Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Thronrevolution in Spanien.[]

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Der achtzehnte März 1808.

Daß in Spanien etwas sehr bedeutendes vorgehen werde, konnte man am Schluß des Jahrs 1807 sehr deutlich wahrnehmen. Vater und Sohn der königlichen Familie waren entzweyt und der Friedensfürst *) verdächtig gemacht. Die ganze Nation war Zeuge der Vorgänge, und der alte Partheygeist regte sich jetzt aufs neue wieder. Ehe ein Mensch sichs versah, rückten französische Truppen in Spanien ein und das Volk glaubte nicht anders, als daß der Friedensfürst damit verstanden sey. Es verbreiteten sich Gerüchte, daß die königliche Familie nach Sevilla abreisen werde, und dieß erbitterte noch mehr gegen den Minister, den man ebenfalls für den Anstifter dieser Reise hielt, und man forderte laut seinen Kopf. Das Volk, welches aus der ganzen Gegend nach Aranguez geströmt war, stürmte seinen Pallast, um Rache an dem Allgewaltigen zu nehmen, aber er hatte sich verborgen, und entging dießmal noch seinem Schicksal, um künftig noch tiefer zu fallen, denn nach einer 36stündigen Todesangst wurde er von seinen eigenen Leuten verhaftet. Der König wußte sich nicht anders zu retten, als daß er öffentlich bekannt machte: er habe den Prinzen von Asturien Macht gegeben, einen Prozeß gegen den Friedensfürsten einzuleiten. Aber als die Wuth des Aufruhrs unter den Augen des alten Monarchen immer noch mehr wuchs, als er sah, der Prinz sey der Geliebte und er der Verachtete, so entschloß er sich, den Scepter niederzulegen, und unterzeichnete am folgenden Tag (den 19. Abends) seine Thronentsagungs-Akte.

(*) Emanuel Godi, Sohn eines unbegüterten Edelmanns im spanischen Estremadura, dankte der Leidenschaft, die die Königinn für ihn gefaßt hatte, daß er von einem Gardisten in sehr kurzer Zeit zu den höchsten Staatsämtern emporstieg, und nach und nach den Titel eines Herzogs von Alcuida, eines Friedensfürsten und eines Großadmirals von Spanien erhielt, ja so gar durch die Vermählung mit der Tochter eines Oheims des Königs, Mitglied der königlichen Familie geworden ist.


Bemerkungen über die Spanische Thron-Revolution.[]

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[1808]

Der König von Spanien Karl IV hat die Krone niedergelegt, und der Prinz von Asturien hat als König Fernando VII die Regierung angetreten. Es war dieses die Folge der Volksunruhen, welche den 15ten März ihren Anfang nahmen und am 19ten mit der Resignation des Königs endigten. Was in der Zwischenzeit geschah, daß die Wohnungen des Friedensfürsten und mehrerer Minister verwüstet und ihre Meublen zertrümmert wurden, selbst der Arrest des Friedensfürsten, ist nur Nebensache gegen das wichtige Ereigniß, einen neuen Monarchen auf Spaniens Thron zu sehen, was in dieser politischen Zeit, höchst wahrscheinlich von sehr bedeutenden Folgen seyn dürfte.

Der Friedensfürst, der wie bekannt, am Madridter Hofe eine sehr wichtige Rolle spielte, war bei dem Volke äußerst verhaßt, und eben so auch beim Prinzen von Asturien. In wie fern er hiezu Anlaß gegeben, soll zu andrer Zeit bemerkt werden, jetzt nur so viel, daß auf die Unzufriedenheit des Volks mit dem Friedensfürsten, die Revolution sehr richtig berechnet, und daher auch sehr leicht ins Werk zu richten war. Schon früher hatte man diesen Plan ausführen wollen, der aber damals, wer weiß durch welche Umstände, seine Reise nicht erlangte, und die Leser werden sich noch erinnern, daß der Prinz von Asturien sich genöthigt sah, seinen Vater um Verzeihung und um Erlaubniß zu bitten, ihn die Füße küssen zu dürfen. Auf solche Art und höchst wahrscheinlich auch durch eine fremde hohe Vermittelung, wurde die Sache einstweilen beigelegt, aber das erstickte Feuer glimmte unter der Asche fort, um jetzt in desto hellere Flammen auszubrechen.

