Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Einmarsch der französischen Armee in Portugal.[]

[1]

(Nach franz. Blättern.)

Der portugiesische Hof hielt den Einmarsch einer Armee von Solamanka her, im Winter für unmöglich, weil in dieser Gegend die Natur gar nichts zur Unterhaltung einer Armee darbietet und im Gegentheil sich der Wege und des vielen Wassers wegen, alle mögliche Hindernisse zeigen, besonders auch um die Artillerie fortzuschaffen. So wurde also dieser Hof überrascht und glaubte nun, auf seine Flucht denken zu müssen, denn er wußte recht gut, daß die englische Freundschaft ihn nicht retten konnte, und daß er wegen der angenommenen Maske, als wolle er mit Frankreich zusammen halten, verrathen war.

Man kann sagen, daß der Hof in Unordnung geflohen sei, denn die Schiffe die mit unnützen Personen überhäuft und mit den kostbarsten Effekten angefüllt waren, befanden sich nicht einmal im gehörigen Stande, und hatten so wenig Lebensmittel mitgenommen, daß sie nothwendig erst in einem englischen Hafen einlaufen müssen, ehe sie ihre große Reise nach einem andern Welttheile fortsetzen können.

So ist also die portugiesische Hauptstadt eingenommen, ohne daß eine Belagerung, nicht einmal ein Gefecht vorgefallen ist. Man kann abermal von der französischen Armee sagen, sie hat das Unmöglich, möglich gemacht, denn sie hatte 20 unausgesetzte Märsche, 30 enge Gebirgspässe herauf und herunter zu steigen, und eben so viele Ströme täglich zu passiren, und zwar unter beständigen Regengüssen, von denen man sich an andern Orten gar keinen Begriff machen kann. Mehrere Tage mußte die Armee blos von Kastanien leben, und kalte regnichte Nächte ohne Obdach zubringen, dem ohngeachtet befinden sich die Truppen wohl und erholen sich nun von ihren Strapazen, die Lissaboner dagegen haben sich von ihrem Erstaunen, eine fremde Armee zu dieser Jahreszeit hier zu sehen, noch nicht erholt.


Zeitungsnachrichten.[]

[1807}

Portugall. [2]

Es ist in diesen Blättern bereits erwähnt worden, daß der Befehlshaber der Beobachtungs-Armee der Gironde, General Junot, von Alcantara aus, eine Proklamazion an die Einwohner von Portugall erlassen hat. Nach Auszügen davon, die sich in Französischen Blättern finden, sagte er: "Nachdem Portugall England den Krieg erklärt hat, so hören von diesem Augenblick an alle Feindseligkeiten Frankreichs gegen Portugall auf. Die Französische Armee wird daher nicht als Feindin, sondern als Freundin und Beschützer dieses Königreichs gegen den gemeinschaftlichen Feind in dasselbe einrücken. Der Obergeneral verspricht sich von den Einwohnern Portugalls, daß sie die Französischen Soldaten als Freunde und Bundesgenossen aufnehmen, für ihre Verpflegung und ihren Unterhalt durch Anlegung von Magazinen sorgen, und sich überhaupt bemühen werden, die vollkommenste Eintracht unter beyden Völkern aufs Beste zu unterhalten." Am Schlusse der Proklamazion verspricht der Obergeneral, daß er mit unerbittlicher Strenge über die Mannszucht wachen werde, warnt dagegen aber jede Ortschaft nachdrücklich, sich sorgfältig vor Ausschweifungen und Vergehungen gegen die Französische Armee zu hüten, wenn sie sich nicht den nachtheiligsten Folgen bloßgestellt sehen wolle.

Das Französische Journal de l'Empire liefert folgendes Schreiben aus Lissabon vom 1. Dezember: "Mehrere Wochen hindurch waren wir hier in stäter Unruhe. Vor zehn Tagen glaubte man die Frage entschieden; der Hof wäre entschlossen, in Europa zu bleiben, auch wurde wirklich das Ausschliessungsdekret gegen die Engländer in Vollzug gebracht, und diese blokirten ihrer Seits unsere Häfen. Dann sah man alle Landtruppen sich in Gewaltmärschen nach der Seeküste begeben; zwar warfen sich 7000 Mann ausgesuchte Truppen in die Festung Peniche (auf einem felsigen Vorgebirge in der Korregidorschaft Leyria, 14 Stunden von Lissabon) eine Art von kleinem Gibraltar; zwar wurde die Ausrüstung der Flotte beschleunigt; auch war noch am 21. Nov. der Graf v. Lima, unser gewesener Bothschafter zu Paris, mit neuen Vorschlägen abgereist; aber plötzlich änderte sich Alles. Am 25. sehr früh schiffte sich der Prinz und sein ganzer Hof ein, fast im nehmlichen Augenblicke erhielt ein Theil der Minister, der See- und Landoffiziere, der Zöglinge der Militärschulen und einige andere Personen, bestimmten Befehl, sich an Bord der Flotte zu begeben, die augenblicklich unter Segel gieng, und den Tajo verließ. Nicht eine Person vom Hause Braganza blieb zurück. Die alte Regierung erließ vor ihrer Abreise zwey Proklamazionen. In der einen erklärt der Prinz, daß er sich bis zum Abschluß des allgemeinen Friedens in seine Besitzungen jenseits des Meeres begebe, mit dem Befehle an seine Unterthanen, den Französischen Truppen keinen Widerstand entgegenzusetzen, und sich friedlich gegen sie zu betragen. Die zweyte Proklamazion ernennt eine provisorische Regierung, um bis zur Ankunft der Franzosen für die öffentliche Ruhe zu wachen. Man sagt, die Portugiesischen Truppen hätten die Festung Peniche geräumt, und die Engländer dagegen sich deren bemächtigt, so wie der (bey Peniche liegenden) Berlengas-Inseln.

