Marquis von Wellesley.[]
Wellesley (Marquis von) Generalgouverneur von Bengalen, der während seiner Administration die Macht der englisch-ostindischen Kompagnie unermeßlich vergrössert hat. 1792 schlug er mehreremahl Tippo-Saib und schwächte seine Macht um ein beträchtliches, und 1796 machte er derselben durch die Einnahme von Seringapatam, seiner Hauptstadt und durch die Vernichtung seines Reichs den Gar- aus. 1798 schickte er ein Geschwader in das rothe Meer, um Egypten, das die Franzosen damals besetzt hielten, anzugreifen. Seitdem hat er die Maratten, durch innere Spaltungen geschwächt, das Reich von Scindiah, eines ihrer Anführer, zerstört; einen andern ihrer Anführer, Holkar, fortwährend geschlagen, sich der Stadt Delhi und der Staaten des Groß-Mogols bemächtigt, das Gebiet der Kompagnie unermeßlich vergrössert, sich zum Meister aller Küsten der indischen Halbinsel gemacht, und die Franzosen aus diesen reichen Gegenden gänzlich vertrieben; doch hat er diese Eroberungen nicht ohne die erstaunenswürdigsten Anstrengungen machen können, wodurch die Schuld der Kompagnie bis auf 18 Millionen Pfund Sterling gestiegen ist. Auch lassen sie sich nicht erhalten, ohne die Eifersucht der verbündeten oder zinsbaren Fürsten zu reitzen, denen er zwar einen kleinen Theil seiner Eroberungen abgetreten hat, was aber diese doch nicht abhält, sich noch zu rühren und der Kompagnie Ursache zu Besorgnisse zu geben. Die englische Regierung rief 1804 den Marquis von Wellesley zurück und schickte den Lord Cornwallis an dessen Stelle im Jahr 1805 nach Bengalen. Bey seiner Ankunft in London im Anfange des Jahres 1806 wurde der Marquis von Wellesley mit lebhafter Freude empfangen und sein Eintritt in das Haus der Pairs glich einem wahrhaften Triumph. Dessen ungeachtet verlangte Paul den 27. Jänner im Unterhause, die Untersuchung seines Benehmens. Andere Redner traten gegen seine Administration auf; allein diese Angriffe waren von keinen Folgen. Im July 1809 wurde Wellesley als großbrittanischer Gesandter nach Kadix zu der spanischen Junta gesandt, wo er sich einige Monate verweilte und sie zur Einigkeit und stärkern Kraftäusserungen aufforderte. Er kehrte dann nach London zurück und wurde zum Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten ernannt.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1806]
Großbrittanien..
Am 7. Jul. überbrachte Hr. Paull eine neue Anklage gegen den Marquis Wellesley, betreffend seine Behandlung des Zemindar von Saßneigh und einiger anderen Zemindars. Hr. Paull zeigte auch an, daß noch einige, zu Beurtheilung der Anklage nötige Documente beygebracht werden müßten; und da dieses wahrscheinlich während der gegenwärtigen Sitzung nicht mehr geschehen könne, so wollte er sich anheischig machen, die Sache in den ersten 3 oder 4 Tagen nach Anfang der künftigen Sitzung vorzubringen.
- [1812]
London, den 22sten May. [3]
Am Montag Abend hat der Prinz den Marquis von Wellesley und der von Hertford, lange geheime Audienzen gegeben.
Am Dienstage hielt das Kabinet zwey Sitzungen im Büreau der auswärtigen Angelegenheiten. Am nämlichen Tage gab der Prinz Regent dem Lordkanzler, dem Grafen Liverpool, dem Lord Castlereag, und dem Herrn Canning Privataudienzen.
