Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Philidelphia.[]


Philadelphia,[1] Hauptstadt in der Freystaat Pensylvanien in Nordamerica, nicht weit von dem Zusammenfluß des Delaware und Schuylkill. Sie ist in einer Ebene sehr regelmäßig angelegt. Nach des Stifters Wilh. Penns Plane sollte sich die Länge der Stadt von Delaware bis an und über den Schuylkill auf 2 Engl. Meilen, und die Breite am Delaware hinauf aus 1 Engl. Meile erstrecken. Der Handel und der schiffbare Delaware Fl. machten aber, daß alle Gebäude vorzüglich an diesem angelegt wurden, und bey der wachsenden Menschenzahl immer neue Strassen weiter gegen Westen entstunden. Bis jetzt besteht die Stadt aus 12 sehr langen angebauten Strassen, die von Norden nach Süden laufen, und 10 Strassen, welche die vorhergehenden in geraden Winkeln von Osten nach Westen durchschneiden. Denn alle Strassen sind ganz gerade gezogen, und 50 bis 60, die High Street 100 Fuß breit. Eine Menge kleiner enger Strassen ziehen sich aber zwischen den größern durch. An die Nordseite der Stadt gränzt die Vorstadt Northern Liberties, und an die Südseite Southwark. Da nun die Stadt weder Mauern noch Thore hat, so erstrecken sich die drey ersten Strassen vom Flusse an längst demselben über 2 englische Meilen von Norden nach Süden. Die meisten Häuser sind 2 oder 3 Etagen hoch und von Backsteinen erbaut, doch findet man jetzt schon sehr ansehnliche große steinerne Gebäude. Die Strassen sind gut gepflastert und haben zu beyden Seiten Erhöhungen und breite Steine für die Fußgänger. Man theilt Philadelphia in 18 Quartiere, davon gehören 12 für die eigentliche Stadt, und 6 für die angebauten Vorstädte. Die Zahl der Häuser beträgt schon gegen 10,000 und die Zahl der Einwohner im Jahr 1801 72,136, mit Einschluß von Southwark; hievon sind wenigstens ein Drittel Deutsche. Die Stadt ist der einzige Hafen von Pensylvanien, durch den Fluß Delaware, welcher bey der Stadt 1 engl. Meile breit ist, und 6 bis 7 Faden Tiefe hat, im Winter aber 1 - 2 Monate zufriert. Die Schiffe liegen während dieser Zeit bey der kleinen Insel Reedy, 9 Meilen südlich, vor Anker. Längs der ganzen Stadt sind am Flusse eine Menge von Kaien, wo die Schiffe sicher liegen und laden können. Die Stadt ist des Nachts erleuchtet. Wegen ihrer zum Theil niedrigen und sumpfigen Lage hält man sie für ungesund; das gelbe Fieber hat schon oft daselbst Verheerungen angerichtet. Zu den öffentlichen Anstalten gehören das große Pensylvania-Hospital, mit welchem ein Findelhaus verbunden ist, mehrere andere Armenhäuser, das Arbeitshaus, das sehr weitläufige, schöngebaute und gut eingerichtete Gefängnis, die öffentlichen Schulen, die 2 beträchtlichen Bibliotheken, gelehrten Gesellschaften, unter denen sich die Amerikan. Philosoph. Gesellschaft auszeichnet, die 31 Buchdruckereyen xc. Unter mehrern Manufakturen zeichnen sich aus die Schiffbau, die Seilerbahnen, Papiermanufakturen, Kutschenfabrik, Kattundruckereyen, Hutfabriken, Gerbereyen, Nägelfabriken xc. Sie würden noch ungleich blühender werden, wenn nicht die theure Lebensart in dieser Stadt und der dadurch sehr hohe Taglohn Hindernisse in den Weg legten. Der Handel ist von großer Wichtigkeit; im J. 1796 liefen 1,625 Schiffe in, und 1,623 aus dem Hafen. In der Stadt und den Vorstädten sind 28 Kirchen von 14 christlichen Religionsverwandten und 1 Judenschule. Im J. 1777 wurde sie zwar von den Englischen Truppen eingenommen; aber im folgenden Jahre wieder verlassen. Von 1790 bis zu Ende 1800 war Philadelphia der beständige Sitz des Präsidenten des Congresses und der vornehmsten Regierungscollegien, des General-Postamtes und der Münze der Vereinigten Staaten von Nordamerika gewesen. Mit 1801 eröffnete aber der Congreß seine Sitzungen in der Bundesstadt Washington.


Die Grafschaft Philadelphia liegt zunächst um die Hauptstadt, hat 6 Quadratmeilen Flächeninhalt, u. schon nach der Zahlung im J. 1790. 11,871 Menschen, ohne die Stadt mit zu rechnen. Sie sendet 5 Abgeordnete zur Generalversammlung des Staats.


Southwark.[]


Southwark, südliche Vorstadt von Philadelphia in Nordamerika, welche größtentheils gut gebaut ist, beträchtlichen Handel hat, und mit jedem Tage zunimmt. Im Jahr 1801 zählte man schon über 13000 Einwohner in derselben.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

London, vom 29 Wintermonat. [2]

Briefe aus Neu-York vom 19ten des vorigen Monats sagen, man habe daselbst durch Berichte aus Philadelphia vom 16ten erfahren, daß die graßirende Seuche, das gelbe Fieber genannt, in dieser Stadt bey 3000 Personen weggeraft habe, und daß ungefehr 23000 Personen diese Stadt verlassen haben. Die ausserordentliche Hize habe sehr viel zu der verheerenden Plage beygetragen; doch seyen auch viele Personen mitten unter den Kranken von dieser Krankheit unberührt geblieben.


