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Zwanzigstes Quartier St. Germain des Prés.[]

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Die berühmte Benediktinerabtei St. Germain des Prés, welche dem ganzen Quartier den Namen giebt, ist bereits 557. vom Könige Childebert I. unter dem Namen des heil. Vincents gestiftet worden, Als aber St. Germain, Bischof von Paris 576. hier begraben war, und bei seinem Grabe nach damaliger Einfalt viele Wunder geschahen, bekam sie von ihm den Namen, mit dem Zusatze des Prés, weil sie mitten in Wiesen lag. Der Haupteingang soll noch aus den ersten Zeiten seyn. Die Figuren auf der Seite giebt man für den heil. Germain, für den König Clodovig im Ornate, und für die heil. Clotilde, xc. aus. Die Abtei ward dreimal von den Normännern verheert; die jetzigen Gebäude sind aus dem zwölften Jahrhunderte.

Die Kirche ist ansehnlich, wenn gleich unregelmäßig. Der Hauptaltar ist freistehend, und fällt mit seinen Verzierungen sehr in die Augen. Er steht unter einem Baldachin von sechs römischen Säulen aus grünem Marmor. Zween große knieende Engel von vergoldetem Bronze tragen den Kasten mit den Gebeinen des heil. Germain, welcher die Gestalt einer Kirche hat. Auf einem an der Wand befindlichen Gemälde hat Halle den Transport des Körpers des heil. Germains abgebildet. Bei diesem Altare im Chore ist das Grab des Königs Childebert, und seiner Gemah in Ultrogote. Von den vielen hieher gebrachten Königen und Prinzen aus damaligen Zeiten sieht man wenig Denkmale mehr. In der Kapelle der Douglas ruhen viele Schottische Prinzen dieses Namens, aus dem vorigen Jahrhunderte. In der von dem heil. Casimir bemerkt man das Denkmal des Königs von Polen, Casimir, welcher abdankte, und in Frankreich 1672. starb. Sein Körper ward nach Krakau geschafft, aber sein Herz ruhet hier. Der König ist knieend von weißem Marmor auf einem schwarzen marmornen Grabe abgebildet.


Dieser Kapelle gegen über ist die der heil. Margaretha mit dem Denkmale derer von Castellan. Auf einem marmornen Grabe steht eine Säule mit einer antiken Urne. Auf der Seite stehen die Treue und Frömmigkeit, und tragen die Bildnisse des Olivier und Ludwig von Castellan. Zwei Skelette in der Luft halten den Vorhang zurück. Girardon hat alles aus weißem Marmor gehauen. Dabei ist das Monument des 1696. verstorbenen Landgrafen Ferdinand Egon von Fürstenberg, Neffens des Kardinals dieses Namens, welcher Abt von St. Germain war. Er ist von Coyzevox aus Stück verfertigt. Im Schiffe sind auf jeder Seite fünf Gemälde von verschiedenen französischen Meistern, welche Vorstellungen aus der Apostelgeschichte enthalten. Das Kloster ist weitläuftig, und wegen seiner wichtigen Bibliothek merkwürdig. Sie ist eine der zahlreichsten in Paris und über 60000 Bände stark. Sie ward durch viele Vermächtnisse so ansehnlich; insonderheit durch Büchersammlung der Geographen Baudrand, des in orientalischen Sprachen erfahrnen Abts Renaudot, und des Herzogs von Coislin. Von dem letztern kommen über 3000 Handschriften aus der Bibliothek des Kanzlers Seguier her. Diese Schätze sind in guten Händen; weil die Benediktiner der Kongregazion von St. Maur sich immer durch ihre Gelehrsamkeit ausgezeichnet haben. Die Bibliothek ist zwar nicht öffentlich, aber die Väter gestatten jedem Gelehrten Nachmittags den Zutritt. Die Handschriften sind unten in einem langen Saale. Die Bibliothek selbst nimmt zween Säle des obern Stocks ein; die meisten sind aus dem historischen und geistlichen Fache. Man sieht hier über dieses marmorne Büsten berühmter Männer neuerer Zeit, der römischen Kaiser des ersten Jahrhunderts, und Ludwigs XV. von Bouchardon. Darüber hängt der Tod Abels, ein schätzbarer Gemälde, von le Brun.

