Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Rom, den 2ten Januar. [1]
Die mit der Vollziehung des kaiserl. Dekrets vom 17ten July beauftragte Kommission, die Verschönerungen und die Nachgrabungen in der Stadt Rom betreffend, läßt die Arbeiten mit der größten Thätigkeit fortsetzen. Die wohlthätigen Absichten Sr. Majestät, Rom zu verschönern, verbannen auch zugleich den Müssigggang und unterstützen die Armuth.
Der Platz del Popolo wird nächstens von dem Kloster und den Häusern befreyt seyn, welche diesen schönen Eintritt in die Stadt verunstalteten. Ein öffentlicher Spaziergang, genannt der Garten des großen Cäsars, wird dort angelegt.
Das Forum Romanum eignet sich täglich mehr, den Garten des Kapitoliums zu verschönern, der das Kolisäum, den Palatinischen Berg, den Cirkus Maximus, die Tempel der Vestia und der Fortuna Virilis, sodann den Bogen des Janus in sich begreifen wird. Der Tempel der Eintracht am Fuße des Kapitoliums steht bereits ganz frey da; der Senat ließ ihn nach einer Feuerbrunst erbauen, wie dies die Inschrift an der Façade beweiset.
Die kostbaren Ueberreste des Jupiter Tonnans, den August zur Erfüllung eines Gelübdes bauen ließ, das er im Kantabrischen Kriege that, wo ein Blitzstrahl ihn verschonte, stehen jetzt in ihrer ganzen Größe da, und die Erdhaufen, die sie versteckten, sind entfernt worden.
Der Tempel des Antonius und der Faustina auf der Via sacra ist bis auf das alte Pflaster aufgegraben. Der Tempel des Friedens, unter dem Vespasian erbaut, ist gleichfalls bis zum alten Pflaster gereinigt. Die Gänge des Kolisäums sind völlig von dem darin aufgehäuften Schutt befreyet.
Der nette runde Tempel der Vesta oder der Sonne auf dem linken Ufer der Tiber ist von den neuen Gebäuden, welche 20 kannelirte Säulen von weissem Marmor korinthischer Ordnung versteckten, befreyt.
Täglich gräbt man in den schönen Resten der Bäder des Titus nach; man hat daselbst sehr schöne Gemälde gefunden.
Auch hat man angefangen, die 2 Klöster zum heil. Geist und St. Euphemia, so wie die daran stoßenden Häuser abzutragen.
Zwey tausend Menschen sind täglich beschäftigt, diese Arbeiten auszuführen; auch trifft man Anstalten, die Häuser dem Valikanischen Platz gegenüber abzutragen.
Wir werden ferner Nachrichten über den Fortgang dieser Arbeiten, das Nachgraben nach Alterthümern, als die Verschönerungen von Rom betreffend, die durch die Großmuth des Monarchen angeordnet worden, liefern.
Rom, den 22sten März.Diesen Morgen um 3 Uhr verspürte man zu Rom ein Erdbeben, vielleicht das stärkste, was seit langer Zeit in diesen Gegenden gewesen; es dauerte mit gleicher Stärke 25 Sekunden lang, und war von einem donnerähnlichen Getöse begleitet.
Im Ganzen genommen haben alle Fabriken mehr oder weniger gelitten. Einige Karnießblöcke des Kolisäums sind umgestürzt. Die kleine Leiter der Kuppel, Gläser und Mosaiken der St. Peterskirche sind beschädigt. In dem Quartier der Engelsburg starb eine Frau vor Schreck. Ein Landhaus, welches ausserhalb dem St. Paulsthore einstürzte, hat einen Familienvater und zwey Kinder unter seinen Trümmern begraben.
Quellen.[]
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 27. Mittewoch, den 31. Januar 1812.
Literatur.[]
- Sitten und Kulturgemälde von Rom. Mit dem Bildnisse des Kardinals Ruffo und neun andern Kupfern. Gotha, bey J. Perthes 1802.