Ein Schreiben aus Kopenhagen, vom 17ten April 1808.[]
[1]
Erdrückt durch eine unverhältnißmäßige Uebermacht wurde würklich der heldenmüthige Jessen, der als Befehlshaber des Dänischen Linienschiffs Prinz Christian Frederik am 21sten März von der Rehde von Helsigöer nach dem Belte segelte, um diese Gewässer von den in demselben liegenden Englischen Kriegsfahrzeugen zu befreien. Noch hat unsre Regierung von dem Capitän Jessen selbst keinen Bericht erhalten, und ich halte mich daher an die in der Collegial-Tidende vom 16ten April mitgetheilte Relation, welche auf demjenigen beruht, was man als das wahrscheinlichste und richtigste von allen bisher von den Küsten eingegangenen Berichten betrachten kann.
Am Tage nach der Anfahrt von Helsingöer, am 22sten März, wurde das Linienschiff Prinz Christian Frederik zwischen 6 und 7 Uhr Abends bei Einlaufen in den Belt unter der Erdzunge von Seeland (Sjaelands Odde) von einer Englischen Escadre umringt und angegriffen, die aus einem Dreidecker, einem Linienschiff und 3 Fregatten bestand. Bis 10 Uhr Abends dauerte das Kanonenfeuer mit Heftigkeit fort; da begann ein starkes Musketenfeuer, und man hörte in der Dunkelheit am Lande das Klirren der Säbel und ein schaudervolles Schreien und Wimmern, so daß es wahrscheinlich ist, daß unser Schiff damals von den Engländern geentert wurde, deren Schiffe alle ihre Fahrzeuge ausgesetzt hatten. Beim Anbruch des Tages am 23sten März lagen die feindlichen Schiffen dicht beim Kriegsschiffe Christian Frederik, welches nahe unter dem Lande bei Ydderbye lag. Den ganzen Tag sah man Fahrzeuge mit Menschen und Gütern nach demselben zu- und abgehen. Um 7 Uhr Abends setzten die Engländer unser Linienschiff in Brand, und eine Stunde nachher flog es in die Luft. Die Explosion war so heftig, daß die mehrsten Fenster in Ydderbye sprangen, und die Thüren einstürzten. Die Englischen Schiffe waren, wie man vom Lande sehen konnte, sowol im Rumpf als in der Takelage übel zugerichtet; man hörte sie kalfatern, und sah neues Tauwerk und andere Segel anbringen. Am Sonntag Morgen den 27sten März lichteten die feindlichen Schiffe die Anker; die Fregatten steuerten nach Süden, die Linienschiffe gegen Norden. Man fand an der Küste 7 entseelte Menschen, worunter 2 Offiziere, die ans Land getrieben waren, und deren Anblick den Abscheu eines jeden edlen Dänen gegen die Feinde und den Durst nach Rache noch erhöhen muß. Capitän Jessen, welcher durch seine heroischen Widerstand gegen eine solche Uebermacht das von ihm befehligte Schiff dem Besitz seiner Gegner entriß, hat mit dem Nächstcommandirenden Capitän Rothe den mörderischen Kampf überlebt, und beide befinden sich nebst mehrern Subaltern-Officieren gegenwärtig als Gefangene am Bord der Englischen Linienschiff Stately und Nassau. Die Lieutenants Willemoes, Dallerup und Soland sind im Streite für König und Vaterland gefallen. Willemoes, dessen kurze Laufbahn durch einen so ruhmvollen Tod geschlossen ist, gab dem Vaterlande durch das, was er so jung schon geleistet hatte, die schönsten Hoffnungen. Der unerschrockene Lord Nelson zeichnete selbst die Kühnheit aus, womit ihn Willemoes am 2ten April 1801 angriff, und dem Englischen Admiralsschiffe durch einen Schießprahmen beträchtlichen Schaden zufügte.
Zeitungsnachrichten.[]
1808.[]
Dänemark. [2]
Kopenhagen, den 12. Jan. In der Nordsee, wohin der Kapitän Jessen mit dem Linienschiffe Christian Friedrich unter Segel gegangen, kreuzen, nach den neuesten Nachrichten, auch zwey Englische Linienschiffe und eine Fregatte.
Politische Notizen. [3] [April.]
Man weiß bestimmt, daß Kapitain Jessen mit dem Dänischen Linienschiff Prinz Christian durchs Kattegat gesegelt und bei Samsoe von 5 Englischen Kriegsschiffen in seinen Vorhaben nach dem großen Belt zu gehen, gehindert worden. Nach einen sehr hartnäckigen Kampfe ist das Dänische Schiff auf den Grund gerathen, ob es aber von den Engländern oder vom Kapitain Jessen selbst, in die Luft gesprengt worden, darüber sind die Nachrichten noch widersprechend, wir behalten uns daher vor, diese Geschichte im nächsten Stücke weiter auseinander zu setzen.
- - - - - - - - - - Wie die neuesten Dänischen Nachrichten lauten, so ist das Linienschiff Prinz Christian nicht vom Kapitain Jessen in die Luft gesprengt, sondern nach einem fünfstündigen Kampfe von den Engländern genommen worden. Wir wissen also, daß die Dänischen Krieger sich sehr brav gehalten haben, aber noch immer sind die Angaben der nähern Umstände, theils unbestimmt, theils widersprechend.
