungen, England und Schweden, nicht so recht mit einander einig sind, und sich über die Kriegsoperationen nicht haben vergleichen können, daher denn auch die Englischen Truppen am Bord ihrer schiffe blieben. Käme es nun aber auch dahin, daß beide sich vereinigen und einige tausend Engländer den Schwedischen Boden betreten, so kann man mit Recht fragen, was sollte wohl durch diese Operation erzweckt werden.
Die Schwedischen Siege, mit des Moniteurs Anmerkungen.[]
- [Juli - 1808]
In Englischen Blättern befinden sich ausführliche Nachrichten über die Siege, welche die Schweden in Finnland über die Russen erfochten haben. Es ist unnöthig solches hier zu wiederholen, da eben diese Nachrichten nicht neu sind, und uns in Deutschen Zeitungen ausführlich mitgetheilt worden.
Der Moniteur der sie aus Englischen Papieren genommen, macht hierzu wie gewöhnlich verschiedene Anmerkungen, davon wir einige unsern Lesern zur Prüfung ausgeben wollen: "Wo sind die großen Vortheile vom Könige von Schweden erfochten worden, über welche die Engländer triumphiren? Bei Uleaborg, an den äussersten Gränzen von Finnland, 75 Meilen von Abo und eben so weit von der Russischen Gränze. Wer sieht nicht den Unwerth dieser kleinen Vortheile über eine Armee ein, die seit 2 Monaten den Feind über 80 Meilen weit vor sich hergetrieben, sich seiner festen Plätze, eines Theils seiner Flotte, Magazine und Städte bemächtigt und 10000 Gefangene gemacht hat. Daß eine solche Armee des Widerstandes entwöhnt, seinen Feind verachte, Avantgarden so weit verschiebe, ist allenfalls zu begreifen, und wir wissen also, daß ei Russischer General bei Savolax unvermuthet angegriffen wurde. Man sollte glauben, der General habe wenigstens einen Verlust von 2 bis 3000 Mann erlitten. Sein ganzes Corps bestand nur aus 800 Mann, 4 Kanonen und 500 Kosaken. Eine zweite Schwedische Brigade griff Pulkila an, und machte 197 Gefangene. Diese nennt man 2 glänzende erstaunliche Siege. O Karl XII! o Gustav Adolph! wurde in euren Lagern, um solche Vortheile willen, das Te Deum gesungen? Die Wahrheit ist, daß der Marsch der Russen rasch gewesen, daß nie eine so wichtige Eroberung in so kurzer Zeit gemacht, nie so große Vortheile mit so wenig Mühe erobert worden. Wir setzen bei diesen Anmerkungen voraus, daß die Schwedischen Berichte genau sind. Man kennt aber in Frankreich den ausgeblasen übertriebenen Ton der Schwedischen Relationen. Als die Schweden in Pommern einfielen, überfielen ihre Partheigänger einige vereinzelte Soldaten, einige Waffenmagazine von Jagdflinten, die den Einwohnern abgenommen waren. Sogleich verkündigten sie, daß sie einige tausend Gefangene gemacht, sich großer Waffenmagazine, ganzer Zeughäuser bemächtigt hätten und es wurden damit Relationen von 15 bis 20 Seiten angefüllt. Es wird wahrscheinlich das Nämliche mit den obenerwähnten Vortheilen seyn. Aber wäre auch mehr historische Treue beobachtet worden, so können jene geringen Erfolge der Schweden den Verlust von 10000 Mann, 8 Fregatten, 100 Kanonierböten und 500 Kanonen, die sie seit 2 Monaten verloren haben, nicht vergessen machen."
"Was die Engländer betrift, so freuen wir uns, daß sie auf dem festen Lande den Finnländern zu Hülfe kommen wollen. Die Französische Armee ist nicht nach Schonen hinübergekommen und wäre es geschehen, so würden die Engländer nicht daran gedacht haben, nach Schweden zu kommen. Landet die Englische Armee wirklich, so schwebt sie zwischen der Schande sich vor dem Froste zurückzuziehen, und der Gewißheit ganz aufgerieben zu werden. Wäre anstatt dieses unbesonnenen Feldzugs auf die Stimme der Weisheit gehört worden, so hätte Schweden nicht eine seiner Provinzen verloren, Spanien wäre nicht erschüttert worden, das Haus Braganza wäre wieder nach Lissabon gekommen und die Welt lebte in Frieden. Statt dessen besitzt das Französische Haus die Thronen von Madrid und Lissabon, und Finnland ist für Schweden verloren. -- Der Wunsch Rußlands, Frankreichs, Dännemarks, des ganzen Kontinents muß seyn, daß England nicht 12 sondern 60000 Engländer nach Schweden schickte, weil die Zerstörung dieser Armee den Ruin von England nach sich ziehen würde."
In einer andern Anmerkung des Moniteurs heißt es bei Gelegenheit der Friedensaussichten und der in England für nothwendig erachteten Fortsetzung des Krieges: "Wie können die Engländer die Bedingungen wissen, unter welchen Frankreich Frieden schließen will? Wer kennt sie, diese Bedingungen? Will man von jenen sprechen, welche an Lord Lauderdale ergiengen? Oder ist von neuern die Rede, seitdem sich das ganze feste Land wider England vereinigte? Aber wie sollte England darum wissen, da es den Russischen und Oesterreichischen Gesandten entfernt hat. Die Englischen Manufakturen sind im Verfall; man muß ihre Waaren mit Kanonenschüssen absetzen. Die ausserordentlichsten Begebenheiten gehen auf dem festen Lande vor. Noch andre können in der Folge statt finden. Das Englische Blut wird im Norden Europas fließen, um den unsinnigsten Kampf zu bestehen, der je gekämpft worden ist."
Bei Gelegenheit des Waffenstillstandes zwischen Schweden und Rußland.[]
- [November - 1808]
Die Kopenhagner Staatszeitung, die uns schon manche Nordische Neuigkeit geliefert, gab uns auch zuerst von einem Waffenstillstande Nachricht, welcher in Finnland zwischen beiden kriegführenden Armeen geschlossen worden, und obgleich hinzugefügt wurde, es bedürfe noch der Bestätigung, so ist doch keinesweges zu zweifeln, daß die Sache sich wirklich so verhalte, da die Kommandeurs beider Theile namentlich angegeben sind. Kurz, wir können es für bestimmt annehmen, daß einstweilen dem Blutvergießen in Finnland Einhalt geschehen, und das ist sehr lobenswerth, denn wahrlich dieser Finnländische Krieg ist der traurigste den wir seit Jahren gehabt, wo Menschen ohne Zweck geopfert werden, und auch nicht eine entscheidende Schlacht geliefert wurde. Was hierzu Veranlassung gegeben, wissen wir nicht bestimmt, man behauptet aber, daß mehrere projektirte Landungen der Schweden mißlungen, und daher habe man von dieser Seite sich genöthigt gesehen, die Waffenruhe in Vorschlag zu bringen, so wie der Russische Feldherr durch seine eben nicht vortheilhafte Position veranlaßt worden, den Vorschlägen Gehör zu geben. Wenn es wahr ist, daß der König von Schweden, den neulich bekannt gemachten Brief an den Kaiser von Rußland gelangen lassen, so muß es ihm gegenwärtig äußerst empfindlich sein, einen Waffenstillstand in Vorschlag zu bringen, da er im gedachten Briefe von Eroberung der Hälfte Finlands erwähnt, und die Besitznahme der andern Hälfte ihm auch nicht bedenklich schien, auch die Russische Flotte in Baltisch-Port schon für verloren erklärte. Unterdessen, der König von Schweden hat sich schon öfterer in politischen Angelegenheiten geirrt, und so ist es auch hier geschehen, aber deshalb ist das künftige Schicksal Schwedens noch nicht entschieden und es wäre immer möglich, daß dieses Reich, -- vielleicht das einzige bei den politischen Stürmen -- seine Selbstständigkeit behielte, wenn der König noch früh genug einsehen wollte, daß Frieden mit Rußland das einzige Mittel sei, sich zu behaupten, Englands Freundschaft aber auch das Schwedische Reich offenbar ins Verderben ziehen würde.
Schweden ist von jeder durch den romantischen Geist seiner Könige bald groß, bald klein geworden, und die Geschichte lehrt uns deutlich, daß in keinem Reiche sich nach einander so viele abentheuerliche Fürsten auf dem Thron befanden, als gerade in Schweden. Wir wollen den Lesern zum Beweis dieses Satzes nur einige Bemerkungen aus der Schwedischen Geschichte ins Gedächtniß zurückrufen. Gustav Wasa schwang sich durch Dalekarlische Bauern gegen mächtige Tirannen auf den Thron und behauptete sich mit Größe. Sein Enkel Gustav Adolf schlug mit einer Hand voll Kriegern die größte Macht der Welt zu Boden und gab in Europa Gesetze grade so wie gegenwärtig Napoleon. Seine Nachfolger machten zwar den ganzen Norden erzittern, aber nach großen Siegen hinterließen sie doch ein geschwächtes Reich. Gustav III. widersetzte sich einer großen Macht mit Muth, zeigte sich zu Wasser und zu Land als Held, aber starb eben so wie zwei seiner Vorfahren durch Meuchelmörder. Der jetzige König, man muß es zu seinem Ruhme sagen, ist unter allen Regenten der standhafteste, aber auch -- der sonderbarste. Zuerst wollte er die fortanwachsende Größe Frankreichs durch Erklärungen und Manifeste aufhalten, und wie schon alle Mächte sich an Rußland und Frankreich angeschlossen hatten, blieb er der einzige, der noch immer sein einmal angenommenes System behaupten wollte.
