Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Roger Ducos.[]

[1]
Hätten die Uebel, welche eine schlechte Verwaltung verursacht hatte, verbessert werden können, wäre es möglich gewesen, die Menge erbitterter, oder von unbezwinglichen Vorurtheilen, eingenommener Geister mit dieser Regierungsform zu versöhnen, hätte man mit einem Worte die gute Meinung des Publikum's wieder zu gewinnen gewußt, so hätte Roger Ducos ohne Zweifel durch die Reinheit seiner Gesinnungen, und durch die seltne Vereinigung der Tugenden, die einen Magistrat bilden, seinen ehrenvollen Beruf erfüllt. Allein als er zum Direktorial gelangte, stürzte das Gebäude, welches er zu erhalten bestimmt war, von allen Seiten zusammen, und nach langen Bemühungen für das Gute, blieb ihm nichts übrig, als das traurige Gefühl seiner zu wenigen Macht. Mit jedem Tage häufften sich die Uebel an, welche den Sturz dieser Regierungsform unvermeidlich machten.

Roger Ducos wurde am 27. Julius 1747 zu Dar geboren. Er stammt aus einer alten plebeijschen Familie. Er zeichnete sich in seinem Vaterlande als geschickter Advokat aus, als die Generalstaaten zusammenberufen wurden. Der öffentlichen Achtung, der er genoß, verdankte er es, daß man ihm zum Wahlherrn und zum Redakteur einer der Schriften des dritten Standes ernannte. Nachdem er in seiner Geburtsstadt verschiedene Aemter verwaltet hatte, ernannte ihn die Wahlversammlung seines Departements zum Criminalpräsidenten. Er zeigte bei dieser Stelle tiefe Einsichten und unbestechliche Rechtschaffenheit. Er lies über die Einsetzung der Geschwornen eine Instruktion drucken, welche die Ausübung ihres Amtes bei seinem Tribunale erleichterte.

Sein Verhalten beim Nationalkonvent war das eines scharfsinnigen Beobachters der Begebenheiten und der Partheien; ohne einen Augenblick aufzuhören, feurig und nützlich zu wirken, hütete er sich vor jenem unglücklichen Enthusiasmus, der seinem Vaterlande so viel Unheil gebracht hatte. Er ist von der kleinen Anzahl derer, die stets nur friedliche und tröstende Bothschaften zu bringen hatten. Eine dieser war die Austheilung einer Summe von 2 Millionen für die geplünderten und abgebrannten Bürger des Departement de l'aisne. Eine zweite war die Direktion der Errichtung einer Marmorsäule zu Landrecies, zum Andenken der großmüthigen Treue, mit welcher die Bewohner dieser Stadt die feindliche Belagerung ausgehaltrn hatten. Im 4ten Jahre d. R. wurde Roger Ducos wieder zum Rath der Alten erwählt. Wie kühn in Meinungen und ruhig im Gewissen er sich von seinen Kollegen trennte, beweist die Rede, welche er hielt, als er am 22. Floreal im 6ten J. d. R. das Amt eines Gesezgebers abtrat. Bis zum 7ten J. d. R. versah er von da an das Amt eines Criminalpräsidenten, nachher begab er sich in eine ruhige Einsamkeit, wo er im Schoos seiner Familie die Freuden eines friedlichen Lebens zu geniessen anfieng, als er wieder zum Direktorium berufen wurde. Wie groß mußte sein Erstaunen seyn, als er sich den Gegenstand einer Wahl sah, die er weder erbeten, noch gewünscht hatte, da er von dem grossen Sammelplatz der politischen Begebenheiten über 100 Meilen weit entfernt war. Als eine gänzliche Veränderung der Gestalt der Dinge die Revolution des 18. Brumaire herbeiführte, wurde er zum Consul ernannt; und da eine Revision der Konstitution erforderlich war, stand er der berühmten Versammlung, welche sie im 8ten Jahre d. R. redigirte, vor. Nachher wurde er zu einer Stelle im Senat berufen, und dessen zweiter Präsident.


Roger-Ducos.[]

[2]

Musée Carnavalet Paris

Roger-Ducos, Senator und Graf, war Deputirter bey dem Konvent und votirte Ludwigs XVI. Tod, ward Mitglied des Raths der Alten, und präsidirte namentlich denselben am 18. Fruktidor, wo er sich mit der Minderheit in der medizinischen Schule versammelte und die Deportation eines Theils seiner Mitglieder dekretirte, ward sodann Friedensrichter seines Departements von Landes, bis er in der Sitzung vom 19. Juny 1799 zum Direktor ernannt wurde. Er bekleidete diese Stelle, jedoch ohne scheinbaren Einfluß, bis zum 18. Brümaire. Im Augenblicke dieser letzten Revolution trat Roger in den Saal des Direktoriums, wo er Barras, Gohier und Moulin versammelt fand, und verlangte zu wissen, ob die Gerüchte, welche sich verbreiteten, gegründet wären; und da er erfuhr, daß seine Kollegen keine gewisse Nachrichten hatten, versprach er, deren einzuhohlen, begab sich alsobald in den Saal der Inspektoren vom Rathe der Alten, wo er Sieyes traf und nachdem der General Bonaparte auch zu ihnen kam, den Titel des dritten Konsuls erhielt. Nachdem die Konsularkonstitution in Gang gebracht war, trat er in den Erhaltungssenat und wurde nach Sieyes der zweyte Präsident desselben. 1804 erhielt er die Senatorie von Orleans und den Titel eines Großoffiziers der Ehrenlegion. Den 1. Februar 1806 wurde er Mitglied der Verwaltungskommission vom Senat.


Roger Ducos..[]

[3]
Ducos (Roger), nach der Verfassung vom 18. Brumaire (9. Nov. 1799) mit Bonaparte und Sieyes provisorischer Consul von Frankreich; durch die neue Constitution desselben Jahres Senator.

Vermöge des Amnestiegesetzes mußte er, als Königsmörder, Frankreich verlassen. Im April 1815 wurde er auf der Reise, unweit Ulm, umgeworfen, wobei er das Leben verlor.


Quellen.[]

  1. Französische Miscellen Erster Band. Tübingen in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1803.
  2. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  3. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
Advertisement