Das nehmliche Journal meldet aus einem neuern Schreiben, das General Delaborde, Befehlshaber der ersten Division der Girondearmee, zum Oberkommandanten der Stadt Lissabon und aller dort befindlichen Französischen und Portugiesischen Truppen ernannt sey.

Frankreich. [3]

Nach den letzten Nachrichten aus Lissabon bestand die nach Brasilien abgegangenen Eskadre aus den Linienschiffen, Kronprinz von 90, Graf Heinrich von 74, Prinz von Brasilien von 74, Königin von Portugall von 74, Alphonzo von d'Abulquerque von 74, Don Juan-Castres von 74, Medusa von 74, Martin de Frietas von 64 Kanonen; aus den Fregatten Minerva von 44, Solfinho und Urania von 36 Kanonen; endlich aus 4 Briks von 18 Kanonen. Die Schätze, welche der Prinz-Regent und die Personen, die ihm gefolgt sind, mitgenommen haben, werden aus 250 Mill. Krusaden gerechnet. Im Hafen befinden sich noch die Linienschiffe Vasco de Gama und Maria Primura von 74, St. Sebastian und die Prinzessin von Beira von 64 Kanonen, 6 Fregatten von 44 und 36 Kanonen, mehrere Briks und Korvetten, 12 Goeletten, 4 Kanonierschaluppen und eine schwimmende Batterie. Ein Linienschiff von 74 Kanonen liegt noch auf dem Werfte. Am 13. Dez. ist die dreyfarbige Fahne auf alle Forts aufgepflanzt worden. Die Engländer hatten zwar einen Versuch gemacht, sich des Forts von Peniche zu bemeistern; Gen. Loison kam ihnen aber zuvor, worauf sie sich entfernten. Von Zeit zu Zeit erscheint die Englische Eskadre noch in einer Entfernung von 7 oder 8 Stunden von den Küsten; sie besteht aus 5 Linienschiffen und 2 Fregatten. Die Portugiesische Armee, die 24 Infanterie- und 6 Kavallerieregimenter, allein nur ungefähr 10,000 Mann unter den Waffen zählt, wird als Legion in Französischen Diensten organisirt.

Großbrittanien. [4]

Ueber die Portugiesischen Angelegenheiten liest man in Londoner öffentlichen Blättern noch Folgendes: "Um jeden Schein einer Thronentsagung zu vermeiden, ernannte der Kronprinz vor seiner Abreise ein Regentschaftskonseil. Bey jeder Gelegenheit zeigte er viel Bereitwilligkeit, jedem Rath, der ihm von Seiten unserer Regierung zukam, zu folgen, und man kann sagen, daß unser Gesandter in Lissabon, Lord Strongford, den größten Antheil an den Entschlüssen dieses Hofes gehabt hat. Man rechnet die Zahl der Portugiesen, welche mit der königl. Familie abgesegelt sind, auf 17,000. Einem Gerüchte nach, das aber nicht verbürgt werden kann, ist der erste Minister, d'Aranjo, vor der Abreise des Hofes, als Staatsgefangener auf das Admiralschiff gebracht worden. Am Tage vor der Einschiffung des Prinzen Regenten hatte unser Gesandter eine Konferenz von mehreren Stunden mit demselben. Am folgenden Tage segelte er mit der königl. Familie den Tajo hinab. Die Portugiesische Flotte blieb 3 Tage mit der Eskadre von Sir Sidney Smith am Ausflusse des Tajo. Während eines heftigen Sturms am 1. Dez. litt sie beträchtlich, und 30 Englische Matrosen wurden an Bord jedes Portugiesischen Schiffs gesandt, um bey Ausbesserung derselben hilfreiche Hand zu leisten. Lord Strongford begleitete hierauf die Flotte bis auf die Höhe von Madera, wo er sie in gutem Zustande verließ. Er kehrte nach dem Ausfluß des Tajo zurück, um Sir Sidney Smith einige Nachrichten zu ertheilen, worauf er nach England absegelte, wo er, nach einer Fahrt von 10 Tagen, am Bord einer Kriegssloop angekommen ist. Als einen besondern Umstand bemerkt man, daß die bekanntlich gemüthskranke Königin sich um vieles besser befand, nachdem sie einige Tage auf der See zugebracht hatte. Schon vor 2 Monaten hatte der Prinz Regent unserm König geschrieben, im ihm sein Vorhaben, den Sitz seiner Regierung nach Brasilien zu verlegen, bekannt zu machen; in diesem Schreiben bat er zugleich, keine Flotte nach dem Tajo zu senden, ehe nicht alle Hoffnung zu einer gütlichen Beylegung der Inrrungen mit Frankreich verschwunden wäre. Im Augenblicke, wo die Franzosen in Lissabon einrückten, erschien ein aus Brasilien kommendes Schiff am Ausfluß des Tajo; im ganzen Jahre war noch kein so reich befrachtetes Schiff angekommen; als es die Lage der Dinge erfuhr, nahm es den Weg nach England. Was nun auch in Portugall geschehen mag, uns können nur Vortheile daraus erwachsen; diese Begebenheiten öffnen uns ein gränzenloses Feld zu Handelsspekulazionen und Gewinn xc."


Quellen.[]

  1. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  2. Wiener-Zeitung. Nro 1. Sonnabend, den 2. Januar 1808.
  3. Wiener-Zeitung Nro 6. Mittwoch, den 20. Januar 1808.
  4. Wiener-Zeitung. Nro 6. Mittwoch, den 20. Januar.
Advertisement