Rußland verlangte von Schweden nach dem Tilsiter Frieden, die Erfüllung des Traktats der bewaffneten Neutralität, aber statt dessen alliirte sich der König aufs neue mit England, und so war es natürlich, daß Rußland seine Truppen in Finnland einrücken ließ, und feierlich erklärte, diese Provinz seinen Staaten einzuverleiben. Statt schnelle Maaßregeln zu ergreifen, und diesen Schritt abzuhalten, ließ der König nach alten Türkischer Manier, den Russischen Gesandten verhaften und seine Papiere in Beschlag nehmen, und erst neuerlich hat er den Entschluß gefaßt, in Finnland offensiv zu agiren. Hier sind blutige Gefechte vorgefallen und es ist bekannt, daß die Schwedischen Truppen sich brav gehalten und die Russen hier und da aus ihren Positionen vertrieben haben, aber daraus folgt nicht, daß der König im Stande sei, sein gehabtes Finnland wieder zu erobern, im Gegentheil kann man bestimmt annehmen, die Russen werden, wenn es ihnen Ernst ist, sich in dieser Provinz behaupten, und wenn der König nicht bald auf den Waffenstillstand einen Frieden mit Rußland folgen läßt, so dürfte ihm zuletzt nichts mehr übrig bleiben als seine Flotte, seine Inseln ausser Europa und die Ehre, sein angenommenes System gegen Frankreich mit Standhaftigkeit behauptet zu haben, doch wie gesagt, es ist nicht unwahrscheinlich, daß Schweden einsehen lernt, wie gefährlich seine Freundschaft mit England sei, und daß es nothwendig sich mit Rußland vereinigen müsse, um nicht seine Selbstständigkeit aufs Spiel zu setzen.
Finnländische Kriegsnachrichten.[]
- [Dezember - 1808]
Es fehlt an Nachrichten über die Ereignisse in Finnland, an solchen wenigstens, die von dem Schauplatze selbst zu uns kommen, und wir müssen uns meist mit dem begnügen, was wir aus Petersburg oder auch über London erfahren. Die Unpartheilichkeit, die man als die Mutter aller politischen Neuigkeiten ansehen sollte, die ist es nur eigentlich, welche man oft in Zweifel zieht, und daher freut man sich um so mehr, von dem wahren Gange der Angelegenheiten unterrichtet zu werden. Die Kopenhagener Berichte sind, wie es scheint, unter allen am aufrichtigsten, wenigstens haben wir durch solche erfahren, wenn die Schweden geschlagen wurden, und wiederum hat man uns auch von den Gerüchten in Betreff erkämpfter Vortheile Nachricht gegeben. Was von dem schnell aufgekündigten Waffenstillstand von Russischer Seite erzählt worden, bestätigt sich allerdings, und eben so auch die Niederlage, welche die Schweden erlitten haben; aber neuerlich, so meldet man wenigstens in Privatbriefen aus Gothenburg, ist abermals eine wichtige Affaire vorgefallen, und in solcher sollen, nach bedeutenden Verlust von beiden Seiten, die Schweden das Schlachtfeld behauptet haben. Man stellt diese Begebenheit mit der Nachricht in Verbindung, daß der Russische General en Chef, Kränklichkeit wegen, um seine Entlassung gebeten haben und Knorring an Buxhövdens Stelle das Kommando übernommen habe. Man sagt, dieser General sei unzufrieden gewesen, daß nicht alles nach seinem Wunsche gegangen, und das nehmliche soll auch der Fall auf Schwedischer Seite sein, wenigstens weiß man, daß der König sich über die Officiere seiner Garde geärgert, sie beschuldigt, daß die nicht ihre Schuldigkeit thun wollen und am Ende sie in Ungnade von der Armee und zu Hause geschickt habe.
Dadurch, daß die Schweden das Schlachtfeld behauptet, ist keinesweges von Vortheilen die Rede, die zugleich erfochten worden, und im Gegentheil ist zu vermuthen, man werde von Russischer Seite alle möglichen Kräfte aufbieten und mehrere Truppen nach Finnland marschiren lassen, um den großen Plan, diese Provinz Rußland einzuverleiben, vollends in Ausführung zu bringen.
Historische Uebersicht des Russisch-Schwedischen Kriegs in Finnland.[]
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In keinem Jahre ist in Finnland so viel Blut geflossen, als in dem gegenwärtigen Schnell war die Eroberung desselben durch die Russen; die Invasion der Uebermacht beugte anfangs manchem Blutvergießen vor; Klugheit zog den Rückzug dem gefährlichen, fruchtlosen Widerstande vor; desto mühsamer und blutiger ist aber in der Folge die Behauptung, die Wiedereroberung des Landes geworden.
Der Krieg in Finnland bildet einen besondern Contrast in der neuern Kriegsgeschichte. Seitdem das Genie Napoleons der Kriegskunst eine so neue Richtung und Organisation gegeben hat, entschieden bisher einzelne große Schlachten an einem Tage, in einigen Stunden, das Loos des Kriegs, das Schicksal von Reichen.
Nicht so in Finnland. Hier gabs einen Krieg nach alter Manier. Heldenmuth gegen Heldenmuth, angefeuert von National-Ruhm und altem Volkshaß -- täglich Gefechte -- Oerter, Positionen besezt, erobert und wieder erobert, -- Seen und Engpässe, Scheeren und Gestade Finnlands mit Blut gefärbt, -- und dabei keine, oder wenigstens keine große, keine auf immer in der Militär Geschichte glänzende Resultate.
In keinem Land von Europa sind freilich große Schlachten weniger denkbar als in Finnland, diesem Europäischen Canada. Die unzähligen Schwierigkeiten des Terrains, die Menge von Seen, Morästen, Defileen und Hölzungen, verbunden mit den Schwierigkeiten der Verproviantirung machen das Aufstellen oder vielmehr das Concentriren großer Heere in einer Gegend unmöglich; daher nur Gefechte zwischen einzelnen Truppen-Abtheilungen, höchstens Corps d'Armee, die aber um so leichter in Finnland vervielfältigt und um so hartnäckiger gemacht werden können, da die Natur des Landes so viele Positionen darbietet, die fester sind als alle Anlagen der Kunst.
Der Krieg in Finnland hat jezt etwas über 7 Monate gedauert. Mit Einschluß der Besatzungen und der Seeleute auf den Linien- und Ruderflotten sind wenigstens Hunderttausend Menschen gegen einander in Waffen gewesen. Keine Schlacht von Marengo oder eine dergleichen, geht aus dem Finnländischen Kriege zur Unsterblichkeit über; allein die unzähligen Gefechte in Finnland zu Wasser und zu Lande, haben reichlich so viel Menschen gekostet, als eine der entscheidendsten Schlachten der neuern Zeit, -- und es hat in Finnland Actionen gegeben, die in Ansehung der Hartnäckigkeit und des heldenmüthigen Wettkampfs um den Sieg, von der Stunde der Morgenröthe an bis zum Dunkel der Nacht, diese oder jene der berühmtesten Bataillen unsers Jahrhunderts noch übertroffen haben.
Nach den Beilagen der St. Petersburger Hofzeitung würde die Finnländische Kriegsgeschichte einen ansehnlich dicken Band ausmachen; die Schwedischen Bulletins und Hofberichte in der Stockholmer Zeitung sind kürzer gewesen, aber freilich nur fragmentarisch, und meistens durch Umwege nach dem festen Lande gekommen. Einige originelle gut abgefaßte Artikel vom Finnländischen Kriege hat der Publiciste zu Paris unter der Rubrik von Lübeck geliefert.
Außer den beiden westlichen Ländern des Continents, wo sich die Hydra der Insurrection erhoben, wo der Greuel des Fanatismus und der Revolutionswuth bisher schon so viele gewesen, hat in diesem Jahre kein Land in Europa so sehr gelitten, als Finnland. Da man Schwedischer Seits die Einwohner mehrerer Gegenden -- und zwar größtentheils nicht ohne Erfolg -- zur Insurrection und zur Bewaffnung aufforderte, so hatte dies natürlich bei aller Milde, welche die Russische Regierung gegen diejenigen proclamirte, die sie für ihre neuen Unterthanen erklärt hatte, für manche Theilnehmer und deren Wohnörter verderbliche Folgen.
Die Hauptbegebenheiten des Finnländischen Kriegs, sein Entstehen, die Uebergabe von Sweaborg, das partielle Treffen bei Baltisch-Port u. s. w. sind bereits actenmäßig in unserm diesjährigen Journale verzeichnet. Hier folgt noch eine allgemeine Uebersicht des Gangs des Kriegs und derjenigen Vorfälle, die eine historische Merkwürdigkeit behalten.
Am 20sten Febr. war die Russische Armee unter dem Obercommando des Generals, Grafen von Buxhöfden in Schwedisch-Finnland eingerückt. Bei der geringen Anzahl der daselbst befindlichen Schwedischen Truppen, bei ihrem unvorbereiteten Zustande und bei der Schnelligkeit und trefflichen Direction der Russischen Operationen, mitten im härtesten Winter, reichte ein Monat hin, jenes bisherige Großfürstenthum, außer den nördlichern Gegenden, fast ganz zu besetzen und durch die am 23sten März, neuen Styls, (nach diesem sind alle Angaben in der gegenwärtiger Uebersicht) erfolgte Occupation der Hauptstadt Abo, die Eroberung des Landes zu krönen.
