Rüremonde.[]
[1]
Rüremonde, Roermonde, schöne und etwas befestigte Stadt mit 3,788 Einwohn. an der Maas, wo sich der Fluß Roer mit derselben vereinigt, im Herzogthum Obergeldern, seit dem badischen Frieden 1714 dem Hause Oesterreich gehörig; jezt aber im Französ. Departem. der Meise Inferieure; der Hauptort eines Arrondissements, zu welchem die 7 Cantons gehören: Rüremonde, Achel, Bree, Maseyk, Nedereruthen, Venloo und Weert. Es ist die Vaterstadt des berühmten Geographen Gerhard Mercator.
Festung.[]
[2]
Roermonde (Rurmonde) am R. U. der Maas und der Roer-Md., im südlichen Geldern. 8000 E.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Frankfurt, vom 7 Merz. [3]
Se. Durchl. der Herzog Friedrich v. Brauschweig-Oels haben am 3ten d. ebenfalls die starken Verschanzungen der Franzosen vor Rüremond angegriffen und erobert, wobey 3 Kanonen erbeutet, und viele zu Gefangenen gemacht worden sind. Die Preussen verlohren den braven Obrist v. Nievenheim vom Regiment Kunitzky, und einige Officiers wurden verwundet. Die Franzosen liessen viele Leute auf dem Plaze, deren Anzahl man noch nicht angeben kann.
Ruremond, vom 13. Merz. [4]
Hier haben sie die wahre Geschichte von der Einnahme unserer Stadt. Die Preussen, die zu Kaldenkirchen, Kempen und den umliegenden Gegenden lagen, sollten die französischen Vorposten zu Brüggen und Krüchten am 3ten dieses aufheben, und sodann auf Swalmen und Ruremond andringen, während daß den die K. K. Armee, die unter Anführung der Generals la Tour und von Wenkheim in zwo Kolonnen, eine diesseits und die andere jenseits der Roer anrückte, dem Feinde die Flucht verwehrte und denselben im Rücken und in den Flanken anfiel. Weil nun aber die Franzosen Nachts vorher Brüggen und Krüchten verlassen hatten, so rückten die Preussen nebst 400. Uhlanen in 2. Kolonnen auf Swalmen. Der Hr. Major von Nievenheim sollte dem Feinde in die Flancken fallen und demnach von dem General von Knobelsdorf unterstüzt werden; allein, der allzu grosse Eifer unserer braven Uhlanen und des Herrn von Nievenheim verachtete jede Gefahr, um sich an ihrem Feinde rächen zu können. Mit einem Heldenmuthe, der unbeschreiblich ist, bestürmten sie die Batterien der Franzosen und vertrieben selbige bis eine kleine Viertelstunde von der Stadt. Der beyderseitige Verlust mag sich auf 150. Mann belaufen. Die Preussen zählen unter ihren Todten den wackern Major von Nievenheim.
Der 4te dieses war der merkwürdige Tag, der uns von unsern Landesverheerern befreyen sollte. Um 10 Uhr Morgens sah man die K. K. Truppen jenseits der Roer anrücken. Die Franzosen giengen ihnen mit ihren Kanonen entgegen, und um 11 Uhr fieng die Kanonade, die eine der heftigsten war, bey Merem, eine halbe Stunde von der Stadt, an. Sie dauerte bis halb 5 Uhr, worauf einige Abfeuerungen aus dem kleinen Gewehre geschahen. Die Freyheitsschwärmer erfuhren hier zuerst die Folgen ihres Freyheitssystems. Sie mußten den Hasenpfad einlaufen, und fiengen nun gleich an, über die Maas zu sezen. Dies dauerte bis Morgens um 5 Uhr. Um 6 Uhr schossen sie noch unsere fliegende Brücke in den Grund, als sie von dieser Seite von einigen unserer Tyroler Jäger, die sich zuerst mit kleinen Fahrzeugen über die Roer hieher bringen liessen, beantwortet wurden. Wer nun von den Franzosen laufen konnte, der lief über Hals und Kopf und so machten sie in einem Athem am nemlichen Tage 13 Stunden.
Um 8 Uhr traten unsere Erlöser, unter Anführung des Herrn von Woestenradt, Major von Grünlaudon, unter lautem Jubelgeschrey der Einwohner und dem Geläute aller Glocken, in unsere Stadt; der verderbliche Freiheitsbaum wurde übern Haufen geworfen und die rothe Kappe zu tausend Stücken zerrissen. Ein jeder beeiferte sich, sein Bestes daran zu thun. Um 9 Uhr kamen die Herren Generals la Tour und Wenkheim mit dem herrlichen Regimente Royal-Allemand, Würtemberg, Grünlaudon, Tyroler-Scharfschüzen, und andere mehr herein, welche auch gleich alle über die Maas dem Feinde nachsezten.
Gestern wurde unser hiesige Herr Fiskal von Stuers, der von hier geflüchtet war, durch 4 bis 500 Bürger unter dem fröhlichsten Zurufen hier eingeholt.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
- ↑ Lehrbuch der Militär-Geographie von Europa, eine Grundlage bei dem Unterricht in deutschen Kriegsschulen, von A. G. Hahnzog, Divisionsprediger und Lehrer an der Kriegsschule in Magdeburg. Magdeburg, bei Ferdinand Rubach 1820.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 13. Merz, 1793. Num. 21.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 23. Merz, 1793. Num. 24.