Bei der Bibliothek sind noch zwo Sammlungen; die eine von Naturalien ist sehr armselig, und die andere von Alterthümern beträchtlicher. Es erweckt schon ein gutes Vorurtheil, daß der gelehrte Bernhard Montfaucon, der so viel von Alterthümern geschrieben hat, Stifter derselben ist. Man trifft hier eine Menge griechischer und römischer Gottheiten, allerlei Idolen von Bronze, und vielerlei altes Haus- und Opfergeräthe, hetruscische Gefäße, einige geschnittene Steine, Medaillons xc. ab. Ferner eine Sammlung alter ägyptischer Gottheiten aus Stein; und allerlei Götzen der Chineser, Tibetaner und Kalmuken, die nicht über einen halben Fuß hoch sind. Es hat solche einer dieses Ordens, der sich lange in jenen Ländern aufgehalten, gesammlet, und hieher geschenkt.

Die Wohnung des Abts ist ein ansehnliches Gebäude. Weil die Einkünfte beträchtlich sind, so bekleidet diese Würde gemeiniglich einer der zugleich Prinz oder Kardinal ist. Die Abtei genießt große Privilegien, und übte ehemals die geistliche und weltliche Gerichtsbarkeit über die ganze Vorstadt St. Germain aus. Die letztere nahm ihr Ludwig XIV. bereits 1674. und ließ die Ober- und Untergerichte in den ihr unmittelbar zuständigen Gebäude in Paris. Um dieselbe Zeit mußte der Abt auch dem Erzbischofe die geistliche Gerichtsbarkeit überlassen, und sich begnügen, beständiger Generalvikarius von jenem zu seyn. Um die Abtei herum gehören ihr etliche Gassen; die Häuser sind zu Anfange dieses Jahrhunderts neu aufgeführt, und haben die Freiheit, daß alle Handwerker, die nicht zunftmäßig sind, frei darin wohnen und arbeiten können.

In keinem Quartier von Paris liegen so viele schöne Hotels oder Wohnungen der vornehmen Herren beisammen, als in diesem. Man trifft sie vornämlich in fünf langen Gassen an, die längs der Seine beinahe parallel hinter einander hinlaufen. Zunächst an der Seine ist die Rue Bourbon, hinter dieser die Rue de l'Université, alsdann die von St. Dominique, hinter dieser die Rue de Grenelle, und zuletzt die Rue de Varenne. Sie fangen von der Rue des St. Peres an, und endigen sich an den Barieren, oder den Alleen des neuen Boulevards. Weil dieses Quartier erst in neuern Zeiten, und meistens in diesem Jahrhunderte angebauet ist, so sind die Gassen schön breit, und die Hotels fast durchgängig mit Gärten versehen.

Musée Carnavalet Paris
Musée Carnavalet Paris

In der Rue de Varenne bemerkt man das Hotel de Matignon, jetzt dem Prinzen von Monaco gehörig, von der Architektur des Courtonne, und eines der schönsten in der Stadt. Die Fassade ist sinnrich angegeben, und die beiden Flügel, welche es mit den beiden kleinen Corps de Logis gegen die Gasse verbinden, thun eine gute Wirkung. Alsdann kommen die Hotels de Rohan-Chabot, des Herzogs von Chaulnes, und zuletzt gegen die Invaliden das von Biron, ehemals der Herzogin von Maine. Auf der andern Seite dieser Gasse sind die Hotels de Castries und de Villeroy. In dem Hotel de Mezieres wohnte ehemals der Kardinal Polignac, welcher die schöne Sammlung von Statuen besaß, welche der König von Preußen größtentheils kaufen, und zu Sans Souci aufstellen lassen.

Musée Carnavalet Paris
Musée Carnavalet Paris

In der Gasse de Grenelle, welche den Namen bekommen, weil sie ehemals nach der Ebene von Grenelle führte, steht die artige Fontäne de Grenelle, welche Bouchardon angegeben. Sie besteht aus einem Mittelgebäude, und zween in einer Rundung vorwärts gehenden Flügeln. Der Fuß von bäurischem Werke geht unter der ganzen Vorderseite weg. In der Mitte springt er vor, und darauf stehen vier ionische Säulen, die einen Giebel tragen. Unter dem Giebel sind drei marmorne Statuen; in der Mitte sitzt die Stadt Paris auf einem Postemente, und sieht auf die unten an demselben liegenden Flußgottheiten der Seine und der Marne herab. An den beiden Flügelgebäuden stehen die vier Jahrszeiten, als geflügelte Genien abgebildet, in eben so vielen Nischen, und in der Mitte ist das Stadtwappen. Diese vier Statuen, und die darunter angebrachten Basreliefs sind nur von Pierre de Tonnere.

