Pommern, ein Herzogthum im äussersten Norden von Deutschland, das gegen Osten und Süden an Preussen und Brandenburg, gegen Westen an Mecklenburg und gegen Norden an die Ostsee gränzt, und mit Einschluß der dazu gehörigen Inseln Rügen, Usedom, Wollin xc. 514 Q. Meilen, mit 664,000 Einwohnern, umfaßt. Die Oder theilt es in Vor- und Hinterpommern.
Es ist ein langes Küstenland, meistens eben und niedrig, grossen Theils von fruchtbarem Boden, und mit vielen Landseen erfüllt. Es hat Ueberfluß an Getraide, Flachs und Taback; auch der Obstbau und die Bienenzucht werfen bedeutenden Gewinn ab. Sehr blühend ist der Viehzucht und Fischerey; das Land nährt eine Menge Gänze; auch gibt es viel Holz, besonders treffliche Eichen, die zum Schiffbau verwendet werden. Von Mineralien werden Sumpfeisen und Bernstein gewonnen. Manufacturen und Fabriken sind nicht von Bedeutung; dagegen ist der Handel von Stettin, Colberg, Stolpe, Stralsund und Walgast wichtig.
Der Adel ist zahlreich, aber nicht sehr begütert; der Bauer ist meistens leibeigen. Die Einwohner sind meistens lutherisch. Die Prälaten, der Adel und die Städte bildeten bisher die Stände des Landes.
Pommern war in den ältesten Zeiten ein Bestandtheil des Wendischen Reichs; seit 1025 aber hatte es eigene Herzoge. Als diese 1637 mit dem Herzoge Georg Bogislaus XIV. ausstarben, sprach der Kurfürst von Brandenburg, in Beziehung auf eine zwischen beiden Häusern bestehende Erbverbrüderung, die Succession an. Denselben Anspruch machte aber auch Schweden, welche damals das Land durch Waffengewalt inne hatte, indem es sich auf einen Vergleich mit dem verstorbenen Herzoge berief. Im Westfälischen Frieden ward die Sache dahin entschieden, daß Schweden Vorpommern, Brandenburg aber Hinterpommern erhielt. In dem Stockholmer Frieden 1720 erwarb das letztre, gegen Bezahlung von 2 Millionen Reichsthaler noch weiter Stettin, den Strich zwischen der Oder und Peene, die Inseln Wollin und Usedom, samt den Städten Damm und Golno, und Schweden behielt nur noch das Land zwischen Mecklenburg, der Ostsee und der Peene, samt Rügen, für welches es, als Herzog von Vorpommern eine Stimme auf dem Reichstage führte, und das es, als die letzte Trümmer aus den deutschen Eroberungen Gustav Adolfs, bis in die neuesten Zeiten behauptete.
Im J. 1815 kam aber Preussen auch noch in den Besitz von Schwedisch-Pommern. Schweden hatte nämlich, in Folge der Besitznahme von Norwegen, seinen Antheil an Pommern an Dänemark abgetreten, und von diesem tauschte Preussen es gegen das Lauenburgische und eine Summe von 2,600,000 Thlr. ein.
Quellen und Literatur.[]
- Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.