Ich sage noch einmal, diese Thron-Veränderung wird wichtige Folgen haben, wenn es wahr ist, was allgemein behauptet wird, daß der neue König von jeher ein Freund des Französischen Systems gewesen ist, so wie der nun kaßirte Friedensfürst beschuldigt wurde, der Gegenparthei ergeben zu seyn.

Was er mit der freiwilligen Resignation des Königs für Bewandniß hatte, ist nicht schwer einzusehen und in wie ferne die Vermuthungen gegründet sind, daß bei dieser neuen Regierung große Zwecke ins Werk gerichtet werden dürften, möchte sich wahrscheinlich schneller entwickeln, als die Spanier selbst in diesem Augenblicke sich einbilden.


Wer sollte wohl an den Unruhen in Spanien Theil haben?[]

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[1808]

Die Gegner Englands erklären laut, daß diese Regierung an den Spanischen Unruhen Theil habe, und dargegen sagen Frankreichs Gegner eben so öffentlich, man können sehr deutlich bemerken, daß das alles Werk der Französischen Regierung sey, denn, dies behauptet sie, sähe man aus dem Vorgange und man werde aus den Folgen noch deutlicher gewahr werden. Wenn ich aufrichtig mein Glaubensbekenntniß hierüber ablegen soll, so haben diesmal beide Partheien Recht, jedoch mit dem Unterschied, daß England die erste Triebfeder dieser Unruhen gewesen ist, und Frankreich so wie gewöhnlich hieraus den Vortheil zieht, auch diesen Vorfall nach seinen Kräften und seiner Weisheit, gehörig zu benutzen.

Alles schien in Spanien schon seit langer Zeit gegen England vereint, der König zeigte sich in seiner Anhänglichkeit an Frankreich unveränderlich, und sein erster Minister, der Friedensfürst war als ein eifriger Anhänger eines Systems bekannt, das ganz gegen England gerichtet war. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß England darauf bedacht war, sich diese Gegner auf eine oder die andre Art vom Halse zu schaffen, und es gehörte ganz bestimmt zu den Absichten Englands, einen solchen Hof durch Familienzwist zu beunruhigen, und so das Ganze zu einer Volkssache zu machen. Ich rede um deswellen von Bestimmtheit, weil England das nehmliche schon, bei so vielen Mächten gethan hat, und es nichts weiter war, als einen Versuch in Europa zu machen, was es täglich in Indien vollzieht. Man lese nur die neusten Schriften, die England selbst über diese Gegenden herausgegeben, und wie sich die Engländer eine Ehre daraus machen, die Urheber des Volksfrevels und häuslicher Verbrechen zu seyn, da man denn finden wird, daß die Revolution von Aranjuez denen ganz gleicht, die täglich der Palläste der Indischen Fürsten beunruhigen. Daß aber Frankreich, dessen Regierung von allen Vorgängen in Spanien genau unterrichtet war, diese Gelegenheit benutzte, seinen Einfluß auf den Spanischen Hof, immer geltender zu machen, das scheint eben so gewiß zu seyn, und sicher war es kein bloßes Ohngefähr, daß der Herzog von Berg mit einer bedeutenden Armee in der Nähe der Hauptstadt sich befand, und daß der Kaiser seine Reise beschleunigte, denn voraus zu sehen war es überaus leicht, man werde diese große Streitsache, dem großen Schiedsrichter unterwerfen, oder richtiger gesagt, unterwerfen müssen, und daß aus dieser Entscheidung auch zugleich Vortheil in politischer als physischer Hinsicht für die Französische Regierung hervorgehen werde, das dürfte wohl ebenfalls so gut wie bestimmt seyn. Sonach hätte also England wahrscheinlich den Grund zu diesen Unruhen in Spanien gelegt, von Französischer Seite aber wird man sie ohnfehlbar so benutzen, daß der Vortheil nur auf dieser Seite zu stehen komme, und England allein den größten Nachtheil davon trage. Das war seit Jahren das gewöhnliche Schicksal der Englischen Unruhestifter.


