Die Ruhr.[]
Wenn eine scharfe Materie die Gedärme so stark reizt, daß dadurch Krämpfe in denselben und ein widernatürlicher Zufluß des Bluts bewirkt werden, so entsteht die Ruhr. Sie ist jederzeit mit Fieber verbunden und ansteckend, und äußert sich durch heftiges Schneiden im Leibe, durch Stuhlzwang und öftere schleimige oder blutige Stühle. Der eigentliche Auswurf geht gemeiniglich nicht mit dem Stuhl ab, sondern wird zurückgehalten. Das, was abgeht, ist bloßer Schleim (oft mit Blut vermischt), oder gallige, oder eiterartige und talgartige Materie. Mit diesen Zufällen verbinden sich gewöhnlich noch: Mangel an Eßlust, Uebelkeit, Erbrechen, Harnstrenge oder Harnverhaltung und Blutharnen. Nebst der Ansteckung, welche vornämlich durch die Ausdünstung des Auswurfs der Kranken geschieht, sind die Ursachen der Ruhr alle von der Art, daß sie eine Verderbniß oder fehlerhafte Absonderung der im Darmkanal befindlichen Materien bewirken. Dahin gehören: gehemmte Ausdünstung (also Verkältung, die am leichtesten in kühlen Nächten im Sommer und Herbst zugezogen wird), scharfe Gifte, der Genuß unreifer Früchte und verdorbner Getränke, überhaupt alles, was gallig und faule Fieber veranlassen pflegt. Die Diät wird auch bei dieser Krankheit eben so eingerichtet, wie bei galligen und faulen Fiebern. Reifes Obst, sowohl frisch, als getrocknet und gekocht, ist den Kranken sehr dienlich. Plötzliche Hemmung des Stuhlgangs kann tödtlich werden.
Quellen und Literatur.[]
- Allgemeines Lehrbuch für Bürgerschulen. Herausgegeben von C. P. Funke, Inspektor des fürstlichen Schullehrer-Seminariums zu Dessau. Berlin, in der Vossischen Buchhandlung. 1796.