1812.[]

Paris, den 30sten Oktober. [3]

Im Journal de l'Empire liest man folgende Artikel aus amerikanischen Häfen:

Philadelphia, den 17ten September.

Gestern passirte das 2te Bataillon des vom Obersten Pierce angeführten Regiments, 500 Mann stark, mit Wagen durch unsere Stadt. Am Freytage sahen wir auch Kavallerie, die nach Kanada bestimmt war.


Geburts- und Sterbe-Listen der Stadt Philadelphia.[]

[4]
Geburts- und Sterbe-Listen der Stadt Philadelphia, nach den verschiednen Religions-Verwandten. Vom vorigen Jahre.

Die Geburts- und Sterbe-Listen einer Stadt, die als die erste in dem Nord-Americanischen Freystaaten, als der Sitz des Congreßes, und durch andre Merkwürdigkeiten die vorzügliche Aufmerksamkeit des Statistikers auf sich zieht, sind auch für den Ausländer von Intereße. Die hier nachstehenden, die uns von Philadelphia unmittelbar zugesandt worden, zeichnen sich durch eine besondre Genauigkeit aus.

In der Stadt Philadelphia sind vom 1sten August 1795 bis zum 1sten August 1796.

Geboren. Gestorben. mehr geb.
Namen der Secten Knaben. Mädchen Summe. Männlich Weiblich Summe. oder gest.
Teutsche Luthersche Kirche -- -- 178 181 359 149 146 295 Geb. 64
Teutsche Reformirte Kirche -- -- 100 98 198 71 84 155 Geb. 43
Christi und St. Peters-Kirche -- 91 86 177 115 103 218 Gest. 41
St. Pauls-Kirche 38 42 80 26 20 46 Geb. 34
Quäker od. Freunde -- -- 152 167 319 98 112 210 Geb. 109
Catholische Kirchen.
St. Marias -- 195 188 383 120 97 217 Geb. 171
Heil. Dreyeinigkeits -- -- 59 61 120 35 27 62 Geb. 58
Erste Presbyterianische Kirche 27 25 52 26 24 50 Geb. 2
Zweyte -- -- 51 45 96 41 37 78 Geb. 18
Dritte -- -- 61 63 124 73 61 134 Gest. 10
Schottländische Presbyterianer 22 17 39 14 11 25 Geb. 14
Aßociirten Kirche 3 4 7 3 3 6 Geb. 1
Freye Quäker -- 9 8 17 20 11 31 Gest. 11
Mährenbrüder -- 3 6 9 1 8 9 -- --
Schwedische Kirche 26 19 45 40 39 79 Gest. 34
Methodisten -- 15 17 32 12 11 23 Geb. 9
Baptisten -- 25 27 52 21 26 47 Geb. 5
Universalisten -- 1 3 4 1 3 4 -- --
Juden oder Ebräer 1 2 3 2 1 3 -- --
Africanische Englische Kirche -- 7 8 15 0 0 0 Geb. 15
Töpfers- ) Weiße 209 190 399 200 165 365 Geb. 34
Acker ) Schwarze 157 160 317 120 106 226 Geb. 91
Total-Summe 1430 1417 2847 1188 1095 2283 Geb. 564


Wenn man die Mortalitätslisten andrer Städte, die bey gleich großer Bevölkerung eine überwiegende Sterblichkeit haben, mit denen von Philadelphia vergleicht, so kann man nicht umhin die geringe Mortalität dieser letztern Stadt zu bewundern, die einen jährlichen Zuwachs ihrer Volksmenge erhält. Die Bestimmung und Untersuchung dieser Eigenschaft, durch die sich Philadelphia so glücklich auszeichnet, gehört nicht hierher; wir müßen aber bemerken, daß verschiedne dieser Secten Fremden die Beerdigung in ihren Begräbniß-Plätzen verstatten, und daß, wenn dieß nicht der Fall wäre, die Todesfälle selten die Hälfte der Geburten übertreffen würden. Es giebt sich sehr wenige Städte, deren Einwohner sich zu so verschiednen Religionen bekennen, und so viele Secten zählen können, die dabey völlige Glaubens-Freyheit haben. Alle diese Secten sind in obiger Mortalitäts-Tabelle angeführt; man sieht daraus, daß die Teutsche Lutherische und Reformirte und die Katholische Kirche die meisten Anhänger haben, und daß demnächst die Quäker-Gemeinde die zahlreichste ist. Sonderbar ist es, daß die Juden in Philadelphia sich in so kleiner Anzahl niedergelaßen haben. Noch muß zur Erläuterung angeführt werden, daß in der letzten Rubrik dieser Tabelle alle die Geburten und Todesfälle der Familien eingeschloßen sind, die auf dem Töpfers-Acker begraben laßen. Von den Gebornen war der Zuwachs beyder Geschlechter ziemlich gleich; es wurden nur 17 Knaben mehr geboren als Mädchen. Von den Gestorbnen überstieg hingegen der Verlust des männlichen Geschlechts, den des weiblichen, um 93; gegen 20 Frauenzimmer starben im allgemeinen ohngefähr 21 7/10 Mannspersonen. -- Die Zahl der geschloßnen Ehen ist nicht bemerkt worden.

Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
  2. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 14. Christmonat, 1793. Num. 100.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 292 Donnerstag, den 5/17. December 1812.
  4. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1797.
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