Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Repubblica Romana.

Das Volk zu Rom verlangt eine republikanische Verfassung.[]

[1]
Der fünfzehnte Februar 1798.

Bey einem Auflauf des Pöbels in Rom am 28ten December 1797 mischte sich der französische General Duphot unter die Rebellen, führte sie gegen die päpstlichen Truppen, welche die Ruhe herstellen sollten, an, und sank von einer Flintenkugel getroffen, todt zur Erde. Der französische Gesandte reiste schleunigst ab, und mehrere Korps republikanischer Truppen rückten in den Kirchenstaat ein. Berthier schickte eine Kriegserklärung nach Rom, und erließ ein Manifest an seine Soldaten, worin er die päbstliche Regierung eines an Duphot begangenen Meuchelmords und der Beleidigung des Gesandten anklagte, das Volk daselbst aber von aller Theilnahme an diesen Verbrechen frey sprach.

Musée Carnavalet Paris

Am 11. Februar rückte die französischen Truppen in großer Menge zu Rom ein. Man hob Geiseln aus, verhaftete angesehene Personen, verschloß die Palläste einiger Kardinäle, versiegelte ihre Papiere, und errichtete eine provisorische Regierung. Am heutigen Tag endlich, als eben der Obergeneral seine Truppen musterte, erschienen vier Deputirte des schon längst mühsam bearbeiteten Volkes, und zeigten an, daß man sich für unabhängig erkläre, und einen Freystaat zu bilden verlange. Man setzte hierüber sogleich eine Akte auf, die der Kardinal Cervoni dem Papst überreichte. Der Pöbel trug indessen den schon zubereiteten Freyheitsbaum mit drey Fahnen, roth, weiß und schwarz gemahlt, mit Guirlanden geschmückt, aufs Kapitol, und stellte ihn unter dem größten Jubelgeschrey vor der Statue Mark Aurels, vor welcher ein prächtiges Piedestal mit den Inschriften: Religion -- Freyheit und Gleichheit -- Gesetz und Oberherrschaft des Volks errichtet war, auf. Der General Berthier redete das Volk mit großer Energie an, nahm die römische Republik im Namen der französischen in seinen Schutz und setzte die neue Ordnung der Dinge fest. Gegen Abend zertrümmerte man die Wappen des Papstes, besonders solche, die nicht mit den Wappen anderer Nationen verbunden waren. Man verwies alle Emigranten aus dem Kirchenstaat, confiszirte ihre Güter u. s. w. Der Papst erhielt eine Ehrenwache von französischen Grenadieren, und sein Pallast wurde versiegelt, welches auch den Pallästen des Herzogs Braschi sowohl in Rom, als anderswo widerfuhr, wo die Franzosen alle Magazine wegnahmen, und alle Güter confiszirten.

Daß diese neue Republik nicht so lange als die altrömische nach Tarquins Tod gegründete gedauert, haben meine Leser mit mir erlebt.


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Der Papst verläßt Rom.[]

[2]
Der zwey und zwanzigste Februar 1798.

Daß das Volk zu Rom, von den Franzosen angereitzt, eine republikanische Verfassung gefordert und im Freudentaumel durchgesetzt, haben wir oben am 15. dieses Monats gelesen. Nicht sowohl wegen des Zusammentreffens vieler trauriger und kränkender Umstände und drückender Verhältnisse, als vielmehr auf Antrieb der Franzosen, verließ der Papst am heutigen Tag, Mittags 12 Uhr seine Residenzstadt, und reiste von französischen Kommissären begleitet nach Siena ab. So lang er in Rom gegenwärtig war, hielt sie Berthier nicht für sicher, denn wie leicht konnte das Volk den Mann, der ihm doch wenigstens als Oberhaupt der Kirche, sichtbarer Stellvertreter Jesu Christi auf Erden und höchste Stütze der katholischen Religion immer ehrwürdig seyn mußte, wieder lieb gewinnen, ob es ihn gleich im politischen Fanatismus und Freyheitsschwindel vergessen hatte! Man erregte daher Besorgnisse in ihm, als ob sein Leben in Gefahr stände, gab ihm aus besonderer Achtung und Freundschaft die Erlaubniß, sich zu entfernen, und ließ die vier Wagen, worin er uns sein Gefolge fuhr, sogar von französischen Dragonern begleiten. Jetzt erst konnte man wieder frey athmen, da man wenigstens, weil das Volk den heiligen Vater nicht mehr sah, sobald keine Rückkehr desselben zu fürchten hatte, wofür die Machthaber in Paris, wie man voraussetzen durfte, schon besorgt seyn würden.


Quellen.[]

  1. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  2. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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