Die in dieser Gasse liegende Abtei Pantemont gehört Benediktinerinnen, und hat nichts besonders, als die kleine Kirche, welche wegen ihrer besondern eigensinnigen Anlage auffällt. Sie ist erst 1755. nach Contants Rissen gebauet. Das Portal besteht aus zween Giebeln, einem runden und dreieckigen über einander; und darüber ist ein großes rundes Fenster, so breit als das Portal; das Inwendige ist eben so sonderbar. Die besten Hotels in dieser Gasse sind von der Fontäne de Grenelle an gerechnet, das Hotel de Maurepas, de la Mothe Houdancourt, d'Etrées, und auf der andern Seite das vom Herzog von Villars, und das von der verstorbenen Mademoiselle de Sens.

Musée Carnavalet Paris
Musée Carnavalet Paris

Vom Ende der Rue de Grenelle hat man nicht weit bis zum Hotel Royal des Invalides, ein prächtige von Ludwig XIV. angefangene, und von Ludwig XV. vollendete Anstalt, die aber viel zu kostbar ist, als daß nicht noch einmal so viel elende sollten für dasselbe Geld unterhalten werden können, wenn es einem jeden monatlich ausgezahlt würde, und er dafür die Freiheit hätte, es in seiner Heimath, oder auf einem Dorfe zu verzehren. Im Jahre 1776. mußten deswegen die meisten Invaliden dieses Haus auch wirklich räumen. Es wurden hier sonst zwischen 3 und 4000 Gemeine und Offiziers unterhalten. Die Gemeinen wohnen in Kammern, und zween haben ein Bette zusammen. Ein jeder Gemeiner hat 1 1/2 Pfund Brod, und ein Nössel Wein des Tages, einen Tag um den andern ein Pfund Rindfleisch, und monatlich 15 Sous. Sie tragen eine blaue Uniform von Tuch. Die Bäckerei- und Wirthschaftsgebäude liegen auf der Ostseite, die Schlachtereien aber von dem Hause abgesondert an der Seine. Das Wasser wird durch eine Pumpmaschine, daran zwei Pferde arbeiten, herbeigeschafft. Die Invaliden haben lange Weile; ihre einzige Beschäftigung ist, die Wachen zu besorgen, und Messe zu hören. So ruhig sie leben, so giebt es doch viele Unzufriedne; und oft mögen ihre Klagen gegründet seyn, wenn die Lieferanten der Viktualien zu geschwind reich werden wollen, und solche von schlechter Güte liefern; wie denn vor einigen Jahren große Betrügereien mit dem Fleische vorgegangen waren. Traurig ist es, hier so viele Menschen an Krücken, mit hölzernen Beinen, ohne Arme, und elende Gerippe, lauter Denkmale des verwüstenden Krieges, herumwandeln zu sehen. Die ganz Elenden und Kranken halten sich in einem besondern Flügel auf. Sie werden von den Schwestern der Charité besorgt. Die Offiziers werden besser gehalten; sie haben sehr reinliche Better mit Vorhängen; und jeder sein eignes Geschirr. Uiberhaupt sind die Säle etwas zu besetzt. Uiber die Vorrathskammern von Wäsche und Zeug zum Verbinden erstaunt man. Sie haben eine doppelte Apotheke, davon die eine zum Staat wie ein Putzzimmer aufgeziert, die andere aber nur zum Gebrauche bestimmt ist. Dir Braten werden in der Küche bei verschlossenem Feuer gebraten; man sieht sie nicht, und dadurch wird viel Holz erspart. Die Maschine ist wohl angegeben. Die Einkünfte des Invalidenhauses werden auf 1,200,000 Livres geschätzt.

Die Gebäude *) nehmen einen Platz von 17 Aeckern (Arpens) ein, und wurden 1671. angefangen. Vier große Höfe sind mit Gebäuden von vier Stockwerk umgeben, und in der Mitte liegt der fünfte, welcher so groß ist, als die andern viere zusammen genommen. Er ist mit zwo Arkaden über einander umgeben. Uiber dieses sind noch andere niedrige Höfe zu den Wohnungen der Priester von St. Lazare, zum Krankenhause, und andern ökonomischen Bedürfnissen vorhanden. Ludwig XV. hat ein besonderes Gebäude für dürftige Offiziers von höherm Range aufführen lassen. Alles ist aus einem grünfärbigen Sandsteine gebauet. Der Haupteingang ist von der Stadtseite, und vor demselben ein mit einer niedrigen Mauer eingefaßter Platz. Uiber demselben ist Ludwig XIV. zu Pferde, mit der Gerechtigkeit und Klugheit im Basrelief. Durch diesen kömmt man in den besagten großen Hof, in dessen Hintergrunde man auch die Kirche angebracht hat.

