Pont-a-Mousson.[]
[1]
Pont-a-Mousson, eine Stadt in einem angenehme Thale, an der Mosel, welche durch die Stadt fließt. Eine darüber führende Brücke durch welche man in den obern Theil der Stadt kömmt, welcher auf dem Berge Mousson liegt, hat dem Orte den Namen gegeben. Karl IV. hatte sie zu einer Reichsstadt erhoben, nachher kam sie an das lothringische Haus. Karl II. Herzog von Lothringen, machte sich besonders um die hiesige Universität verdient, sie war im siebzehnten Jahrhunderte in grosem Flor, und hatte unter andern einen vortreflichen botanischen Garten, im Jahr 1768 wurde sie aber nach Nancy verlegt. Die Stadt hat etwa 1100 Häuser und siebenthalbtausend Einwohner, und ist iezt der Hauptort eines Distrikts von Meurthe -- Departement.
Von Reisende.[]
Arthur Young.[]
- [1789]
Die ganze Gegend von Pont-a-Mousson hat kühne auffallende Scenen. Die Mosel, ein ansehnlicher Fluß, läuft durch das Thal, (worin Pont-a-Mousson liegt) und die Hügel an beiden Seiten sind hoch. Nicht weit von Metz sieht man die Ueberreste einer alten Wasserleitung für eine Quelle, welche quer über die Mosel geführt ward. Es stehen auf dieser Seite noch viele Bogen, und dazwischen Häuser armer Leute. In Pont-a-Mousson empfing mich der Unter-Delegirte des Intendanten, Herr Pichon, an den ich Briefe hatte, sehr höflich; er beantwortete meine Fragen, wozu ihn sein Amt sehr gut in Stand setzte, und zeigte mir alle Merkwürdigkeiten der Stadt. Deren sind aber nicht viele: die Militair-Schule für die Söhne armer Edelleute, und das Prämonstratenser-Kloster, worin eine sehr schöne, 107 Fuß lange und 25 Fuß breite Bibliothek ist. Ich ward dem Abte als ein Mann vorgestellt, der einige Kenntnisse vom Ackerbaue hätte.
August Hermann Niemeyer.[]
Pont-a-Mousson, im Jun 1807.
Wenn ich die Trennung von dem, was meinem Herzen das Theuerste ist, meinem Amt und meiner Familie und meinen Freunden abrechne, so könnte meine äußere Lage kaum angenehmer seyn, als sie hier ist. Ich muß es nebst meinen Gefährten dem humanen Reichsmarschall Kellermann, der in Mainz Gouverneur ist, sehr danken, daß er gerade diesen Ort unsres Aufenthalts wählte. Wir hätten zu Metz und zu Nancy größere und schönere Städte bewohnt; aber wir hätten weniger ländlich, häuslich und verhältnißmäßig weniger wohlfeil leben können.
Pont-a-Mousson liegt in einem sehr reizenden Thale an dem Ufer der Mosel. Es war bis zur Verbannung der Jesuiten eine blühende Universität. Itzt ist das Jesuiterkollegium in eine Sekundärschule (ein Mittelgymnasium) verwandelt. Die Stadt hat natürlich dadurch verloren, so wie sie auch von den Stürmen der Revolution nicht verschont geblieben ist. Aber es ist doch viel Leben darin, viel Gewerbe, viel Durchreisen von Paris nach Metz und Mainz. Denn sie liegt gerade zwischen Nancy und Metz in der Mitte. Daher hat man auch täglich Gelegenheit, mit den Diligenzen dahin und dorthin zu reisen. Wie weit wir davon werden Gebrauch machen dürfen, steht noch zu erwarten.
Die Einwohner scheinen mir fröhliche, aber sittsame und sehr gefällige Menschen zu seyn. Man findet auch in den untern Klassen hie und da eine Bildung, die gefallen muß, und gegen manche rohe Formen, an die wir gewöhnt sind, ziemlich absticht.
Schon die Natur würde hier im Stande seyn, das Gemüth zu erheitern, das sich keiner Schuld bewußt ist. Der klare Strom, die duftenden Rebenhügel, die itzt in voller Blüthe stehen, und einen balsamischen Geruch über die ganze Gegend verbreiten, der herrlich gemalte südliche Abendhimmel, der Reichthum an Früchten aller Art -- das alles ladet zum Genuß ein, und erinnert zugleich, was die schöne Erde für den Menschen seyn könnte, wenn der Mensch zu schätzen und zu gebrauchen verstände, was sie ihm, wie eine milde Mutter, überall anbietet.