General Klingspor, welche die Schwedischen Truppen en Chef commandirte, -- und der seitdem Feldmarschall geworden ist, der einzige, der nach dem Ableben des Fürsten von Hessenstein, jezt diese militärische Würde in Schweden besizt -- macht bei dem Heranströmen der Uebermacht, einen Rückzug, der seiner Thätigkeit und seinem militärischen Talenten zur Ehre gereichte. Immerhin ein Contrast gegen den Finnländischen Krieg im Jahre 1741 - 1743, wo der Russische Feldherr, Graf Lascy den Grafen von Löwenhaupt zu der außerordentlichen Capitulation zwang, von Helsingfors mit der ganzen Armee nach heimzukehren, -- und gegen den Krieg unter Gustav III, wo General Kaulbars den nachtheiligen Rückzug machte, die seine gefängliche Einziehung und Bestrafung zur Folge hatte.
Klingspor zog die Garnisonen aller Oerter, die sich nicht vertheidigen konnte, möglichst an sich, und trat so unter einzelnen Gefechten über Tawastehus seinen Rückmarsch nach Ostbothnien ab, um auf jeden Fall mit Schweden zu Lande in Verbindung zu bleiben. Am 20sten April war sein Hauptquartier bis nach Uleäborg verlegt. Alle Versuche der Russen, ihn oder einzelne Theile seines Corps abzuschneiden und zu Gefangnen zu machen blieben fruchtlos.
Bei dem Rückzuge vernichteten die Schweden alle Kriegs-Effecten und Magazine, die nicht fortgeschaft werden konnten, so viel als es die Eile und die Umstände erlaubten. So ward im Anfange vom März zu Abo auf Veranstalten des Contre-Admirals Hjelmstjerna die dasige gesammte Scheerenflotte, aus 65 Kanonierböten und Ruderfahrzeigen und aus einer Fregatte bestehend, die wegen des Eises nicht fortgeführt werden konnten, in Brand gesteckt, und die Matrosen wurden landeinwärts transportirt. Ein gleiches geschah in Carelien zu Christina mit der dasigen kleinen Scheeren-Flotte auf dem Saimen-See. Natürlich fielen indeß den Russen bei der Schnelligkeit ihres Vordringens noch mache Kriegs- und andre Vorräthe in die Hände. Dies war namentlich der Fall zu Tawastehuus, zu Warkhaus, wo die Schweden 87 Kanonen zurück ließen, und in der Festung Swartholm bei Lovisa, die sich im Anfange vom März, nach einer kurzen Blockade ergab. Man fand darin über 200 Artillerie-Stücke und eine Menge Munition. Der Schwedische Commandant der Feste, Oberst Griepenberg, der mit seiner Besatzung von 800 Mann vom Jägerhornschen Regimente zum Kriegsgefangnen gemacht wurde, zeichnete sich durch seine Vertheidigung wenig aus, und trat hernach in Russische Dienste. Swartholm, für die Schweden, im Rücken der vorgedrungenen Russen so wichtig, fiel, mit allem wohl versehen, ohne Blutvergießen.
Eben so wenig glorreich und ausgezeichnet war die Vertheidigung des Finnländischen Gibraltars, der Insel-Festung Sweaborg, durch den Vice-Admiral Cronstedt. Nachdem am 6ten April die bedingte Convention wegen der Uebergabe derselben geschlossen war, ward sie am 3ten Mai von den Russen besezt, um, noch nie erobert, von nun an eine der ersten Festungen des Russischen Reichs zu bilden. Die Besatzung, die zu Sweaborg das Gewehr streckte und die aus den Regimentern Adlercreuz, der verwittweten König, aus einem Bataillon von Jägerhorn und aus Abtheilungen der Nyländischen und Tawastehusischen Brigade bestand, betrug, außer 182 Officiers, zusammen 5653 Land- und See-Soldaten. An Artillerie fanden die Russen 1989 Stücke von verschiedenem Caliber vor und die Scheeren-Flotte, die ihnen daselbst unversehrt in die Hände fiel, bestand aus 94 Fahrzeugen, worunter 2 Fregatten von 32, 6 Schebecken von 24 und eine Brigg von 16 Kanonen. Von den in der Festung vorgefundenen Munitions-Vorräthen gieng in der Folge ein beträchtlicher Theil wieder verloren, indem am 3ten Junius durch Unvorsichtigkeit ein Magazin mit 100000 Pfund Pulver in die Luft flog, wodurch einige 50 Menschen ihr Leben verloren oder verwundet wurden. Jener Pulver-Verlust ward indeß bald durch neue Zufuhr von Cronstadt ersezt, und die Schweden sahen sich im Laufe des ganzen Kriegs nicht im Stande, auch nur einen Versuch zur Wiedereroberung der verlornen Felsen Festung zu machen.
Durch die Einnahme von Sweaborg, der wichtigsten im Kriege von Finnland, ward der Russische Besitz dieses Landes für die Zukunft begründet, von welchem der Russische Feldherr, Graf von Buxhöfden in seinen officiellen Berichten folgende Schilderung mittheilte:
"Die vorzüglichen Häfen, welche alle Küsten des Finnischen und Bothnischen Meerbusens im Ueberfluß haben, machen Finnland sehr bequem, eine zahlreiche Flotte zu halten, und da ganz Schwedisch-Finnland besonders an Waldungen reich ist, und das Bauholz vermittelst der vielen Flüsse und Seen selbst in die Häfen geflößt werden kann, so können daselbst mit dem größten Vortheil Fahrzeuge erbauet werden; auch wird jezt an mehrern Orten der Schiffsbau von Privatpersonen betrieben, und die Fahrzeuge werden von diesen an Engländer, Portugiesen und andere Nationen verkauft. So macht auch der Handel mit Bau- und Brennholz und mit andern Waaren und Producten einen wichtigen Zweig des Reichthums von Finnland aus, und dieser Handel kann mit der Zeit durch die Verbindung desselben mit dem Commerz von St. Petersburg zu einer ansehnlichen Höhe emporsteigen. Obgleich Finnland nicht so reich an Erdfrüchten ist, wie die fruchtbaren südlichen Provinzen Rußlands, so ist doch hier, zwei Jahre zurück, Korn ins Ausland verführt worden, und sogar jezt wird, ungeachtet des seit zwei Jahren statt gefundenen Miswachses, kein außerordentlicher Mangel bemerkt. Bei den hiesigen Landleuten findet man außerordentliche Reinlichkeit, Ordnung, gute und sanfte Sitten und einen merklichen Grad von Aufklärung. Die ansehnliche Zahl von Eisenwerken, der Ueberfluß an Kupfer und Eisenbergwerken, die Möglichkeit, die Manufakturen und andre Industrie-Anstalten zu erweitern, alles dieses zeichnet diese Provinz aus und giebt derselben achtungswerthe Vortheile."
So urtheilte Graf Buxhöfden, dieser ehrwürdige Veteran im Militär- und Administrations-Fache, über eine Provinz, deren Behauptung bald nachher schwerer wurde, als deren Eroberung. Der Uleä-Fluß in Ostbothnien ward die Gränze des Russischen Vordringens, sey es, weil es nicht in dem Plane der Rußischen Regierung lag, durch Lappland oder über Torneä nach Schweden selbst vorzudringen, oder weil sich der Schwierigkeiten dabey zu viele darboten.
Die Invasion in Finnland hatte inzwischen ganz den Eifer der Regierung zu Stockholm geweckt und alle Kraft-Anstrengungen nach diesem Punkt gerichtet. Es ward in Schweden die Mannschaft von 18 bis 36 Jahren ausgehoben und zu Stockholm und in andern Städten der Bau von Kanonier-Schaluppen verordnet. Sobald man in der Folge die Unmöglichkeit sah, Lorbeern in Norwegen einzuerndten und sobald durch Englische Kriegsschiffe die Küsten von Schonen gegen eine fremde Expedition gedeckt waren, wurden selbst von der westlichen Armee gegen Norwegen, die anfangs der General, Baron Armfelt unter so wenig günstigen Auspicien und hernach der Generallieutenant Bror Cederström (Präsident des Kriegs-Collegiums und General Inspector der Artillerie und Cavallerie) commandirte, Truppen zu der Armee nach Finnland gesandt. Auch nahm die famöse Brittische Expedition, die unter dem General Moore mit der Hannöverschen Legion zu Gothenburg ankam, an den Schwedischen Kriegs-Operationen keinen Theil und kehrte ganz unverrichteter Sache nach England zurück, weil sie nicht zum Agiren in Finnland gebraucht werden sollte, wie es der Wille des Königs von Schweden war.
Mit Ende Aprils lächelte das erste Glück den Schwedischen Waffen. Am 18ten April erhielten sie bei Sikajocki und am 27sten April bei Rawolax in Ostbothnien Vortheile über einzelne Abtheilungen Russischer Truppen. An letzterm Ort betrug der Verlust derselben, nach dem Hofbericht gegen 500 Mann, worunter über 300 Gefangne; auch fielen den Schweden 4 Kanonen und 2 Fahnen in die Hände. Der Russische Generalmajor Bularow, der zu Rawolax commandirt hatte, war in dem Gefecht verwundet worden und der Generallieutenant Tutschkow I., unter dem er stand, ward wegen seiner getroffenen schlechten Dispositionen vom Commando der Division entfernt und dasselbe dem Generallieutenant Rajewskji übertragen.
Bei der Schwedischen Armee, die in 5 Brigaden vertheilt, um jene Zeit gegen 12000 Mann betragen mochte, wurden gedachte Vortheile durch ein Te Deum gefeyert, welche religiöse Ceremonie in der Folge bei jeder sich nur darbietenden, geringsten Gelegenheit wiederholt wurde. Französische Blätter machten dabey die Bemerkung: daß der König von Schweden wenigstens verstehe, sein Finnland recht gottesfürchtig (trés pieusement) zu verlieren.
