Lord Hobart.[]
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Lord Hobart, Herrn Dundas Nachfolger im Ministerium, widerlegt, gleich mehreren von seinen Kollegen, das in England so weit verbreitete Vorurtheil, als wären die neuen Minister zu ihren Aemtern durchaus untüchtig, so unwissend und so unerfahren, daß sie von ihren Vorgängern beständig begleitet und unterstützt werden müßten. Man wird sehen, daß Lord Hobart Gelegenheit genug hatte, alle die Kenntnisse einzusammeln, alle die Erfahrungen anzustellen, die ihm in seiner gegenwärtigen Lage nöthig sind, und daß er sich von jeher in den zum Theil wichtigen Aemtern, die er bekleidete, sehr vortheilhaft ausgezeichnet hat.
Lord Hobart ist im Jahre 1760 geboren, und ist der älteste Sohn des jetzigen Grafen von Buckinghamshire, der im Jahre 1793, nach dem Tode seines älteren Bruders, zu diesem Titel gelangte.
Lord Hobart widmete sich dem Landdienst, und er warb sich in Amerika schon sehr früh den Ruhm eines guten Soldaten und tapferen Mannes. Im Jahr 1779 kehrte er nach Irland zurück, wo sein Onkel, der Graf von Buckinghamshire, Vicekönig geworden war. Als Adjudant desselben erwarb er sich in Irland Achtung und Liebe, und es gefiel ihm um so besser in Dublin, weil der Schwager seines Onkels, Thomas Conolly, der nahe bei dieser Hauptstadt sehr ansehnliche Güter hat, eins der glänzendsten und ersten Häuser ausmachte, und ihm Gelegenheit verschaffte, mit allen Großen des Reichs genauer bekannt zu werden.
Der Herzog von Rutland, der im Februar 1784 Vicekönig von Irland ward, wählte Lord Hobart ebenfalls zu seinem Adjudanten, erhob ihn zum Major, und machte ihn zum Generalinspektor des Kantonwesens in diesem Königreich. In diesem Amte, besonders aber als Redner im Unterhause, zeichnete sich Hobart so sehr aus, daß er im Jahr 1789 Staatssekretär oder Minister in Irland ward.
Seine Administration ist dadurch merkwürdig, daß er sich die Liebe seines großen Kollegen, des Herrn Pitt, erwarb, ohne das Interesse der Irländer aus den Augen zu verlieren, die ihm eine Menge von nützlichen Einrichtungen, und sogar einige bleibende Privilegien verdanken. Er veschaffte, unter der Regierung des Lords Westmoreland, den bis dahin gedrückten Katholiken ihre bürgerlichen Rechte wieder, und leitete dies mit so vieler Weisheit und Vorsicht ein, daß die Protestanten, die den kleinern, aber reichern Theil der Nation ausmachen, sich gegen diese Neuerung nicht mit Nachdruck auflehnten. Lord Hobart war auch der Schöpfer oder Stifter der Nationalmilitz, und stellte dadurch eine Menge der drückendsten Mißbräuche ein, die sich unter den Volontärs allmählig eingeschlichen hatten. Das größte Verdienst erwarb er sich unstreitig dadurch, daß er eine bessere Oekonomie in den öffentlichen Ausgaben einführte, und viele öffentliche Beamten, die einen Platz im Unterhause gehabt hatten, aus demselben entfernte, um die Unabhängigkeit des Irländischen Parlaments zu befestigen.
Als ein thätiges Mitglied beider Parlamenter, des Brittischen und des Irländischen Unterhauses, war er vor andern geschickt, diese beiden Reiche genauer zu verbinden, und eins dem andern näher zu bringen. England legte, zur Erweiterung der Irländischen Handelsfreiheit, seine Navigationsakte vortheilhafter für Irland aus, und Irland gab das Recht auf, vom Vorgebirge der guten Hoffnung an bis nach der Magellanischen Straße handeln zu dürfen. Lord Hobart brachte diese Maßregel in den beiden Parlamentshäusern in Vorschlag, und setzte sie glücklich durch.
Die Rebellion fing sich im Jahre 1793 damit an, daß sich ein kleines Korps, unter dem Namen des ersten Bataillons der Nationalgarde, dich bei Dublin versammelte. Er hatte auf den Knöpfen und Waffen das Nationalwapen, die Harfe, ohne Krone, mit dem Motto: Freiheit und Gleichheit, und wurde von einem gewissen Hamilton Rowan angeführt, der nachmals aus dem Gefängniß entwich. Lord Hobart bemächtigte sich dieser Unzufriedenen, und traf viele zweckmäßige Einrichtungen, um die Ruhe zu sichern, und dem Könige Irland zu erhalten.