Politische Notizen. [4] [April.]
Es sind noch keine officielle Nachrichten von dem unglücklichen Gefecht des Dänischen Linienschiffes am 23sten März, mit mehreren Englischen Kriegsfahrzeugen, eingegangen, und wir wissen durch Privatbriefe nichts weiter, als daß die Engländer, nach dem das Gefecht über eine Stunde auf dem Schiffe gedauert, die noch übrig gebliebene Mannschaft abgeholt, und das Schiff in die Luft gesprengt. Nach einigen Nachrichten soll der Ueberrest der braven Dänischen Seehelden kaum aus 50 Mann bestanden haben.
Dänemark. [5]
Kiel vom 28. März. So eben erhält unsere Königin durch Estaffette die traurige Nachricht, daß der unser Linienschiff Prinz Christian Friedrich kommandirende brave Kapitän Jessen, welcher am 21. dieses von Helsingör absegelte, nach einem vergeblichen fünfstündigen im Cattegat beym Kooler-Leuchtthurm Statt gehabten Kampf, m_t einer ihm weit überlegenen Englischen Macht, sich und sein Volk, getreu seinem Gelübde: "lieber zu sterben, als sich zu ergeben", mit dem Schiffe in die Luft gesprengt habe.
Dänemark. [6]
Schreiben aus Kopenhagen vom 26. März. Auf die hieselbst eingegangene Nachricht, daß eine Englische Fregatte im grossen Belt erschienen sey, wurde der Kommandeur des am Eingange des Sundes stazionirten Linienschiffes, Prinz Christian, Kapitän Jessen, beordert, nach dem Belt abzugehen. Kaum war es über die nördliche Höhe von Seeland hinaus, als es sich von 5 feindlichen Kriegsschiffen umringt und angegriffen sah. Unmöglich konnte der Ausgang eines so ungleichen Kampfes zweifelhaft bleiben. Nachdem das Dänische Linienschiff den hartnäckigsten und rühmlichsten Widerstand geleistet, und sich unweit der Küste auf den Strand gesetzt hatte, wurde es endlich durch Entern genommen. Da die Engländer es nicht retten konnten, so liessen sie es in die Luft sprengen. Die feindlichen Schiffen sollen sehr übel zugerichtet seyn.
Vorstehender Bericht ist indessen nur auf die Aussagen der Küstenbewohner gegründet, und daher noch der Berichtigung fähig.
Großbrittanien [7]
Das Dänis. Linienschiff Prinz Christian von 74 Kanonen und 700 Mann lag am 7. bey der Insel Hveen vor Anker, und ein Theil unserer Eskadre war zu dessen Verfolgung abgegangen. Lebensmittel waren zu Gothenburg sehr theuer. Vom Admiral Bertie, der die Eskadre von 8 Linienschiffen vor Brest kommandirt, sind Depeschen eingegangen. Alles war in dasiger Gegend ruhig. Im Brester Hafen lagen 7 Linienschiffe.
Dänemark. [8]
21 Leichen von Matrosen, die auf dem Linienschiff Prinz Christian geblieben, und 4 abgeschossene Beine wurden am 7. April zu Overby alle auf einen Haufen in das Grab gesenkt, und oben auf wurden die Särge mit den Leichen der Lieutenants Willemoes und Dahlerup gesetzt, umwunden mit den Ueberbleibseln des Wimpels, unter dem sie so ruhmvoll für König und Vaterland kämpften und fielen. Die Familie des Inspektors Tröjel, nebst mehrern Damen der umliegenden Gegend, trotzten der rauhen Jahrszeit, und reiseten auf ungebahnten Wegen 3 Meilen, um mit Lorbeer- und Myrthenkränzen der Gefallenen Grab zu schmücken. Vor und nach Aufwerfung der Erde wurden die beyden letzten Verse von dem bekannten schönen Grabgesang des Kapitains Abrahamson abgesungen. Der Magister Haven, Prediger der Odde, hielt die Leichenrede.
Dänemark. [9]
Kopenhagen den 18. Jun. Von hier aus gieng ein Offizier nach Stockholm, um die Auswechselung der Gefangenen zu reguliren, allein er ist unverrichteter Sache zurückgekommen, da die Gefangenen von unserm Schiffe Prinz Christian bereits nach England angeführt sind.
Dänemark. [10]
Kopenhagen den 25. Jun. Die bey Ankunft des Lieutenant Bager zu Gothenburg bereits erfolgte Absendung des größten Theils der kriegsgefangenen Mannschaft des Linienschiffes Prinz Christian nach England, hat den Zweck seiner Sendung nicht gänzlich vereitelt, indem sich zu Gothenburg noch 134 Dänische Kriegsgefangene befanden, zu deren Auswechslung der Lieutenant Bager vor einigen Tagen 2 Lieutenants, 2 Wundärzte und 130 Matrosen nach Helsingborg geführt hat.
Quellen.[]
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 10. Mittwoch, den 3. Februar 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung Nro 30. Mittwoch, den 13. April 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 31. Sonnabend, den 16. April 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 31. Sonnabend, den 16. April 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 39. Sonnabend, den 14. May 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 55. Sonnabend, den 9. July 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 57. Sonnabend, den 16. July 1808.