Von Bastille bis Waterloo. Wiki

Matrosen Pressen.[]

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Pressen, Matrosen, ist ein Mittel, die königl. Flotte in England mit Matrosen und Schiffsoldaten zu versehen. Man bemannet nämlich die Flotte theils durch freywilliges Anwerben, theils durch Pressen. Im ersten Fall empfangen die, so sich freywillig werben lassen, ein ansehnliches Handgeld; in andern wird mit Gewalt weggenommen, was zum Matrosen taugt, besonders solche Leute, die schon auf der See gewesen sind. Wenn ein Preßgang vorgenommen wird, so gehen 10 - 15 Matrosen, mit großen Prügeln und Messern bewaffnet, unter Anführung eines Officiers, durch die Strassen, in Wirthshäuser und Bordels, und nehmen alle diejenigen weg, die sie zu Matrosen für tüchtig halten. Bisweilen kommen die Presser auch auf die Kauffartheyschiffe, und verfahren da eben so. Es giebt dabey oft blutige Kämpfe und selbst Todschläge, die aber unbestraft bleiben, weil die von beyden Seiten ausgeübte Gewalt als gesetzwidrig angesehen wird. Die Civil-Obrigkeit, als, der Lordmayor in London, mach öfters, nach Beschaffenheit seiner politischen Grundsätze und nach der Achtung, worinnen das Ministerium stehet, Schwierigkeiten, seine Bewilligung zu solchen Preßgängen zu ertheilen, oder er versagt solche ganz. In den Seehäfen kann das Pressen weniger Hinderniß antreffen, als in der Hauptstadt. Diejenigen Leute, die man auf solche Art zusammengebracht, werden auf ein Schiff geschleppt, das wie ein Gefängniß gebauet ist, (Tender,) auf dem sie so lange bleiben, bis sie an ein Kriegsschiff abgeliefert werden. In diesem Gefängniß sind sie in sehr übler Lage, und man hat den Fall gehabt, daß 18 auf einmal vor Hitze und aus Mangel frischer Luft erstickten. Seit 1779 ist durch eine Parlementsakte auch das Pressen der Landsoldaten, oder das gewaltsame Wegnehmen der Leute zum Landdienste eingeführt.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.