Dann fehlt es auch nicht an andrer Unterhaltung. Bekanntschaft hab ich in den wenigen Tagen unsres Hierseyns nur wenig, und mehr zufällig, gemacht. Aber an guten Büchern ist kein Mangel. Durch die Güte des Maire haben wir den Katalog sowohl einer größern Bibliothek in dem vormaligen Prämonstratenser-Kloster, als einer kleinern aber recht gewählten Sammlung auf dem Rathhause. Der Gebrauch beider steht und völlig frey.
Am letzten Sonntag habe ich mehrere Kirchen besucht. Ich wünschte, Sie hätten mich in die vormalige Jesuiterkirche begleiten können. Sie würden sich über die sehr volle Versammlung, besonders vom weiblichen Geschlecht, mehr noch über die ganz ausnehmende Ruhe und Sammlung der Gemüther, und über die große Aufmerksamkeit auf die Predigt gefreuet haben. Es predigte ein Geistlicher aus Toul, kurz, aber mit Verstand und Würde. Er bewieß, "daß allein die Gesinnung unsern Handlungen einen Werth in den Augen Gottes gebe," und führte dieß durch die verschiedenen Verhältnisse des Lebens, zwar populär, aber doch in einer recht edlen Sprache. Die Wiederherstellung des Cultus, von welchem Prinzip sie auch ausgegangen seyn mag, und die Strenge des Disciplin dabey, ist doch gewiß eine große Wohlthat, die der Nation widerfahren ist. es ist angenehm, zu bemerken, wie sich das religiöse Bedürfniß auch hier geregt hat.
Ich benutze meine Zeit so gut ich kann. Es fehlt mir so wenig an Muße als an Bequemlichkeit, Stille und Hülfsmitteln. Auch nicht an innerer Ruhe; denn was könnt' ich zu fürchten haben -- selbst nach der ehrenvollen Behandlung, die wir auf unsrer ganzen Reise rühmen müssen. Das Gefühl der Entbehrung drängt sich freylich immer hervor, und in der Tiefe der Brust tönt oft das alte Lied wieder: Ou peut on étre mieux qu'au sein de la famille.
- Niemeyer.
Franz Xaver Rigel.[]
- [1808]
Auch in
- Pont a Mousson
stößt man auf einige Ueberreste Römischer Aquäducte, welche dem Orte ein ehrwürdiges Ansehen geben. Derselbe gehört, mit seinen 6 - 7,000 Einwohnern, in die Reihe kleinerer Städte, hat übrigens ziemlich breite Straßen, einen schönen Pallast und eine sehr gesunde Mineralquelle. Eine steinerne Brücke führt über die Mosel, die durch das Städtchen fließt, zu dem Schlosse, das ihm den Namen gegeben hat. Dieses liegt auf einem hohen Berge und gewährt dem Auge eine sehr schöne Aussicht in das Moselthal.
Hübsche Mädchen bedienten uns hier an der Tafel. Wir waren nicht unzufrieden darüber, und Eines derselben trug bei'm Nachtische einen Teller herum mit den Worten: "pour la fille!" Wir gaben gern, manche von uns halbe, andere ganze Franken, während ein Französischer invalider Officier das holde Kind nur mit zwei Sols beschenkte. Er erhielt an Dankes Statt einen Blick tiefer Verachtung, und die Schöne verbarg sorgfältig diese Kupfermünze unter ihre Schürze, damit wir diesem bösen Beispiele des kargen Mannes nicht folgen sollten. Der alte Kriegsheld mit seinem hölzernen Fuße hatte Recht, daß er unsere Freigebigkeit tadelte; denn wir würden ohne Geld nach Spanien gekommen seyn, hätten wir unserer Casse bei diesen Kellnerinnen nicht mehr geschont. Mochten wir in einem Wirthshause nur ein Glas Wein oder Liqueur nehmen, so streckte schon la fille gierig beide Hände nach einem Trinkgelde aus; allein wir waren klüger geworden, und gaben höchstens 2 bis 3 Sols.
Quellen .[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Geschichte und Beschreibung der französischen Niederlande des Elsasses und Lothringens. Leipzig bei J. A. Barth. 1794
- ↑ Hallisches patriotisches Wochenblatt zum Besten der Armen.
Erstes Quartal. 27. Stück. Den 4ten Jul. 1807. - ↑ Der siebenjährige Kampf auf der Pyrenäischen Halbinsel vom Jahre 1807 bis 1814; besonders meine eigenen Erfahrungen in diesem Kriege nebst Bemerkungen über das Spanische Volk und Land. Von Fr. Xav. Rigel, Großherzoglich-Badischem Hauptmann, des Carl-Friederich-Militär-Verdienst- und des Kaiserlich-Russischen St. Wladimir-Ordens Ritter. Rastatt 1819. Auf Kosten des Verfassers und bei ihm selbst.