Musée Carnavalet Paris
Musée Carnavalet Paris

Die Kirche ist eigentlich eine doppelte Kirche. Die gewöhnliche für die Soldaten macht ein langes Schiff mit korinthischen Pilastern aus. Der Eingang geschieht unter einer Halle mit doppelten Ordnungen, jede von acht Säulen. Auf den Seiten sind Bänke zum Sitzen für die Soldaten. Am Ende des Schiffs sieht man den prächtigen Hauptaltar, welcher auch der neuen Kirche zu dieser Absicht dient. Er steht frei, und drei gewundene korinthische Säulen auf jeder Seite, darauf Engel stehen, tragen eine Art von Baldachin mit einem Kreuze. Vermittelst einer durch die Sakristei führenden Thüre gelangt man in die neue Kirche, welche unstreitig, was die Architektur und Verzierung betrifft, die schönste und kostbarste in Paris ist. Der innere Umfang ist rund, und theilt sich in den erhabenen Theil, der den mittlern vertieften umgiebt; zu dem man vermittelst drei Treppen, jede von sieben Stufen, hinabgeht. Der Fussboden ist trefflich mit verschiedenen Arten von Marmor ausgelegt. Uiber diese Vertiefung ist die Kuppel. In dem hohen Umfange sind sechs Kapellen mit ihren Altären, auf deren jedem die Bildsäule des für sie bestimmten Heiligen aus Marmor steht. Von den übrigen Statuen ist noch manches aus Gyps, welches der Pracht des übrigen nicht entspricht. In den Feldern der Gewölbe sind allemal Begebenheiten aus dem Leben eines jeden Heiligen von den besten französischen Meistern abgebildet. Die beiden Kapellen des Kreuzganges sind der Maria und heil. Theresia, und den vier vornehmsten Kirchenlehrern der lateinischen Kirche gewidmet. Die in der Kapelle des heil. Gregorius hatten sehr von der Nässe gelitten, und sind vor etlichen Jahren von Doyen aufgemalt worden. *) Die Kuppel ist schön und doppelt, inwendig nach einem mehr gedruckten Zirkular, als auswendig. Der Tambour hat auswendig 40 römische Säulen, und darüber eine Attike, worauf die Kuppen anfängt, und oben mit einer Laterne schließt. Der inwendige Durchmesser der Kuppel hält 50 Fuß. Unter herum hat Jouvenet die zwölf Apostel, und darüber la Fosse eine himmlische Glorie gemalt.

Die Fassade dieser Kirche nach der Feldseite hat eine Treppe von etlichen Stufen, unten dorische und oben korinthische Säulen. An Wochentagen steht diese Kirche früh um zehn und Nachmittags um drei Uhr auf, und Sonntags um vier Uhr. In den Speisesälen sind die Eroberungen und Feldzüge Ludwigs XIV. abgemalt. Der Platz zwischen dem Invalidenhause und der Seine ist in neuern Zeiten artig angelegt. Auf beiden Seiten gehen Alleen hinab, und in der Mitte sind sechs große Rasenplätze, welche von den Gassen St. Dominique und de l'Université durchschnitten werden. Diese Gassen behalten auch ihren Namen in dem gleich daran stoßenden Flecken Gros-Caillou, welcher meistens von Gärtnern bewohnt wird, die ihre Waare nach Paris bringen. Es wohnen aber auch eine Menge Gastwirthe da, welche Sonntags vom gemeinen Manne besucht werden.

Eine ungefähr 800 Schritte lange Allee führt vom Invalidenhause nach der vom Ludwig XV. gestiftete Militärschule, wozu 1751. der Grund gelegt ward. Sie war für adeliche Söhne vorzüglich von solchen, deren Väter im Kriege geblieben, bestimmt, und ihre Anzahl ward auf 500 gesetzt. Allein der jetzige König hob das ganze Institut 1776. auf: weil es zu kostbar ward; die jungen Zöglinge wurden in verschiedene Kollegien vertheilt, wo man weit mehrere mit geringern Kosten erziehen lassen kann.

Die Gebäude, von Gabriel angegeben, schließen verschiedene Höfe ein, die 370 Schritte lang und 220 breit sind. Das Portal des Hauptthores fällt sehr schön in die Augen. Das vorspringende Mittelgebäude hat zehn ansehnliche korinthische Säulen. Der innere große Hof ist mit Galerien umgeben, und in der Mitte die Statue Ludwigs XV. zu Fuß, von le Monne; an Postemente lieset man die zweideutige Inschrift: Hic amat dici pater atque princeps. Die ansehnlichste Seite dieser Ecole militaire ist die vordere, die einen großen Vorhof hat. Linker Hand vom Eingange ist die Kapelle, deren Gewölbe von eingemauerten korinthischen Säulen getragen wird. Die Gemälde umher sind aus dem Leben König Ludwigs des Heiligen entlehnt, und von den besten neuen französischen Meistern. Auf der Haupttreppe stehen die Statuen von vier berühmten Kriegshelden, vom großen Condé von Turenne, und von den Marschällen von Luxemburg und Sachsen. Das Wasser wird mit Pferden, vermittelst Pumpen, aus einem tiefen Brunnen gehoben.

