Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Pierre Joseph, Baron Habert.[]

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General-Lieutenant,

geb. zu Avallon in Bourgogne d. 22. Dec. 1773.

Mit 16 Jahren, und zwar nach vollendeten Studien, trat er (1. Sept. 1792) als Freiwilliger in das Bataillon der Yonne, wurde noch an demselben Tage Capitän, kurz darauf Oberstlieutenant und diente hierauf bei der Nord-Armee während der Feldzüge von 1792 - 95. Das Jahr darauf machte er die erste Expedition in Irland mit, die von Brest auslief, so wie die zweite 1798, gerieth aber dabei in englische Kriegsgefangenschaft, wovon er erst den 15. März 1800 auf sein Ehrenwort nach Frankreich entlassen und sogleich nach Aegypten geschickt wurde, um dem französischen Obergeneral Depeschen zu überbringen. Glücklich erreichte er das Ziel seiner Reise, wurde von Kleber zum Adjutanten ernannt und erwarb sich auf den Schlachtfelde von Alexandrien (21. März 1801) den Rang eines Obersten.

Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde er in den Lagern von Bayonne, Sainte und Brest von 1803 - 1805 gebraucht und diente dann beim 7. und 4. Corps der großen Armee in den Feldzügen von 1806 und 1807. Bei der Schlacht von Jena erbeutete er an der Spitze seines Regiments 6 Kanonen und eine Fahne und durchbrach die preußischen Linien. Auch in der Schlacht von Eylau, nachdem Augereau und die andern Generale seines Armee-Corps verwundet oder getödtet waren, sammelte er die Trümmer desselben, wobei ihm zwei Pferde unter dem Leibe getödtet wurden und trat nach Auflösung seiner Division in das 4. vom Marschall Soult befehligte Corps. Am 10. Juni 1807 widerstand er bei Heilsberg einem Angriffe der russischen Cavallerie und wich, unerachtet der erhaltenen Wunden, nicht einen Augenblick vom Schlachtfelde.

Nach dem Tilsiter Frieden zum Komthur der Ehrenlegion ernannt, wurde er 1808 Brigadegeneral und machte als solcher 6 Jahre lang die Feldzüge beim 3. Corps in Aragonien und Catalonien mit, wo er sehr oft eine Division befehligte. Bei der Schlacht von Tudela drängte er an der Spitze der Avantgarde den rechten Flügel der Spanier zurück und bemächtigte sich jener Stadt, wo 8 Kanonen in seine Hände fielen. Auf gleiche Weise leitete er mit Erfolg einige Angriffe bei der Belagerung von Saragossa und bemächtigte sich durch ein kühnes Manövre des Monte Torredo, so wie er auch in der Schlacht bei Maria mit der Reserve-Infanterie 6000 Spanier über den Haufen warf und bei der glänzenden Einnahme von Lerida den Oberbefehl führte. In der Schlacht bei Salces vertrieb er mit 1800 Mann und einer Schwadron Husaren 4000 Spanier aus ihrem verschanzten Lager und bemächtigte sich vieler Gefangenen. Nachdem er hierauf zur Einnahme von Tortosa kräftig mitgewirkt, wurde er von Suchet beauftragt, sich des Forts St. Felipe, auf der Straße nach Tarragona, welches zur Belagerung dieses Platzes höchst nöthig war, zu bemächtigen, was ihm durch eine Kriegslist gelang. Er hatte nämlich nur vier 6zollige Mörser bei sich, woraus man nicht anders als von unter nach oben schießen konnte. Diese ließ er, während mit der Festung parlementirt wurde, unter den Mauern derselben aufstellen. Die Infanterie rückte zugleich in den Schluchten und von der Seeküste heran. Als nun der Commandant die Uebergabe verweigerte, ließ er die Mörser losbrennen, der Sturm begann und schon eine Stunde darauf befand sich das Fort mit vielen Vorräthen in französischen Händen. Die Sieger verloren dabei nur 3 Mann. Unmittelbar darauf befehligte er den Angriff auf Tarragona, welches ebenfalls mit Sturm eingenommen wurde. Er vollführte denselben mit 18 Compagnien Elite gegen eine Besatzung von 15,000 Mann, von der 5000 niedergemetzelt wurden. Der Kaiser ernannte ihn hierauf zum Divisionsgeneral und Gouverneur von Tortosa.

