Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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L. P. Manuel.[]

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Manuel (L. P.) Sohn eines blossen Hausmeisters, genoß aber eine gute Erziehung, ward Repetitor im Pariser Kollegium und sodann Lehrer von dem Sohne eines Banquiers, der ihm eine lebenslängliche Pension festsetzte. Mit der Errichtung der Jakobinergesellschaft ward er Mitglied derselben, bekam aber keinen Einfluß bis 1791, wo er Prokurator der Gemeine wurde. Nunmehr ließ er seiner Frechheit und seinen Kritiken gegen jede Art von Autorität freyen Lauf. Er beförderte aus ganzer Kraft die Ereignisse des 10. Augusts, erschien den 12. vor den Schranken, verlangte, daß Ludwig XVI. in den Tempel gebracht werde, und erhielt die Genugthuung, ihn selbst dahin zu führen. Als Deputirter von Paris bey dem Konvent übernahm er, dem Könige die Aufhebung des Königthums und die Errichtung der Republik zu melden. Von diesem Augenblick an, sey es, daß der Anblick des Unglücks sein Herz mit Mitleid öffnete, oder daß die Ruhe und Heiterkeit Ludwigs, die Standhaftigkeit seiner Gemahlinn, die Liebenswürdigkeit seiner Kinder alle Keime seines Verdrusses vernichtet hatte, schien Manuel von ihrer Lage gerührt, und ließ es sich angelegen seyn, sie zu mildern. Er trat von der Parthey Robespierres ab, suchte das Urtheil über Ludwig in die Ferne zu schieben, und verlangte von dem Konvent, daß das Volk vorher, in den Ur-Versammlungen vereinigt, zu Rathe gezogen werde, um zu wissen, ob es in die entschiedene Aufhebung des Königthums willige. Diese Meinungsveränderung bereitete seinen Untergang; man behauptete, daß er seinen Verstand verloren habe, und überhäufte ihn mit so viel Schmähungen, daß er genöthigt war, den 19. Februar 1793 seine Entlassung aus dem Konvent zu nehmen. Manuel zog sich in seinen Geburtsort Montargis zurück. Hier wurde er im Laufe des März von einer Rotte Wüthender angefallen, die ihn mit Steinen und Stockschlagen zu Boden warfen und für todt liegen liessen. Nachdem er diese Gewaltthat überlebt hatte, zog man ihn als verdächtig ein, und brachte ihn in die Conciergerie. Er wurde als Zeuge in dem Prozesse der Königinn verhört; aber weit entfernt, diese Fürstinn anzuklagen, lobte er ihren Muth und bedauerte ihr Unglück. Vor dem Revolutionsgericht vertheidigte er sich mit Muth und Geistesgegenwart. Als er aber seine Verurtheilung hörte, erblaßte er und viel in eine Niedergeschlagenheit, die ihn bis zu seiner Hinrichtung nicht wieder verließ. Diese geschah den 14. November 1793; er starb in seinem 42. Jahre.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Paris, vom 18. Merz. [2]

Mehrere Zeitungs-Blätter melden, der vormahlige Prokureur der Commüne und Mitglied des N. Convents, P. Manuel, sey zu Montargis bey einem Volcks-Aufstand umgebracht worden.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 27. Merz, 1793. Num. 25.
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