Poissarden.[]
[1]
Poissarden, die Fischweiber in Paris, die in der neuern Zeit durch den lebhaften Antheil, den sie an einzelnen Ereignissen der französischen Revolution genommen, eine gewisse Celebrität erhalten haben.
Saint-Aubin über die Damen der Halle, oder die Pariser Fischweiber.[]
Zu Ende des Novembers 1797 geschrieben. *) [2]
Was bedeutet jener Haufen von Furien? -- Es sind die Fisch-Damen, die zum Finanzminister gehen. -- Etwa um einen Handel zur Fischlieferung während der Fasten abzuschließen? Ich dachte mir den Finanzminister nicht so fromm; ich hielt ihn nicht einmal für einen Catholiken -- Haha! Wo kommen sie denn her? Wissen Sie denn nicht, daß Friede mit dem Kayser geschlossen ist? -- Und deshalb machen sich die Fischdamen auf den Weg? -- Um den Finanz-Minister zu umarmen -- In diesem Falle überbringen sie wahrscheinlich einen Befehl vom Directorium, zur Vollziehung eines geheimen Artikels des Vertrags; denn der Frohndienst (der Umarmung) ist ein wenig hart -- -- In der That hätte ich, ungeachtet ich nie ein liebenswürdiger Mann war, und jetzt abgelebt bin, den Bruderkuß dieser Damen, unter denen ich nie eine sah, von der man sagen könnte:
desinit in piscem mulier formosa superne
nur rückwärts annehmen mögen.
Aber abgesehen von ihren Reitzen und Umarmungen, giebt es hier eine weit ernstere Frage zu untersuchen, als man wohl glauben möchte: die nämlich: ob in einer republicanischen Regierung, die sich auf die Sitten und Achtung für die Gesetze gründet, eine Schwesterschaft von Fischweibern bestehen dürfe, die tausendmal unanständiger und gefährlicher ist, als die Brüderschaft der in Klöster gesperrten Dominicaner? Ob es nicht eine wahre Thorheit ist, in der bevölkertsten Gemeine Frankreichs, je Europens, in welcher sich das gesetzgebende Corps, das Directorium und der Schatz befinden, einen permanenten Clubb schaamloser Weiber beyzubehalten, die jeden Augenblick der Kern eines fruchtbaren Aufruhrs werden können, wie sie es mehr als einmal waren; ob es nicht durchaus unpolitisch und ungerecht ist, einem Haufen der faulsten und lüderlichsten unter dieser Schwesterschaft **) zu erlauben, überall die etwas wohlhabenden Bürger, durch Auflegung einer wahrhaft progressiven Steuer, in Contribution zu setzen? ob es mit den Sitten verträglich sey, daß Weibspersonen ohne Schaam, die, wie verkleidete Panduren aussehen, das Recht haben sollten, in alle Häuser einzudringen, wo eine Hochzeit oder eine Taufe ist, um, mit einem Blumenstrauße, Geld zu erpressen, das für die Armen weit besser angewendet wäre?
Meiner Ueberzeugung nach sollte die Polizey ernstlich daran denken, dieser dummdreisten Zudringlichkeit ein Ende zu machen, wenn man es anders vermeiden will, daß die Schwesterschaft der Fischweiber, die mehr als einmal dem ehemaligen Hofe seinen Sinn beugte, nicht auch einst die gegenwärtige Regierung in Verlegenheit bringe.
- *) Die Pariser Fischweiber sind bekannt genug, um diesen Aufsatz ohne Commentar zu verstehen. Buonaparte sollte auch einen Blumenstrauß von ihnen erhalten; er ließ sie aber mit den Worten abweisen: „er möchte keinen Strauß von Weibern nehmen, die ihn morgen so gut einem Könige, als heute ihm, geben würden." d. Ueb.
- **) Denn nur eine sehr kleine Anzahl von Fischweibern treiben dieß Bettelgewerbe; die übrigen beschäftigen sich, als gute Bürgerinnen und Hausmütter mit dem Fischhandel und mit ihrer Wirthschaft. d. Verf.