Zu St. Petersburg ward dagegen am 11ten Mai ein Dankfest wegen der Eroberung Finnlands gehalten, welches sich durch eine erhabne Simplicität auszeichnete. Die Garden und andere Truppen defilirten vor der Statue Peters des Großen und feyerten durch Bezeugung der Militär-Honneurs das Andenken des Unsterblichen, der auch zur Eroberung Finnlands die ersten Schritte gethan hatte.
Die Waffen-Triumphe der Schweden im nördlichen Ostbothnien waren an sich von keiner großen Bedeutung; sie wurden aber merkwürdig durch ihre Folgen. Die Rußischen Truppen-Detaschements, die zum Theil außer Verbindung gesetzt waren, und denen mehrere beträchtliche Transporte von Lebensmitteln genommen wurden, sahen sich zum Rückzuge genöthigt; der Muth der Schweden ward belebt und der Vaterlandssinn der Landleute angefeuert, die in Ostbothnien und andern Gegenden durch Proclamationen zur Insurrection und zum Bewaffnen aufgefordert waren, zu einer Zeit, wo die von den Russen besetzten Gegenden am 21sten Mai dem neuen Landesherrn den Eid der Treue schworen.
Zu den Continental Successen der Schweden im Mai, gesellten sich auch glückliche Erfolge zur See. Schon im März hatten die Russen von Finnland aus übers Eis die Alands-Inseln im Bothnischen Meerbusen besetzt. Sobald es die Jahrszeit erlaubte, ging unter dem Oberstlieutenant Kapselman von Stockholm eine Expedition ab, um diese für die Schwedische Hauptstadt und für das südliche Finnland gleich wichtige Inseln Gruppe wieder zu besetzen. Und die Expedition glückte. Der Russische Oberst Witsch, dem bei dem Eisgange und bei dem Mangel an Fahrzeugen die Communication mit Abe benommen war, sah sich am 9ten Mai genöthigt, sich mit seinem Commando von 500 Mann zum Kriegsgefangnen zu ergeben. Seitdem sind auch im Laufe des Kriegs die Alands-Inseln, die durch die Bewaffnung der Einwohner und durch die Begünstigung der Operationen gegen das südliche Finnland sehr wichtig wurden, im Besitz der Schweden verblieben.
So gieng auch eine andre insularische Acquisition, deren Wichtigkeit das Russische Ministerium selbst öffentlich dargestellt hatte, unerwartet wieder verlohren. Dieß war die Insel Gothland, die der Russische Contre-Admiral Bodisco von Liebau aus besetzt hatte, die er aber nur einen Monat behauptete. Am 16ten Mai ward er durch den Schwedischen Contre-Admiral Rudolph Cederström veranlaßt, sich mit der unter ihm stehenden Mannschaft zum Kriegsgefangnen zu ergeben. Diese bestand aus 999 Gemeinen, 62 Offiziers, 78 Unteroffiziers und 64 Artilleristen. Sie wurden nach Liebau zurück transportirt und Bodisco zu St. Petersburg vor ein Kriegsgericht gestellt, dessen Aussprüche aber bis jezt nicht bekannt geworden. Bei dem nachmaligen Erscheinen der Englischen Kriegsschiffe in der Ostsee haben seitdem die Russen keinen Versuch gemacht, diese Insel wieder zu erobern -- die für die Englischen Kauffahrtey-Flotten, welche hernach die Ostsee bedeckten, ein wichtiger Platz zum Betrieb des in diesem Jahre so besondern, eigenthümlichen Ostsee-Handels geworden ist.
Sobald der Bothnische Meerbusen und die Küsten Finnlands vom Eise frei waren, begann von Schwedischer Seite der Krieg zu Land und zu Wasser mit der größten Thätigkeit. Während General Klingspor im May und Junius mit einer durch Miliz bis auf 17000 Mann verstärkten Armee seine Offensiv-Operationen vom Norden her fortsetzte und beträchtlich Terrain gewann, gieng die Haupt-Absicht der Schweden auf die Wiedereroberung des südlichen Finnlands, als des wichtigsten Theils des Großfürstenthums. Die Truppen, die hierzu bestimmt und längs den Schwedisch-Bothnischen Küsten und auf den Alands-Inseln gesammlet waren, erhielten späterhin, am 1sten August, den Namen der südlichen Finnländischen Armee, während die Truppen unter Klingspor die Nord-Armee bildeten.
Die Operationen der Truppen des ersten Armee-Corps begannen am 3ten Jun. mit einem Angriff auf Nystadt von der Seeseite her, dessen Einwohner sich bei der Eidesleistung sehr Russisch gesinnt gezeigt hatten. Der Landungs Versuch ward abgeschlagen, die Stadt aber litt durch das Feuer der Schweden beträchtlich.
Die Expedition gegen Nystadt war aber nur eine Maske, die den Hauptplan verdecken sollte. Dieser war auf die Wiedereroberung der Hauptstadt Abo gerichtet. Am 19ten Jun. landete unerwartet der General Vegesack des Abends um 6 Uhr mit einem Corps von 7000 Mann, 12 Werst südlich von Abo. Diese bestanden außer 70 Mann Garde-Cavallerie, aus 1000 Mann Garde Infanterie, 3000 Mann Stockholmer Miliz und aus 3000 Alandschen Scharfschützen. Die Landung geschah so schnell, daß die auf den Posten stehenden Cosacken sich kaum retten konnten, um die Nachricht davon nach Abo zu bringen. Der Oberbefehlshaber in dasiger Gegend, Generallieutenant Baggehufwudt, der sich bei manchen Gelegenheiten auch in dem Französisch-Russischen Kriege ausgezeichnet hatte, nebst dem Obersten Wadkowskji, der unter ihm commandirte, verlohren aber die Geistesgegenwart nicht. Ueberfallen und dem Feinde an Zahl nicht gewachsen, ließ Baggehufwudt diesem, der aufs ungestümste vordrang, so viel als möglich, Hindernisse in den Weg legen, bis die zur Nachtzeit herbeigerufenen Vrrstärkungen aus der Nachbarschaft ankamen. Nun ward der Kampf mit der wüthendsten National-Erbitterung und Hartnäckigkeit fortgesetzt. Die Schweden boten alles auf, das vorgesetzte Ziel zu erreichen; aber vergebens. Schon auf ihre Schiffe zurückgetrieben, erneuerten sie zweimal den Angriff, sahen sich aber, nach einer achtzehnstündigen Schlacht zur Rückfahrt genöthigt. Die Schweden, deren Verlust die Russen in allem auf die runde Summe von 1000 Mann angaben, worunter nur 27 Gefangne, hatten zum Angriff den Tag gewählt, an welchem in Abo Jahrmarkt gehalten werden sollte, wobei sie auf Verwirrung und den Beistand des Volkes rechneten; allein der Jahrmarkt war Russischer Seits aus Vorsicht weiter ausgesetzt worden. Der Russische Verlust betrug nach dem Hofbericht, außer 2 getödteten und 12 verwundeten Offiziers, 300 Gemeine.
Noch unglücklicher nach Verhältniß als das Unternehmen gegen Abo fiel eine Schwedische Expedition gegen Wasa aus. Am 22sten Jun. landete daselbst mit einem an der entgegengesetzten Schwedischen Küste zu Umea eingeschifften Corps von 1500 Mann der General-Adjutant Bergensträle. Es glückte ihm, die Stadt Wasa zu besetzen; allein die Russen, die unter dem Generalmajor Demidow nach einer andern Küsten-Gegend gezogen waren, kamen bald zurück, und es entstand nun in den Straßen von Wasa ein gräßlicher Kampf, der die Lübecker Scene im kleinen darstellte. Schwedische Scharfschützen und Einwohner unterhielten aus Fenstern und Thüren ein heftiges Feuer, worauf die Russen in die Häuser drangen. Nach einem 6stündigen Gemetzel blieben die Russen Meister des blutigen Wahlplatzes. 17 Schwedische Officiers wurden getödtet und 13, worunter der Anführer, General-Adjutant Bergenstraie, nebst 255 Gemeinen gefangen. Den übrigen Schwedischen Verlust gaben die Russen auf 300 und den ihrigen auf 100 Mann und 7 verwundeten Offiziers an. Die Einwohner von Wasa mußten die militärische Theilnahme, die sie für den Monarchen aus dem Wasa-Stamme und für dessen Krieger bewiesen hatten, durch harte, harte Folgen büssen.
Die Russen blieben aber nicht lange im Besitz von Wasa. Am 24sten Junius griffen die Schweden, nach erhaltnen ansehnlichen Verstärkungen und da sich viele Landleute mit ihnen vereinigten, unter den Generalmajors Adlercreuz und Grafen Cronstedt die Russen unter dem Generalmajor Jankowitsch bei Ny-Carleby an, und nöthigten sie zum Rückzuge. Diese Affaire, verbunden mit den einzelnen Landungen der Schweden, im Rücken der Russen, hatte sehr bedeutende Folgen. Die Russen mußten sich im Julius und August aus Ostbothnien, einem Theil von Sawolax, Carelien xc. zurückziehen. Lappo, Lapferd, Alawo, Peilax und Lindulax wurden wiederholt Schauplätze sehr blutiger Auftritte, und die Fahne der Empörung ward bei den Vortheilen der Schweden immer ausgebreiteter, namentlich auch besonders im Rücken der Russen, in Carelien erhoben. Der König von Schweden erklärte in seinem bekannten Briefe an den Russischen Kaiser, daß halb Finnland wieder erobert sey.
