Proklamation.[]
Se. Majestät, der Kaiser von Rußland, haben auf das Ansuchen von mehreren jungen Leuten des Adels und Bürgerstandes, in der zu errichtenden deutschen Legion dienen zu dürfen, Allergnädigst zu bestimmen geruh , daß Allerhöchstdieselben den Eintritt in die Dienste der deutschen Legion allen denjenigen des Adels und Bürgerstandes der Gouvernements von Kurland, Liefland und Ehstland, die sich noch in keinen andern Dienstverhältnissen befinden, jedoch nur für die Dauer des Krieges, Allergnädigst gestatten.
Die Dienstsuchenden haben ihre Wünsche dieserhalb deutlich und kurz, vermöge Eines Schreibens an Se. Kaiserliche Hoheit, den Prinzen Georg von Holstein-Oldenburg, gelangen zu lassen, und ihre Anstellung nach Maßgabe ihrer Kenntnisse und Brauchbarkeit zu erwarten.
Diese mur durch Se. Kaiserliche Hoheit bekannt gemachte Allerhöchste Willensmeinung Sr. Majestät, des Kaisers, verfehle ich nicht, hierdurch zur weitern Kenntniß zu bringen. Mitau, den 6ten July 1812.
Unterschrieben:
- Freyherr von der Goltz,
- Kaiserl. russischer Major von der Armee.
Russisch-Deutsche Legion.[]
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Russisch-Deutsche Legion. Der Plan zu einer solchen Unternehmung ward schon im J. 1805 von dem hannöverschen Obristlieutenant Arentschild dem Kaiser Alexander vorgelegt und von ihm genehmigt, kam aber damals nicht zur Ausführung. Archenschild trat nachher in Oldenburgische Dienste, und folgte seinem neuen Landesherrn, als dieser von Bonaparte vertrieben ward, im J. 1811 nach Rußland, wo bei dem bevorstehenden Kriege mit Frankreich jener Plan zu einer Legion wieder aufgenommen, und die Realisirung einer besondern Commission übertragen ward. Viele vorzügliche preußische Offiziere, als Gr. Charot und Dohna, von Golz, von Stülpnagel, von Natzmer, Tiedemann, Monhaupt (welcher nachher die Artillerie organisirte), verließen im J. 1812 ihr Vaterland und traten in die Legion ein, welche zuerst in Reval, dann in Borgo, in Finnland, organisirt ward, ohne daß die bekannte Proclamation an die Deutschen bei Bonaparte's Armee ihr starken Zufluß von Ueberläufern verschafft hätte. Diese fanden sich jedoch ein, und wurden durch gefangene, die freiwillig Dienste nahmen, verstärkt, als der Feldzug eine unglückliche Wendung für die Franzosen nahm. Von Borgo nach Petersburg, dann nach Reval, später nach Königsberg verlegt, marschirte sie Anfangs Juni 1813, 4 Bataillons, 1 Compagnie Schützen, 2 Cavallerie-Regimenter und 2 reitende Batterien stark, an die Nieder-Elbe, wo sie unter den Befehl des Gen. Walmoden trat, und während des Waffenstillstandes durch ein von Königsberg nachgesendetes, zwei neuerrichtete Bataillons und eine neuformirte Fußbatterie verstärkt wurde. Sie hat darauf an den Gefechten bei Vellahn, an der Görde, an der Stecknitz und bei Gerstädt rühmlichen Antheil genommen, und rückte dann in Frühling 1814 in die Niederlande, wo sie Ende März zur Deckung von Brüssel gegen Maison berufen ward. Nach dem Pariser Frieden ward sie in preußischen Dienst überwiesen; bei der neuen Formation im J. 1815 blieb den Officieren frei gestellt, ob sie in der preußischen Armee fortdienen wollten. Die große Mehrzahl davon blieb, von den Mannschaften wurden alle Ausländer im Dienst behalten. Aus der Infanterie ward das 30ste und 31ste Infanterie-Regiment, aus der Cavallerie das 8te Uhlanen-Regiment formirt, und durch Mannschaften aus den Rheinprovinzen ergänzt. Sie standen nebst der neuformirten Artillerie in dem Feldzuge dieses Jahres bei dem preußischen 3ten Armee Corps, und haben bei Ligny und Wavre ihre Tapferkeit aufs neue bewährt.