Proklamation von Blücher an die Soldaten.[]
An die Truppen unter meinem Befehl.
Preußen! wir überschreiten die Grenze unseres Gebiets und betreten ein fremdes, nicht als Feinde, sondern als Befreier. Ausziehend zum Kampf um unsere Unabhängigkeit, wollen wir nicht ein Nachbarvolk unterdrücken, das mit und dieselbe Sprache redet, denselben Glauben bekennt, öfters ehedem seine Truppen mit den unsrigen siegreich fechten ließ, denselben haß gegen fremde Unterdrückung fühlt, und das nur durch die von Frankreichs Arglist irre geleitete Politik seines Landesherrn bis jetzt verhindert ward, die Waffen gegen die Schergen fremder Tiranney zu kehren. Seyd mild und menschlich gegen dieses Volk, und betrachtet die Sachsen als Freunde der heiligen Sache deutsche Unabhängigkeit, für welche wir die Waffen erhoben haben; betrachtet sie als künftige Bundesgenossen. Sachsens Einwohner werden dagegen auf ordnungsmäßigem Wege Eure billigen Wünsche befriedigen. Ahmt das Beispiel Eurer Waffengefährten im Yorkschen Armee-Corps nach, die, obgleich lange auf fremdem Gebiet stehend, durch die strengste Mannszucht die Ehre des Preußischen Nahmens bewahrt haben.
Den Unwürdigen, der den Ruhm Preußischer Mannszucht durch Gewaltthätigkeit entheiligt, werde ich nicht als einen der Unsrigen anerkennen, sondern durch entehrende Strafen sein Verbrechen zu ahnden wissen. Soldaten meiner Armee, Ihr kennt mich. Ihr wißt daß ich väterlich für Euch sorge, Ihr wißt aber nicht weniger, daß ich Ausschweifungen nicht dulde, sondern solche einen unerbittlichen Richter an mir finde. Achtet Euch hiernach.
Bunzlau, den 23sten März 1813.
Proklamation an die Sachsen von dem General von Blücher.[]
An Sachsens Einwohner.
Sachsen! Wir Preußen betreten Euer Gebiet, Euch die brüderliche Hand bietend. Im Osten von Europa hat der Herr der Heerschaaren ein schreckliches Gericht gehalten und der Todesengel hat dreimalhunderttausend jener Fremdlinge durch Schwerdt, Hunger und Kälte von der Erde vertilgt, welche sie im Uebermuth Ihres Glücks unterjochen wollten. Wir ziehen wohin der Finger der Vorsehung uns weiset, um zu kämpfen für die Sicherheit dar alten Throne und unserer Nationalunabhängigkeit. Mit uns kommt ein tapferes Volk, das die fremde Unterdrückung trotzig abgewiesen hat und im Hochgefühl seiner Siege den unterjochten Völkern Befreiung verheißt. Wir bringen Euch die Morgenröthe eines neuen Tages. Die Zeit ist endlich gekommen, ein verhaßtes Joch abzuwerfen, das uns seit sechs Jahren furchtbar drückte.
Ein unglücklich begonnener und noch unglücklicher geendeter Krieg drang uns den Friedenstraktat von Tilsit auf; aber selbst von jenen harten Traktats-Artikeln ist uns nicht ein einziger gehalten worden. Jeder folgende Traktat steigerte die harten Bedingungen des vorhergehenden. - Darum werfen wir ab dieses schimpfliche Joch und ziehen zum herzerhebenden Kampf für unsere Freiheit.
Sachsen! Ihr seid ein edles aufgeklärtes Volk! Ihr wißt daß ohne Unabhängigkeit alle Güter das Lebens für edelgesinnte Gemüther keinen Werth haben; - daß Unterjochung die höchste Schah sey! Ihr könnt und werdet nicht die Sklaverei länger tragen. Ihr werdet nicht länger dulden, daß eine arglistige gleisnerische Politik für ihre ehrfürchtigen, raubgierigen Entwürfe das Blut Eurer Söhne fordere, die Quellen Eures Handels austrockne, Euren Kunstfleiß lähme, Eure Preßfreiheit vernichte und euer einst so glückliches Land zum Schauplatz des Krieges mache. Schon hat der Vandalismus der Euch unterdrückenden Fremdlinge Euer schönstes Monument der Baukunst, die Brücke zu Dresden unnöthig und muthwillig zerstört. - Auf! Vereinigt Euch mit uns, erhebt die Fahne des Aufstandes gegen die fremden Unterdrücker und seyd frei!
Euer Landesherr ist in fremder Gewalt; die Freiheit des Entschlusses ist ihm genommen. Die Schritte beklagend, die zu thun eine verrätherische Politik ihn nöthigte, wollen wir sie eben so wenig ihm zurechnen, als sie Euch entgelten lassen. Nur für Euren Herren wollen wir die Provinzen Eures Landes in Verwaltung nehmen, die das Glück, die Ueberlegenheit unserer Waffen und die Tapferkeit unserer Truppen unserer Gewalt unterwirft. Befriedigt die billigen Bedürfnisse unserer Krieger und erwartet dafür von uns die Handhabung der strengsten Mannszucht. Der Zutritt zu mir, dem Preußischen Feldherrn, sey jedem Unterdrückten offen; jede Klage werde ich hören, jede Angabe untersuchen, jede Verletzung der Mannszucht streng bestrafen.
Jeder, auch der geringste, kann sich mir vertrauensvoll nähern, ich werde ihn liebreich aufnehmen.
Den Freund deutscher Unabhängigkeit werden wir als unsern Bruder betrachten, den irre geleiteten Schwachsinnigen mit Milde auf die rechte Bahn leiten; - den ehrlosen verworfenen Handlanger fremder Tyrannei aber, als einen Verräther am gemeinsamen Vaterlande unerbittlich verfolgen.
Bunzlau, den 23sten März 1813.
Quellen.[]
- ↑ Das neue Deutschland. Enthaltend größtentheils freimüthige Berichte zur Geschichte der Bedrückung und der Wiederbefreiung Deutschlands. Berlin 1813 (1814), bei den Gebrüdern Gädicke.