Die Ecole Militaire liegt auf der Ebne von Grenelle, wo sonst oft Musterungen von Truppen gehalten worden. Vor nicht langer Zeit hat man hinter der Kriegsschulde bis nach der Seine einen besondern Platz, Champ de Mars genannt, darzu geebnet und eingerichtet. Er macht ein längliches Viereck aus, darauf ungefähr 10000 Mann Platz haben, und ist mit breiten ausgemauerten Gräben eingefaßt. An beiden Enden und in der Mitte auf jeder Seite sind breite Brücken mit eisernen Gitterthüren, damit Niemand auf den Platz kann. Rings um die Ecole Militaire und um den Champ de Mars sind angenehme Alleen gepflanzt. Die französische Garde wird hier im Feuer geübt.

Wir kehren nun durch die Gasse St. Dominique wieder in die Stadt zurück. Sie hat den Namen von dem hier belegenen und durch den Kardinal Richelieu gestifteten Noviziat der Dominikaner, oder, wie sie in Paris gewöhnlicher heißen, der Jacobins. Dies ist das allgemeine Noviziat des Ordens für ganz Frankreich, und es hat das Vorrecht, daß es unmittelbar unter dem General des Ordens steht. Das Portal mit dorischen und ionischen Ordnungen über einander ist ziemlich neu, aber vom Bruder Claude sehr mittelmäßig angegeben. Die Gemälde in der Kirche sind ebenfalls von einem Mitgliede des Ordens, dem Andray, oder insgemein sogenannten Bruder André, und sind nicht ohne Verdienst, z. B. das vom heil. Hyacinth, der auf dem Wasser geht. Der Hauptaltar steht frei. Am Gewölbe des Chors hat le Moine die Verklärung Christi, und die darüber erstaunenden Apostel schön ausgeführt. Unter den Grabmalen ist das von der Frau von Laigue, von Oppenord ganz artig angegeben. In der Sakristei und ein Paar Sälen des Klosters trifft man abermals gute Gemälde vom Bruder André an.

Bei diesem Kloster liegt das Hotel du Lude, und gegen über das von Luines. Die übrigen vorzüglichsten Hotels dieser Gasse in Ansehung der Architektur, sind, von der Barriere an gerechnet, die Hotels de Mirepoix, de Cominge, de Conti, de Noailles, de Broglio, de Guerchi, de Rupelmonde, de Molé, de Chatillon, de Grimberghen, und de Matignon, welches mit dem obgedachten in der Rue de Varenne nicht zu verwechseln ist.

In der Rue de l'Université bemerkt der Liebhaber der Architektur folgende schöne Hotels: das von Aligre, Mailly, Harcourt, u. s. w. Das merkwürdigste von allein ist aber das ganz am Ende an der Barriere liegende

Palais Condé oder Bourbon. Den letztern Namen führt es noch von der Prinzessin von Bourbon, Ludwig XIV. natürlichen Tochter, welche es 1722 bauen ließ. Hernach war es eine Zeitlang das königliche Palais des Ambassadeurs extraordinaires. Das Hauptgebäude ist ganz im italiänischen Geschmacke aufgeführt; seitdem aber der Prinz von Condé das daran liegende Hotel dazu gekauft, ist alles sehr verändert, und das Ganze macht mit allen zugehörigen Gebäuden ein ungemein großes Ganzes aus, das mit dem Garten eine Oberfläche von beinahe 15000 Klaftern einnimmt. Von der 150 Fuß langen Terrasse des Gartens, der längs der Seine hingeht, und nach englischer Art eingerichtet ist, hat man eine angenehme Aussicht nach den Tuileries, den Cours de la Reine, Chaillot Passy, und der Heerstraße nach Versailles.

