Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Tagsbefehl.[]

[1]

Soldaten! Der Allerhöchste hat unsere heissesten Wünsche erfüllt: Deutschland ist frei. Schon wehen unsere Fahnen in Frankreich, und der gedrängte Feind, um sich der gerechte Rache aller von ihm unterdrückten Nationen zu entziehen, sucht einen Zufluchtsort im Innern seines Reichs. Wir überschreiten jetzt den Rhein, um vereint mit unsern Alliirten den Frieden zu erkämpfen, dessen Europa so sehr bedarf. Zwei merkwürdige Jahre, die den Ruhm unserer Waffen zu den spätesten Nachkommen bringen werden, sind verflossen. Soldaten! Beim Eintritte des neuen Jahrs bleibt mir nichts zu wünschen übrig, als dass es eben so rühmlich für euch seyn möge, wie die verflossenen. Die badischen Truppen werden in Zukunft, vereint mit euch, für die gerechte Sache kämpfen. Ihr seid gewohnt, euren Ruhm brüderlich mit den Preussen und Oesterreichern zu theilen, ihr werdet ein Gleiches mit euren neuen Waffenbrüdern thun. Und ihr, tapfere Badener, euch zwang die Uebermacht, eure Waffen gegen das nämliche Russland zu führen, dem ihr jetzt eure Freiheit dankt; durch einen Kampf, der euch ein Beispiel seyn möge, dass die Vorsehung auf Seite der Gerechtigkeit ist, und die Räuber straft. Folgt dem Beispiele eurer neuen Waffenbrüder; wisst zu siegen, und zugleich die Liebe der Erkenntlichkeit der friedlichen Einwohner zu erwerben! An eurer Tapferkeit zweifle ich nicht, und ich freue mich, an euer Spitze zu stehen. Badener, seid edelmüthig! Betragt euch mit den Einwohner Frankreichs, wie mit euren Landsleuten! Seid denen furchtbar, die gegen euch die Waffen tragen, aber Beschützer der feindlichen Einwohner. Ihr werdet als Freunde empfangen werden, und ihr Segen wird euch zum Frieden und Ruhm begleiten. Diess macht den wahren Helden. Rächt die Beleidigungen, die ihr seit vielen Jahren von den Franzosen erlitten, nur auf dem Felde der Ehre. Soldaten, ich leite euch zum Siege; zur Unsterblichkeit führt nur der Segen besiegter Nationen. Die Disciplin ist die Seele des Dienstes. Bis jetzt habe ich (Dank sei dem Allerhöchsten!) die vereinigten russischen, preussischen und östesreichischen Truppen befehligt, ohne dass ich die mir anvertraute Gewalt zur Herstellung der Ordnung gebraucht hätte. Soldaten, erspart mir auch jetzt durch eure gute Mannszucht strenge Massregeln, die meinem Herzen fremd sind. Freunde, der Zweck aller unserer Anstrengungen und Wünsche ist nahe; folgt meinem Rathe, und ein glücklicher Friede wird unsere Bemühungen krönen. Die freigebigen Belohnungen unserer Monarchen werden jedes Verdienst auszeichnen, und der wahre Ruhm wird eure Nahmen auf die spätesten Nachkommen bringen.

Rastatt den 17. Jänner 1814.

Graf Wittgenstein.


Quellen.[]

  1. Wichtigste Aktenstücke von dem für Europa so merkwürdigen Kriege der Jahre 1813 und 1814, seit dem Beitritte des österreichischen Kaiserhauses zu den aliirte Mächten; mit einer tabellarisch bearbeiteten sinchronistischen Darstellung über alle vorgefallene Schlachten und Gefechte. 1814.