Armeezustand des ehemaligen Herzogthums Warschau.[]
Wir theilen unsern Lesern folgende Nachricht über den Armeezustand des ehemaligen Herzogthums Warschau mit. [1]
Kriegsminister und Leiter des ganzen Kriegswesens ist der Prinz Joseph Poniatowsky, Divisionsgeneral. Die Geschäfte des Ministeriums sind in 5 Departements abgetheilt.
- Der Generalstaab
besteht aus 2 Divisionsgeneralen erster Klasse, Zayonzek und Dombrowsky, und aus 4 Divisionsgeneralen zweiter Klasse, Kaminiezky, Sokolnitzky, Fischer (Chef des Generalstaabes und Generalinspektor der Infanterie) und Rosniezky (Generalinspektor der Kavallerie), 17 Brigadegeneralen, 5 kommandirenden Adjutanten, und 5 Adjutanten des Königs.
Die ganze Armee ist in 4 Divisionen eingetheilt. Sie besteht aus: 14 Infanterieregimentern zu 3 Bataillons, und dreien zu 4 Bataillons, welche in Spanien sind; aus 16 Kavallerieregimentern, wovon 10 Uhlanen-, 2 Husaren-, 4 Cheveauxlegersregimenter, jedes zu 2 Eskadrons oder 4 Kompagnieen; aus dem vereinigten Ingenieur- und Artilleriekorps; zu diesem gehören: die Generalartilleriedirektion, das topographische Büreau, die Fortifikationsdirektion, die Direktion der Kadettenschule, ein Regiment Artillerie zu Fuß, ein dergl. zu Pferd, und ein Bataillon Sappeurs.
Ein Bataillon enthält 6 Kompagnieen, nämlich 1 Grenadier-, 1 Voltigeur- und 4 Füsilierkompagnieen; jede besteht aus 136 Feuergewehren, zusammen also
- 44,081 Mann Infanterie.
Ein Kavallerieregiment hat 4 Eskadrons, wovon 1 im Depot, jede zu 150 Pferden, zusammen also
- 9,600 Pferde,
und die ganze Stärke der Armee
- 53,684 Mann.
Hierbei ist die Artillerie noch nicht gerechnet, welche 156 Park-, Reserve- und Feldstücke zu bedienen hat. Die konstitutionsmäßige Starke der Armee ist 60,000 Mann. Die Bevölkerung 3,800,000.
- Uniformen.

Die Uniform der Generalität ist blau mit rothen Rabatten, und gleichen polnischen Hosen, schwarze Tschapka, alles reich mit Silber gestickt, und verziert; silberne Epaulets, Schärpe und Degenquaste; weißer Federbusch. Die Artillerie ist grün gekleidet, mit schwarzem Revers und Rabatten, weißen Unterkleidern -- französische Tracht.
Die Uhlanen sind blau, die Näthe roth, Epaulets, Patrontaschenriemen, Kuppel, Kurtka (Leibbinde) sind bei den Officieren von Gold gewirkt.
Die Infanterieuniform ist blau mit weißen Rabatten und Beinkleidern, -- französische Tracht.
Die Unterscheidungszeichen liegen in den Epaulets, vom Hauptmann abwärts trägt jeder Officier im Dienste den Ringkragen, hat aber gar keine Schärpe. -- Die Regimenter führen silberne Adler als Feldzeichen.
Die Kopfbedeckung der Grenadiere von jeder Charge ist die Grenadiermütze; bei der Infanterie und Artillerie trägt der Officier den Hut, die Manuschaft Czako's. Die Officiers der Voltigeurs unterscheiden sich durch gelbe Kragen, und tragen, so wie jene der Grenadiere, Säbel; die übrige Infanterie aber Degen.
Die Artillerie führt Musketen mit Bajonnets, welche sie bei Bedienung des Geschützes überschwenkt; rothe Epaulets, rothe Schnüre am Czako. Die Sappeurs sind weiß mit Roth; sie tragen rothe Epaulets und Bärenmützen mit rothen Federbüschen, wie die Grenadiere, dann nebst dem Schanzzeuge auch Musketen und Säbel. Die Voltigeurs haben gelbe Kragen, weiße Rabatten, rothe Aufschläge, grüne Epaulets und Schnüre, die Grenadiere und die Infanterie weiße Schnüre, weiße Rabatten, Kragen, und Aufschläge blau wie der Rock, oben mit rothen Kanten eingefaßt; die Letztern keine Epaulets. Die ganze Infanterie hat weiße Pantalons von Leinwand.
Jedes Uhlanenregiment hat eine Kompagnie Grenadiers, welche sich durch Bärenmützen mit rothen Federn und gelben (bei den Officiers goldenen) Schnüren unterscheiden, indessen die Schnüre der übrigen Uhlanen von Silber und die Federn weiß sind. Die Uhlanengrenadiere führen ebenfalls Lanzen mit weiß und rothen Fähnchen. Die leichte Kavallerie ist grün und orange, trägt Bärenmützen; die Husaren blau mit Silber und weißen Federn; die reitende Artillerie grün und schwarz mit Bärenmützen; Trompeter weiß mit rothen Rabaten u. s. f. ebenfalls mit Bärenmützen.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Warschau, den 18ten July. [2]
Die letzten Nachrichten von unserer Nationalarmee sind aus Sluck vom 8ten d. M. datirt, Ort und Datum beweisen das schnelle Vorrücken derselben. Zwischen Nieswiez und Sluck ist wieder zwischen unserer und der feindlichen Kavallerie ein hitziges Gefecht vorgefallen, in welchem der russische General Pahlen geblieben und der Kosackengeneral Platow verwundet worden ist.