Musée Carnavalet Paris
Musée Carnavalet Paris

Durch das Thor, in Gestalt eines Thriumphbogens, kömmt man auf einen großen Hof, von diesem in einen zweiten. Zu beyden Seiten steht eine herrliche Kolonnade. Der ehemalige Palast, oder das Hintergebäude, hat nur ein Bodengeschoß. Auf dem Dache läuft ein Säulengeländer, mit Vasen gezirt, umher. Die Fenster sind sehr hoch, und oben rund. Das Ganze scheint aber doch etwas zu niedrig. Von der Gartenseite präsentirt es sich am besten. In der Galerie sind die Thaten des Prinzen von Conde in vier großen Gemälden abgebildet. Die Schlachten von Lens und Freyburg sind von Casanova, und die von Rocroi und Nördlingen, von le Paon. Uiber den Thüren sind die Belagerungen von Ypern, Dünkirchen, Thionville und Philippsburg abgebildet. Das kleine angebaute Palais, le Petit Bourbon, wird eigentlich nur von dem Prinzen bewohnt. Die Galerie dieses Theils enthält schöne Gemälde aus der niederländischen Schule, von Rubens, Breugel, van Velde, Wouvermann, Teniers, u. a. m. Die Zimmer sind, weil die ganze Einrichtung noch nicht lange zu Stande gekommen, neu möblirt, ungemein prächtig, und von vielem Geschmacke. Marmor, Vergoldungen, Spiegel, Porzellan, und Tapeten von der schönsten Art sieht man allenthalben. Die Gebäude für die Hofstaat des Prinzen schließen mehrere Höfe ein, und die Stallungen sind auf 250 Pferde eingerichtet.

Von dem jetzt beschriebenen Palaste hat die Rue Bourbon den Namen erhalten. welche die letzte von den großen parallel laufenden Gassen mit Hotels ist, und längs der Seine hinläuft. Es fehlt dieser Gasse auch nicht an angesehenen Hotels, welche durch die Architektur merkwürdig sind. Eines der vornehmsten ist die von Belle-isle, wozu Bruand den Riß verfertigt. Es sind große Summen daran verwendet, um es zu einem schönen und zierlichen Gebäude zu machen. Von andern Hotels nennen wir das von Humieres, Torcy und Seignelay. Sonst lag hier auch das Hotel des Mousquetaires gris; diese Kompagnie ist aber nebst der andern, die schon an ihrem Orte vorgekommen, 1775 aufgehoben.

Musée Carnavalet Paris
Musée Carnavalet Paris

Das Kollege Mazarin oder des quatre Nations liegt an der Seine, und zwar auf dem Quai de Conti, oder Guenegaud. Der Kardinal Mazarin setzte auf seinem Todbette zwo Millionen aus, um ein Kollegium für die vier Nazionen der durch den westphälischen und pyrenäischen Frieden eroberten Länder, Elsas, ein Stück der Niederlande, Pignerol und zu erbauen, und 60 arme junge Edelleute darin zu unterrichten. Dies ward nach seinem Tode ausgeführt, das Kollegium mit der Universität verbunden, aber die Anzahl auf die Hälfte der Studierenden herunter gesetzt, weil das Geld nicht zureichte.

Das ansehnliche Gebäude steht auf dem Quai de Conti an der Seine Es macht einen einwärts gezogenen Bogen aus, mit zween Pavillons auf den Ecken. In der Mitte springt ein auf Säulen ruhender um etliche Stufen erhöhter Giebel vor. Dies ist der Eingang zur Kirche, die mit einer edlen Kuppel und Laterne bedeckt ist, wodurch sich das ganze Gebäude ungemein hebt. Das ganze Dach desselben ist mit einem zierlichen Säulengeländer und Vasen eingefaßt. Uiber dem mittlern Giebel stehen sechs Gruppen, nämlich die vier Evangelisten, die vier Kirchenlehrer der lateinischen, und die vier der griechischen Kirche. Die Kirche ist inwendig oval und simpel. Die acht weiblichen Figuren im Basrelief in den Ecken stellen die acht Seligkeiten vor. Die Beschneidung auf dem einen Altare wird für eine Arbeit des Alexanders von Verona ausgegeben. Das merkwürdigste in dieser Kirche ist das marmorne Grabmal des Kardinals, der das ganze Institut errichtet, von Coyzevox. Er knieet auf seinem Sarge. Ein Engel hinter ihm hält ein Bündel Spießruthen, als das Wappen der Familie. Die drei weilblichen Figuren in Lebensgröße, welche unten am Fuße des Grabes stehen, stellen die Klugheit, den Glauben, und den Uiberfluß vor.

