Zeitungsnachrichten.[]
- [1808]
Preussen. [1]
Nach Privatnachrichten aus Berlin ist der Tag, wann das zwischen Charlottenburg und Spandau abgesteckte Lager bezogen wird, noch nicht bestimmt. Es ist zur Unterhaltung desselben in gehörigem Stand, monatlich eine Summe, die man auf nicht höher als 500 Rthlr. angiebt, verlangt, und dazu 25 der wohlhabendsten Personen zusammen berufen worden, um die Leistung dieser Summe unter sich zu vertheilen, und sich dazu zu unterschreiben. Feldmarschall von Möllendorf und Fürst Hatzfeld sind nicht beygerufen worden, weil ihre Güter in Schlesien liegen, und dort angelegt sind. Jene beygerufenen Individuen haben sich auch, nach einiger Weigerung, zur Unterschrift für die obige Summe verstanden.
Preussen. [2]
Der Plan zur neuen Organisazion der Armee soll nun ganz ausgearbeitet seyn. Aus sicherer Quelle weiß man: 1) Es findet eine ganz neue allgemeine Konskripzion Statt. 2) Die Armee soll einzig und allein aus Inländern bestehen, und es werden daher alle Ausländer, Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine, nach und nach verabschiedet. 3) Vor der Hand soll jeder Konskripirte nur ein Jahr dienen, damit dadurch bald möglichst die Nazion zum Militärdienst exerziert seyn möge. 4) Der vielen Generale gehen ein, die Regimenter erhalten nur Obersten. 5) Ein solcher Oberst bekommt 2500 Thlr. jährliche Gage, freye Wohnung in der Garnison, freyes Holz und 4 Razionen. 6) Die Stabskapitäne, bis auf 2 bey jedem Regimente, für die Kompagnie des Chefs und Kommandeurs, die Regimentsquartiermeister und Feldprediger gehen ein. Nur in Kriegszeiten werden einige Geistliche angestellt. 7) Die dienstthuende Mannschaft der Regimenter wechselt alle Jahre ihre Garnisonen.
Politische Notizen. [3] [September]
Den Zeitungsartickeln in Betreff der Mobilmachung der Preußischen Armee, wird von Königsberg aus, öffentlich widersprochen und versichert, daß daran gar nicht zu denken sei, indem jede Kompagnie nicht mehr als 20 bis 25 dienstthuende Leute habe, und die Regimenter ganz unkomplet wären.
Preussen [4]
Ein Artikel aus Königsberg vom 29. Aug. in den Berliner Zeitungen sagt: Der König habe befohlen, daß aus den abgesonderten sieben Infanteriebataillonen in Pommern zwey Regimenter gleich den Regimentern in Preussen, formirt werden sollen. Seine Absicht hierbey geht dahin, mehr Ordnung und Einheit in die Administrazion zu bringen, und die Aufsicht auf die Disziplin und Uebung zu erleichtern. Es werden daher durch diese neue Formazion keine neue Kosten verursacht, und eben so wenig fin et dadurch weder eine Vermehrung, noch eine Verminderung der Truppen Statt, sondern die Bataillone behalten denselben Etat in Hinsicht ihrer bisherigen Stärke.
Preussen [5]
An Mobilmachung unserer Armee (sagt ein Schreiben aus Königsberg vom 9. dieses) ist hier nicht gedacht worden; der dienstthuende Stand pro Kompagnie beträgt nur 20 bis 25 Mann, und wenn auch die Beurlaubten einkämen, so würden dennoch die Regimenter sehr inkomplet seyn, da mehreren 6 bis 800 Mann fehlen. Das Artilleriekorps ist so wenig marschfertig, daß nicht einmal die dazu nöthigen Pferde ausgeschrieben worden u. s. w.
Preussen [6]
Berlin, vom 31. Octob. Tagesbefehl Der Divisions-General, Reichs-Graf, Kommandant des Platzes von Berlin und der Mittel-Mark, benachrichtiget, in Gemäßheit der Befehle Sr. Exz. des Hrn. Marschalls Herzogs von Auerstädt, die Preußischen Herren Offiziere, daß es ihnen frey steht, die Uniformen der Regimenter zu tragen, welchen sie angehören, und daß dem zufolge die frühern, auf diesen Gegenstand Bezug habenden Tagesbefehle, widerrufen sind. Der Herr Marschall hofft, daß das gute Einverständniß, welches zwischen dem Preußischen Militair, den Franzosen, und den Einwohnern herrscht, niemals gestört werde, und daß er nicht in den Fall kommen wird, Strenge gegen irgend einen Militair zu gebrauchen. Es soll von dem gegenwärtigen Befehle dem Präsidenten des Polizey-Directoriums, dem Kommandanten der Gensd'armerie, und dem Hrn. General-Administrator und kaiserl. Kommissair Kenntniß gegeben werden, mit der Einladung, selbigen in die öffentlichen Blätter einrücken zu lassen. Unterzeichnet: St. Hilaire. Dem Original gleichlautend. Der Adjutant-Kommandant, Chef des General-Stabes des Platzes von Berlin. J. B. Borrel.
Politische Notizen. [7] [Dezember]
Im Berliner Telegraph waren seit dem Einmarsche der Franzosen oft sehr bittre Ausfälle auf das Preußische Militair enthalten, jetzt aber klingt es ganz anders, und seitdem der Verfasser wußte, daß die Preussen wieder einrücken würden, lobt er ihre Bravheit, und meint sogar, es gereiche diesem Militair zur Ehre, vom Napoleon dem Großen geschlagen zu sein, so wie es den ehemaligen Franzosen ebenfalls zur Ehre anrechnet, gegen Friedrich II. verloren zu haben.
Quellen.[]
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 44. Mittwoch, den 1. Juny 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro. 52. Mittwoch, den 29. Juny 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 78. Mittwoch, den 28. September 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 80. Mittwoch, den 5. Oktober 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 93. Sonnabend, den 19. November 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.