Zusammenkunft des Kaisers und des Königs von Preußen zu Pilnitz.[]
[1]
Den 27. August 1791.
Alles, was zu Pilnitz schriftlich verhandelt wurde, bestand in der Erklärung vom heutigen Tage, welche Leopold II. und der König von Preußen unter ihres Nahmens Unterschrift den ausgewanderten Grafen von Provence und Artois zustellten. Sie ging dahin:
"daß beyde Mächte die Lage, worin sich der König von Frankreich jetzt befände, als einen Gegenstand ansähen, der für alle Souverains von Europa ein gemeinschaftliches Interesse habe. Sie hofften, daß dieses Interesse unfehlbar von denjenigen Mächten werde anerkannt werden, deren Hülfe man reclamirt habe, und daß sie daher sich nicht weigern würden, in Verbindung mit ihnen die wirksamsten Mittel, nach Verhältniß ihrer Kräfte, anzuwenden, um den König von Frankreich in den Stand zu setzen, in der vollkommensten Freyheit die Grundlagen einer monarchischen Regierung zu befestigen, die den Rechten des Souverains, und dem Wohl der Nation gleich angemessen wären. Alsdann und in diesem Falle wären beyde, der Kaiser und der König von Preußen, entschlossen, unverzüglich und gemeinschaftlich mit der nöthigen Macht zu handeln, um den vorgesetzten Zweck zu erreichten. unterdessen würden sie ihren Truppen die nöthigen Befehle geben, um bereit zu seyn, sich in Thätigkeit zu setzen.
Konvention von Pillniz.[]
[2]
Der sieben und zwanzigste August 1791.
Die deutschen Fürsten waren auf den Gang der französischen Revolution billigermaßen sehr aufmerksam, um so mehr, als die Nationalversammlung sich erlaubte, Eingriffe in die Rechte mehrerer deutschen Stände zu thun, welche diese in Lothringen und Elsaß bisher gehabt hatten. Auf dem Reichstag zu Regensburg kam über diese Angelegenheit am 6ten August 1791 ein Reichsgutachten zu Stande, nachdem schon im Julius zuvor die Höfe von Wien und Berlin, dann von Madrid und Petersburg zu Pavia durch ihre Abgesandte Verabredungen getroffen hatten, deren Inhalt jedoch nicht öffentliche bekannt geworden ist. Endlich am heutigen Tag unterzeichneten der Kaiser Leopold und Friedrich Wilhelm II., König von Preußen, auf dem sächsischen Lustschloß Pillnitz folgende Deklaration:
"Se. Majestät der Kaiser und Se. Majestät der König von Preußen haben das Verlangen und die Vorstellungen des Herrn Grafen von Provence und des Herrn Grafen von Artois angehört, und erklären sich gemeinschaftlich, daß sie die Lage, in welcher sich gegenwärtig der König von Frankreich befindet, als einen Gegenstand ansehen, welcher für alle Souverains von Europa von einem gemeinschaftlichen Interesse ist. Sie hoffen, daß dieses Interesse unfehlbar von denjenigen Mächten werde anerkannt werden, deren Hilfe verlangt wird, und daß dieselben demzufolge sich nicht weigern werden, gemeinschaftlich mit Ihren genannten Majestäten im Verhältniß ihrer Kräfte die wirksamsten Mittel anzuwenden, um den König von Frankreich in den Stand zu setzen, in der vollkommensten Freyheit die Grundlagen einer monarchischen Regierungsform zu befestigen, welche sowohl den Rechten des Souverains, als dem Wohl der französischen Nation angemessen ist. Alsdann und in solchem Fall sind Ihre genannte Majestäten, der Kaiser und der König von Preußen, entschlossen, schnell, gemeinschaftlich und mit der nöthigen Macht zu handeln, um den vorgesetzten und gemeinschaftlichen Zweck zu erreichen. Inzwischen werden sie ihren Truppen die nöthigen Befehle geben, damit sie bereit seyen, sich in Thätigkeit zu setzen."
Quellen.[]
- ↑ Denkwürdigkeiten aus der Geschichte der österreichischen Monarchie. Auf jedem Tag des Jahrs gesammelt. Von G. A. Griesinger. Wien. Bey J. V. Degen, Buchdrucker und Buchhändler. 1804.
- ↑ Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.