Warschau, den 1sten August. [3]Unsere Armee hatte neuerlich mehrere sehr rühmliche Gefechte mit dem Feinde; bey einem der letztern war das Schlachtfeld mit Leichnamen der Kosaken, Kalmuken, Tataren und Baszkiren besät. Wir haben keinen Officier höheren Ranges verloren, und dies ganze Ereigniß hat die Ehre unserer Waffen aufrecht erhalten. Einige Flankeurs von den Ulanen haben sich bey Verfolgung des Feindes bis zum Infanteriekorps des Platow durchgeschlagen. Alle unsere Regimenter besitzen eine große Anzahl erbeuteter Ehrenkreuze feindlicher Officiere, und in großer Anzahl erbeuteter, sehr lächerlicher Kleidungsstücke und sonderbarer Waffen der asiatischen Regimenter, welche zu den schlimmsten Soldaten des Feindes gehören; kurz 3000 Mann unserer Kavallerie haben einen 6stündigen Kampf mit 8000 Kosaken, 3000 Mann regulärer Kavallerie, 2 Regimenter Jäger zu Fuß und 30 Feldkanonen bestanden. Am 14ten verfolgte das 1ste Regiment den das Dorf Czarnaluba verlassenden Feind, verjagte einen Schwarm Kosaken und brachte ihm einen beträchtlichen Verlust bey; aber hingerissen von seiner Hitze rückte es zu weit bis auf die Höhe von Romanow auf dem Wege von Nieswiez nach Sluck vor, wo ein ganzes feindliches Lager stand. Einige Kosaken- und Linienregimenter verließen das Lager und umzingelten das ganze Regiment. Dieses schlug sich jedoch tapfer durch die Feinde, erlegte, obgleich nicht mit geringem Verluste, viele derselben, und bedeckte sich mit Ruhm. Der Major Montresor ist verwundet nebst einigen anderen Officieren in Gefangenschaft gerathen. Der ganze Verlust dieses Regiments beläuft sich auf 240 Mann, so theils geblieben, theils verwundet, theils zerstreut, theils gefangen genommen sind.
Warschau, den 3ten August. [4]Nachdem die Russen den befestigten Ort Bobruynsk verlassen, ist ein Theil unserer Nationalarmee daselbst eingerückt.
Posen, den 20sten August. [5]Die Armee des Großherzogthums Warschau bildet vier Divisionen. Sie besteht aus 14 Regimentern Infanterie, jedes von 3 Bataillons; aus 16 Regimentern Kavallerie, worunter 10 Uhlanen-, 2 Husaren- und 4 Chevauxlegersregimenter, und ein vereinigtes Artillerie- und Geniekorps. Die gesammte Infanterie ist 44,084, und die Kavallerie 9600 Mann stark; sogleich beläuft sich die polnische Armee, das Genie und die Artillerie nicht mitgerechnet, auf 53,684 Mann. Der Artilleriepark besteht aus 156 Stücken.
Berlin, den 15ten September. [6]
- Unsere Hofzeitung enthält folgendes:
Der Fürst Jablonowsky hat eine Proklamation erlassen worin gesagt wird, daß 30,000 Mann neu ausgehobener Mannschaft in Polen mit den aus Spanien zurückgekommenen Regimentern und mit den bis jetzt gemachten Aushebungen die Zahl der unter dem Gewehr stehenden Polen auf mehr als 120,000 Mann erhebt.
Warschau, den 24sten November. [7]Unsere bewegliche Kolonne am Bug fügt dem Feinde fortwährend Schaden zu; aus Rapporten wissen wir, daß der Feind am 17ten die Kolonne des Majors Rzodkiewicz bey Losice attakirte, indem er bezweckte, sich Meister dieser Position zu machen. Obgleich von dem vierfach stärkern Feind mehrere Male zurückgedrängt, behauptete der Major zu Ende des Gefechts doch seine Stellung. Der Feind verlor 11 Gefangene, einen Major, einen Lieutenant, und einige Kosaken wurden ihm getödtet, noch mehrere verwundet; unser Verlust besteht in einem Officier und 20 Mann.
Der Vortrab von der Kolonne des Majors Rzodkiewicz umging in der Nacht vom 17ten zum 18ten einen 500 Mann starken Kosakenpulk, überfiel ihn, seine Uebermacht nicht achtend, zu Miendzierzsce, tödtete ihm 2 Officiere und 26 Mann, und machte 35 zu Gefangenen, worauf sich die übrigen zerstreuten.
Die russischen Gefangenen welche nach Warschau gebracht worden, haben ihre vollständige Uniformen, welche ihnen unsere Soldaten nicht abgenommen haben.
Quellen.[]
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten. 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 188. Dienstag, den 6/18. August 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 192. Sonnabend, den 10/22. August 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 199. Montag, den 19/31. August 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 212. Dienstag, den 3/15. September 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 231. Mittewoch, den 25. September/7. Oktober. 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 290 Dienstag, den 3/15. December 1812.