Lord Hobart war Herrn Pitt von der Zeit an werth geworden, als er die Absichten und Vorschläge desselben, während der bekannten Krankheit des Königs, im Irländischen Parlament mit vieler Entschlossenheit und Weisheit zu unterstützen suchte; der Premierminister empfahl ihn daher dem Könige zu der Stelle eines Gouverneurs von Madras, wohin der Lord mit seiner Frau und mit seinen Kindern im Jahre 1794 abging, nachdem er sich die Anwartschaft auf das Amt eines Anwalds von der Irländischen Schatzkammer vorbehalten hatte. Er würde sich schwerlich dazu entschlossen haben, wenn man ihm nicht mit der Hoffnung geschmeichelt hätte, daß er bei nächster Gelegenheit Gouverneur von Bengalen werden sollte.
Lord Hobart erwarb sich in Indien durch Edelmuth und Uneigennützigkeit die Achtung der Unterbedienten und die Liebe der Eingebornen von der einen, und, durch sein ganzes Benehmen, die gerechtesten Ansprüche auf die Zufriedenheit des Hofes und der Ostindischen Kompagnie von der andern Seite.
Ihm verdankt Britannien besonders die Eroberung der Gewürzinseln und der Insel Ceylon; ihm verdankt Indien die Herabsetzung des Zinsfußes, indem er kräftige Maßregeln gegen den dort über alle Beschreibung weit gehenden Wucher traf. Dessen ungechtet unterstützte man ihn von Europa aus nicht kräftig genug, als er mit dem Gouvernement von Bengalen in Streit gerathen war; er kehrte daher im Jahre 1798 besonders deswegen nach England zurück, weil er sich in der Hoffnung, das eben genannte Gouvernement zu erhalten, getäuscht sah.
Die Civilbedienten und die Truppen, die unter ihm gedient hatten, die Handelsleute und die Eingebornen bedauerten den Verlust eines so gerechten, weisen und uneigennützigen Mannes, und gaben ihm ihren Dank und ihre Betrübniß in besondern Adressen zu erkennen. Die Direktoren der Ostindischen Kompagnie, obwohl er liberaler und populärer gewesen war, als sie es wünschen, ertheilten ihm eine jährliche Pension von zweitausend Pfund, und der König setzte ihn, mit dem Titel eines Baron Hobart, ins Oberhaus, zu welcher Ehre er außerdem erst nach dem Tode seines Vaters gelangt sein würde. Er fand hier gleich anfangs Gelegenheit, sich in den Debatten über die Vereinigung Irlands mit Großbritannien auszuzeichnen, und dem Hofe wesentliche Dienste zu erzeigen: denn da er sechzehn Jahre lang mehrere und zum Theil die wichtigsten Aemter in Irland bekleidet hatte, konnte er mit reifen Einsichten und mit vielem Nachdruck über diesen Gelegenheit reden.
Als Dundas mit Herrn Pitt abdankte, folgte ihm Lord Hobart im Kriegsdepartement nach; welchen Antheil er aber an den glänzenden Siegen, die bald darauf erfochten wurden, an der Fortsetzung des Krieges und an dem Frieden hat, ist schwer zu bestimmen, da die Einleitung zu allen diesen doch offenbar seinen Vorgängern angehört, wenn man auch nicht annehmen will, daß die neuen Minister ganz von den alten geleitet werden.
Seine Gemahlinn starb in Indien; er hat sich aber nach seiner Rückkehr aufs neue mit einer Tochter des Lords Auckland verheirathet.
Es bedarf keiner Erinnerung, daß der Minister ein Mann von vieler Welt und von den feinsten Sitten ist. Er vereinigt damit mehr Jovialität und gute Laune, als Leute seines Standes sich in der Regel zu erlauben pflegen. Als Redner ist er in seinen Grundsätzen fest und auf den Anstand bedacht, den viele Glieder des Parlaments auf eine höchst unschickliche Weise aus den Augen verlieren; er sucht mehr durch Gründe zu überzeugen als durch Worte zu überreden; sein Vortrag ist einnehmend und angenehm, und, was auch für Bewegungsgründe ihn leiten mögen, so weis er sich doch immer das Ansehn zu geben, als sei das Vaterland sein Abgott, und als achte er nur auf die Stimme der Ehre und der Wahrheit. Er hat sich, wenn es nöthig war, tapfer, und in allen seinen Aemtern immer sehr thätig bewiesen; er ist ein Mann, der sich zu helfen weis, der den Kopf nie verliert, sondern immer Auswege und Gegenmittel bereit hat, wie unerwartet und wie groß auch die Verlegenheit sein mögen. Den Eifer, mit welchem Lord Hobart jetzt (1803) zur Vertheidigung seines Vaterlandes mitwirkt, rühmt fast jedes Zeitungsblatt. Er besitzt nicht nur die Gabe sich beliebt zu machen, sein rechtschaffener, offener Charakter, seine unbescholtene Lebensweise und seine große Uneigennützigkeit verdienen Achtung und Beifall.
Quellen.[]
- ↑ Neuer Brittischer Plutarch. Oder Leben und Charaktere berühmter Britten welche sich während des Französischen Revolutionskrieges ausgezeichnet haben. Nebst einem Anhange von Anekdoten. Von Friedrich Wilhelm Gillet, erstem Prediger bei der Werderschen und Dorotheenstädtschen Kirche. Berlin, 1804. Bei Friedrich Maurer.