Das Kriegsglück der Schweden war aber bei den Truppen-Verstärkungen, die aus Rußland nach Finnland gesandt wurden, indem namentlich Fürst Golizyn 5 mit einer neuen starken Division eintraf, von keinem Bestande. Am 1sten Sept. griff der Generallieutenant Kamenskji 2. ein Schwedisches Corps von 8000 Mann an, welches bei dem Kirchdorfe Kartauna unter dem Generalmajors Adlercreuz und Cronstedt in einer sehr festen Stellung stand. Ohnerachtet einer verzweifelten Gegenwehr wurden die Schweden, deren beide Anführer schwere Wunden erhalten hatten, aus derselben vertrieben und zum Rückzuge über Salmy genöthigt. Ihr Verlust ward auf 900 und der der Russen auf 500 Mann angegeben.
Diese glückliche Action bei Kartauna führte die Russen wieder auf die Siegesbahn, auf der sie neuerdings die schnellsten Fortschritte machten. Die Schweden sahen sich genöthigt, das meiste eroberte Terrain wieder aufzugeben, die festen Stellungen bei Lapferd, Lappo xc. zu verlassen, und Christinastadt, Wasa, Ny-Carleby und Jacobstad zu räumen, so daß die Russen am 24sten September ihr Hauptquartier wieder nach Gamla-Carleby verlegten.
Zwar hatten die Schweden alles aufgeboten, den Unfall von Kartauna wieder gut zu machen und die Russen auf der Siegesbahn aufzuhalten. Sie hatten deshalb ihr Hauptquartier in einer äußerst festen Stellung bei Oriwais concentrirt, wo es am 14ten Sept. zu der größten und blutigsten Schlacht im ganzen Finnländischen Kriege kam. Die Russen unter dem Generallieutenant Kamenskji 2, dem heldenmüthigen Anführer bei Kartauna, griffen an, lange wankte der Sieg, man kämpfte von 7 Uhr des Morgens bis 11 Uhr Abends, wo sich die Schweden zum Rückzuge und zur nachmahligen Räumung der oben angegebenen Städte genöthigt sahen. Die Russen haben ihren eignen Verlust auf 1100 und den der Schweden auf 2000 Mann an, worunter 36 getödtete und verwundete Officiers. Unter leztern befand sich auch der durch seine persönliche Tapferkeit ausgezeichnete Generalmajor von Vegesack. Lieutenant Klingspor, Adjutant des Feldmarschalls, war unter den Gefangnen. Ein andrer bekannte Schwedischer Militär, der Generaladjutant, Graf von Löwenhjelm, ein Sohn des vormahligen Gesandten zu Hamburg, im Haag xc. hatte schon im April das Schicksal gehabt, bei Uleäborg in Russische Gefangenschaft zu gerathen.
"Auf solche Art ward (heißt es in dem Russischen Hofbericht) von dem Treffen bei Kartauna an, nämlich in 20 Tagen, fast das ganze Gouvernement Wasa wieder dem Scepter Sr. Russisch-Kaiserlichen Majestät unterworfen, und die Armee des Feldmarschalls Klingspor, die, außer den bewaffneten Bauern, 16000 Mann unter dem Gewehr zählte, ist bis auf 9000 zusammen geschmolzen. Vor der ganzen Welt ist hierdurch dargethan, daß Muth und Tapferkeit alle Hindernisse überwinden, und daß die natürlich festen Positionen Finnlands, welche die Schweden überall mit überlegner Macht gegen uns vertheidigt haben, durch geschickte und rasche Bewegungen, nicht unüberwindlich geblieben sind."
Während die Schwedische Armee im nördlichen Finnland jene Unfälle erlitt, suchte die südliche Finnländische Armee die feindliche Macht von ihr abzuziehen und ihr wieder neuen Spielraum zu verschaffen. Der General-Major Lantingshausen, Chef der 2ten südlichen Division, machte bei Lokolax eine Landung, die aber fehlschlug und die ihm sein Commando kostete. Mit eben so wenigem Glücke, aber mit ausgezeichneterer Bravour und Entschlossenheit ward am 26sten Sept. eine Landung mit 6000 Mann, größtentheils Garde bei Helsing, von dem bekannten General-Adjutanten, Baron von Boye unternommen. Drei Tage lang kämpfte er gegen die Truppen unter dem Fürsten Bagration und dem General Baggehufwud, den er gleich anfangs zurückschlug, wiederhohlt führte gedachter Heldenmüthige Chef seine Truppen selbst ins Feuer, ward aber jedesmal geworfen und fand überall Tod und Unüberwindlichkeit. Die Russen -- deren Hauptquartier unter General Buxhöfden wegen dieser Landungen von Gamle-Carleby nach Wasa zurück verlegt wurde -- gaben ihren Verlust auf 320 Mann an, worunter 20 getödtete oder verwundete Officiers und den Verlust der Schweden, außer den Getödteten und Verwundeten, auf 300 Mann an Gefangnen.
Dies war -- da durch den Fürsten Dolgoruckow auch die Unruhen in Carelien gedämpft und die bewaffneten Volkshaufen von den Russen zerstreut worden -- die lezte bedeutende Scene in dem bisherigen Finnländischen Kriege. Der König von Schweden hatte, wenn nicht die unmittelbaren Gefahren desselben getheilt, sich bisher seit 4 Monaten in der Nähe des Kriegsschauplatzes aufgehalten, um alles desto schneller zu dirigiren. Am 30sten Junius war er auf der Fregatte Amadis von Stockholm, wo eine Regentschaft errichtet war, nach den Alands-Inseln abgesegelt und hatte lange sein Hauptquartier zu Gralsby.
In seiner Begleitung fand sich unter andern der zu St. Petersburg gewesene Schwedische Ambassadeur, General, Baron von Stedingk. Weit entfernt, bei der am 3ten März zu Stockholm erfolgten häuslichen Verhaftung des Russischen Gesandten, Herr von Alopeus, des Jüngern, das Vergeltungsrecht zu gebrauchen, bewies der Hof zu St. Petersburg, um den schönsten Contrast zu bilden, dem Schwedischen Bothschafter die größte Attention, und verschaffte ihm alle Bequemlichkeit und Erleichterung zur Abreise. Nachdem er in Schweden angekommen war, erfolgt dann auch, nach einer länger als vierteljährigen diplomatischen Arrestation, die Freilassung des Herrn von Alopeus. Er traf am Ende von Junius über Preußen wieder zu Sr. Petersburg ein. Das Unglück, das ihm seine unbegränzte patriotische Thätigkeit zugezogen, ward sein Glück. Vom Kammerjunker ward er zum würklichen Kammerherrn erhoben, erhielt den St. Annen-Orden der ersten Classe, mit einer Arrhende von 5000 Rubeln jährlicher Einkünfte.
Werfen wir jezt noch einen Blick auf die See-Operationen, die den Krieg in Finnland begleiteten. Zwar trifft dieser Blick in unserm Zeitalter des Außerordentlichen und Wundervollen, hier nicht auf Gegenstände von hervorragender, von auf immer bleibender Merkwürdigkeit. Es gab auch im Kleinen -- keine Schlachten à l'Aboukir oder à la Trafalgar, die sich mit Eroberung oder Zerstörung der Gegen-Macht endigten. Indessen focht man beiderseits mit einem Heroismus, mit einer so unerschütterlichen Standhaftigkeit, wie sie in den größten See-Bataillen nicht ausgezeichneter seyn konnten. Wie viele Zuge des außerordentlichsten Heldenmuths und andrer seltnen Eigenschaften, mag überhaupt der Finnländische Krieg geliefert haben, die aber von keinen Davids aufgenommen und durch den Strom der grössern Begebenheiten in den Abgrund der Vergessenheit fortgerissen sind.
Der Seekrieg begann für Schweden unter ungünstigen Verhältnissen und Ausspicien. Die sehr bedeutende Finnländische Scheeren-Flotte von beinahe 200 Fahrzeugen, war theils verbrannt, theils den Russen in die Hände gefallen. Diese bedienten sich nun der eignen Schwedischen Schiffe gegen die Schweden. Die zu Sweaborg vorgefundnen Scheeren-Fahrzeuge wurden so schleunig als möglich ausgerüstet, mit Landtruppen besezt und in Verbindung mit kleinen, von Cronstadt gekommnen Escadern, in 5 Abtheilungen nach den südwestlichen Küsten von Finnland gesandt. Gegen diese, besonders gegen Abo war die Absicht der Schweden gerichtet, die gegen 130 Scheeren Fahrzeuge zusammen brachten und den sogenannten Jungfern-Sund zu ihrer Hauptstation wählten. Um die Russische Ruder-Flottille zu besiegen, ehe sie in ihrer Hauptstärke vereinigt wäre, griff der Schwedische Contre-Admiral Hjelmstierna, Chef der Stockholmischen Abtheilung der Scheeren-Flotte, am 30sten Junius und 4ten Julius bei den Inseln Stor-Lander und Rundjala die zwei ersten Abtheilungen der Russischen Flottille, mit 48 Fahrzeugen aufs heftigste an; ober ohne Erfolg.
Das hartnäckigste und blutigste Treffen zwischen den beiderseitigen Flottillen, war am 1sten Aug. bei den Inseln Sando und Komito. Die Russen machten den Angriff und blieben Sieger. Die Action hatte von Morgens 3 bis Abends 8 Uhr gedauert und sich auch auf die Landtruppen auf den Inseln und an den Küsten erstreckt. Die Russen welche Sando besezten, gaben ihren Verlust auf 328 Mann und den der Schweden, auf 1200 an.
In der Folge fielen am 30sten August unweit Helsing, am 18ten September bei der Insel Palwa u. s. w. noch manche partielle Gefechte vor: aber alle ohne entscheidende denkwürdige Folgen und Resultate. Schon in der Nacht auf den 19ten August hatte die Russische Ruderflottille versucht, die Schwedische Linien-Flotte im Jungfern-Sunde in Brand zu stecken, welches ihr aber nicht glückte.