Musée Carnavalet Paris
Musée Carnavalet Paris

Das Kollegium besteht inwendig aus drei ansehnlichen Höfen. Der erste hat zwo Galerien; in diesen steht eine Treppe hoch die herrliche Bibliothek, welche Montags und Donnerstags früh und nach Tische zu jedermanns Gebrauche geöffnet wird, und über 50000 Bände enthält. Der gelehrte Gabriel Naudé sammlete sie für den Kardinal, und nach seinem Tode kaufte der Kardinal auch dessen Bibliothek, die viel auserlesene Werke enthielt. Der zweite Hof ist einer der größten in Paris, und enthält die verschiedenen Klassen oder Hörsäle. Hier wohnen auch die Lehrer und Unterlehrer. Dies Kollegium hat das Glück gehabt, immer große Lehrer im mathematischen Fache zu besitzen. Zu Anfange dieses Jahrhunderts war es Peter Varignon, und bis 1762 der Abt de la Caille, der durch seine astronomischen Schriften und die Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung bekannt genug ist.

Musée Carnavalet Paris
Musée Carnavalet Paris

Nahe dabei mit der Hauptseite gegen den Fluß liegt eines der schönsten neuern Gebäude von Paris, welches vornämlich vom Pont neuf prächtig in die Augen fällt, und dies ist das Hotel des Monnoyes, oder die königliche Münze. Sie ist 1771. auf dem Platze des ehemaligen Hotel de Conti, wovon der Quai de Conti den Namen hat, von dem Architekten Antoine aufgeführt worden. Nirgends wird man wohl ein so ansehnliches, und zu allen seinen Bestimmungen so gut eingerichtetes Münzgebäude antreffen. Die Vorderseite ist 27 Fenster breit. In der Mitte hat es einen Vorsprung von fünf Arkaden. Das Bodengeschoß ist von bäurischem Werke, und darauf stehen in der Mitte sechs große ionische Säulen, welche durch beiden Geschosse laufen. Oben stehen sechs Statuen, der Friede, die Handlung, die Klugheit, der Gesetz, die Stärke, und der Uiberfluß. Die innere Haupttreppe ist ansehnlich und mit 16 ionischen Säulen verziert. Der große Hof ist mit bedeckten Galerien umgeben, aber für den Umfang und die Höhe des Gebäudes zu klein. In dem einen Saale sind neun Druckwerke zum Münzen, daneben die Streckwerke, und darüber der Saal zum Adjustiren. Uiberhaupt besteht die Münze aus sechs Höfen, welche auch noch einen besondern Eingang von der Gasse Guenegaud haben. Es hält nicht leicht, die Erlaubniß zu bekommen, das Innere des Gebäudes zu besehen. Alle Zugänge und Säle sind mit Wachen besetzt.

Das Kloster der Petits Augustins in der nach ihren benamten Gasse wurde von der Königin Margaretha, Gemahlin Heinrichs IV. gestiftet. Sie legte aber nur eine Kapelle an, und die Kirche ist erst nach der Zeit daran gebauet. Man trifft wenig merkwürdiges darin an, außer 13 bis 14 große Choralbücher im Chore, die ein einziger Mönch Anton Trochereau geschrieben, und mit trefflichen Malereien ausgeziert hat. Er starb 1675. im 73. Jahre. Die Malereien, die zierliche schöne Schrift, die Noten, alles ist meisterhaft. Die beiden Maler Franz Porbus und Nicolaus Mignard, ein Bruder des weit berühmten Peter Mignard, liegen hier begraben.

Das Hospital der Charité in der Rue des Saint Peres, wird von den Brüdern der Charité besorgt, zu welchem löblichen Orden der heil. Jean de Dieu den Grund legte, der aber erst 70 Jahre nach seinem Tode in einen regelmäßigen Orden verwandelt ward. Dies ist das vornehmste von allen Hospitälern dieses Ordens in Frankreich, und zugleich das Noviziat; es sind ungefähr 60 Ordensbrüder darin, deren vornehmstes Geschäft die Verpflegung der Kranken ist. Die Kirche hat einige gute Gemälde der französischen Schule.