Der Marquis Wellesley hat die Bewegungsgründe, die ihn bewogen haben, sein Amt niederzulegen, in einer Schrift bekannt gemacht, aus der wir unsern Lesern das Wesentliche mittheilen wollen. Lord Wellesley ward dazu bewogen, weil seit langer Zeit seine Meinungen über verschiedene wichtige Gegenstände nicht Gewicht genug hatten, um sich, nach dem, was er dem Publikum und seinem eigenen Charakter schuldig ist, zur Beybehaltung seines Amts berechtigt zu halten; und weil er von dem bisherigen Kabinet keine größere Aufmerksamkeit zu erwarten hatte. Seine Abneigung, im Kabinet zu bleiben, entstand größtentheils aus den eingeschränkten und unvollkommenen Anstrengungen, die in Spanien gemacht werden. Herr Perceval sagte beständig, es sey nicht möglich, diesem System eine größere Ausdehnung zu geben. Lord Wellesley fand es sehr möglich, und ihm schein das bisherige eingeschränkte System weder sicher noch redlich gegen die Spanier. Das Kabinet folgte blindlings Herrn Perceval; und es war keine Hoffnung, ihn oder seine Kollegen zu bekehren. Lord Wellesley hatte oft über andere wichtige Punkte mit Widerwillen nachgegeben, durch die Erfahrung überzeugt, daß er seine bessere Meinung der schlechtern unterworden, und der Rücksicht einer augenblicklichen Harmonie mehr aufgeopfert habe, als seine Pflicht ihm der Strenge nach erlaubte. Aus diesen Gründen forderte er am 16ten Januar seinen Abschied, ohne irgend eine andere Begünstigung oder Aenderung seiner Lage zu wünschen. Diese Bitte ward dem Prinzen und dem Herrn Perceval zugleich mitgetheilt. Der Prinz nahm dieselbe mit gnädigen Ausdrücken des Bedauerns an, und Herr Perceval bezeigte ihm schriftlich, wie sehr es ihm leid thäte, und dankte dem Lord für die Art, wie er seinen Wunsch mitgetheilt hatte. Ohne indessen dem Lord etwas mitzutheilen, versuchte Herr Perceval mehrmals sehr angelegentlich, den Prinzen zu bewegen, den Lord sogleich zu verabschieden, und in unverzüglich durch Lord Moira, Lord Castlereagh, Lord Sidmouth, oder einen andern von seiner Partie zu ersetzen. Da der Prinz beständig in den Lord Wellesley drang, die Siegel zu behalten, unterwarf er sich diesem Befehl, indem er seinen Wunsch erklärte, sein Amt niederzulegen, sobald der Prinz in den vollen Besitz der königlichen Macht treten würde. Als diese Zeit gekommen war, widerholte Lord Wellesley seinen Wunsch. Auf Verlangen erklärte er seine Meinung: daß das Kabinet nach dem Grundsatz formirt werden müßte, daß 1) in Ansehung der Katholiken eine Mittelstraße erwählt würde, gleich entfernt von einer Bewilligung aller Forderungen, und von einer immerwährenden Ausschließung; daß 2) der Krieg mit mehrerer Kraft geführt würde. Er erklärte, daß er für seine Person bereit wäre, mit Herrn Perceval zu dienen, aber daß er in keinem Falle unter ihm dienen würde. Uebrigens wollte er unter jedem andern Premierminister dienen, ausser Herrn Perceval, weil er ihn für unfähig dazu hielte, obgleich er Fähigkeit genug zu niedern Stellen hätte; daß er aber mehr als Alles seinen Abschied wünschte. Der Prinz befahl dem Lord, sein Amt beyzubehalten, bis er mit Herrn Perceval durch den Lord Kanzler hätte reden lassen. Lord Wellesley bemerkte, daß dies ohne Nutzen seyn würde, gehorchte aber dem Befehl. Nach 2 Tagen erhielt er, durch den Lord Kanzler, die Annahme seines Abschieds vom Prinzen, und übergab dem zufolge die Siegel Sr. Königl. Hoheit den 19ten Februar.
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Wiener Zeitung. Nro. 63. Mittewoche, den 6. August 1806.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 150. Sonnabend, den 22. Juny 1812.