In Ganzen blieb sich zur See die Wagschaale des Kriegsglücks zwischen den Schweden und Russen ziemlich gleich. Der Trophäen waren wenige. Am 15ten Aug. nahm Admiral Chanykow beim Jungfern-Sunde 5 Transportschiffe und eine Schwedische Brigg von 20 Kanonen, nebst 368 Mann. Dagegen nahmen die Engländer am 24sten Junius einen Russis. Cutter in der Ostsee (Apith von 14 Kanonen und 64 Mann) und eroberten und vernichteten das Linienschiff Wsewolod. Die Schweden blieben Meister des Bothnischen Meerbusens. Die Russen unternahmen zur See nichts gegen Schweden; und eben so wenig waren die Schweden im Stande, See-Expeditionen gegen die Russischen Küsten zu unternehmen.
Der Russische Marine-Minister, Admiral Tschitschagow, der im vorlezten Schwedisch-Russischen Kriege gegen den Herzog von Südermannland commandirt hatte, (welcher diesmal an der Spitze der Regentschaft zu Stockholm stand) erhielt von seinem Monarchen zur Belohnung seiner Thätigkeit, das Großkreuz des Wladimir-Ordens, der General, Graf von Buxhöfden, außer andern Belohnungen, den St. Andreas-Orden und der Russische Minister der Landmacht, Graf Araktschejew, der zu Anfange des Feldzugs selbst eine Reise nach Finnland gemacht hatte, empfing die besondre Auszeichnung, daß das Rustowsche Musketier-Regiment nach seinem Namen benannt wurde.
Die Russische Generalität, die unter der Direction des Grafen Araktschejew und unter dem unmittelbaren Oberbefehl des Generals Buxhöfden, bei dem Feldzuge in Finnland commandirte und deren Namen in den Kriegsberichten vorgekommen, bestand aus folgenden Personen: 9 Generallieutenants: Die Fürsten Bagration, Gortschakow und Golizyn 5, ferner Graf Witgenstein, Kamenskji 2, Konownizyn, Rajewskoi, Baggehufwudt, Barclay de Tolly, der Ingenieur-General van Suchtelen, Ingenieur-Generalmajor Briskorn, ferner die 20 Generalmajors, Berg, Müller, Aderkas, Bulatow, Jankowitsch, Sasonow, Borosdin, Labonow, Rachmanow, Muchanow, Demidow, Knieper, Schepelew, Erickson, Uschakow, Arsseniew, Graf Orlow-Denissow, Tutschkow 1 u. 3.
Dieses Namens-Verzeichniß läßt auf die Stärke der Russischen Truppen in Finnland schließen. Von Schwedischer Seite ist dieser Nomenclatur nichts als die Namen entgegen zu stellen, die in obiger Uebersicht vorgekommen sind.
Und welches war der Erfolg des so hartnäckigen, blutigen Kampfs in Finnland? -- Daß die Sachen am Ende des Feldzugs, oder im Herbst beinahe wieder auf denselben Punct gekommen waren, wie zu der Zeit, als die Schweden im Frühling Finnland wieder zu erobern, vergebens unternahmen. Schon damals hatte man Schwedischer Seits, um Zeit zu gewinnen, und da man noch nicht voraussehen konnte, ob man wegen einer fremden Expedition gegen das südliche Schweden, völlig sicher seyn könnte, hingeworfene Anträge, zur Einstellung der Feindseligkeiten und zur Herstellung des Friedens gemacht, die aber, bei der Unzulässigkeit der Bedingungen und bei der illusorischen Tendenz, von Russischer Seite bald verworfen wurden.
Der Kampf zwischen den Durchl. Schwägern auf dem Kaiser- und Königsthrone endigte sich in Finnland einstweilen, durch (nachstehende) Waffenstillstands-Convention, für das nördliche Finnland, deren Ratification zu erwarten steht.
Dankfest für die Eroberung Finnlands.[]
[12]
Am 9. May wurde in der Hauptstadt das Dankfest für die Eroberung Finnlands und Sweaborgs gefeyert. Ganz in dem Geiste des grossen Mannes, der vor 100 Jahren den Grund zu Rußlands Macht und Grösse legte, der nach mehr als 20jährigem Kriege die schöne Ostsee-Provinzen seinem Reiche einverleibte, und die Eroberung Finnlands zur Sicherheit und Ruhe seiner neuen Residenz für wesentlich nothwendig hielt, der den grossen Vortheil erkannte, welcher seiner Marine, seinen Lieblingswerk, durch die Besitznahme der Finnländischen Häfen erwuchs, ganz in diesem Geiste kann gedachte Eroberung angesehen werden, und er sollte gewissermassen Theil an dieser Feyer nehmen. Zu diesem Ende wurden um den Granitfels, auf welchem die kolossale Statue Peters steht, (Falconett's Meisterwerk) Logen für Ihre Majestäten die Kaiserinnen, für Höchstdero Familie und Hofstaat gebaut, die mit rothem Atlas, Sammt und Gold geschmackvoll verziert waren. Des Morgens um 9 Uhr gab eine, vor dem Winterpallast aufgeführte Kanone das Signal zum Marsch der kaiserl. Garden und anderer hier befindlichen Truppen, nach den ihnen angewiesenen Standpunkten. Sie waren vom genannten Pallast, um den Isaaks- und Petersplatz ausgestellt. Nach einer halben Stunde erschien der Monarch an der Seite seines Bruders Konstantin, der gerade an diesem Tage seinen 29. Geburtstag feyerte, begleitet von der ganzen hier anwesenden Generalität und Höchstihren Adjutanten. Sie ritten die Linien herunter. Jedes Regiment begrüßte der Monarch selbst mit den Worten: "Guten Morgen, Kinder!" -- "Wir wünschen dir Gesundheit, Kaiser!" -- ertönte von tausend Stimmen. Hierauf verfügten sich Se. Majestät wieder nach dem Winterpallast, um Allerhöchstdero Gemahlin und Mutter kaiserl. Majestäten abzuholen. Gegen halb 11 Uhr erhoben sich Ihre Majestäten, und setzten sich in den bereit stehenden Paradewagen, der von 8 Pferden gezogen wurde. Der Oberpolizeymeister und der Stallmeister eröffneten den Zug. Die beyden Kaiserinnen folgten, der Kaiser, der Großfürst Konstantin nebst der ganzen Suite ritten neben und hinter dem Wagen. Hierauf folgten die beyden Großfürsten, Nikolai und Michailo, alsdann die Großfürstinnen und der übrige Hofstaat. Ihre Majestäten verfügten sich in die Isaakskirche, um dem Gottesdienst beyzuwohnen. Sie wurden von dem ehrwürdigen Metropoliten Ambrosius mit dem heil. Kreuze empfangen. Knieend verrichteten Se. Majestät der Kaiser und alle hohe Anwesende das Dankgebet. Hierauf wurde eine dreymalige Salve aus dem kleinen Gewehr und den am Ufer der Newa aufgeführten Kanonen gegeben, und von der Festung fielen 57 Kanonenschüsse. Nach geendigtem Gottesdienst verfügte sich die Allerhöchste Familie nach den obenerwähnten für Sie erbaueten Logen. Sämmtliche Regimenter, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, defilirten in voller Parade hier vorbey, und gaben, unter Senkung der Fahnen, die Honneurs ab. Nach 1 Uhr hatte die ganze Zeremonie ein Ende, und Ihre kaiserl. Majestät verfügten sich wieder nach Dero Winterpallast.