Wenig Tage, nachdem er diesen Posten angetreten, zog der spanische General Andriani mit 3000 Mann von Murviedro aus, um die verschanzte Stellung bei Amposta wegzunehmen und dadurch die Verbindung der Franzosen auf dem rechten Ebro-Ufer zu unterbrechen. Jener Posten, dem 4 Compagnien Elite und 25 Cürassiere zu Hülfe geschickt wurden, leistete jedoch den kräftigsten Widerstand, und Habert, der nur 800 Mann bei sich hatte, versuchte mit denselben dem Feinde den Rückzug abzuschneiden, was glücklich ausgeführt wurde.

In der Schlacht bei Sagunt befehligte Habert den linken Flügel, gegen den der Hauptangriff des Feindes gerichtet war und trug durch seinen Muth wesentlich zum Siege bei. Auch bei der Einnahme von Valencia bewährte er diesen aufs neue, indem er den erhaltenen Befehlen gemäß, unerachtet eines doppelten Feuers der Spanier und der englischen Schiffe, durch eine Furth des Guadalaviar ging, den Feind aus dem verschanzten Lazareth verdrängte und sich mit der zweiten Division vereinigte, worauf die Uebergabe der Stadt erfolgte. Kurz darauf bekam Habert den Auftrag, die Gegend von Denia zu unterwerfen, was er mit großer Umsicht und Rechtlichkeit vollführte, indem er Ordnung und Mannszucht unter seinen Truppen aufrecht erhielt und keine Erpressungen ihnen gestattete.

Nach der verlorenen Schlacht von Salamanca und der Landung Lord Murray's bei Tarragona sahen sich die Franzosen genöthigt, einen Theil des Königreichs Valencia zu räumen und eine feste Stellung hinter dem Xucar einzunehmen. Habert schlug sein Hauptquartier in Alzira auf; 2 Infanterie-Regimenter lagerten vor der Stadt und hatten ihren Vortrab auf der Straße nach San Felipe vorgeschoben, während die Artillerie, die Reiterei und das 117. Infanterie-Regiment die Reserve bildeten. Der Herzog del Parque rückte mit 12,000 Spaniern vorbei, während die Division des Fürsten von Anglona auf der großen Straße sich näherte, eine dritte sich auf Alzira warf und Ellio die französische Division Harispe beschäftigte. Habert, durch Recognoscirungen von der Ankunft des Feindes unterrichtet, traf nach allen Seiten die nöthigen Vorkehrungen und griff selbst an der Spitze einer Escadron Husaren und des 14. Linien-Regiments den Fürsten von Anglona an, warf ihn nach Carxagente zurück, und drang zugleich mit dem Feinde hinein, wobei die Spanier, unerachtet ihrer großen Ueberzahl, 1500 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen verloren. Der glückliche Erfolg dieses Treffens, so wie die Aufhebung der Belagerung von Tarragona, wozu Suchet die Engländer unter Murray gezwungen hatte, sicherte den Franzosen den ruhigen Besitz von Arragonien bis zu der Zeit, wo die Engländer sich von Madrid aus der französischen Grenze näherten, was Suchet nöthigte, nach Catalonien über den Ebro und Llobregat zurückzugehen, wobei Habert den Nachtrab führte.

Als Commandant von Nieder-Catalonien und Befehlshaber von Barcellona wurde Habert, nach Suchet's Abreise, in letzterer Stadt blokirt, und that dabei mehrere glückliche Ausfälle. Nach der ersten Wiedereinsetzung Ludwigs XVIII. übergab er sein Gouvernement dem General Copons und kehrte mit seiner Division, die sich in dem besten Zustande befand, nach Frankreich zurück. Der König verlieh ihm das Großkreuz der Ehrenlegion. Während der hundert Tage übertrug ihm der Kaiser das Commando über die 2. Militär-Division und später das der zehnten. In der Schlacht bei Ligny (16. Juni) nahm er zweimal das Dorf St. Amand, wurde zwei Tage darauf bei Wavres schwer verwundet und befindet sich seitdem ohne Anstellung.


Quellen.[]

  1. Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.
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