Lage der Spanischen Revolution.[]

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[1808]

Man muß mit dem eilen, was man über die Spanische Revolution den Lesern zu sagen hat, weil sie so schnell endet, und daher hier noch ein kleiner Aufsatz aus dem Argus, welcher in dieses Kapitel gehört.

"Die Lage der in die Spanische Revolution verwickelten Partheyen klärt sich von Tag zu Tage immer mehr auf. Wenn das Unglück am meisten niederdrückt, wie der König von Spanien sagte, das ein pflichtvergessener Sohn herbeiführte, wie schmerzlich muß dessen Gegenwart dem Vater seyn, den er entthronen wollte. Die persönlichen Tugenden Karls waren von der Beschaffenheit, daß sie ihm die Liebe seiner Unterthanen gewinnen mußten, der zu große Einfluß des Friedensfürsten aber entzog ihm diese Liebe, ohne sie auf diesen mächtigen Minister überzutragen."

"Diese Revolution ist insofern merkwürdig, daß keins der Oberhäupter der beiden Partheien so viel Charakter oder Genie hatte, um die Sache zu ihren Gunsten zu entscheiden. Wenn der Friedensfürst seinen Garden das Beispiel des Muthes und der Ergebenheit für die Sache seines Souverains gegeben hätte, oder wenn der Prinz von Asturien der Nation Vertrauen zu seinen persönlichen Eigenschaften eingeflößt, wenn er Mittel gefunden hätte, die Partei zu unterstützen, zu der die Verschwörer ihn zogen, so wäre der Aufruhr, zu dessen Oberhaupt er sich machte, vielleicht nur das erste Glied einer langen Kette von Unfällen gewesen. Es ist ohne Zweifel für Spanien ein Glück, daß kein Mann auftrat, der die nothwendigen Eigenschaften eines Partheioberhauptes besaß."

So weit der Argus, woraus man sieht, daß der Verfasser dieses Aufsatzes sehr richtig urtheilte, wenn er bemerkt, daß diese Revolution so schnell gedämpft worden, weil auch nicht ein Mann von Kopf und Muth an der Spitze gestanden hat. In solchen Fall ist es nun freilich um so lächerlicher eine Revolution bilden zu wollen, und der Ausgang ist gewöhnlich der nämliche, wie wir ihn auch hier in der Spanischen Geschichte gesehen haben.


Schreiben von Karl IV., 19. März 1808.[]

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Da meine eingewurzelten Gebrechlichkeiten mir nicht erlauben, die schwere Last der Regierung meines Reichs länger zu tragen, und da mir zur Herstellung meiner Gesundheit, in einem gemäßigtern Klima, ein Privatleben zu führen nöthig ist, so habe ich nach reiflicher Erwägung beschlossen, zu Gunsten meines sehr geliebten Sohnes, des Prinzen von Asturien, meiner Krone zu entsagen. Dem zu folge ist es mein königlicher Wille, daß er als König und natürlicher Gebieter aller meiner Reiche und Herrschaften anerkannt, und ihm als solcher gehorcht werde; und damit dieses königliche Dekret von meiner freywilligen und ungezwungenen Entsagung pünktlichst und schuldigst erfüllt werde, so werdet Ihr es dem Rath und allen, denen es zu wissen nöthig ist, bekannt machen.

Gegeben zu Aranjuez 19. März 1808.
Ich der König.


Quellen.[]

  1. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  2. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  3. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  4. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  5. Sammlung der Actenstücke über die spanische Thronveränderung. Germanien, 1808.

Literatur.[]

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