Schwedens Verhältnisse zu Rußland und England.[]
- [Dezember]
In Rußland glaubt man, daß der Friede zwischen dieser Macht und Schweden sehr nahe sei, und obgleich dieses nur noch Gerücht ist, so scheint es, nach dem was in Finnland vorgefallen, eben nicht unwahrscheinlich. Es fehlen uns freilich die Details von den dortigen Kriegsvorfällen, aber gewiß ist doch die Nachricht, daß die Schweden geschlagen worden, und der König selbst muß die Hofnung aufgegeben haben, etwas gegen die Russen ausrichten zu können, weil er nach Schweden zurückkehrte, ob er gleich in seiner Proklamation an die Finnländer sich anheischig machte, selbst an der Spitze seiner Armee zu fechten und solche nicht zu verlassen. Ist er von der Unmöglichkeit überzeugt, den Russischen Armeen Widerstand zu leisten, so kann es nicht fehlen, daß er sich bemühen wird, Frieden zu schliessen, bevor er in die Verlegenheit gesetzt wird, daß man die Friedensartikel ganz ohne sein Zuthun im Petersburger Kabinet diktire. Hierzu kömmt noch, daß seine Verhältnisse mit England nicht die besten sind, wie man selbst aus den Aeußerungen in Englischen Journalen sehr leicht abnehmen kann, in welchen der König von Schweden bedauert wird, und das scheint aus dem Munde eines Alliirten eben kein gutes Zeichen zu sein. Bei Gelegenheit des Waffenstillstandes, der in dem nördlichen Finnland zwischen Klingsporr und Suchtelen geschlossen wurde, sagte die Morningpost unter andern:
"Wenn man die Denkart des Königs von Schweden und die Festigkeit erwägt, womit er bisher einen ungleichen Kampf ausgehalten hat, so muß man glauben, daß er diesen Waffenstillstand nicht ratificiren wird, so fern er die geringste Hofnung übrig hat, mit Erfolg Widerstand leisten zu können. Seine Nordfinnländische Armee war, nach sehr glänzenden Fortschritten, genöthigt, Halt zu machen, und ihre Richtung in einer ununterbrochenen Retirade zu suchen, während die südliche Finnländische Armee ebenfalls der Uebermacht weichen und ihre Zukunft am Bord derselben Transportschiffe suchen mußte, welche sie dahin gebracht hatten. Was war unter so unglücklichen Umständen zu thun? Der König von Schweden mußte sich entweder entschliessen, ganz Finnland völlig aufzuopfern, in welchem Fall er sich gegen weitere Angriffe gesichert sah, oder er mußte auch, durch die Annahme des angebotenen Waffenstillstandes, Sorge tragen, daß ein Theil der eroberten Provinz beständig in seiner Gewalt bliebe, wodurch er sich eine ununterbrochene Kommunikation mit seinen dasigen Unterthanen sichern und einen Grund erhalten konnte, bei einem künftigen Frieden die Zurückgabe der ganzen Provinz zu stipuliren. Ob die Wahl, welche er getroffen zu haben scheint, die weiseste und politisch richtigste ist? darüber wollen wir nicht absprechen. Uebrigens muß man wünschen, daß das Resultat davon, der Ehre, dem Interesse und der Integrität der Schwedischen Monarchie nicht nachtheilig werden möge; man kann aber nicht leugnen, daß als eine Folge des Waffenstillstandes, wodurch der unterbrochene Verkehr mit der Russischen Regierung erneuert wird, der Einfluß Französischer Unterhändler und Russischer Diplomatiker erleichtert, und Gustav dadurch von dem politischen Standpunkte, auf dem er bisher stand, herabgelockt und eine totale Umwälzung seiner auswärtigen Verbindungen wird herbeigeführt werden können. Ein solches Ereigniß ist sicher nicht ohne alle Wahrscheinlichkeit, wiewohl es für den gegenwärtigen Augenblick wohl nicht passend ist, mehr davon zu sagen. Entweder muß der König von Schweden die Entscheidung des Schicksals von Finnland bis zu einem allgemeinen Frieden, oder bis zur Erneuerung seines freundschaftlichen Verhältnisses mit Rußland verschieden, um ersten Falle haftet ihm die Ehre und das öffentliche Zutrauen der Englischen Regierung dafür, daß er Bedingungen erhält, die mit der Unabhängigkeit seiner Staaten bestehen können, im letztern Falle wird jede Abtretung seine eigne Schuld sein, die Englische Regierung und Nation wird solches aufrichtig bedauern, es wird aber dem Betragen Englands oder seiner Verbindung mit demselben nicht zur Last gelegt werden können."
Diese Englischen Aeusserungen bedürften keiner weitern Erklärung, sie beweisen nur zu deutlich, daß die Verhältnisse zwischen Schweden und England eben nicht die besten sein können.
Auszug eines Schreibens aus Gothenburg.[]
- [Dezember]
Wenn auch der Friede noch nicht erfolgt ist, so ist doch wenigstens von allen Seiten die Waffenruhe eingetreten. An der Grenze von Norwegen haben unsre Truppen mit den Dänischen einen Waffenstillstand geschlossen, und wenn man auch von Dänischer Seite sich vorbehalten hat, solchen zwei Tage vorher nach Willkühr aufzukündigen, so ist doch nicht zu befürchten, daß solches geschehen werde, da auch die Norweger Ruhe nöthig haben, und beide Theile wohl einsehen, daß die öftern Ueberfälle bald von dieser bald von jener Seite, in der Hauptsache zu nichts fruchten. In Finnland ist ebenfalls der Krieg vor der Hand und wahrscheinlich bis zum Friedensschluß beendigt. Nach vielen Gefechten, welche für die Schweden durchaus nicht glücklich ausfielen, sahen sie sich genöthigt auch die Ueberreste von Finnland, Brahestadt und Uleaborg von den Russen in Besitz nehmen zu lassen, und so befindet sich also gegenwärtig ganz Finnland in Russischen Händen. Wegen Räumung dieser letzten Orte war eine Militär-Konvention geschlossen worden, und unsre Truppen haben sich auf allen Punkten zurückgezogen. Man hatte ihnen eine Frist von 10 Tagen eingeräumt, während dieser Zeit konnten sie ruhig zurückmarschiren, was sie aber nicht im Stande waren mitzunehmen, mußten sie als Kriegsbeute zurücklassen. Schon aus diesem Punkt sieht man nur zu deutlich, wie sehr unsre brave Armee theils durch Krankheit theils durch andre kriegerische Vorfälle in diesem Feldzuge gelitten habe, weil man ausserdem sich dergleichen Vorschriften nicht hätte gefallen lassen. Der letzte Versuch den der König gemacht, noch mehrere Truppen nach Finnland überzuschiffen, war durch den Sturm gänzlich mißlungen, und daher kam es, daß man genöthigt war eine dergleichen Konvention einzugehen, und ganz Finnland den Russischen Siegern zu überlassen.
Zeitungsnachrichten.[]
1808.[]
Politische Notizen. [15] [Februar.]
Die Schweden hoffen sich gegen die Russen zu vertheidigen, wenigstens machen sie dazu alle nöthigen Anstalten. Die Truppen werden eiligst auf Schlitten nach Finnland transportirt, und so können wir also der Nachricht von Eröfnung des Kriegstheaters entgegen sehen. Wie dieser Feldzug ablaufen werde, ist nicht schwer zu begreifen. Es wird, wenn Schweden nicht schnell genug nachgiebt, ganz ohnfehlbar damit enden, daß der König dem Beispiele des Portugiesischen Regenten folgen muß, und sich genöthigt sieht auf einer seiner auswärtigen Besitzungen, seine Residenz aufzuschlagen.
Schweden. [16]
Ein Privatschreiben aus Stockholm vom 16. Febr. sagt: Unsere Truppen, die nach Finnland beordert wurden, sind genöthigt, den weiten Weg über Tornea und durch Lappland zu nehmen. Sie haben sich in 2 Kolonnen getheilt. Die Kälte ist jetzt 15 Grad Reaumur. Zur Vertheidigung unserer Gränzen ist die Schwedische Armee nunmehr in verschiedene Divisionen getheilt worden. Die im Süden steht unter Befehl des Feldmarschalls Baron von Toll; die im Westen, nach Norwegen zu, unter Kommando des Generals Baron von Vegesack; und die im Norden unter Befehl des Hrn. von Bergensträle. Dann haben wir noch eine starke Reserve-Division, die bestimmt ist, sich dahin zu begeben, wo es die Umstände erfordern. Ihr Chef ist noch nicht ernannt. Der König ist am Sonnabend nach Gripsholm gereiset, wo aber sein Aufenthalt nicht lange dauern dürfte; es heißt, daß sich Se. Majestät nach Schonen begeben. Von einer Russischen Russischen Kriegserklärung, und von einem wirklichen Einmarsche Russischer Truppen in unser Finnland ist hier bis jetzt nichts bekannt.
Schweden. [17]
Am 22. Febr. Abends kam der König von Gripsholm wieder nach Stockholm zurück. Die letzten Nachrichten aus Finnland reichten bis zum 16. Febr., an welchem Tage an der dortigen Gränze noch vollkommene Ruhe herrschte. -- Glaubwürdigen Verzeichnissen zufolge besteht die Schwedische Armee jetzt aus 44,800 Mann. Hievon stehen in Finnland unter dem General en Chef Klingspor 17,000 Mann. In Schonen unter dem General Toll 8800. In der Gegend von Gothenburg unter dem Generaladjutanten Vegesack 8000, und in den Provinzen jenseits Stockholm 2700 Mann, Eine Reserve von 5300 Mann wird hinter der Motala in Ostgothland aufgestellt, eine zweyte Reserve soll sich hingegen in den nordwestlichen Provinzen, 3000 Mann stark, zusammenziehen. Bey dem Korps in Schonen befindet sich das im verwichenen Jahre von dem Duc de Pienne errichtete (jetzt aber nur 140 Mann starke) Regiment.
Rußland. [18]
Gestern hat der Schwedische Ambassadeur, Baron Stedingk, die Pässe zu seiner Abreise gefordert. Die Russischen Truppen haben bereits die Stadt Lowisa in Schwedisch-Finnland besetzt. Das Hauptquartier der vom Grafen Buxhövden kommandirten Russischen Armee ist zu Friedrichsham.
Schweden. [19]
Stockholm, vom 4. März. In unsere Zeitungen ist folgende Nachricht aus Helsingfors vom 8. Februar eingerückt: "Auf erhaltene Nachricht, daß Russische Truppen in starker Zahl an unserer Gränze von Russisch-Finnland versammelt wären, sind durch den Generallieutenant von Clercker, welcher während der Abwesenheit des Generals en Chef, Grafen von Klingsporr, den hiesigen Oberbefehl führt, Ordres an die gesammte Finnische Armee gegeben, sogleich aufzubrechen, und sich auf verschiedenen Punkten zu versammeln. Die Festungen sind in Eile mit verstärkten Garnisonen, Lebensmitteln und übrigen Kriegsbedürfnissen versehen worden, und im Allgemeinen die kräftigsten Maßregeln genommen, um die Provinz in Vertheidigungsstand zu setzen." -- Die gestrige hiesige Postzeitung meldet Folgendes: "Durch die Telegraphen ist die Nachricht aus Finnland am 29. Februar Abends, zu Grislehamm eingelaufen, daß die Russischen Truppen wirklich in Schwedisch-Finnland bey Abborfors eingerückt, und bis nach Lowisa vorgedrungen sind."
Schreiben aus Schweden vom 5. März. Nach den an Se. Schwedische Majestät von dem Generallieutenant, Klingsporr, eingegangenen Berichten sich die Russischen Truppen am 21. Februar an drey Orten, bey Abbofors, Kieltig und Anjala, über die Finnische Gränze gegangen, und nach einigen kleinen Vorpostengefechten, wobey unter andern das Battaillon Nylland 2 Todte und einige Verwundete hatte, nach Pernaa vorgerückt.