Die sechs Krankensäle sind alle 15 Schritte breit, von guter Höhe, mit großen Fenstern und einem reinlichen gepflasterten Fussboden versehen. Die Anzahl der Betten beläuft sich auf 230. Ein jedes hat grüne Vorhänge, und gute Matratzen und Decken. Jeder Kranke hat seinen grünen Oberrock. Unheilbare und venerische werden nicht aufgenommen, und ein besonderer Saal ist den äußerlichen Krankheiten gewidmet. Die Thüren sind alle mit Haaren ausgestopft, damit kein Lärmen entsteht, und zum Uiberfluß steht darüber, Fermez la porte doucement. In jedem Saale sind beständig zween Brüder zur Aufwartung, um den Kranken die Medizin pünktlich zu geben. Zween Aerzte und zween Wundärzte besorgen das Hospital. Es erholen sich auch frühe Leute bei den Mönchen Raths, die allerlei äußerliche Uibel haben. Man nimmt hier nur Mannspersonen, und meistens solche, die empfohlen werden, auf. Die Reinlichkeit, Ordnung, Verpflegung und Sorgfalt sind allerdings zu loben; und übertreffen das Hotel Dieu unendlich, wo alles zu gestopft voll ist, und deswegen keine gehörige Besorgung möglich ist. Die Väter ertheilen über dieses den Novizen Unterricht in der Anatomie, Chirurgie und Chymie. Auch Layen erhalten für Geld Unterricht, und werden zur Ausübung, besonders der Chirurgie, bei den Betten der Kranken angeführt. Dieses Hospital ist eine der vorzüglichsten Anstalten in Europa. Ein eignes dazu gehöriges Haus in der Rue du Bac heißt das Hospital des Convalescens. Die Genesenden werden bahin geschafft, wo sie sich noch acht Tage lang bei einer guten Diät erholen müssen. Hier sind 16 Betten. Im Jahre 1781. haben diese Brüder noch eine Maison Royale de Santé bei der Barriere d'Enfer zur Besorgung bekommen. Es werden darin 16 kranke Personen vom geistlichen und Militärstande verpfleget. Zwölf Betten hat der König gestiftet.

Mit dieser Anstalt ist eine ähnliche, das Hospice de Charité genannt, nicht zu verwechseln, welche von Madame Necker, der Gemahlin des berühmten ehmaligen Finanzministers, von wenig Jahren gestiftet worden. Sie ist dem Hause, welches die Nonnen von Notre Dame de Liesse in der Rue de Seve bewohnten, angelegt, und besteht aus 120 Betten für Kranken beiderlei Geschlechts und acht Betten für Verwundete. Alles ist vortrefflich eingerichtet. Es fehlt an nichts, und gleichwohl werden keine unnöthigen Kosten veranlaßt; wie man aus der davon erschienenen kleinen Beschreibung, welche auch zu Leipzig übersetzt worden, abnehmen kann; alle Berechnungen der Kosten sind derselben beigefügt. Die ganze Anstalt wird von den Schwestern der Charité besorgt.

Die Kirche der Theatiner, die einzige dieses Ordens in ganz Frankreich, liegt nicht weit vom Pont Royal auf dem Quai. Den ersten Plan gab der durch seine eigensinnigen Einfälle in Turin genug verschriene Pater Guarini an. Er ward ohne alle Uiberlegung groß gemacht, so daß nur zween Aerme der Kreuzkirche ausgeführt wurden, und die jetzige Kirche nur den dritten Theil von dem ersten Plane ausmacht. Das Portal verräth den schlechten Geschmack des Architekten Desmaisons, dem die Ausführung des Baues in diesem Jahrhunderte aufgetragen ward.

Der Pont Royal ist unter allen Brücken der einzige, welche über den ganzen Fluß geht. Ihr Bau war im desto beschwerlicher, weil das Bette der Seine hier etwas schmal, und der Strom daher stärker ist. Sie ward 1684. von der Eisfahrt weggerissen, und auf Kosten Ludwig XIV, von Stein wieder aufgebauet. Sie hat fünf Bogen, deren Gewölbe einen gedrückten Bogen macht. Die Länge beträgt 72, und die Breite ungefähr 8 1/2 Klafter. Ehe diese Brücke 1632. zum erstenmale gebauet ward, mußte man sich immer in einem Fahrzeuge übersetzen lassen, daher heißt die Gasse des Fauxbourg St. Germain, welche gerade auf die Brücke stößt, noch heutiges Tages du Bac. Auf der andern Seite der Brücke ist der Eingang zum dem Garten der Tuileries.

Das Ufer der Seine, welches sich rechter Hand von dieser Brücke nach dem Palais Bourbon erstreckt, führt den Namen la Grenouilliere, und giebt mit den hin und wieder gebaueten kleinen Hütten und Holzplätzen in der Stadt ein schlechtes Ansehen. Es wäre zu wünschen, daß das Projekt ausgeführt würde auf dieser ganzen Strecke einen Quai von Quadersteinen, so wie an den andern Ufern der Seine innerhalb Paris, anzulegen. Es ist auch wirklich ein paarmal der Anfang damit gemacht worden, aber man hat den Bau bald wieder liegen lassen.


Galerie.[]


Quellen.[]

  1. Neueste Reisen durch Frankreich vorzüglich in Absicht auf die Naturgeschichte, Oekonomie, Manufakturen und Werke der Kunst von D. Joh. Jak. Volkmann.
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