Schreiben aus Stockholm vom 8. März. Wir haben hier keine neuere Nachrichten aus Finnland. Aus den bekannt gewordenen offiziellen Berichten sehen wir, daß das Hauptquartier unserer Armee am 29. v. M. zu Tawastehuus war. Es heißt, daß die in Abo befindliche Abtheilung unserer Scheerenflotte bey Annäherung der Russen verbrannt sey. Es scheint nicht, daß unsere Regierung gesonnen sey, Verstärkungen nach Finnland zu senden. Unsere Hauptarmee zieht sich gegen Schonen und Norwegen hin. Generallieutenant Armfelt hat das Kommando einer Reserve-Armee erhalten, welche sich etwa 10,000 Mann stark, bey Derebro zusammenzieht. Generalmajor Tibell ist zum Generaladjutanten für die ganze Armee ernannt. Der König wird heute von Grypsholm hieselbst erwartet.Deutschland. [20]
Hamburg vom 14. März. Durch ausserordentliche Gelegenheit hat man Nachrichten aus Stockholm von 5. dieses. Die Russen sind am 22. Februar in Schwedisch-Finnland eingerückt, bey wenigem Widerstande schnell vorgedrungen, und waren schon nahe bey Abo. Der König von Schweden hat auf die Nachricht des wirklichen Ausbruchs der Feindseligkeiten, den Russischen Gesandten Herrn v. Alopäus den Jüngern, durch einen seiner Adjutanten arretiren, und die Gesandtschafts-Archive versiegeln lassen. Er wird in seinem Hause bewacht, wo nur seinem Arzt der Zutritt verstattet ist.
Dänemark. [21]
Wir haben die Nachricht erhalten, daß die Schwedische Flotte, 17 Segel stark, aus Carlscrona ausgelaufen ist; sie steuerte südwärts.
Ueber die Fortschritte der Russen in Finnland hatte man in Stockholm keine bestimmte Nachricht. Man weiß indessen, daß die Schwedischen Truppen ihren Rückweg gegen Norden fortsetzen.
Politische Notizen. [22] [Mai.]
An Friedens-Nachrichten ist ebenfalls kein Mangel, besonders aus Norden, denn Rußland und Schweden soll Waffenstillstand geschlossen haben, und man glaubt, daß der Friede sehr bestimmt nachfolgen werde. Diese Leipziger Nachricht ist sehr verdächtig, weil man solche in Niedersachsen weit früher hätte haben können. Im künftigen Stück eine ausführliche Beurtheilung dieses Friedensgerüchtes.
Dänemark. [23]
In der für die Schweden nachtheiligen Schlacht bey Tornea soll der königl. Adjutant Leyorhielm gefallen seyn. Nach andern hatte dieses Treffen bey Uleaborg Statt, wo die retirirenden Schweden von den nacheilenden Russen eingeholt wurden.
Dänemark. [24]
Nach Aussage eines reisenden Kaufmanns ist der Baron Toll mit einem Korps von 12,000 Mann nach der Gegend von Stockholm marschirt, um einen möglichen Russischen Anfall von dieser Seite abzuwehren.
Politische Notizen. [25] [April.]
Der Kaiser von Rußland hat unterm 16ten März erklärt, daß in Folge der Arretirung des Russischen Gesandten zu Stockholm, Schwedisch-Finnland von nun an als eroberte Provinz anzusehen, und auf immer mit dem Russischen Reiche vereinigt seyn solle.
Politische Notizen. [26] [Juli.]
Man hat zwar aus Kopenhagen Nachricht, daß Russische Truppen bei Stockholm gelandet sind, er wird aber solche und mit Recht bezweifelt.
Schweden. [27]
Niederelbe den 2. July. Man erhält nur sehr sparsam Nachrichten über die Lage der Dinge in Finnland. Als General Klingspor mit seinem Häuflein Schweden durch die Russischen Korps unter Bagration und Tuschkow zu Anfang Aprils zu sehr gedrängt wurde, und fürchtete, ganz umringt zu werden, verlangte er zu kapituliren, aber unter so sonderbaren Bedingungen, daß man leicht einsah, er wolle dadurch nur Zeit gewinnen. Er verlangte nehmlich freye Ueberfahrt über den Bothnischen Meerbusen nach Schweden, und zwar, daß weder er, noch seine Truppen als Kriegsgefangene betrachtet werden sollten; er verlangte ferner, daß alle seit der Eröffnung des Feldzuges gefangenen Schweden herausgegeben werden sollten. Dagegen versprach er, Schweden würde während dieses Krieges keinen Angriff auf Finnland machen, wofern Rußland sich verpflichtete, diese grosse Provinz beym Frieden wieder herauszugeben. Der Obergeneral Buxhövden verwarf diese Vorschläge, und General Klingspor zog sich fechtend nach dem Pyhajocki zurück, auf dessen rechtem Ufer er sich vorläufig aufstellte. Ihm gegenüber steht zur Beobachtung General Tuschkow mit einem Korps Russen. Alle Truppen aber, die unter Bagration standen, kehrten nach dem Süden zurück, und besetzten die Küsten des Bothnischen Meerbusen von Wasa an bis nach Abo. Zwischen dieser letztern Stadt und Tawasthues nahm das Armeekorps des Mittelpunkts Kantonnirung, während Kamenskoy Swaeborg und die anderen Häfen Finnlands besetzte. Bey und um Uleaborg wurde ziemlich heftig gestritten. Nun sammelten sich alle Russischen Korps in Südfinnland, und verstärkten sich durch die Division des Generals Barkley-de-Tolly und noch einige andere Truppen. Diese Truppen läßt nun das Gerücht, das von Kopenhagen aus in Umlauf kam, über den Bothnischen Meerbusen setzen, und links und rechts von Stockholm landen. Zwar haben die Schweden nur noch eine kleine Abtheilung ihrer Scheerenflotte in diesem Meerbusen aufgestellt, die der Russischen in den Südfinnländischen Häfen aufgestellten Flottille die Wage nicht wird halten können, auch sind einige Inseln, welche die Ueberfahrt der Russen erleichtern, im Besitze derselben. Allein in Upland ist eine Landung mit vielen Schwierigkeiten verbunden; auch sollen daselbst die vorzüglichsten Truppen zur Deckung der Küsten aufgestellt seyn. Wenn die Landung also wirklich erfolgte, was aber noch ganz unverbürgt ist, so geschah sie vielleicht in Südermannland, in welcher Provinz schon im Jahre 1719 den 18. Jul. die Russen, 36,000 Mann stark, an unterschiedlichen Orten landeten, am 19. August aber wieder bey dem Anmarsch der Schweden sich zurückziehen mußten.
Miszellen. [28]Von der Niederelbe den 24. Jul. Aus Finnland hört man schlechterdings nichts sicheres. So wollen jetzt einige wissen, die Besetzung Abo's durch die Schweden hätte seine Richtigkeit, es wäre vorher eine entscheidende Schlacht vorgefallen, und die Schwedischen Vorposten streiften schon tiefer in Südfinnland. Andere behaupten dagegen gerade das Gegentheil; auch der zweyte Angriff der Schweden auf Abo wäre fehlgeschlagen, und sie seyen wieder in See gestochen. Der größte Theil der Englischen Flotte soll wirklich die nördlichen Gewässer verlassen haben, um in die Gewässer von Spanien zu segeln. Die zurückgebliebenen Schiffe haben wahrscheinlich bloß die Bestimmung, die Küsten von Schweden zu bewachen. Von Friedenseröffnungen zwischen Schweden und Rußland spricht man gleichfalls.
Dänemark. [29]Kopenhagen vom 23. July. In Betreff der neuesten Kriegsereignisse in Finnland will man hier wissen, daß der General Buxhövden die Armee des Generals Klingspor von allen Seiten überflügelt, und 12,000 Mann zu Gefangenen gemacht habe, wovon die Bestätigung zu erwarten.
Dänemark. [30]Koppenhagen den 27. August. Man glaubt, daß die von Kronstadt angesegelte Russische Flotte auch die Insel Gothland wieder einnehmen werde. Man ist begierig zu erfahren, ob nicht die kürzlich nach der Ostsee gegangene Konvoy, bey der sich Admiral Saumares auf dem Dreydecker Viktory befand, auf die Russische Flotte stossen werde. Der Kontre-Admiral Sir Samuel Hood befand sich bey der am 23. von Fühnen nordwärts segelnden Flotte.
Politische Notizen. [31] [November]
In Kopenhagen hat man zwar Nachricht, daß die Schwedische Armee in Finnland total geschlagen worden, es wird solches doch nur in Privatbriefen gemeldet und noch fehlen officielle Berichte.
Politische Notizen. [32] [Dezember]
Wie es heißt, so hat sich Kaiser Alexander zum Frieden mit dem Könige von Schweden bereit erklärt, wenn dieser auch mit Napoleon in freundschaftliche Verhältnisse treten wolle.
Quellen.[]
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
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- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
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- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 49. Sonnabend, den 18. Juny 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 23. Sonnabend, den 19. März 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 24. Mittwoch, den 23. März 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 26. Mittwoch, den 30. März 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 26. Mittwoch, den 30. März 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 26. Mittwoch, den 30. März 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 31. Sonnabend, den 16. April 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 44. Mittwoch, den 1. Juny 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 47. Sonnabend, den 11. Juny 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 57. Sonnabend, den 16. July 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 64. Mittwoch, den 10. August 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 65. Sonnabend, den 13. August 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 75. Sonnabend, den 17. September 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.